»Dann mach doch mal!« Spontan ist, wenn man es selbst ausprobiert

Und täglich grüßt das Murmeltier

Wenn wir von Spontaneität sprechen, meinen wir damit immer das, was jetzt ist, nicht das, was sein wird. Sie können nicht planen. Wer spontan sein will, muss sich zwangsläufig in unerwartete Situationen begeben. Und das machen Sie ab sofort.
Wie das geht, kommt jetzt. Wir starten erst mal einfach und sicher. Neue Verhaltensweisen lernen - und nichts anderes ist Spontaneität -, trainieren Sie anfangs am besten in einem sicheren Rahmen, wo Sie sich mit einer Art Sicherheitsnetz ausprobieren können, die Folgen Ihres Handelns also nicht so schwer wiegen. Egal was passiert, es wird schon nicht so dramatisch sein.
Kennen Sie den Film »Und täglich grüßt das Murmeltier«? In dieser Komödie ist Schauspieler Bill Murray alias Phil Connors, ein mürrischer TV-Wetteransager, in einer Zeitschleife gefangen. Und das ausgerechnet an dem Tag, den er am meisten hasst, weil er vom Murmeltiertag berichten muss, einem Wetterritual, das eine kleine Stadt alljährlich veranstaltet. Dieser eine Tag wiederholt sich immer und immer wieder. Phil hängt in einer Zeitschleife fest. Egal, was passiert, er erwacht jeden Morgen wieder an genau demselben Tag mit denselben Radionachrichten und demselben Wetter. Er beginnt, mit der Situation zu spielen, da er weiß, was die Ereignisse des Tages bringen werden: Was sein Gegenüber antwortet, welches Auto bei Rot über die Ampel fährt, welche Unfälle passieren. Seine große Liebe und den Ausweg aus der Zeitschleife findet er jedoch erst, als er aufhört zu planen.
Im echten Leben gibt es keine Zeitschleifen. Aber oft fühlen wir uns so, als wären wir in einer Zeitschleife gefangen. Wo haben Sie das Gefühl, dass sich nichts ändert? Wo läuft alles so wie immer? Genau das sind die Situationen, in denen Sie mit dem Training beginnen können. Die langweiligsten Situationen eignen sich hervorragend, um trittsicher die ersten kleinen Schritte in ein spontaneres Leben zu wagen. Der nächste Einkauf kann zum Abenteuer werden. Sie betreten den Supermarkt und nehmen nicht den normalen Weg wie immer: Einkaufswagen holen - Obst- und Gemüseabteilung - Kaffeeregal - Milchprodukte - Fleischtheke - Backwaren - Drogerieartikel - Spirituosenabteilung - Saftsammelsurium - Zeitschriftenständer - Kasse - Parkplatz. Beim nächsten Einkauf ergründen Sie den Supermarkt Ihres Vertrauens ganz spontan. Erleben Sie Abenteuer bei Aldi, Lidl, Edeka und Co. Das geht schon beim Parken los. Sie fahren diesmal nicht auf dem Parkplatz minutenlang im Kreis, um hoffentlich in nächster Nähe zum Eingang zu parken, sondern nehmen spontan den ersten Parkplatz, der sich Ihnen anbietet. Einen Einkaufswagen schnappen und rein in den Laden. Sie haben Ihren festen Weg im Kopf? Vergessen Sie ihn. Sie haben Ihren Einkaufszettel, das reicht. Jetzt versuchen Sie, Ihren gewohnten Weg mal rückwärts zu gehen, also andersrum, das heißt, Sie fangen mit dem Ende Ihres Weges an und arbeiten sich langsam zurück zum Anfang. Vielleicht starten Sie auch vom Zeitschriftenstand aus, das ist wahrscheinlich nicht der Weg, um Zeit zu sparen, aber egal, die Zeit nehmen Sie sich heute, Sie wollen ja was erleben. In einem Regal, an dem Sie sonst nie vorbeikommen, gibt es japanische Nahrungsmittel. Exotische Verpackungen und ebenso exotische Namen. Wow, Sie kaufen etwas davon, und abends gibt es mal was anderes als die schnell gekochten Nudeln oder die Tiefkühlpizza. Oder Sie entdecken ein ganzes Regal mit mindestens 15 verschiedenen Toastsorten. Hatten Sie gewusst, dass es so viele gibt? Sie beschließen, die nächsten Wochen jeden Morgen einen anderen Toast zu testen. Oder nehmen Sie bei jedem Besuch im Supermarkt einen anderen Weg. Alle führen zur Kasse, aber jeder verheißt ein anderes Abenteuer. Supermarkt - ich komme!
Vielleicht wird auch Ihre nächste Bahnfahrt zur Expedition. Anstatt durch den ganzen Zug zu laufen, bis Sie einen Platz finden, wo Sie möglichst ungestört sitzen, suchen Sie sich einen Platz neben einem Mitreisenden, der Ihnen interessant erscheint. Oder andersrum, Sie sitzen schon im Zug und sobald am Bahnhof viele Menschen einsteigen, starren Sie nicht mehr mit möglichst unsympathischem Gesicht auf Ihre Zeitung und legen all Ihr verfügbares Gepäck auf den Sitz neben sich. Nein, Sie räumen den Platz frei und lächeln die Einsteigenden interessiert und freundlich an. Dann beginnen Sie ein Gespräch mit dem Menschen, der sich neben Sie setzt.
In welchen Momenten können Sie Ihre ausgelatschten Anti-Spontaneitäts-Wege verlassen? Was kann denn schon passieren, wenn Sie einen anderen Weg durch den Supermarkt einschlagen? Wie schlimm ist es wirklich, wenn Sie 30 Minuten lang neben jemandem im Zug sitzen? Wenn es gut läuft, haben Sie eine neue Bekanntschaft gemacht, und wenn es schlecht läuft, sitzt vielleicht ein verschwitzter Menschen ein Weilchen neben Ihnen. Auf jeden Fall aber haben Sie spontan gehandelt. Trainieren Sie in Situationen, in denen die Folgen Ihres spontanen Handelns kalkulierbar sind. Am Ende des Buches werden Sie kein Sicherheitsnetz mehr brauchen, da Sie sich sicher fühlen.
In der Regel kommen die Erwartungen, in einer bestimmten Situation spontaner zu reagieren, nicht von außen. Unsere eigenen Erwartungen spielen eine viel größere Rolle als unser Umfeld. Wir erwarten von uns selbst, spontaner aufzutreten, und ärgern uns, wenn wir nicht so reagiert haben, wie wir es uns gewünscht hätten. Und genau das ist Ihre nächste Chance. Sie sind Ihr eigener Spontaneitäts-Trainer: Sie dürfen es sich erlauben, auch mal nicht »richtig« zu handeln oder einen »Fehler« zu machen. Das gehört zum Training. Und über kurz oder lang werden Sie auch viel kreativer und spontaner mit Situationen umgehen, die nicht planbar sind oder vom Plan abweichen.
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Aller Anfang ist schwer.
Auch nach all den Jahren Improvisationstheater kämpfe ich immer wieder mit meinen eigenen Anti-Spontaneitäts-Wegen und muss hin und wieder an mir arbeiten. Ich wohne in einem kleinen Vorort von Hamburg. Und da ich kein Auto besitze, fahre ich S-Bahn. Auf meinen täglichen Wegen hat sich schon so etwas wie eine Routine eingeschlichen. Ich komme zum Bahnhof, gehe eine Treppe runter und eine andere wieder rauf zu den Gleisen, um in den ersten Wagen des Zuges, der einfährt, einzusteigen. Er hält an der Station, an der ich aussteigen muss, um ins Theater zu kommen, genau vor der richtigen Treppe, die zu meinem Anschlusszug führt.
So weit, so gut. Solche Abläufe kennt jeder von uns. Doch was passiert, wenn wir diese Routine auf einmal durchbrechen müssen? Durchbrechen wollen? Ich habe fünf Tage lang auf einer Messe in Hamburg moderiert. Und um bei der Anfahrt Zeit zu sparen - ich schlafe gerne lang -, musste ich nicht in den ersten Wagen einsteigen, sondern in den letzten. Ich musste mir also ganz einfach nur merken: Statt erster Wagen ab heute letzter Wagen. Ich dachte, das sei ganz einfach... Erster Tag: Ich gehe die eine Treppe nach unten, die andere wieder rauf, steige in den ersten Wagen ein und denke mir, als ich an der Messe angekommen bin: Oh Mann, du wolltest doch in den letzten Wagen einsteigen.
Zweiter Tag: Ich gehe die eine Treppe nach unten, dann die andere nach oben, steige in den ersten Wagen und bemerke, als die S-Bahn losfährt, dass ich doch in den letzten Wagen einsteigen wollte. Immerhin schon ein Fortschritt: Es fällt mir ein, bevor ich an der Messe angekommen bin.
Dritter Tag: Ich gehe die eine Treppe nach unten, nehme die andere nach oben und denke, als ich oben ankomme, dass ich doch hinten einsteigen muss. Ich mache mich auf den Weg zu dem Haltepunkt des letzten Wagens, komme aber nur bis zum vierten Wagen, da mir sonst die S-Bahn davonfahren würde. Ein kleiner Triumph.
Vierter Tag: Ich gehe die eine Treppe nach unten, nehme die andere nach oben und erinnere mich schon auf der Treppe, dass ich hinten einsteigen muss. Ich gehe schneller. Oben angekommen, laufe ich am Bahnsteig sofort zurück und schaffe es gerade noch bis zum letzten Wagen, bevor die S-Bahn losfährt. Ich bin glücklich.
Fünfter Tag: Ich gehe schon zu Hause zügig los. Im Bahnhof nehme ich die eine Treppe nach unten und die andere nach oben. Schnurstracks gehe ich zum Haltepunkt des letzten Wagens. Die S-Bahn fährt ein, und ich steige in den letzten Wagen. Ich bin begeistert.
Sechster Tag: Ich denke nicht. Ich gehe die eine Treppe nach unten, steige die andere nach oben und gehe direkt zum letzten Wagen. Als ich in der S-Bahn sitze, fällt mir auf, dass ich heute frei habe und gar nicht zur Messe muss. Ich juble trotzdem!

»Entschuldigen Sie, könnten Sie mich bitte duzen!«

Ein Workshop mit einer Firma. Einige siezen sich, andere duzen sich. Wir führen zu Beginn unserer Trainings immer das »Arbeits-Du« ein, für den Zeitraum des Workshops duzen wir uns also alle und sprechen uns mit Vornamen an. Am Ende der Veranstaltung wird diese Regel wieder aufgehoben und alle machen wieder weiter wie zuvor. Funktioniert prima und erleichtert das Arbeitsklima immer wieder ungemein.
Bei diesem Workshop aber sollte es anders kommen: Der 65-jährige Geschäftsführer wollte nicht geduzt werden. Kein Problem für uns - alle anderen stimmten zu. Der Workshop begann, es wurde viel gelacht, und zunehmend entwickelte sich eine spontane Atmosphäre. Nach einer Weile kam der Geschäftsführer zu uns und flüsterte: »Bekommen Sie es irgendwie hin, dass man mich auch duzt? Ich bin der Stefan.«
Kommt Ihnen das vielleicht bekannt vor? Zuerst weigert man sich mitzumachen oder lässt sich nicht auf die Regeln ein - und nach einiger Zeit ärgert man sich, nicht von Anfang an dabei gewesen zu sein.
Alle unerwarteten Situationen lassen sich auf folgendes Grundschema reduzieren:
Sie finden sich in einer Situation wieder, die Sie nicht erwartet haben.
040 Sie müssen diese Situation akzeptieren. Denn sie existiert, ob Sie wollen oder nicht.
041 Sie müssen spontan reagieren.
042 Sie müssen aus dem Moment heraus handeln, Planung ist nicht möglich.
043 Sie müssen eine Entscheidung treffen, ohne die Folgen oder mögliche Fehler absehen zu können.
044 Sie müssen präsent sein und die Verantwortung für Ihre Entscheidung und Ihr Handeln übernehmen.
Hilfe! Was tun? Wir geben Ihnen drei (3) Regeln mit auf den Weg.
Nur drei? Ja, nur drei! Sie könnten auch mehr Regeln bekommen (oder denken Sie sich selber welche aus). Aber wir sind der Meinung, dass die Drei eine schöne Zahl ist und man sich drei Regeln einfacher merken kann als beispielsweise 7 oder 18 oder 512. Eine Regel wäre ausreichend, aber das sähe dann irgendwie nicht so professionell aus.

TROMMELWIRBEL!
DER HIMMEL VERDUNKELT SICH!
EIN BLITZ ERHELLT DEN HORIZONT!
EIN SCHEINWERFER FÄHRT SUCHEND DEN HIMMEL AB!
NEBEL WABERT ÜBER DEN BODEN!
DA PLÖTZLICH ERSCHEINT IN FLAMMENSCHRIFT AM FIR-MAMENT:
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EIN RAUNEN GEHT DURCHS PUBLIKUM. STIMMENGEWIRR.
»Das ist alles?«
»Das kann sich ja sogar mein Mann merken.«
»Hat das schon mal jemand den Politikern gesagt?«
DAS STIMMENGEWIRR GEHT ÜBER IN EINEN JUBELCHOR!

So ist das immer, wenn wir unsere Regeln vorstellen. Ehrlich. Ungelogen.
Es ist egal, welche der Regeln Sie zuerst anwenden. Alle hängen miteinander zusammen, voneinander ab und bedingen sich gegenseitig. Sie sind spontan! Das ist das Erste, was Sie wissen müssen - und wollen müssen!
Spontaneität ist wie eine Tür, die Sie immer übersehen haben, an der Sie dauernd vorbeigegangen sind. Wie gelingt es Ihnen, diese Tür zu öffnen? - Nicht nur einen kleinen Spalt, nein, Sie sollen die Tür aufreißen und hindurchgehen.
Stellen Sie sich einen langen Korridor vor. Am Ende ist die Tür, durch die Sie sonst immer gehen. Dahinter wartet Ihre gewohnte Welt mit Ihrem gemütlichen Sofa auf Sie. Links und rechts entlang des Gangs befinden sich weitere Türen. Die haben Sie noch nie bemerkt. Sie hatten ja immer Ihren Plan und wussten, wohin Sie wollen. Wenn Sie ab jetzt offen für den Moment sind, wenn Sie nicht mehr alles vorausplanen, werden Sie das erste Mal vor einer dieser Türen stehen bleiben und sich wundern, wo sie auf einmal herkommt, und sich vor allem aber fragen, wohin sie führt. Gut, Sie haben die Tür entdeckt. Aber sie öffnen? Ich? Warum denn ich? Sagen Sie einfach Ja und öffnen Sie die Tür. Jetzt - ohne zu zögern.
»Ja, aber wenn ich einen Fehler mache, indem ich durch diese Tür gehe? Vor mir ist doch noch niemand da durchgegangen. Warum sollte ausgerechnet ich das jetzt tun?«
Egal. Werfen Sie Ihre Bedenken über den Haufen und gehen Sie durch diese Tür, denn Sie werden erst wissen, ob das ein Fehler ist, wenn Sie auf der anderen Seite sind. Betreten Sie Neuland, entdecken Sie, was hinter der Tür auf Sie wartet. Überraschen Sie sich selbst. Sie werden nach dem Öffnen erst einmal Ihre Komfortzone und Ihre persönliche Sicherheit aufgeben, aber nach und nach immer mehr Sicherheit gewinnen. Aber auf jeden Fall wartet die Spontaneität auf Sie.
Wissen Sie, wie Sie leichter durch die Tür kommen? Stellen Sie sich einfach vor, dass an der Tür ein Zettel hängt, auf dem »Zutritt verboten« steht. Und schon können Sie gar nicht mehr anders, als die Tür zu öffnen.
Aber langsam. Bevor Sie weiterlesen, müssen Sie erst unsere Sicherheitshinweise lesen, akzeptieren und unterschreiben.
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Sicherheitshinweise

Liebe Leser, herzlich willkommen auf unserem Flug in die Welt der Spontaneität. Wir möchten Sie an dieser Stelle kurz mit unseren Sicherheitsvorkehrungen vertraut machen.
Als Erstes tragen Sie nachfolgend bitte Ihren Namen und Ihre Telefonnummer ein:
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Bitte schnallen Sie sich nicht an, die Gurte sind demontiert, damit Sie in Bewegung kommen. Im Falle eines plötzlichen Komfortverlustes können wir Ihnen leider nicht helfen. Selbst wenn Sie das Buch weglegen, Ihr Gehirn wird auch ohne Auftrag weiterarbeiten. Das Gehirn lässt sich nicht abschalten. Es wird Ihnen keiner Bescheid sagen, wenn es Zeit ist, spontan zu sein. Es gibt keinen Notausgang. Sollten Sie Hilfe benötigen, wenden Sie sich an sich selbst oder rufen Sie die oben aufgeführte Telefonnummer an. Dort wird man Ihnen schnell weiterhelfen können.
Sie werden sich in unerwartete Situationen begeben und sie gelassen bewältigen, so lange, bis Ihnen das Unerwartete keine Angst mehr macht. Sie werden die Erfahrung machen, dass Sie sich auf sich selbst verlassen können. Auf dem Weg in die Welt der Spontaneität müssen Sie jedoch Ihre persönliche Komfortzone verlassen.
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Vom Sofa in die Achterbahn

Mit der Komfortzone meinen wir all das, was hinter der gewohnten Tür auf Sie wartet, alles, was spontan Gedanken wie diese bei Ihnen auslöst: Ach, das mache ich mal so wie immer, oder: Oahh! Hier fühle ich mich wohl, ich leg mich mal hin, mach’ die Augen zu und entspanne mich ein wenig.
Machen Sie die Augen zu und stellen Sie sich ein Rentnerpaar vor. Sie sind einer der beiden. Es ist Sommer, das Fenster ist geöffnet, ein Kissen mit einer aufgestickten Katze und eines mit einem aufgemalten Pudel liegen fein säuberlich auf dem Fensterbrett, so dass Sie Ihre Arme gemütlich darauf verschränken können, sogar nach Stunden lehnen Sie bequem am Fenster. Aus sicherer Distanz schauen Sie sich an, was draußen so passiert. Sie sind nicht persönlich ins Geschehen involviert, nur wenn etwas nicht nach Plan läuft, wird der Ordnungsdienst angerufen oder der eine oder andere Passant auch mal ganz mutig direkt vom Fenster aus ermahnt: »Hallo, die Flasche dürfen Sie aber nicht in den Mülleimer werfen, die gehört ins Altglas.« Dann schließen Sie ganz schnell das Fenster und warten, was passiert.
Machen Sie die Augen wieder auf. Das kann auch Ihre Zukunft sein, wenn Sie alles so weiterlaufen lassen wie immer, wenn Sie nicht ins Geschehen eingreifen. Stehen Sie auf, schmeißen sie das Katzenkissen zurück aufs Sofa und das Pudelkissen besser gleich in den Müll. Nehmen Sie in Kauf, es nicht mehr so bequem zu haben, und entsorgen Sie die Flasche selbst im Altglascontainer. Rufen Sie niemanden an, wählen Sie nicht den Publikums-Joker. Gehen Sie direkt über »Los« und bleiben Sie nicht stehen. Gehen Sie übers Ziel und kassieren Sie einen Sack voll Spontaneität.
Spontaneität braucht Bewegung. Klemmen Sie sich Ihr Katzenkissen unter den Arm - ein bisschen Sicherheit muss sein. Tauchen Sie in Ihre eigene Erlebniswelt ein. Es wird aufregend, es wird anstrengend und es bringt Spaß. Gut, Spaß können Sie auch auf dem Rummelplatz haben, aber nicht gratis. Da müssen wir Geld ausgeben, um Herzklopfen zu kriegen. Wir gehen ins Kino oder schauen uns neuerdings sogar 3-D-Filme an, um in neue, fremde Welten einzutauchen. Abenteuerurlaube und Erlebniswochenenden können Sie sogar beim Kaffeehändler und beim Discounter um die Ecke kaufen. Sparen Sie lieber das Geld und buchen Sie stattdessen Ihr eigenes spontanes Leben, das ist mindestens genauso aufregend. Der kleine Thrill, die kontrollierte Angst, wenn die Achterbahn den ersten Looping dreht, all das können Sie auch selbst. Denn schon bei den ersten Schritten in der Welt der Spontaneität werden Sie vielleicht Angst verspüren. Jede Veränderung ist in der Regel mit ein bisschen Angst verbunden. Willkommen in der Achterbahn Ihres Lebens. Sie suchen gerade noch den nicht vorhandenen Sicherheitsbügel, und da geht die Fahrt auch schon los.
Nun werden wir Ihnen einige kleine Übungen vorstellen, mit denen Sie trainieren können. Steigen Sie spontan in die erste Übung ein.
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Übung 1:

»Wort-Achterbahn«

Sie brauchen dazu:
• sich selbst
• optional einen Partner
• 60 Sekunden Zeit
Und so geht’s:
Lesen Sie die nachfolgenden Begriffe durch und wählen Sie einen davon aus:
Achterbahn
Disneyland
Comic
Spiderman
Superheld
Mutter Teresa
Indien
Reis
Thunfisch
Dose
Blech
Trabi
Chemnitz
Media Markt
Rot
Coke

Sagen Sie den ausgewählten Startbegriff laut vor sich hin. Danach suchen Sie spontan nach weiteren Begriffen, die Sie mit dem jeweils vorher genannten verbinden. Zum Beispiel: »Trabi« - zu »Trabi« fällt Ihnen »Auto« ein. Auch diesen Begriff sagen Sie laut. Bei »Auto« denken Sie an »Winterreifen«, bei »Winterreifen« an«Schneesturm« etc. Führen Sie eine Strichliste, während Sie die Worte aussprechen. Wie viele Begriffe kriegen Sie in einer Minute zusammen?
Wiederholen Sie diese Übung täglich eine Woche lang, das dauert nicht länger als eine Minute pro Tag. Wählen Sie jedes Mal einen neuen Oberbegriff aus der Liste. Sie werden merken, wie Sie mit der Zeit immer mehr Begriffe zu einem Startbegriff finden, denn Ihr Assoziationsradius vergrößert sich.
Sie können auch zusammen mit einem Partner in der »Wort-Achterbahn« fahren und abwechselnd zu den Begriffen, die Ihr Gegenüber aussucht, assoziieren. Oder Sie denken sich selbst welche aus. Überraschen Sie sich dabei gegenseitig. Welchen Gedankengängen folgt Ihr Trainingspartner, welche schlagen Sie ein?

Eine Variante für Fortgeschrittene:
Wenn Sie die »Wort-Achterbahn« beherrschen, können Sie einen Schritt weitergehen. Dissoziieren Sie. Das heißt, Sie dürfen ab jetzt nur noch Begriffe nennen, die mit dem zuvor genannten Begriff absolut nichts zu tun haben. Zum Beispiel: Achterbahn - Kanalisation - Erdbeerkuchen …

Was soll das?
Das Assoziieren - also das bewusste oder unbewusste Verknüpfen von verschiedenen Inhalten (in unserem Fall Begriffe) - ist eine Basistechnik, um die eigene Spontaneität zu trainieren. Wir lernen, aus einem Topf von Ideen zu schöpfen, und auch Themen, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören, miteinander in Verbindung zu setzen. Das ist beim Improvisieren ebenso wichtig wie in Situationen, in denen man schlagfertig einen verbalen Angriff parieren möchte. Diese einfache Übung trainiert Ihr Gehirn, sich jenseits der eingefahrenen Denkbahnen zu bewegen. Mit dieser Übung wärmen sich übrigens auch Improvisationsschauspieler vor ihrem Auftritt auf. 050
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Übung 2:

Foto-Assoziationen

Sie brauchen dazu:
• sich selbst
• ein Mobiltelefon mit Fotofunktion oder einen Fotoapparat
• Ihr Ja-Buch
• Lust aufs Assoziieren

Und so geht’s:
Seitdem die meisten Mobiltelefone eine Fotofunktion haben, halten wir die kuriosesten und merkwürdigsten Botschaften, denen wir auf Schildern, Plakaten, in Zeitschriften oder im Internet begegnen, per Bild fest und tauschen sie untereinander aus. Wann immer Sie an einem solchen Fundstück vorbeikommen und aus dem Bauch heraus denken: Das ist aber merkwürdig, protokollieren Sie es mit einem Foto. Später können Sie das Foto ausdrucken, in Ihr Ja-Buch kleben und Untertitel oder Bildbeschreibungen hinzufügen, die aus dem Foto und Ihrer Assoziation eine neue Bildaussage machen.
Wir schicken uns solche Fotos immer sofort per E-Mail oder MMS, versuchen neue haarsträubende Bildunterschriften zu erfinden und uns damit gegenseitig zu verblüffen. Sie können uns Ihre Bilder auch zusenden unter www.total-spontan.de und wir veröffentlichen sie auf unserer Webseite.

Was soll das?
Sie trainieren mit dieser Übung, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und Ihre Umgebung aus einem völlig anderen Blickwinkel zu betrachten. Sie bekommen einen Blick für Dinge, die nicht zueinandergehören und die Sie verwundern. Genau das macht Ihnen in unerwarteten Situationen Angst. Es passiert etwas, das nicht zu Ihrem Plan gehört. Sie können Ihr Gehirn spielerisch mit solchen Situationen vertraut machen oder sie sogar aktiv suchen. Einmal ganz abgesehen von dem Spaß, den Sie und Ihr Umfeld dabei haben werden. Wenn Sie also solch ein merkwürdiges Motiv entdecken, machen Sie erst mal ein Foto davon. Später verbinden Sie dann die gegensätzlichen Dinge miteinander, indem Sie eine kurze Bildunterschrift für das Motiv erfinden. Wir jedenfalls freuen uns immer, wenn uns jemand wieder ein ganz besonderes Fundstück zuschickt. Am Ende haben Sie ein schönes Fotobuch, das Sie allein oder mit Freunden anschauen können.
Machen wir gleich einmal einen Testlauf mit einigen unserer Fundstücke: Was fällt Ihnen ganz spontan zu diesen Bildern ein? 052
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»Endlich, der Wende-BH! Über 20 Jahre nach dem Mauerfall kommt die passende Wäschekollektion auf den Markt. Es werden sogar Ossis und Wessis berücksichtigt, da die Kollektion zwei verschiedene Farben hat.« (Gefunden auf der Webseite von Tchibo)
»Was in Österreich fein ist, verwundert die Norddeutschen.«
»In Österreich scheinen die Geschmacksnerven irgendwie anders zu sein.«
»Ich will nicht wissen, was da neben der Schafmilch noch alles drin ist.«
(Gefunden in einem österreichischen Supermarkt)
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»In manchen Bundesländern ist es nicht erlaubt, Werbung für Striptease-Kurse zu machen, daher hat man sich eine neue Bezeichnung dafür ausgedacht. Aber hinter der Tür lernen Sie alles, was Sie wissen müssen.«
»In Österreich gibt es pipifeinen Schafmilchjoghurt, in Deutschland gibt es dafür eine andere Bezeichnung für Striptease.«
(Gefunden in einem deutschen Hotel)


»Gesundheitsprobleme einfach erklärt: ›Herr Doktor, seit ein paar Wochen habe ich immer so ein fieses Gelenkrasseln.‹«
(Gefunden auf einer Webseite, die Spielzeug für Kleinkinder anbietet.)
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»Gerade in Norddeutschland ist es wichtig, dass Seefahrer das Gegen-den-Wind-Pinkeln ausreichend trainieren. Die Uni Hamburg hat sich dieses Problems angenommen und einen eigenen Seminarraum dafür geschaffen.«
(Gefunden im Geomatikum der Universität Hamburg)


»Autozug war gestern. Die Post steigt in das Geschäft mit dem PKW- Transport ein. Nach dem ersten erfolgreichen Testlauf werden sicherlich die Einwurfschlitze vergrößert, so dass auch Autos von Premiumherstellern verschickt werden können. Die Briefmarken für ein Auto kosten nicht mehr als ein Standardpäcken in die Schweiz.«
(Gefunden am Bahnhof Dortmund)
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»Das Logo und den Namen für die neue Mega-Boygroup gibt es schon. Die »saal räu men« werden sicherlich der Knaller bei der werberelevanten Zielgruppe der 12- bis 19-jährigen Mädchen.«
(Gefunden an der Wand eines Vorlesungsraumes der Universität Hamburg)


»Zweifel-Chips - der Snack für alle nachdenklichen Menschen. Für Puristen gibt es sie sogar in der Geschmacksrichtung Nature.«
»Obwohl es die Chips auch in »Nature« gibt, bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich sie wirklich kaufen soll.«
(Gefunden in einem Supermarkt in der Schweiz)
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»Rollstuhlfahrer bitte links in den Zug einsteigen, kleine und fröhliche Bären bitte rechts. Solange keiner raucht, nehmen wir jeden mit.«
(Gefunden an einem Schweizer Zugwaggon)

Lebst du schon oder planst du noch?

Wenn wir in eine unerwartete Situation geraten, haben die meisten Menschen erst einmal Angst, sich zu blamieren, in der Kürze der Zeit einen Fehler zu machen oder die Situation nicht zu meistern. Wie kann es gelingen, in solchen Momenten trotz dieser Angst gelassen zu bleiben, improvisieren zu können und schlagfertig zu reagieren, kurz, spontan zu sein? Sich der eigenen Angst zu stellen, muss man üben. Nur, wie lässt sich etwas üben, das völlig unerwartet kommt? Von dem man nicht weiß, was es ist und wann es passiert? Ganz einfach: Schaffen Sie sich selbst unerwartete Situationen.
Wir möchten, dass Sie ab jetzt so viele unsichere und unerwartete Situationen herbeiführen, wie es Ihnen möglich ist. Situationen, die Ihnen so viel Angst machen, dass Sie es gerade noch aushalten können. Wenn Sie es schaffen, sich in solchen Momenten wohlzufühlen, werden Ihnen auch komplexere Situationen, in denen Sie spontan reagieren müssen, nach und nach weniger Probleme bereiten. Es ist ganz normal, es gern sicher und bequem haben zu wollen. Aber mal ehrlich, wie viel Sicherheit gibt es denn? Werfen wir mal einen Blick in die Wirtschaft. Ein sicherer Beruf? Vor einigen Jahren hätte eine Ausbildung zum Bankkaufmann unbestritten dazugezählt. Wie sicher ist dieser Beruf heute noch? Die meisten Dienstleistungen sind computerisiert. Beraten wird man in der Regel in Callcentern. Einige der größten Banken haben fusioniert oder werden es in Kürze tun. Von dem Imageverlust durch die Finanzkrisen der letzten Jahre wollen wir erst gar nicht sprechen.
Wie sieht es mit der Sicherheit bei großen, bekannten Organisationen aus? Nehmen wir die NASA, die amerikanische Luft- und Raumfahrtbehörde. Die Missionen der NASA ins Weltall werden besonders abgesichert, die wichtigsten Systeme und Computer sind in doppelter Ausführung vorhanden, so dass das zweite System bei einem Ausfall sofort das erste ersetzen kann. Dennoch sind 1986 und 2003 zwei Space Shuttles durch zwei unterschiedliche Fehler explodiert, und die gesamte siebenköpfige Besatzung kam ums Leben. Diese fatalen Fehler sind durch einen kaputten Dichtungsring und einen kleinen Schaden in der Außenhaut entstanden.
Was denken Sie? Wenn eine der weltgrößten Marken ein neues Produkt einführt, ist doch bestimmt alles gut abgesichert, oder? Die Weltmarke Coca-Cola hat 1985 ihre Hauptmarke »Coke« im Geschmack verändert und mit dem Slogan »The New Taste of Coca-Cola« auf den Markt gebracht. Hintergrund waren die steigenden Marktanteile der Konkurrenz »Pepsi«. In direkten Geschmackstests bevorzugten die Verbraucher immer Pepsi, worauf Coca-Cola mit sehr, sehr viel Geld und nach vielen absolut sicheren Verbrauchertests die »New Coke« entwickelte, um Marktanteile zurückzugewinnen. Es wurde ein Desaster. Niemand wollte diese »New Coke« trinken. Es stellte sich heraus, dass die Tests nie die reale Trinksituation abbildeten. Im echten Leben nimmt man ja nicht - wie bei den Tests - nur kleine Schlucke und lässt die Cola noch wie Rotwein im Mund kreisen, sondern trinkt mit großen, durstlöschenden Schlucken. Schnell kehrte Coca-Cola nach massiven Verbraucherprotesten zu der alten, »Classic Coke« zurück. Seitdem bezeichnet man fehlgeschlagene Produkteinführungen manchmal als »New-Coke-Effekt«.
Nichts ist sicher. In keinem Bereich des Lebens gibt es 100-prozentige Sicherheit, nicht in der Wirtschaft, der Technik, in irgendwelchen Institutionen, nirgends. Auch für Sie gibt es diese Sicherheit nicht. Könnten wir Risiken richtig einschätzen und wären dazu noch gute Statistiker, dann würden wir uns weigern, auch nur einen Schritt vor die Tür zu setzen. Lieber würden wir an einem 11. September mit dem Flugzeug nach New York reisen, da dies auf jeden Fall sicherer ist.


Pseudo-Sicherheitssätze:
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Ihnen bleibt deshalb nichts anderes übrig, als sich dem Unerwarteten zu stellen und »Ja« zu dem zu sagen, was da kommt. Also noch mal: Wie kann es gelingen, in unerwarteten Situationen gelassen zu bleiben und spontan zu reagieren? Wie können wir dem Unerwarteten souverän begegnen?
Und an dieser Stelle kommen wir wieder zu den drei Regeln. Sie haben sich bewährt: in unserem eigenen Leben, bei unseren Kunden, bei Freunden und Kollegen. Der Einstieg in ein von Spontaneität erfülltes Leben beginnt und gelingt mit den bereits vorgestellten drei Regeln. Es ist wie gesagt egal, ob Sie alle drei Regeln gleichzeitig trainieren oder sich immer nur auf eine Regel konzentrieren. Alle drei hängen voneinander ab. Wenn Sie sich also nur eine merken oder nur eine umsetzen, werden Sie automatisch auch mit den anderen in Berührung kommen.
Manche Menschen weigern sich ja, Regeln einzuhalten. Schönen Gruß an eine meiner Kolleginnen, die immer sagt: »Warum soll ich bei Rot an der Ampel stehen bleiben, wenn keine Autos kommen. Beknackte Regel …« Sollten Sie ein Problem mit Regeln haben, verwenden Sie stattdessen das Wort »Gewohnheiten«. Ändern Sie doch einfach Ihre Gewohnheiten, das klingt wesentlich harmloser.

Gemeinsam sind wir spontaner

Wir stehen gemeinsam auf der Bühne und haben auch dieses Buch zu zweit geschrieben. Das ist wie beim Sex, die meisten Dinge bringen zu zweit mehr Spaß, darum suchen Sie sich einen Partner oder eine Partnerin, um … Nein, nicht dafür! Wir meinen das andere. Richtig: Gemeinsam spontaner zu werden.
Was danach kommt, ist Ihre Sache …
Suchen Sie sich jemanden, mit dem Sie die ersten Schritte auf Ihrem Weg in ein spontanes Leben zusammen gehen können. Das sollte ein Mensch sein, der Ihren Entscheidungen vertraut und dessen Entscheidungen auch Sie unbeirrt billigen. Wir haben immer sehr beglückende Momente, wenn wir uns gegenseitig sogar in den verrücktesten Ideen vertrauen und mit Spannung verfolgen, wo die Reise jetzt hingeht. Vertrauen in den anderen bringt uns weiter, eine skeptische Haltung trennt uns. Lassen Sie uns das gleich einmal mit der folgenden Übung ausprobieren.
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Übung 3:

Zusammen ist man spontaner

Sie brauchen dazu:
• sich selbst
• einen anderen Menschen aus Ihrem engeren Freundeskreis

Und so geht’s:
Fragen Sie einen Freund oder eine Freundin, ob er/sie bereit sei, mit Ihnen das Risiko zu teilen, einen Großteil Ihres Lebens spontan zu entscheiden und dabei auf all die Sicherheiten, die es sowieso nicht gibt, zu verzichten. Wenn Sie Ihren Partner unterschreiben lassen, dass er Sie nie rechtlich für das, was dann passiert, belangen wird, dann können Sie das auch Ehe nennen.

Eine Variante für Fortgeschrittene:
Das ist die trickreiche Spielart - ohne Sicherheitsnetz: Nehmen Sie als Partner jemanden, den Sie zwar kennen, aber überhaupt nicht mögen. Manche nennen das auch Ehe.

Was soll das?
Mit einem Sparringspartner lässt sich leichter ein neuer Weg einschlagen. Spontaneität lebt von Teamwork, man befeuert sich oft gegenseitig. Ein Wort ergibt das andere. Eine Idee bringt die nächste hervor. Mit Ihrem Partner können Sie sich über Ihre Erfahrungen austauschen. Zudem haben Sie jemanden an Ihrer Seite, mit dem Sie über Ihre Fehler lachen können. Und sollten Sie sich in eine peinliche Situationen manövrieren, dann sind Sie zumindest nicht allein. Denn wenn Sie loslegen mit Ihrer Spontaneität, werden Sie immer wieder an Grenzen stoßen, wenn Sie mit Menschen zusammenkommen, denen Spontaneität fremd ist. Das kann unter Umständen hinderlich sein, da Ihre Energie gebremst wird, weil die anderen nicht so einfach ihre Anti-Spontaneitäts-Wege verlassen können. Vielleicht fühlen sie sich von ihren gemütlichen »Komfortsofas« hochgeschreckt durch Ihre spontane Energie. Wenn Sie sich einen Partner gesucht haben, der weiß, mit welchem Thema Sie sich gerade beschäftigen, ziehen Sie am gleichen Strang. Und Sie puschen sich gemeinsam zu neuen Spontaneitäts-Höchstleistungen. Wenn Sie schüchtern sind und Ihnen am Anfang das Selbstvertrauen fehlt, unterstützt Sie Ihr Spontaneitäts-Partner dabei, diese Barrieren zu überwinden. 064