Feierabend
Null Bock auf gar nichts - und schon gar nicht spontan!
Obwohl wir wissen, dass es möglich ist, in egal
welcher Situation spontan zu sein, gibt es doch Tage, an denen man
lieber »Nein« sagt. Momente, in denen man die eigenen Macken lieber
schamvoll verstecken und sich schön an seinen Plänen festhalten
möchte. Wenn Sie sich so fühlen, dann vergessen Sie alle Regeln und
folgen Sie auch hier Ihrem Bauchgefühl. Spontaneität soll nur Ihren
Werkzeugkoffer um ein starkes Werkzeug bereichern. Wir sagen immer:
»Rules are Tools.« Man kann sie nutzen, muss aber nicht. Nicht
alles muss immer spontan sein.
Darüber hinaus braucht alles, was man noch nicht
so oft gemacht hat, Kraft und Energie. Wenn Ihr Energielevel
niedrig ist, Sie wenig geschlafen und womöglich noch einen Kater
haben, dann werden Sie vielleicht nicht spontan sein wollen,
sondern alles so wie immer machen. Verdammt, dann machen Sie es
genau so. Sagen Sie »Ja« zu Ihrer Stimmung. Genau das ist auch
richtig! Und selbst wenn Sie finden, dass das ein Fehler ist,
machen Sie den Fehler. Vermutlich ist dieser Moment überhaupt nicht
bereit für Ihre Spontaneität. Sparen Sie sich die Energie für
Situationen, in denen Sie wieder spontan sein können. Genauso, wie
Sie sich Freiräume geben, in denen Sie Ihre Gewohnheiten ändern,
dürfen Sie sich auch
erlauben, mal nicht spontan zu sein. Sie wissen selbst am besten,
wann, wo und wie Sie sich und Ihre neuen Ideen ausprobieren wollen
und können. In diesem Sinne: »Fuck the Rules!«
Das Verrückte ist (und das ist auch gut so): Sie
entkommen der Welt der Spontaneität nicht. Stellen Sie sich vor,
Sie haben ganz, ganz miese Laune, wirklich miese Laune. Sie können
sich da auch noch reinsteigern. Dann sind Sie viel eher im Moment
als in so manch anderen Situationen. Kein Plan kann Sie davon
abhalten, gerade diese schlechte Laune auszuleben. Was fällt Ihnen
auf? Wenn Sie ordentlich schlechte Laune haben, werden Sie
unberechenbar, und das ist auch eine Form von Spontaneität.
Verdammt, jetzt haben wir Ihnen schon wieder gesagt, was Sie tun
sollen. Darüber dürfen Sie jetzt mal echt genervt sein.
Den Mut haben, spontan durchs Leben zu gehen
Ein guter Freund fragt Sie, ob Sie nicht mit ihm
etwas trinken gehen wollen. Sie sagen »Ja« und schlagen Ihre
Lieblingsbar vor. Eigentlich wartet zuhause noch eine Menge Arbeit,
Dinge, die erledigt werden wollen. Sie schaffen es, im Moment zu
sein und nicht an zuhause zu denken, Sie lassen sich voll und ganz
auf Ihren Freund ein. Auch auf die Gefahr hin, dass es ein Fehler
sein könnte, sprechen Sie ihn auf seine neue Freundin an, die Ihnen
unsympathisch ist. Und plötzlich sprudelt es wie ein Wasserfall aus
ihm heraus, dass er froh sei, mal von seiner vermurksten Beziehung
reden zu können.
Im Büro gibt es am Kopierer einen riesigen
Papierstau, an dem Gerät geht gar nichts mehr. Irgendwo in den
Eingeweiden ist Papier mit der Mechanik zu einer Einheit
verschmolzen. Sie sind schuld. Diesmal machen Sie es nicht so wie
sonst und schleichen sich heimlich aus dem Kopiererraum, in der
Hoffung, dass ein Anderer das Problem löst. Diesmal stehen Sie mit
einen deutlichen »Ja« zu Ihrem Fehler. Und Sie versuchen, den
Kopierer wieder in Gang zu bekommen, auch auf die Gefahr hin, dass
Sie sich total vor Ihren Kollegen blamieren. Sie widmen sich voll
und ganz dem Säubern des Gerätes und lassen sich von nichts Anderem
ablenken. Schneller und einfacher als gedacht läuft das Teil
wieder. Sie sind wirklich viel beschäftigt. Vor lauter
Vielbeschäftigung gehen Sie gar nicht mehr aus. Sie spüren, dass
Sie das stört. Sie schalten innerlich auf »im Moment sein« um und
kommen an einem Plakat vorbei, das für eine Ü-30-Party wirbt.
Eigentlich finden Sie solche Partys doof und fühlen sich viel zu
jung dafür. Diesmal sehen Sie dieses Plakat nicht nur, sondern sind
neugierig und, ja, Sie gehen auch hin. Auch auf die Gefahr hin,
dass Sie einen langweiligen Abend verbringen. Letztendlich haben
Sie lange nicht mehr so viel getanzt und Spaß gehabt. Ob Sie auch
noch nette Leute kennen gelernt haben, überlassen wir Ihrer eigenen
Fantasie.
Sie haben genug gelesen. Sie wissen alles, was
Sie wissen müssen. Nehmen Sie das Unerwartete in die Hand. Sagen
Sie niemandem Bescheid und legen Sie los. Es ist Ihre Entscheidung.
Die Welt steht Ihnen offen. Wenn Sie auf Ihre Komfortzone nicht
ganz verzichten können, dann fragen Sie jemanden, ob er Ihnen
hilft, Ihr Sofa mit den Kissen nach draußen auf die Straße zu
tragen. Gehen Sie zurück zu Seite 239, Übung 25 »60 Sekunden für
die Ewigkeit« und checken Sie in
Ihrem Ja-Buch, was Sie alles aufgeschrieben haben, was Sie jetzt
sofort tun könnten. Gehen Sie zum Spiegel und lächeln Sie diesen
spontanen Menschen an, der Ihnen da entgegenschaut. So sieht ein
spontaner Mensch aus. Sagen Sie laut und deutlich »Ja« zu Ihrem
Spiegelbild. Die Welt steht Ihnen offen, Sie surfen auf der Welle
des Unerwarteten.
Machen Sie es genau JETZT!
Waren Sie beim Spiegel? Cool! Willkommen im Club.
Haben Sie Spaß. Versüßen Sie sich und anderen den Tag. Erwarten Sie
das Unerwartete, indem Sie sich selber überraschen. Ihre kleinen
Ideen machen Sie fit für ein Leben voller Spontaneität.
Machen Sie eine Sache, die Sie noch nie gemacht
haben. Schenken Sie Ihren Nachbarn Blumen oder stellen Sie endlich
die Weichen für Ihren Traumberuf, machen Sie eine sechsmonatige
Weltreise. Egal, ob es sich dabei um etwas ganz Großes handelt oder
um etwas Alltägliches wie Blumen zu verschenken. Sie können Ihre
Sehnsucht nach verrückten, spontanen Aktionen in die Wirklichkeit
bringen. Und ganz nebenbei trainieren, auf Unerwartetes zu
reagieren. In jedem Moment können Sie dem Unerwarteten
gegenüberstehen und es mit einem freudigen »Ja, und …« begrüßen,
selbst die Kontrolle übernehmen und Mut zum Fehler haben. Das, was
Sie machen, ist richtig, und Sie wissen es. Nichts kann Sie aus der
Bahn werfen, weil Sie die Bahn schon vorher verlassen haben. Sie
haben keine andere Wahl. Sicherheit gibt es nicht. Hören Sie auf
Ihren Bauch.
Outtakes von Markus und Annika
Am Anfang des Buches haben wir Ihnen ein paar
Situationen geschildert, in denen jeder von uns gerne spontaner
wäre. Was wir Ihnen nicht erzählt haben: Das sind alles Geschichten
aus dem Leben von Markus und Annika, unserem jungen Paar, das sich
nicht zwischen Mallorca und Schweden entscheiden kann. An dieser
Stelle möchten wir Ihnen - sozusagen zum Abschied - die Geschichte
von Markus und Annika in voller Länge erzählen.
Markus ist 25 Jahre alt, Grafiker, seit drei
Jahren Single. Vollkommen planlos schlendert er durch die
Fußgängerzone und trifft Annika, eine alte Schulfreundin. Spontan
verliebt er sich in sie. Er lädt sie zum Essen ein, stilvoll und
teuer. Er will alles richtig machen. Als die Rechnung kommt, sucht
er vergeblich sein Portmonee - er hat es vergessen. Während Annika
ihn noch fragend anschaut, stellt er sich auf seinen Stuhl und ruft
laut: »Ich hab’s vergeigt! Hier sitzt meine Traumfrau, ich lade sie
zum Essen ein und jetzt habe ich kein Geld zum Bezahlen. Ich bin
verloren.« Pantomimisch rammt er sich einen Dolch in den Bauch und
bricht theatralisch zusammen. Annika fällt vor Lachen auf den Boden
und übernimmt die Rechnung, die anderen Gäste klatschen Beifall.
Ganz großes Kino.
Nach zwei Monaten sind sich beide klar, dass sie
die Liebe ihres Lebens gefunden haben. Markus stellt Annika seiner
Familie bei einem Grillnachmittag vor. Annika ist aufgeregt und hat
sich mit Prosecco Mut angetrunken. Nun will sie das Eis mit ihrem
Lieblingswitz brechen. Als sie fertig ist, starrt die Familie von
Markus sie nur mit großen Augen verwundert an. Annikas Kopfkino
beginnt: Sie stellt sich vor, wie Markus neben ihr am Traualtar
steht und auf die Frage, ob er sie zur Frau
nehmen wolle, antwortet: »Ja, aber … sie kann keine Witze
erzählen!« Da holt sie die tiefe Stimme von Markus’ Vater zurück in
die Realität: »Annika, du hast die Pointe versaut.« Erst da merkt
sie, dass sie vor Aufregung den ganzen Witz verdreht hat. Der Vater
erzählt den Witz noch mal richtig und freut sich, dass seine
zukünftige Schwiegertochter den gleichen Humor hat wie er. Der
Hochzeit steht nichts mehr im Wege.
Die Hochzeitsreise geht auf eine einsame
griechische Insel, kein Hotel, keine Pension. Sie zelten wild, aber
Markus hat eine Zeltstange vergessen. Es ist warm, und sie
beschließen spontan, ohne Zelt am Strand zu schlafen. Sie entdecken
gemeinsam zehn Sternschnuppen. Es wird eine ihrer schönsten
Nächte.
Annika wird schwanger. Gemeinsam gehen sie zu
einem Klassentreffen und begegnen dort einer alten Freundin, der
Markus in seiner Freude, Vater zu werden, gleich zur
Schwangerschaft gratuliert. Sie ist aber nicht schwanger. Die
Freundin wird rot, Markus wird rot. Großes Fettnäpfchen. Er
entschuldigt sich wortreich. Eisige Atmosphäre. Nichts zu machen -
manche Themen sollte man lieber nicht spontan als Erster
ansprechen. Schwangerschaft gehört dazu. Sieben Monate später kommt
ihre Tochter Marie in einer spontanen Geburt auf die Welt. Der
erste gemeinsame Familienurlaub geht nach Schweden. Zurück in
Deutschland steht Markus eine Präsentation für eine Molkerei bevor.
Er hat alle Verpackungen neu gestaltet, inspiriert von seinen
Eindrücken aus dem Urlaub in Schweden. Bei der Präsentation vor dem
Kunden fällt sein Laptop komplett aus. Markus hadert nicht lange,
er präsentiert trotzdem. Nur er allein. Er erzählt, so wie er es
auch bei guten Freunden täte, wie ihn die schwedische Landschaft zu
dem Design inspirierte. Obwohl er kein einziges
Bild zeigen konnte, ist der Kunde glücklich und spürt, dass Markus
für den Job brennt. Die Bilder bekommt die Molkerei am nächsten
Tag. Alle freuen sich auf die gemeinsame Zusammenarbeit.
Als Marie zwei Jahre alt ist, will auch Annika
wieder arbeiten. Ihr Arbeitsplatz ist während ihrer Elternzeit frei
gehalten worden, doch sie will nicht mehr in ihrem alten Job im
Callcenter arbeiten. Sie bewirbt sich auf eine andere Stelle und
bekommt einen Termin für ein Vorstellungsgespräch. Ausgerechnet an
diesem Tag ist der Kindergarten spontan wegen Krankheit der
Erzieher geschlossen und Markus auf Fortbildung. Kurzerhand nimmt
sie die Kleine mit. Der Personalchef ist entsetzt und bricht das
Gespräch sofort ab. Sie bekommt die Stelle natürlich nicht. In den
folgenden Wochen liest Annika viel über das familienunfreundliche
Arbeitsklima ihres Ex-Arbeitgebers in spe. Selektive
Wahrnehmung?
Inspiriert von der Situation, entwickelt sie
zusammen mit ihrer besten Freundin - einer Erzieherin - ein Konzept
für eine Kindernotbetreuung. Während Annikas Existenzgründungsphase
nimmt Markus sich unbezahlten Urlaub. Zwei Monate managt er die
Familie und den Haushalt. Gerade als er sich mit Kind, Karre und
Taschen in eine vollgestopfte S-Bahn zwängen will, springt jemand
auf und hilft. Man sitzt gemeinsam den Rest der Fahrt und unterhält
sich nett. Am gleichen Abend kommt Annika etwas später nach Hause,
sie war beim Friseur und hat sich eine komplett neue Frisur machen
lassen. Markus merkt nichts. Markus sagt nichts. Annika ist
beleidigt. Sie reden drei Tage nur das Nötigste. Sie vertragen sich
wieder. Marie macht Urlaub bei Oma und Opa, und Markus und Annika
fliegen spontan auf eine griechische Insel. Als sie mit dem
Mietwagen durch die Nacht zum Hotel
fahren, sitzt auf einmal ein Kaninchen auf der Straße und starrt
in die Scheinwerfer. Gerade als Markus bremsen will, springt das
Kaninchen sehr spontan und entschlossen von der Straße. Endlich im
Hotel angekommen, setzen sie sich zusammen auf den Balkon und sehen
Sternschnuppen. Sie wünschen sich spontan dasselbe, aber was, das
wird nicht verraten.
Tür auf und raus! 10 Ideen für Mutige
Zum Abschluss noch unsere 60-Sekunden-Liste mit
zehn Ideen, was spontan zu unternehmen sein könnte. Wir starten mit
einem einfachen Schwierigkeitsgrad und steigern uns …
1. Teilen Sie uns Ihren größten Fehler unter
www.totalspontan.de
mit.
2. Setzen Sie sich bei unserem nächsten Auftritt
in die erste Reihe.
3. Grüßen Sie alle Menschen, die Ihnen im Umkreis
von einem Kilometer um Ihr Haus begegnen. Ausnahmslos.
4. Bestellen Sie im chinesischen Restaurant -
ohne in die Karte zu schauen - das Gericht, das Ihrer Hausnummer
entspricht.
5. Schlagen Sie den IKEA-Katalog auf einer
beliebigen Seite auf und nennen Sie Ihr Haustier nach dem Produkt,
das ganz oben rechts steht.
6. Kaufen Sie einem Rosenverkäufer eine Rose ab
und schenken Sie sie einem wildfremden Mann oder einer wildfremden
Frau.
7. Veranstalten Sie ein romantisches Abendessen
mit Ihrem Partner in einem Zimmer Ihrer Wohnung, in dem Sie noch
nie gegessen haben.
8a) Sie sind ein Mann und abends im Nachtleben
unterwegs. Sie sprechen die erste Frau an, die Ihnen begegnet (und
gefällt), und sagen: »Hey, eigentlich bin ich kein Mann für eine
Nacht, aber für dich würde ich eine Ausnahme machen.«
8b) Sie sind eine Frau und abends im Nachtleben
unterwegs. Sie sprechen den ersten Mann an, der Ihnen begegnet (und
gefällt), und sagen: »Hey, eigentlich bin ich keine Frau für eine
Nacht, aber für dich würde ich eine Ausnahme machen.«
9. Fahren Sie an einer Bushaltestelle vorbei und
fragen Sie eine Person, die nett aussieht, ob Sie sie nachhause
fahren dürfen.
10. Sie schicken eine Einladung für eine spontane
Party, die noch am selben Abend bei Ihnen zu Hause stattfinden
soll, an das komplette Telefonnummernverzeichnis Ihres Handys.
Jeder soll etwas zum Feiern mitbringen. Vergessen Sie uns nicht.
Wir kommen gern - ganz spontan.
Sagen Sie »Ja« zum Leben, und das Leben wird mit
Ihnen mit »Ja« antworten.