37. Kapitel
Wenn die vor ihnen liegende Aufgabe nicht so ernst gewesen wäre, hätte Carter gelacht, als Ezra erschien. Er war ganz in Schwarz gekleidet, hatte ein schwarzes Barett tief in die Stirn gezogen und trug einen schwarzen Rucksack über der Schulter. Auf Carter wirkte er wie ein Mitglied der französischen Résistance in einer alten Wochenschau.
»Ist deine Frau zu Hause?«, fragte Ezra und spähte über Carters Schulter in die Wohnung.
»Nein, sie ist zu Freunden oben im Norden gefahren. Ich fand, es sei das Beste, sie aus der Stadt zu schaffen.«
»Sie weiß also, was wir tun?«, fragte Ezra und klang nicht gerade glücklich darüber.
»Nein, überhaupt nicht.«
»Gut.«
Carter machte einen Schritt zur Seite, und Ezra betrat die Wohnung. Er schaute sich um und ging dann zum Beistelltisch neben dem Fenster, von dem aus man den Washington Park überblickte. Er setzte den Rucksack ab, der mit einem dumpfen Klatschen neben dem Stadtplan landete, den Carter auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Dann ließ er sich in einen Sessel plumpsen.
»So wie ich es sehe«, sagte Carter, nahm ihm gegenüber Platz und deutete auf den ausgebreiteten Stadtplan, »müssen wir als Erstes herausfinden, wo Arius sich versteckt.«
»Wie kommst du darauf, dass er sich überhaupt versteckt?«
»Ich weiß, dass er gesehen wurde, aber ich glaube trotzdem nicht, dass er mitten am Tag herumläuft und Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er muss irgendwo eine Art Schlupfwinkel haben.«
Ezra wirkte nicht überzeugt, schien aber bereit, sich umstimmen zu lassen. »Und wie willst du es anstellen, seinen Schlupfwinkel ausfindig zu machen?«
Carter holte tief Luft, ehe er antwortete, da er wusste, wie sich das anhören würde. »Indem wir uns vorstellen, Arius sei ein Vampir.«
Carter meinte fast hören zu können, wie Ezra innerlich die Schotten dichtmachte. Er sah Carter an, als hätte dieser den Verstand verloren. »Was zum Teufel meinst du damit?«
»Hör mir nur eine Sekunde zu«, sagte Carter, um Zeit zu gewinnen. »Sieh dir nur seine hervorstechendsten Eigenschaften an, zumindest diejenigen, von denen wir wissen. Er ist unsterblich, er hat keine Seele, er schützt seine Augen vor der Sonne und, soweit wir wissen, lebt er, um sterbliche Frauen zu verführen.«
»Ich bitte dich«, sagte Ezra, als sei er seltsamerweise im Namen des Engels beleidigt. »Und was ist mit einigen anderen hervorstechenden Eigenschaften, beziehungsweise deren Nichtvorhandensein? Er zeigt keine Neigung, Blut zu trinken, einen Smoking zu tragen oder in seinem eigenen Sarg zu schlafen. Tatsächlich schläft er überhaupt nicht, ganz zu schweigen von dem anderen Blödsinn.«
»Du hast mir nicht zugehört«, erklärte Carter. »Ich sage nicht, dass er ein Vampir ist. Versteh mich nicht falsch. Aber vielleicht ist er der Ursprung für solche Legenden und der Grund, warum sie überhaupt entstanden sind.«
»Selbst wenn du recht hättest, was du nicht hast, was dann? Wie soll uns das bei dem helfen, was wir heute Nacht tun müssen?«
»Vielleicht könnte es uns dabei helfen herauszufinden, wo er steckt«, sagte Carter so geduldig wie möglich. »Und es ist nicht auszuschließen, dass uns diese Legenden etwas darüber verraten, wie diese unseligen Kreaturen getötet werden können.«
»Mit einem Holzpflock durchs Herz?«, fragte Ezra herablassend. »Oder womöglich mit Knoblauch?« Er wand sich in seinem Sessel und stieß verächtlich die Luft aus.
Das lief überhaupt nicht gut, und Carter merkte es. Plötzlich gingen Ezra und er einander an die Gurgel, die beiden einzigen Menschen auf der Welt, die an dieses Wesen glaubten und die folglich den leisesten Hauch einer Chance hatten, es zu besiegen. Statt die Köpfe zusammenzustecken, rammten sie sie gegeneinander. Carter hielt inne, vergewisserte sich, dass er seinen eigenen Zorn unter Kontrolle hatte, und sagte dann: »Wir sind beide angespannt, und nach dem, was wir beide in deinem Apartment gesehen haben, ist das auch nur natürlich. Aber wenn wir uns nicht zusammenraufen und an einem Strang ziehen, werden wir nie Erfolg haben.« Ganz ähnliche Ratschläge hatte er seinen Mitarbeitern auf einem Dutzend Ausgrabungsstätten gegeben, wenn die Dinge plötzlich immer mehr außer Kontrolle zu geraten schienen. Und jetzt begriff er, dass das genau die Methode war, mit der er sich auch dieser Aufgabe widmen musste.
Ezra ließ sich in seinem Sessel zurücksinken und riss sich das Barett vom Kopf. Seine Stirn war schweißbedeckt. »Ich rege mich ab, wenn du es tust«, sagte er, und endlich richtete er den Blick auf den Stadtplan neben seinem schwarzen Rucksack.
»Abgemacht.«
»Also, mach weiter«, fügte er grummelnd hinzu, »zeig mir, was du mit dem Stadtplan vorhast.«
Carter schob den Rucksack zur Seite. »Koordinaten einzeichnen. Wie du siehst, habe ich bereits die Punkte markiert, an denen Arius, soweit wir wissen, bisher aufgetaucht ist.« Während Ezra ihm aufmerksam zuhörte, zeigte er auf die entsprechenden Punkte. Das Labor, aus dem der Engel nach der Explosion herausgekommen war, der Kelleraufgang, in dem die verbrannte Leiche des Transvestiten gefunden worden war, das St. Vincent’s Hospital, wo er Russo umgebracht hatte, und schließlich Carters eigene Wohnung. »Beth ist ihm unten im Foyer begegnet«, sagte Carter und unterdrückte einen Schauder, »aber als ich versuchte, ihn zu verfolgen, habe ich ihn verloren, und zwar genau hier.« Sein Finger landete auf einem Punkt direkt neben dem Krankenhaus. »Bis auf seinen Ausflug nach Uptown, zur Party am Sutton Place, liegen alle Orte, an denen er in Erscheinung getreten ist«, sagte Carter und zog einen kleinen Kreis auf dem Stadtplan, »irgendwo innerhalb dieses Umkreises.«
»Im West Village«, sagte Ezra.
»Wenn er seine Wohnung über einen Makler gefunden hat, sollten wir ihn ziemlich leicht aufspüren können«, sagte Carter mit einem schmalen Lächeln.
»Irgendetwas sagt mir, dass er einen völlig anderen Weg eingeschlagen hat.«
»Wodurch es noch schwerer wird.«
Ezra erwog das einen Moment, dann sagte er: »Und was machen wir, wenn wir ihn finden?«
Zu diesem Problem war Carter noch weniger eingefallen. Wie fing man einen gefallenen Engel? Und noch wichtiger: wie tötete man ihn? Er hatte all diese bescheuerten Filme gesehen, in denen übernatürliche Wesen mit Pflöcken und Schwertern, mit silbernen Kugeln und heiligem Wasser, mit gesegneten Dolchen oder der endlosen Rezitation lateinischer Anrufungen zur Strecke gebracht wurden. Aber das hier war kein Film. Es war real. »Ich habe keine Ahnung.«
Seufzend beugte Ezra sich vor und öffnete die Schnallen seines Rucksacks. Als Erstes zog er eine Taschenlampe hervor. »Hast du auch eine?«
»Werden wir ihn mit einer Taschenlampe töten?«
»Nein. Ich weiß auch nicht, wie wir das anstellen sollen.« Dann wühlte er tiefer im Inneren und zog die Dose hervor, die Carter zuletzt in Ezras Wohnung gesehen hatte. Er öffnete sie, und ehe Carter zurückweichen konnte, hatte Ezra sich über den Couchtisch gebeugt und schmierte ihm den roten Lehm bis zum Haaransatz auf die Stirn.
»Haben wir das Zeug nicht letzte Nacht schon ausprobiert, als die Schriftrolle uns beinahe umgebracht hat?«, fragte Carter.
»Ja«, erwiderte Ezra, »und soviel wir wissen, ist dieses Zeug der Grund, weshalb wir hier sitzen.«
»Es sieht gar nicht aus wie eine Waffe.«
»Das soll es auch nicht sein. Aber es könnte uns Schutz bieten.«
»Warst du nicht derjenige, der mir sagte, dass dieser ganze religiöse Hokuspokus absolut nutzlos ist? Ich dachte, diese Kreatur sei millionenmal älter als dieser ganze Kram.«
»Das habe ich«, erwiderte Ezra. »Nenn es einfach meine Version der Pascal’schen Wette.«
Carter kannte diese Redewendung. Der französische Philosoph hatte argumentiert, dass, selbst wenn der römische Katholizismus sich irrte, es keinen Zweck hatte, dagegen zu wetten. Auf dem Totenbett nützte einem nur noch der Glaube etwas.
Einen Moment lang blieben sie sitzen, ohne sich zu rühren. Was gab es sonst schon noch zu sagen? Als Ezra schließlich die Dose mit dem heiligen Lehm zurück in den Rucksack stopfte und diesen verschloss, wurde es für beide offensichtlich, dass das der einzige Plan war, den sie im Augenblick hatten. Carter ging in die Küche und wühlte in den Schubladen herum, bis er eine gelbe Taschenlampe ausgegraben hatte. Er probierte sie aus und stellte überrascht fest, dass die Batterien noch in Ordnung waren.
Dann fiel sein Blick auf den Messerblock mit dem Satz aus schwarzgriffigen Messern, die sie von seiner Tante Lorraine zur Hochzeit bekommen hatten. Er nahm eines mit einer mittelgroßen gezackten Klinge und schob es in seine Gürtelschlaufe.
Ezra wartete bereits neben der Tür, als er zurückkam. Er entdeckte das Messer, sagte jedoch nichts. Carter zog seine Lederjacke an, und als er die Messerklinge an seiner Seite ausrichtete, war sie vollkommen verborgen. Er schob sein Handy und die Taschenlampe in die Außentaschen und schloss ab. Sie gingen die Treppe hinunter.
Draußen hatte Ezra die Limousine seines Vaters mit den Vorderreifen halb im Halteverbot geparkt. »Du hast mir gar nicht gesagt, dass du ein Auto hast«, sagte Carter und fühlte sich plötzlich wieder wie ein Teenager.
»Steig ein«, sagte Ezra und drückte auf den Schlüsselanhänger, um die Türen zu öffnen.
Carter schob das Daily Racing Form beiseite und setzte sich auf den Beifahrersitz. Ezra fuhr genauso, wie Carter es sich vorgestellt hatte – miserabel, mit abrupten Bremsmanövern und ohne jemals den Blinker zu betätigen. Obwohl es fast neun Uhr abends war, waren die meisten Schaufenster, an denen sie vorbeikamen, noch hell erleuchtet, die Läden waren geöffnet und mit Weihnachtsschmuck dekoriert. Auf den Gehwegen drängten sich gutgelaunte Menschen.
Sie folgten keiner bestimmten Route, sondern hielten einfach nur die Augen offen und näherten sich langsam, aber sicher dem Krankenhaus. Carter suchte die Gesichter der vorbeiziehenden Menschenmenge ab, aber nicht eine Minute lang glaubte er, Arius tatsächlich unter ihnen zu entdecken. So einfach würde es nicht sein. Ab und zu deutete Ezra irgendwohin und hielt an, so dass Carter einen Blick in ein düsteres Treppenhaus werfen oder eine enge Gasse untersuchen konnte. Doch die schlimmste Bedrohung, mit der sie konfrontiert wurden, war ein Obdachloser, der an einer Ampel darauf bestand, ihre Windschutzscheibe zu putzen.
Als sie das Village mit seinem Dickicht aus Läden und Restaurants verließen und sich dem Krankenhausbezirk näherten, leerten sich die Gehsteige, und es gab weniger Stellen, von denen Carter sich vorstellen konnte, dass diese Kreatur sich dort verstecken würde. Aber wenn er ihn je finden wollte, musste er das tun, was all die Thriller ständig empfahlen: Fang an, wie der Kriminelle zu denken, den du verfolgst, versetze dich in ihn und seine Art zu denken hinein und sieh die Welt mit seinen Augen. Doch selbst wenn das etwas nützte, solange es um Serienmörder und Psychopathen ging – würde das auch funktionieren, wenn es galt, einen gefallenen Engel aufzuspüren? Wie dachte man als gefallener Engel?
Als sie die Ecke gegenüber dem Krankenhaus erreichten, konnte Carter es sich nicht verkneifen, nach oben zu schauen. Unwillkürlich wurde sein Blick vom sechsten Stock angezogen, wo Joes Zimmer gewesen war. Selbst vom Wagen aus konnte er die dicke Plastikfolie erkennen, die sich spannte und leicht wölbte und die klaffende Wunde in der Mauer verdeckte. Wer würde das nächste Opfer sein? Er wusste, dass er sich gerade mitten in die Schusslinie begab oder es zumindest versuchte. Doch das beunruhigte ihn weit weniger als die Vorstellung, dass Arius es irgendwie auf Beth abgesehen haben könnte. Dass es womöglich Beth gewesen war, den der Engel verfolgt hatte, als sie ihm eines Abends in der Lobby begegnet war.
Eine Windbö wehte durch die Straße, wirbelte den Müll auf und brachte das Holzschild neben dem Auto hörbar zum Quietschen. Carter blickte hinüber und musste beinahe lachen. Das hatte er fast vergessen. Es war die Anschlagtafel für die Villager-Genossenschaft, die demnächst auf diesem Grundstück bauen würde, mit niemand anderem als dem Bauunternehmen Metzger. Der rostige Maschendrahtzaun, versehen mit Schildern, die das unbefugte Betreten verboten, umgab immer noch das verdammte Lager für medizinisches Zubehör. Er wollte gerade Ezra anstupsen und einen Witz darüber machen, in die Richtung, dass er ja vielleicht eine Wohnung zu einem Sonderpreis bekommen könnte, als er innehielt. Die Erkenntnis kam über ihn wie eine kalte Dusche. Möglicherweise hatten sie gefunden, wonach sie suchten. Wenn eine verdammte Kreatur nach einem Ort suchte, an dem sie sich häuslich einrichten, einen Ort, an dem sie sich mitten in einer belebten Stadt verstecken konnte – was könnte dann besser dafür geeignet sein als dieses Abrisshaus? Als sein Blick auf einen bröckeligen Sims über der Vordertreppe und die verbliebenen Buchstaben fiel, die die Ruine als ursprüngliches Sanatorium auswiesen, wuchs seine Überzeugung nur noch.
Als er zu Ezra hinüberschaute, merkte er, dass diesem gerade derselbe Gedanke gekommen war.
»Wenn deine Vampir-Analogie stimmt, was ich immer noch nicht glaube«, sagte Ezra, »kann ich mir keinen passenderen Ort vorstellen als diesen hier.«
Carter nickte und verrenkte den Hals, um die Frontseite des riesigen alten Backsteingebäudes abzusuchen. Es schien insgesamt sieben Stockwerke zu haben. In den unteren waren die Fenster mit Brettern vernagelt oder zugemauert, während in den oberen Etagen die Fenster offen gelassen worden waren. Wind und Wetter konnten ebenso eindringen wie jeder Unbefugte, der entschlossen und imstande war, die Wände zu erklimmen.
Das vorrangige Problem stellte jedoch der Maschendrahtzaun dar, dessen Spitze mit Natodraht gesichert war. Obwohl das Gebäude gegenüber des St. Vincent’s an der Vorderseite gut geschützt war, fragte Carter sich, ob der Rest ebenso gründlich verbarrikadiert war. Seiner Erfahrung nach dauerte es in New York nicht lange, bis es Schleichwege in ein leerstehendes Gebäude gab.
»Fahr mal zur Rückseite«, sagte er. »Vielleicht haben wir da Glück.«
Ezra bog um die Ecke und fuhr den halben Block entlang, doch Carter sah nur einen durchgehenden Zaun. Und selbst wenn sie versuchen würden, hinüberzuklettern, würden sie von Dutzenden Fußgängern dabei gesehen werden. Doch am anderen Ende, unter einer defekten Straßenlaterne, schien eine Gasse zu einem Eingang zu führen.
»Gut«, sagte Carter, »da ist ein Hintereingang.«
Ezra bog in die Gasse ein und kam mit einem Ruck zum Stehen.
»Schalt das Fernlicht an«, sagte Carter und stieg aus. Die enge Straße war mit Abfall übersät, und auf der anderen Seite befand sich irgendein Kraftwerk, möglicherweise für Wasser, Strom oder Müllrecycling. Doch Carter hatte bereits einen Weg in das alte Sanatorium entdeckt. Er zog eine Milchkiste aus Plastik zu einem riesigen Müllcontainer aus Metall und benutzte sie, um auf den Container zu klettern. Jetzt befand er sich auf gleicher Höhe mit dem Natodraht, und wenn ihm eine Möglichkeit einfiele, den Draht abzudecken, könnte er vielleicht auf der anderen Seite am Maschendrahtzaun herunterklettern, ohne sich dabei in Fetzen zu schneiden. Er schaute sich in der Gasse um. Wenige Meter entfernt entdeckte er einen Stapel nasser, zusammengefalteter Pappkartons. »Du kannst das Licht jetzt ausmachen«, rief er Ezra zu, der immer noch im Wagen saß. »Und bring mir ein paar von den Kartons da drüben.«
Ezra stieg aus dem Wagen und schloss ab. Wegen des Gestanks, der von den Kartons ausging, wendete er das Gesicht ab, während er ein paar davon zum Zaun zerrte. Carter hievte sie hoch und legte jeweils zwei oder drei über die scharfen Widerhaken des Natodrahts. Sie waren schwer und lappig genug, um den Draht zu bedecken und sogar ein wenig nach unten zu drücken. Carter stellte seinen Fuß darauf und trat zu, um die Stabilität zu testen, dann streckte er vorsichtig eine Hand aus, um das Gleichgewicht zu halten. Nachdem er einen kurzen Moment schwankend auf dem Zaun gestanden hatte, sprang er auf der anderen Seite herunter. Er landete auf einem flachen Haufen aus verklumptem Dreck und Kies, der selbst hier mit Glassplittern und zerdrückten Blechdosen übersät war.
Er wischte seine Jeans ab und schaute hoch, als Ezra gerade auf den Müllcontainer kletterte.
»Gib mir deinen Rucksack«, sagte Carter, und Ezra reichte ihn vorsichtig herunter. »Hier ist der Boden etwas höher. Versuch, auch hier zu landen.«
Carter trat zurück. Unter seinen Sohlen knirschte der Schutt, als Ezra den Natodraht mit den Kartons überwand. Aus der Entfernung hörte er das Rumoren eines Müllwagens. Ezra landete härter als Carter, und sein schwarzes Barett flog ihm vom Kopf.
»Alles in Ordnung?«, fragte Carter und hob die Mütze auf.
Ezra nickte und rang, die Hände auf die Knie gestützt, nach Atem. »Gib mir eine Sekunde.«
Carter reichte ihm das Barett, ehe er sich der Rückseite des alten Sanatoriums zuwandte. Diese Seite war sogar noch düsterer und baufälliger als die Vorderfront. Schartige Löcher durchzogen das Mauerwerk, und aus leeren Fensterhöhlen ragten zerbrochene Balken hervor. Eine gefährlich wackelige schwarze Feuerleiter führte bis zum zweiten Stock. Dort, wo Carter jetzt stand, mochte sich einst der Lieferanteneingang befunden haben, die Umrisse einer halbrunden Auffahrt waren noch schwach zu erkennen. Zu der Zeit, als das Sanatorium errichtet worden war, waren hier wahrscheinlich den ganzen Tag Pferdekarren ein- und ausgefahren. Jetzt war die einzige Bewegung das gelegentliche Vorbeihuschen scheuer Ratten, die sich tief im Schatten verborgen hielten.
Keine Straßenlaterne schickte ihren Schein bis hierher, aber der Mond war hell und tauchte die Ruine in ein fahles silbriges Licht. Carter fischte die Taschenlampe aus seiner Tasche und bahnte sich in ihrem Strahl seinen Weg über das heimtückische Terrain. Der Boden war bedeckt mit einer Mischung aus alten Trümmern aus Steinen und verrotteten Brettern und neuerem Müll wie Plastikreinigungsflaschen und hier und da einer verdreckten Matratze. Als er das Sanatorium erreichte, legte er eine Hand auf den Fuß der Feuerleiter, die am Gebäude baumelte wie ein verdrehter Kleiderbügel, und rüttelte ein paar Mal daran. Nichts bewegte sich oder gab nach. Vorsichtig setzte er einen Fuß auf die unterste Sprosse und probierte, ob sie sein Gewicht trug. Bis auf ein rostiges Quietschen schien das Bauteil noch stabil genug zu sein.
Er drehte sich zu Ezra um, der zustimmend nickte.
»Aber drängle nicht«, sagte Carter und senkte instinktiv seine Stimme. »Warte, bis ich von der Treppe runter bin, ehe du raufkommst.«
Er kletterte ein paar Stufen höher. Das Quietschen wurde lauter, und als er den ersten Stock erreicht hatte, wo die Fensteröffnung zugemauert war, spürte er, wie plötzlich ein Beben durch die Metallstufen ging. Eine Sekunde lang erwog er, umzukehren, doch dann sah er, dass es bis zum leeren Fenster des zweiten Stocks nur noch wenige Schritte waren, und nahm von den restlichen Stufen drei auf einmal. Von der Fensterbank aus ließ er den Strahl der Taschenlampe durch das Innere wandern, um sicherzugehen, dass es einen Fußboden gab, auf dem er landen konnte, dann duckte er sich und kletterte über das verrottete Fensterbrett hinein.
Als er den Kopf wieder durchs Fenster steckte, sah er, dass Ezra bereits den Rucksack geschultert hatte. Schweigend winkte er ihm zu, hochzukommen. Dann wandte er sich um und suchte die neue Umgebung mit Blicken ab.
Dieses Stockwerk konnte nie als medizinisches Lager genutzt worden sein. Ganz offensichtlich handelte es sich bei dem langen schmalen Raum um einen der ehemaligen Krankensäle. An den Wänden standen mehrere eiserne Bettgestelle aufgereiht, deren Spiralfedern größtenteils zu Staub zerfallen waren. Ein metallener Ablagewagen ohne Räder lag auf der Seite. Am anderen Ende des Raumes führte eine große offene Tür in die Dunkelheit.
Ezra kletterte durch das Fenster ins Zimmer. Mit gedämpfter Stimme sagte er: »Wie sollen wir jemals das ganze Gebäude durchsuchen können?«
»Hoffen wir, dass das nicht nötig ist.«
Carter ging voran. Seine Taschenlampe erfasste die Löcher im Boden sowie die gesplitterten Dielen, die in merkwürdigen Winkeln herabhingen. Schließlich erreichten sie die Tür. Mit der Lampe leuchtete Carter den Flur in beide Richtungen aus. Direkt vor ihnen lockte ein breiterer Korridor.
»Dieser dort«, flüsterte Carter, »sieht aus, als würde er uns am ehesten in den Bauch der Bestie führen.«
Obwohl sie so leicht auftraten, wie sie konnten, hallten ihre Schritte im höhlenartigen Inneren des Gebäudes wider. Zu beiden Seiten waren die Wände mit Löchern übersät und voller Wasserflecken. Die Türen zu den Zimmern waren entweder herausgefallen oder standen offen und gaben den Blick auf karge Räume frei. Hier und da entdeckten sie noch ein Bettgestell, eine Kommode ohne Schubladen oder ein zerbrochenes Waschbecken am Boden.
Vor ihnen, gerade noch im Lichtkegel von Carters Taschenlampe, schien sich der Raum zu öffnen, es fühlte sich sogar an, als wehte ein frischerer Lufthauch aus dieser Richtung. Aufgrund der Anordnung der anderen Flure gewann Carter den Eindruck, dass das alte Krankenhaus als ein einziges großes Quadrat angelegt worden war, mit einem offenen Platz genau in der Mitte. Als sie näher kamen, wurde die Luft frischer, und die Dunkelheit wurde allmählich schwächer. Selbst die Decke wurde am Ende des Korridors höher.
Und dann war die Decke ganz verschwunden. Carter blieb stehen, genau wie Ezra neben ihm, blickte empor und sah eine Wolkenbank vor dem Mond dahinjagen. Sie befanden sich in einem riesigen offenen Raum, der wie ein Wintergarten wirkte. Über ihnen befanden sich die Überreste von etwas, was einst ein riesiges Oberlicht gewesen zu sein schien. Die eisernen Stützbalken, oder zumindest einige davon, krümmten sich über ihnen wie schwarze Finger, doch die übergroßen Glasscheiben, die sie einst gehalten hatten, waren komplett verschwunden. Alles, was von den Fenstern übrig geblieben war, waren Tausende körnige Splitter, die unter ihren Füßen knirschten. In der Mitte des Raumes befand sich ein versiegter steinerner Springbrunnen mit einer Art Statue in der Mitte, die aus dieser Entfernung nicht zu erkennen war.
»Sieht aus, als sei das früher einmal das Sonnenzimmer gewesen«, sagte Carter.
Ezra leuchtete mit seiner eigenen Taschenlampe im Saal herum. Schwere Holzsäulen ragten wie Telegraphenmasten in die Höhe, um ein Dach zu tragen, das nicht mehr dort war. Jegliche Farbe war verblasst, es war eine Welt aus Schwärze und Schatten, in der im silbrigen Schimmer des Mondlichts kaum Konturen erkennbar waren. Selbst die Geräusche der umgebenden Stadt fehlten. Alles, was sie hörten, war der Wind, der am verrotteten Holz und den abgewetzten Ziegeln rüttelte. Doch dann erfasste sein Lichtstrahl etwas Glitzerndes, das an einem der senkrechten Holzbalken befestigt war.
Als er näher kam, konnte Ezra erkennen, was es war. Ein Kruzifix. Er winkte Carter heran.
Während Carter es anschaute, fragte Ezra leise: »Ob es von einem ehemaligen Patienten des Sanatoriums stammt?«
Doch Carter schüttelte den Kopf. Er erkannte sofort das Kruzifix wieder, das er zuletzt auf der Intensivstation für Brandopfer im St. Vincent’s gesehen hatte. »Es gehörte Joe.«
Ezra wusste nicht, was er davon halten sollte. Einerseits war er erleichtert, weil sie tatsächlich auf der richtigen Spur waren, doch zugleich war er auch verwirrt. Wenn seine Theorien stimmten, würde Arius sich für so etwas zuletzt interessieren. Und noch weniger würde er es in seinem Schlupfwinkel zur Schau stellen. Aber was gäbe es sonst für eine Erklärung dafür, wie es hierhergekommen war?
Als er erneut in die düsteren Winkel des Raumes spähte, entdeckte Ezra noch etwas, das ebenfalls an einer der Säulen befestigt war. Etwas, das sich, soweit er es aus der Ferne beurteilen konnte, als ebenso seltsam erweisen könnte.
Er ging an dem steinernen Springbrunnen vorüber, dessen Becken trocken und zerbrochen war, und folgte dem Strahl seiner Lampe bis zu einem kleinen Farbklecks in einem vergoldeten Rahmen. Es war ein Aquarell, unverkennbar ein Degas, und als Carter neben ihm stand, sagte Ezra: »Und dies hier gehörte Kimberly. Sie hatte es in ihrem Ankleidezimmer hängen.« Es hing schief an einem rostigen Nagel, der mitten durch das Bild geschlagen worden war. »Er hat sich nicht viel Mühe damit gegeben, es richtig aufzuhängen«, fügte er hinzu. Er brauchte nicht auszusprechen, was sie beide wussten: Das Bild war von ihrem flüchtigen Engel dort angebracht worden. »Aber warum?«, überlegte Ezra laut. »Warum das Kruzifix? Und warum dieses Bild? Schließlich respektiert er weder die religiöse Bedeutung des einen, noch kann er von der Schönheit des anderen so verzaubert sein.«
Carter kannte den Grund, obwohl ihm bei dem Gedanken daran schlecht wurde. In verschiedenen paläontologischen Ausgrabungsstätten hatte er Ähnliches gesehen. Geweihe und Kieferknochen, die an Höhlenwänden hingen, oder eingeschlagene hominide Schädel, in kleinen Nischen versteckt. »Das ist keine Dekoration«, erklärte er. »Er sammelt Souvenirs.«
Er ließ den Strahl seiner Lampe durch den Raum wandern, und dieses Mal hielt er bei der antiken Statue in der Mitte des Springbrunnens inne. Sie hatte einen klassischen Kopf, von Apollo oder Narziss oder dergleichen, Beth könnte ihn sicherlich eindeutig benennen. Der Rest der Statue jedoch war unter einem lose drapierten roten Tuch verborgen. Carter ging näher heran und stellte fest, dass es sich um einen langen roten Wildledermantel handelte.
»Was zum Teufel ist das?«, frage Ezra. »Das sieht ja aus wie der Fummel einer Nutte.«
»So ist es«, sagte Carter. »Der Mantel gehörte dem Transvestiten, der Arius als Erster gesehen hat.«
Ezra schwieg. »Noch eine Trophäe?«
Carter nickte.
Ezra, dem anscheinend etwas auffiel, das Carter entgangen war, kletterte über den Rand des Beckens und zog den Mantel auf. Flüsternd sagte er: »Aber schau dir an, was darunter ist.«
Carter richtete den Strahl seiner Taschenlampe darauf, und jetzt konnte er ebenfalls das Pergament erkennen, das gleich einer Haut fest um den Torso der Statue gewickelt war. »Meine Schriftrolle«, sagte Ezra. Hastig schob er den Mantel von den Schultern der Statue und ließ ihn in das trockene Becken fallen.
»Was tust du da?«, fragte Carter. »Lass die Rolle in Ruhe!«
»Warum sollte ich?«
»Hast du schon vergessen, was in deiner Wohnung passiert ist?«
»Ich habe nicht vor, sie hier zu lassen«, sagte Ezra und warf Carter über die Schulter einen finsteren Blick zu. »Es ist die bedeutendste Entdeckung der Weltgeschichte, und dieses Gebäude wird in wenigen Tagen abgerissen.«
Erneut drehte er sich um, und ehe Carter ihn aufhalten konnte, hatte er das Ende der Rolle, das über die Schulter der Statue drapiert war, zwischen den Fingern. Vorsichtig begann er, die Schriftrolle abzupellen. Kaum begann sich das Pergament zu lösen, da vernahm Carter das vertraute leise Summen und sah das pulsierende lavendelblaue Licht.
»Ezra, hör auf!«
Doch die Schrift entrollte sich weiter, das Summen wurde lauter und das Licht dunkler. Ezra machte einen Schritt zurück, als sei er überrascht über das, was er ausgelöst hatte.
»Ich habe gesagt, hör auf«, sagte Carter.
»Das habe ich doch!«, sagte Ezra, während die Rolle sich von selbst abwickelte, gleich einer Schlange, die sich von einem dünnen Baum löste.
Das Licht wurde intensiver, wurde zu einem kräftigen pulsierenden Violett. Das Summen wurde durch ein Knistern ersetzt, als würden trockene Zweige unter ihren Füßen zerbrechen.
»Komm zurück«, sagte Carter und packte Ezra am Ärmel, aber Ezra weigerte sich. »Ich glaube nicht, dass sie uns etwas anhaben kann«, sagte er. »Nicht, solange wir den Lehm aus Jerusalem tragen.«
»Hast du vor, es auszuprobieren?«
Ezra streckte die Hand aus. »Ja.« Er berührte die Schriftrolle, gerade, als Carter erneut nach seinem Arm griff, und es war, als würde plötzlich ein heftiger Stromschlag sie beide treffen. Ezra wurde in die Luft gehoben, und mit einem fürchterlichen dumpfen Geräusch prallte sein Kopf auf dem Beckenrand auf.
Carter wurde umgerissen und gegen eine der hölzernen Säulen geschleudert. Das Messer, das in seinem Gürtel steckte, schlitterte über den Boden.
In einer senkrechten Säule aus immer stärker werdendem Licht wirbelte die Schriftrolle empor und tauchte die Steinmauern des baufälligen Wintergartens in einen violetten Glanz. Auf den schmuddeligen Wänden wurden die Worte sichtbar, die einst auf der uralten Haut niedergeschrieben worden waren, sie drehten und wanden sich wie die Schriftrolle selbst.
Benommen und verblüfft lag Carter da und begriff plötzlich, was diese Worte bedeuteten.
Sie berichteten nicht nur davon, wer die Wächter waren, welche Gräuel sie verübt hatten und welcher entsetzlichen Strafe sie ausgesetzt waren.
Diese Worte waren mehr als das. Jemand hatte sie aufgezeichnet, und zwar einer der Bezwinger.
Sie waren das Protokoll eines Sieges, niedergeschrieben mit dem Blut des Besiegten. Auf seiner ureigenen Haut.
Auf Arius’ Haut.
Kein Wunder, dass sie zu ihm zurückgekehrt war.
Die Worte, deren Schriftzeichen gespenstisch in die Länge gezogen wurden, kreisten auf den bröckeligen Mauern wie Bilder einer magischen Laterne. Sie drehten sich im Kreis, Runde um Runde, und wurden dabei immer schneller. Das violette Licht wurde heller und heißer, bis es nahezu weiß war. Carter konnte nicht länger direkt hineinblicken, sondern musste seine Augen schützen. Die Rolle beschrieb immer engere Spiralen, verwandelte sich in eine Helix aus Wind und Licht, während sie weiter über dem Springbrunnen schwebte.
Er hörte Ezra stöhnen.
Zumindest war er am Leben.
Wieder blickte er auf die umherwirbelnde Rolle, wie gelähmt von ihrer Kraft. Gleich einer Feuersäule drehte sie sich am Platz, wurde so grell und heiß, dass er schließlich die Augen zusammenkneifen und den Kopf abwenden musste. Selbst jetzt noch spürte er die Kraft, hörte das Knistern der Hitze. Im Raum befand sich eine lebendige Präsenz, und in stummem Entsetzen fragte Carter sich, was sie zufriedenstellen würde.
Dann wusste er, selbst mit geschlossenen Augen, dass sie verschwunden war. Der große Raum war wieder dunkel, der Wind und das Knistern waren erstorben. Alles war ruhig.
Er schlug die Augen auf und wandte sich wieder zum Springbrunnen. Die antike Statue stand allein und unschuldig dort, nur vom blassen Mondlicht angestrahlt, das durch das leere Oberlicht des Wintergartens fiel.
Die Schriftrolle war verschwunden. Hatte sie sich in Luft aufgelöst? War sie wie eine Flamme erloschen? Durch das offene Dach davongeweht? Nirgendwo entdeckte Carter eine Spur von ihr. Er hielt den Atem an und sagte: »Ezra, bist du verletzt?«
Er bekam keine Antwort.
Taumelnd kam er auf die Beine, stieg über den Rucksack und ging zu Ezra. Das schwarze Barett hatte sich über das Gesicht geschoben, und als Carter es anhob, stellte er fest, dass er die Augen geöffnet hatte, aber der Blick ziellos war. »Kannst du mich hören?«, fragte er, und dieses Mal nickte Ezra schwach. »Ich bringe dich hier raus. Kannst du aufstehen?«
Wieder keine Antwort, aber als er seinen Arm unter Ezras Schulter schob, schaffte er es, ihn auf die Füße zu ziehen.
»Okay, und jetzt ein Schritt nach dem anderen.« Er leuchtete mit seiner Taschenlampe in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und während Ezra sich schwankend gegen ihn lehnte, entfernten sie sich langsam vom Springbrunnen. Mit der Lampe leuchtete Carter ständig hin und her, um sicherzustellen, dass sie nicht über irgendeinen verrotteten Balken oder zerbrochene Dielen stolperten. »Wir lassen es langsam angehen«, erklärte er Ezra. »Ganz langsam und gemütlich.«
Sie hatten es fast aus dem Raum geschafft, als der Strahl seiner Taschenlampe etwas erfasste, das wie die anderen Trophäen an einem der Holzbalken befestigt war. Er musste es beim Eintreten völlig übersehen haben. Carter zerrte Ezra mit sich zu dem Fund und sah, dass es ein Stück Satinstoff war, das im Licht glänzte. Satinstoff am Kragen eines Pyjamas mit Leopardenmuster.
Genau wie bei Beths Lieblingspyjama. Demjenigen, den sie an dem Abend getragen hatte, als ihre Schlafzimmertür blockiert gewesen war und das Fenster zur Feuerleiter weit offen gestanden hatte.
»O mein Gott«, sagte er leise, und Ezra stieß einen Schmerzenslaut aus. Ein Blutstropfen lief ihm aus einem Mundwinkel.
Carter stopfte die Taschenlampe in seinen Gürtel und nahm dann das Kleidungsstück vom Nagel. Er hielt es vor sein Gesicht. Es verströmte immer noch ihren Duft. »O mein Gott«, murmelte er noch einmal und betete, dass es, anders als die anderen Trophäen, ein Symbol für einen unerfüllten Wunsch war und kein Erinnerungsstück.