Gristhorpe war tatsächlich wütend, als er von Brenda Scuphams Fernsehauftritt hörte. Da er selbst keinen Fernsehapparat besaß, erfuhr er allerdings erst am Mittwochmorgen davon.
»Es ist jetzt über eine Woche her, dass Gemma Scupham verschwunden ist«, sagte er kopfschüttelnd bei Kaffee und getoasteten Teacakes im Golden Grill zu Banks. »Ich kann wirklich nicht behaupten, dass ich noch viel Hoffnung habe. Besonders seit wir ihre Sachen gefunden haben.«
»Ich auch nicht«, stimmte Banks zu. »Aber irgend so eine verdammte Hellseherin hat Brenda Scupham davon überzeugt, dass Gemma noch lebt. Und wem würde man an ihrer Stelle lieber glauben?«
»Da hast du wohl Recht. Auf jeden Fall reimt sich alles zusammen: das verlassene Ferienhaus, der ausgeliehene Wagen, das Haarfärbemittel. Wir haben Beschreibungen von den Manleys herausgegeben, auch in der Aufmachung als Peterson und Brown. Irgendwo muss es doch jemanden geben, der sie kennt. Wie steht es bei dir?«
Banks trank einen Schluck heißen schwarzen Kaffee. »Keine wesentlichen Neuigkeiten. Das Labor hat endlich die Untersuchung des Tatorts abgeschlossen. Das Blut in der Schmelzhütte stimmt mit dem von Johnson überein, also können wir ziemlich sicher davon ausgehen, dass er dort getötet worden ist. Glendenning sagt, es handelte sich um einen mit der rechten Hand geführten Stich nach oben. Eine neun Zentimeter lange Klinge, Schneide auf einer Seite. Wahrscheinlich eine Art Fahrtenmesser und du weißt, wie verbreitet die sind. Es gibt keine brauchbaren Fußspuren oder Reifenabdrücke; die Waffe haben sie auch nicht gefunden. Ich werde noch einmal Harkness aufsuchen, obwohl ich nicht glaube, dass es viel bringt.«
»Glaubst du, er hat es getan?«
»Abgesehen von dem geheimnisvollen Fremden, der beim Verlassen von Johnsons Haus gesehen wurde, ist er meine einzige Spur. Ich sage mir die ganze Zeit, dass der Mann noch lange kein Mörder sein muss, nur weil ich ihn nicht leiden kann. Aber niemand wird so reich, ohne sich ein paar Feinde zu machen. Und Johnson war ein Gauner. Er könnte ihm irgendwie in die Quere gekommen sein.«
»Vielleicht hast du Recht. Aber sei vorsichtig, das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist, dass mir der Polizeipräsident im Nacken sitzt.«
Banks lachte. »Du kennst mich doch. Die Diplomatie in Person.«
»Na gut ... Ich werde bei Mrs Scupham vorbeischauen. Mal sehen, ob ich ihr ein bisschen Vernunft eintrichtern kann. Außerdem will ich mir diese verfluchte Hellseherin vorknöpfen. Ich habe Phil losgeschickt, um sie zu suchen.« Er schaute hinaus. Ein feiner Nebelschleier lag vor dem Fenster.
»Mach mal halblang«, sagte Banks. »Du weißt, dass Brenda Scupham Recht haben könnte.«
»Womit?«
»Wenn Gemma tatsächlich noch lebt, kann ein Fernsehappell nicht schaden. Vielleicht bringt er sogar etwas.«
»Das ist mir klar. Es muss grauenhaft sein, was die Frau durchmacht. Ich will ihr nur versichern, dass wir alles tun, was wir können. Falls Gemma noch lebt, dann verfügen wir über mehr Möglichkeiten, sie zu finden, als so eine verfluchte Kaffeesatzleserin. Aus allem, was wir bisher haben, ergibt sich eine Spur und die werden wir verfolgen. Aber obwohl diese Manleys - oder wie auch immer sie sich jetzt nennen mögen - mit vielen Leuten geredet und sich ganz gut mit den Einheimischen verstanden haben, haben sie nichts von sich preisgegeben. Wir wissen nicht mal, woher sie kommen, und wir können auch nicht mit Sicherheit sagen, wie sie aussehen. Noch fehlen uns jede Menge Anhaltspunkte.«
»Was ist mit den Scheinen, mit denen sie die Miete für das Cottage gezahlt haben?«
»Patricia Cummings, die Maklerin, hat gesagt, sie haben die Miete bar bei der Bank eingezahlt. Jetzt sind die Scheine natürlich nicht mehr zu eruieren.«
»Wie hatten die beiden von dem Ferienhaus gehört?«
»Sie haben der Maklerin erzählt, sie hätten im Dalesman davon gelesen.«
»Man könnte ...«
»Ich weiß, ich weiß, die Abonnentenliste. Die überprüfen wir selbstverständlich. Aber man kann den Dalesman in fast jedem Zeitungsladen kaufen, vor allem hier in der Gegend.«
»War nur so eine Idee.«
Gristhorpe aß seinen Teacake auf und wischte sich den Mund mit einer Papierserviette ab. »Im Moment sieht es so aus, als müssten wir die größten Hoffnungen auf die Beschreibungen setzen - wenn die beiden wirklich so aussehen. Wer weiß, vielleicht stecken Trickspezialisten aus Hollywood hinter der ganzen Sache. Der Zeichner arbeitet mit Parkinson und den Gästen aus dem Drayman's Rest an Phantombildern. Für die morgigen Zeitungsausgaben sollten sie fertig sein. Und ich habe noch einmal über die Tünche nachgedacht, die auf Gemmas Sachen gefunden wurde. An zwei Orten habe ich in letzter Zeit Tünche gesehen: bei Melville Westman, dem Satanisten, oder wie auch immer er sich bezeichnet, und im Ferienhaus.«
»Ich nehme an, dort könnten die Manleys Gemma gefangen gehalten haben«, sagte Banks. »Vielleicht haben sie das Mädchen betäubt. Es wäre nicht schwer gewesen, sie im Dunkeln aus dem Haus zu bringen.«
»Ja, das ist wohl wahr. Trotzdem werde ich ein paar Leute mit einem Durchsuchungsbefehl zu Westman schicken. Die sollen sein Haus anständig auf den Kopf stellen.«
»Du kannst ihn genauso wenig leiden wie ich Harkness, oder?«
Gristhorpe grinste. »Das kannst du laut sagen«, meinte er. »Ich kann ihn überhaupt nicht leiden.« Er schob seinen Stuhl zurück. »Ich muss los. Wir sehen uns später, Alan.« Und dann ging er hinaus auf die Market Street.
Seit Banks' letztem Besuch war in Adam Harkness' Haus eindeutig nicht staubgesaugt oder aufgeräumt worden. Immerhin nahm ein knisterndes Feuer der feuchten Luft in der Bibliothek die Kälte. Die Verandatüren waren fest verschlossen. Hinter den verschmierten Scheiben tropfte der Regen auf die Oberfläche des Flusses. Lyndgarth und Aldington Edge lagen in einen grauen Wolkenschleier gehüllt. »Nehmen Sie doch Platz«, sagte Harkness. »Was kann ich für Sie tun, Chief Inspector? Haben Sie Carls Mörder gefunden?«
Banks rieb seine Hände vor dem Feuer und setzte sich dann. »Noch nicht«, entgegnete er. »Aber Sie könnten mir vielleicht bei der Klärung ein paar offener Fragen helfen.«
Herausfordernd hob Harkness eine Augenbraue und setzte sich in den Stuhl gegenüber Banks. »Ja?«
»Wir haben herausgefunden, dass sich Johnson kurz vor seiner Ermordung mehrmals mit einer bestimmten Person getroffen hat. Hat er mit Ihnen über seine Freunde gesprochen?«
»Das habe ich Ihnen bereits beantwortet. Er war mein Gärtner. Er kam ein paar Mal in der Woche und hat meinen Garten in Schuss gehalten. Das war alles.«
»Tatsächlich? Bitte denken Sie darüber nach, Mr Harkness. Selbst wenn Johnson nur ein Lohnarbeiter war, wäre es völlig normal gewesen, ab und zu ein harmloses Gespräch mit ihm zu führen, oder?« Seiner Meinung nach hatte er Harkness eine faire Chance geboten, mit Dingen herauszurücken, die er beim ersten Mal vergessen hatte oder lieber nicht erzählen wollte, aber es half nichts.
Harkness faltete seine Hände auf dem Schoß. »Ich wusste absolut nichts über Carl Johnsons Privatleben. In dem Moment, wo er meinen Grund und Boden verlassen hatte, gehörte sein Leben ihm. Was er damit angestellt hat, weiß ich nicht und es interessiert mich auch nicht.«
»Auch nicht, wenn es krimineller Natur war?«
»In Ihren Augen mag er für immer als Krimineller gebrandmarkt sein. In meinen nicht. Außerdem hatte ich, wie ich Ihnen schon wiederholt gesagt habe, keinerlei Kenntnisse von seinen Aktivitäten, ob kriminell oder nicht.«
Banks beschrieb ihm den Mann, den Edwina Whixley in Johnsons Haus die Treppen herabkommen gesehen hatte: gedrungen, von mittlerer Größe, kurzes, dunkles Haar, kantiger Schädel. »Haben Sie den Mann mal gesehen oder von ihm gehört?«
Harkness schüttelte den Kopf. »Carl ist immer allein hierher gekommen. Er hat mich nie einem seiner Kollegen vorgestellt.«
»Sie haben den Mann also nie gesehen?«
»Nein.«
»Wie ist Johnson hierher gekommen?«
»Was?«
»Carl Johnson? Wie kam er hier raus zu Ihnen? Er besaß keinen Wagen.«
»Es gibt ja noch Busse, Chief Inspector, unter anderem eine ziemlich regelmäßige Verbindung von Eastvale nach Lyndgarth. Gleich an der Brücke ist eine Haltestelle.«
»Natürlich. Hat Johnson mal über Freunde aus seiner Gefängniszeit gesprochen?«
»Was? Nicht mit mir. Warum hätte er auch mit mir darüber sprechen sollen?« Harkness nahm den Schürhaken und stocherte im Feuer herum. »Hören Sie, warum ersparen Sie uns beiden nicht eine Menge verschwendeter Zeit und Energie und akzeptieren, dass ich Ihnen die Wahrheit erzähle, wenn ich sage, dass ich absolut nichts über Carls Privatleben wusste?«
»Ich verstehe nicht, wie Sie darauf kommen, ich könnte Ihnen nicht glauben.«
»Das liegt wohl an Ihrer Haltung mir gegenüber. Außerdem stellen Sie wieder und wieder die gleichen Fragen.«
»Sir«, erklärte Banks, »Sie müssen verstehen, dass wir es hier mit einer Mordermittlung zu tun haben. Menschen sind vergesslich. Manchmal ist einem die Wichtigkeit dessen, was man weiß, gar nicht wirklich klar. Ich versuche einzig und allein, Ihrem Gedächtnis nachzuhelfen. Vielleicht fällt Ihnen ja doch irgendetwas ein, was Johnson in einem unbedeutenden Gespräch erwähnt hat. Ein Name, eine Verabredung, eine Meinung, was auch immer. Ihnen wird es vielleicht nichts sagen, aber für uns könnte es entscheidend sein.«
Harkness hielt inne. »Tja ... natürlich ... Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen. Aber da hat es wirklich nichts gegeben. Wenn es so wäre, dann hätte ich mich mittlerweile mit Sicherheit daran erinnert. Tatsache ist, dass wir außer unseren Gesprächen über den Garten und das Wetter nicht miteinander geredet haben. Im Grunde hat uns ja sonst auch nichts verbunden. Er war ein recht zurückhaltender Typ, nicht besonders gesellig, und das hat mir ausgezeichnet gepasst. Und Sie dürfen außerdem nicht vergessen, dass ich häufig geschäftlich unterwegs bin.«
»Hat es jemals Anzeichen dafür gegeben, dass Johnson in Ihrer Abwesenheit das Haus benutzt hat?«
»Das Haus benutzt? Was meinen Sie damit? Wozu denn?«
»Keine Ahnung. Ich nehme an, er hatte einen Schlüssel.«
»Ja, aber ...«
»Alles war immer an seinem Platz?«
»Ja. Meinen Sie, er könnte gestohlen haben?«
»Nein. Ich glaube, nicht einmal Carl Johnson wäre so dumm gewesen. Ehrlich gesagt, weiß ich selbst noch nicht genau, worauf ich hinauswill.« Banks kratzte seinen Kopf und schaute durch die Verandatüren hinaus auf den Fluss und die Rotbuche, von deren Blättern der Regen tropfte. »Das Haus liegt ziemlich weit ab vom Schuss. Es könnte sich für kriminelle Handlungen jeder erdenklichen Art eignen.«
»Mir ist nichts aufgefallen«, erklärte Harkness mit einem dünnen Lächeln. »Nicht einmal ein schlammiger Fußabdruck auf meinem Teppich.«
»Es ist so«, fuhr Banks fort, »Johnsons Leben gibt uns immer noch Rätsel auf. Wir haben sein Vorstrafenregister, wir kennen die knappen Fakten. Aber wie hat er gedacht? Wir können offenbar niemanden finden, der ihm nahe stand. Ein paar Jahre seines Lebens liegen völlig im Dunkeln. Er könnte in Europa gewesen sein, vielleicht in Amsterdam. Vielleicht hat er sogar Freunde aus Südafrika gehabt.«
Harkness richtete sich kerzengerade auf und umklammerte die Lehnen seines Stuhls. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Mir sind Gerüchte über eine Art Skandal zu Ohren gekommen. Sie sollen damals in Südafrika darin verwickelt gewesen sein. Die Sache wurde irgendwie vertuscht. Wissen Sie, wovon ich spreche?«
»Die Welt der Reichen ist immer von Skandalen umgeben, Chief Inspector«, schnaubte Harkness. »Das sollten Sie eigentlich wissen. Für gewöhnlich beruhen sie auf Neid. Nein, ich weiß wirklich nicht, wovon Sie sprechen.«
»Aber hat es denn da unten einen solchen Skandal gegeben, in den Sie oder Ihre Familie verwickelt waren?«
»Nein, nichts Unübliches.«
Banks spürte ein fast unfehlbares Kribbeln, das ihm sagte, dass Harkness etwas zurückhielt. Doch in seiner typisch weltmännischen Art zuckte er die Achseln. »Ich will natürlich nicht behaupten, dass diese Gerüchte wahr sind. Wir müssen jedoch allen Spuren nachgehen.«
Harkness stand auf. »Ich habe den Eindruck, dass Sie ungewöhnlich viel Zeit darauf verwenden, mich zu überprüfen, obwohl Sie eigentlich Carl Johnsons Mörder suchen sollten. Und den finden Sie meiner Meinung nach am besten unter seinen kriminellen Freunden.«
»Damit mögen Sie Recht haben. Und Sie können mir glauben, dass wir uns darum bemühen, sie aufzuspüren. Nur interessehalber - hat Johnson jemals mit Ihnen über Südafrika gesprochen?«
»Nein, das hat er nicht. Ich weiß genau, worauf Sie hinauswollen. Sie denken, er hätte mich wegen irgendeines Geheimnisses erpresst und ich hätte ihn getötet, um ihn zum Schweigen zu bringen, nicht wahr? Ist es das, worauf Sie hinauswollen?«
Banks stand auf und antwortete langsam und ruhig: »Aber Sie können ihn ja gar nicht getötet haben, nicht wahr, Sir? Sie haben zur Zeit des Mordes im Golfclub gespeist. Eine Reihe sehr einflussreicher Leute hat Sie gesehen.« Er betrachtete Harkness, der einen Ausdruck empörter Würde bewahrte. »Recht herzlichen Dank für Ihre Zeit«, sagte er dann und ging.
Die Scheibenwischer schlugen den Takt zu Gurneys »Schlaf«, als er zurück zur Hauptstraße fuhr. Er musste unwillkürlich lächeln. Immerhin hatte er einen Teilerfolg erzielt: Er hatte ein sicheres Gefühl dafür bekommen, dass Harkness etwas verheimlichte, sowie die befriedigende Erkenntnis gewonnen, dass der Mann, ungeachtet seines Reichtums, seiner Selbstsicherheit und seiner Macht, nervös gemacht werden konnte. Es war an der Zeit, ein paar Überseetelefonate zu führen und sich dann vielleicht erneut mit Mr Harkness zu unterhalten.
»In Ihren Augen habe ich mich unredlich verhalten, oder?«
»Unverantwortlich würde ich das eher nennen«, entgegnete Gristhorpe. In einem kleinen Vernehmungszimmer saß er Lenora Carlyle gegenüber. Eine uniformierte Polizeibeamtin saß am Fenster und machte Notizen. Mit ihrem wilden schwarzen Haar, ihren hohen, hervorstehenden Wangenknochen und den funkelnden dunklen Augen war Lenora zweifelsohne eine eindrucksvolle Erscheinung. Sie machte einen gefassten Eindruck, fiel ihm auf, die Arme verschränkt und ein leicht überhebliches Lächeln auf den Lippen, das ihre verfärbten Zähne zeigte. Es war ein Lächeln, dachte Gristhorpe, das wahrscheinlich den armen, verlorenen Ungläubigen vorbehalten war, mit denen sie sich hin und wieder auseinander setzen musste.
»Ich mache meine Arbeit, Superintendent«, erklärte sie, »und Sie machen Ihre.«
»Aber was ist denn eigentlich Ihre Arbeit? In diesem Fall scheint sie darin zu bestehen, einer armen Frau falsche Hoffnungen zu machen.« Gristhorpe hatte gerade Brenda Scupham besucht und dabei den Eifer in ihren Augen bemerkt, als sie berichtete, was ihr Lenora erzählt hatte.
»Ich spüre, dass ich Sie nicht überzeugen kann, aber für mich sind das keineswegs falsche Hoffnungen. Sind Sie verärgert, weil Brenda Sie im Fernsehen kritisiert hat? Haben Sie mich deshalb hierher zitiert?«
»Woher beziehen Sie Ihre Informationen über Gemma Scupham?«
»Ich bin Hellseherin. Das wissen Sie bereits.«
»Also beziehen Sie die Informationen aus dem >Jenseits<?«
»Wenn Sie es so ausdrücken wollen, ja.«
»Sind Sie sicher?«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
Gristhorpe lehnte sich zurück und legte seine Unterarme auf den Tisch. »Miss Carlyle, wir untersuchen die Entführung eines Kindes. Das ist ein sehr schweres Verbrechen und eines, das ich persönlich besonders abscheulich finde. Und aus heiterem Himmel spazieren Sie in Brenda Scuphams Wohnung und erzählen ihr, Sie wüssten, dass ihr Kind noch lebt. Ich wäre ein kompletter Idiot, wenn ich Sie nicht fragen würde, woher Sie Ihre Informationen haben.«
»Ich habe es Ihnen ja gesagt.«
»Ja. Und wie Sie sehr wohl wissen, neige ich nicht dazu, an praktische Botschaften aus dem Jenseits zu glauben.«
Sie lächelte. »Dann befinden wir uns in einer Sackgasse, oder?«
»Nein, das tun wir nicht. Sind Sie sich darüber im Klaren, dass ich Sie hier behalten kann, wenn ich will?«
»Was soll das heißen?«
»Sie behaupten, Informationen über das vermisste Kind zu haben, aber Sie sagen uns nicht, woher diese Informationen stammen. Sie könnten genauso gut selbst etwas mit Gemma Scuphams Verschwinden zu tun haben.«
»Jetzt hören Sie mal ...«
»Nein. Jetzt hören Sie mir zu. Wenn Gemma lebt und Sie Informationen haben, die uns helfen können, sie zu finden, dann verraten Sie sie mir lieber, denn ich bin dieses Geschwafel langsam leid.«
»Alles, was ich weiß, habe ich Brenda mitgeteilt. Gemma lebt, sie hat Angst und braucht ihre Mutter. Wenn man offen ist, kommt man viel weiter, sollten Sie wissen. Früher hat sich die Polizei von Hellsehern helfen lassen.«
Und ich mache drei Kreuze, wenn diese ganze Angelegenheit vorbei ist, dachte Gristhorpe. Dabei fühlte er sich gerade in die Position gedrängt, genau das zu tun und sich von einer Hellseherin helfen zu lassen. Schließlich wusste die Frau vielleicht etwas; diese Möglichkeit durfte er nicht ausschließen, selbst wenn das bedeutete, ihr Spiel mitzuspielen. »In Ordnung«, seufzte er. »Haben Ihre Eingebungen Ihnen offenbart, wo sie ist?«
Lenora schüttelte den Kopf.
»Haben Sie Bilder, Töne oder Gerüche wahrgenommen?«
»Nein. Ich habe nur ganz intensiv gespürt, dass sie irgendwo ist. Am Leben. Und ich habe ihre Angst gespürt.«
»Nah oder fern?«
»Das kann ich nicht sagen.«
Gristhorpe kratzte sein Kinn. »Das hilft uns nicht besonders weiter, oder?«
»Es liegt nicht in meiner Macht. Ich bin nur ein Medium für die Botschaften. Wollen Sie mich offiziell konsultieren? Wollen Sie, dass ich Ihnen helfe?«
Gristhorpe bemerkte das triumphierende Lächeln. »Miss Carlyle«, entgegnete er scharf, »wenn Sie uns nicht helfen, werde ich dafür sorgen, dass Sie im Gefängnis landen. Kennen Sie Melville Westman?«
Es war nur ein flüchtiges Signal, aber es entging ihm nicht. Der Name sagte ihr etwas. Die Körpersprache zu lesen, zu registrieren, wie der Blickkontakt für den Bruchteil einer Sekunde abbrach, war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Er konnte sehen, wie sie versuchte zu entscheiden, wie viel sie zugeben sollte. »Und?«, drängte er.
»Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor«, räumte sie mit einer leichten Kopfbewegung ein. »Vielleicht bin ich ihm mal zufällig über den Weg gelaufen.«
»Dann lassen Sie sich aufklären. Melville Westman nennt sich Magier. In den letzten Jahren hat es Vorfälle mit solchen Gruppen gegeben, die Kinder in ihren Ritualen benutzt haben. Ich habe keine Ahnung, was Sie so treiben, aber wenn Sie und Westman etwas mit Gemmas Verschwinden zu tun haben, direkt oder indirekt, dann werde ich es herausfinden.«
»Das ist doch lächerlich!«, empörte sich Lenora. »Ich habe genug von Ihren Anschuldigungen und Unterstellungen.« Sie wollte aufstehen und den Stuhl zurückschieben, vergaß dabei aber, dass er an den Boden geschraubt war, und blieb halb stehend zwischen ihm und dem Tisch stecken.
»Setzen Sie sich hin.« Gristhorpe deutete auf den Stuhl. »Ich bin noch nicht fertig. Welche Beziehung haben Sie zu Westman?«
Sie setzte sich wieder und kaute einen Augenblick auf ihrer Unterlippe. »Nun gut, ich kenne ihn«, gestand sie dann. »Wir sind Bekannte, mehr nicht.«
»Sie haben sich wohl im magischen Zirkel kennen gelernt, oder?«
»Es gibt keinen Grund, sarkastisch zu werden. Es handelt sich lediglich um eine kleine Gruppe von Leuten, die am Okkulten interessiert sind. Wir diskutieren und leihen uns gegenseitig Bücher aus, das ist alles.«
»Ich frage Sie jetzt, ob Ihnen Westman etwas über Gemma Scuphams Aufenthaltsort erzählt hat. Sind Sie eine Art Botin, wollen Sie Ihr Gewissen beruhigen, indem Sie der Mutter den Schmerz etwas erleichtern, bis Sie mit dem Kind fertig sind? Oder wollen Sie sie einfach nur quälen?«
»Seien Sie nicht albern. Was sollte Melville von dem Kind wollen?«
»Sagen Sie es mir!«
»Gar nichts. So einer ist er nicht.«
»Was für einer?«
»Er ist keiner, der aufwendige Rituale durchführt, mit Opferungen von Tieren und ...«
»Kindern?«
»Hören Sie, ich bestreite nicht, dass es radikale Randgruppen gibt, aber Melville Westman gehört nicht dazu.«
»Gibt es jemanden in der Gegend, den Sie mit einer radikalen Randgruppe in Verbindung bringen würden?«
»Nein.«
»Haben Sie mal von den Manleys gehört? Chris und Connie Manley. Oder von Miss Peterson und Mr Brown?«
»Nein.«
»Hat Melville Westman Sie geschickt?«
»Nein, verdammt noch mal, das hat er nicht. Ich bin aus freien Stücken gekommen, um der Mutter zu helfen«, erklärte Lenora mit zusammengebissenen Zähnen. »Und wie behandeln Sie mich? Ich dachte, die Polizei würde ...«
»Sie haben anscheinend keine Ahnung von der Arbeit der Polizei, denn sonst hätten Sie Brenda Scupham kaum dazu gebracht, sich im Fernsehen zu äußern.«
»Das war nicht meine Idee.«
»Es spielt keine Rolle, wessen Idee es war. Es ist passiert. Und wenn dieses Mädchen tot ist, dann sollten Sie mal darüber nachdenken, was Sie ihrer Mutter angetan haben.«
Lenora legte ihre Faust auf ihr Herz und sah ihm direkt in die Augen. »Das Kind ist am Leben, Superintendent, davon bin ich überzeugt.«
Für einen Augenblick war Gristhorpe von der Leidenschaft in ihrer Stimme ergriffen. Trotz all seiner Anschuldigungen hielt sie an ihrer ursprünglichen Geschichte fest. Ohne ihrem Blick auszuweichen, zog er die Stille in die Länge. Er hatte das Gefühl, dass durch ihren Blick etwas auf ihn ausgestrahlt wurde. Was es war, konnte er nicht genau sagen, aber ein leichtes Kribbeln überkam ihn, die Nackenhaare sträubten sich, und er hatte überhaupt keine Ahnung mehr, ob sie in Bezug auf Gemma Recht hatte oder nicht. Er spürte jedoch, dass sie die Wahrheit sagte, die Wahrheit, die sie kannte. Diese verfluchte Frau glaubte wahrhaftig an das, was sie da vorbrachte. Jetzt konnte er verstehen, wie Brenda Scupham überzeugt worden war.
»Sie sollten wissen«, sagte er langsam, »dass ich alles, was Sie mir erzählt haben, doppelt und dreifach überprüfen werde.« Dann brach er den Blickkontakt ab und schaute auf die nackte Wand. »Gehen Sie jetzt. Na los, gehen Sie, bevor ich es mir anders überlege.« Er schaute ihr nicht einmal hinterher. Er wusste genau, was für eine Art Lächeln er in ihrem Gesicht sehen würde.
Das Gefängnis in Armley war 1847 von Perkin und Backhouse errichtet worden. Westlich des Stadtzentrums auf einem kleinen Hügel gelegen, sah es mit seinen Mauerkronen und Zinnen aus dunklem, massivem Stein wie ein Bauwerk des Mittelalters aus, erst recht unter dem metallisch grauen Himmel und bei dem Regen, der über den Ort hinwegfegte. Im Vergleich zu diesem Gebäude sah das Schloss von Eastvale regelrecht einladend aus, fand Susan. Als sie sich den Toren des Gefängnisses näherte, stellte sie sich trotz des modernen Anbaus feuchte, mittelalterliche Verliese vor. Die Architekten hätten kein geeigneteres Bauwerk entwerfen können, um die Verbrecher in Angst zu versetzen und den braven Bürgern ein Gefühl der Sicherheit zu geben, dachte sie, während sie mit einer Gänsehaut aus dem Wagen stieg und den Regen wie Stecknadeln auf ihren Wangen spürte.
Sie wies sich aus und um Punkt halb fünf Uhr an diesem trüben Septembernachmittag öffneten sich ihr die Gefängnistore. Ein uniformierter Wärter führte sie in ein kleines Büro im Verwaltungsblock, wo sie Gerald Mackenzie treffen sollte. Auf dem Weg fragte sie sich, was man wohl für ein Mensch sein musste, um in einem Gefängnis zu arbeiten. Wenn man ständig mit unzufriedenen und aufsässigen Inhaftierten unter einem Dach eingesperrt war, dachte sie, kam man sich vermutlich wie in einer anderen Welt vor. Ebenso wie die Polizei zog der Strafvollzug wahrscheinlich eine ganze Menge Rabauken an. Andererseits übte diese Arbeit auch einen Reiz auf Reformer aus, spekulierte sie, auf Menschen, die an Rehabilitation glaubten. Doch für viele war es bestimmt nur ein Job wie jeder andere, eine Einkommensquelle, um die Miete zu zahlen und Frau und Kinder zu ernähren.
Mackenzie entpuppte sich als erstaunlich junger Mann mit dünnem braunem Haar; er trug einen braunen Anzug, ein frisch gebügeltes weißes Hemd sowie eine Art Regiments- oder Clubkrawatte. Mit seiner schwarz gerahmten Brille sah er aus wie ein Mann aus dem mittleren Management. Er war höflich, bot ihr Kaffee an und schien überhaupt nichts dagegen zu haben, ihr alle erforderliche Zeit zu widmen und jede Information zu geben, die sie wollte.
»Soweit ich mich erinnern kann«, erzählte er und legte einen Finger an den Winkel seines kleinen Mundes, »war Johnson ein ziemlich zurückhaltender Typ. Er hat nie Probleme gemacht oder sich in den Mittelpunkt gedrängt.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe Mühe, mir vorzustellen, dass sein Leben auf diese Weise endete. Es sei denn, er ist Opfer eines wahllosen Verbrechens geworden.«
»Das glauben wir nicht«, entgegnete Susan. »Wie hat er seine Strafe abgesessen?«
»Ich erinnere mich, dass er ein begeisterter Gärtner war. Aus intellektuellen Beschäftigungen oder Gruppenspielen hat er sich nicht viel gemacht.«
»War er besonders gesellig?«
»Nein. Wie gesagt, ich hatte den Eindruck, dass er sich ziemlich abkapselte. Ich muss gestehen, dass es schwer ist, jeden, den wir hier haben, unter intensiver Beobachtung zu halten - außer es handelt sich um Unruhestifter. Diejenigen, die sich vernünftig benehmen, überlässt man in der Regel sich selbst. Ich nehme an, das ist in der Schule nicht anders. Ich habe eine Zeit lang als Lehrer gearbeitet. Man verwendet die meiste Energie auf die schwierigen Schüler und hofft, dass die guten selbst klarkommen. Zu einer falschen Antwort kann man ja auch mehr sagen als zu einer richtigen, nicht wahr?«
»Das stimmt wohl«, bestätigte Susan. Sie musste an einen Aufsatz denken, den sie an der Polizeischule geschrieben hatte. Als der Professor ihr den Text zurückgegeben hatte, war er mit Anmerkungen in roter Tinte übersät gewesen. »Also war Johnson ein vorbildlicher Gefangener?«
»Insasse. Ja, doch, das war er.«
»Und sonst können Sie mir nichts über ihn sagen, über seinen Tagesablauf damals oder seine Kontakte hier?«
»Nein. Ich komme eigentlich nicht viel mit den Leuten zusammen. Verwaltung, Schreibkram ... das alles nimmt heutzutage so ungeheuer viel Zeit in Anspruch. Aber ich schaue mal, ob ich Ollie Watson erwischen kann. Er arbeitet in Johnsons ehemaligem Flügel.«
»Wäre das möglich?«
»Kein Problem.«
Mackenzie verließ einen Augenblick das Zimmer und Susan betrachtete das gerahmte Foto einer hübschen, dunkelhäutigen Frau, einer Inderin vielleicht, mit drei kleinen Kindern. Mackenzies Familie, nahm sie an, denn die Kinder hatten sowohl etwas von ihm wie von der Frau: eine bestimmte Neigung der Nase das eine, ein kleines Grübchen ein anderes.
Wenige Minuten später kam Mackenzie mit Ollie Watson zurück. Als sie den fetten, uniformierten Mann mit dem schmalen schwarzen Schnurrbart sah, fragte sich Susan, ob »Ollie« ein Spitzname war, der daher rührte, dass der Mann so große Ähnlichkeit mit Oliver Hardy hatte. Er zog an den Bügelfalten seiner Hose und setzte sich auf einen Stuhl, der unter seinem Gewicht knarrte.
»Mr Watson«, sagte Susan, nachdem sie einander vorgestellt worden waren, »Mr Mackenzie hat mir gesagt, Sie wären am besten dazu in der Lage, mir ein paar Informationen über Carl Johnsons Aufenthalt hier zu geben.«
Watson nickte. »Jawohl, gnädige Frau.« Er rutschte auf seinem Stuhl umher, der erneut knarrte. »Carl hat keinen Ärger gemacht. Aber man hatte nie das Gefühl, ihn wirklich zu kennen, wie bei manchen anderen. Er schien sich für nichts besonders zu interessieren. Außer für den Garten, nehme ich an.«
»Hat er Freunde gehabt?«
»Nein, keine engen Freunde. Er war nicht sehr kontaktfreudig. Und die anderen haben ihn in Ruhe gelassen. Nicht, weil sie Angst vor ihm gehabt hätten. Nur ... er war irgendwie unnahbar. Man hatte den Eindruck, dass die anderen ihn die meiste Zeit kaum wahrgenommen haben.«
»Was ist mit seinen Zellenkollegen? Ich nehme an, er hat seine Zelle geteilt?«
»Die meiste Zeit, ja.« Er lächelte. »Wie Sie wahrscheinlich wissen, sind wir hier ein bisschen überfüllt. Das muss wohl daran liegen, dass Sie und Ihre Leute so gute Arbeit leisten.«
Susan lachte. »Wir oder die Gerichte. Fällt Ihnen jemand im Besonderen ein?«
»Da muss ich mal überlegen ...« Watson streckte seine Hand vor und zählte sie an den Fingern ab. »Also da gab es zum einen Addison. Im Grunde harmlos, würde ich sagen. Geschäftsbetrug. Dann war da Rodgers. Mit dem gab es eigentlich auch keine Probleme. Nur Besitz von ...«
»Johnson wurde brutal ermordet«, mischte sich Susan in Watsons gemächlichen Denkvorgang ein. »Hat er jemanden kennen gelernt, dem Sie eine solche Tat zutrauen würden?«
»Lieber Gott, nein. Hier doch nicht«, entgegnete Watson, als wäre ein Gefängnis der letzte Platz auf Erden, wo man wirkliche Übeltäter erwarten würde. »Er war nie in einer Zelle mit den harten, schweren Fällen. Wir halten sie, so gut wir können, getrennt von den anderen.«
»Aber könnte ihn jemand in einen kriminellen Plan verwickelt haben, in eine Sache, die schief ging? Drogen, zum Beispiel?«
»Das wäre wohl möglich gewesen. Aber Rodgers saß nur wegen Besitzes von Marihuana. Er war kein Dealer.«
»Was ist mit dem Betrüger?«
»Wie gesagt, er war ziemlich harmlos. Nur der alte Einkaufsbetrug.«
Susan nickte. Diesen Trick kannte sie bereits. Der Einkäufer einer großen Firma mietete einfach ein paar Büroräume an, installierte ein Telefon, ließ Briefpapier mit einem entsprechenden Briefkopf drucken, »belieferte« dann seine Firma mit Artikeln oder Dienstleistungen, die gar nicht existierten, und steckte die Zahlungen ein. Damit die Bestellungen nicht vom höheren Management abgezeichnet zu werden brauchten, musste er darauf achten, nur kleine Beträge in Rechnung zu stellen. Wenn er umsichtig und langsam über eine Reihe von Jahren betrieben wurde, konnte sich dieser Einkaufsbetrug als äußerst lukrativ erweisen. Die meisten Leute jedoch, die ihn praktizierten, wurden habgierig und machten Fehler.
»Könnte er Johnson in etwas hochfliegendere Pläne verwickelt haben? Schließlich war Johnson ja selbst ein Schwindler.«
Watson schüttelte den Kopf. »Addison hat im Gefängnis seine Energie verloren. Das geht manchen Leuten so. Wenn man den Job lange genug macht, kann man die Zeichen erkennen; man weiß, wer wiederkommen wird und wer nicht. Addison war einer von denen, die nicht wiederkommen werden. Der lässt sich nach dem Gefängnis nie wieder etwas zuschulden kommen. Er war nur ein sanftmütiger Angestellter, der mal ein bisschen High-Society-Luft schnuppern wollte.«
Susan nickte, aber sie hatte Addisons Namen bereits in ihrem Notizbuch vermerkt. »Was ist mit den anderen?«
Watson hob wieder seine Hand. »Also, wir hatten Addison, dann den Drogentyp, Rodgers. Dann gab es noch Poole. Aber wegen dem würde ich mir auch nicht den Kopf zerbrechen.«
»Poole?«, wiederholte Susan plötzlich hellwach. »Wie war sein Vorname?«
»Leslie. Aber er wurde von allen Les genannt. Sah komisch aus, der Kerl. Er hatte so eine altmodische Elvis-Presley-Frisur.« Watson lachte. »Auf jeden Fall, bevor der Gefängnisfriseur ihn in die Finger bekam. Aber wenn man seinen Worten glauben soll, dann waren die Frauen ziemlich ...«
Doch Susan hörte nicht länger zu. Sie fühlte, wie eine triumphierende Freude in ihr aufstieg. Da war sie Richmond einmal um eine Nasenlänge voraus. Trotz all seiner Kurse, Tricks und Megabytes hatte er nicht entdeckt, was sie lediglich durch altmodische Laufarbeit herausgefunden hatte. Er arbeitete zwar an dem Gemma-Scupham-Fall und nicht an dem Johnson-Mord, aber trotzdem ...
»Verzeihen Sie, dass ich Sie unterbreche«, sagte sie zu Watson und wandte sich dann an Mackenzie. »Darf ich mal Ihr Telefon benutzen, Sir?«