Hinweise … unbedingt lesen!

Achtung!

Dieses Buch stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist ein Lesebuch für Laien, die sich der Homöopathie verschreiben möchten, und für junge Studierende der Homöopathie, denen hierdurch Mut gemacht werden soll, umgehend ihre Patienten mit homöopathischen Arzneien zu versorgen. Die Behandlung chronischer Krankheiten oder der Konstitution des Einzelnen obliegt weiterhin dem Behandler Ihres Vertrauens, genauso wie eine eventuell angezeigte Dauerbehandlung.

Zur Arbeit mit der Hausapotheke

Wie immer sind meine Bücher mehrgeteilt. Der erste Teilführt in die Thematik und die Handhabung des Buches ein. Er vermittelt das notwendige Grundlagenwissen in der Homöopathie. Der zweite Teil erzählt vom kranken Menschen. Ich habe auch in dieser Auflage das Kopf-zu-Fuß-Schema beibehalten, weil es in der Homöopathie, wie einige von Ihnen wissen, so üblich ist. Eine Ausnahme bildet nur das Kapitel „Allgemeines & Allergie“, worin solche Erkrankungen angeführt werden, die den Menschen als Ganzes erfassen und somit nicht in das Schema einzufügen sind.

Das neue Layout bietet eine übersichtliche Aufteilung: Die Marginalspalte zeigt Arznei, Dosierung sowie Modalitäten, die verschiedenen Überschriften heben wesentliche Merkmale wie die Auslösung heraus, und auch der Typ ist farbig hervorgehoben, wobei er bei der Arzneiwahl nicht unbedingt ausschlaggebend sein muss. Die empfohlenen Anwendungen der Arzneien im Kapitel „Der kranke Mensch“ sind dem breiten Schatz der bewährten Anwendungen entnommen.

„Die Arznei“, der dritte Teil, erhielt ebenfalls eine neue Struktur, um eine einfühlende Orientierung in die Arzneien zu ermöglichen. Er ist alphabetisch geordnet und auch hier unterstützt das farbige Layout die Übersichtlichkeit und ermöglicht eine schnelle Orientierung. Für einen wünschenswerten vertiefenden Einblick darf ich Ihnen ergänzende Bücher ans Herz legen: „Handbuch Homöopathie“ und die zwei Bände der „Bewährten Anwendungen“ (→ Literatur, S. 342).

Wiederholungen im Text dienen der Einprägung. Die kursive Druckart in beiden Teilen hebt abweichende Arzneien und/oder Dosierungen hervor. Bedenken wir, dass jede offenbare und äußerliche Erscheinung nur eine Spur zur Tiefe der Person ist.

Bei jedem Zweifel in der Entscheidung sollten Sie den erfahrenen Homöopathen zu Rate ziehen.

Denn die Behandlungsmöglichkeiten reichen bis dahin, wo ein Mensch – aus welchen krankmachenden Gründen auch immer – weder reaktionsfähig noch regulationsfähig ist und seine Abwehr daniederliegt. Den Grad dieser Unfähigkeit entscheidet über die Anpassungsfähigkeit, die Flexibilität, die Toleranz, der Humor oder die Starre im Ausdruck seiner Allwissenheit.

Was ist eine personenbezogene Arznei?

Das ist jene Arznei, die ein Homöopath für die gesamten Beschwerden und Befindlichkeitsstörungen seines Patienten aussucht. Sie ist also der Inbegriff einer ganzheitlichen homöopathischen Betrachtungsweise und Behandlung. Diese personenbezogene Behandlung sollte Ihnen gleichzeitig die Grenze der Eigenbehandlung bewusst machen. Ihr Behandlungsradius bewegt sich im Bereich der bewährten Anwendungen einer Arznei, wie sie in diesem Buch beschrieben werden.

Wo erwerbe ich die Arznei?

Alle Arzneien sind nur in der Apotheke erhältlich. Sie brauchen jedoch nicht vom Arzt verschrieben zu werden, sind also jederzeit ohne Rezept frei käuflich. Selbstverständlich können Sie sich die Arzneien auch von Ihrem Arzt verschreiben lassen und über die Krankenkasse abrechnen oder Ihrer Versicherung zur Kostenerstattung einreichen.

Arzneien, die in Deutschland nicht erhältlich sich, besorgen Sie sich bitte im benachbarten Ausland. Für Norddeutsche am bequemsten in Holland oder Belgien, für alle anderen Einwohner am besten direkt in der Schweiz.

Bezugsquelle: Homöopathisches Labor Schmidt-Nagel

Rue du Pré-Bouvier 27

CH-1217 Meyrin bei Genf

fon: 0041 22 719 19

19 fax: 0041 22 719 19 20

Info@schmidt-nagel.ch

www.schmidt-nagel.ch

Wie und wo bewahre ich die Arznei auf?

Die Arzneien sollten in dunklen Behältern oder im Dunkeln aufbewahrt werden, damit zu starke Lichteinwirkung keinen zerstörenden Effekt zeitigen kann. Sollten Sie also Kügelchen von Ihrem Behandler oder von Ihrer Nachbarin bekommen, bewahren Sie diese im Dunkeln, am besten in einer Schublade, auf, die Sie eigens für Arzneien bestimmt haben. Beachten Sie bitte auch, dass Camphora D1 eine starke Strahlung aussendet, welche die Wirkung anderer homöopathischer Arzneien vermindern kann (ähnlich wie Minze, Menthol und Kamille). Schon Kent empfiehlt, diese Arznei in einem entlegenen Winkel des Hauses aufzubewahren.

Wie wirkt die Arznei?

Arzneien enthalten die Informationen, Schwingungen und Impulse, die im kranken Menschen einen Reiz in Gang setzen, der ihn zur Selbstheilung befähigt. Heilung ist also ein seelisch-geistiger Prozess (genauso wie letztlich Krankheit) und wirkt über die Lebensenergie, die Widerstandskraft, über die ganze Person. Sie ist deshalb verstandesmäßig gar nicht und wissenschaftlich nur unzulänglich erklärbar. Was soll's auch. Hauptsache, die Arznei wirkt! Hier steht die Erfahrung über der Erklärbarkeit.

Wie wähle ich die richtige Arznei?

Suchen Sie bei Beschwerden nicht nach Erklärungen ihrer möglichen Ursache, also fragen Sie nicht nach dem „Warum“, sondern wählen Sie aus vorgegebenen Arzneien die den Störungen ähnlichste Arznei aus. Dazu ist es wichtig, dass Sie ein bestimmtes Abfrageschema einhalten. Nur so ist gewährleistet, dass Sie sicher die richtige Arznei für Ihre Beschwerde finden.

Die folgenden Fragewörter führen unmittelbar zu Ihrer Arznei:

WO?

fragt, welche Beschwerde sich an welchem Ort darstellt (Lokalisation).

WIE?

fragt, wie Sie Ihre Beschwerde empfinden (Empfindung).

WAS?

fragt, wie sich Ihre Beschwerde als Schmerz, Ausscheidung etc. darstellt (Erscheinung).

WANN?

fragt, unter welchen Umständen die Beschwerde sich verschlimmert (Modalität).

WODURCH?

fragt, unter welchem Umstand die Beschwerde aufgetreten ist (Auslösung).

Der Weg zur richtigen Arzneiwahl

Wo?

Nase, Schnupfen

Wie?

Kribbeln, Bitzeln

Was?

fließend, wässrig

Wann?

bei nasskaltem Wetter

Wodurch?

Unterkühlung

Arznei

Allium cepa D3

außerdem

Frischluftverlangen

Für eine gezielte homöopathische Behandlung ist es absolut wichtig, dass Sie auch auf solche Kleinigkeiten achten, die bei einer schulmedizinischen Behandlung scheinbar keine große Rolle spielen. Während man in der Schulmedizin bei Kopfschmerzen beispielsweise Aspirin oder bei Fieber Paracetamol einnimmt (zu bedenken ist hier die Kleinigkeit: Ist man magenempfindlich oder nicht?) oder bei Schnupfen beispielsweise das Nasenspray der einen oder der anderen Firma benutzt (die Kleinigkeiten hier spielen keine Rolle), ist der Erfolg einer homöopathischen Behandlung hingegen davon abhängig, wie genau Sie sich beob achten.

Das scheint nicht jedem leichtzufallen, denn nicht alle Menschen sind anfangs fähig, sich hilfreich auszudrücken. Aber durch ständige Übung mit Hilfe dieser Fragen werden Sie sich besser kennen lernen, werden sich Ihrer leidenden Situation bewusster und können sie besser annehmen, um sie letztlich mit einer sorgfältig gewählten Arznei loszuwerden. Versuchen Sie's, Sie werden mit Wohlbefinden belohnt.

Fließschnupfen

Wo
Lokalisation

Nase

Nase

Nase

Wie
Empfindung

Kribbeln, Bitzeln

Brennen, Wundheit

Brennen, Wundheit

Was
Aussehen, Schmerz, Ausscheidung etc.

helles, wässriges Sekret

helles, wässriges Sekret

gelbgrünes, zähflüssiges Sekret

Wann
schlimmer

im Warmen

im Kalten

im Kalten

Wodurch
(ausgelöst)

nasskaltes Wetter

kaltes Wetter

kaltes Wetter

Arznei
Dosierung

Allium cepa D3 anfangs stündlich

Arsenicum album D6 anfangs stündlich

Hydrastis D4 anfangs stündlich

außerdem
zu empfehlen

Frischluft Tee trinken

Wärmezufuhr in jeder Weise

Wärmezufuhr in jeder Weise

So spielt es durchaus eine große Rolle, ob Ihr Kopfschmerz bohrend oder pochend ist, ob er sich im vorderen oder hinteren Kopfbereich äußert, wann und wodurch sich die Schmerzen ohne Behandlung ein wenig bessern. Oder, um beim Schnupfen zu bleiben: Hier ist es wichtig, ob das Sekret weiß, gelb oder grün, ob es wässrig, flüssig oder zähflüssig ist.

Je genauer Sie Ihre Beschwerden bestimmen, je mehr Parameter sie beobachten, desto sicherer finden Sie die geeignete Arznei!

Ich möchte mit Ihnen den Verlauf einer solchen Fragestellung anhand eines Beispiels durchgehen. Bitte behalten Sie im Hinterkopf, dass es sich hierbei um ein reduziertes Beispiel handelt, um die Art der Fragestellung anschaulich zu machen. Selbstverständlich gibt es für „Schnupfen“ nicht nur drei Beschwerdebilder bzw. drei Mittel (→ Schnupfen, S. 98). Wichtig ist mir nur, dass Sie das Abfragesystem verstehen und „auswendig lernen“.

Welche Arzneiform soll ich wählen?

Die meisten Arzneien werden in drei Darreichungen angeboten: Kügelchen, Tabletten und Tropfen. Einige Arzneien, vor allem Säuren (Acidum …), Phosphorus, Bromum und Petroleum sind nur flüssig haltbar. Die metallischen Arzneien sind erst ab D8 flüssig oder in Kügelchen vorhanden, bis D8 nur in Tablettenform. Für Notfälle erwerben Sie verständlicherweise eher Tropfen, die Sie hinter die Zunge träufeln, von wo sie rasch in die Blutbahn aufgenommen werden. Für weniger notfällige Beschwerden ziehen Sie Kügelchen oder Tabletten vor, das ist letztlich reine Geschmackssache.

Wie und wann nehme ich eine Arznei?

Bei akuten Störungen

Wiederholen Sie 1 Gabe bis zur D12 stündlich (wie in der Tabelle bei Allium cepa D3 angegeben) oder 1 Gabe der D30 täglich.

Bei Nachlassen der Beschwerden nehmen Sie die Gabe weniger häufig. Das heißt, Sie handeln nach der Intensität der Beschwerde. Außer bei Allium cepa finden Sie diese Angaben bei allen Arzneien bis D12.

Im Notfall

Sie können jede Arznei in ¼ Liter Wrasser mit einem Plastiklöffel „verkleppern“, davon alle 5 Minuten einen gewöhnlichen Schluck trinken lassen oder mit demselben Plastiklöffel eingeben. Behalten Sie das Wasser vor dem Schlucken einen Augenblick im Mund, damit die Arznei über die Schleimhäute rascher in die Blutbahn eindringen kann!

Bei Besserung der Beschwerden

Wenn nach einer Arzneigabe eine Besserung eintritt, so warten Sie mit ihrer Wiederholung, bis Sie den Eindruck haben, dass die Wirkung der Arznei wieder nachlässt.

Nach akuten Störungen

Nach Besänftigung der akuten Störungen werden die verschiedenen Potenzierungen bis zur Ausheilung mit folgender Regelmäßigkeit eingenommen:

  • bis D3 3 × täglich 1 Gabe zu je 20 Kügelchen, Tropfen oder 3 Tabletten
  • ab D4 3 × täglich 1 Gabe ab D12 2 × täglich 1 Gabe
  • D30 1 × wöchentlich 1 Gabe oder nach Bedarf
  • D200 1 × monatlich 1 Gabe oder nach Bedarf
  • LM 6 3 × wöchentlich 1 Gabe (Arzneifläschchen vor Einnahme kräftig verschütteln)

Welche Potenz verwende ich?

Die Wahl der Potenzhöhe ist grundsätzlich eine Frage des persönlichen Vermögens des Behandlers. Ihnen empfehle ich, sich durchweg mit Potenzhöhen im Bereich bis D12 zu bedienen, bei Benutzung dieses Buches situativ D30 als Bedarfsgabe, wie im Text angegeben. Dabei kann nichts „schief“ laufen, und – gut gewählt – wird die Arznei immer (!) er folgreich wirken.

Mit zunehmender Sicherheit, die uns das Vertrauen in die Arznei und in ihre Wirkung schenkt, greifen wir zu höheren und zu Höchstpotenzen. Ihre Verabreichung ist elegant und ihre Reaktion eklatant. Selbst oder gerade bei akuten Störungen scheue ich mich nicht, eine D200 täglich einmal oder mehrmals, bis zur subjektiv empfundenen Besserung, zu verordnen. Den Anfänsgern und Puristen werden, wie folgt, allgemeine Regeln zur Verfügung gestellt:

Tiefpotenzen (Ø bis D4)

Ihr Einsatz gilt den organischen und gewebsbezogenen Störungen, besonders beim akuten Bedarf. Urtinkturen (= Ø) und Arzneien bis D3 werden nur bei ungiftigen Wirkstoffen benutzt wie zum Beispiel Camphora bei Erkältung oder Kollaps, Crataegus bei beginnender Herzinsuffizienz etc. Jede Arznei besitzt eine ihr eigene Grenze der Giftigkeit. Das ist jene Potenzhöhe, bei der die Giftwirkung in eine Heilwirkung umschlägt. So ist Arsenicum album erst ab D6 handelsüblich. Lachesis und Phosphor sollten wir wegen Blutungsgefahr nicht unter D12 verordnen.

Mittelpotenzen (D6 bis D12)

Sie decken das Reich der funktionellen Störungen ab. Das sind jene Beschwerden, bei denen wir oder die Klinik noch keine sichtbare Veränderung an Organen, Systemen und Geweben feststellen können: die Vielfalt der „psychosomatischen Syndrome“ oder der klinischen „Simulanten“. So oder so sind sie gerechtfertigte Hilferufe eines Leidenden, da die Verstofflichung der Störung noch nicht eingetreten ist. Damit bietet sich uns eine größere Chance, therapeutisch einzugreifen.

Dieses sind auch die Potenzen der Wahl, wenn die Reaktionskraft eines Patienten, sein Vermögen, einem Reiz zu antworten, durch Schwäche, Erschöpfung oder therapeutische medikamentöse Überschüttung vermindert ist.

Hochpotenzen (D30 bis XM)

Eine D30 oder C30 darf bei bestimmten Auslösungen wie Fieber, akuten Sorgen, Koliken etc. ohne Bedenken einmalig oder 1 x täglich bis zur Besserung gegeben werden. Ab D200/C200 – das ist die nächste übliche Potenz – sind Hochpotenzen im Allgemeinen für Störungen im seelisch-geistigen Bereich der Person reserviert, was bei einer konstitutionellen, einer personenbezogenen Behandlung des Patienten immer der Fall ist. Auch dann, wenn er nicht unmittelbar davon berichtet, sondern nur durch unmerkliche Zeichen und unbetonte Hinweise seiner Erzählung. Mit fortschreitender Erfahrung lernen wir, die Hochpotenz auch bei hoch akuten Prozessen einzusetzen, wo sie, wenn sie zur Situation passt, sehr rasch und tief greifend wirkt.

Wie gebe ich die Arznei?

Wenn nach einer Arzneigabe eine Besserung der Beschwerden eintritt, so warten Sie mit ihrer Wiederholung, bis Sie den Eindruck haben, dass die Wirkung der Arznei nachlässt. Eine Steigerung der Arzneiwirkung durch qualitative Erhöhung der Einzelgabe oder durch vermehrte Wiederholung der Gabe ist nicht zu erwarten. Der Arzneireiz benötigt einen gewissen Zeitraum und einen bestimmten Zeitablauf, bis er anspricht. Dieser Arzneireiz wird durch ein Kügelchen oder einen Tropfen genauso erreicht wie durch 20 oder 100 Kügelchen oder Tropfen. Die Qualität einer Arznei steht in keinem Bezug zur Quantität: Menge macht nicht Gesundheit. Menge ist messbar, Gesundheit ist eine Ermessensfrage.

Was heißt „1 Gabe“?

Bis zur Potenz D3 entspricht 1 Gabe 20 Tropfen oder 20 Kügelchen oder 2 Tabletten. Ab der Potenz D4 entspricht 1 Gabe 5 Tropfen oder 5 Kügelchen oder 1 Tablette.

Kinder ziehen verständlicherweise die süß schmeckenden Kügelchen vor. Eine Gabe geben Sie 10 Minuten vor oder nach dem Essen oder Trinken ohne Wasser auf die Zunge, Säuglingen stecken Sie die Kügelchen einfach zwischen die Lippen. Es braucht nicht lange, bis sie auf den Geschmack kommen und bereitwillig lutschen.

Was heißt „alle 5 oder 10 Minuten“?

Wiederholen Sie die Arznei so lange, bis sich spürbare Besserung einstellt. Dann unterlassen Sie eine weitere Gabe so lange, bis die Beschwerden sich wieder verschlimmern. So verfahren Sie mit jeder Arzneigabe!

Was heißt „bei Bedarf“ oder „bedarfsweise“?

Wenn durch 1 Gabe D30 die Heilung angeregt ist, sollten Sie keinen weiteren Arzneireiz setzen, sondern so lange warten, bis das Geschehen sich wieder verschlechtert. Das erst weist Sie darauf hin, dass Sie einer erneuten Gabe bedürfen und diese zuführen dürfen. Es gibt demgemäß keine Regel für die Wiederholung einer D30-Potenz. Menschen sind wie die Arzneien sehr unterschiedlich, das heißt, sie reagieren auf individuelle, nicht voraussagbare Weise. Im Miteinander mit dem kranken Menschen ermessen Sie die Gabenwiederholung.

Was heißt „in Wasser“?

Bei hoch akuten Umständen lösen Sie 10 bis 20 Kügelchen oder Tropfen in einem gewöhnlichen Trinkglas voller Wasser (ca. ¼ Liter), verkleppern die Lösung mit einem Plastiklöffel und lassen hiervon alle 5 Minuten einen gewöhnlichen Schluck trinken. So verfahren Sie beispielsweise bei einem Asthmaanfall mit Arsenicum album D30 oder bei einem Panikanfall mit Aconitum D30 etc. Natürlich nur, wenn Glas und Wasser in Reichweite stehen. Die Arznei sollte es auf alle Fälle sein.

Wie ist die Dosis beim Säugling, beim Kind, beim Erwachsenen?

Der Arzneireiz wird durch 1 Kügelchen oder 1 Tropfen genauso erreicht wie durch 20 oder 100. Die Qualität einer Arznei steht in keinem Bezug zur Quantität. Hier lernen wir umzudenken: Menge macht nicht Gesundheit. Menge ist messbar, Gesundheit ist eine Ermessensfrage. Aus diesem Grunde ist es auch nicht besorgniserregend, wenn Kinder – wie so gern – ein ganzes Fläschchen mit Kügelchen genüsslich lutschen. Dies entspricht im Grunde 1 Gabe.

Gibt es Nebenwirkungen?

Die homöopathischen Arzneien haben keine Nebenwirkungen. Bei sehr empfindsamen Menschen und bei zu häufiger Wiederholung der Arzneigabe kann es zu überschießenden Reaktionen kommen, die jedoch nicht als schädliche Arzneiwirkung zu betrachten sind, sondern als Zeichen der richtigen Arzneiwahl. Nach Absetzen der Arznei klingt diese sogenannte Erstverschlimmerung schnell wieder ab. Im Allgemeinen empfehle ich, Arzneien bis D12 3 Tage auszusetzen und danach mit weniger häufigen täglichen Gaben fortzufahren.

Nebenwirkungen mit Medikamenten der Schulmedizin, sogenannte Interaktionen, sind gleichfalls nicht bekannt. Ich pflege zu behaupten: „Die Homöopathie siegt immer im Bemühen um die Heilung“. Weshalb ich einem Diabetiker niemals die Spritzen verböte. Das wäre eine arrogante Monomanie meinerseits! Und einem Patienten unter antibiotischer Behandlung, verordne ich – zum Beispiel auf elterliche Anfrage – immer eine Arznei.

Auch Überlagerung der Wirkungen bei „homöopathischen Kombiarzneien“, die ja meist aus tiefsten Potenzen zusammengemischt werden (deshalb „Mischopathie“ und nicht „Homöopathie“ genannt!), stören meine Arzneiverordnung nicht. Ich sehe es nur lieber, wenn beide nicht gleichzeitig eingenommen werden. Demgegenüber ist ein Zusammenspiel mit altbekannten Hausmitteln durchaus erwünscht.

Darf ich die Arznei als Vorsorgearznei verwenden?

Die Homöopathie ist im Grunde keine Heilmethode, die vorbeugend eingesetzt wird beziehungsweise wirkt. Obwohl sie eigentlich immer Schlimmerem vorbeugt. Der Körper reagiert nicht auf Informationen, zu denen in ihm keine Resonanz besteht, das heißt die er gar nicht braucht, die er also nicht verwerten kann und die ihn eventuell nur belasten würden. Doch auch hierbei machen wir Ausnahmen, denn die Homöopathie ist ja eine menschliche Medizin: zum Beispiel Staphisagria zur Vorbeugung von Insektenstichen, Arnica für Sportler, die sich leicht verletzen, oder Dulcamara für Metzger, die sich durch ihre Kühlhausgänge wiederholt unterkühlen etc.

Grenzen der Selbstbehandlung

Die eigentliche Grenze wird durch das individuelle Vermögen des Anwenders gesetzt, die rechte homöopathische Arznei für sein Leid oder dasjenige seiner Lieben auswählen zu können. Auch wenn Sie sehr „fortgeschritten“ sind in Ihrer Erfahrung, sollten Sie die personenbezogene Behandlung immer einem Fachmann überlassen.

Ergo:

  • Akutbehandlung: Ja!
  • Konstitutionsbehandlung: Nein!