19 Whirlpool

"Wir müssen die zwei hierher locken. Und ich hab auch schon eine Idee.” Lara sah Jason an und Jason begann zu begreifen, dass er Teil dieser Idee war.

“Was soll ich tun?”

“Du verstehst schnell.” Lara lächelte.

“Du fährst zurück zu den Druidensteinen, so schnell du kannst. Wir haben viel Vorsprung, du müsstest deutlich vor den Zweien dort eintreffen.”

“Ah, ich verstehe. Ich lege den Drachenkompass wieder in das Fach und dann kommen sie automatisch zu uns.”

“Nicht ganz. Wer weiß wie lange sie dann brauchen, den Weg zu finden. Vielleicht finden sie ihn auch gar nicht. Ich will die Zwei aber so schnell es geht hier sehen. Wir sind so dicht dran, da darf nichts mehr dazwischen kommen. Deswegen nimmst du jetzt dein Handy, löscht alle verdächtigen Infos wie SMS, Emails et cetera und legst es dann in das Fach. Das einzige, was du draufspielst, ist das Bild vom Drachenkompass und die Markierung des Ziels im GPS.”

Jason sah sie mit offenem Mund an.

“Ich verstehe dich nicht, dann kannst du sie auch gleich von ein paar schweren Jungs hierherschaffen lassen. Damit verraten wir uns.”

“Jason, spätestens hier werden sie doch eh alles erfahren. Die Zeit der Geheimhaltung ist vorbei. Es wird sich bald alles auflösen. Wir lassen bewusst dein Handy dort, denn das kennen sie. Sie werden also wissen, dass wir es sind, die sie auf den Weg gebracht haben. Das wird ihre Motivation erhöhen, uns zu finden. Aber wir lassen ihnen die Kontrolle. Wenn wir sie zwingen würden zu kommen, würden sie alles tun um zu entkommen. Indem wir ihnen diesen subtilen Hinweis geben, werden sie alles tun, um hierher zu kommen. Der Mensch ist so berechenbar.”

Jason begann zu verstehen. Das machte schon Sinn. Aber die lange Fahrt, größtenteils bei Dunkelheit, behagte ihm gar nicht.

“Aber könnten wir ihnen dann nicht genauso gut die Informationen einfach per Mail senden oder sie einfach anrufen?” Jason dachte mit, das erfreute Lara. Aber so ganz blickte er nicht durch.

“Fast. Aber ich werde dein Handy unter meinem Account registrieren. Damit können wir sie jederzeit orten und wissen genau, wann sie eintreffen. Umgekehrt, können sie uns orten und damit haben wir noch eine Absicherung, dass sie den Weg auch finden.” Jason musste anerkennen, dass Lara das perfekt durchdacht hatte. Sie überließ nichts dem Zufall. Also gut, je früher er losfuhr, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass er vor Baldur und Ella am Druidenstein wäre und umso kürzer die Fahrt durch den nächtlichen Wald. Er reichte Lara sein Telefon und sie nahm die erforderlichen Einstellungen vor. Kurze Zeit später saß er bereits auf seiner KTM und legte einen Start hin, wie ihn Lara von ihm erwartet hatte. Kaum war er im tiefen Wald verschwunden, drosselte er allerdings die Geschwindigkeit. So war ihm die Fahrt deutlich sympathischer.

Auch Lara verließ den Ort der Höhle. Sie schwang sich auf das Motorrad und nahm Kurs auf die nächstgelegene Stadt. Die war zwar klein, aber sie waren nun so nah an den Bergen, dass im Winter schnee- und skihungrige Touristen hier einfielen und eine exzellente Infrastruktur vorhanden war. Das beste Hotel am Platz, mit fünf Sternen geadelt, war ihr Ziel. In weniger als einer Stunde war sie dort.

“Was kann ich für sie tun?” An der Rezeption herrschte wenig Betrieb. Die sowieso eher schwache Sommersaison näherte sich ihrem Ende, die Hauptferienzeiten waren vorbei und der Winteransturm würde noch monatelang auf sich warten lassen.

“Ich hätte gern einige Zimmer. Für mich selbst gerne ihre schönste Suite und dann brauche ich noch ein Kontingent der einfacheren Kategorie. Wieviele freie Zimmer hätten Sie denn so?” Diese Frage bekam der Rezeptionist so kurzfristig auch eher selten gestellt. Er schaute in sein Buchungsprogramm.

“Es sieht sehr gut aus, 27 Zimmer sind noch frei.”

“Die nehme ich alle. Alles Zweibettzimmer?”

“So ist es, in einigen kann man auch noch weitere Betten, zum Beispiel für Kinder, hinzustellen.”

“Sehr schön, wir werden sehen, ob wir das brauchen.” Lara zahlte mit ihrer schwarzen Honcard, eine Kreditkarte, die nur Kunden mit einem sechsstelligen Umsatz offen stand und die man nur auf Einladung bekam.

“Übrigens, sobald weitere Zimmer frei werden, würde ich die auch gerne buchen, zunächst einmal alles für drei Tage.” Der Mann an der Rezeption wunderte sich nun nicht mehr, fragte sich aber, mit was für Gästen er es wohl zu tun bekommen würde. Das klang nach Bank oder Versicherung, irgendeinem Seminar oder einer Tagung, nur dass die normalerweise deutlich früher gebucht wurden.

Lara nahm die Karte in Empfang, die als Schlüssel diente und nahm den Lift in das oberste Stockwerk. Die Suite befand sich im Penthouse. Sie hatte ein geräumiges Schlafzimmer, ein wunderschönes Wohnzimmer auf zwei Ebenen inklusive einer Arbeitsnische und einem Badezimmer, das einer weniger verwöhnten Frau als Lara wohl den Atem verschlagen hätte. Prunkstück war ein freistehender Whirlpool mit Blick über die Dächer der Stadt direkt auf die auch im Sommer schneebedeckten Gipfel der nahen Berge.

Lara hechtete auf die Couch und zückte ihr Handy.

“Captain? Ja, alles gut, wir kommen gut voran. Langsam wird es ernst. Ich hab ein schönes Hauptquartier für uns gefunden. Das Hotel heißt Adlerhorst und liegt nicht weit vom Einsatzort. Ich schlage vor, Sie machen den Jungs mal Beine. Ich hab schon einen Schwung Zimmer geblockt. Die ersten dreißig Mann werden Sie hier unterbringen können. Wann können sie da sein? Ja, das reicht. Heute Abend sollte alles einsatzfähig sein, ich denke, Morgen geht es rund.”

Lara rekelte sich, damit war ihr Tagwerk getan. Jason würde erst spät in der Nacht von seinem Ausflug von den Druidensteinen zurückkommen. Im Laufe des Abends würde der Verband der Dragon Slayer, die sich in Anlehnung an die üblichen Rocker-Gangs Chapter nannten, die dem Captain und damit ihr unterstellt waren, hier auftauchen und eine Einsatzzentrale aufbauen. Und Morgen im Laufe des Tages rechnete sie damit, dass Baldur und Ella bei der Höhle auftauchen würden. Dort würden sie den Zweien auflauern, mit ihrer Hilfe den Drachen anlocken und dann - Peng. Sie schlug mit der Faust ihrer Rechten in die offene linke Hand und freute sich auf den kommenden Tag.

Sie hatte sich etwas Entspannung verdient. Der Whirlpool sah wirklich einladend aus. Sie aktivierte ihn und wie durch einen Wasserfall gespeist füllte er sich mit rauschendem warmen Wasser. Über diverse Tasten konnte sie Temperatur, Badezusätze und Schaumgrad wählen. Das ging deutlich über den Standard hinaus, dachte Lara anerkennend. Sie wählte Lavendel - Rosmarin und einen Schaum mit einer Blasengröße von circa 5 mm. Die Wassertemperatur setzte sie auf 34 Grad. Wasser musste bei ihr heiß sein.

Nun legte sie ihre funktionale, khakifarbene Kleidung ab, entledigte sich ihrer Boots und spreizte die Füße entspannt. Sie öffnete den BH. Wegen Jason hatte sie dieses Ding mit schwarzer Spitze getragen, schade für ihn. Das schwarze Spitzenhöschen kickte sie federnd in Richtung des Kleiderhaufens. Nun ließ sie sich in die heiße Wanne gleiten und seufzte entspannt. Das Tastenfeld erlaubte ihr sogar die Musik zu starten. Im Display bot sich ihr die Auswahl aus einer üppigen MP3-Sammlung. Vielleicht war das auch ein Cloud -Streaming Service, es war ja wirklich alles da. Sie entschied sich für ein wenig Panflöte aus einem Werk mit dem schönen Titel “Erotic Moments”. So wirklich viel konnte sie mit Musik nicht anfangen. Nun dunkelte sie den Raum etwas ab und stellte verzückt fest, dass sie über dieses Menü auch kleine Deckenlämpchen, die einen Sternenhimmel simulierten, aktivieren konnte. Sie wählte das Licht in der Farbe Pastell-Pink. Die Krönung aber war die Geruchsfunktion. Auf Knopfdruck wurde Kierfernnadelextrakt in den Raum gespritzt, so dass sie sich wie im Wald vorkam. Mit einer Seife aus der hoteleigenen Pflegeserie begann sie nun ihren Körper einzureiben. Der Name der Kosmetika, “Kükensanft”, erschien ihr zwar albern, aber die Seife roch gut nach Moschus. Das passte gut zu den Kiefernnadeln und Moschus sollte ja recht anregend wirken. Sie massierte die Seife langsam ein und ließ keinen Körperteil aus. Ihre Brüste reagierten sofort und zwischen den Beinen gab sie sich besonders viel Mühe. Sie kam nun richtig in Stimmung. Die feinen, festen Wasserstrahlen des Whirlpools nutzte sie geschickt aus und erlebte einen außerordentlich entspannten Abend.

Nachdem sie sich abgetrocknet hatte und bevor sie sich ins Reich der Träume begab, rief sie noch die Rezeption an.

“Ich möchte heute bitte nicht mehr gestört werden. Ich erwarte heute Nacht noch einen Kollegen. Bitte geben Sie ihm eines der anderen Zimmer wenn er kommt.”

Sie war perfekt entspannt, Jason würde sie heute Nacht nicht brauchen.