Kapitel 5
 
Geistige Heilungen in unserer Zeit

Jedermann macht sich selbstverständlicherweise darüber Gedanken, wie die körperlichen und seelischen Gebrechen des Menschen am besten zu heilen sind. Was bewirkt die Heilung? Wo findet man jene Heilkraft ? - Wer hätte sich diese Frage noch nicht gestellt? Die Antwort aber ist, daß dieses Heilprinzip im Unterbewußtsein jedes Menschen ruht und der Kranke nur seine geistige Einstellung zu ändern braucht, um wieder gesund zu werden.

Kein Priester, Naturheilkundler, Psychologe, Psychiater oder Mediziner hat je einen Patienten geheilt. Ein altes Sprichwort sagt: »Der Arzt verbindet die Wunden, aber Gott heilt sie » Der Psychologe oder Psychiater heilt seine Patienten ganz einfach, indem er die geistigen Hemmnisse beseitigt, die den Gesundbrunnen des Unterbewußtseins zum Versiegen brachten. In ganz ähnlicher Weise stellt der Chirurg den ungehinderten Kreislauf der heilenden Ströme wieder her, indem er die physischen Hindernisse entfernt. Kein Arzt, Chirurg oder was sonst für ein Heilkünstler kann zu Recht behaupten, er habe den Patienten »geheilt«. Es gibt nur eine einzige Heilkraft, und diese trägt viele Namen - Natur, Leben, Gott, schöpferisches Prinzip, Allweisheit, die Macht des Unterbewußtseins.

Wie bereits erklärt, gibt es eine Vielzahl von Methoden, um die geistigen, emotionellen und physischen Hemmnisse zu entfernen, die den Strom des uns alle durchpulsenden und heilenden Lebensprinzips behindern. Wird die in Ihrem Unterbewußtsein wohnende Heilkraft von Ihnen selbst oder einem anderen in die richtigen Bahnen gelenkt, so kann und wird diese Geist und Körper von allen Krankheiten reinigen. Dieses Heilprinzip wirkt in allen Menschen ohne Rücksicht auf Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Konfession. Das Unterbewußtsein heilt auch die Wunden und Verletzungen eines Atheisten oder Agnostikers.

Die moderne Methode der geistigen Therapie beruht auf der Wahrheit, daß die unendliche Weisheit und Macht Ihres Unterbewußtseins entsprechend der Art und der Tiefe Ihres Glaubens reagiert. Der weltliche wie der kirchliche Vertreter ihrer geistigen Heilkunde befolgt die Gebote der Hl. Schrift und »schließt sich ein in seinem stillen Kämmerlein«, das heißt, er entspannt sich, befreit sein Denken von allem Nebensächlichen und konzentriert sich ausschließlich auf das ihm innewohnende unendliche und umfassende Heilprinzip. Er verschließt seinen Geist allen Erscheinungen und Vorgängen der körperlichen Welt und vertraut seinem Unterbewußtsein voll ruhiger Zuversicht sein Anliegen an - er weiß, daß eine innere Erleuchtung ihm die beste Lösung eingeben wird.

Die wunderbarste aller Erkenntnisse ist aber diese: Stellen Sie sich das gewünschte Ergebnis so lebendig wie nur irgend möglich als bereits verwirklicht vor, und das unendliche Lebensprinzip wird auf Ihre bewußte Entscheidung und Ihren klar umrissenen Wunsch reagieren. Dies nämlich ist die eigentliche Bedeutung des Bibelwortes: »Glaubt, Ihr habet empfangen, und es wird Euch gegeben werden.« Genau darin besteht die Gebetstherapie des geistigen Heilkünstlers unserer Tage.

Der einzige Heilungsprozeß

Es gibt nur ein einziges, allumfassendes Heilprinzip, das in allem und jedem wirkt - dem Menschen, dem Tier, dem Baum, dem Gras, dem Wind, der Erde - kurz in allem, was da lebt. Im gesamten Tier-, Pflanzen- und Mineralreich äußert sich dieses Lebensprinzip als Instinkt und Gesetz des Wachstums. Doch nur der Mensch allein vermag sich dieses Lebensprinzips voll bewußt zu sein und kann sich Zugang zu seinen unendlichen Segnungen verschaffen, indem er es mit Hilfe seines Unterbewußtseins in bestimmte Bahnen lenkt. Es gibt eine Vielzahl von Techniken und Methoden, diese universelle Macht für sich zu nutzen, aber es gibt nur einen einzigen Heilungsprozeß, und das ist der Glaube. Denn: »Es geschieht Euch nach Eurem Glauben.«

Das Gesetz des Glaubens

Alle Religionen der Welt lehren bestimmte Glaubensinhalte, und diese wiederum werden in sehr unterschiedlicher Weise erklärt. Das Gesetz des Lebens ist aber nichts anderes als das Gesetz des Glaubens. Was glauben Sie in bezug auf sich selbst, das Leben und das Universum? Denn: *Es geschieht Euch nach Eurem Glauben.»

Der Glaube ist eine geistige Wirklichkeit, die - je nach Ihren Denkgewohnheiten - die Macht Ihres Unterbewußtseins in allen Phasen Ihres Lebens wirksam werden läßt. Sie müssen sich vergegenwärtigen, daß die Bibel nicht etwa von Ihrem Glauben an irgendein Ritual, eine Zeremonie, Form, Institution, irgendeinen Menschen oder an eine Formel spricht - der Inhalt Ihres Glaubens ist identisch mit dem Inhalt Ihres Denkens. Was Sie denken, glauben Sie. »Alles ist möglich dem, der glaubt.» Markus 9,23.

Es ist töricht zu glauben, es gäbe irgend etwas, was Ihnen aus sich heraus schaden könnte. Es ist nicht etwa entscheidend, was Sie glauben, sondern daß Sie es glauben. Denn alle Ihre Erlebnisse, alle Ihre Handlungen und alle Ereignisse und Umstände Ihres Lebens sind nur ein Echo, eine Reaktion auf Ihre Gedanken.

Was ist die Gebetstherapie?

Bei der Gebetstherapie werden die Funktionen des Bewußtseins und des Unterbewußtseins nach wissenschaftlichen Grundsätzen vereinigt und wohlüberlegt auf ein ganz bestimmtes Ziel hingelenkt. Beim wissenschaftlichen Gebet müssen Sie genau wissen, was Sie tun und warum Sie es tun. Sie setzen Ihr Vertrauen in das Gesetz der Heilung, und eben dies kommt bei der Gebetstherapie - manchmal auch als wissenschaftliches Gebet bzw. geistige Heilkunst bezeichnet - in Anwendung.

Wählen Sie eine ganz bestimmte Idee, ein geistiges Bild oder einen Plan aus, deren Verwirklichung Sie zu erleben wünschen. Hier wird der betreffende Gedanken- oder Vorstellungsinhalt dem Unterbewußtsein dadurch eingeprägt, daß Sie sich diesen mit äußerster Lebendigkeit als bereits verwirklicht vorstellen. Falls Sie mit unerschütterlichem Glauben an dieser Vorstellung des bereits erfüllten Wunsches festhalten, wird Ihr Gebet erhört werden. Die Gebetstherapie besteht im Vollzug einer ganz bestimmten geistigen Handlung, die auf ein klar umrissenes, besonderes Ziel gerichtet ist.

Nehmen wir an, Sie wollen mittels dieser Methode eine bestimmte Schwierigkeit lösen. Sie sind sich bewußt, daß Ihr Problem (Ihre Krankheit oder worum es sich sonst handeln mag) durch negative Gedanken verursacht wurde die - durch Furcht noch verschlimmert - sich Ihrem Unterbewußtsein eingeprägt haben. Andererseits haben Sie die tröstende Gewißheit, sich von Ihrer Last befreien zu können, indem Sie alle schwarzen Gedanken aus Ihrem Geist verbannen.

Wenden Sie sich deshalb unmittelbar an die in Ihrem Unterbewußtsein ruhende Heilkraft und rufen Sie sich ihre unendliche Macht, Weisheit und Fähigkeit, alles zum Guten zu wenden, ins Gedächtnis. Indem Sie sich dies bewußt vor Augen halten, überwinden Sie die Furcht und alle irrigen Vorstellungen, die sich in Ihrem Geist eingenistet hatten.

Sagen Sie dann Dank für die Ihnen mit Sicherheit zuteil werdende Heilung, und vermeiden Sie jeden weiteren Gedanken an Ihr Problem, bis Sie wieder den Drang zu beten verspüren. Lassen Sie während Ihrer Gebete negative Gedanken und Zweifel an Ihrer Heilung nicht aufkommen. Diese glaubensstarke Einstellung verschmilzt Bewußtsein und Unterbewußtsein zu einem heilkräftig für Sie wirkenden harmonischen Ganzen.

Was beißt »Gesundbeten*, und wie wirkt blinder Glaube?

Das sogenannte »Gesundbeten« hat nichts mit dem biblischen Glauben zu tun, der ja im Wissen um die Wechselbeziehungen zwischen Bewußtsein und Unterbewußtsein besteht. Ein Gesundbeter heilt ohne echtes, wissenschaftliches Verständnis der hier wirksamen Mächte und Kräfte. Meist behauptet er, er besitze eine »besondere Gabe« zu heilen, aber etwaige Erfolge sind dann nur auf den blinden Glauben des Kranken zurückzuführen.

So heilen Medizinmänner in Südafrika und bei den Naturvölkern in aller Welt durch Zaubergesänge und magische Tänze. In anderen Fällen wird die Gesundung auf die Berührung irgendwelcher Reliquien zurückgeführt. Die Hauptsache ist, der Kranke ist von der Wirksamkeit der angewandten Mittel und Methoden restlos überzeugt. - Jedes Vorgehen, das den Geist von Furcht und Sorgen befreit und statt dessen mit festem Glauben und sicherer Erwartung des Guten erfüllt, wird auch Heilung bringen. Es gibt viele Menschen, die alle - wie gesagt - in einem Atemzug auf die von ihnen mit ihren jeweiligen Theorien erzielten Erfolge hinweisen und diese völlig zu Unrecht als Beweise für die Richtlinien ihrer Theorien anführen.

Betrachten wir ein Beispiel blinden Glaubens! Der berühmte Arzt Franz Anton Mesmer ist Ihnen bereits bekannt. Im Jahre 1776 führte er seine häufigen Heilerfolge auf die Anwendung künstlicher Magnete zurück, mit denen er über die erkrankten Körperteile hinwegstrich. Später verzichtete er darauf und entwickelte die Theorie des »tierischen Magnetismus«. Seiner Ansicht nach beruhte dessen Wirkkraft auf einem Fluidum, das den gesamten Kosmos erfüllt, jedoch im menschlichen Organismus am stärksten zutage tritt.

Er behauptete, dieses magnetische Fluidum ginge von ihm auf die Patienten über und heile sie. Bald strömten die Kranken in Scharen zu ihm, und es gelang ihm in der Tat eine Reihe außergewöhnlicher Heilungen.

Nachdem sich Mesmer in Paris niedergelassen hatte, ernannte die Regierung eine aus Ärzten und Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften bestehende Untersuchungskommission, der auch Benjamin Franklin angehörte. Der von ihr vorgelegte Bericht bestätigte zwar die von Mesmer behaupteten Heilerfolge, fand aber keinerlei Anhaltspunkte für die Richtigkeit seiner Fluidum-Theorie, sondern betrachtete die Phantasie des Patienten als die eigentliche Quelle der überraschenden Heilwirkung.

Bald danach wurde Mesmer des Landes verwiesen und starb im Jahre 1815. Kurze Zeit später gelang Dr. Braid aus Manchester der wissenschaftliche Nachweis, daß zwischen dem angeblichen magnetischen Fluidum und Dr. Mesmers Heilungen keinerlei ursächlicher Zusammenhang bestand. Dr. Braid versetzte seine Versuchsperson mittels Suggestion in einen hypnotischen Schlaf und rief in diesem Zustand eine ganze Reihe derselben Erscheinungen hervor, die Mesmer der Wirkung des Magnetismus zugeschrieben hatte.

Ganz offensichtlich wurden alle diese Heilungen durch den Einfluß einer starken Suggestion auf die Phantasie und das Unterbewußtsein der Patienten bewirkt. Da die wahren Hintergründe zu jener Zeit noch nicht bekannt waren, kann man hier ausnahmslos von Fällen blinden Glaubens sprechen.

Die Bedeutung des subjektiven Glaubens

Wie bereits ausführlich dargestellt wurde, will es ein Grundgesetz des geistigen Lebens, daß das Unterbewußtsein (der subjektive Geist) jedes Menschen ebensosehr dem bestimmenden Einfluß des eigenen Bewußtseins (des objektiven Geistes) unterworfen ist wie der Suggestionskraft anderer Menschen. Wenn Sie aktiv oder passiv an etwas Bestimmtes glauben, wird sich Ihr Unterbewußtsein - völlig unabhängig von ihrer objektiven Einstellung - einzig und allein von der betreffenden Suggestion leiten lassen, und Ihr Wunsch geht in Erfüllung.

Geistige Heilungen beruhen ausschließlich auf der Wirkung eines rein subjektiven Glaubens, und dieser kommt dadurch zustande, daß das Bewußtsein (der objektive Geist) alle verstandesmäßigen Einwendungen fallen läßt.

Natürlich ist im Interesse der physischen Heilwirkung sehr zu wünschen, daß sich objektive und subjektive Überzeugung decken. Ein solch vorbehaltloser Glaube muß jedoch dann nicht unbedingt Voraussetzung sein, wenn es Ihnen gelingt, Geist und Körper völlig zu entspannen, bis Ihr Unterbewußtsein in einer Art von Dämmerschlaf für subjektive Eindrücke besonders empfänglich wird.

Vor kurzem fragte mich ein Herr: »Wieso konnte mich ein Geistlicher heilen? Ich glaubte ihm doch kein Wort, als er mir sagte, es gebe weder Krankheit noch ein stoffliches Universum.«

Dem Betreffenden schien diese Behauptung völlig absurd, und er betrachtete sie zunächst als eine Beleidigung seiner Intelligenz. Trotzdem läßt sich seine Heilung leicht erklären. Er wurde aufgefordert, sich eine Weile völlig passiv zu verhalten und weder zu sprechen noch an irgend etwas zu denken. Darauf versetzte sich der Geistliche in einen tranceartigen Zustand und suggerierte seinem Unterbewußtsein etwa eine halbe Stunde lang ununterbrochen voll Ruhe und Frieden, daß sein Besucher an Körper und Seele völlig gesunden und ein Leben voll Ausgeglichenheit und Harmonie führen werde. Der Kranke fühlte plötzlich eine ungeheure Erleichterung und war von der Stunde an geheilt.

Indem er sich den Anordnungen des Geistlichen unterwarf und dessen Behandlung völlig passiv über sich ergehen ließ, hatte der Betreffende einen Akt des subjektiven Glaubens vollzogen, der sein Unterbewußtsein den heilenden Suggestionen des Geistlichen erschloß. Es war somit eine direkte Verbindung, ein Rapport zwischen dem Unterbewußtsein des Behandelnden und des Patienten geschaffen.

Der Erfolg der Behandlung wurde also in keiner Weise durch die entgegengesetzt wirkende Autosuggestion des Patienten beeinträchtigt, die durch seinen objektiven Zweifel an der Heilkraft und Theorie des Geistlichen ausgelöst wurde. Während des oben beschriebenen Dämmerzustandes wird nämlich der Widerstand des Bewußtseins auf ein Mindestmaß beschränkt, und somit steht einer erfolgreichen Behandlung nichts mehr im Wege. Da das Unterbewußtsein des Patienten also völlig der Macht der Fremdsuggestion ausgesetzt war, reagierte es entsprechend und führte die Gesundung herbei.

Wesen und Wirkung der Fernbehandlung

Angenommen, Sie erfahren, Ihre in einer anderen Stadt lebende Mutter sei schwer erkrankt. In diesem Fall wäre eine sofortige physische Hilfeleistung ausgeschlossen, wohl aber könnten Sie ihr durch die Kraft des Gebets beistehen. »Denn der Vater, der in Dir wohnt, bringt Rat und Hilfe.*

Das schöpferische Gesetz des Geistes wirkt immer und überall für Sie. Da Ihr Unterbewußtsein völlig automatisch reagiert, besteht die Fernbehandlung ganz einfach darin, daß Sie Ihr Denken und Fühlen auf Vorstellungen von Gesundheit und Harmonie richten. Da es nur ein einziges, allen gemeinsames schöpferisches Unterbewußtsein gibt, wird das Ihrem eigenen mitgeteilte Vorstellungsbild auch auf jenes Ihrer Mutter einwirken. Ihre auf Gesundheit, Vitalität und Vollkommenheit gerichteten Gedanken werden durch das Medium des universellen Unterbewußtseins übertragen und lösen somit einen gesetzmäßigen geistigen Prozeß aus, der den Organismus Ihrer Mutter heilt. Für dieses geistige Prinzip gibt es keinerlei zeitliche oder räumliche Begrenzung, und deshalb spielt auch der Aufenthaltsort Ihrer Mutter keine Rolle. Aufgrund der Allgegenwart des universellen Geistes kann man hier genaugenommen also gar nicht von einer Fernbehandlung - etwa im Gegensatz zu einer an Ort und Stelle persönlich vorgenommenen Therapie - sprechen. Dabei kommt es nicht etwa darauf an, daß Ihre Gedanken immer fern bei Ihrer Mutter sind; vielmehr beruht die Behandlung auf der dynamischen Kraft lebendiger Vorstellungen von Gesundheit, Wohlbefinden und Entspannung, die sich auf das Unterbewußtsein Ihrer Mutter übertragen und dort die gewünschte Wirkung entfalten.

Der folgende Fall ist ein typisches Beispiel einer sogenannten Fernbehandlung. Eine in Los Angeles ansässige Hörerin meiner Radiosendung betete wie folgt für ihre in New York wohnende, an einer schweren Thrombose leidende Mutter: »Die geistige Heilkraft ist allgegenwärtig und umgibt auch meine Mutter in der Ferne. Ihr physisches Leiden ist das getreuliche Spiegelbild ihrer gewohnten Vorstellungen und Gedanken. Der Geist projiziert seine Bilder auf den Körper, so, als ob dieser eine Filmleinwand wäre. Um den Ablauf der Geschehnisse zu ändern, muß ich also eine andere Filmspule einlegen. Mein Geist übernimmt die Aufgabe des Projektors, und ich strahle nun Vorstellungsbilder aus, in denen meine Mutter völlig geheilt und gesund erscheint. Die gleiche unendliche Kraft, die den Körper meiner Mutter mit all seinen Organen schuf, durchdringt und heilt nunmehr jedes Atom ihres Seins; Friede und Harmonie durchfluten jede Zelle ihres Körpers. Eine göttliche Eingebung erleuchtet die behandelnden Arzte, und jede Hand, die den Körper meiner Mutter berührt, bringt Segen und Heilung. Ich weiß, es gibt in Wirklichkeit keine Krankheit, denn sonst könnte niemand genesen. Ich verbünde mich nun mit dem unendlichen Prinzip der Liebe und des Lebens, und ich weiß und will, daß diese Gedanken meiner Mutter Harmonie, Gesundheit und Frieden bringen.«

Sie wiederholte dieses Gebet täglich mehrere Male, bis nacheinigen Tagen zur größten Überraschung des behandelnden Spezialisten bei der Mutter eine völlig außergewöhnliche Besserung eintrat. Er drückte ihr seine Bewunderung über ihren festen Glauben an Gottes Allmacht aus. Die Vorstellungen und Schlußfolgerungen der Tochter setzten den gesetzmäßigen Ablauf des geistig-schöpferischen Prinzips in Gang, das sich - im Körper der Mutter - als völlige Gesundheit und Harmonie auswirkte. Die von der Tochter als bereits verwirklicht angenommene Heilung war alsbald eingetreten.

Die kinetische Kraft des Unterbewußtseins

Ein mit mir befreundeter Psychologe unterzog sich einer Röntgenuntersuchung, bei der sich erwies, daß der eine Lungenflügel bereits deutliche Spuren von Tbc aufwies. Darauf machte er es sich zur Gewohnheit, jeden Abend vor dem Einschlafen die folgenden, von unerschütterlicher Überzeugung getragenen Gedanken auszudrücken: »Jede Zelle, jeder Nerv, jedes Gewebe und jeder Muskel meiner Lunge wird in diesem Augenblick von aller Krankheit gereinigt und geheilt. Die Gesundheit und das Gleichgewicht meines Organismus werden wieder völlig hergestellt.«

Es ist zwar kein wörtliches Zitat, wohl aber der Sinn seiner Formulierung. Eine etwa vier Wochen später wiederholte Röntgendurchleuchtung erwies, daß auch nicht die geringste Spur der Erkrankung zurückgeblieben war.

Um seine Methode zu ergründen, fragte ich ihn, warum er die oben geschilderten Überlegungen gerade vor dem Schlafengehen anstellte. Er antwortete: »Die kinetische Wirkung des Unterbewußtseins hält die gesamte Schlafenszeit hindurch an. Deshalbsollte man sich gerade, ehe man einschlummert, mit positiven Gedanken beschäftigen.« Dies ist eine sehr weise Erkenntnis, denn wer sich auf die Vorstellungen von Harmonie und völliger Gesundheit konzentriert, vermeidet jeglichen Gedanken an seine Leiden.

Ich möchte Ihnen deshalb sehr nachdrücklich ans Herz legen, über Ihre Leiden nicht zu sprechen, noch sie beim Namen zu nennen. Je mehr man sie nämlich beachtet und fürchtet, desto schlimmer werden sie. Betätigen Sie sich also wie mein Freund, der Psychologe, als geistiger Chirurg: Entfernen Sie mit einem entschlossenen Schnitt alles negative Denken, wie man ja auch dürre Äste an einem gesunden Baum wegschneidet.

Solange Sie immer im Hinblick auf Ihre Leiden und deren Symptome leben, hemmen Sie die kinetische Wirkung des Unterbewußtseins und verhindern die volle Entfaltung seiner Heilkraft. Darüber hinaus werden negative Vorstellungsbilder auf Grund der eigengesetzlich gestaltenden Kraft Ihres Geistes nur allzuleicht Wirklichkeit - gerade das, was man so sehr befürchtet. Erfüllen Sie deshalb Ihren Geist mit den großen Wahrheiten des Lebens, und schreiten Sie voran im Licht der Liebe.

ZUSAMMENFASSUNG

  1. Führen Sie sich vor Augen, was Ihnen wirklich Heilung schenkt. Gewinnen Sie die feste Überzeugung, daß Ihr Unterbewußtsein bei fachgerechter Beeinflussung Seele und Körper genesen läßt.
  2. Legen Sie sich einen genauen Plan zurecht, wie Sie Ihrem Unterbewußtsein Ihre Wünsche und Anordnungen mitteilen wollen.
  3. Malen Sie sich die Erfüllung Ihres Wunsches in den stärksten Farben aus, und betrachten Sie ihn als bereits verwirklicht. Wer es nicht an der nötigen Ausdauer und Konzentration mangeln läßt, wird nicht lange auf den Erfolg warten müssen.
  4. Bedenken Sie, was das Wort »Glaube« wirklich bedeutet: Ein Ihrem Geist gegenwärtiger Gedanke. Und jeder Gedanke besitzt die schöpferische Kraft, sich zu verwirklichen.
  5. Es wäre töricht zu glauben, eine Krankheit oder irgend etwas anderes könne Ihnen schaden oder Schmerz zufügen. Lassen Sie sich durch nichts von Ihrem festen Glauben an völlige Gesundheit, Erfolg, Frieden, Wohlstand und göttliche Führung abbringen.
  6. Machen Sie sich große und edle Gedanken zur Gewohnheit, und diese werden sich in große und edle Taten verwandeln.
  7. Nützen Sie die unendliche Macht des Gebetes. Entwickeln Sie einen bestimmten Plan, eine Idee, ein geistiges Bild. Identifizieren Sie sich kraft Ihres Geistes und Ihrer Phantasie mit jener Vorstellung, halten Sie an der richtigen geistigen Einstellung fest, und Ihr Gebet wird erhört werden.
  8. Denken Sie immer daran, daß die Macht zu heilen jedem zuteil wird, der sie ersehnt und in der rechten Weise an sie glaubt. Glaube bedeutet hier das Wissen um die eigentliche Arbeits- und Wirkungsweise von Bewußtsein und Unterbewußtsein. Der richtige Glaube stellt sich erst mit dem richtigen Verständnis ein.
  9. Einen »blinden« Glauben besitzt, wer ohne wissenschaftliche Kenntnis der hier wirksamen Kräfte und Mächte Heilerfolge erzielt.
  10. Lernen Sie, wie man für Kranke betet, die einem nahestehen. Beruhigen und entspannen Sie Ihren Körper und Geist, und Ihre Gedanken an Gesundheit, Vitalität und Vollkommenheit werden durch den allumfassenden, allgegenwärtigen subjektiven Geist dem Unterbewußtsein Ihres lieben Freundes oder Angehörigen mitgeteilt, wo sie ihre heilsame Wirkung entfalten.