Kapitel 4
 
Geistige Heilung in der Antike

Immer und überall haben die Menschen instinktiv an die Existenz einer heilenden Kraft geglaubt, die irgendwie das gesunde Empfindungsvermögen und die normalen Funktionen des Körpers wiederherzustellen vermag. Sie waren der Überzeugung, diese geheimnisvolle Macht könnte unter bestimmten Voraussetzungen angerufen werden und die menschlichen Leiden lindern. Anschauungen dieser Art lassen sich in der Geschichte aller Völker belegen.

In den Anfängen menschlicher Zivilisation wurde Priestern und Heiligen die geheime Macht zugeschrieben, die Menschen heilen bzw. zum Guten oder Bösen beeinflussen zu können. Sie beriefen sich dabei auf die ihnen angeblich direkt von Gott verliehene Kraft, und im Laufe der Zeit entwickelten sich in den verschiedenen Teilen der Welt sehr unterschiedliche Heilrituale. Es handelte sich dabei um Anrufungen der Gottheit, begleitet von gewissen Zeremonien oder Gesängen. Demselben Zweck dienten Handauflegungen, Talismane, Amulette, Ringe, Reliquien und Götterbilder.

So pflegten zum Beispiel die Priester verschiedener antiker Religionen ihren Patienten unter dem Einfluß von Drogen oder in der Hypnose zu suggerieren, die Götter würden sie im Traum besuchen und ihnen Heilung bringen. Diese Form der Behandlung hatte häufig den gewünschten Erfolg; es handelte sich hier ganz offensichtlich um die Auswirkung stärkster Suggestionen auf das Unterbewußtsein.

So erschien auch die Göttin Hekate ihren Anhängern im Traum, nachdem diese unter Beachtung der phantastischsten und unheimlichsten Zeremonien zu ihr gebetet hatten. Teil des vorgeschriebenen Rituals war es, einen Mörser mit Echsen, Weihrauch und Myrrhe zu füllen und das Ganze im Freien bei zunehmendem Mond zu einer Masse zu zerstampfen. So grotesk uns diese Prozedur heute auch erscheinen mag - die zeitgenössischen Berichte schreiben ihr viele erfolgreiche Heilungen zu.

Selbstverständlich regten absonderliche Prozeduren der hier beschriebenen Art aufs stärkste die Phantasie an und machten das Unterbewußtsein empfänglich für die jeweils vermittelten Suggestionen. Die eigentliche Heilkraft ging natürlich in allen Fällen vom Unterbewußtsein aus. Medizinisch ungeschulte Heilkünstler haben zu allen Zeiten bemerkenswerte Erfolge selbst in solchen Fällen erzielt, in denen die medizinische Wissenschaft versagt hatte. Dies muß uns zu denken geben. Wie heilten diese »Wundertäter« in aller Herren Länder mit ihren Kuren? Sie weckten ganz einfach den blinden Glauben ihrer Patienten, der dann seinerseits die Heilkräfte des Unterbewußtseins wachrief. Viele der dabei angewandten Mittel und Methoden waren so seltsam und phantastisch, daß sie die Phantasie der Kranken beflügelten und jeglicher Beeinflussung zugänglicher machten. In einem solchen Zustand mußte dann natürlich die Heilsuggestion auf fruchtbaren Boden fallen und sowohl vom Bewußtsein als auch vom Unterbewußtsein uneingeschränkt angenommen werden. Doch davon mehr im nächsten Kapitel.

Die Bibel berichtet von der Macht des Unterbewußtseins

»Bei allem, um was Ihr betet und fleht, glaubet, daß Ihr empfangen habt, und es wird Euch zuteil werden.» Markus 11,24.

Beachten Sie hier die außergewöhnliche Verwendung der Zeiten. Der von Gott erleuchtete Evangelist fordert uns auf, als Tatsache zu glauben und als wahr hinzunehmen, daß unser Wunsch bereits erhört und erfüllt wurde, daß wir »empfangen haben« - und daß sich somit auch die Verwirklichung einstellen wird.

Voraussetzung für den Erfolg dieser Methode ist die vertrauensvolle Überzeugung, jeder Gedanke, jede Idee, jede Vorstellung sei eine im Geist bereits vollzogene Wirklichkeit. Denn im geistig-seelischen Bereich nimmt nur das feste Gestalt an, was als gegenwärtig vorhandene Wirklichkeit betrachtet wird.

Die rätselhafte Botschaft der oben zitierten kurzen Bibelstelle muß also als knappe und gezielte Anweisung verstanden werden, wie wir die schöpferische Kraft des Gedankens für unsere Zwecke nutzen können - nämlich indem wir dem Unterbewußtsein eine klar umrissene Vorstellung unseres Wunsches einprägen. Einem Gedanken, einer Idee, einem Plan oder einer wie immer gearteten Strebung kommt in ihrer Sphäre durchaus eine reale Existenz zu; sie sind im geistigen Sinne ebenso wirklich vorhanden wie Ihre Hand, Ihr Herz oder leblose Dinge in der stofflichen Welt. Bei Anwendung dieser von der Bibel empfohlenen Methode schalten Sie von vornherein jeglichen störenden Gedanken an irgendwelche Ereignisse oder Umstände aus, der möglicherweise Ihre Pläne zum Scheitern bringen könnte. Sie pflanzen Ihrem Geist einen Gedanken ein, der wie ein Samen in der Welt der Sinne aufgehen wird, wenn Sie ihn nur ungestört wachsen lassen.

Die unerläßliche Bedingung, die von Jesus Christus immer und überall gestellt wurde, hieß: Glaube! Immer wieder liest man in der Bibel: Es wird Euch geschehen nach Eurem Glauben. Auch in Ihrem Garten senken Sie ja das Saatgut im festen Vertrauen in die Erde, daß es seiner Art entsprechende Blüten und Früchte hervorbringen wird. Dies ist ja auch nach den Gesetzen der Natur der Sinn des Samens. Bei dem in der Bibel geforderten Glauben handelt es sich um eine Denkweise, eine geistige Einstellung, eine innere Gewißheit, der zufolge jede Vorstellung, die Ihr Bewußtsein uneingeschränkt als wahr hinnimmt, samengleich in Ihr Unterbewußtsein sinken und dort Wurzeln schlagen wird. In einem gewissen Sinn bedeutet glauben, das für wahr zu halten, was Verstand und Sinne leugnen. Es gilt also, den so begrenzten, verstandesbedingten, analytischen, objektivierenden Geist auszuschalten und sich statt dessen voll gläubigen Vertrauens auf die unbegrenzte Macht des Unterbewußtseins zu verlassen.

Das Matthäus-Evangelium (9,28-30) enthält ein klassisches Beispiel dafür: » Und als er nach Hause kam, traten die Blinden zu ihm, und Jesus sagte zu ihnen: >Glaubt Ihr, daß ich dies tun kann?< Sie antworteten ihm: >]a, Herr!< Da berührte er ihre Augen und sprach: >Nach Eurem Glauben soll Euch geschehen. < Es öffneten sich ihre Augen, und Jesus schärfte ihnen ein: 'Seht zu, daß es niemand erfahre !<«

Aus den Worten »Nach Eurem Glauben soll Euch geschehen« ist klar ersichtlich, daß sich Jesus unmittelbar an das Unterbewußtsein der Blinden wandte. Ihr Glaube bestand in der hochgespannten Erwartung, im untrüglichen Gefühl, in der inneren Überzeugung, es werde sich ein Wunder ereignen und ihre Gebete würden erhört werden. Und so geschah es auch. Denn der älteste Arzt dieser Erde, die universellste Heilmethode dieser Welt ist - völlig unabhängig von der jeweiligen Religionszugehörigkeit - der Glaube.

Mit den Worten »Seht zu, daß es niemand erfahre« schärfte Jesus den gerade Geheilten ein, mit niemandem über das an ihnen geschehene Wunder zu sprechen. Die Skepsis und die geringschätzigen Bemerkungen der Ungläubigen hätten nämlich möglicherweise im Herzen der Neugenesenen Angst und Zweifel gesät und somit die Worte Christi ihrer Heilkraft beraubt.

»...er gebietet mit Macht und Kraft den unreinen Geistern, und sie fahren aus!«

Die bei Jesus Hilfe suchenden Kranken wurden geheilt durch die gemeinsame Kraft ihres und seines Glaubens und seiner Kenntnis der unterbewußten Kräfte. Er war von der Wahrheit und Richtigkeit seiner Gebote durchdrungen. Seine Gedanken und die der Hilfesuchenden wurzelten in ein und demselben allumfassenden Unterbewußtsein, und da er dessen Heilkraft kannte und aus tiefster Überzeugung anwandte, gelang es ihm, die negativen, selbstzerstörerischen Denkgewohnheiten im Unterbewußtsein der Kranken zu verändern und auszumerzen. Die somit erzielten Heilungen waren nichts anderes als die automatische Reaktion auf den inneren Umschwung. Er kleidete seinen Appell an das Unterbewußtsein der Kranken in die Form eines entschiedenen Befehls, der unausweichlich die gewünschte Reaktion hervorrufen mußte.

Wunder geschehen an vielen Wallfahrtsorten in aller Welt

Daß wunderbare Heilungen an verschiedenen Heiligtümern dieser Erde - wie zum Beispiel in Europa, Amerika, Indien, Japan - stattgefunden haben, ist eine erwiesene Tatsache. Ich selbst besuchte mehrere berühmte Wallfahrtsorte in Japan. So befindet sich in dem weltbekannten Diabutsu-Tempel die riesige Bronzestatue eines betenden Buddha, dessen Kopf sich in einer Haltung seliger Entrückung nach vorn neigt. Das Götterbild ist an die 13 Meter hoch und wird als »großer Buddha« bezeichnet. Ich sah, wie junge und alte Menschen ihm ihre Opfergaben zu Füßen legten. Geld, Reis, Orangen und andere Früchte lagen hier aufgehäuft. Brennende Kerzen, der Duft von Weihrauch und flehentliche Gebete machten mir diesen Anblick unvergeßlich.

Unser Fremdenführer übersetzte uns das Gebet eines jungen Mädchens, das gerade mit einer tiefen Verneigung zwei Orangen auf den Opferaltar legte und eine Kerze anzündete. Wir erfuhren, es sei früher stumm gewesen und habe vor diesem Heiligtum seine Stimme wiedergefunden. Nun danke es Buddha für die wunderbare Heilung. Dies war nur möglich geworden, weil es ganz und gar von dem kindlichen Glauben erfüllt war, Buddha würde seinen Lippen von neuem Lieder entströmen lassen, wenn es nur ein bestimmtes Ritual befolgte, fastete und gewisse Opfer darbrachte. Dies tat es, erfüllt von froher Zuversicht, und sein Unterbewußtsein eröffnete sich diesem unerschütterlichen Glauben und brachte die ersehnte Heilung.

Der Fall eines an Tuberkulose erkrankten Verwandten sei als weiteres Beispiel für die Macht der Phantasie und des unerschütterlichen Glaubens angeführt. Seine beiden Lungenflügel waren bereits stark in Mitleidenschaft gezogen. Da beschloß der Sohn, seinen Vater zu heilen. Er reiste in seine australische Heimatstadt Perth und erzählte dem Vater, er habe einen Mönch getroffen, der gerade von einem europäischen Wallfahrtsort heimgekehrt sei. Dieser habe ihm für umgerechnet 2000 Mark ein kleines Stückchen heiligen Kreuzes verkauft. - In Wirklichkeit jedoch hatte der junge Mann irgendeinen Holzsplitter aufgelesen und von einem Juwelier in Gold fassen lassen, um den Anschein einer echten Reliquie zu erwecken. Er erzählte seinem Vater, schon die bloße Berührung des wundertätigen Fragmentes habe bereits viele Menschen geheilt. Er verstand es, die Phantasie und den Glauben des alten Mannes so stark zu erwecken, daß dieser ihm den Ring entriß, ihn sich auf die Brust legte, ein stilles Gebet sprach und dann erschöpft einschlief. Am Morgen darauf war er völlig geheilt. Mit äußerster Genauigkeit durchgeführte klinische Untersuchungen bewiesen, daß die Krankheit spurlos verschwunden war.

Die Heilung war natürlich nicht etwa dem Holzsplitter zuzuschreiben, sondern dem phantastisch erweckten Genesungswillen des Kranken und seiner vorbehaltlosen Zuversicht, völlig geheilt zu werden. Hier verband sich die Vorstellungskraft mit der seinem Glauben zugrunde liegenden subjektiven Überzeugung, und beide zusammen entfalteten ihre heilsame Wirkung. Der Vater erfuhr nie, welcher List er seine Gesundung zu verdanken hatte, denn diese Enttäuschung hätte leicht einen Rückfall herbeiführen können. Er lebte noch 15 Jahre lang in völliger Gesundheit und starb im Alter von 89 Jahren.

Die einzige universelle Heilkraft

Es ist wohlbekannt, daß die unterschiedlichsten Behandlungsmethoden zu medizinisch unerklärlichen Heilungen führen. Aus dieser Tatsache ist ganz offensichtlich und unausweichlich auf die Existenz eines all diesen Methoden gemeinsamen Heilprinzips zu schließen. Diese einzige und einzigartige universelle Heilkraft ruht im Unterbewußtsein, und dorthin führt nur ein Weg: der Glaube.

Es ist nun der Augenblick gekommen, sich noch einmal die folgenden grundlegenden Wahrheiten zu vergegenwärtigen:

 

  1. Sie besitzen geistige Fähigkeiten, deren unterschiedliche Ausprägungen wir als »Bewußtsein« und »Unterbewußtsein« bezeichnen.
  2. Ihr Unterbewußtsein ist ständig durch Suggestionen beeinflußbar und steuert Ihren Körper in all seinen Funktionen.

 

Ich darf wohl bei den Lesern dieses Werkes die Kenntnis voraussetzen, daß in Hypnose die Symptome nahezu aller Krankheiten durch Suggestion ausgelöst werden können. So genügt es zum Beispiel, dem Hypnotisierten zu suggerieren, er habe hohes Fieber, Schüttelfrost oder ein stark gerötetes Gesicht, und die genannten körperlichen Erscheinungen stellen sich unverzüglich ein. Auch läßt sich die Testperson ohne weiteres davon überzeugen, sie könne zum Beispiel ihre Beine nicht mehr bewegen. Oder man hält ihr ein Glas Wasser unter die Nase, mit den Worten: »Das ist Pfeffer. Riechen Sie einmal daran!« Der sich darauf einstellende Niesanfall wird selbstverständlich nicht etwa durch das Wasser ausgelöst, sondern - wie alle anderen hier aufgeführten Erscheinungen - durch die Kraft der Suggestion.

Gibt man jemandem, der allergisch gegen Primeln ist, in der Hypnose einen Bleistift in die Hand und sagt ihm, es sei eine Primel, so werden sofort die üblichen allergischen Symptome auftreten. Gibt es einen klareren Beweis dafür, daß diese und ähnliche Krankheitssymptome einzig und allein in der geistigen Vorstellung des Betreffenden wurzeln? Aus dem gleichen Grund können solche Leiden aber auch auf geistigem Weg geheilt werden.

Wer hätte noch nicht von den außergewöhnlichen Erfolgen von Osteopathen, Chiropraktikern und Naturheilkundlern gehört? Wer noch nicht von den Wunderheilern gelesen, die die unterschiedlichsten Religionsgruppen als Gnadenerweis der jeweils angerufenen Gottheit erklären? Wir aber kennen nun den einzigen Grund, aus dem all diese Menschen so unerwartet schnell gesund geworden sind: Sie wurden von ihrem Unterbewußtsein geheilt - der einzig wahren Heilkraft, die wir kennen.

Sie können beim Verheilen einer Wunde ihre Wirkung mit eigenen Augen beobachten. Das Unterbewußtsein weiß haargenau, was hier zu tun ist. Der Arzt bringt lediglich einen Verband an und sagt: »Den Rest tut die Natur!« Deren Gesetze aber sind identisch mit dem Gesetz des Unterbewußtseins, dessen wichtigste Funktion die Bewahrung und Erhaltung des Lebens ist. Der Selbsterhaltungstrieb ist das oberste Gesetz der Natur. Ihr allerstärkster Instinkt ist gleichzeitig auch die mächtigste aller Autosuggestionen.

Die widersprüchlichen Theorien

Es wäre ebenso ermüdend wie unnütz, sich hier lange auf die zahlreichen Theorien einzulassen, die einerseits von den verschiedenen Glaubensgruppen und Sekten und andererseits von den Schulmeistern der Heilkunst angeboten werden. Nahezu alle bezeichnen unter Hinweis auf die tatsächlich erzielten Erfolge die eigene Methode als die einzig richtige. Wie bereits im vorhergehenden Kapitel dargelegt, ist die Widersprüchlichkeit all dieser Theorien ein schlagender Beweis für ihre Unrichtigkeit.

Wie Sie ja selbst wissen, gibt es eine unendliche Zahl von Heilmethoden. Franz Anton Mesmer (1734-1815), ein in Paris praktizierender österreichischer Arzt, glaubte, im Magneten ein Allheilmittel entdeckt zu haben, und verwendete ihn bei den verschiedensten Erkrankungen mit ans Wunderbare grenzendem Erfolg. Bei anderen Kuren wandte er verschiedene Metalle und Glassorten an. Schließlich verzichtete er völlig auf die Verwendung irgendwelcher Gegenstände und führte seine Heilerfolge auf die Wirkung des sogenannten »animalischen Magnetismus« zurück, der seiner Theorie nach vom Arzt auf den Patienten überströmte.

Von da an verließ er sich ausschließlich auf Hypnose, die zu seiner Zeit nach ihm »Mesmerismus« benannt wurde. Andere Ärzte stellten demgegenüber fest, es handle sich hier um nichts anderes als um Suggestion. Ausnahmslos wenden die Psychiater, Psychologen, Osteopathen, Chiropraktiker, Ärzte und Kirchen - kurz: alle Gruppen und Einzelpersönlichkeiten, die sich der Förderung des seelischen und körperlichen Heils der Menschheit verschrieben haben - unterschiedslos ein und dasselbe Mittel an: die unendliche, allumfassende Macht des Unterbewußtseins. Ihre Wirkung ist es, die jede Heiltheorie gern für sich allein in Anspruch nehmen möchte. Jedem Heilprozeß liegt aber eine ganz bestimmte, positive geistige Einstellung zugrunde, eben jene innere Haltung oder Denkweise, die wir als »Glauben« bezeichnen. Die Heilung entspringt der zuversichtlichen Erwartung, die sich dem Unterbewußtsein als machtvolle Suggestion einprägt und alle seine Heilkräfte aktiviert. Sie allein spendet Hilfe mit welch unterschiedlichen Namen, Methoden oder Techniken sie auch bezeichnet werden mag.

Es gibt nur ein Heilprinzip, und das ist der Glaube. Es gibt nur eine Heilkraft, und deren Quelle ist das Unterbewußtsein. Erforschen Sie ihren Ursprung und ihr Wesen ruhig und unvoreingenommen im Licht Ihrer eigenen Überzeugung. Sie dürfen des Erfolges völlig gewiß sein - Sie müssen nur fest daran glauben!

Die Ansichten des Paracelsus'

Paracelsus, ein noch heute berühmter Schweizer Alchimist und Arzt (1493 - 1541), war einer der größten Heilkünstler seiner Zeit. Er sprach eine uns heute wohlbekannte und gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis aus: »Ob der Inhalt deines Glaubens nun falsch oder richtig ist, die Wirkung ist die gleiche. Glaubte ich irrsinnigerweise an eine bloße Statue des hl. Petrus, wie ich an den Apostel selbst geglaubt hätte, so würde dies Glaube oder Aberglaube - in beiden Fällen die gleichen Früchte tragen. Der Glaube selbst ist es, der die echten Wunder wirkt. Und zwar wird er in jedem Fall dieselben Wunder wirken, mag es nun der wahre Glaube oder ein Irrglaube sein.«

Pietro Pomponazzi, ein italienischer Philosoph und Zeitgenosse des Paracelsus', sagte dasselbe mit anderen Worten: »Man kann sich unschwer die wunderbaren Wirkungen vorstellen, die die Kräfte der Phantasie und des festen Vertrauens hervorzurufen vermögen, insbesondere wenn sie das Verhältnis zwischen Behandelndem und Behandelten bestimmen. Die dem Einfluß gewisser Reliquien zugeschriebenen Heilungen sind letzten Endes nichts anderes als das Werk der von ihnen angeregten Phantasie und Glaubenszuversicht. Quacksalber und Philosophen wissen gar wohl, daß, wurden die Gebeine des Heiligen mit irgendwelchen anderen Knochen vertauscht, der Krakan gleichwohl die wohltuende Wirkung an sich erfahren wurde, solange er glaubt, es handle sich um die echte Reliquie.«

Ob Sie persönlich nun an die wundersame Wirkung der Gebeine eines Heiligen oder an die Heilkraft bestimmter Wasser glauben - die suggestive Wirkung dieser Vorstellungen wird die gleiche Wirkung auf Ihr Unterbewußtsein ausüben. Und von eben diesem geht ja allein die Gesundung aus.

Die Bernheimschen Experimente

Hippolyte Bernheim, von 1910-1919 Professor an der medizinischen Fakultät der Universität Nancy, Frankreich, vertrat mit Nachdruck die Anschauung, das Unterbewußtsein stelle die gemeinsame Brücke dar, auf der die Suggestion des Arztes den Patienten erreiche.

In seiner Suggestiven Therapeutik berichtet Bernheim von einem Fall von Zungenlähmung, die auf keine Behandlung ansprach. Eines Tages erzählte der Arzt dem Patienten, er könne ihn nun mit einem eben entdeckten Instrument absolut sicher heilen. Darauf steckte er ihm ein Fieberthermometer in den Mund. Der Kranke hielt es für das unbedingt zuverlässig wirkende »neue Instrument«. Nach einigen Augenblicken rief er voll Freude, er könne seine Zunge nun wieder völlig frei bewegen.

Bernheim fährt dann fort: »Die gleiche Erscheinung ist uns auch von unseren eigenen Patienten her vertraut. So suchte mich einmal ein junges Mädchen auf, das bereits seit etwa vier Wochen seine Sprechfähigkeit völlig verloren hatte. Nach einer sorgfältigen Untersuchung gelangte ich zu einer eindeutigen Diagnose. Darauf stellte ich die Patientin meinen Studenten vor, denen aus meinen Vorlesungen bekannt war, daß Sprachhemmungen gelegentlich durch die rein suggestive Wirkung eines Elektroschocks sofort zu beheben sind. Ich legte die Pole des Induktionsapparates am Kehlkopf an, bewegte sie einige Male hin und her und sagte dann: >Jetzt können Sie wieder laut sprechen !< Und sofort ließ ich die Patienten zuerst >A<, dann >B< und dann >Maria< sagen. Sie formte die Laute völlig klar, und die Sprachstörung war restlos verschwunden.«

Bernheim liefert hier ein Beispiel für die Macht des Glaubens und der festen Zuversicht, die als machtvolle Suggestion auf das Unterbewußtsein eines Kranken einwirken.

An anderer Stelle berichtet Bernheim, am Nacken eines Patienten habe sich eine Blase gebildet, als er dort eine Briefmarke aufklebte und behauptete, es sei ein Zugpflaster. Solche Erscheinungen werden auch durch die Erfahrungen und Experimente vieler anderer Ärzte in allen Teilen der Welt bestätigt, die den eindeutigen Beweis liefern, daß mündliche Suggestion strukturelle Veränderungen bei den Behandelten hervorrufen können.

Die Ursache blutender Stigmata

In seinem Buch Law of Psychic Phenomena (Das Gesetz psychischer Erscheinungen) stellt Hudson fest: Blutstürze und blutende Stigmata (Wundmale) können in manchen Fällen durch Suggestion hervorgerufen werden.

So versetzte Dr. M. Bourru eine Versuchsperson, einen jungen Mann, in Hypnose und suggerierte ihm folgendes: »Sie werden heute nachmittag um vier Uhr mein Ordinationszimmer aufsuchen, sich an meinen Schreibtisch setzen, die Arme über der Brust kreuzen und Nasenbluten bekommen.« Zur festgesetzten Zeit erschien der junge Mann, tat, wie ihm geheißen, und mehrere Tropfen Blut sickerten aus dem linken Nasenloch. - Bei einer anderen Gelegenheit zeichnete derselbe Forscher mit einem stumpfen Instrument den Namenszug der Versuchsperson auf deren linken Unterarm. Darauf versetzte er sie in Hypnose und sagte: »Heute nachmittag um vier Uhr werden Sie einschlafen, und an den von mir eben berührten Stellen wird Blut austreten, so daß Ihr Name in Blut geschrieben auf Ihrem Arm erscheint.« Der junge Mann wurde unter Beobachtung gestellt.

Um vier Uhr schlief er ein, und auf seinem linken Arm trat der Schriftzug deutlich hervor; an einigen Stellen sickerte sogar Blut durch die Haut. Die Buchstaben wurden im Laufe der Zeit schwächer, waren aber selbst noch nach drei Monaten deutlich sichtbar. Diese und ähnliche wissenschaftliche Experimente beweisen eindeutig die Richtigkeit unserer beiden oben aufgezeigten grundsätzlichen Tatsachen. Erstens: Das Unterbewußtsein ist stets durch die Macht der Suggestion beeinflußbar. Und zweitens: Das Unterbewußtsein steuert sämtliche physischen Funktionen, Gefühlsempfindungen und Zustände.

Alle hier geschilderten Erscheinungen beweisen ebenso dramatisch wie lebendig die Möglichkeit, durch Suggestion anomale Erscheinungen hervorzurufen. Sie liefern gleichzeitig den schlüssigen Nachweis für den Satz: »Wie ein Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er.» (Das »Herz« ist das Unterbewußtsein.)

ZUSAMMENFASSUNG

  1. Vergegenwärtigen Sie sich immer wieder, daß Ihr eigenes Unterbewußtsein die einzige und wahre Heilkraft birgt.
  2. Vergessen Sie nie: Der Glaube senkt sich gleich einem Samenkorn in Ihr Unterbewußtsein, schlägt dort Wurzeln und trägt die entsprechende Frucht. Pflanzen Sie Ihrem Geist Ihre Vorstellung als Samen ein, glauben Sie an Ihre Eingebung mit fester Zuversicht, und sie wird Gestalt annehmen.
  3. Ihre Idee für ein Buch, eine neue Erfindung oder etwas Ähnliches stellt eine geistige Wirklichkeit dar. Deshalb dürfen Sie auch glauben, daß Sie diesen Gedanken bereits besitzen. Glauben Sie fest an die Realität Ihrer Idee, Ihres Plans oder Ihrer Erfindung - und sie wird sich gleichzeitig verwirklichen.
  4. Wenn Sie für einen anderen beten, so tun Sie das in der Gewißheit, daß ihre Vorstellungen von Gesundheit, Schönheit und Vollkommenheit die negativen Denkmodelle im Unterbewußtsein des Betreffenden ändern und somit einen wunderbaren Wandel schaffen können. .
  5. Die Wunderheilungen, die sich an vielen Wallfahrtsorten ereignen, sind auf die Suggestionswirkung zurückzuführen, die die Phantasie und der blinde Glaube auf das Unterbewußtsein ausüben und dadurch dessen Heilkräfte aktivieren.
  6. Alle Krankheiten sind geistigen Ursprungs. Es gibt keine körperliche Erscheinung, die nicht Reaktion auf eine Vorstellung Ihres Geistes wäre.
  7. Durch hypnotische Suggestion können die Symptome nahezu aller Krankheiten hervorgerufen werden. Dies beweist die Macht des Gedankens.
  8. Es gibt nur ein Heilprinzip, und das ist der Glaube. Es gibt nur eine Heilkraft, und deren Quelle ist Ihr Unterbewußtsein.
  9. Ihr Unterbewußtsein reagiert auf die Gedankeninhalte Ihres Geistes. Das entsprechende Ergebnis wird sich einstellen, gleichgültig, ob Sie einem wahren oder einem Irrglauben anhängen. Betrachten Sie Ihren Glauben als eine geistige Wirklichkeit, und alles andere ergibt sich von selbst.