~

Bei Sonnenaufgang macht sie sich auf, hält kurz inne und wirft einen Blick über die Schulter. Das Zimmer ist länglich, und das Bett an der einen Wand nimmt fast den ganzen Raum ein. Der Nachttisch ist ein Brett, das zwischen Bett und Wand geklemmt worden ist. Drei Haken an der langen Wand gegenüber des Bettes. Dort haben lange Zeit ein schwarzer Wollrock, eine Schürze und ein Schultertuch gehangen. Platz für einen Stuhl gibt es nicht. Über dem Kopfende hängt ein Kalender. 23. April 1938.

Hoch oben über allem ein Dachfenster mit vier Scheiben. Dadurch sieht man den Himmel und einen Teil des östlichen Berggipfels oberhalb des Hofes.

Manchmal sind durch dieses Fenster auch Möwen im Flug zu sehen, oder ein vereinzelter Rabe taucht auf. Diese Nacht saß dort eine Schwalbe. Die Tür fällt zu, innen ohne Griff.

Die Luft draußen ist klar, und Morgenrot fällt auf die Berge ringsum. Es ist, als wolle der Winter die verschneite Erde nicht loslassen. Bisher hatte er im Kampf gegen den Frühling immer eine Niederlage einstecken müssen, doch nun will er ihn mit aller Kraft aufhalten.

Überall glänzt Eis in den Senken und Rinnen. Obwohl Flüsse und Seen noch vereist sind, legen die Vögel schon Eier, und von den Felswänden oberhalb des Hofes kündigt sich ein bekannter Frühlingsbote an.

Draußen am Sander beginnen die Raubmöwen ihr Frühlingswerk, laut und geschäftig. Eiderenten watscheln umher, höflich und umgänglich, geben acht, nicht im Weg zu stehen.

Sie kommt gut voran und hat den Skriðuberg schon hinter sich. Am Hang steht das Schloss, und es steigt Rauch auf. Einzelne Fensterscheiben glänzen in der Morgensonne, und er läuft ihr den Weg hinunter entgegen. Leichtfüßig, mit verschmitztem Blick. Seine kräftige Hand umfasst die ihre, der weiche Bart kitzelt ihre Wange. Sie ist zu Hause.