6. Kapitel
Musikerküsse

Heute ist der Tag X: Ich weiß nicht mehr genau, wie ich den Tag bis jetzt herumgekriegt habe. Wahrscheinlich war ich an der Uni, ich erinnere mich daran, mit Trudi und Jule über Bauphysik diskutiert zu haben. Und Timo ist mit gesenktem Kopf an mir vorbeigehastet, leider heute ohne Ringelshirt. Er tut nach unserem Intermezzo jedenfalls so, als würde er mich nicht mehr kennen.

Ach ja, in der Bahn auf dem Weg nach Hause habe ich einen niedlichen Typen gesehen, der mir schon mal aufgefallen war. Er ist wahnsinnig groß und sieht echt klasse aus. Aber heute hatte ich nicht wirklich Lust, genauer hinzugucken.

*

Gerade habe ich meinen Haaren eine Kur verpasst und ihre Farbe aufgefrischt. Was ich anziehen soll, weiß ich immer noch nicht, zumal die Suche in meinem Kleiderschrank schwierig ist, da fast der komplette Inhalt schwarz ist. Ich verehre dunkle Farben, ich liebe den morbiden Charme von Klamotten, die wie überfahren aussehen, und grelle Haare. Sonnenstudiobräune finde ich ebenso würdelos wie Kunstfingernägel, schlechte Dauerwellen und arschkurze Jäckchen im Winter.

Als ich endlich bei einem schlichten Outfit hängen geblieben bin, verschmiere ich auch noch meine Schminke. Der Kajal sieht aus, als wolle er ausgerechnet heute anfangen zu bröckeln. Hilfe! Ich reiße meinen Parka von einem der Haken im Flur und knalle die Wohnungstür hinter mir zu. Auf dem Weg zum Club träume ich beim Autofahren und hätte fast das Abbiegen verpasst. Ich bin ehrlich erleichtert, als ich meinen Wagen geparkt habe und zum Eingang spazieren kann.

Punkt 20 Uhr stehe ich mit mulmigem Gefühl in einem ziemlich vollen, ziemlich kleinen Club. Als es endlich losgeht, ziehe ich mich an den Rand des Geschehens zurück, denn es ist mir schon wieder zu eng zwischen dem hauptsächlich weiblichen Publikum. Die Musik ist ganz okay, aber dieser Lukas ist ein echter Blickfang. Nach der Hälfte der Songs zieht er sich sein T-Shirt über den Kopf, und ich seufze tatsächlich leise auf. Manchmal schleudert er sich mit einer gekonnten Kopfbewegung den langen Pony aus der Stirn. Ich starre ihn an und kann nicht mehr damit aufhören. Irgendwann und nach viel zu kurzer Zeit ist das Konzert vorbei, und die Jungs bekommen ihren verdienten Applaus. Sie freuen sich wie kleine Kinder und parken ihre Instrumente, während die ersten Fans um Autogramme bitten.

Erst halte ich mich zurück, dann nähere ich mich der Menschentraube in gemäßigtem Schritt. Mittlerweile ist es brütend heiß. Die Jungs haben Handtücher um die Nacken gehängt. Ich merke, wie ein Tropfen meinen Rücken runterläuft. Wo ist Lukas? Meter für Meter wusele ich mich durch die Menge näher ans Geschehen, scharenweise pubertierende Girlies in zu engen Klamotten. Die Jungs sind schon wie Profis. Sie geben sich verbindlich, schreiben Autogramme und lassen sich fotografieren.

»Wo ist denn der Lukas«, kräht auf einmal eine kleine Pummelige. Massenhaft entsetzte Mondkälbchenblicke in Richtung Band.

Der Sänger rettet uns alle vor einer Massenhysterie: »Keine Panik, Leute. Der ist auch gleich wieder da.«

Ich wende mich ab. Die anderen Jungs interessieren mich nicht. Mal schaun, ob er aus der Nähe genauso niedlich ist. Da stehe ich nun und übe mich in Geduld, während sich der Rest der Damenwelt um Autogramme schlägt. Etwas unterbeschäftigt zupfe ich an den überlangen Ärmeln meines umgenähten Parkas herum, auf den ich ganz heimlich schrecklich stolz bin. Für die meisten sieht er wohl eher wie ein besserer Putzlappen aus.

Endlich, da ist besagter Drummer wieder! Sein Gesicht zeigt die perfekte Mischung aus schmolligem Jungengesicht und männlicher Sinnlichkeit. Die Haare gerade lang genug, um ihm immer wieder neckisch ins Gesicht zu fallen. Die Klamotten gerade eng genug, um ausreichend androgyn, aber nicht tuntig zu wirken. Leider bin ich wohl nicht die Einzige, die ihn ziemlich scharf findet. Sofort ist er von einer quietschenden, kichernden Meute umgeben, die ihn fast unter sich begräbt. Also wieder warten. Als auch die letzte Zahnspangenträgerin ihr Autogramm bekommen hat, schlendere ich näher.

Von Nahem sieht er noch besser aus, obwohl er nicht ganz so groß ist, wie ich vermutet hatte. 180 cm, vielleicht auch 182 cm. Also nach meinem Geschmack eher klein. Doch das ist mir jetzt egal. Als ich endlich vor ihm stehe, starre ich auf seine Haare. Ich habe so einen klitzekleinen Haar-Fetisch. Schöne, volle Haare bei Männern finde ich sexy. Ich will sie anfassen, meine Hände darin vergraben, daran ziehen und den Jungs den Kopf in den Nacken biegen.

»Hallo«, sagt er einfach.

»Hallo«, hauche ich zurück.

»Bist du England-Fan?« Er deutet mit dem Kopf auf meinen England-Flaggen-Aufnäher.

Ich nicke, er lächelt, ich lächle zurück. Er scheint es nicht seltsam zu finden, dass ich ihn nicht sofort mit einem Autogrammwunsch belästige.

»Schau mal, was hinten draufsteht!« Euphorisiert vollführe ich eine elegante Komplettdrehung und gucke ihn dann wieder erwartungsvoll an. Er grinst schief, und ich versuche, mein herumgewirbeltes Gleichgewicht zu behalten.

»Ich konnte es nicht lesen. Was ist das?«

»Da steht ›God save the Queen‹. Hab ich mit Edding draufgeschrieben.«

Er guckt auf meinen Mund, während ich rede. »Aha«, sagt er schließlich, als hätte er überhaupt nicht zugehört.

Ich nicke. Er hustet in sein Halstuch.

»Sorry, hatte ’ne Halsentzündung.«

»Dann hättest du dein Hemd nicht ausziehen sollen.«

»Mir war warm.«

Er lächelt unwiderstehlich, und ich überlege, wie ich ihn am schnellsten dazu kriege, sich wieder nackig zu machen. Er sieht mich an, als denke er darüber nach, was ich eigentlich mit ihm vorhabe.

»Das ist aber nicht deine echte Haarfarbe, oder?«, will er dann wissen, und ich merke genau, dass er es sich verkneifen muss, eine der langen roten Strähnen prüfend in die Hand zu nehmen.

»Oh doch«, antworte ich wie selbstverständlich.

Er legt lachend den Kopf schief. »Ja, okay, dumme Frage.«

»Was machst du gleich noch?« Entweder er schickt mich jetzt nach Hause, oder er beißt an. Sofort ändert sich sein Gesichtsausdruck. Er ist schüchtern!

»Och, weiß ich noch nicht so genau. Wahrscheinlich mit der Band zu Freunden gehen. Schlafen und so.« Er guckt mit seinen schlechtwetterfarbenen Augen unter langen Wimpern zu mir rüber.

»Ihr geht gar nichts mehr trinken? Ihr seid doch Rockstars.«

»Hm. Ja.«

Herrgott, ist er süß.

»Trinkst du überhaupt Alkohol?«

»Natürlich!«

Ein empörter Blick trifft mich. Ich glaube ihm trotzdem nicht. Er ist ein lieber Kerl, auf wild verkleidet.

»Okay, dann gehen wir noch was trinken.«

Bevor er etwas Konstruktives erwidern kann, hat sich ein verirrtes Dreiergrüppchen Fans auf ihn gestürzt und mich dreist abgedrängt. Er schreibt brav Autogramme und lässt sich fotografieren, ohne zu mir herüberzusehen. Er könnte sich danach einfach wegdrehen und abhauen, doch das tut er nicht. Er sieht wieder zu mir, dann lächelt er. In mir brodeln die Endorphine hoch. Er kommt wieder näher.

»Wartest du noch ’nen Moment? Ich such mal eben die Toiletten.«

Na, wenn das nicht romantisch ist. Ich lächle ihm aufmunternd zu, und er trabt los. Einen Moment später habe ich eine geniale Idee. Besser konnte es doch gar nicht kommen! Ich folge ihm durch den fast menschenleeren Club. Zwei Typen in komischen Hemden fegen die Tanzfläche, auf der Bühne werden die Instrumente abgebaut. Ich warte vor der Tür der Herrentoilette, bis ich ihn am Waschbecken höre, dann drücke ich vorsichtig die Tür auf.

Sein Kopf fliegt herum. »Hey, hast du dich verlaufen?« Er guckt ein wenig ertappt, aber immer noch freundlich.

Ich schüttle den Kopf und mache die Tür hinter mir zu. In seinem Kopf fängt es deutlich sichtbar an zu rattern. Er schluckt und befeuchtet seine Lippen.

Ich strecke ihm einfach meine Hand hin. Langsam nimmt er sie. Die Innenflächen sind noch klamm vom Waschen. Ich strecke meine andere Hand aus und umfasse seitlich seinen Hals, die Haare dort sind feucht. Er guckt wieder auf meinen Mund. Ich ziehe ihn näher, er lässt es mit sich machen. Sein Kopf ist ganz nah, sein Mund ist rissig und aufgesprungen von der Erkältung. Er hat diese wahnsinnig sinnlichen Lippen, diesen Stricher-Mund, der überhaupt nicht zu seinem unschuldigen Gesicht passt. Meine Lippen berühren die seinen, rau und trocken fühlen sie sich an. Ich höre, wie sein Atem schneller wird. Die Pulsader an seinem Hals pocht wie wild unter meiner Hand. Er drängt seine Zunge in meinen Mund, wir verknoten uns. Wo kommt das Temperament plötzlich her? Er kriegt ein bisschen schlecht Luft, was es aber auch irgendwie interessant macht. Ich greife in seine Haare und ziehe seine Lippen abrupt von den meinen. Er schnappt nach Luft.

Dann nehme ich seinen Arm und ziehe ihn sanft in Richtung der Kabine, über der die Neonröhre kaputt ist. Er knallt die Tür zu, und es ist tatsächlich angenehm schummrig. Ich nestle an meinem Parka herum und schmeiße ihn dann achtlos auf den Spülkasten. Er greift mit beiden Händen um meine Pobacken und drückt mich fester an sich ran. Ich kann ihn leise seufzen hören, als ich seine Lippen suche und meine Zunge tief in seinen Mund gleiten lasse. Wir saugen uns in wiederkehrendem Rhythmus aneinander fest. Er kneift stärker in meinen Hintern. Ich will es jetzt.

Ich mache mich von ihm los und reiße an meiner Strumpfhose. Fehlanzeige, das Ding ist störrisch und entpuppt sich als Fußfessel. Er lacht leise. Ich ziehe ein Gesicht, setze mich auf den Klodeckel, schnalle mir die Boots von den Füßen und zerre die Strumpfhose herunter. Er versucht, mir zu helfen, verkompliziert das Ganze aber eher. Schließlich hält er mir die Schuhe hin, und ich schlüpfe barfuß hinein.

Kaum stehe ich wieder aufrecht, da zieht er mir das T-Shirt hoch, und ich tue es ihm gleich. Sein Blick klebt an meinem roten BH beziehungsweise dessen Inhalt. Plötzlich beugt er sich vor und leckt unter dem Rand entlang. Vorsichtig tastet er sich weiter. Er küsst den herausquellenden Busen sehr zärtlich, und ich öffne derweil meinen BH. Er schiebt ihn hoch, nimmt eine Brustwarze in den Mund und umspielt sie mit seiner Zunge. Ich gebe ein leises Geräusch des Wohlgefallens von mir, wodurch seine Erregungskurve nahezu senkrecht nach oben schnellt. Er lässt von meinem Busen ab und nestelt an der Knopfleiste seiner Jeans herum. Sein Oberkörper ist nicht sonderlich durchtrainiert, aber an den Armen hat er vom Trommeln lange, sehnige Muskeln. Mir gefällt’s. Ich greife wieder in seine Haare und verbeiße mich zärtlich in seiner Unterlippe. Er keucht, und die Jeans samt Shorts fallen mit einem leisen Klirren der Gürtelschnalle auf die Fliesen. Seine Hände schieben sich unter meinen Rock, und er zieht an meinem String herum. Ich schubse ihn leicht, und er landet mit blankem Hintern auf dem Klodeckel. Er keucht überrascht.

»Kondom?«, frage ich, und er schüttelt den Kopf. Also beuge ich mich über ihn und suche eins in den Taschen meines Parkas. Neugierig werfe ich einen Blick nach unten. Sein Schwanz ist ganz okay, der Umfang gefällt mir. Er stülpt sich sofort das Gummi über. Ich ziehe mein T-Shirt über den Kopf, zusammen mit dem eh schon losen BH fliegt es zu dem Parka auf den Spülkasten. Sein Blick klebt an meinen nackten Brüsten.

»Ich habe immer noch mein Höschen an«, flüstere ich und stelle mich breitbeinig über seine Knie. Er fackelt nicht lange, schiebt meinen Mini ein Stück hoch und zupft dann den Rand des Strings in Richtung meiner Knie. Ich schlüpfe so elegant wie möglich heraus, und er zieht mich zu sich hinunter. Ich lasse mein Becken kreisen, lande auf seinem Schoß, und schon ist er in mir drin. Jetzt keucht er zum dritten Mal.

»Warte«, flüstert er und hält mich an den Beckenknochen fest, denn mein Minirock ist bis zur Taille hochgeschoben. Er lächelt entschuldigend, und ich küsse ihn, weil er so hübsch ist und so nervös. Sein Griff lockert sich wieder, und ich fange an, mich zu bewegen. Dies ist eine meiner Lieblingsstellungen. Man muss einfach immer nur den Bauch rauf- und runterrutschen, und dann kommt man wie von selbst. Ich biege seinen Kopf in den Nacken und küsse ihn wieder.

»Du darfst nicht so schnell machen, sonst komme ich gleich«, nuschelt er zwischen meinen Lippen.

»Ist doch egal, ich auch.« Ich reibe mich weiter an ihm. Meine Finger kralle ich in seine immer noch feuchten Haare. Er legt seine Hände um meine Hüften und presst mich noch näher an seinen Bauch. Als ich merke, dass ich kommen werde, schließe ich die Augen und vergrabe mein Gesicht in seinen weichen Haaren. Lukas seufzt zwischen meinen Brüsten, und auch er ist kurz davor zu kommen.

»Jetzt«, flüstere ich und merke, wie die Anspannung von ihm abfällt.

Er kommt fast gleichzeitig mit mir, und danach lässt er mich gar nicht mehr los. Ich atme den Geruch seiner Haut ein und will ihn eigentlich auch nicht loslassen.

»Du musst langsam das Gummi abmachen«, flüstere ich.

»Noch nicht«, sagt er leise. Ich warte noch eine Minute, dann drücke ich mich hoch. Er hält das Gummi fest, und schon stehe ich wieder auf den Beinen. Zittrig sind sie immer noch.

»So was ist mir noch nie passiert«, sagt er und hat ganz rote Lippen vom Küssen.

»Ich hab auch noch nie auf ’ner Toilette gevögelt.«

Er steht etwas ungelenk auf, und es wird ein wenig eng in der Kabine. Wir sind beide verlegen und versuchen, uns anzuziehen, ohne den anderen dabei zu boxen oder zu treten. Endlich haben wir’s geschafft. Ich entriegele die Kabinentür, und wir purzeln in den Vorraum. Jetzt muss ich gehen, auch wenn es mir dieses Mal schwerfällt.

»Mach’s gut«, sage ich schnell und will mich umdrehen. Ich muss hier weg, solange er noch nicht wieder so klar im Kopf ist, dass er argumentieren kann. Aber eigentlich will ich gar nicht.

»Warte!« Er hält mich am Arm fest. »Wie jetzt, mach’s gut? Das verstehe ich nicht. Gib mir wenigstens deine Handynummer.«

Als ich entschlossen den Kopf schüttle, lässt er meinen Arm los. Der Ausdruck in seinen Augen ist so ratlos, dass ich mich schnell wegdrehen muss.

»Ich gehe jetzt, es war echt schön«, sage ich, obwohl meine Stimme nicht so ruhig klingt, wie sie sollte, und dann stürze ich hinaus. Fluchtartig verlasse ich den Club, ohne nach rechts und links zu sehen. Wo ist mein Auto? Ich will die Tür hinter mir zumachen und seinen Gesichtsausdruck vergessen. Es war richtig, dass ich gegangen bin, sage ich mir. Das ist der Plan. Ein Mal und erst recht keine Telefonnummern. Energisch drehe ich den Zündschlüssel im Schloss herum und fahre los.

*

Zu Hause ziehe ich mich in der dunklen Wohnung aus und lasse die Sachen achtlos auf den Boden gleiten. Dann krame ich meinen kalten Schlafanzug unterm Kopfkissen hervor und krieche unter die Decken. Eine Gänsehaut rast über meinen Körper. Also, dieser Lukas war die Konzertkarte echt wert. Nicht nur, dass er haargenau mein Typ ist, er ist auch noch hinreißend schüchtern. Schüchternheit ist so niedlich. Ich schwebe ein paar Zentimeter über der Matratze, und an Schlaf ist nicht zu denken. Schlaf, was ist das? Und wer braucht den schon?

*

Viel zu früh, nämlich genau um halb sieben, klingelt der Wecker. Beim ersten Kaffee überfällt mich ein kleiner Zweifel. Hätte ich ihm doch meine Nummer geben sollen? Nein, das Letzte, was ich will, sind sinnfreie SMS à la: »Es war schön mit dir.« Nein, danke. Apropos Handy. In meinem Endorphintaumel habe ich das Julchen ganz vergessen. Oh, da wird jemand sauer sein!

Und tatsächlich: Es ist zwar erst kurz vor neun, aber Jule kann schon richtig böse gucken. »Ich nehme mal an, der Abend war gut?«, begrüßt sie mich mit beleidigtem Blick.

»Sorry …«

»Jaja. Und wie war es?«

»Ganz okay.«

»Hast du’s also geschafft, du mit deiner Platzangst?«

»Ja, war nicht so schlimm.«

»Und sieht er echt so süß aus wie auf den Fotos?«

»Ja, noch besser.« Bloß nicht zu sehr schwärmen, dann zieht sie mich nur wieder auf und stellt meine tollen Regeln infrage. Doch Jule interpretiert mein Schweigen wohl als morgendliche Einsilbigkeit.

»Ich hole uns mal ’nen Kaffee, geh du schon mal Plätze freihalten!« Sie trippelt davon.

Das Gute an Jule ist, dass sie nie lange böse sein kann. Ich bin nämlich nicht gerade zuverlässig, was diese Simserei angeht.

Im Hörsaal ist es heute eindeutig zu hell und zu laut. Ich belege zwei Plätze in den hinteren Reihen. Jule kommt mit dem Kaffee wieder, den wir unter den Sitzen verstecken. Essen und Trinken ist zwar nicht verboten, wird aber nicht gern gesehen. Ich glaube, ich hab heute keine Lust, außerdem muss ich dauernd gähnen. In der letzten Sekunde stürzt Trudi in unsere Reihe. Die Kommilitonen murmeln verärgert, weil sie jetzt noch mal aufstehen müssen, aber dann ist sie bei uns angelangt.

»Schrecklich!«, sagt sie zur Begrüßung. »Warum müssen die Bahnen immer Verspätung haben!« Dann lässt sie sich in den Sitz neben mir fallen.

»Das ist ein Naturgesetz«, brumme ich.

»Schrecklich!«, sagt Trudi noch mal und schält sich aus ihrem Mantel. Trudi ist voll das Öko-Kind. Sie trägt Hosen mit Zugbändern an den Knöcheln, ohne sich zu schämen. Sie isst selbstgebackenes Brot, das immer nach Dinkel schmeckt. Und sie sagt Sachen wie: »Der Genmais bringt euch alle um.« Ansonsten ist sie total normal.

Der Dozent, der vorn soeben zu reden begonnen hat, trägt ’nen Vollbart und Gesundheitslatschen. Für ihn ist alles, was er erzählt, total verständlich und logisch. Ein Physiker eben. Ich bemitleide die Baumwolle, die für sein hässliches Karohemd herhalten musste, und unterdrücke ein weiteres Gähnen. Und ausgerechnet heute habe ich so lange Uni! Und die letzte Stunde ausgerechnet bei Jakob, und das, wo ich so fertig aussehe. Ob er wohl komisch sein wird wegen letztem Freitag?

*

Doch meine Sorgen stellen sich als unbegründet heraus: Jakob benimmt sich auch hier völlig normal, außer dass er plötzlich keine Probleme mehr hat, in meine Richtung zu schauen. Einmal nimmt er mich sogar dran, und wir lächeln uns an. Die Lästerer im Kurs können nur irritiert gucken.

Als ich um halb neun abends wieder nach Hause komme, bin ich zu müde, mir etwas zu essen zu machen. Ich krieche in mein Bett und will nur noch schlafen, am besten traumlos und sehr lange. Beim Einschlafen denke ich dann doch wieder an Lukas. Er hat mir gefallen. Zu gut. Diese Euphorie kenne ich nicht von mir. Ob ich das nun gut finden soll?

Morgens beim Aufwachen denke ich auch sofort wieder an ihn. Hm! So geht das nicht, ich brauche Ablenkung. Das ist die beste Medizin. Es war ein netter One-Night-Stand und mehr nicht. Also tagsüber arbeiten, und heut Abend mal wieder richtig nett weggehen. Ich simse Marius, ob er Lust hat. Seit Jule ihre Gothic-Phase hinter sich gelassen hat, betritt sie die Partytempel der Kinder der Nacht nicht mehr. Sie verleugnet diese Phase sogar. Ich allerdings kann mich noch sehr gut an das dürre EBM-Mädchen erinnern, das Hosen in Stiefel steckte und sich blaue Strähnen in die hellen Haare färbte. Sie hatte mehr schwarze Klamotten als ich, und ihr deftiger Lidstrich war berühmt-berüchtigt. Heute tut sie so, als hätte ich mir das alles ausgedacht. Es ist ja keine Schande, dass sie jetzt nur noch Jeans und Polo trägt, aber muss man sich deswegen so anstellen?

Doch Marius hat auch keine Zeit. Er bekommt Besuch aus Holland, näher definiert er es nicht in seiner kurzen SMS. Gut, gehe ich eben allein, ich bin ja schon groß.

Die Arbeitszeit geht zum Glück schnell rum, wir öffnen samstags erst um zehn und machen um vier schon wieder zu, das sind gerade mal sechs Stunden, also nicht wirklich lange. Debo liegt immer noch im emotionalen Clinch mit ihrem Juristen. Beim letzten Treffen hat er ihr Blumen geschenkt, was ihr sehr gefallen hat.

Als kurz darauf eine »Bekannte« auf seinem Handy anrief und er panisch den Tisch verließ, um zu telefonieren, war die Stimmung nicht mehr ganz so ausgeglichen. Als Debo dann noch eine halbe Stunde auf seine Rückkehr warten musste, wurde sie langsam ein wenig ungehalten. Sauer wird Debo, glaube ich, nie, sie weiß gar nicht, wie das geht, habe ich den Eindruck. Beim Verlassen des Restaurants rief die ominöse »Bekannte« dann wieder an. Angeblich eine Kommilitonin aus seiner Lerngruppe, mit unaufschiebbar wichtigen Fragen.

»Georg ist eben sehr gut in seinem Fach, das muss man respektieren«, sagt Debo ehrfürchtig, und ich weiß endlich, welchen Namen das Wunderkind hat. Ich spare mir meine Einwände und nicke resigniert. Ihr ist echt nicht zu helfen.

*

Gute fünf Stunden später stehe ich in einer »Düster-Disco«, wie meine Mutter es so gerne naserümpfend bezeichnet. Sie hat nur eine vage Vorstellung von der Szene im Allgemeinen, und als gute Mutter macht sie sich natürlich Gedanken. Als ich ihr aus Spaß mal erzählte, dass es dort um Mitternacht immer Blut auf die Tanzfläche regnet, hat sie den Witz nicht verstanden, weil sie den Vampirfilm Blade nicht gesehen hat, und war daraufhin nicht nur auf mich sauer, sondern auch auf den Laden.

Jetzt lehne ich also an einer rohen Backsteinwand und lasse mich von Christian volllabern, ich tue so, als ob ich zuhöre, und betrachte die schönen schwarz gekleideten Menschen, die sich an uns vorbeischieben. Ich liebe die Szene. Dafür, dass sie so langweilig unpolitisch ist. Dafür, dass hier keiner einen anrempelt, weil alle Angst um ihr Outfit haben. Dafür, dass Männer sich hier schminken dürfen, ohne ausgelacht zu werden. Dafür, dass alle hier Schwarz tragen, weil es einfach das Beste aus dem Farbkreis ist. Ich lächle versonnen, und Christian nimmt dies als Aufforderung, noch mehr zu labern. Er ist der Bekannte einer lieben Bekannten und mir eindeutig zu schön. Außerdem hält der gute Mann sich für Gottes persönliches Geschenk an die Frauenwelt, und schon allein das törnt mich ab. Er ist eine Dumpfbacke biblischen Ausmaßes. Seine blauen Augen sind trübe, und ich unterdrücke ein genervtes Seufzen. Gerade erzählt er, welche Bands er persönlich kennt: Das Ich, Oomph, Schandmaul, Eisheilig. Auch mit den Newcomern Jesus on Extasy ist er auf Du und Du.

Ich schnappe nur einige der Namen auf und denke mir meinen Teil. Außerdem bleibe ich sowieso nur bei ihm stehen, weil Jenny sich was zu trinken holen wollte und ich noch ein bisschen mit ihr plaudern möchte. Ich gucke auf Christians perfekt gestutzten Kinnbart und bekomme eine Welle seines Aftershaves zu riechen, als er näher an mich ranrückt, um Leute an sich vorbeizulassen. Er vögelt alles, was nicht schnell genug das Weite sucht. Soll mir egal sein, aber seine Wahllosigkeit ist erschreckend. Wenn ich alles sage, meine ich alles. Jenny kommt mit einem Drink wieder und hat zwei hübsche Jungs im Schlepptau. Ich kenne einen der beiden vom Sehen.

Jenny ist eine lebhafte schwarz gefärbte Gazelle mit beneidenswert üppiger Oberweite. Christian guckt auf ihr Dekolleté, das beim Gehen wippt, und ich warte auf einen Sabberfaden an seinem Kinn. Jenny hat ihre schlanke Taille mit einem Lackmieder noch schmaler gezurrt, dazu trägt sie einen hautengen Bleistiftrock, der unterm Knie endet. Den perfekten Abschluss bilden Strümpfe mit Naht und hohe Pumps mit Leomuster. Kein Wunder, dass die Fotografen sich um Sessions mit ihr schlagen. Ich mag Jenny, weil sie so angenehm fest mit beiden Beinen auf dem Boden steht.

»Lilly, kennst du Julian und Sven schon?«, fragt sie gerade und schenkt mir ein reizendes Lächeln. Ich schüttle den Kopf und reiche den Jungs die Hand. Sie sehen beide gut aus, aber nur der eine, den ich noch nie gesehen habe, hat einen prickelnden Sex-Appeal, der mich zweimal hinsehen lässt. Er schaut mich an, ich sehe ihn an, und zwischen uns sprühen Funken. Mit ihm will ich schlafen, das weiß ich nach drei harmlosen Sekunden. Ihm scheint es genauso zu gehen. Er schaut auf meinen Mund, und in seinen Augen blitzt es. Wir starren uns wortlos an, und das nicht gerade kurz. Jenny ist echt ganz schön flink. Sie erkennt die Situation und platziert sich so, dass er sich neben mich stellen muss. Dann verwickelt sie Sven und Christian in ein Gespräch. Ich könnte sie küssen vor Dankbarkeit. Julian lehnt sich neben mich an die Wand und zupft an seiner Lederhose. Dazu trägt er lediglich ein Netzshirt mit langem Arm, durch das sich gepiercte Brustwarzen abzeichnen. Sein Oberkörper ist muskulös, er sieht extrem sexy aus, und das weiß er auch. Die langen blonden Haare fallen ihm über die Schultern und sind perfekt gepflegt. Ich will ihn anfassen. Er dreht den Kopf zu mir und lächelt aus seinen schwarz umrandeten Augen.

»Hi«, sagt er noch mal mit seiner dunklen Stimme, und ich bekomme Herzklopfen.

»Hallo«, piepse ich peinlicherweise und ärgere mich sofort. Ich habe keine Ahnung, worüber ich mich mit ihm unterhalten soll. Außerdem ist mein Mund ganz trocken.

»Möchtest du was trinken?«, fragt er, obwohl er eine fast volle Flasche Bier in den Händen hält. Ich nicke. Er schaut mich weiter fragend an. Erst dann schalte ich.

»Cola«, sage ich, »bitte.«

Er nickt, drückt mir seine Flasche in die Hand und trabt los. Ich gucke ihm und seinen schönen Haaren hinterher. Dann streiche ich mit dem Zeigefinger über den Rand der Flasche, wo seine Lippen sie berührt haben. Als er wiederkommt, reicht er mir die Cola rüber.

»Danke«, sage ich leise und gebe ihm sein Bier zurück. Er sagt gar nichts, er schaut mich nur an. Er lächelt noch nicht mal. Jetzt wüsste ich gerne, was er denkt, aber ich kann es erraten. Sein Blick ist nicht lüstern, aber seine Augen leuchten wie Weihnachtskerzen. Ich erwidere seinen Blick mit mindestens genauso viel Begeisterung. Dann hält er mir seine Flasche zum Anstoßen hin. Das Klingen des Glases geht im allgemeinen Lärm unter.

»Lilly«, sagt er, »ist das dein echter Name?«

»Ja«, nicke ich.

»Klingt fast wie ein Künstlername.«

»Findest du?«

Das Gedränge um uns wird größer, es ist ziemlich voll in dem Laden. Ich bekomme schon wieder Angst. Es wird Zeit, den Platz zu wechseln.

»Wollen wir mal woanders hingehen? Hier in dem Gang wird es so voll«, sage ich energisch in die Runde. Allgemeines zustimmendes Gemurmel. Wir wandern in eine der Hallen. Dort gibt es in einer hinteren Ecke Sitzplätze und große Kissen auf dem Boden. Ich sitze kaum, da lässt Julian sich neben mir nieder. Unsere Arme berühren sich, und ich fühle das leichte Kratzen des Netzstoffes auf meiner Haut. Das große Sitzkissen ist so weich, dass wir uns aneinanderlehnen müssen, um nicht umzufallen.

Wir lachen beide, und er stützt die Hand hinter meinem Rücken auf. Ich atme tief ein und genieße seine Nähe. Wie gerne würde ich ihn anfassen! Ich kneife spielerisch in seinen Bizeps, weil ich mich einfach nicht beherrschen kann. Er dreht den Kopf, lächelt unwiderstehlich und kneift zurück in meinen nackten Bauch.

»Freches Ding!«, flüstert er.

»Selber frech«, sage ich und schaue nicht weg. Er hält den Blick.

»Warum haben wir uns vorher noch nie gesehen?«, will er von mir wissen. »Bist du kürzlich erst hierhergezogen?«

»Nein. Du?«

»Natürlich nicht.« Er führt die Hand hinter meinem Rücken noch mehr um mich herum und lehnt sich an meine nackte Schulter. Seine Haare kitzeln an meiner Haut. Ich finde sein Benehmen nicht unverschämt, denn zwischen uns ist sowieso schon alles klar.

»Und womit vertust du so deine Zeit?«, will ich von ihm wissen.

»Ich studiere. Bauingenieurwesen, zusammen mit Sven. Wir sind schon seit der Grundschule befreundet. Wir haben vor drei Monaten ’ne WG gegründet. Mein Vater hat mir ’ne tolle Wohnung besorgt, die mir aber allein zu groß war. Dann ist Sven spontan mit eingezogen, sehr witzig.«

»Cool.«

Er kichert. »Ja, wir haben schon viel Mist zusammen gemacht.«

»Das glaube ich gerne.«

»Ach ja?« Er schielt zu mir herüber. »Sehen wir etwa so aus?«

»Ja, doch!«

»Tss …, du bist wirklich frech. Und was machst du so, außer hübsch auszusehen?«

»Ich studiere Architektur, auch mit meiner besten Freundin zusammen.«

»Hey, dann sind wir ja fast Fachkollegen!«

»Ja, könnte man so sagen.«

»Vielleicht bauen wir mal was zusammen.«

»Vielleicht.«

»Sehr faszinierend.«

»Hm!«

»Aber einen Freund hast du nicht, oder?«

»Nein, wieso?«

»Na ja, wir sitzen hier so rum.« Er deutet mit dem Kopf auf unsere verknoteten Arme. »Und da würde ich schon gerne wissen, ob hier gleich ein Riese ankommt, der mich zu Brei haut.«

»Du wolltest das nur wissen, weil du Angst vor meinem potenziellen Freund hast?«, sage ich mit einem angedeuteten Schmollen. Er schmilzt förmlich dahin.

»Nein, natürlich nicht«, er fängt an, mit der freien Hand in meinen offenen Haaren herumzuspielen, »aber vielleicht auch, weil …«

»Hey, Julian!«, brüllt auf einmal jemand von vorn. Ein dickbäuchiger Metaller stürzt auf uns zu, und fast fürchte ich, dass er auf uns drauffällt.

»Hey du, alles klar?«, begrüßt Julian den Fremden, und ich merke, dass er keine Ahnung hat, wie der Typ heißt. Der Metaller ist knapp vor unserem Kissen zum Stehen gekommen. Dann zerrt er Julian schwungvoll am Arm in die Höhe und reißt ihn an seine speckige Brust.

»Lange nicht gesehen, Junge! Los, du musst mitkommen, einen trinken! Drüben sind noch Sebastian, Patrick und Peter!«

»Du, ich weiß nicht«, sagt Julian mit einem Blick auf mich und wirkt nicht besonders begeistert. »Vielleicht später!«

Doch der Metaller lässt sich nicht abwimmeln. »Ach, Quatsch. Komm, ein Bier!« Er schiebt den ratlosen Julian vor sich her.

Der zuckt entschuldigend die Schultern und lächelt in meine Richtung. »Sorry, Lilly, bin gleich wieder da. Lauf nicht weg!«

»Jaja«, sage ich und bin trotzdem enttäuscht. Auf den blöden Sitzsack habe ich auch keine Lust mehr. Da gehe ich doch lieber zur Bar und hole mir einen Orangensaft.

»Hübscher Kerl, was?«, sagt Jenny, die ganz plötzlich neben mir steht.

»Stimmt.«

»Allerdings kein Kind von Traurigkeit.«

»Bin ich ja auch nicht, zum Glück.«

»Aber er trinkt gerne. Du solltest ihn dir schnappen, solange er noch laufen kann.«

»Echt?«

Jenny nickt. »Stefan hat ihn schon ein paar Mal aus diversen Läden tragen müssen.«

»Oh.«

»Ja. Also behalte ihn besser gut im Auge.«

»Mach ich, danke! Jetzt muss ich ihn nur noch wiederfinden.«

»Na dann, viel Glück, Hübsche.«

Inzwischen habe ich meinen Saft bekommen und mache mich auf die Suche nach Julian. Doch Fehlanzeige. Dort, wo der Metaller mit seinen Kumpels steht, fehlt von Julian jede Spur. Na toll. Ich laufe ziel- und planlos weiter durch die vier Hallen und die unzähligen Gänge. Gerade versuche ich, mich in einem schlecht beleuchteten Treppenaufgang zurechtzufinden, als eine Hand nach mir greift.

»Lilly, warte!« Es ist Julian. Ein wenig atemlos stehen wir voreinander. Er scheint die Treppen hinaufgerannt zu sein, um mich noch zu erwischen. Und ich bin von der ganzen hektischen Lauferei sowieso etwas außer Atem. Eine Sekunde später liegt sein Mund auf meinem. Er küsst ziemlich wild, und ich finde es ziemlich gut. Sein Körper drängt mich gegen die Wand, ich spüre den kratzigen Netzstoff auf meiner nackten Haut, das Metall seiner Brustwarzenpiercings drückt sich durch den dünnen Stoff meines Oberteils. Er küsst wie ein Desperado, doch abrupt hört er damit auf.

»Ich muss noch mal runter zu den Jungs«, sagt er. Spielerisch drehe ich eine lange Strähne seines Haars um meinen Finger und versuche, traurig zu gucken.

»Ich komme danach wieder zu dir, okay? Ich hab die alle nur wirklich ewig nicht mehr gesehen.«

»Na gut.« Gut finde ich das zwar gar nicht, aber was soll ich sonst dazu sagen? Er küsst mich noch einmal kurz auf den Mund, dann ist er wieder weg. So, und was mache ich mit dem Rest des Abends? Also hänge ich mich wieder an Jenny ran und lasse mich von Christian zutexten. So lange, bis der Herr sich vielleicht überlegt, dass er nun genug mit seinen Freunden geredet hat.

Als er nach zwei Stunden immer noch nicht bei mir angekommen ist, fange ich an, ihn zu suchen. Diesmal sehe ich ihn schon von Weitem. Er scheint sich mit seinen Freunden die Bar in der Metal-Halle geteilt zu haben. Julian ist zwar nicht der Einzige hier, der sich am Tresen festhalten muss, um nicht zu taumeln, aber er ist der Einzige, bei dem es mich interessiert. Ich drehe mich auf dem Absatz um, hole mir meinen Mantel und gehe. Auf betrunkene Kerle habe ich keine Lust, gut aussehend oder nicht. Da gehe ich doch lieber ins Bett. Aber ärgerlich ist es trotzdem. Was bildet der sich eigentlich ein?