12.
»Genau untersuchen!« hatte das »Ding« gesagt, das äußerlich wie ein Mensch aussah. Sogar wie ein in der wissenschaftlichen Welt sehr bekannter Mensch!
Als ich bemerkt hatte, daß dieses Wesen trotz der dünnen Luft keinen Luftverdichter benutzte und dennoch leben konnte, wußte ich, daß der italienische Bakteriologe Dr. Guido Tarabochia tot war.
Das, was da vor mir stand, sah zwar aus wie Dr. Tarabochia, aber er war es nicht. Man hatte seinen Körper übernommen und ihn bis zur letzten Zelle kopiert. So war nicht etwa eine symbiotische Lebensform entstanden, sondern eine echte, stoffliche Kopie des Gesamtorganismus. Damit versteckten sich die fremden Zellen in der Form exakt nachgeahmter Stoffverbindungen hinter den menschlichen Zellen. Früher hatten die Monstren versucht, in dieser Form auf der Erde einzusickern. Wir hatten dann jedoch ein Verfahren entwickelt, mit dem sie leicht erkannt werden konnten.
Nun, dieses Wesen legte keinen Wert auf besondere Tarnung. Es gab sich als Verformter zu erkennen.
Man hatte uns abgetastet und so gründlich untersucht, daß ich froh war, in meiner gelben Kombination keine versteckten Taschen zu haben. Unsere Spezialausrüstung befand sich in Manzos Höcker. Die kristallischen Absonderungen unserer Schuhe waren so klein, daß man sie nur mikroskopisch feststellen konnte.
Unsere Luftverdichter fanden kaum Beachtung. Die Geräte erschienen zu normal und zu zweckgefunden, um verdächtig zu wirken. Dennoch enthielten sie eine Spezialeinlage, deren Entdeckung uns teuer zu stehen gekommen wäre. Wir stellten wieder einmal fest, daß es der irdische Geist mit dem metabolischen Verstand der Ungeheuer aufnehmen konnte. Wir waren geschickter in der Tarnung. Wahrscheinlich hatten wir auch die besseren Nerven und die schnelleren Reaktionen.
Ich hatte das »Ding« angeschrien und den Herrscher gespielt. Keine Sekunde lang waren wir aus der Rolle gefallen. Das hatte den Fremden zwar offensichtlich beleidigt, aber zugleich auch beruhigt.
Schließlich hatte man uns zum nächsten Antigravschacht gebracht, der hinunter zur eigentlichen Stadt Topthar führte. Wieder waren wir tausend Meter gefallen. Dann hatten sich die Panzertore einer mit hochwirksamen Waffen gesicherten Schleuse geöffnet. Die alten Marsianer hatten verständlicherweise alles getan, um ihre wichtigste Stadt abzusichern.
Ich erkannte jedoch, daß diese Vernichtungsgeräte längst außer Betrieb waren. Ich war sogar sicher, daß die Unheimlichen keine Ahnung hatten, wie man damit umgehen mußte.
Schließlich kamen wir in die titanische Stadt, deren oberste Sohle zweitausend Meter unter der Oberfläche des Mars lag. Unsere Leute waren schon oft hier unten gewesen. Wir hatten genaue Bildberichte gesehen.
Im Gegensatz zu Zonta auf dem irdischen Mond war hier alles tot und still. Nirgends eilten Roboter herum, die für Sauberkeit und Ordnung sorgten.
Hier war es auch nicht mehr hell. Die diffuse Beleuchtung war längst abgeschaltet. Auch die künstlichen Atomsonnen in den weitläufigen Felshallen brannten nicht mehr.
Man hatte uns in einen marsianischen Transportwagen einsteigen lassen, dessen Energieversorgung wieder funktionierte. Es waren die flachen, offenen Fahrzeuge ohne Räder, wie wir sie vom Mond her kannten. Sie liefen auf einem magnetischen Prallschirm handbreit über dem Boden.
Nun waren Hannibals und Talys Wärmeabdruck-Schuhe sinnlos geworden. Eine »Entführung« in dieser Form war uns bei der Vorplanung nicht abwegig erschienen. Deshalb hatten wir auch für diesen Fall vorgesorgt.
Ich hatte durch eine unmerkliche Schaltung den Infrarot-Strahler meines Luftverdichters in Tätigkeit gesetzt. Der scharf gebündelte, Ultrahochfrequenz-verstärkte Wärmestrahl war natürlich unsichtbar, aber er hinterließ an den Wänden eine klar meßbare Wärmespur. Sie konnte mit unseren Spezialortern leicht entdeckt werden. Ich mußte mich lediglich etwas umdrehen. Der I-Strahl traf genau die Wände, oder die hinter uns liegende Fahrbahn.
Wir hatten breite Verkehrswege benutzt, die fast alle terrassenförmig über anderen Straßen lagen, hatten im Licht der Normalscheinwerfer Gebäude gesehen, daß wir nur staunen konnten.
Dann war es auf Spiralstraßen abwärts gegangen. Meinen Berechnungen nach befanden wir uns auf der zweiten Sohle.
Der angebliche Dr. Tarabochia hatte kaum noch gesprochen. Nur die Waffen seiner Leute drohten nach wie vor. Manzos kaum merkliche Winke verrieten mir, daß sich das Monstrum mit allen telepathischen und suggestiven Kräften bemühte, in unseren Geistesinhalt einzudringen. Bei Manzo, Hannibal und mir war das aussichtslos. Nur Taly schien mit diesen nicht-menschlichen Gewalten kämpfen zu müssen.
Als sie schließlich triumphierend lächelte, erkannte ich, daß es das »Ding« aufgegeben hatte.
Aus meinen Worten sprach offener Hohn:
»Ihre Bemühungen waren bemerkenswert. Wir haben uns köstlich amüsiert. Beherrschen Sie die Hauptsprache des Planeten Erde genügend, um unter dem Begriff ›Amüsement‹ etwas zu verstehen?«
Natürlich wußte er, was man darunter verstand. Er hatte Tarabochias Gehirn mit übernommen. Was der Wissenschaftler jemals gewußt und gekonnt hatte, das war dem Monstrum nun ebenfalls bekannt.
Wir waren unvermittelt angekommen. Die Unheimlichen hatten in aller Offenheit ein ganzes Gebäude als Zentrale eingerichtet. Es war sogar hell erleuchtet.
Ich war fassungslos, bis ich mir sagte, daß die Venusier solche Scherze bei der Weiträumigkeit der untermarsianischen Stadt ohne weiteres riskieren konnten. Wir hätten ohne nähere Hinweise jahrelang danach suchen können, das war sicher. Meiner Schätzung nach waren wir mindestens zwanzig Kilometer in einer bestimmten Richtung gefahren.
Wenn alles glattgegangen war, mußte sich TS-19 mit dem Einsatzkommando schon in der Stadt befinden. Unsere Fußspuren waren auf keinen Fall zu übersehen gewesen, aber ich hatte Sorgen wegen unseres Senders. Hier gab es unerhört wirksame Isolationsschichten zwischen der Oberfläche und der Stadt. Die Marsianer hatten damals alles getan, um die gefürchtete Radioaktivität fernzuhalten. Ich wußte nicht, wie die Sup-Ultra-Wellen unseres Gerätes darauf reagierten. Normalerweise hatte es eine Reichweite von zirka hundert Kilometern.
In dem ziemlich flachen, aber weitläufigen Gebäude hatten wir vorerst keinen Menschen angetroffen. Nur Needle und die drei Beeinflußten waren ständig in unserer Nähe.
Wir waren über normale Treppen in das Haus gegangen. Vor einer der üblichen Zimmerschleusen hatte das »Ding« gesagt:
»Warten Sie hier. Wir haben den atmosphärischen Druck für Ihre Verhältnisse vorbereitet. Wir melden uns. Nein, haben Sie keine Sorge, daß Sie hier entdeckt werden könnten.«
»Warum haben Sie uns nicht schon längst geholt? Es war einfach!« hatte ich hochfahrend gefragt.
Das menschliche Gesicht des Ungeheuers hatte sich verzerrt. Offener Haß funkelte in den Augen.
»Etwas zu einfach, nicht wahr?«
»Wir sind froh darüber. Selbst die GWA scheint nicht mit Ihnen gerechnet zu haben. Mars ist tot, dafür habe ich zum größten Teil gesorgt. Meine Flotte griff Mars mit dem ›Roten Leuchten‹ an. Es war eine vernichtende Waffe.«
»Wir werden sehen, ob unsere gegensätzlichen Meinungen eine Lösung gestatten.«
Das ›Ding‹ war um einige Schritte zurückgetreten. Dann schrie es:
»Sie sind Betrüger! Sie sind keine Deneber. Ich hätte Sie schon am Tag nach Ihrer Ankunft geholt, wenn ich davon überzeugt gewesen wäre, daß Sie Deneber sind! Sie gehören zur GWA!«
Einen schlimmeren Schock hätte uns das Monstrum nicht versetzen können. Es hatte sich auf keine Diskussion eingelassen, sondern war in einem anderen Raum verschwunden. Und das alles ohne Atemmaske!
Die Beeinflußten hatten es ernst gemeint. Jeder Widerstand war vorerst zwecklos. Die Lage war nach einem triumphal erscheinenden Anfangserfolg sehr schlimm.
Es waren fast zwei Stunden vergangen. Manzo hatte immer wieder heftige parapsychische Angriffe registriert. Er hatte flüsternd mitgeteilt, es befänden sich mindestens acht fremde Geschöpfe in der Nähe.
Wir waren in eine Sackgasse geraten. Das vereinbarte Funksignal hatten wir nicht abstrahlen können, obwohl TS-19 wahrscheinlich schon ziemlich dicht bei uns war. Er mußte jedoch einen gewissen Abstand halten, um nicht vorzeitig entdeckt zu werden.
Wir hatten weder Pater Fernando gefunden noch den Chirurgen Dr. Molmer. Auch wußten wir nicht, ob es hier ein Serum gab, das wir als heilkräftiges Gegenmittel hätten verwenden können. Nur darum ging es bei unserem Einsatz. Alles andere war von zweitrangiger Bedeutung.
Taly war verzweifelt. Ich fragte mich, wozu wir eigentlich eine Wissenschaftlerin ihres Ranges mitgenommen hatten.
Wir unterließen hinweisende Gespräche, da wir nicht wußten, ob die Worte abgehört wurden.
Der Raum, in dem wir uns befanden, war sehr groß. Er enthielt Geräte, die offenbar einmal medizinischen Zwecken gedient hatten. Liegestätten waren keine vorhanden.
Nach Ablauf der beiden Stunden teilte Manzo mit einem spöttischen Auflachen mit, »man« hätte es endlich aufgegeben, unsere geheimsten Gedanken zu erforschen. Er konnte es ruhig laut sagen. Sie sollten wissen, daß wir die Maßnahmen bemerkten. Das lag im Bereich eines denebischen Gehirns.
Wir machten höhnische Bemerkungen und unterhielten uns darüber, wieso man auf den direkt närrischen Gedanken gekommen wäre, in uns »Menschen« zu sehen. Ich bezweifelte die schöpferische Intelligenz der Monstren. Ich nannte sie »Sklaven« und »unverbesserungsfähige Anlernlinge«.
Dennoch waren wir uns darüber klar, daß sich bei den Burschen gegensätzliche Meinungen über unsere Identität gebildet hatten. Wäre das nicht so gewesen, hätten sie uns letztlich nicht abgeholt. Wir hatten nun doch einige Dinge gezeigt und bewiesen, an denen ein logisch denkendes Individuum nicht achtlos vorübergehen konnte.
Da war unsere parapsychische Unempfindlichkeit, die kein normaler Mensch besaß. Da war das Auftauchen des Marskreuzers, den nur Deneber gesteuert haben konnten. Da war die Vorführung der Kreuzer-Reaktoren.
All das waren kaum zu widerlegende Faktoren zu unseren Gunsten.
Die Tatsache unserer Gefangenschaft durch die GWA konnte geschauspielert sein, das war klar. Dagegen sprach aber wieder unser Wissen über die ferne Vergangenheit der Venusier und über den Hundertjährigen Krieg gegen den Mars.
Ich überdachte sämtliche Faktoren mit dem nötigen Für und Wider. Nein, uns war kein wesentlicher Fehler unterlaufen. Das Mißtrauen der Burschen resultierte aus ihren trüben Erfahrungen mit der Wissenschaftlichen-Abwehr. Oder gab es noch etwas, das wir nicht wissen konnten?
Der Gedanke quälte mich mehr und mehr. Was hatten wir übersehen? Was hatten wir übersehen müssen? Wo lag der Fehler?
Ich sah immer häufiger auf Manzos Einsatzhöcker. Wir konnten uns wehren; wir konnten sogar wirkungsvoll zuschlagen. Was nützte das aber! Das brachte den kranken Menschen nicht die erhoffte Heilung. Wir mußten ausharren und auf den entscheidenden Moment warten.
»Sie kommen«, erklärte Manzo ironisch. »Sie sollten schon an mir erkennen, daß sie sich mit ihrem Verdacht irren.«
»Primitivlinge! Sie waren es, und sie bleiben es«, sagte Hannibal verächtlich.
Hoffentlich hörte man das auch! Ich war davon überzeugt.
Es dauerte noch einige Minuten, bis sie erschienen. Ich mußte mich zusammennehmen, als die Unheimlichen den Raum betraten. Nur einer von ihnen hatte menschliche Gestalt angenommen. Die anderen zeigten sich in ihrer natürlichen Form.
Sie waren untersetzt, farblos, schwammig aufgedunsen und ohne sichtbare Sinnesorgane. Die einzige Ähnlichkeit mit uns bestand im aufrechten Gang und in zwei allerdings gelenklosen Armen. Es war eine fremde Zellverbindung, eine derart fremde Stofflichkeit, daß man es nicht erfassen konnte.
Taly schluckte so krampfhaft, daß man es hören konnte. Dann hatte sie sich gefangen.
»So erinnere ich mich besser an Sie«, sagte ich beißend. »Sogar ohne menschliche Wächter kommen Sie zu Ihren Herren.«
Hannibal lachte. Nahezu süffisant musterte er die monströsen Gestalten aus Stoffverbindungen, in denen jede einzelne Zelle Intelligenz entwickelt hatte.
Der angebliche Dr. Tarabochia bebte. Er konnte seinen Haß nicht unterdrücken. Dann fragte er erneut nach meinem Namen. Ich nannte ihn. Außerdem gab ich einige Schilderungen aus dem Großen Krieg, die nur ein denebischer Offizier in hoher Stellung wissen konnte.
Manzos Augen funkelten bösartig. Die Wesen standen untereinander in einer lebhaften telepathischen Verbindung.
Ich unterbrach das stumme Zwiegespräch und führte mit eiskalter Logik an, weshalb wir Deneber sein müßten. Ich vergaß nichts, auch Manzos Gestalt nicht.
»Das haben wir längst durchdiskutiert. Einiges spricht für Sie«, gab Tarabochia widerwillig zu. »Wäre es nicht so, hätte ich Sie nicht abgeholt. Ich traue Ihnen dennoch nicht. Ich kenne die Menschen, denn ich war auf dem dritten Planeten, als unsere Station von der GWA vernichtet wurde. Mir gelang jedoch die Flucht. Sie haben bei Ihrem jetzigen Spiel etwas übersehen!«
»Sie haben nicht viel gelernt«, wich ich kühl aus. »Kein Mensch hätte den Marskreuzer fliegen können. Wenn Sie das nicht einsehen, kann ich Ihnen nicht helfen.«
In die farblosen Massen der anderen Verformer kam Bewegung. Das als Tarabochia getarnte Ding schien mit seiner Meinung allein zu stehen. Wahrscheinlich war das bisher unser Glück gewesen. Unsere Vorarbeit bewährte sich nun doch!
Manzo fuhr plötzlich zusammen. Ich ahnte, daß die Monstren einen telepathischen Befehl abgestrahlt hatten. War das mit unserem sogenannten »Fehler« in Verbindung zu bringen?
Die breite Schiebetür an der rechten Wand glitt auf. Ich blickte in einen hellerleuchteten Raum. Er war riesengroß, angefüllt mit fremdartigen Maschinen und Geräten. Alles war peinlich sauber.
Major Needle erschien mit zwei anderen Beeinflußten. Ihre Waffenmündungen waren auf einen hochgewachsenen, schlanken Mann gerichtet. Er trug die kleidsame Kombination des Internationalen Marskommandos. Was ihn von den Soldaten grundsätzlich unterschied, war das kleine, silberne Kreuz auf der Brust.
Pater Fernando war sehr ruhig, ausgeglichen und gelassen. Sein stilles Lächeln besaß er immer noch, vordringlich aber seine leuchtenden, stumm forschenden Augen, mit denen er die gesamte GWA besiegt hatte. Er war noch hagerer geworden, dieser erste kosmische Missionar.
Wir hatten mit seinem Erscheinen rechnen müssen. Dennoch versetzte es mir einen Schock, ihn so plötzlich auftauchen zu sehen. Es war der Mann »mit den guten Augen«, wie wir ihn genannt hatten.
Profeß Fernando neigte in seiner stillen Art den Kopf. Er musterte uns eingehend. In dem asketischen Gesicht bewegte sich kein Muskel.
»Sie kennen sich?« geiferte das Monstrum. »Sie kennen diese Männer? Sprechen Sie!«
»Nein, tut mir leid«, lächelte Pater Fernando. »Warum fragen Sie, wenn es in Ihrer Macht liegt, meinen Geistesinhalt zu kontrollieren? Sie wissen, daß ich diese Leute nicht kenne. Guten Tag«, fügte er hinzu. Seine Augen schienen sich in mein Innerstes zu bohren.
Das Ding in Tarabochias Körper fuhr herum. Ich sah in ein zuckendes Gesicht.
»Das ist ein Diener Ihres Gottes«, zischte das Monstrum.
»Es ist auch dein Gott«, warf Pater Fernando zurückhaltend ein.
»Er nennt sich Pater Fernando«, erklärte der Verformer. »Wir faßten ihn, als er eine Funknachricht an die GWA absetzte. Wir kennen den Wortlaut. Damit erhielten Sie fundierte Grunddaten. Sie verfielen auf die Idee, als Deneber auf dem Mars zu erscheinen. Ich kenne Ihre Taktik. Sie wissen längst, daß die Seuche von uns verursacht wurde. Alle Maßnahmen der mit dem Marskreuzer angekommenen GWA-Truppen waren Täuschung. Sie haben angeblich nach einer denebischen Zentrale gesucht. Alles Lüge, alles Tarnung nach Ihrer bewährten Methode. Sie sind Menschen mit besonderen Fähigkeiten! Sie haben uns und nur uns gesucht. Geben Sie es zu!«
Pater Fernando war für den Bruchteil einer Sekunde wie erstarrt. Jetzt brannte es in seinen großen Augen. Ich durfte ihm kein Zeichen geben, nicht das allerkleinste! Sein Bewußtseinsinhalt lag offen vor den Monstren. Profeß Fernando konnte einfach nicht eingeweiht werden.
Als ich zu sprechen begann, war es zu spät.
Der Geistliche zuckte unmerklich zusammen. Er hatte meine Stimme erkannt! Wahrscheinlich nicht bewußt, aber sie mußte in ihm Erinnerungen geweckt haben.
Das Monstrum fuhr sofort herum. Pater Fernando wurde blaß. Er schien sich verzweifelt zu bemühen, die parapsychischen Gewalten abzuwehren. Dann ließ das Ding von ihm ab.
»Ich wußte es«, sagte es wesentlich ruhiger. »Er kennt Ihre Stimme. Er hat sie schon gehört. Sie kennen sich.«
»Sie sind verrückt«, wies ich ihn ab. »Ich habe diesen Primitivling noch nie gesehen.«
In der offenen Tür tauchte der letzte Beeinflußte auf. Auch er trieb einen Menschen mit Waffengewalt vor sich her.
Ich erkannte Dr. Molmer auf den ersten Blick. Er wirkte jünger als er war. Die dünnen, hellblonden Haare waren nicht zu übersehen.
»Dr. Molmer«, erklärte das Monstrum in Tarabochias Gestalt. »Ein menschlicher Arzt mit guten Fähigkeiten. Sie werden feststellen, ob diese Leute Menschen sind oder nicht.«
»Wer sind Sie?« fragte der Chirurg gepreßt. »Was wird hier gespielt?«
»Fragen Sie nicht nach den Ursachen, üben Sie sich in Geduld, mein Freund«, warf Pater Fernando gedämpft ein. »Es wird so kommen, wie es kommen muß. Doch eines ist gewiß. Selbstherrlichkeit wird nicht ungesühnt bleiben.«
Er nickte zu dem wütend zischenden Monstrum hinüber. Dr. Molmer senkte den Blick. Die plötzlich vortretenden Männer ließen mich zusammenfahren. Sie hatten lautlos Befehle erhalten.
»Zurück«, sagte Needle eisig. »Sie, der Kleine und der Hühne, zurücktreten!«
Dann hörte ich Taly aufstöhnen. Ich sah ihre entsetzt aufgerissenen Augen und bemerkte auch die klammernden Griffe der beiden starken, kerngesunden Männer. Sie konnte sich nicht dagegen wehren.
»Ich nehme an, daß diese Person in Ihrem Kreis die unwichtigste ist«, erklärte das Monstrum ironisch. »Sie hat noch kein Wort gesprochen. Wir werden an ihr feststellen, ob Sie Menschen oder tatsächlich Deneber sind. Das Gehirn eines Denebers unterscheidet sich schon rein äußerlich von dem eines Menschen. Dr. Molmer wird den Schädel öffnen. Haben wir uns getäuscht, werden wir willig zu Ihren Diensten sein. Sind Sie damit einverstanden, Coatla?«
»Nein«, fuhr ich auf. »Wir sind die Letzten meines Volkes. Niemand darf gefährdet werden.«
»Es tut mir leid. Dr. Molmer ist geschickt. Die Öffnung der Schädeldecke ist harmlos. Er wird keinen Gehirneingriff vornehmen, sondern nur nachsehen.«
Grelle Mündungsblitze stachen in meine Augen. Das Peitschen der Schüsse löste sich im Knallen explodierender Geschosse auf. Manzos sprungbereiter Körper taumelte zurück. Dicht neben ihm schlugen die Projektile in die Wände. Major Needle hatte sehr genau geschossen.
»Das war eine Warnung«, lautete die Erklärung. »Sie haben sich ruhig zu verhalten.«
Taly ließ keinen Ton hören, als sie aus dem Raum geschleift wurde. Dr. Molmer ging ebenfalls. Die Monstren schoben sich durch die Tür.
Needle und zwei Beeinflußte blieben zurück. Auf jeden von uns war eine Mündung gerichtet. Wir hatten keine Chance.
Der vierte Beeinflußte kehrte nicht zurück.
Ehe auch Pater Fernando fortgebracht wurde, sagte er gefaßt:
»Wer immer Sie sind, verzagen Sie nicht. Die Gerechten werden unter guter Obhut sein.«
Ich sah ihm bebend nach. Vielleicht wußte er jetzt schon, mit wem er es zu tun hatte. Ich hatte stundenlang mit ihm gesprochen. Sollte ich ihm einen Wink geben? Nein, dafür gab er uns einen. Es war der wichtigste Satz, der in diesem Raum gefallen war.
»Nichts ist unbesiegbar, auch schlimme Seuchen nicht. Wer auf dem geraden Wege handelt, wird immer Hilfe finden.«
Damit schloß sich die Tür. Ich sah nur noch, daß man Taly auf einen Operationstisch zwang.
Ich wollte mich schon zu einer Verzweiflungshandlung durchringen, als Manzo in seine eigenartige Starre versank. Die wachsamen Augen der drei Beeinflußten wurden plötzlich leer. Etwas geschah! Da flüsterte der Mutant:
»Wenn ich will, werden die in zehn Sekunden schlafen!«
Ich hielt den Atem an. Hannibal stand in verkrümmter Haltung hinter dem Rücken des Mutanten.
Needle begann zuerst zu wanken. Ein albernes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Die zwei anderen Männer reagierten ebenso. Dann sanken sie plötzlich in sich zusammen. Ehe ich es noch recht erfaßte, schlief Needle mit geöffnetem Mund.
»Nicht den vierten Mann beeinflussen«, keuchte ich. »Noch nicht angreifen. Er ist drüben.«
Wir sprachen kein überflüssiges Wort. Hannibal riß Manzos Kombination über dem Einsatzhöcker auf und tippte die Kodebezeichnung in die Öffnungsautomatik. Alles geschah in fliegender Eile.
Die große Höckerklappe sprang auf. In den Spezialhalterungen waren unsere Waffen eingeklemmt. Wir zogen sie heraus und legten die hauchdünnen Tragegurte um.
Unsere neuartigen Thermoquant-Pistolen waren wesentlich besser als die alten Einsatzwaffen. Die Hitzeentwicklung des nadelspitzen, hochverstärkten Laserstrahls war verheerend. Außerdem verfügten wir noch über Kleinstkernbomben und Säureautomatiks, deren Geschoßladungen besten Stahl zum Wallen brachten.
»Manzo, Einsatzbefehl an TS-19«, stieß ich hervor. »Los! Du nimmst dir den vierten Beeinflußten vor. Keinesfalls auf ihn schießen.«
Wir verstauten die Ausrüstung mit oft geübten Handgriffen. Niemand kam, niemand schien es bemerkt zu haben.
Ich hetzte zur Tür hinüber. Verzweiflung überfiel mich. Natürlich bestand das Material aus dem großartigen MA-Metall, dem man bestenfalls mit einer atomaren Schmelzladung etwas anhaben konnte.
Manzo stand mit TS-19 bereits in Sup-Ultra-Sprechfunkverbindung. Ich hörte die dunkle Stimme des Kollegen aus dem Lautsprecher des Armbandgerätes klingen.
»Ja, Spuren sind gut erkennbar. Empfang einwandfrei. Wir kommen. Halten Sie aus. Wir sind in der großen Halle unter der Straßenserpentine. Senden Sie weiterhin Peilzeichen. Ende.«
Ich tastete an der fugenlosen Tür herum.
Hannibal wartete voller Konzentration vor dem widerstandsfähigen Material.
»Schneller, du mußt sie öffnen«, drängte er. »Schneller!«
»Manzo!« rief ich verzweifelt. Eine vage Erinnerung war in mir aufgeflackert. »Manzo! Denke an die marsianischen Schlösser auf dem Mond. Sie ließen sich nur durch parapsychische Impulse öffnen. Denke daran, ganz fest und intensiv.«
Der Riese trat näher. Seine Augen wurden starr. Ich hörte ein leises Klicken – ein Spalt entstand.
»’runter«, befahl der Kleine leise.
Wir gingen in Deckung, soweit es sich ermöglichen ließ. In der breiter werdenden Öffnung erschien der große Saal. Dreißig Meter vor uns erkannten wir den seltsam geformten Operationstisch; davor bewegten sich die monströsen Lebewesen. Das Ding in Tarabochias Gestalt stand dicht neben Dr. Molmer, der eben die örtliche Betäubung beendete.
Pater Fernando hielt sich weit hinten im Raum auf. Der gefährliche Beeinflußte hatte die Waffe auf ihn gerichtet.
Wir erfaßten die Szene mit einem Blick. Im gleichen Augenblick fuhr das so menschlich aussehende Ding herum. Ein schrilles Miauen brach aus dem verzerrten Mund hervor. Eine Hand fuhr nach oben. Ein bleistiftdünnes Etwas glänzte im hellen Licht.
Wir schossen gleichzeitig.
Die Laser-Strahlen besaßen eine so intensive Helligkeit, daß sie trotz der trichterförmigen Blenden auf unseren Mündungen schmerzhaft in die Augen stachen. Sie waren nahezu lautlos und lichtschnell!
Ich hörte das Toben des Getroffenen. Ein Blitz löste sich aus seiner seltsamen Waffe. Er fuhr gegen die Decke, wo das Material etwas zerbröckelte.
Ich schoß nochmals mit sekundenlanger Impulsgebung. Das Ding brach in sich zusammen.
Manzo hatte tadellos gearbeitet. Der Beeinflußte legte sich soeben zum Schlaf nieder.
»Zur Seite, Molmer«, brüllte ich durch das Inferno. »Weg vom Tisch. Taly, laufen Sie!«
Wir hetzten nach vorn, fort aus der dürftigen Deckung der Türpfosten. Sieben schwerfällige Monstren – alle bewaffnet – stießen dieses helle Miauen aus. Es waren nichtmenschliche Geräusche.
Jetzt schoß auch Manzo. Wir hatten die Laser auf Dauerbeschuß geschaltet. In der blendenden Glut wölbten sich die kompakten Zellverbindungen auf, aber sie wollten unter den haarfeinen Thermostrahlen, mit denen nur kleine Durchschüsse zu erzielen waren, nicht sterben. Sie brachen auseinander, verformten sich und flossen unter Ausscheidung der total verbrannten Teile wieder zusammen.
Hannibal schrie laut und gellend. Einer der seltsamen Blitze war dicht vor seinen fast ungeschützten Beinen eingeschlagen. Er konnte sie plötzlich nicht mehr bewegen. Dennoch schoß er weiter auf die Kreaturen, die man anscheinend nicht handlungsunfähig machen konnte.
Manzo kam auf die gleiche Idee wie ich. Fast zur selben Zeit. Ehe ich noch den ersten Schuß aus dem schweren, unhandlichen Säurewerfer löste, hörte ich den dumpfen, krachenden Schlag seiner Waffe.
Das daumenstarke Geschoß explodierte im Ziel, wo es einen grünlichen, fein zerstäubenden Säureschleier entwickelte. Wir schossen so lange in rasender Folge, bis die Gegenwehr erlosch.
Es wurde still in dem von ätzenden Dünsten erfüllten Raum.
Hustend, mit brennender Kehle schrie ich:
»Kommen Sie her, bringen Sie den Wächter mit. Er schläft. Pater Fernando, hier spricht Major HC-9. Ich gab Ihnen die Starterlaubnis. Ist bei Ihnen alles okay?«
Molmer tauchte aus dem Dunst auf. Er schluchzte wie ein Kind. Taly stützte ihn mit kräftigen Armen. Pater Fernando trug den schlafenden Soldaten, als hätte er ein Kind auf den Armen. Auch jetzt hatte der stille Mann seine Ruhe nicht verloren. Er lächelte sogar.
Hustend zogen wir uns in den kleineren Raum zurück. Manzo stand in Sprechfunkverbindung mit TS-19, der jeden Augenblick erscheinen mußte.
Taly brach plötzlich weinend zusammen. Ihre schönen Haare waren geschoren. Ich sah sie hilflos an. Hannibal stöhnte unter starken Schmerzen. Seine Beine waren noch immer gelähmt.
»Das geht vorüber«, sagte der Pater. »Beruhigen Sie sich, mein Freund. Es dauert nicht lange. Eine vorübergehende, allerdings sehr schmerzhafte Lähmung der Nerven. Ich kenne das. Ich habe es auch durchgemacht. Seien Sie ruhig. Sie haben Ihre Pflicht getan.«
Manzo wachte mit schußbereiter Säurewaffe vor der Tür. Ab und zu hörte ich das dumpfe Krachen des Werfers.
Bebend und wie zerschlagen stand ich vor dem Pater. Sein Griff nach meinem Arm ließ mich in meinem Gestammel verstummen.
»Es ist alles gut«, erklärte er besänftigend. »Machen Sie sich keine Sorgen, HC-9! Ich konnte leider nicht verhindern, daß ich Ihre Stimme erkannte. Ich konnte nur noch für Sie und die Menschen beten.«
»Pater, die Seuche, was ist mit der Seuche!« stöhnte ich. »Diese Monstren sind tot. Woher bekommen wir nun Angaben über das Heilmittel, oder wenigstens über die wahren Ursachen.«
»Ich bin Biologe, Sie wissen es. Ich habe das Heilmittel! Hinter dem großen Raum gibt es Labors. Dort werden Sie die Pilzkulturen finden, aus denen sich ein wirksames Antibiotika herstellen läßt. Diese Kreaturen entwickelten einen Gegenstoff, da sie die für sie wichtigen Menschen heilen und in ihre Dienste einspannen wollten. Ich war mit den Kulturen beschäftigt. Es handelt sich um die Stoffwechselprodukte eines mikroskopisch kleinen Schimmelpilzes, der aber nur auf dem Planeten Venus wächst. Die Seuche ist eine venusische Virus-Krankheit. Die Erreger sind mit unseren Mitteln kaum erkennbar. Uns steht sogar noch ein zweites Mittel zur Verfügung.«
Taly lachte und weinte zugleich. Ich strich ihr hilflos über den Kopf.
»Die – die Immunität?« forschte sie stockend.
»Ganz recht. Venusier sind von Natur aus gegen diese winzigen Viren immun. Die menschlichen Bazillenträger wurden infiziert und anschließend mit Antigenen behandelt. Diese immunisierenden Antikörper sind identisch mit artenfremden Stoffverbindungen, die mit den menschlichen Zellen eine Symbiose eingehen.«
»Daher die veränderte Mitosestrahlung«, sagte Taly nachdenklich. »Wir konnten nichts entdecken, bis auf den zusätzlichen Primaten-Effekt. Nur Lebewesen mit entwickeltem Großhirn werden angegriffen.«
»Ein natürlicher Effekt des venusischen Virus. Niedere Lebewesen werden von ihm verschont. Die durch Antigene erzeugte Eigen-Immunität der Bazillenträger beseitigte jedoch nicht die Ansteckungsgefahr. Ich kenne keine Infektionskrankheit, die derart rasch um sich greift. Es ist uns also nicht damit gedient, die Erkrankten mit Antikörpern zu behandeln, da die Infektionsgefahr damit nicht gebannt wird. Wir können jedoch in schweren Fällen beide Mittel verabreichen. Beruhigen Sie sich also.«
Wir zogen uns vor den ätzenden Säuredämpfen noch weiter zurück. TS-19 meldete sein Eintreffen. Ich schickte Manzo hinunter zum Eingang.
»Nur gut, daß Sie diese Funknachricht absetzen konnten«, sagte ich erschöpft. »Wir hätten gern noch einige Hinweise.«
»Ich war Dr. Tarabochia bei seinen Versuchen behilflich, nachdem unser bescheidenes Gotteshaus fertig war«, nickte Profeß Fernando. »Eines Tages bemerkte ich seltsame Veränderungen und beobachtete auch, daß man einen Soldaten gewaltsam in Tarabochias Arbeitsraum schleppte. Ich drang heimlich in die Labors ein, wo ich mich unglücklicherweise mit den Erregern infizierte. Der Fremde hatte bereits Tarabochias Gestalt angenommen. Als ich die Krankheitssymptome an mir bemerkte, schöpfte ich Verdacht. Etwa vierzehn Tage vorher war ein Truppentransport zur Erde abgegangen. Ich betrat heimlich die Funkstation und strahlte meinen Text ab. Sie wissen, daß die Richtstrahl-Antennen automatisch gesteuert werden. Es war einfach, nur wurde ich von Major Needle überrascht. Er verhaftete mich. Ehe ich erkannte, daß er keinen eigenen Willen besaß, wurde ich mit einer venusischen Waffe betäubt und hier in diese Räume gebracht. Man erprobte an mir das fertig entwickelte Heilmittel. Daher auch meine genaue Kenntnis.«
Die Erklärungen genügten mir. Guter Gott, wenn der kosmische Missionar nicht so folgerichtig gehandelt hätte! Niemals hätten wir die so harmlos erscheinenden Bazillenträger fassen können. Die Welt wäre jetzt schon zum Tollhaus geworden.
Unten klangen Geräusche auf. Männer mit hell pfeifenden Luftverdichtern und schußbereiten Strahlwaffen stürzten in den Raum. Wir erlebten einen unangenehmen Druckverlust, da sie die Schleusen nicht vorschriftsmäßig benutzten.
Unsere Luftverdichter verhinderten einen schweren Unglücksfall, der uns in dieser Situation gerade noch gefehlt hätte.
»Was ist? Haben Sie …!«
Ich unterbrach den Kollegen mit einem stummen Wink.
»Wir haben das Mittel. Oberst Minhoe soll sofort die Funknachricht an Luna-Port absetzen. Sobald wir die Kulturen in den Kreuzer verladen haben, starten wir. Der Chef soll alles vorbereiten. Sofort die gute Meldung über Funk und Television verbreiten. Die Panikstimmung der Kranken unterbinden. Los, beeilen Sie sich.«
»Es lebt, das Ding erwacht wieder!« gellte Hannibals Stimme auf. »Es kommt wieder zu sich!«
»Nicht schießen«, schrie ich zurück.
Ich rannte mit den Soldaten zur Tür und überzeugte mich. Das Monstrum in der menschlichen Gestalt rührte sich tatsächlich wieder.
»Zellenerneuerung, Regeneration«, erklärte Dr. Molmer nervös. »Unternehmen Sie etwas! Die wenigen Wunden können das Monstrum nicht töten. Die verbrannten Gewebe werden ausgeschieden und erneuert. Handeln Sie!«
Er hatte recht! Das so menschlich aussehende Ding hatten wir nicht mit den Säurewaffen angegriffen. Ich gab TS-19 einen Wink. Die Strahlwaffen blieben auf das Ziel gerichtet, aber niemand schoß. Wir betraten den großen Raum.
Das Monstrum war wieder wach. Es konnte sehen und hören, nur konnte es noch nicht richtig seinen Körper bewegen. Es war unglaublich!
Ich blieb breitbeinig vor dem unbegreiflichen Lebewesen stehen. Hinter mir murmelte Pater Fernando einige Worte, die ich nicht gut hören, wohl aber erahnen konnte.
Weiter hinten schleppten Kenonewes Soldaten einen körpergroßen Behälter aus durchsichtiger Stahlplastik heran, aus dem garantiert keine einzige Zelle entkommen konnte.
Die zermürbende Stille hielt an, bis ich modulationslos sagte:
»Mein Name ist Thor Konnat, ich bin ein Mensch! Ich verhafte Sie im Namen der Menschheit und führe Sie damit der irdischen Gesetzgebung zu. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie sich zu verantworten haben.«
Manzo schob das schrill miauende Ding in den Behälter, wo es die Regeneration seiner verbrannten Gewebeeinheiten fortsetzte.
Hannibals Beine wurden langsam wieder beweglich.
»Wann starten wir?« flüsterte er. »Wann? Meine Mutter ist im Seuchengebiet von Omaha eingeschlossen.«
Wir sahen den Kleinen erschüttert an. Nein, das hatte noch nicht einmal der Chef der GWA gewußt!
ENDE