27.
Bail Organa hatte die gesamten vier Stunden von Palpatines Regierungserklärung über sich ergehen lassen, die dutzende Male von begeistertem Beifall unterbrochen worden war -eine Tradition, die man im Senat seit der Zeit von Kanzler Valorum Eixes nicht mehr gepflegt hatte -, und sah nun vom Rücksitz seines Lufttaxis zu, wie drei Truppentransporter sich in den flammend orangefarbenen Himmel von Coruscant hoben und ihre keilförmigen Schatten auf das Dach des Jeditempels warfen. Der Tempel war Bails Ziel.
Er wies den Droidenpiloten an, das Taxi auf der nordöstlichen Landeplattform des Tempels abzustellen, wo zwei junge Jedi auf ihn warteten. Er achtete nicht auf die Kunstgegenstände entlang der breiten Flure, als er seiner Eskorte zu dem Raum folgte, den der Orden für Besprechungen außerhalb des Rats benutzte - der runde Raum in der Spitze des hohen Ratsturms war nur für Ratssitzungen gedacht.
Eine Holoaufzeichnung von Palpatines Ansprache lief in der Mitte des Raums, als man Bail hereinließ. Rund um den Holoprojektortisch saßen die Ratsmitglieder Yoda, Mace Windu, Saesee Tiin, Ki-Adi-Mundi, Shaak Ti, Stass Allie, Plo Koon und Kit Fisto.
Abwesend waren die Meister Even Piell, Pablo-Jill, Agen Kolar und Obi-Wan Kenobi.
»Also schicke ich schweren Herzens zweihunderttausend zusätzliche Soldaten zum Äußeren Rand«, verkündete das Holobild des Kanzlers gerade, »obwohl ich es in vollem Vertrauen darauf tue, dass das Ende dieses brutalen Konflikts endlich in Sicht ist. Aus dem Kern verjagt, vertrieben aus dem Inneren Rand und den Kolonien und bald schon in die Spiralarme gescheucht, wird die Konföderation einen hohen Preis für das zahlen, was sie unserem schönen Haus angetan hat.«
Er hielt inne, um den Applaus abzuwarten, der viel zu lange dauerte. Droidenkameras umkreisten die große Rotunde, richteten sich auf die bekannteren Senatoren der Palpatine-freundlichen Fraktionen, kamen wieder auf Palpatines dreißig Meter hohes Podium zu und verharrten auf den zwei Dutzend menschlichen Flottenoffizieren, die direkt unter dem höchsten Punkt standen und begeistert klatschten.
»Eine Zurschaustellung von Macht dies ist«, stellte Yoda fest.
Palpatine, der ein Gewand in Magenta und Waldgrün trug, fuhr fort: »Einige von Euch fragen sich vielleicht, wieso mein Herz so schwer ist, wenn ich Euch die Nachricht von dieser lang erwarteten Behebung von Missständen bringe. Die Entscheidung lastet schwer auf mir, weil ich lieber sagen würde: Genug ist genug. Soll doch die Konföderation - die Separatisten - dort im Äußeren Rand welken und sterben. Behalten wir unsere Besten und Klügsten zu Hause, bringen wir kein Blutvergießen mehr zu anderen Planeten und sorgen wir dafür, dass unseren edlen Soldaten und unseren zuverlässigen Jedirittern nichts mehr zustößt.«
Yoda schnaubte.
»Aber bedauerlicherweise kann ich nicht nur mit dem Herzen entscheiden. Wir können den Feinden der Demokratie nicht gestatten, sich auszuruhen und zu erholen. Wie ein lebensbedrohliches Geschwür, das sich im Körper festgesetzt hat, müssen sie entfernt werden. Wie eine ansteckende Krankheit muss man sie ausmerzen. Wenn das nicht geschieht, wird die Generation unserer Kinder, werden alle folgenden Generationen mit der Gefahr leben müssen, dass jene, die dieses Chaos in die Galaxis gebracht haben, wieder die Kraft finden, sich neu zu sammeln und abermals anzugreifen.«
»Applauspause«, sagte Bail, denn er war dabei gewesen.
Die Jedimeister regten sich ein wenig auf ihren hochlehnigen Stühlen, sagten aber nichts.
»Und falls meine Aussagen den Eindruck erwecken, dass die schwierigsten Entscheidungen schon hinter uns liegen, will ich schnell hinzufügen, dass es noch viel zu tun gibt. So viel Wiederaufbau, so viel Neuordnung. An Euch, an Euch alle werde ich mich wenden, wenn ich Anleitung brauche bei den Entscheidungen darüber, welche Welten wir wieder in der Republik willkommen heißen und welche - falls überhaupt -auf Abstand gehalten werden sollten oder geächtet für die Wunden, die sie uns zugefügt haben. Und auf ähnliche Weise werde ich Euch auch bei der Neufassung unserer Verfassung um Anleitung bitten, um sie den Bedürfnissen der neuen Epoche anzupassen.«
»Wie meint er das?«, fragte Mace Windu.
»Und schließlich wende ich mich an Euch, an Euch alle, um einen neuen Geist in Coruscant zu erwecken, im Kern, in den Sternsystemen, in denen das Licht der Demokratie weiterhin leuchtet, sodass wir uns auf weitere tausend Jahre Frieden freuen können, und weitere tausend danach und so weiter, bis der Krieg selbst vollkommen aus unserer Domäne verbannt ist.«
»Reicht das?«, fragte Stass Allie, als der Senat abermals in längeren Applaus ausbrach. Sie war hoch gewachsen, schlank und dunkelhäutig und trug ähnlich wie Adi Gallia, ihre Vorgängerin im Rat, einen Tholoth-Kopfschmuck. Als niemand widersprach, schaltete sie den Holoprojektor ab.
Yoda wandte sich an Bail und sagte: »Zu schätzen wir wissen Euren Besuch, Senator Organa.«
»Ich wollte Euch nur wissen lassen, dass trotz allem, was die HoloNetz-Nachrichten Euch glauben machen wollen, wir nicht alle aufgesprungen sind und geklatscht haben.«
»Uns dessen bewusst wir sind.«
Bail machte eine Geste zu den dreieckigen Fenstern des Raums und schüttelte bedrückt den Kopf. »Coruscant ist bereits in Feststimmung. Man kann es praktisch riechen.«
»Voreilig diese Feiern sind«, sagte Yoda bedauernd.
Mace beugte sich vor. »Was denkt sich Palpatine nur, die Hälfte von Coruscants Verteidigern für die Belagerungen im Äußeren Rand einzusetzen?«
»Ermutigt sich Palpatine fühlt durch das, was bei Belderone wir erreicht haben.«
»Der Kanzler hat besonders Mygeeto, Saleucami und Felucia hervorgehoben«, sagte Plo Koon unter der Maske her, die ihn mit Atemgas versorgte.
Ki-Adi-Mundi senkte den lang gezogenen Kopf. »Eine >Triade des Bösen< hat er sie genannt.«
»Separatistenbastionen es sind«, sagte Yoda. »Aber so abgelegen, so unbedeutend.«
»>Eine Gefahr für den Körper der Republik<«, zitierte Bail.
Mace schnaubte. »Wenn ein Körper verwundet wird, legt er Prioritäten fest. Er sammelt nicht alle Verteidigungskräfte gegen einen Nadelstich, wenn ihm ein Blasterstrahl ein Loch in die Brust gerissen hat.«
Bail sah sich im Raum um. »Einige von uns machen sich Sorgen, dass der Kanzler überredet wurde, diese Belagerungen durchzuführen, um Planeten mit Gewalt der Republik einzuverleiben. Dem Senat liegen im Augenblick Gesetzesentwürfe vor, die Palpatine die Autorität geben könnten, sich vollkommen über die örtlichen Regierungen hinwegzusetzen.«
Yoda kniff empört die Lippen zusammen. »Zu einem Labyrinth des Bösen dieser Krieg geworden ist! Schützen uns selbst wir müssen. Schützen die Traditionen, die die Jedi seit tausend Generationen aufrechterhalten haben.«
Mace fuhr sich mit der Hand über den rasierten Kopf. »Wir können nur hoffen, dass Obi-Wan und Anakin herausfinden, wo dieser Krieg seinen Ursprung hat, bevor es zu spät ist.«