24.

»Als der Xi Char sagte, Escarte sei eine Asteroiden-Bergbauoperation, hatte ich es mir nicht so vorgestellt«, sagte Obi-Wan, der auf dem Kopilotensitz des Kreuzers saß.

»Es war TC-16, der uns das gesagt hat«, meinte Anakin. »Vielleicht wurde es bei der Übersetzung ein bisschen verfälscht.«

Sie hatten den Protokolldroiden nach Coruscant geschickt, wo er vom Nachrichtendienst weiter befragt werden würde; R2-D2 befand sich auf Belderone, wo sich Techniker um die Schäden kümmerten, die er bei dem Kampf davongetragen hatte. Obi-Wan und Anakin benutzten wieder ihr altes weißes Schiff, und sie hatten ihre Jedi-Gewänder gegen Kleidung getauscht, die umherziehenden Raumfahrern angemessener war.

Die Escarte-Anlage der Handelsgilde war nach dem Asteroidengürtel benannt, in dem sie operierte. Sie lag zwischen massiven Gasriesen mit mehreren Monden in einem ansonsten unbewohnten Sternsystem zwei Hyperraumsprünge von Belderone entfernt, auf der dem Rand zugewandten Seite der perlemianischen Handelsroute. Als die Bergbauoperationen vor zwanzig fahren begonnen hatten, war dieser Asteroid an den Polen abgeplattet gewesen, nun war er eine ausgehöhlte Halbkugel, gewaltig zerklüftet von den Naturkräften und den riesigen Arbeitsdroiden der Handelsgilde. Nachdem auch das letzte bisschen Erz von Escarte gefördert worden war, hatte die Gilde die Steinbrüche, Stollen und Schächte in Verarbeitungszentren und Außendienstbüros umgewandelt. Die neueste und beste Traktorstrahltechnologie gestattete es, kleine Asteroiden einzufangen und direkt in die Einrichtung zu ziehen, statt Schlepper zu benutzen oder gar das Erz direkt auf den Asteroiden abzubauen. In vieler Hinsicht war Escarte das Erzbergbau-Gegenstück des Abbaus von Tibannagas, wie er in der dichten Atmosphäre von Bespin betrieben wurde.

Der Gürtel wurde von Korvetten der Handelsgilde und von Patrouillenschiffen verteidigt, die den geonosianischen Sternjägern nachgebaut worden waren. Es war dem Geheimdienst der Republik gelungen, einen seiner Agenten auf Escarte einzuschleusen. Man hatte Obi-Wan und Anakin nicht gesagt, wann oder ob überhaupt sie mit dem Agenten in Kontakt kommen würden, aber bevor sie Belderone verlassen hatten, waren sie informiert worden, dass Thal K'sar - der Bith-Techniker, der angeblich den Hyperwellensender und Holoprojektor für Gunrays Mechno-Stuhl entwickelt hatte -aus noch unbekannten Gründen verhaftet worden war.

Alarmsignale kamen vom Steuerpult des Kreuzers.

»Escarte«, sagte Anakin. »Wir sollen uns identifizieren und erklären, was wir hier wollen.«

»Wir sind selbstständige Geschäftsleute auf der Suche nach Arbeit«, erinnerte Obi-Wan ihn.

Anakin aktivierte das Kom und gab die entsprechenden Informationen weiter.

»Corellianischer Kreuzer«, erklang eine heisere Stimme. »Negativ. Sie erhalten keine Andockerlaubnis. Es gibt keine freien Stellen auf Escarte. Ich schlage vor, dass Ihr es auf Ansion oder Ord Mantell versucht.«

Obi-Wans Blick wanderte zur Sichtluke. Von Steuerbord näherte sich eine Korvette.

»Auf Abfangkurs«, sagte Anakin. »Irgendwelche Anweisungen in letzter Minute, Meister?«

»Ja. Halte dich an den Plan. Unsere beste Hoffnung, in die Nähe von K'sar zu gelangen, besteht darin, uns selbst verhaften zu lassen.«

Anakin grinste. »Sollte kein Problem sein. Haltet Euch fest.« Obi-Wan tat das bereits und war deshalb imstande, mehr oder weniger aufrecht im Sessel sitzen zu bleiben, als Anakin den Kreuzer beschleunigte und ihn in eine abrupte Kurve riss -nicht weg von der Korvette, sondern direkt darauf zu.

Vom Schaltpult her erklang ein weiteres Alarmgeräusch.

»Sie warnen uns, Anakin.«

Anakin hielt den Kreuzer auf Kurs.

»Wir machen ihnen einfach nur klar, dass wir nicht erfreut darüber sind, abgewiesen zu werden.«

»Keine Laser.«

»Versprochen. Wir werden sie nur ein bisschen kitzeln.«

Obi-Wan sah zu, wie die Korvette hinter der Sichtluke langsam größer wurde. Der Alarm erklang weiterhin und wurde lauter. Einen Augenblick später streiften zwei Turbolaserstrahlen den Bug des Kreuzers.

Obi-Wan umklammerte die Armlehnen. »Sie sind nicht erfreut.«

»Dann müssen wir uns eben noch mehr anstrengen.«

Er zog die Nase des Kreuzers nach unten und beschleunigte. Es sah aus, als wollte er direkt unter der Korvette durchfliegen, aber im letzten Augenblick riss er den Steuerknüppel nach hinten und brachte den Kreuzer in einer schnellen Spirale nach oben. Eine Salve aus den vorderen Geschützen der Korvette hätte beinahe den Schwanz des Schiffs abgetrennt.

»Wir sind glaubwürdig genug«, sagte Obi-Wan. »Richte das Schiff wieder geradeaus und teile ihnen mit, dass wir uns ergeben.«

»Meister, Ihr nehmt unseren Auftrag nicht ernst genug. Wenn wir es ihnen zu einfach machen, werden sie misstrauisch werden.«

Obi-Wan sah, dass zwei Patrouillenschiffe auf sie zukamen. Als auf beiden Seiten rotes Licht aufblitzte, kippte Anakin den Kreuzer hart zur Seite und raste mitten in den Asteroidengürtel.

»Als dein Flügelmann hat man es schon schwer genug, aber dein Passagier zu sein, ist noch schlimmer.«

Anakin wollte das Schiff durch eine Gruppe von Felsen fädeln, als ein Laserstrahl den nächsten Asteroiden traf. Trümmer von der Explosion schlugen gegen die Schilde des Kreuzers, aber die Anzeigen bestätigten Obi-Wans Vermutung, dass ihnen kein Schaden zugefügt worden war.

Anakin packte den Steuerknüppel fest und riss den Kreuzer herum. Die Patrouillenschiffe blieben ihnen störrisch auf den Fersen, versuchten, den größeren Kreuzer zu umfliegen, aber Anakin nahm die Kurven enger und enger und zwang die Jäger auszuweichen. Er hatte den Kreuzer eben erst wieder in die Horizontale gebracht, als es einen plötzlichen Ruck gab, der Anakin und Obi-Wan gegen das Steuerpult schleuderte. Anakin nahm ein paar Änderungen vor, und der Kreuzer raste erneut vorwärts, nur um dann abermals zu erstarren und zu beben.

Obi-Wan warf einen Blick auf die Anzeigen. »Haben sie uns getroffen?«

»Nein.«

»Ein Asteroid?«

»Auch nicht.«

»Behaupte nicht, dass du Vernunft angenommen und beschlossen hast, dich zu ergeben.«

Anakin warf ihm einen gequälten Blick zu. »Es ist ein Traktorstrahl.«

»Von Escarte? Unmöglich. Wir sind viel zu weit weg.«

»Das dachte ich auch.« Anakins Hände zuckten über die Instrumente, schalteten einige Systeme ab, aktivierten andere.

»Versuch nicht, dagegen anzukämpfen. Anakin. Das Schiff wird zerbrechen.« Ein tiefes Schaudern aus den Eingeweiden des Kreuzers bestätigte seine Worte.

Anakin biss die Zähne zusammen, dann ließ er die Arme an die Seiten sinken.

»Betrachte es doch einfach so«, sagte Obi-Wan, als der Kreuzer auf die entfernte Minenanlage zugezogen wurde. »Zumindest hast du sie dazu gebracht, dass sie sich anstrengen mussten.«

Sanft hatte der Traktorstrahl den Kreuzer in einem Bergbaukrater abgesetzt, der nun als Landebucht diente. Man hatte Obi-Wan und Anakin befohlen, das Schiff zu verlassen, und nun standen sie am Fuß der Rampe, die Hände auf dem Kopf gefaltet. Uniformierte Neimoidianer und Gossams hatten den Kreuzer umstellt, und ein Sicherheitsteam, das aus Menschen, Geonosianern und Kampfdroiden bestand, marschierte auf sie zu.

»Nicht gerade das freundliche Willkommen, das wir auf Charros IV erhalten haben«, sagte Obi-Wan.

Anakin nickte. »Ja, ich habe beinahe Heimweh nach den Xi Char.«

»Haltet die Hände dort, wo wir sie sehen können«, rief der Anführer der Sicherheitskräfte - ein Mensch -, als er auf die Landeplattform trat. »Keine plötzlichen Bewegungen.«

»Wie dramatisch«, sagte Anakin.

»Keine Macht-Tricks«, warnte Obi-Wan.

»Spielverderber.«

Der Sicherheitsoffizier, ein hellhäutiger blonder Mann, war etwa so groß wie Anakin, hatte aber breitere Schultern. Ein Handelsgildenabzeichen am Kragen seiner grauen Uniform wies ihn als Captain der Escarte-Wache aus. Er ließ seine Leute anhalten, als sie noch drei Meter von der Rampe entfernt waren. Auf sein Zeichen schwärmten die Geonosianer nach beiden Seiten aus. bewaffnet mit Schallblastern. Der Captain sah Obi-Wan und Anakin von oben nach unten an. dann ging er einmal um sie herum, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Er warf dem Schiff einen Blick zu und sagte: »So eines hab ich lange nicht mehr gesehen. Aber wenn ich von den nachträglich angebrachten Geschützen ausgehe, muss ich annehmen, dass Ihr keine Friedensbotschafter seid.«

»Nun, wir waren gezwungen, uns den Zeiten anzupassen«, sagte Obi-Wan.

Der Captain sah ihn mürrisch an. »Was wollt Ihr in diesem Sektor?«

»Wir hatten gehofft, Arbeit zu finden«, sagte Anakin.

»Man hat Euch informiert, dass es keine gibt. Warum habt Ihr Euch Ärger eingehandelt, indem Ihr eine unserer Korvetten angegriffen habt?«

»Wir waren der Ansicht, dass Ihr uns unhöflich behandelt habt - wir wollten uns doch nur vorstellen.«

Der Captain hätte beinahe gelacht. »Dann ist also alles ein Missverständnis?«

»Genau«, sagte Obi-Wan.

Der Captain schüttelte amüsiert den Kopf. »In diesem Fall führen wir Euch natürlich gerne ein wenig herum - wir fangen mit der Gefängnisebene an.« Er wandte sich den beiden anderen Menschen in der Truppe zu. »Legt diesen Komödianten Betäubungshandschellen an und durchsucht sie nach verborgenen Waffen.«

»Können wir nicht einfach eine Strafe zahlen und weiterziehen?«, fragte Obi-Wan, als ihm die magnetischen Handschellen angelegt wurden.

»Darüber könnt Ihr mit dem Richter reden.«

Nachdem sie die Jedi durchsucht hatten, traten die beiden Männer zurück. »Sie sind sauber.«

Der Captain nickte. »Das spricht zu ihren Gunsten. Durchsucht das Schiff und beschlagnahmt alles von Wert. Und benachrichtigt das Gefängnis, dass zwei neue Gäste eintreffen.« Dann zog er einen Blaster aus dem Hüftholster und bedeutete Obi-Wan und Anakin, auf die Turbolifte zuzugehen.

Man erreichte den Landebereich im Krater durch mehrere Flure, von denen einige seit ihren Tagen als Bergwerksstollen unverändert, andere von Plastahlträgern verstärkt und mit Ferrobetonpaneelen verschönert waren. Offensichtlich befanden sich auch einige der Turbolifte in ehemaligen Bergwerksschächten.

Der Captain zeigte auf einen leeren Lift und folgte Obi-Wan und Anakin hinein. Als zwei Gossams in die gleiche Kabine steigen wollten, schickte er sie weg. Sobald sich die Tür geschlossen hatte, senkte er die Waffe.

»Wir müssen uns beeilen«, sagte er eindringlich.

»Sie sind Travale«, schloss Obi-Wan und benutzte den Kodenamen, den man ihm gegeben hatte.

»Die Sache mit dem Bith hat sich verkompliziert. Er soll hingerichtet werden.«

»Was hat er angestellt? Jemanden umgebracht?«

»Nein, einen Buchhaltungsfehler gemacht.«

»Dafür ist Hinrichtung eine recht schwere Strafe«, stellte Obi-Wan fest.

»Die Gerichtsbehörde von Escarte behauptet, sie wolle ein Exempel statuieren. Aber es ist eindeutig, dass die Anklage aufgebauscht wurde.« Travale hielt inne. »Wahrscheinlich weil Ihr auf dem Weg hierher wart, um ihn zu sehen.«

Man hatte Travale den Grund für den Besuch der Jedi nicht genannt, aber Obi-Wan nickte anerkennend. »Wenn er erwartet zu sterben, wird er vielleicht nicht mit uns reden wollen.«

»Das dachte ich auch«, sagte Travale. »Aber wenn Ihr vielleicht gemeinsam mit ihm fliehen könntet.«

»Ließe sich das arrangieren?«, fragte Anakin.

»Ich kann es versuchen.«

Der Turbolift kam zum Stehen, und die Tür ging auf. »Willkommen auf der Gefängnisebene«, sagte Travale, nun wieder in seiner alten Rolle, und schob Obi-Wan in den Vorraum. Hinter einem Halbkreis von Steuerpulten standen fünf säuerliche Nichtmenschen - kahle, mit Hauern bewehrte Quara-Aqualish - in Uniformen der Handelsgilde, bewaffnet mit schweren Handfeuerwaffen.

»Bringt unsere beiden Gäste in Zelle 4816«, sagte Travale dem Unteroffizier unter ihnen.

»Da sitzt bereits der Bith - K'sar.«

»Und? Dann ist er nicht so allein«, sagte Travale. Dann vollführte er eine exakte Kehrtwendung und stieg wieder in den Turbolift.

Ein vieräugiger Aqualish kam hinter den Konsolen hervor und führte Obi-Wan und Anakin in einen schmalen Zellenflur.

Nach dreißig Metern blieb er stehen, um einen Kode auf einem Touchpad in der Wand einzugeben, und die blutfleckige Tür zu Zelle 4816 glitt auf.

Die Zelle war rechteckig und schmutzig, und es gab weder Pritschen noch eine Sanitäreinheit.

Der Gestank und der Dreck waren beinahe überwältigend.

»Eine Warnung«, sagte der Aqualish auf Basic. »Die Sauberkeit der Einrichtung wird nur noch von der Qualität der Küche übertroffen.«

»Dann wollen wir hoffen, dass man uns schon vor dem Essen wieder freilässt«, sagte Obi-Wan.

Thal K'sar saß zusammengesackt in einer Ecke, die langfingrigen Hände vor ihm gefesselt. Er war sogar für einen Bith schlank, gut gekleidet und scheinbar unverletzt. Obi-Wan erinnerte sich daran, dass er erst einen Tag zuvor verhaftet worden war.

K'sar blickte auf, erwiderte aber Obi-Wans Nicken nicht.

»Schöne Scheiße«, sagte Anakin laut, als die Zelle sich schloss. »Gute Arbeit da draußen, wirklich.«

Obi-Wan machte mit. »Dass du diese Frau von der Wache niedergeschlagen hast, hat auch nicht gerade geholfen.«

»Sie hatte es nicht besser verdient.«

Anakin ging auf den Bith zu. »Was hat Euch denn hier reingebracht?«, fragte er.

K'sar war offensichtlich überrascht, dass ein Mensch seine Sprache beherrschte, schwieg aber weiterhin. Als Anakin es noch einmal versuchte, sagte der Bith auf Basic: »Das geht Euch nichts an. Bitte lasst mich in Ruhe.«

Anakin zuckte die Achseln und ging wieder zu Obi-Wan auf der anderen Seite der Zelle.

»Geduld«, sagte Obi-Wan leise.

Den Rücken an die schmutzige Wand gelehnt, hockten sich beide hin.

Es war kaum eine Standardstunde vergangen, als sie Stimmen im Flur hörten. Die Tür ging auf, und sie sahen Travale und zwei Aqualish-Sicherheitsleute. Ohne ein Wort packten die beiden Aqualish Travale an den Armen und warfen ihn in die Zelle.

Obi-Wan fing ihn auf, bevor er hinfallen konnte.

»Eine weitere unerwartete Entwicklung?«

Travale trug Handschellen und war ziemlich erschüttert. »Sie haben mich entlarvt«, sagte er leise. »Weiß nicht, wie das passieren konnte.«

Anakin warf Obi-Wan einen Blick zu. »Das kann kein Zufall sein.«

»Jemand ist uns auf der Spur.« Mehr sagte Obi-Wan nicht dazu.

»Und was jetzt?«

»Konntet Ihr etwas arrangieren?«, fragte Obi-Wan Travale. Der Agent nickte. »Stromausfall. Kurz, sollte aber genügen, damit Ihr hier rauskommt.«

»Wir«, verbesserte Anakin. »Ihr kommt mit uns.«

»Danke.« Er verzog unsicher das Gesicht. »Ich hoffe, ich habe mich nicht geirrt, als ich angenommen habe, dass Ihr die Tür öffnen könnt. Manuell, meine ich.«

»Wir können die Tür öffnen«, versicherte ihm Obi-Wan.

»Wann fällt der Strom aus?«

»In einer Stunde.«

Travale warf K'sar einen Blick zu. »Was ist mit dem da?«

Anakin stand auf und ging zu dem Bith. »Ich weiß, Ihr seid nicht an Konversation interessiert, aber vielleicht können wir hier rauskommen. Interessiert Euch das vielleicht mehr?«

Die lidlosen schwarzen Augen des Bith wurden erheblich größer. »Ja. Ja! Danke.«

»Haltet Euch bereit.«

»Nehmt den Gang links von der Wachstation«, sagte Travale zu Obi-Wan. »Haltet Euch weiterhin nach links, bis Ihr eine Treppe erreicht, die Euch zum Andockring bringen wird.«

»Ihr nehmt einen anderen Weg?«, fragte Anakin.

»Jemand muss den Traktorstrahl deaktivieren, oder Euer Schiff kann nicht starten. Zwei Ebenen unter dieser befindet sich eine Transformatorstation. Ich kenne mich gut genug aus, um sie kurzfristig stillzulegen.«

»Ihr geht nicht allein«, sagte Obi-Wan.

Anakin grinste ihn an. »Ich glaube, Ihr seid dran.«

Obi-Wan widersprach nicht. »Das bedeutet, dass K'sar mit dir kommt. Lass ihn nicht aus den Augen, Anakin.«

Travale nickte zum Zellenflur hin. »Wir müssen immer noch mit den Wachen fertig werden.«

»Macht Euch darüber keine Sorgen«, sagte Anakin. Er hob die Hände und zog die Handschellen von den Handgelenken.

Obi-Wan tat das Gleiche mit seinen, dann öffnete er die von Travale.

Travale grinste breit. »Ich liebe einen guten Plan.«

Anakin und Obi-Wan standen an der Tür, als der verdreckte Beleuchtungskörper der Zelle flackerte und ausging. Obi-Wan bewegte die Hände seitlich durch die Luft, und die Tür ging auf.

Travale schüttelte staunend den Kopf. »Ich kann nicht aufhören zu staunen.«

Anakin rief K'sar zu. »Jetzt! Beeilung!« Die vier betraten den dunklen Flur.

»Die Notfallbeleuchtung sollte sich bald einschalten«, sagte Travale.

Vor sich konnten sie hören, wie die fünf Wärter aufgeregt aufeinander einredeten, während sie an den Konsolen Knöpfe drückten. Anakin hatte nicht einmal den halben Weg zum Vorraum zurückgelegt, als einer von ihnen am Ende des schmalen Flurs erschien. Die riesigen Augen des Aqualish erlaubten ihm, im Dunkeln zu sehen, aber nicht so gut wie der Bith und die Jedi. Bevor der Wärter begriff, was geschah, flog sein Blaster den Flur entlang in Anakins Hand. Ein Machtstoß von Obi-Wan ließ den Aqualish zurück in den Vorraum fallen und gegen die Wand mit den Turboliften krachen.

Die restlichen Wärter kamen rasch hinter den dunklen Schaltpulten hervor, um die Ausbrecher anzugreifen. Inzwischen hatten Obi-Wan und Anakin sie fast erreicht, schlugen sie mit Faustschlägen, Tritten und mithilfe der Macht nieder. Körper segelten durch den Vorraum, fielen übereinander, krachten gegen Konsolen. Einem Aqualish gelang es, einen Schuss abzufeuern, aber der Strahl schlug lediglich in die Wand.

Die Schlägerei war beinahe vorüber, noch bevor sie begonnen hatte.

Im rötlichen Schimmer der Notfallbeleuchtung sah sich K'sar verblüfft um. »Ihr seid Jedi!«

»Zwei von dreien«, antwortete Travale. »Aber. was macht Ihr hier auf Escarte?«

Anakin legte mit dramatischem Ernst den Zeigefinger an die Lippen. »Republikangelegenheiten.« Dann drückte er den Blaster, den er einem Wärter abgenommen hatte, K'sar in die Hand.

K'sar starrte die Waffe an. »Aber.«

»Ich werde ihn nicht brauchen.«

»Hier trennen wir uns«, sagte Travale zu Anakin. »Vergesst nicht: immer nach links, bis Ihr zur Treppe gelangt.«

»Wo schickt Ihr ihn hin?«, fragte K'sar.

»Andockbucht sechsunddreißig.«

Der Bith nickte. »Ich kenne den Weg.«

Travale lachte leise. »Das hier wird immer besser.« Er wandte sich wieder Anakin zu. »Dann kennt K'sar auch den Weg zur Andockbucht vierzig. Dort werden wir auf Euch warten. Die Sicherheit wird den Traktorstrahl nicht sofort wieder aktivieren können, und Euren Flugkünsten nach zu schließen, solltet Ihr kein Problem damit haben, den Patrouillenschiffen aus dem Weg zu gehen. Aber trotzdem viel Glück.«

»Danke, aber so etwas wie Glück gibt es nicht.«

Als Travale und Obi-Wan sich auf den Weg machten, bemerkte Anakin, dass einer der Turbolifte sich näherte.

»Sicherheitstruppen sind auf dem Weg, um die Lage zu überprüfen«, sagte K'sar.

Anakin wies auf den dunklen Flur, den sie nehmen sollten. »Los!«

K'sars lange Beine machten ihn zu einem guten Läufer. Aber statt sich nach links zu wenden, wie Travale geraten hatte, bog er an der ersten Kreuzung nach rechts ab.

Anakin packte ihn an den Schultern und zog ihn zurück. »Das ist nicht der Weg, den wir nehmen sollen.«

»Der Captain ist neu auf Escarte«, sagte der Bith. »Ich war fünfzehn Jahre lang hier. Ich kenne jeden Weg durch diesen Felsen.«

Anakin sah ihn schweigend an.

»Ihr könnt mir vertrauen. Jedi. Ich habe nichts zu gewinnen, indem ich Euch anlüge und hier bleibe.«

Anakin ließ ihn los. Nach ein paar Minuten kamen sie zu einer wackligen Treppe, die K'sar ohne Zögern hinaufstieg.

»Ich würde immer noch gerne wissen, weshalb Ihr im Knast gelandet seid«, sagte Anakin, der hinter K'sar hereilte.

»Und ich wünschte, ich könnte es Euch sagen«, keuchte der Bith. »Mein Vorgesetzter - ein Gossam - behauptete, ich hätte einen Buchhaltungsfehler gemacht, der die Handelsgilde ein kleines Vermögen gekostet hat.«

»Wart Ihr immer schon Buchhalter?«

»Ich habe als Techniker angefangen - Design, Installation, all diese Dinge. Langsam habe ich mich hochgearbeitet.«

»Hoch vielleicht. Aber Ihr steht in diesem Krieg auf der falschen Seite. Eure gesamte Spezies.«

K'sar blieb stehen, um Luft zu holen. »Clak'dor VII hatte kaum eine Wahl«, sagte er. »Die Separatisten haben unbeschränkten Zugang zu Hyperraumrouten geboten, besser für Handelswaren bezahlt, sich nicht eingemischt. Was mich anging, ich habe ohnehin bereits für die Gilde gearbeitet. Einen Augenblick lang war noch alles wie gewohnt, im nächsten -zumindest nach dem, was auf Geonosis passiert ist - befand sich die Gilde plötzlich im Krieg mit der Republik.« Er hob den Blick. »Oben an der Treppe müssen wir nach links.«

Anakin bemerkte so etwas wie Unsicherheit in seiner Stimme. »Ihr klingt nicht mehr so überzeugt wie vorher.«

»Ich bin lange nicht mehr in diesem Bereich gewesen, aber ich bin sicher, wir können den Andockring auf diesem Weg erreichen.«

Die Felswände des Gangs, in den sie rannten, trugen die Narben der großen Bohrmaschinen, die Escarte ausgehöhlt hatten. Licht und Sauerstoff waren knapp, und der unebene Boden war rutschig. Anakin legte den rechten Arm um die schmale Taille des Bith, um ihm weiterzuhelfen.

»Wartet«, sagte K'sar plötzlich.

»Was ist denn?«

In K'sars Blick stand Entsetzen. »Ich habe einen Fehler gemacht! Wir hätten nicht hierher kommen dürfen!«

Anakin hielt ihn fest. »Zu spät, um umzukehren.«

»Aber wir müssen! Ihr versteht nicht.«

K'sars Worte gingen in den Geräuschen von Servomotoren und Hydraulik unter. Um eine Biegung in dem dunklen Tunnel kam ein Zwerg-Spinnendroide gerannt, der sein Blastergewehr mit dem langen Lauf bereits auf der Suche nach Zielen von einer Seite zur anderen schwenkte.