15. Kapitel

Im Strudel der Gefühle

Mary de Warenne betrat die große Bibliothek. Sie wusste, dort würde sie ihren Gemahl vorfinden, der die Bücher durchsah oder die Londoner Ausgabe der Times las. Sie war tief in Gedanken, sann über Elizabeth Fitzgeralds Charakter nach und über die Ereignisse des Tages – und über den Tag, an dem sie ihr zum ersten Mal begegnet war.

„Liebling, du bist wieder da“, sagte der Earl lächelnd und erhob sich. Er kam hinter seinem großen Schreibtisch hervor und begrüßte seine Frau mit einem Kuss und einer Umarmung. „Ich hoffte, du würdest bald zurückkehren.“ In seinen blauen Augen glitzerte es. „Ich wollte mich vor dem Essen ein wenig hinlegen. Möchtest du mir Gesellschaft leisten?“

Mary hatte ihren ersten Gemahl sehr geliebt, aber selbst zu dessen Lebzeiten hatte sie immer an Edward de Warenne denken müssen. Als Gerald O’Neill bei einem Aufstand in Wexford von britischen Soldaten ermordet worden war, war Edward gekommen, sie zu retten. Innerhalb weniger Monate waren sie verheiratet, und ihre beiden Söhne Devlin und Sean hatte er gemeinsam mit seinen eigenen drei Söhnen und seiner Tochter aufgezogen. Lange vor Geralds Ermordung hatte Mary sich schon in Edward verliebt, obwohl sie nie mehr als einen Gruß oder ein paar höfliche Worte miteinander gewechselt hatten. Inzwischen waren sie seit sechzehn Jahren verheiratet, und noch immer wäre sie einer solchen Einladung gern gefolgt. Auch wenn sie beide sich inzwischen in den mittleren Jahren befanden, hatte sich für sie absolut nichts geändert. Nur sehr selten geschah es, dass Mary abends nicht in Edwards Armen einschlief.

„Miss Fitzgerald hat mich ins Waisenhaus begleitet, Edward“, sagte sie ernst.

Edwards Lächeln verschwand. „Und?“, fragte er.

Mary ging zu einem großen gelben Sessel und setzte sich. „Sie ist sehr nett“, erklärte sie nach einer langen Pause.

Edward ging an ihr vorbei zu einem silbernen Tablett, das in einem der großen Regale stand. Er wählte unter mehreren Karaffen und schenkte dann ein Glas mit Sherry und eines mit Scotch voll. Dann kehrte er zu seiner Frau zurück und reichte ihr den Sherry. „Bist du sicher, dass sie nicht versucht hat, dich zu beeindrucken?“

„Ich bin ganz sicher“, erwiderte Mary. „Wie sich zeigte, war sie den Nonnen sehr gut bekannt. Jahrelang hatte sie dort mit den Kindern gearbeitet, bis sie selbst in andere Umstände geriet und fortging. Alle freuten sich sehr, sie wiederzusehen. Genau wie zwei der Kinder, die immer noch dort waren. Den Waisen gegenüber verhält sie sich genauso großzügig und liebevoll, wie sie mit ihrem eigenen Sohn umgeht.“

Edward trank einen Schluck. „Ich habe auch schon Nachforschungen über sie angestellt, und bis jetzt war ihr Ruf völlig makellos. Genau genommen ist es so, wie ihre Mutter es beschrieben hat – sie war immer scheu und zurückhaltend, ein richtiges Mauerblümchen. Kein einziger Bewerber hat bisher um ihre Hand angehalten. Das kann natürlich auch mit ihrer Jugend zusammenhängen. Sie ist allgemein beliebt und außerdem dafür bekannt, dass sie ihr letztes Hemd hergeben würde, wenn ein Bettler vor ihr steht.“

„Oh Edward! Sie ist eine so reizende und liebenswürdige junge Frau. Was ihr geschah, ist ein schreckliches Unrecht!“

Edward sprang auf. „Was soll ich deiner Meinung nach tun? Tyrells Verlobung lösen? Sein Sohn wird eines Tages reicher und mächtiger sein als alle Desmond de Warennes zusammen.“

Zitternd erhob sich Mary. „Aber du bist glücklich. Du musstest nicht bei Hofe sitzen und mit den anderen großen Familien des Landes politische Ränke schmieden. Wir haben ein so schönes Leben gehabt, und dafür danke ich Gott jeden Tag. Benötigt Tyrell wirklich eine Verbindung, die ihn in politischer und sozialer Hinsicht fester an England ketten wird, als wir es je waren?“

„Aber Mary, was wird aus unseren Enkelkindern? Die Zeiten haben sich geändert, und sie ändern sich immer noch. Diese Heirat wird das Vermögen für die nächste Generation sichern. Ich weiß, dass dir das bewusst ist.“

„Das ist es“, flüsterte Mary.

„Möchtest du, dass er diese junge Frau heiratet?“, Edward war verärgert.

„Ich weiß es nicht“, erwiderte sie. „Aber Tyrell ist kein Schurke. Seine Geschichte kann ich nicht glauben – und ihre ebenso wenig. Ich glaube, dass sie beide einen Teil der Wahrheit verschweigen. Wie konnte Tyrell so ein Mädchen in sein Bett holen? Das ist beinah unmöglich, und ich bin sicher, sie hat ihn nicht verführt.“ Tränen stiegen Mary in die Augen.

Edward seufzte. „Was den letzten Punkt angeht, so stimme ich dir zu. Eine Verführerin ist sie nicht. Und ehrlich gesagt, das verwirrt mich.“

Mary ging zu ihm und schlang die Arme um ihn.„Bist du wirklich verwirrt? Denn heute schien mir alles ganz klar zu sein.“

Er verzog das Gesicht. „Falls du mir sagen willst, dass er sie liebt, so bin ich nicht sicher, ob ich das hören möchte.“

„Eine andere Erklärung gibt es nicht dafür, dass er die Kontrolle verloren hat und sich nicht darum scherte, was Sitte und Anstand gebieten. Und an dem Tag ihrer Ankunft hier haben wir sie beide zusammen gesehen.“

Edward sah ihr in die Augen. „Nun gut. Ich gebe zu, ich hatte denselben Gedanken. Mary, ich wünsche mir so vieles für meinen Sohn – und noch mehr für seine Söhne. Ich möchte, dass die Zukunft von Tyrells Kindern, genau wie die der Kinder von Rex, Cliff und Eleanor, gesichert ist. Ich will nicht, dass sie sich jemals darum sorgen müssen, wovon sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen.“

„Aber wäre das so schlimm? Schau dir nur das Vermögen an, das Devlin gemacht hat, und mir scheint, dass Cliff einige Schätze von fremden Küsten mitgebracht hat. Edward, ich habe Vertrauen in unsere Kinder. Ich glaube nicht, dass sie jemals hungern müssten.“

„Soeben haben wir Brentwood verkauft, unseren letzten Landsitz in England!“, rief er aus. „Diese Hochzeit wird uns wieder in England etablieren. Mary …“ Er nahm ihre Hand. „Ich will, dass er glücklich wird. Alle unsere Kinder sollen glücklich werden. Und ich möchte, dass sie weiterhin privilegiert sind. Erinnerst du dich, wie verzweifelt Eleanor war, als sie aus Bath zurückkam? All ihre Schönheit und all ihr Reichtum konnten nichts daran ändern, dass sie nur als zweitklassig galt – eine Irin eben. Ich möchte, dass meine Kinder von jedem Engländer, dem sie begegnen, als gleichwertig behandelt werden.“

Mary schwieg einen Augenblick. „Niemand weiß besser als ich, wie machtlos man ist, wenn man aus Irland kommt“, sagte sie leise, und sie wussten beide, dass sie an die Zeit dachte, als ihr Mann getötet und sie selbst als Geisel genommen worden war. „Aber ich habe es überlebt. Wir alle überleben Tyrannei und Bigotterie, Edward. Und ich weiß nicht, ob irgendeinem unserer Kinder etwas am Respekt der Engländer liegt. Wir haben fünf starke junge Männer aufgezogen und eine starke und schöne junge Frau“, sagte sie lächelnd.

Edward schwieg.

„Liebling, wir wissen beide, dass Tyrell sich niemals seiner Pflicht entziehen wird. Aber wenn er Blanche heiratet und Miss Fitzgerald liebt, dann wird er nie so glücklich sein, wie du es ihm wünschst.“

Edward konnte dieses Thema nicht länger ertragen. Ungewöhnlich kurz angebunden sagte er: „Dann sollten wir darum beten, dass er Miss Fitzgerald nicht liebt, oder?“

Bei seinem rauen Tonfall zuckte Mary zusammen. Klugerweise verzichtete sie auf eine Antwort.

Zu ihrer Überraschung sah sie die Kutsche ihrer Familie vor dem Haus stehen, und Lizzie wurde wachsam. Zwar freute sie sich auf Georgie und ihre Eltern, aber beim besten Willen konnte sie nicht voraussagen, wie Mama und Papa reagieren würden.

„Miss Fitzgerald?“, sprach ein Diener sie an. „Ihre Schwester, Miss Georgina Fitzgerald, wartet auf der Terrasse vor dem Blauen Zimmer.“

Lizzie war entzückt. Sie lief durch den Gang, dann hielt sie inne und kam zurück. „Wo ist das Blaue Zimmer?“, fragte sie aufgeregt.

„Den ersten Gang links und dann gleich rechts, Madam“, erwiderte der Diener freundlich und verbarg ein Lächeln, als er sich abwandte.

Lizzie lief links entlang, dann rechts und stand dann in einem leuchtend blauen Salon mit zwei Kaminen und einer Decke in Gold und Weiß. Sie wollte hindurchlaufen, bemerkte dann aber, dass das Zimmer nicht leer war. Abrupt blieb sie stehen.

Auf dem Sofa saß mit gekreuzten Beinen Tyrell. Er sah sie durchdringend an. „Wo bist du gewesen?“

Er wirkte unglaublich anziehend, aber gleichzeitig auch beunruhigt und auf eine gefährliche Art und Weise gelangweilt, wie ein Löwe, der gerade erwacht war. „Ich … nun, Ihre Mutter lud mich ein, sie zu begleiten, und wir waren zusammen in St. Mary’s.“

Langsam stand er auf. Seine Jacke hatte er ausgezogen, er trug ein weißes, mit Spitze verziertes Hemd, eine fast weiße Hose und hohe Reitstiefel. „Hat die Countess dich eingeladen, oder hast du ihr die Einladung entlockt?“

Sofort fühlte Lizzie sich beunruhigt. „Sie wirken verärgert. Das mit gestern Abend tut mir leid. Niemals hätte ich Lady Blanche nachspionieren dürfen. Aber ich habe Ihrer Mutter die Einladung nicht entlockt, Mylord. Sie besaß die Freundlichkeit, mich mitzunehmen, und wir haben einen angenehmen Nachmittag miteinander verbracht.“

„Und was ist mit dem Kind?“

Lizzie zuckte zusammen. Noch nie hatte Tyrell Ned seinen Sohn genannt. „Er war bei seiner Kinderfrau“, erklärte sie.

Er ließ den Blick zu ihrem Mieder gleiten. „Wo ist deine Pelerine?“

Lizzie zögerte, und ihr Herz schlug schneller. „Ich gab sie einem armen Kind, das kaum etwas anzuziehen hatte.“

Er ließ sie nicht aus den Augen.

Lizzie wurde immer nervöser. „Sie haben doch gewiss nichts dagegen?“

Er kam auf sie zu, beugte sich über sie und sagte leise: „Wie es scheint, hast du meinen Bruder betört und das gesamte Küchenpersonal. Jetzt auch noch meine Mutter. Ich kann nur hoffen, Elizabeth, dass das nicht wieder eine List ist.“

„Das ist es nicht“, stieß sie hervor, „und ich habe niemanden betört!“

Er wandte den Blick nicht von ihr ab. „Und jetzt spielst du die Bescheidene.“

Lizzie hatte keine Erklärung für seine schlechte Stimmung. Hatte ihm der Ball gestern Abend nicht gefallen? Sie zögerte und fragte sich, ob sie es wagen konnte, das Thema zur Sprache zu bringen. „Ich hörte, der Ball sei ein großer Erfolg gewesen.“

„Tatsächlich? Und wer, wenn ich fragen darf, hat dir das erzählt?“

Sie wollte wissen, ob etwas schiefgegangen war. „War es kein vergnüglicher Abend, Mylord?“

„Nein, war es nicht. Es war eine Pflichtübung, das ist alles.“ Übergangslos fuhr er fort: „Morgen werde ich nach Dublin zurückkehren.“

Lizzie war davon ausgegangen, dass sie frühestens in ein paar Tagen abreisen würden. „Handelt es sich um einen Notfall?“, erkundigte sie sich, obwohl sie eigentlich nur wissen wollte, ob sie ihn begleiten würde.

„Nein. Genau genommen werde ich erst in etwa einer Woche zurückerwartet. Dennoch habe ich beschlossen, morgen nach Wicklow zurückzukehren. Du wirst mich mit dem Kind begleiten, wie wir es besprochen haben.“

Kaum vermochte Lizzie noch zu atmen. Morgen würde sie seine Mätresse werden. Gegen jede Vernunft und wider besseres Wissen fand sie diesen Gedanken erregend, zugleich aber auch beunruhigend.

„Ich habe Rosie bereits angewiesen, deine Sachen zu packen“, sagte er. Dann verneigte er sich. „Ich bedaure, wenn dir das Unannehmlichkeiten bereitet.“ Damit ging er hinaus.

Lizzie sah ihm nach und presste eine Hand auf ihr wie rasend pochendes Herz. Zwar war sie erleichtert, dass er sie und Ned mitnehmen wollte, aber seine Stimmung war entmutigend. Ganz offensichtlich missfiel ihm etwas.

Aus den Vorhängen an der Terrassentür löste sich eine Gestalt. Mit hochgezogenen Brauen sah Rex de Warenne sie an. „Nie zuvor in meinem Leben habe ich solch unhöfliches Benehmen gesehen – nicht von Tyrell.“

Lizzie schrie auf, entsetzt, dass er die ganze Zeit über dort gestanden und alles mit angehört hatte. Jetzt hinkte er zu ihr herüber und sah sie dabei aufmerksam an. „Sie halten sich gut. Die meisten Menschen hätten die Flucht ergriffen, wären sie mit Tyrells schlechter Laune konfrontiert worden.“

„Das hätte ich wohl auch getan, wenn mir eine Wahl bliebe“, sagte Lizzie.

Rex musterte sie. „Er nennt seinen eigenen Sohn das Kind.“

Sofort wurde Lizzie wachsam. „Das war sicher nur ein Versprecher.“

„Man sollte meinen, mein Bruder wäre erfreut darüber, einen Erben zu haben.“

„Ich bin überzeugt davon, dass das auch der Fall ist.“

„Wirklich? Er ist also erfreut darüber, dass Sie ihm seinen Sohn gebracht haben. Und seither benimmt er sich schlecht und ist missgelaunt.“

„Ich muss packen“, setzte Lizzie an und hoffte, auf diese Weise entkommen zu können.

Aber er machte einen Schritt zur Seite und versperrte ihr so den Weg zur Tür. „Sie müssen nicht bei ihm bleiben und seine Grobheiten ertragen. Sie könnten nach Hause zurückkehren.“

„Niemals würde ich meinen Sohn zurücklassen!“, rief Lizzie aus.

„Und Tyrell? Um des Kindes willen würden Sie seine Aufmerksamkeiten ertragen?“

Sie zögerte, dann sah sie Rex fest in die Augen. „Manchmal flößt er mir Angst ein, aber ich weiß, dass er ein freundlicher Mensch ist und ein gutes Herz hat. Ich habe sein Leben auf den Kopf gestellt, da kann ich ihm nicht verübeln, wenn er wütend ist. Weder um mich noch um Ned hat er gebeten, so kurz vor seiner Hochzeit. Dies ist ein ungeeigneter Zeitpunkt“, sagte sie, „und ich bedaure dies sehr. Ich bedaure es sehr, Tyrell Ungelegenheiten zu bereiten.“

Rex sah sie lange an, dann nickte er, schließlich lächelte er ihr zu. „Soll ich ihm die Ohren lang ziehen und ihn daran erinnern, sich wie ein Gentleman zu benehmen, ganz egal, wie sehr er provoziert wird?“

Lizzie erwiderte das Lächeln, erleichtert, weil sie das Schlimmste überstanden hatte. „Ich hätte nichts dagegen, aber ich glaube nicht, dass es etwas nützen wird.“

„Im Augenblick, so fürchte ich, haben Sie recht.“ Sein Lächeln verschwand. „Ich habe ihn noch nie so voller Zweifel gesehen.“

„Ich verstehe nicht.“

„Das habe ich auch nicht erwartet. So wie ich Tyrell kenne, glaube ich nicht, dass er Ihnen seine wahren Gefühle zeigt.“

Lizzie musste unbedingt herausfinden, was er damit meinte. „Welche Gefühle?“

„Er entzieht sich seinen Pflichten, Miss Fitzgerald. Sicher ist Ihnen das bewusst. Und ich denke, in moralischer Hinsicht ist er von sich selbst enttäuscht.“

Lizzie erstarrte. „Ich werde kaum seine erste Mätresse sein.“

„Nein, das sind Sie nicht. Aber er ist zum ersten Mal verlobt. Lieben Sie ihn?“

Lizzie glaubte, ihr Herz würde stillstehen. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, und sah ihn einfach nur an.

Seine Miene verfinsterte sich. „Ich glaube, ich erkenne die Antwort in Ihren Augen, Miss Fitzgerald.“

Lizzie versuchte nicht, zu widersprechen.

„Lassen Sie mich Ihnen einen Rat geben.“

Sie wusste, sie wollte ihn nicht hören. „Wenn es sein muss.“

„Die Flammen der Leidenschaft schlagen höher, als es Ihnen beiden guttut. Aus dieser Verbindung kann nichts Gutes entstehen.“

Lizzie sank auf einen Stuhl. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass Rex recht hatte.

„Ich weiß, das geht mich nichts an. Aber ich liebe meinen Bruder sehr. Er kann Ihnen nicht das geben, was Sie verdienen, Miss Fitzgerald. Niemals.“

Lizzie sah ihn an. „Ich weiß nicht, was Sie meinen.“

„Kommen Sie! Wir wissen beide, dass Sie kein Flittchen sind. Und wir wissen, dass dieses Arrangement Ihnen nicht zusagt. Tyrell muss Lady Blanche heiraten. Seine Familie wird er niemals enttäuschen, Miss Fitzgerald, wie groß seine Leidenschaft auch sein mag, Sie sollten ihn verlassen“, erklärte er rundheraus. „Je eher, desto besser.“

Mit einem Aufschrei schloss Lizzie die Augen. Natürlich hatte er recht.

Und damit hinkte er hinaus.

Dann hörte sie durch die Terrassentür die Stimme ihrer Schwester. Sie hatte Georgie vergessen! Sie rieb sich die schmerzenden Schläfen und versuchte, ihre Selbstbeherrschung zurückzugewinnen, um sich schützen zu können. Was Rex glaubte, spielte keine Rolle, denn Tyrell würde sie nicht gehen lassen. Dann erhob sie sich und trat hinaus auf die Terrasse. Dort saß Georgie und nippte an ihrem Tee.

„Lizzie!“ Die Schwestern umarmten einander. „Geht es dir gut?“, wollte Georgie wissen.

Lizzie setzte sich und umfasste die Hand der Schwester. „Ich bin gefangen in einem Strudel der Gefühle.“

„Was ist denn los?“, fragte Georgie und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. „Tyrell weiß doch offensichtlich, dass du nicht Neds Mutter bist, und trotzdem behauptet er, Ned sei sein Sohn.“

„Nein, er glaubt, ich sei Neds Mutter, aber er erkennt nicht, dass er der Vater ist“, erklärte Lizzie.

Georgie stand da und sah verständnislos drein. „Aber warum erkennt er dann Ned als seinen Sohn an?“, fragte sie schließlich.

„Er spielt ein Spiel, Georgie. Als Gegenleistung für sein Schweigen und um mit Ned zusammenbleiben zu können, soll ich seine Mätresse werden. Morgen reisen wir nach Wicklow ab.“

„Er erpresst dich?“, fragte Georgie ungläubig.

Lizzie zuckte zusammen. „Ja.“

„Aber was ist mit seiner Verlobung? Gestern Abend wurde sie offiziell verkündet.“

„Er lässt mir keine Wahl. Ich kann Ned nicht verlassen.“

„Oh Lizzie“, flüsterte Georgie und drückte die Hand ihrer Schwester. „Ich weiß, wie sehr du ihn liebst. Niemand weiß das besser als ich. Ich wünschte, er hätte dich ausgelacht und uns alle hinausgeworfen, so wie wir es erwartet hatten.“

Langsam sagte Lizzie: „Mein ganzes Leben lang kannte ich ihn – aber nur aus der Ferne. Alles, was ich über ihn weiß, beruht auf Hörensagen. Georgie, langsam beginne ich zu glauben, dass ich ihn gar nicht so gut kenne – oder vielleicht überhaupt nicht!“

„Das liegt daran, dass du ihn zu einem Helden gemacht hast. Du hast ihn glorifiziert, Lizzie, und er ist nur ein Mann.“

„Er wird so leicht wütend! Und wie diktatorisch er auftritt!“ Lizzie erschauerte. „Ich fürchte, er ist nicht einmal halb so liebenswürdig, wie ich geglaubt habe. Er ist so überheblich wie ein echter Prinz.“

„Liebst du ihn noch?“, fragte Georgie.

Lizzie nickte. „Mehr denn je, wie es scheint.“

Dem folgte eine lange Pause. „Ich glaube, du solltest wissen, dass Rory uns gestern beide auf Raven Hall besuchen wollte. Ich musste mich allein mit ihm unterhalten“, fügte Georgie hinzu. „Das war sehr schwierig, denn wie du weißt, kann ich ihn einfach nicht ertragen. Er hat mich über dich ausgefragt.“ Georgie hob beide Hände. „Es tut mir leid. Er hat mich so durcheinandergebracht. Ich habe ihm gesagt, dass du hierhergezogen bist.“

Lizzies Herz schlug schneller. „Hast du ihm von Ned erzählt?“

„Nein.“ Jetzt wirkte Georgie unglücklich. „Ich sagte ihm, man hätte dich als Gast eingeladen. Er schien sehr misstrauisch, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihn der Klatsch über dich, Ned und Tyrell erreicht.“

Lizzie hatte plötzlich Kopfschmerzen. Sie war fest davon überzeugt, dass Rory nach Adare kommen würde, um sie zu sehen. Was sollte sie ihm sagen? „Es ist nicht deine Schuld“, sagte sie. „Er ist ein Freund von Tyrell, und ich denke, früher oder später wird er von mir hören.“

„Was passiert, wenn er dem Earl oder der Countess die Wahrheit sagt? Dann ist es aus mit Tyrells Spiel, und du wirst von hier fortgehen müssen. Sie würden dir niemals erlauben zu bleiben, nicht nach so einer tollkühnen Behauptung, und ganz gewiss werden sie Ned hierbehalten.“

„Wie lange wird Rory in Limerick bleiben?“, fragte Lizzie. Wenn Rory behauptete, sie hätte niemals ein Kind erwartet, dann würde ihr Wort gegen seines stehen.

„Ich glaube, nicht sehr lange. Soweit ich es verstanden habe, befindet er sich auf dem Rückweg nach Dublin. Vielleicht ist er bereits abgereist?“

„Das wäre wirklich ein Glücksfall.“ Lizzie blickte hinweg über die Wiesen bis hin zu den sanft geschwungenen Hügeln. „Ich muss ihn davon überzeugen, Stillschweigen zu wahren“, sagte sie.

„Er bewundert dich sehr“, sagte Georgie, und ihre Stimme klang plötzlich sehr angespannt. „Vielleicht hättest du es ihm von Anfang an sagen sollen.“

Lizzie erhob sich. „Georgie? Ich weiß, du bist gekommen, um mich zu besuchen, aber ich bin so müde. Diese Ereignisse sind zu viel für mich. Ich muss mich hinlegen.“

Georgie stand ebenfalls auf. „Das ist in Ordnung. Ich wollte nur wissen, ob es dir gut geht, und hören, warum Tyrell sich so verhalten hat. Noch immer kann ich nicht glauben, dass er dich dazu zwingt, seine Mätresse zu werden. Ich glaube, ich schätze ihn jetzt nicht mehr sehr.“

Sofort wollte Lizzie Tyrell verteidigen. „Wie es scheint, rufe ich seine schlechtesten Eigenschaften hervor, aber du solltest ihn jetzt nicht verurteilen. Kannst du ihn tadeln, weil er schlecht von mir denkt?“

„Wirst du das wirklich aushalten, Lizzie? Wenn du doch weißt, dass er offiziell einer anderen angehört? Bist du sicher, dass das richtig ist?“

Lizzie schloss die Augen. „Ich weiß es nicht“, flüsterte sie schließlich. „Oh Georgie, ich fühle mich wie eine Nussschale auf dem weiten Meer, die von den Wogen hierhin und dorthin geworfen wird. Ich glaube, ich lasse mich einfach mit der Flut treiben.“

Georgie umarmte sie fest.

Lizzie hatte einen wundervollen Traum. Sie lag auf der Seite, ein zweites Kissen im Arm, als Tyrell ihren schweren Zopf hochhob. Sie lächelte ein wenig, denn aus irgendeinem Grund ahnte sie, was als Nächstes kommen würde. Dies war ein Traum, wie sie ihn sich immer gewünscht hatte. Er berührte ihre Wange so außerordentlich zärtlich, dass ihr sofort heiß wurde. Ihr Puls raste. Er strich über ihren Hals und ihre bloße Schulter, ließ die Hand tiefer gleiten zu ihrer Taille und dann zu ihrer Hüfte. Lizzie seufzte, bewegte sich im Bett, ihre Haut prickelte.

Ihr war, als hauche er ihren Namen. „Elizabeth.“

Das ist Tyrell, dachte sie, und gleich wird er mich lieben.

Er umfasste ihre Hüfte und ließ seine Hand dort ruhen. Lizzie stöhnte, hörte den Klang ihrer eigenen Stimme, ihre Haut schien an der Stelle zu brennen, wo er sie berührte.

Dann ließ er die Hand tiefer gleiten, strich über ihren Schenkel und schien zu fragen: „Bist du wach?“

Aber sie wollte nicht erwachen, nicht jetzt, da sie so schnell so erregt worden war. Seine Hand ruhte unter ihrem Nachtgewand, und dass er ihre bloße Haut berührte, ertrug sie kaum. Lizzie drehte sich weg.

Im Traum sah sie, wie sie flog, hoch hinauf in den dunklen Nachthimmel.

„Ich muss dich aufwecken“, drängte er.

Dann begriff sie, dass sie keineswegs träumte, und war sofort hellwach.

Sie lag auf dem Bauch, das Kissen fest umklammert, während Tyrell neben ihr saß. Sie fuhr auf und sah ihn an.

Die Jacke hatte er ausgezogen, sein Hemd stand offen. Sie sah in seine glühenden Augen und betrachtete dann seine breite, muskulöse Brust. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie kaum atmen konnte.

„Ich habe versucht, dich aufzuwecken“, sagte er heiser.

Sie fühlte, wie sie errötete. Er ließ seinen Blick zu dem Saum ihres Nachthemds gleiten, der bis weit über ihre Schenkel hochgerutscht war. Sie war nicht sicher, ob ihr das gefiel oder nicht, seine Absichten allerdings waren eindeutig.

Er umfasste ihren nackten Schenkel, und Lizzie holte tief Luft, während sie seine Hand ansah. Seine Fingerknöchel wurden weiß.

„Ich will dich haben, Elizabeth“, sagte er und schob seine Hand höher. „Ich will nicht mehr warten.“

Sie schrie auf und ließ sich in die Kissen zurückfallen. Die Stimme der Vernunft wollte ihr noch etwas sagen, doch sie war nicht mehr imstande, darauf zu hören.

Er zog sich das Hemd aus, und gleich darauf hörte sie, wie seine Stiefel zu Boden polterten, einer nach dem anderen. „Ich will nicht grob sein“, sagte er, beugte sich über sie und drückte ihre Schultern aufs Bett. „Aber ich glaube nicht, dass ich mich länger beherrschen kann.“ Und dann lächelte er ihr zu.

Sie erwiderte sein Lächeln und hätte ihm am liebsten gesagt, dass er nichts falsch machen konnte.

In seiner Wange erschien ein Grübchen, als er sie losließ und an dem Band zog, das den Ausschnitt ihres Nachthemds hielt. Als es aufging, glitt der Stoff über ihre Schultern und Brüste hinunter bis zu ihrer Taille.

Sie hörte Ned im Schlaf schreien.

Ned. Ihr Plan. Der Wein …

Abrupt richtete sie sich auf, griff nach ihrem Nachthemd und versuchte, es hochzuziehen. Er stand da, nur mit seiner Hose bekleidet. Sie sah, wie erregt er war, und ein so heftiges Verlangen durchzuckte sie, wie keine Frau es empfinden sollte.

„Dem Kind geht es gut, Elizabeth. Rosie kümmert sich um ihn. Kurz bevor ich hierherkam, habe ich mit ihr gesprochen.“

Sie rückte hinüber zu dem kleinen Nachtschrank, auf dem die offene Weinflasche stand, zusammen mit zwei Gläsern.

„Was tust du da, Elizabeth?“, fragte er ruhig, aber mit funkelnden Augen. „Warum wirst du plötzlich so nervös? Ich werde dir so viel Vergnügen bereiten wie noch niemand zuvor. Das verspreche ich dir.“

Es war ihr unmöglich, sich zu bewegen, sie stand nur da und hielt ihr Hemd zusammen, sodass ihre Brüste bedeckt waren. Ihr Körper glühte. Eine Berührung würde genügen, um sie zum Höhepunkt zu bringen. Die Aufregung, verbunden mit der Angst, entdeckt zu werden, machte sie schwindeln.

„Den Wein heben wir uns für später auf“, sagte er leise, als ahne er, was in ihr vorging.

Sie drehte sich um, nahm die Flasche und schenkte sich ein wenig ein. Ihre Hand zitterte.

Er nahm ihre Hand und ließ sie innehalten. Dabei stand er so nahe bei ihr, dass sie seinen Körper an ihrer Hüfte fühlte. „Hast du Angst?“, fragte er ungläubig.

„Nein.“ Auf keinen Fall wollte sie das Weinglas loslassen. „Ich bin nur aufgeregt, Mylord.“

„Das ist nicht nötig. Ich werde dir nicht wehtun. Außerdem bist du ja keine Jungfrau mehr“, flüsterte er ihr ins Ohr.

Lizzie fühlte, wie die Knie unter ihr nachgaben. Er schlang die Arme um sie und umfasste ihre Brüste. „Stell den Wein weg, Elizabeth“, befahl er.

Sie versuchte, gleichzeitig ihr Nachthemd und das Weinglas festzuhalten. Irgendwie gelang es ihr, sich von ihm zu befreien, und dabei spritzte etwas Wein auf seine Hose. Als sie zurückwich, stieß sie an das Bett, erkannte die Chance, die sich ihr bot, und goss mit einem Aufschrei den Wein über die hellblauen Laken.

Dann herrschte Stille.

Lizzie schloss die Augen, sandte ein Gebet zum Himmel und drehte sich dann zu ihm um. Dabei vergaß sie ihr Nachthemd, das nun zu Boden glitt.

Er starrte sie an, bevor sich langsam ein Lächeln über sein Gesicht ausbreitete.

Lizzie rührte sich nicht. Sie hatte erreicht, was sie wollte – auf dem Bett war ein großer roter Fleck. Jetzt musste sie an nichts anderes mehr denken als an den Mann, der sie lieben wollte.

Eigentlich hätte sie sich scheu und keusch benehmen und sich nach dem Hemd bücken sollen. Doch sie bewegte sich nicht. Plötzlich war sie stolz auf ihre üppigen Brüste, die runden Hüften und ihre weichen Schenkel, denn es war nicht zu übersehen, wie bewundernd er sie betrachtete.

Abrupt wandte er sich ab, und zu ihrer Überraschung schenkte er sich etwas Wein ein. „Du wirkst sehr angespannt. Liegt es daran, dass ich so groß bin? Ich werde mir Zeit nehmen. Niemals würde ich dir wehtun, Elizabeth.“ Dann drehte er sich um und reichte ihr das Glas. „Nimm einen Schluck. Es wird dich beruhigen.“

Er ist doch sehr nett. Lizzie schüttelte den Kopf, nahm das Glas nicht, sah ihn nur an. Seine Augen wirkten wie verschleiert. Er stellte das Glas beiseite, nahm ihre Hand und zog sie in seine Arme. Sie fühlte, wie er zitterte, dann streichelte er ihre Schultern, ihre Arme, ihre Brüste. „Wie schön du bist!“

Lizzie umfasste seine breiten Schultern. Sie betrachtete seine starke Brust, die leicht von dunklem Haar bedeckt war, und sagte: „Nicht so schön wie Sie, Mylord.“

Er bewegte sich nicht. „Begehrst du mich?“

Sie nickte. „Immer. Ich habe Sie immer begehrt, Mylord.“

Er stöhnte auf und küsste sie. Lizzie lag in seinen Armen, in ihrem Bett, auf dem Rücken, und Tyrell beugte sich über sie. Dann richtete er sich auf und zerrte an seiner Hose.

Lizzie stützte sich auf die Ellbogen, und sein Anblick erregte sie nur noch mehr. Nur er konnte ihr Verlangen jetzt noch stillen. Sie biss sich so fest auf die Lippen, dass sie Blut schmeckte, als sie ihn endlich ganz erblickte, wie er dastand, die Hose über dem Arm, und sie ansah.

Kein Mann könnte herrlicher sein, männlicher oder stärker, dachte sie.

Als ahnte er, was in ihr vorging, lächelte er sie an. Es war ein Lächeln, in dem ein Versprechen lag.

Tyrell warf die Hose zur Seite und legte sich auf sie, spreizte ihre Beine und schmiegte sich eng an sie. „Du bist bereit“, stellte er fest.

Dies war der Augenblick, von dem sie geträumt hatte, der Augenblick, in dem sie ein Teil von ihm werden würde.

Und er wusste es. „Oh Gott“, sagte er und beugte sich zu ihr hinab.

Lizzie rührte sich nicht.

Sanft küsste er sie.

Lizzie hätte beinah geweint. Natürlich liebte er sie nicht, aber Zuneigung war da. Niemals würde er sie so küssen, wenn sie nichts als eine Hure wäre.

Er hob den Kopf, ihre Blicke begegneten sich, und Lizzie sah etwas in seinen Augen, das sie nicht zu deuten versuchte – ein tiefes Gefühl.

Dann schlang er die Arme um sie und drang in sie ein.

Lizzie hatte vergessen, dass es wehtun würde. Sie hatte vorgehabt, den Schmerz zu ignorieren, aber als sie so überrascht wurde, schrie sie auf. Er hielt inne und bewegte sich nicht weiter.

Er würde es merken! Ängstlich lag sie still, spürte ihn in ihrem Körper und wusste nicht, wie sie weitermachen sollte.

Er hob den Kopf und sah sie ungläubig an.

Und Lizzie sah Verständnis in seinem Blick. Entsetzt schloss sie die Augen. „Beeilen Sie sich, Mylord“, stieß sie hervor und begann, sich unter ihm zu bewegen, als vergehe sie vor Verlangen. „Beeilen Sie sich.“

Er rührte sich nicht, und er antwortete auch nicht. Dann fragte er leise: „Tue ich dir weh?“

Jetzt musste sie schauspielern. Sie sah ihm ins Gesicht. „Natürlich nicht“, log sie, umfasste seine Schultern fester, während ihr Tränen in die Augen stiegen. Ach, das hatte sie nicht erwartet.

Er starrte sie an. Wenn er erst wusste, dass sie noch Jungfrau war, dann würde ihr Leben vorbei sein.

Sanft legte er seine Wange an ihre. „Du bist lange nicht mehr mit einem Mann zusammen gewesen“, sagte er leise. „Entspann dich, Liebes. Entspann dich einfach, und dann bestimmst du das Tempo.“

Erst konnte sie es kaum glauben, doch dann fühlte sie sich unendlich erleichtert. „Ja, es ist lange her …“

„Psst“, sagte er, küsste ihre Wange, ihre Lider, ihr Ohr. Erneut drang er behutsam in sie ein.

Doch Lizzie konnte sich nicht entspannen. Er hielt inne, küsste immer wieder ihren Hals, streichelte ihren Arm. Als sie merkte, dass er sich nicht mehr bewegte, seufzte sie und begann, seine Küsse zu genießen.

„Es tut mir leid“, flüsterte er und drückte sich tiefer in sie.

Der Schmerz traf sie wie ein Messerstich. Lizzie schrie auf, doch zu spät, denn jetzt war er ganz in ihr, aber er bewegte sich nicht, sondern küsste sie wieder.

„Öffne dich, Liebling“, flüsterte er.

Das Kosewort gefiel ihr, und ihr Herz schlug schneller. Sie gehorchte, öffnete ihre starren Lippen, und er ließ seine Zunge in ihren Mund gleiten. Er küsste sie langsam und leidenschaftlich, und Lizzies Herz begann, immer heftiger zu schlagen.

Ohne den Kuss zu unterbrechen, schob er eine Hand zwischen sie und begann, sie zu massieren.

Lizzie fühlte es pochen.

Und plötzlich empfand sie nur noch reine Lust. Es schmerzte zwar noch ein bisschen, doch das schien nun nicht mehr wichtig zu sein. Um dieses neue Verlangen zu erproben, reckte sie sich ihm entgegen und bewegte die Hüften. In ihrem Innern loderte ein Feuer auf.

Der Schmerz war verflogen, stattdessen fühlte sie nur noch Leidenschaft.

„Oh Tyrell!“, rief sie, umfasste seine Hüften und drängte sich an ihn.

Er holte tief Luft. „Gleich wird es vorbei sein!“

Das war Lizzie egal. Sie fühlte ihn tief in ihrem Körper – war endlich mit ihm vereint –, und Wogen der Lust überrollten sie. Sie stöhnte auf. „Tyrell!“

Er stieß in sie hinein, wieder und wieder, noch zurückhaltend und doch immer drängender, und Lizzie meinte zu explodieren, als sie seinen Namen schluchzte. Sie hörte ihn aufschreien, fühlte seinen Höhepunkt und hatte ihn nie mehr geliebt als in diesem Augenblick.

Ihr Körper war erfüllt von seiner Wärme, und sie glaubte, seinen heißen Samen in sich zu fühlen. Alles würde sie dafür geben, sein Kind zu empfangen.

Sie bemerkte, dass er auf ihr lag und noch in ihr war, so groß und stark wie vorhin. Und endlich verstand sie. Sie hatten einander geliebt.

Behutsam löste er sich von ihr.

Lizzie schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest. „Bleib!“, sagte sie.

Seine Stimme klang seltsam, als er fragte: „Geht es dir gut?“

Lächelnd küsste sie seine Wange. „Ja, Mylord. Mir geht es großartig.“

Er erwiderte ihr Lächeln nicht. „Habe ich dir wehgetan?“

Sie glaubte, dass er das getan hatte, ein wenig jedenfalls, aber es war ihr egal, denn sie fühlte, wie er wieder hart wurde und ihr Verlangen weckte. „Nein.“

„Ich glaube dir nicht“, sagte er leise. Dann hob er den Kopf und blickte an ihr hinunter.

„Ach Tyrell“, sagte sie und lächelte ihn an. „Bitte.“

„Sie sehen mich im Nachteil, Madam“, sagte er und bewegte sich ganz leicht in ihr, sodass sie sich an ihn klammerte.

Er senkte die Lider. „Ich möchte mich nicht zurückhalten“, sagte er und bewegte sich weiter.

„Dann lass es“, stieß sie hervor.

„Aber ich glaube, ich sollte es tun.“ Plötzlich stöhnte er auf und drang so tief in sie ein, wie es nur möglich war.

„Schnell!“, rief Lizzie.

Er öffnete die Augen und sah sie an. „Hast du es immer so eilig?“

Kühn erwiderte sie sein Lächeln und fragte zurück: „Wenn es dir nichts ausmacht?“

Sie schloss die Augen, und mit der Liebe ihres Lebens in den Armen fand sie das Paradies.