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17. Kapitel

Als Cammie und Reid auf ihrem Weg nach Evergreen durch die Stadt fuhren, sahen sie Bud Deerfield in seinem Streifenwagen in der Nähe der Pizzeria. Cammie hob die Hand und winkte ihm zu, Sekunden später startete ihr Cousin den Wagen und fuhr hinter ihr her. Er folgte ihnen bis vor das Haus. Cammie stieg aus und ging auf den Sheriff zu, während Reid ihre Reisetasche aus dem Wagen holte.

»Ich will dir ja nicht sagen, was du zu tun hast, Cammie«, meinte Bud, als er auf sie zukam. »Aber ich muss schon sagen, ich habe dich für klüger gehalten.«

Cammie zog eine Augenbraue hoch, als er mit einem Kopfnicken auf Reid deutete, der gerade ihren Koffer auf die Hintertreppe stellte. »Ich verstehe nicht, was Intelligenz damit zu tun haben sollte«, entgegnete sie scharf.

»Nun, dann werde ich es dir sagen. Die Leute zerreißen sich den Mund über deinen kleinen Ausflug mit Sayers, seit du weggefahren bist. Sie finden es offenbar recht eigenartig, dass du schon so bald nach Keiths Beerdigung verschwunden bist. Es stört sie und läßt sie an alle möglichen Dinge denken.«-

»Um Himmels willen, Bud! Meine Scheidung war ja schon beinahe rechtskräftig!«

»Beinahe ist nicht genug, wenigstens nicht in dieser Gegend hier. Sie wissen, dass Keith die Absicht hatte, sich wieder mit dir zu versöhnen, weil er allen davon erzählt hat. Sie glauben, dass er sich geweigert hat, in die Scheidung einzuwilligen, und dass du deshalb wütend geworden bist. Die Leute sehen all diese Filme im Fernsehen über Männer, die ihre Frauen umbringen, und über Frauen, die einen Killer anheuern. Sie fragen sich, ob dieses große Theater zwischen dir und Sayers über den Verkauf der Fabrik vielleicht nur ein Versuch war, allen Sand in die Augen zu streuen. Und sie fragen sich, ob ihr beide nicht vielleicht den armen alten Keith beseitigt habt.«

Es war eine so unwahrscheinliche Anschuldigung, dass Cammie sekundenlang mit offenem Mund dastand. Schließlich fragte sie mit hoffnungsloser Stimme: »Wo kommt das alles her?«

»Das weiß der Himmel allein, ich habe keine Ahnung«, erwiderte Bud und stützte die Hände in die Hüften.

Sie wich seinem Blick nicht aus. »Du glaubst das doch nicht, oder?«

Er wiegte den Kopf langsam hin und her. »Was ich denke, tut nichts zur Sache, ich muss nur aufpassen. Und ich sage dir, du hättest wissen müssen, was passiert, du hättest auf keinen Fall inmitten all dieses Aufruhrs mit Sayers verschwinden dürfen, wenn du überhaupt noch einen Funken Verstand besitzt.«

Reid war neben Cammie getreten. »Es war mein Fehler, ich hatte die Idee«, mischte er sich jetzt in das Gespräch ein.

»Nein, so war es gar nicht«, unterbrach Cammie ihn verärgert. »Wir hatten einen sehr guten Grund für unsere Reise.«

Der Himmel spiegelte sich in Buds Sheriffstern, als er auf seinen Absätzen hin und her wippte. »Ich hoffe nur, dass ihr das auch den Leuten erklären könnt, denn mir macht man deswegen die Hölle heiß. Die Leute fragen sich, warum ich noch keinen von euch beiden einbestellt habe für eine Aussage und eine Vernehmung.«

»Leute wie zum Beispiel Gordon Hutton?« Cammie gab sich gar nicht erst die Mühe, ihren Zynismus zu verbergen.

»Unter anderem. Ich möchte das alles auf einer netten, friedlichen Basis erledigen, aber es würde mir helfen, wenn du auch dazu beitragen würdest, Cammie. Denn sonst muss ich ziemlich unfreundlich werden.«

Nachdem er gesagt hatte, was zu sagen war, gab es für Bud keinen Grund, noch länger zu bleiben. Er stieg in seinen Streifenwagen und fuhr davon, und Cammie starrte ihm nach, mit einer scharfen Falte zwischen den Augenbrauen.

Reid fuhr mit der Hand durchs Haar. »Mir scheint, es wird besser sein, wenn ich hier verschwinde.«

»Warum?« wollte Cammie wissen. »Wir haben doch nichts Unrechtes getan.«

»Aber auch nichts Rechtes. Wir wissen doch beide, wie die Dinge in Greenley stehen.«

Cammie grinste schief, dann seufzte sie ergeben. »Weißt du, ich glaube, ich könnte mich an eine Stadt wie New York gewöhnen, wo einen niemand kennt und sich nicht darum kümmert, was man tut.«

»Aber inzwischen müssen wir mit dem Hier und Jetzt zurechtkommen.« Reid kam zu ihr und gab ihr einen schnellen Kuss auf den Mund. »Ich rufe dich an«, meinte er. »Und vergiß nicht, deine Türen abzuschließen.«

Cammie sah ihm nach, als er wegfuhr, erst dann ging sie ins Haus. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so allein gefühlt.

Sie beschäftigte sich damit, ihren Koffer auszupacken, die schmutzige Wäsche in die Waschmaschine zu stecken und die anderen Sachen in den Schrank zu hängen. Persephone, die nicht genau gewusst hatte, wann sie zurückkommen würde, hatte ihr nichts zu essen dagelassen. Sie holte ein Stück Rindfleisch aus der Gefriertruhe und ließ es auftauen, später würde sie Spaghetti dazu kochen.

Unentschlossen wanderte sie dann durch das Haus, goß die Blumen, nahm eine halbfertige Stickarbeit zur Hand und legte sie wieder weg, blätterte nervös in einer Gartenzeitschrift. Sie war so unruhig, auch in ihren Gedanken, dass sie sich auf nichts konzentrieren konnte. Es war eine Erleichterung, als schließlich das Telefon läutete.

Die Stimme ihrer Großtante Beck drang laut und deutlich durch den Hörer an ihr Ohr. »Wo um Himmels willen bist du gewesen? Ich habe dauernd bei dir angerufen, aber du warst nie zu Hause.«

»Der Anrufbeantworter war doch angestellt, du hättest mir eine Nachricht hinterlassen können.«

»Ich hasse diese dummen Maschinen, man fühlt sich wie ein Idiot, wenn man mit jemandem reden muss, der gar nicht da ist. Ich möchte gern Antworten haben, wenn ich Fragen stelle.«

»Jawohl, Ma'am«, erwiderte Cammie und grinste. »Was kann ich für dich tun?«

»Du kannst machen, dass du hierherkommst. Es gibt da etwas, das ich dir schon seit einer Ewigkeit erzählen will. Und wenn ich es nicht bald tue, werde ich noch senil werden und es vergessen. Oder ich sterbe vorher.«

»Das möchte ich sehen.«

»Naseweis«, entgegnete Tante Beck und legte den Hörer auf.

Die alte Dame war besser gelaunt, nachdem Cammie die acht Meilen Landstraße zu ihrem Haus gefahren war. Das einzige, was ihr noch mehr gefiel, als ihre Verwandten auf einen Sprung zu besuchen, war, selbst Besuch zu bekommen.

Tante Beck hatte ihre kleinen Rituale. Sie liebte heißen Tee, eine seltene Gewohnheit in Greenley, wo Eistee bevorzugt wurde. Sie servierte ihn in ihrer antiken georgianischen Silberkanne in Teetassen, die so dünn waren wie Eierschalen. Etwas Leckeres zu essen gehörte dazu, die Damastservietten mit der Stickerei hatte sie selbst genäht.

Cammie genoss normalerweise diese kleine Zeremonie; manchmal, wenn sie den Zauber der alten Familientradition wachrufen wollte, kopierte sie ihre Großtante. Doch jetzt brauchte sie all ihre Geduld, denn Tante Beck weigerte sich, mit ihrer Erzählung zu beginnen, ehe sie nicht ihren besonderen exotischen Tee hervorgeholt, das kochende Wasser darübergegossen hatte und der Tee endlich in den Tassen dampfte.

Schließlich lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück. Sie unterhielten sich über Nebensächlichkeiten, dann wollte Tante Beck Cammies Version von Keiths Tod hören. Sie lauschte besonders aufmerksam dem, was Cammie dazu zu sagen hatte. Danach saß sie einen Augenblick schweigend da und betrachtete Cammie, wobei ihre Augen scharfsinnig blitzten. Als sie dann endlich sprach, hatte ihre Stimme einen ganz anderen Ton.

»Ich habe dir doch erzählt, dass ich Reids Großvater Aaron gekannt habe, nicht wahr? Er war der Sohn von Justin Sayers.«

Cammie fühlte, wie plötzlich eine eigenartige Ruhe über sie kam, wie eine Wolke. »Ich glaube, du hast davon gesprochen.«

»Er war ein so gutaussehender Junge. Ich habe ihm einmal erlaubt, mich zu küssen, draußen hinter dem Schuppen, als ich noch ein leichtsinniges Mädchen war. Aber dann traf ich deinen Großonkel, und aus meiner Beziehung zu Aaron ist nichts geworden.«

Cammie zeigte nur ein oberflächliches Interesse an dem, was ihre Tante zu erzählen hatte. Sie griff nach einem der kleinen Sandwiches und fürchtete schon, ihre unberechenbare Tante würde das Thema wechseln, wenn sie vermutete, dass Cammie sich zu sehr für ihre Schilderung interessierte.

»Ja, also, meine Schwester Maybelle war älter als ich, sie heiratete zuerst, deinen Großvater Greenley. Aber was du vielleicht nicht weißt, ist, dass sie es tat, weil unsere Mutter Lavinia Greenleys beste Freundin war und einer der wenigen Menschen, die zu ihr gestanden haben in den schwierigen Zeiten, nachdem ihr Mann umgebracht worden war. Es war nur natürlich, dass die Kinder dann auch miteinander Umgang hatten.«

»Davon habe ich nie etwas gehört.« Cammie, die gerade in ihr Sandwich beißen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. »Ist es möglich ... erinnerst du dich an Lavinia?«

Ihre Großtante lächelte sehr geheimnisvoll. »Als wäre es gestern gewesen. Meine Mutter wurde schon früh Witwe, sie hat nie wieder geheiratet. Sie und Lavinia hatten viele Gemeinsamkeiten, später sind die beiden viel gereist, durch den ganzen Süden und den Südwesten, sogar bis nach Mexico, in einem zerbeulten alten Ford Coupe. Sie besuchten die alten Plantagen, die damals bereits im Verfall begriffen waren, noch ehe sie unter Schutz gestellt wurden. Sie waren eng befreundet mit Cammie Garrett unten in Melrose, in der Nähe von Natchitoches, du weißt doch, die Frau, die all die Schriftsteller und Künstler aufgenommen hat. Du bist nach dieser Cammie genannt worden, wusstest du das?«

»Nein, das habe ich nicht gewusst

Die alte Dame nickte entschieden. »Alles hat seinen Sinn, das sage ich immer.«

»Also hat Lavinia sich ihr eigenes Leben aufgebaut, als der Skandal endlich vorüber war«, meinte Cammie, um nicht vom Thema abzukommen.

»Oh, sie war schon eine tolle Frau. Es gab kaum einen Politiker damals, den sie nicht kannte, und es passierte auch nicht viel in der Regierung in Baton Rouge, ohne dass sie nicht auch etwas zu sagen hatte. Sie unterstützte Huey Long, als er noch in den Anfängen war - und sie hat jahrelang Verbindung gehalten zu den anderen Mitgliedern seines politischen Stabes. Damals hat sie auch das Land für das Wildreservat zur Verfügung gestellt.«

Cammie beugte sich vor. »Du weißt von der Transaktion mit dem Land?« Tante Beck lachte sie verschmitzt an. »Was glaubst du wohl, warum ich dich heute zu mir bestellt habe?«

»Wegen des Landes, auf dem die Papierfabrik steht?«

»Besonders deswegen. Ich habe noch nie etwas so Lächerliches gehört wie das, was Wen Marston mir erzählt hat. Sie meinte, das Land, auf dem die Fabrik steht, würde dir gehören. Allein der Gedanke, dass Lavinia gar nicht das Recht hatte, das Land wegzugeben, ist absurd. Lavinia war so intelligent wie sonst kaum eine Frau, und Justin Sayers war auch nicht gerade dumm. Warum sollte sie die ganze Sache auf eine so ungeschickte Weise angestellt haben? Das ergibt doch gar keinen Sinn!«

»Ich stimme dir zu, aber wie es scheint, gibt es da ein gesetzliches Problem, wegen einer heimlichen Scheidung.«

»Heimliche Scheidung, von wegen; in meiner Familie war das kein Geheimnis. Gerade du, Cammie, solltest das besser wissen. Um noch einmal zu dem Land zu kommen, ich habe keine Geduld mit all diesen Menschen, die glauben, alles, was Lavinia besessen hätte, stammte von Horace. Ist eigentlich keinem von euch eingefallen, dass dieses Land ihr gehörte?«

Cammie stellte mit einem leisen Klirren ihre Teetasse auf die Untertasse zurück, weil sie fürchtete, sie würde ihr aus der Hand fallen. Sie war benommen, nicht so sehr von der Eröffnung, die ihre Großtante ihr gemacht hatte, als von der Tatsache, dass sie sich wie all die anderen so hatte irren können. »Wenn du sagst, dass das Land Lavinia gehört hat, dann muss sie es ja schon vor ihrer Ehe mit Horace besessen haben, oder sie hat es erst nach ihrer Scheidung gekauft. Aber falls sie es gekauft hat, müßte es darüber irgendwelche Unterlagen geben ...«

Mit hoch erhobenem Kopf saß ihre Tante vor ihr, ihre Augen blitzten geringschätzig. »Sie hat das Land geerbt, als ihre Mutter starb - die Familie ihrer Mutter hat in dieser Gegend genauso lange gelebt wie die Greenleys, vielleicht sogar noch länger. Also machte es keinen großen Unterschied, als Horace sich von ihr auf eine solch hinterhältige Art scheiden ließ. Sie hatte das absolute Recht, ihren Besitz und auch alles andere Justin Sayers zu schenken!«

Cammie nahm die Tasse wieder in die Hand. Sie hielt sie fest und fuhr mit dem Finger der anderen Hand über den Rand. Ihre Stimme klang nachdenklich, als sie sprach. »Ich habe in den letzten Tagen viel über die Affäre der beiden nachgedacht, die Gründe dafür sind wohl offensichtlich. Ich nehme an, niemand weiß heute noch, was damals wirklich passiert ist. Aber da du sie gekannt hast, was glaubst du, warum ist sie zurückgekommen, nachdem sie damals mit Justin weggegangen war?«

»Ich glaube, Lavinia war ihres Sohnes wegen zurückgekommen. Er war noch so klein, noch nicht einmal drei Jahre alt. Es ist schwer für eine Mutter, ein Kind zu verlassen, auch wenn es eines anderen Mannes wegen ist. Natürlich hat Horace den Jungen behalten, er hat ihr nicht einmal erlaubt, ihn zu sehen. Er war kein Mann, der so leicht vergeben konnte.«

»Er hat seine Rache bekommen.«

»Das kann man sagen, obwohl ich nicht glaube, dass er sich daran hat erfreuen können. In diesen Zeiten damals war eine Scheidung eine Sünde, und er war ein gottesfürchtiger Mann.«

»Glaubst du, dass Lavinia ihn deswegen umgebracht hat?«

Tante Beck schwieg so lange, dass Cammie schon glaubte, sie habe ihre Frage gar nicht gehört. Sie wollte sie gerade wiederholen, als die alte Dame weitersprach.

»Damals war alles ganz anders, immerhin ist es schon ungefähr siebzig Jahre her. Es gab keine Krisenzentren, niemand wusste es, wenn ein Mann seine Frau schlug, ganz besonders dann nicht, wenn sie ihn beschämt hatte, weil sie mit einem anderen Mann weggelaufen war. Ich habe meine Mutter oft sagen gehört, Lavinia habe ihren Frieden verdient, denn ihr Leben als verheiratete Frau sei die Hölle auf Erden gewesen. Ich glaube, wenn sie Horace Greenley wirklich umgebracht hat, so hatte sie gute Gründe dafür.«

Cammie dachte eine Weile über die Worte ihrer Tante nach. »Und später?« fragte sie dann. »Warum sind sie und Justin denn nie wieder zusammengekommen? Ich meine, ich weiß, dass er damals schon verheiratet war, aber er hätte sich von seiner Frau scheiden lassen können, wenn er sich überhaupt etwas aus Lavinia gemacht hat. Sie hätten beide zurückgehen können in den Osten und hätten ein neues Leben beginnen können, wenn ihre Liebe zueinander wirklich so groß war.«

»Ich denke, sie hatten eine Menge Gründe. Lavinia ist nie des Mordes angeklagt worden, aber es gab immer den Verdacht. Damals konnte eine anständige Frau sich eine ganze Menge leisten, aber es hätte sicher genauere Untersuchungen gegeben, wenn sie ihren Geliebten geheiratet hätte, noch ehe ihr Mann in seinem Sarg ganz kalt war. Außerdem, die Frau, die Justin geheiratet hatte, war eine nette, liebe Frau, die ein Kind erwartete, sie hatte es nicht verdient, dass ihr Leben zerstört wurde, weil Lavinia einen Fehler gemacht hatte. Aber hauptsächlich, glaube ich, hat Lavinia sich geschämt; sie hat sich geschämt, dass sie Mann und Kind verlassen hatte, dass sie ihr Eheversprechen gebrochen und ein Menschenleben zerstört hatte. Sie hat sich geschämt, dass sie ihre Liebe verraten hat, um zu ihrem Mann zurückzukehren. Sie hatte alles verdorben, verstehst du, deshalb hatte sie es verdient, alles zu verlieren.«

»Glaubst du, dass sie es war, etwas in ihrem Inneren, dass die beiden trennte?«

»Na ja, wenigstens meine Mutter hat das geglaubt. Sie hat immer gesagt, Justin Sayers wäre für Lavinia durch das Feuer gegangen. Es ist wahrscheinlich, dass er seine Ehe aufgegeben hätte, wenn sie es von ihm verlangt hätte. Aber sie hat es nicht getan. Und dann bekam er einen Sohn, und sie konnte nicht von ihm verlangen, sein Kind zu verlassen, weil sie das gleiche nicht für ihn hatte tun können.«

»Ich glaube, ich beginne zu verstehen«, meinte Cammie. »Aber was ist jetzt mit dem Land, auf dem die Papierfabrik steht? Wie paßt das in die ganze Geschichte hinein?«

»Wer weiß ? Das war etwas, das offensichtlich nur die beiden wussten. Obwohl ich mich eigentlich auch schon gefragt habe, ob das nicht so eine Art Wiedergutmachung sein sollte, man könnte vielleicht sagen, es war ein Traum, der einen Traum ersetzen sollte.«

Cammie wechselte einen langen, nachdenklichen Blick mit ihrer Tante. »Dann glaubst du also, dass Reid der rechtmäßige Besitzer der Papierfabrik ist?« fragte sie schließlich.

»Daran gibt es meiner Meinung nach überhaupt keinen Zweifel.«

Cammie trank ihren Tee und stellte die Tasse dann auf den Tisch zurück. Sie beugte sich vor, die verschränkten Hände zwischen ihren Knien. »Ich glaube, ich habe nie etwas anderes erwartet«, sagte sie.

»Hast du schon einmal überlegt ...«, begann Tante Beck, hielt dann aber inne, als müsse sie erst ihre Gedanken sammeln. Dann fuhr sie fort: »Wenn man genauer darüber nachdenkt, Cammie, dann gibt es eine Menge Parallelen zwischen dem, was damals mit Lavinia passiert ist, und deinen Problemen. Ist dir das schon mal aufgefallen?«

»Weil Keith und Justin beide erschossen wurden? Ich glaube kaum ...«

»Ihr beide wart im gleichen Alter, beide hattet ihr euer eigenes Einkommen, beide wart ihr verheiratet und hattet Probleme mit euren Ehemännern. Außerdem habt ihr euch beide mit anderen Männern eingelassen, eure Männer sind beide erschossen worden, und ihr wurdet beide des Mordes verdächtigt. Berührt dich das nicht auch eigenartig?«

»Was willst du damit sagen?«

»Ich mag ja eine zynische und misstrauische alte Frau sein, aber ich frage mich manchmal, ob das nicht jemand absichtlich so geplant hat.«

»O nein, ganz sicher nicht«, widersprach Cammie. Sie glaubte an Reids Vermutung, dass Keiths Spielschulden für seinen Tod verantwortlich waren.

»Es sind schon eigenartigere Dinge geschehen. Du wirst doch vorsichtig sein, nicht wahr? Du darfst keine dummen Risiken eingehen.«

Cammie blickte auf ihre Hände. »Diese ganze Sache ... dieses Problem mit der Papierfabrik, das Verschwinden von Janet Baylor, die fehlenden Unterlagen, Keiths Tod - es ist alles so unglaublich. Aber weißt du, was mich am meisten bedrückt, ist die Art, wie die Leute reden, die Dinge, die sie über mich sagen.«

Das weiße Haar ihrer Tante blitzte silbern auf im Licht, als sie zustimmend nickte. »Reden, das können die Leute am besten. Aber ich habe auch selbst schon gemerkt, mit welcher Gemeinheit darüber gesprochen wird. Es ist nicht normal, das kann ich dir sagen - wie zum Beispiel diese Geschichte, die ich gestern gehört habe, dass du und Reid nackt beim Geschlechtsverkehr im Wald überrascht worden seid, von einem Jäger, der zufällig vorbeikam.«

»Lieber Gott.« Cammie wurde schlecht, als sie hörte, auf welch absurde Weise dieser kleine AnLass hochgespielt worden war.

»Ich habe der Frau, die solche Sachen weitererzählt hat, erklärt, sie hätte einen Verstand wie eine Sickergrube«, erzählte Tante Beck mit höhnischer Stimme. »So etwas kann nicht wahr sein, habe ich gesagt, meine Cammie würde das nicht tun. Aber mir scheint, dass vielleicht jemand absichtlich solche Geschichten verbreitet, aus Gründen, die wir vielleicht noch gar nicht durchschauen können.«

»Du meinst, das alles hängt irgendwie zusammen?«

»Du kannst von mir behaupten, ich sei ein geistesgestörtes altes Frauenzimmer, aber ich verrate dir nur, was ich denke.«

»Manchmal«, meinte Cammie erschöpft, »verspüre ich den Wunsch, mich von der menschlichen Rasse zurückzuziehen.«

»Um die Dinge den Perversen zu überlassen? Das würde denen gefallen. Ich ziehe es eher vor, sie in die Hölle zu schicken.«

Cammie beobachtete ihre Tante, die ganz ruhig ihren lauwarmen Tee aus der dünnen Porzellantasse trank, und sie musste lachen. Es war besser, als in Tränen auszubrechen.

Auf der Fahrt nach Hause wirbelten die Gedanken in ihrem Kopf. Es gab einige Dinge, über die sie mit ihrer Großtante nicht gesprochen hatte. Nicht, weil die alte Dame sich vielleicht nicht dafür interessiert hätte, sondern weil Cammie nur zu gut wusste, wie sie darauf reagieren würde. Und das wollte sie lieber vermeiden.

Zunächst einmal war da der Klatsch. Tante Becks Vermutung, dass absichtlich Gerüchte ausgestreut wurden, ergab einen Sinn. Unter normalen Umständen wurden solche Geschichten von einem zum anderen weitererzählt, aber die Einzelheiten hatten sich mit solcher Geschwindigkeit weiterverbreitet, dass es wirklich erstaunlich war. Und obwohl diese Geschichten natürlich sehr verzerrt wiedergegeben wurden, so besaßen sie doch alle einen Funken Wahrheit. Es schien gut möglich, dass derjenige, der diese Sachen verbreitete, kein Fremder war. Sie Hasste diesen Gedanken zwar, aber sie musste sich ihm stellen.

Es musste einen Menschen geben, der zu jeder Zeit in ihrer Nähe war und ganz genau wusste, was sie tat, wann und wie.

Und dann war da die verblüffende Ähnlichkeit zwischen ihren Schwierigkeiten und den Problemen, die ihre Urgroßmutter zu erdulden hatte. Sie bekam eine Gänsehaut, wenn sie daran dachte, dass jemand ihr Leben manipulierte, dass jemand Ereignisse und Umstände so arrangierte, dass das gleiche, tödliche Ergebnis dabei herauskam. Welchen Grund konnte dieser Mensch nur haben?

Ihr fielen auf den ersten Blick nur zwei Gründe ein. Der erste war Arroganz, ein Bedürfnis, Gott zu spielen, um einen überspannten Trieb zu befriedigen, ihr angst zu machen, wenn sie die Gemeinsamkeiten erkannte. Der zweite Grund war, es so aussehen zu lassen, als würde sie in Lavinias Spuren treten und versuchen, den Mord, den man Lavinia nie hatte nachweisen können, nachzuahmen.

Es gab nur einen Menschen, der eine bessere Möglichkeit hatte als alle anderen, die Ereignisse zu lenken und die Parallele zu schaffen, auf die ihre Tante Beck sie aufmerksam gemacht hatte.

Es gab einen Mann, der den triftigsten Grund hatte, die öffentliche Meinung gegen sie aufzuwiegeln, der es darauf anlegen würde, sie in der Öffentlichkeit als unmoralisch und eines Mordes schuldig dastehen zu lassen.

Der Grund dafür war Geld.

Der Mann war Reid.

Cammie fuhr nicht nach Hause, sie lenkte ihren Wagen in Richtung auf das Fort. Sie würde keine Ruhe geben, bevor sie nicht eine Antwort auf ihre Vermutungen gefunden hatte. Und wenn diese Antwort ihr Herz beruhigen würde, so gab es einige Dinge, die Reid über Lavinia und Justin erfahren sollte.

Niemand öffnete ihr, als sie an der Tür läutete. Sie ging um das große Haus herum, um nachzusehen, ob Reids Jeep in der Garage stand. Erst dort bemerkte sie den Geruch nach Rauch, der in der Luft lag, wie ein graublauer Nebel stieg er in der Dämmerung auf.

Sie blieb stehen und sah sich um. Im Haus schien alles in Ordnung zu sein, auch in der Garage und der angrenzenden Werkstatt. Der dicke Rauch schien von einer Stelle im hinteren Teil des Grundstückes aufzusteigen, in der Nähe des Waldes. Mit besorgt gerunzelter Stirn ging Cammie in diese Richtung.

Die Luft war kühl, doch aus dem Boden stieg noch eine Woge duftender Wärme auf, eine Erinnerung an die Sonne des Tages. In der Stille hörte man das Summen der Insekten und den Frühlingsgesang der Baumfrösche. Der Wald war voller Schatten in der aufkommenden Dunkelheit. Tief atmete Cammie den Duft von Geißblatt und feuchter Erde ein, von Gras und Büschen und auch den beißenden Geruch nach Rauch. Es war beinahe genug, um ihr den Frieden zurückzugeben. Beinahe.

Zuerst sah sie den roten Feuerherd. Es war eine ziemlich große Flamme, die hell brannte. Der Boden um das Feuer herum war freigemacht worden, um zu verhindern, dass sich das Feuer durch Funken und kleine brennende Holzstücke ausbreitete. Ein Mann trat aus dem Schatten und warf einen Armvoll trockener Äste ins Feuer. Als die Flamme aufleuchtete und das Holz knisterte und Funken zum Himmel stiegen, warf das Feuer einen goldenen Schein auf Reids Gesicht, seine Arme und seinen nackten Oberkörper.

Er räumte das Unterholz unter einer Baum reihe weg, die um das Fort herum gepflanzt worden waren. Eine Axt und eine kleine Kettensäge lagen neben ihm. Sie hätte wissen sollen, dass er Kontrolle hatte über das, was hier geschah.

Mit schnellen Schritten ging sie weiter, bis sie im Schein des Feuers stand. Dort blieb sie stehen und wartete.

»Ich dachte«, sagte er halb belustigt, während er nach noch mehr Ästen griff, »dass wir vernünftig handeln sollten und nicht zusammen gesehen werden wollten. Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich mich vorher gewaschen.«

Cammie hatte ihre Abmachung beinahe vergessen, oder eher, sie war von anderen Dingen verdrängt worden. »Ich werde nicht lange bleiben, ich musste nur mit dir reden.«

»Ich beklage mich doch gar nicht.« Mit einem Arm deutete er auf die freie Fläche hinter sich. Er warf den Armvoll Holz ins Feuer, dann ging er zu dem Baum hinüber, an dessen Ast er sein Hemd gehängt hatte. Er schlug es aus, dann legte er es auf den Boden unter eine große Kiefer. Als sie zögernd näher trat, meinte er: »Wir könnten auch ins Haus gehen, aber ich möchte lieber in der Nähe des Feuers bleiben, bis es ganz heruntergebrannt ist.«

»Wird es dir nicht zu kalt?« Sie ließ ihre Blicke für einen Augenblick auf seinem muskulösen Oberkörper ruhen, auf dem eine dünne Schweißschicht glänzte. Das feine krause goldene Haar leuchtete im Feuerschein rötlich auf.

Er lächelte ein wenig traurig, als sich ihre Blicke trafen. »Ich habe gearbeitet«, meinte er. »Außerdem ...«

»Was?«

»Ach, nichts.« Er vermied es, sie noch weiter anzusehen, sekundenlang legte er eine Hand auf ihren Arm, um ihr anzudeuten, dass sie sich auf den Boden setzen sollte. Er hockte sich neben sie, ließ jedoch einen kleinen Abstand zwischen ihnen, nicht zu offensichtlich, doch groß genug, damit sie sich nicht aus Versehen berührten.

Reid hatte sagen wollen, dass sie ihn wärmte. Es war nett, das zu wissen, da sie die körperliche Anziehungskraft zwischen ihnen fühlte, die wie eine unterschwellige, elektrische Spannung war. Sie riß sich zusammen und erzählte ihm von ihrer Unterhaltung mit Tante Beck, dann wartete sie, was er dazu zu sagen hatte.

»Sie ist eine schlaue alte Lady.« Seine Stimme verriet nichts von seinen Gedanken.

»Ja, aber hat sie recht?«

Er nahm einen abgestorbenen Zweig in die Hand und brach kleine Stückchen davon ab und warf sie auf den Boden. Dann blickte er zum Feuer und wandte schließlich seine Aufmerksamkeit wieder dem Zweig zu. »Wie kannst du von mir eine Antwort darauf erwarten, Cammie? Ich weiß es nicht.«

Sie wusste es auch nicht. Warum war sie dann überhaupt gekommen?

Weil sie nicht von ihm wegbleiben konnte. Weil sie sich weigerte, sich von anderen Menschen vorschreiben zu lassen, was sie zu tun hatte. Weil sie den unwiderstehlichen Drang verspürte, gefährlich zu leben, weil sie bisher immer so sicher gewesen war.

All das und noch viel mehr.

Was sie wollte, das wurde ihr jetzt klar, war viel mehr eine Bestätigung als Antworten. Und sie war nicht sicher, ob er ihr diese Bestätigung mit Worten überhaupt würde geben können.

Ein abgestorbenes, zusammengerolltes Blatt steckte in seinem Haar, Cammie hob die Hand und wischte es weg, dann fuhr sie mit den Fingerspitzen über die feinen blonden Haare über seinem Ohr, die feucht und dunkel waren vor Schweiß. Das schmerzliche Verlangen, das sie fühlte, war so eindringlich, auch wenn sie nicht sagen konnte, ob es körperlichen Ursprungs war oder nur von ihren Gefühlen diktiert wurde.

An seinem Gesicht war deutlich abzulesen, dass er verstand, was sie zu ihm geführt hatte. Er nahm ihre Hand und drückte einen schnellen Kuss auf ihre Finger, dann legte er sie an seine Brust. Unter seiner erhitzten Haut fühlte sie seinen gleichmäßigen Herzschlag. »Ich möchte dich in meine Arme nehmen«, flüsterte er rauh. »Aber ich bin viel zu schmutzig.«

Auf seinen Schultern lag ein feiner Staub aus Asche, und er roch nach Rauch und gesunder warmer Männlichkeit. Der Duft nach frischer Luft und frischem Eichenholz und Gras war beinahe wie ein Liebeselixier.

»Das macht mir nichts«, erklärte sie und legte beide Hände gegen seine Brust, nahm seine Wärme in sich auf und das Gefühl, ihm nahe zu sein, ehe sie sich vorbeugte und ihm ihren Mund zum Kuss bot.

Es war nur eine kurze Berührung, doch fühlte sie sie in ihrem ganzen Körper. »Du schmeckst nach Tee und Kuchen, ich könnte dich mit einem einzigen Happen aufessen.«

»Tu es doch«, murmelte sie und strich mit der Hand über seine Schulter, um ihn an sich zu ziehen.

Er setzte sich auf den Boden neben sie. Es lag noch etwas mehr als nur Humor in seiner Stimme, als er sie warnte: »Vorsicht. Wir haben an einem solchen Ort noch etwas zu Ende zu bringen.«

»An mehreren solcher Orte«, stimmte sie ihm zu und dachte wieder an die wilde Anziehungskraft, die sie an ihrem ersten Abend gefühlt hatte, als sie vor Keith davongelaufen war, und auch später, als sie ihn im Wald hinter ihrem Haus entdeckt hatte und sie im Dunkeln gesessen und geredet hatten. An all das erinnerte sie sich noch genausogut wie an den Nachmittag, an dem sie im Wald entdeckt worden waren.

»Du auch?« fragte er und lachte leise, dann legte er eine Hand um ihre Taille. »Was für eine Verschwendung.«

»Dann solltest du jetzt lieber keine Zeit mehr verschwenden«, flüsterte sie und schmiegte sich an ihn. Sie musste ihn einfach berühren, wollte seinen starken Körper an ihrem fühlen.

Er kam zu ihr, rollte sie auf den Rücken und gab ihr das, was sie brauchte. Als sie seine Erregung fühlte, sein Gewicht auf ihrem Körper, schlug das Verlangen heiß über ihr zusammen.

Sie weigerte sich, an die Folgen zu denken, schob alle Zweifel weit von sich und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter, hielt ihn eng umschlungen und legte die Beine um seine muskulösen Schenkel. Die Sehnsucht, dass er all das sein möge, was sie sich vorstellte, alles, was sie brauchte, saß wie eine große Leere tief in ihrem Inneren, und nur er konnte diese Leere füllen.

Besorgnis klang aus seiner Stimme, als er ihr zuflüsterte: »Cammie, was ist los?«

»Nichts, alles. O Reid ... bitte küss mich und hör nicht mehr auf. Hör nie wieder auf.«

Sie fühlte, wie er zögerte, und wusste, er ahnte, welchem Mißtrauen sie zu entfliehen versuchte. Und sie fühlte auch, wie sich seine wütende Verzweiflung in Leidenschaft verwandelte.

Er stützte sich auf, seine breiten Schultern hielten das schwindende Licht ab und verwehrten ihr auch die Aussicht auf das Fort.

Seine Hände waren fest und bestimmt. Er kannte sie jetzt, wusste, welche Zärtlichkeiten die Leidenschaft in ihr weckten, wusste, wie er sie berühren musste, damit ihre Knie weich wurden und sie in seinen Armen nachgiebig und sorglos wurde.

Doch das galt auch für sie. Sie wusste, wie sie ihn necken und quälen konnte, wie sie ihn bis an den Rand seiner mühsam aufrechterhaltenen Kontrolle bringen konnte.

Er schob eine Hand unter den Jeansrock, den sie zu ihrem grünen Pullover trug, und legte sie auf die sanfte Erhebung, die er dort fand. Mit einem Finger strich er darüber, dann schob er ein Knie zwischen ihre Schenkel, um besseren Zugang zu finden. Cammie gab ohne zu zögern nach und keuchte dann voller Lust auf, als er seinen Finger unter das Gummiband ihres Höschens schob, um sie noch intimer berühren zu können.

Sie hob den Kopf ein wenig und suchte mit den Lippen den harten Kegel seiner Brustwarze. Mit der Zunge strich sie darüber, dann saugte sie sanft daran. Gleichzeitig öffnete sie mit einer Hand den Knopf seiner Jeans und zog den Reißverschluß herunter. Dann schob sie ihre Hand unter das Gurtband seiner Unterhose, umschloss seine warme, harte Erregung, streichelte und rieb sie.

Er schob einen Finger in ihre feuchte Weichheit. Die Muskeln ihres Unterleibes zogen sich zusammen, schlössen sich um den Finger, der sie streichelte und erregte. Seine Handfläche drängte sich fest und rhythmisch gegen sie.

Sie hob den Kopf. Er legte seine Lippen auf ihre, küsste sie, streichelte sie mit der Zungenspitze, bis ihre Lippen prickelten. Dann schob er ganz langsam seine Zunge in ihren Mund, zog sich wieder zurück, in einem Rhythmus, der sie heiß erregte und ihr alles versprach.

Sie stöhnte leise auf, hob ihre Hüften seiner streichelnden Hand entgegen. Er brummte, dann lösten sich seine Lippen von ihren, und er küsste eine ihrer Brustspitzen, nahm sie zwischen seine Zähne, und sie fühlte seinen warmen Atem durch die dünne Seide ihres Büstenhalters.

Und dann war es ihnen plötzlich zuviel und dennoch nicht genug. Voller Ungeduld zerrten sie die störenden Kleidungsstücke beiseite. Heiß und hart und voller Leidenschaft gaben sie sich einander hin. Er bewegte die Hüften, drang tief in sie ein, immer noch tiefer, bis in ihr Innerstes. Sie öffnete sich ihm, nahm ihn auf in das sanfte Herz ihres innersten Wesens.

Es war ein leidenschaftliches Ringen, eine wilde, kämpferische Ekstase, eine flehende, sinnliche Begierde, eine schmerzliche Sehnsucht, die Dinge mit Gewalt in Ordnung zu bringen. Fleisch an Fleisch trieben sie einander zum Höhepunkt, auf der unerbittlichen Suche nach Antworten, die sich ihnen entzogen.

Und dennoch war es eine herrliche Vereinigung, eine wunderbare Verstrickung von Körper und Geist.

Es war großartig. Es war Fleisch gewordene Sinnlichkeit. Es war eine Verbindung, aus der es kein Entkommen gab, keine Erlösung.

Und auch kein Zurück.