17. KAPITEL

Sie war hier gewesen. Und jetzt war sie einfach weg. Malachi starrte die Tür an, als könne er dort eine Art Abbild von Ayla entstehen lassen, wenn er sich nur genügend anstrengte. Hatte sie mit Schwermut auf seine schlafende Gestalt zurückgeblickt? Mit Bedauern? Oder war sie in die Dunkelheit hinausgestürzt, ohne auch nur einen weiteren Gedanken an ihn zu verschwenden, einzig und allein von dem Ansinnen getrieben, so schnell wie möglich wieder in ihre Elfenwelt zu kommen, ein Reich, in dem es für ihn keinen Platz gab?

Seiner überdrüssig geworden, hatte sie sich von ihm abgewandt, ihn fallen lassen. Ihre Neugierde ausreichend befriedigt, war sie in das Leben zurückgekehrt, das sie insgeheim immer hatte führen wollen und in dem er nicht vorkam.

Nein, das konnte er nicht glauben. Sie war ihm doch bis hierher gefolgt, aus demselben Grund, aus dem er zu ihr gegangen war. Weil sie beide es nicht ertrugen, vom anderen getrennt zu sein, weil keiner von ihnen als Einzelwesen überleben konnte. Sie mussten zusammen sein, oder sie würden zugrunde gehen.

Keller krabbelte aus seiner Schlafnische und zündete sich eine seiner Zigaretten an. Er sagte sehr lange nichts, was Malachi nicht im Geringsten störte. Welche der nutzlosen Weisheiten, die der Mensch von sich geben mochte, würden schon helfen und den Schmerz seines verletzten Stolzes lindern?

„Wirst du ihr hinterhergehen?“, fragte Keller, als seine Zigarette halb heruntergebrannt war.

Malachi gab ihm keine Antwort.

Das hinderte Keller nicht daran, weiterzuschnattern. Inzwischen war Malachi zu der festen Überzeugung gelangt, dass der Mensch sogar mit einem Kochtopf sprechen würde, sofern er einen fand, der hübsch genug war, um mit ihm eine Unterhaltung zu beginnen. „Hab ich dir eigentlich schon erzählt, wie ich meinen Arm losgeworden bin?“

Den Kopf nur wenige Zentimeter drehend, warf Malachi ihm einen entnervten Seitenblick zu.

Keller ignorierte das geflissentlich. „Also, es hat ziemlich gedauert, ehe ich langsam dahinterkam, wie die Dinge hier unten so laufen. In der ersten Zeit lebte ich hauptsächlich von Abfällen, die ich auf dem Streifen zusammenklaubte, und war ständig damit beschäftigt, mich vor all den unheimlichen Kreaturen zu verstecken, von denen ich lauter üble Geschichten gehört hatte. Ich meine, ich wusste, was sich im Untergrund so alles rumtreibt, aber wer hätte gedacht, dass ich eines Tages selbst dort lande, nicht? Tja, und da war ich, auf einmal mitten unter ihnen.“ Er blies zwei Rauchkringel in die Luft und sah zu, wie sie sich auflösten. „Ich brauchte fast ein Jahr, um rauszufinden, dass ich nicht der einzige Mensch war, den es hierher verschlagen hat. Weil die anderen, total verdreckt und in den Lumpen, die ihnen bald vom Leib fallen, mit denen aus der Oberwelt, wo ich ja herkam, nicht mehr viel gemeinsam haben. Deshalb fiel mir eine ganze Weile überhaupt nicht auf, dass einige dieser Gestalten so sind wie ich. Aber dann traf ich dieses Mädchen. Winterrose. Ach, eine echte Schönheit war sie, meine kleine Zigeunerin. Reichte mir gerade mal bis zur Schulter. Und sie hatte diese tollen langen Haare – fast schwarz, nur im richtigen Licht konnte man sehen, dass sie in Wirklichkeit blutrot waren, eine leuchtende Kaskade aus Locken, die ihren Rücken hinunterhingen. Das erste Mal bin ich ihr bei einem Stand auf dem Streifen begegnet, als sie gerade dabei war, ein paar Esswaren mitgehen zu lassen. Mann, war die fix, ich wusste im ersten Augenblick gar nicht, was los ist.“ Er kratzte sich mit seiner Metallhand am Kopf. „Jedenfalls, ich war mal wieder am Verhungern und bin ihr nach. Selbst wenn sie mir nichts von ihrer Beute abgibt, dachte ich mir, vielleicht zeigt sie mir wenigstens, wie sie das gemacht hat. Könnte ja sein. Sie lief in die Darkworld, aber das kümmerte mich in dem Moment nicht. Ich folgte ihr trotzdem und hielt mich dabei für einen ganz ausgebufften Typen, einen unsichtbaren Schatten oder so. Pustekuchen, sie wusste die ganze Zeit, dass ich hinter ihr bin. Sie hat mich schnurstracks in ihr Lager geführt, und ich bin dann bei ihr und ihren Leuten geblieben, bis … Gott, das müssen so ungefähr sechs Monate gewesen sein. Und eines Morgens dann wache ich auf, und alle sind weg. Das ganze Lager leer, verlassen. Die hatten bei Nacht und Nebel ihre Sachen gepackt und sind abgehauen. Aber sie hatte ein Andenken an mich mitgenommen. Meinen Arm. Sie muss mich unter Drogen gesetzt haben, ich fühlte nicht mal, dass da ein Stück von mir fehlte.“

Malachi runzelte skeptisch die Stirn. „Was sollte sie mit deinem Arm wollen?“

„Sie war ein Fleischsammler, genau wie der Rest ihrer Sippe. Ich wusste nichts davon, sie haben es natürlich vor mir geheim gehalten. Die Zigeuner hier unten, die sind anders als die auf der Oberfläche. Oben nehmen sie dir dein Geld ab, hier deine Arme oder Beine. Wenn sie dich nicht gleich komplett in deine Einzelteile zerlegen. Ich hatte Glück, dass die Kleine mich wirklich mochte und die anderen wohl davon abgehalten hat, noch mehr zu ‚ernten‘.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich machten sie Geschäfte mit den Wiedererweckern, die immer reichlich Futter für ihre auferstandenen Toten brauchen.“

Keller seufzte und drückte seine Zigarette aus. Das war gut, Malachi hasste den stinkenden Qualm. „Jepp“, sagte der Mensch mit einem weiteren tiefen Seufzer. „Arm ab oder nicht, ich hätte sie suchen sollen. Ich hab sie geliebt.“

„Du versuchst mich dazu zu bringen, Ayla nachzulaufen. Aber sie hat mir nicht den Arm abgeschnitten. Sie hat mich nicht gebeten, ihr zu folgen. Sie ist gegangen, obwohl sie wusste, dass ich es nicht wollte.“ Malachi wandte das Gesicht wieder der Tür zu. „Wenn sie nicht bei mir bleiben will, warum sollte ich ihr nachjagen?“

Keller ging zu einer der Werkbänke und begann Schubladen aufzuziehen und wieder zu schließen, Schrauben und andere Dinge zu sortieren, kurz, sehr beschäftigt auszusehen, ohne tatsächlich etwas zu tun. Es schien ein besonderes Talent der Menschen zu sein. „Ich glaube, sie hat sich aus dem Staub gemacht, weil sie Angst hatte, was mit dir passieren könnte, wenn ihre Verfolger dich hier finden.“

Malachi machte ein Geräusch, das ausdrücken sollte, dass er anderer Meinung war.

„Denk, was du willst. Deine Entscheidung, was du tust oder lässt. Ich sage ja nur, in sechzig Jahren, wenn du immer noch bereust, nichts unternommen zu haben, dann wird es zu spät sein. Nicht für sie, aber du, du bist dann ein verbitterter alter Knacker. Quäl dich nicht mit Vermutungen, ehe du nicht weißt, ob sie wirklich stimmen. Und das kann nur sie dir sagen. Das ist alles, was ich dir raten kann.“

Keller nahm seine Anglerhosen vom Haken und stieg hinein, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

Gut. Dieser unwissende Mensch vereinfachte die Dinge viel zu sehr. Verstand er denn nicht, dass Malachi jetzt schon zum zweiten Mal Gefahr lief, seine zerbrechlichen menschlichen Gefühle in den Boden stampfen zu lassen, wenn er Ayla folgte? Dass er dann vielleicht sein ganzes Dasein damit verbringen würde, zu hoffen, stets in dem Wissen, dass ein kleiner Luftzug des Schicksals genügte, um diese Hoffnung für immer zu zerstören?

„So ist das Leben, Mac“, sagte Keller leise, während er nach seinem beleuchteten Plastikhut griff. „Zumindest für uns niedere Sterbliche. Und du kannst entweder zusehen, wie deine Hoffnungen eine nach der anderen zerplatzen wie Seifenblasen, endlos immer neue Scheiße auf dich runterregnen lassen, oder du kapselst dich ab, so gut es geht.“

„Das ist es, was du getan hast“, stellte Malachi fest, verärgert darüber, dass der Mensch wieder einmal ungefragt seine Gedanken gelesen hatte. „So überlebst du.“

„Ja, ich überlebe“, bestätigte Keller, setzte den Hut auf und schaltete die Lampe daran ein. „Aber ich würde es nicht Leben nennen.“

Er stieß mit seiner Metallhand die Tür auf, sah Malachi kurz an und machte dann mit der anderen eine ermunternde Bewegung. „Ich muss jetzt los. Wenn du willst, kann ich dich bis zum Streifen begleiten.“

„Sie ist jetzt hier, Eure Hoheit.“

Garret drehte den Kopf, nur ein kleines Stück, sein Nacken war steif von den vielen Verbeugungen, mit denen er sich bei den zahlreichen Trauergästen hatte bedanken müssen. „Danke. Bringt sie in den Thronsaal.“

Peinlich genau achtete er darauf, „den Thronsaal“ zu sagen und nicht etwa „meinen Thronsaal“. Er würde diese Angelegenheit mit allergrößtem Bedacht angehen, bis er offiziell gekrönt wäre. Erst nachdem er widerstrebend die schwere Bürde auf sich genommen hätte, König der Lightworld zu werden, konnte er es sich leisten, seine Wachsamkeit ein wenig zu reduzieren.

Er erhob sich aus seiner knienden Position, in der er so lange zugebracht hatte, dass ihm jetzt, beim Aufstehen, die Beine schmerzten. Den gesamten Nachmittag, als die Heiler sich endlich mit der Wirkungslosigkeit ihrer Gesänge und Rituale abgefunden und begriffen hatten, dass nichts die Königin wieder lebendig machen konnte, nachdem im Anschluss ihre Zofen mit Tränen in den Augen ihren vertrockneten schwarzen Korpus ein letztes Mal in neue Gewänder gehüllt hatten, war Garret nicht von der Seite seiner toten Schwester gewichen. Er hatte neben ihrer Bahre ausgeharrt, den Kopf auf die zusammengefalteten Hände gestützt, hin und wieder von einem heiseren Schluchzer geschüttelt, um seine tiefe Trauer vor den Höflingen und Gewöhnlichen zu demonstrieren, die sich in einem schier endlosen Strom in der großen Halle einfanden, um der Königin ihren Respekt zu zollen.

Respekt. Hätten sie Mabb gekannt, wäre es mit ihrem Respekt nicht allzu weit her gewesen. Ihre Launen, die in Windeseile wechselten, ihre Weigerung, sich logischen und rationalen Wahrheiten zu stellen, wenn man sie damit konfrontierte. Ihre fanatische Überzeugung, eines Tages würde sie die Elfen zur Inbesitznahme der Oberfläche führen, obwohl ihr einziges Interesse hübschen Kleidern und rauschenden Festen galt und sie darauf all ihre Energie verwendete. Solch ein Verhalten verdiente wohl kaum Respekt.

Früher einmal, da wäre sie der Ehrerbietung, die ihr jetzt zuteilwurde, vielleicht würdig gewesen. Aber diese Zeit war lange vorbei.

Der Thronsaal war wie die meisten größeren Räume im Palast eines der feuchten, höhlenartigen Gewölbe, welche die Menschen in die Erde gegraben hatten, als sie noch ihnen allein gehört hatte. Doch Mabb war sehr darum bemüht gewesen, ihm eine gewisse erhabene Schönheit zu verleihen. Einer der wenigen „lobenswerten“ Verdienste, die sie Garrets Ansicht nach während ihrer Regentschaft zustande gebracht hatte. In den alten Tagen, als es zunächst noch so ausgesehen hatte, als könnten ihre Differenzen mit der Oberwelt beigelegt werden und ihre Händler sich noch frei zwischen beiden Welten bewegen, hatte Mabb die Wände dieses Raumes mit polierten Amethystplatten auskleiden und auf dem Boden blanke Quarzplatten verlegen lassen. Diese beiden Steinarten liebte sie ganz besonders, wegen der sanften Energie, die sie ausstrahlten, und natürlich, weil sie begehrte Statussymbole waren. Sie hatte geglaubt, indem man sich mit Amethyst umgab, demonstrierte dies dem Gegenüber, dass man Zugang zu den übersinnlichen Kräften hatte, die dem Stein innewohnten. „Niemand wird es wagen, mich zu belügen, wenn er denkt, ich durchschaue jeden Versuch sofort“, hatte sie ihn einmal selbstgefällig wissen lassen, und er konnte sich gerade noch davon abhalten, ihr unter die Nase zu reiben, mit wie vielen teilweise wirklich dreisten Schwindeleien er schon bei ihr durchgekommen war. Wahrscheinlich war das aber genau ihre Absicht gewesen, nämlich diese Reaktion zu provozieren, sodass sich ein Lügner selbst verriet.

Der Thron selbst bestand ebenfalls aus Quarz, ein riesiger roher Klotz, zwar ausgemeißelt, geschliffen und poliert genug, um bequem zu sein, aber mit scharfen Ecken und Kanten an den Außenseiten und Armlehnen, wie bedrohliche Zacken, die jeden warnen sollten, der auf die Idee kam, sich zu nah heranzuwagen. Er war mit den Elfen zusammen aus den Astralwelten in diese hineingesaugt worden, und Mabb hatte sich nicht von ihm trennen wollen, als sie ihren unterirdischen Palast aufbaute. Auf der Rückseite zog sich ein langer Riss durch den Stein, dort, wo er vom Anführer der Menschen namens Madaku Jah während des Aufstiegs seiner Rasse beschädigt worden war. Dass es einem dieser sterblichen Wesen gelungen war, sich unbemerkt in den damals noch auf der Oberfläche stehenden Palast zu schleichen und die Königin um ein Haar zu vernichten, hatte den entscheidenden Wendepunkt in diesem Krieg bedeutet.

Nun ließ sich Garret auf eben diesem Thron nieder, seine Körperhaltung aufrecht und beherrscht, sein Gesicht jedoch von Kummer und Erschöpfung gezeichnet, zweifellos das eines gebrochenen Mannes. „Wie niedergeschlagen er aussieht“, würden sie sich gegenseitig zuflüstern. „Und doch so entschlossen und stark.“

Er unterdrückte ein Lächeln, das seine Lippen umspielte, nur eine Sekunde bevor die Flügeltüren sich öffneten.

Zwei Wachen führten Ayla herein, jede von ihnen ein Ende des Strickes haltend, der um ihren Körper geschlungen war.

Garret wäre es unmöglich gewesen, sie zu erkennen, wenn man ihm nicht gesagt hätte, wer da vor ihm stand, denn sie trug ein befremdliches Menschengewand, das ihre Flügel vollständig verdeckte, und über ihren Kopf war eine Kapuze gezogen. In ihrem Gefolge strömte ein tobender Pulk aus Höflingen und Angehörigen des gewöhnlichen Volkes in den Saal. Einer der Wachleute zog mit einem kräftigen Ruck an seinem Teil des Strickes, worauf Ayla stolperte und auf die Knie stürzte. Die Zuschauer jubelten, doch Garret verspürte einen unerwarteten Stich des Mitleids in seiner Brust.

„Genug!“ Er sprang auf und befahl dem anderen Wachmann: „Du! Hilf ihr wieder hoch und dann binde sie los. Und nimm ihr diese lächerliche Kapuze ab.“

Ein Raunen ging durch die Menge. Entweder aus Entrüstung über seine ungerechtfertigte Milde oder weil er ihnen schlichtweg leidtat. Wahrscheinlich Letzteres.

Der Wachmann tat, wie ihm geheißen. Als er zum Schluss die Kapuze entfernte, war Ayla noch immer kaum wiederzuerkennen. Ihre Nase war gebrochen und blutig, die Augen zu zwei dicken bläulich roten Wülsten zugeschwollen. Eingetrocknetes Blut klebte an ihrem Mund, und ihr Kopf schwankte von einer Seite zur anderen, während sie versuchte, sich auf den Beinen zu halten.

Das erschrockene Aufbegehren der Umstehenden bestätigte Garrets Vermutung. Sie bemitleideten ihn, weil seine Gefährtin so tief gesunken war und er zu allem Überfluss nun auch noch dieses Elend zu ertragen hatte.

Mabbs – sein – Konzil stand etwas abseits in Wartestellung, sich klar von dem ganzen Spektakel distanzierend. Einer von ihnen, ein sogar für seine Rasse ausgesprochen kleiner und feister Kobold, dessen Namen Garret immer vergaß, räusperte sich und trat vor. „Als stellvertretender Regent ist es Eure Pflicht, ein Urteil über sie zu fällen, das Euch angemessen erscheint. Wenn das, was Ihr uns mitgeteilt habt, der Wahrheit entspricht, wenn sie einen Darkworlder weder daran gehindert hat, unsere Grenze zu überschreiten, noch sich mit ihr zu vereinen, wenn Eure Schwester, die Königin, durch ihre Hand starb, dann müsst Ihr sie dieser Vergehen anklagen und sie bestrafen.“

„Die Königin …“ Ayla röchelte und hustete, griff an ihren wunden Hals und richtete sich so gerade wie möglich auf, bevor sie, in einem deutlich gefassteren Tonfall, der jeden der Anwesenden gespannt an ihren Lippen hängen ließ, sagte: „Ich habe die Königin nicht getötet.“

„Lügnerin!“, schrie eine schrille Stimme über das Gewirr ähnlicher Bezichtigungen hinweg. Aber Ayla ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, sondern zeigte sich betont unbeeindruckt. Auch sie konnte dieses Spiel spielen, vielleicht ebenso gut wie Garret.

„Ayla.“ Er ließ seine Stimme absichtlich versagen, als er ihren Namen aussprach, und versuchte, deutlich erkennbar, aber nicht zu übertrieben, sich zusammenzunehmen. Zu was für einem grandiosen Theaterstück sich diese Begegnung hier entwickelt hatte! „Ayla, dir wird vorgeworfen, einen Mordanschlag auf die Königin des Elfensektors verübt zu haben. Darüber hinaus hast du einer Kreatur der Darkworld dabei geholfen, unsere Grenzen zu übertreten. Und …“ Er stieg langsam von der erhöhten Plattform hinab, auf der der Thron stand, sein Gesichtsausdruck voller Gram und tiefer Enttäuschung. „Und aus freien Stücken bei dieser Kreatur gelegen.“

Ein erneuter empörter Aufschrei aus der Menge. Garret aber hörte ihn kaum, er war viel zu fixiert auf Ayla und den Hass in ihren Augen. Hass! Trotz dieser einmaligen Chance, die er ihr angeboten und die sie in ihrer Sturköpfigkeit einfach weggeworfen hatte.

Er hob eine Hand, um Ruhe in den Saal zu bringen. „Dies sind schwerwiegende Anschuldigungen. Tatsächlich so gravierend, dass ich mich, angesichts meines – unser aller – schrecklichen Verlustes momentan nicht weitergehend damit auseinandersetzen kann. Genauso wenig aber darf ich ein Urteil verhängen, ohne vorherige gründliche Abwägung aller Fakten. Deshalb lautet meine vorläufige Entscheidung, dass du, Ayla, in Gefangenschaft bleiben wirst, bis zu einem Zeitpunkt, zu dem diese Angelegenheit vollständig aufgeklärt und deine Strafe so unbeeinflusst von persönlichen Gefühlen festgelegt werden kann, wie es mir unter diesen Umständen möglich ist.“

Abermals schwoll ein missbilligendes Grollen unter den Anwesenden an, und Garret brüllte, um sich Gehör zu verschaffen: „Bitte! Ich bitte euch, versetzt euch doch einmal in meine Lage!“ Diese Worte ließen sie beinahe augenblicklich verstummen. „Meine geliebte Schwester wurde … auf bestialische Art und Weise ermordet. Meine Gefährtin zu mir zurückgebracht, nachdem sie aus der Lightworld geflohen war. Bitte, lasst mich um meine Schwester trauern, bevor ich die einzige Seele verdammen muss“, er hielt inne und sah Ayla direkt in die Augen, um sicherzugehen, dass sie die Tragweite seiner Worte erkannte, „die ich mehr geliebt habe als mein Leben.“

Sie spuckte ihm ins Gesicht.

Damit war ihr Schicksal besiegelt, stellte er zufrieden fest, als die Wachen sie grob wieder fesselten und durch die zeternde, geifernde Menge zum Ausgang schubsten. Hätte sie angefangen zu weinen, wäre das natürlich auch ihr Ende gewesen. Aber diese offene Auflehnung, oh, wie man sie dafür verabscheuen würde.

Als der Saal sich schließlich geleert hatte und die großen steinernen Türen hinter dem letzten Schaulustigen zufielen, nahm Garret wieder auf seinem Thron Platz und lächelte selbstzufrieden in sich hinein.

Die Zellen im Kerker des Elfenreiches waren kalt und düster, und die wenigen Fackeln, die für eine spärliche Beleuchtung sorgten, verströmten einen durchdringenden Geruch nach Qualm und Ruß. Das Bett bestand aus achtlos auf den Boden geworfenen Lumpen, zu essen gab es nichts weiter als pappiges Brot und Wasser. Kurz gesagt, ihre Unterbringung bedeutete für Ayla lediglich einen geringfügigen Abstieg im Vergleich zu dem, woran sie ohnehin ihr ganzes Leben lang gewöhnt gewesen war. Für sie war es nicht so schlimm, wie die meisten anderen es empfunden hätten, und so konnte sie ihre Zeit zum Nachdenken nutzen, anstatt sich über den Verlust diverser Annehmlichkeiten zu grämen.

Man glaubte also, sie habe die Königin ermordet. Rückblickend war dies vielleicht ja genau das, was Mabb von Anfang an bezweckt hatte. Sie hatte Ayla davongejagt, nicht einmal einen Bewacher mitgeschickt, sodass niemand ihr Verschwinden durch den geheimen Gang bemerkte, nicht wahr? Aus ihrer Absicht, Ayla zu zerstören, hatte sie keinen Hehl gemacht, ihr sogar offen unterstellt, sie sei auf ihren Tod aus.

Doch nein, was hätte Mabb davon, wenn Ayla zwar für den Mord an ihr hingerichtet wurde, sie selbst aber dafür mit ihrem eigenen Leben hatte bezahlen müssen? Und daran, dass sie tatsächlich tot war, bestand kein Zweifel, hier handelte es sich nicht um eine ihrer Intrigen.

Diese Erkenntnis ließ nur eine logische Schlussfolgerung zu, und sosehr sie ihn auch hasste – was sie spätestens jetzt wirklich aus tiefster Seele tat –, konnte sie es dennoch kaum glauben.

Sie dachte, es gäbe unter den Elfen niemanden, der von Mabbs Tod profitieren würde. Wie naiv. Es waren sogar zwei Personen, denen er Vorteile eingebracht hätte, und zwar unermesslich viele. Als Erstes natürlich sie selbst, denn im Falle von Mabbs Ableben wäre sie an ihre Stelle getreten, als Alleinherrscherin über das Elfenreich und, bis auf wenige Randgruppen, die sich keiner königlichen Autorität unterwarfen, die gesamte Lightworld. Der zweite Nutznießer hieß Garret, den Aylas Machtübernahme automatisch zum ranghöchsten männlichen Elfen des Reiches gemacht hätte.

Da sie Mabb jedoch nicht auf dem Gewissen hatte, musste es Garret gewesen sein.

Nur, wie es ihm beweisen? Wer würde schon glauben, dass ausgerechnet er, der solch ein Aufhebens um seine angebliche Trauer machte, seine über alles geliebte Schwester kaltblütig ermordet hatte? Eine niedere Halbelfe dagegen, die sich wie Ungeziefer in die Lightworld eingeschlichen und dort breitgemacht hatte, die hätte tausend gute Gründe dafür gehabt, oder? Welch eine Verlockung müsste es auch für so jemanden sein, ein Leben in Luxus zu führen, nachdem eine unbedeutende, schon lange nutzlos gewordene Existenz endlich ausgelöscht war. Wie leicht wäre es, anzunehmen, sie könnte plötzlich gierig geworden sein und ihre Stellung als Garrets Gefährtin habe ihr nicht mehr gereicht. Und noch leichter, dass sie ihren ehemaligen Mentor von Beginn an nur benutzt, ihn um den kleinen Finger gewickelt hatte, bis durch ihre Beziehung zu ihm ihr Ziel schließlich in greifbare Nähe rückte. Als die Zeit reif war, hatte sie dann ihre vergiftete Klinge ins Herz der Königin gestoßen und darauf spekuliert, der Thron würde, der Erbfolge entsprechend, ihr zufallen.

Diese Geschichte hörte sich ebenso verrückt wie unfassbar an, und genau das machte sie wahrscheinlich für den sensationslüsternen Hofstaat besonders glaubwürdig. Darum hatte Garret sie ausgewählt, sich zuerst als ihr Mentor ihr Vertrauen erschlichen und sie später zu seiner Gefährtin gemacht, obwohl er jede hätte haben können und es Unzählige gab, die schöner und begehrenswerter waren.

Aber keine andere Elfe wäre jemals so bedenkenlos verdächtigt worden wie sie. Er musste diese Tat schon seit Jahren geplant haben.

Draußen hallten plötzlich Schritte auf dem steinernen Boden des Ganges, Ayla legte den Kopf schief und lauschte argwöhnisch. Ihre heutige Essensration hatte sie schon bekommen, und dem Wärter war bereits vor Stunden die Lust daran vergangen, sie abwechselnd zu beschimpfen und zu verspotten. Hatte Garret seine Meinung geändert? Holte man sie nun, um sie zu ihrer Hinrichtung zu führen?

Ein Schlüssel wurde im Türschloss gedreht. Als sie aufschwang, tat selbst das schummrige Licht, das von außen hereinfiel, in Aylas Augen weh, und sie schirmte sie mit der Hand ab.

„Los, steh auf! Dein Gildenmeister ist hier.“ Ein Fußtritt traf sie hart in die Seite, die von den vorhergehenden Schlägen schon übel zugerichtet war, und Ayla konnte nichts anderes tun, als aufzuschreien und sich auf dem Boden zusammenzukrümmen.

„Das ist nicht notwendig.“ Cedrics Stimme klang ruhig, gelassen. Vielleicht war er gekommen, um sie zu richten. Sie hatte gehört, es sei schon einmal ein Assassine vom Gildenmeister höchstpersönlich exekutiert worden.

„Ich habe sie nicht umgebracht!“, schrie sie, sich ungeachtet der Schmerzen, die es ihr bereitete, auf die Knie hochstemmend. Sie blinzelte, so gut es trotz ihrer geschwollenen Lider ging, und tastete nach irgendetwas, das ihr Halt bieten könnte. Ihre Finger fanden Cedrics Robe, und sie zog sich halb an ihm hoch, voller Scham über ihre allzu offenkundige Schwäche.

Der Gildenmeister legte seine großen warmen Hände auf ihre, gütig wie immer, selbst jetzt noch, da sie eine Gefangene war, der das Schlimmste aller Verbrechen angelastet wurde. „Lass uns allein“, befahl er dem Wärter und zog Ayla, kaum dass sich die Tür geschlossen hatte, behutsam auf die Füße. „Bei den Göttern, Ayla, was hast du sie dir nur antun lassen?“

Sie hatte sich nicht verteidigen können. Der Gildenmeister sollte wissen, warum. Also unternahm sie keinen Versuch einer Erklärung. Was er offenbar auch nicht erwartete, wie sie zu erkennen glaubte, als er weitersprach. „Bitte, ich muss es wissen … Die Vorwürfe, die gegen dich erhoben werden, sind ungerechtfertigt, nicht wahr?“ Ayla nickte, dann benetzte sie ihre ausgetrockneten Lippen mit der Zungenspitze. Sie musste sich sehr anstrengen, verständliche Worte herauszubringen anstelle heiserer Krächzer, denn dank der Kapuzenschnur, mit der man sie fast stranguliert hatte, brannte ihre Kehle noch immer wie Feuer. „Ich habe die Königin nicht getötet. Ich war bei ihr, das gebe ich zu, aber ich habe sie nicht getötet.“

„Niemand hat dich ihre Gemächer verlassen sehen. Es heißt, dass Garret zu ihr ging, und auch, als er wieder fort war, sollst du dich immer noch in ihren Privaträumen aufgehalten haben.“ Er bildete sich kein vorschnelles Urteil, aber versuchte geschickt, eine Antwort aus ihr herauszuholen, eine, die ihn davon überzeugen würde, dass sie, obwohl alle Beweise gegen sie sprachen, tatsächlich die Wahrheit sagte.

Seit Ewigkeiten waren verschiedenste Gerüchte über eine angebliche heimliche Beziehung des Gildenmeisters mit der Königin in Umlauf. Ob sie stimmten, würde Ayla jetzt gleich erfahren. „Ihr wisst ebenso gut wie ich, dass die Königin über Mittel und Wege verfügte, geheim zu halten, was nicht für neugierige Augen bestimmt war.“

Er nickte kurz, sein Gesichtsausdruck angespannt im fahlen blauen Licht seiner Fühler. „Wenn du dein Leben retten willst, musst du jetzt aufhören, vage Andeutungen zu machen, und mir sagen, klar und deutlich, was genau du meinst.“

„Den Geheimgang.“ Sie war viel zu hastig damit herausgeplatzt, als wäre diese Information der Strohhalm, an den sie sich klammerte, um ihren Hals zu retten. Aber sie hatte es ausgesprochen, und sie tat es noch einmal. „Mabb hat mir befohlen, durch den Geheimgang zu verschwinden. Sie wollte nicht, dass … ihre Gäste ein zweites Mal von meinem Anblick belästigt werden.“

Cedric drehte sich abrupt weg, sein Rücken versteifte sich, dann schlug er mit beiden Fäusten gegen die Mauer der Zelle. „Mabb, du dumme, hochmütige Närrin!“

„Ihr wisst, dass ich sie nie hätte töten können“, beeilte Ayla sich, mit ihren Unschuldsbeteuerungen fortzufahren. „Ihr wisst, ich war immer bestrebt, meiner Königin treu und ergeben zu dienen. Und Ihr wisst, ich würde niemals die Lightworld …“ Sie bremste sich selbst, bevor sie den Satz beenden konnte. Es lag nicht in ihrer Natur, dreist zu lügen.

Er wandte sich ihr wieder zu. Sein Gesichtsdruck hatte sich inzwischen in die ruhige, beherrschte Maske zurückverwandelt, hinter der er seine wahren Gefühle versteckte. „Was ist mit dem Gerede über diesen Darkworlder? Man sagt, du hast ihn in die Lightworld geschmuggelt und dich mit ihm in dem Bett vergnügt, das du eigentlich mit Garret hättest teilen sollen. Ist das die Wahrheit?“

„Ich habe ihn weder dazu ermutigt noch ihm dabei geholfen, unsere Grenze zu überschreiten. Es war allein seine Entscheidung. Und in besagtem Bett ist nicht mehr vorgefallen als das, was Garret mit eigenen Augen gesehen hat. Die Kreatur hat mich berührt, mich geküsst und ist dann, aufgeschreckt durch Garrets Rückkehr, geflohen.“ Ihre Wangen begannen bei der Erinnerung an jene Nacht zu glühen. „Ich muss gestehen, ich habe versagt, indem ich das Wesen entkommen ließ, als ich ihm das erste Mal in der Darkworld begegnet bin. Damit, und nur damit, habe ich meinen Eid gebrochen.“

„Den Eid zu brechen ist ein ernstes Vergehen.“ Ein trauriges Lächeln huschte über seine Mundwinkel, und seine Fühler zuckten. „Aber nicht so ernst wie das, was man dir anzuhängen versucht.“

Er half ihr, sich auf die zerschlissenen Fetzen aus Stoff niederzulassen, die ihr als Schlafunterlage dienten, dann ging er zur Tür. „Ruh dich aus. Ich werde mich darum kümmern, dass mit dieser Situation so umgegangen wird, wie unser Recht es fordert. Dir obliegt es nun, deine Wunden zu heilen und dich in Geduld zu üben.“

Als er die Tür hinter sich zugezogen hatte, kroch Ayla auf ihrer Seite ganz dicht heran, um das Schloss zu überprüfen. Doch er war nicht gekommen, um ihr zur Flucht zu verhelfen.

Heilen und sich in Geduld üben. Aber da gab es noch etwas, das sie tun musste: ihm vertrauen, denn er schien der Einzige zu sein, der in dieser Sache auf ihrer Seite stand.

Als Malachi erwachte, stellte er verwundert fest, dass er sich nicht aufsetzen konnte. Es dauerte einen Moment, bis ihm, nachdem er die Augen geöffnet hatte, klar wurde, dass er sich bereits in einer aufrechten Position befand. Seine über dem Kopf nach oben gestreckten Arme waren mit zwei durch eine Kette verbundenen Eisenschellen gefesselt, die Kette durch einen gigantischen Metallring gezogen, der in die Decke eingelassen war. Seine Beine waren in gleicher Weise angekettet, aber an der Wand hinter ihm, und bei jeder Bewegung schabten seine Flügel an ihr.

Wann waren die Dinge nur dermaßen außer Kontrolle geraten? Auf dem Streifen, als Keller versucht hatte, mit den Elfenkriegern zu reden, die sie angehalten hatten.

Törichter Keller. Malachi schloss die Augen, der Gedanke an seinen Freund hätte ihn beinahe laut aufschreien lassen. All das viele Blut, die Schmerzensschreie. Wenn er doch nur auf Malachi gehört hätte und weggerannt wäre, zurück in die Darkworld, in Sicherheit.

Malachi selbst war wie betäubt vor Entsetzen und Trauer um den Menschen gewesen. Die Elfen hatten leichtes Spiel mit ihm gehabt, als sie ihn gefangen nahmen.

Eine Metallschüssel voll knisternder schwelender Kohlen stand auf dem Boden, nicht weit weg von ihm. Quer über dem Rand lagen zwei gekreuzte Eisenstangen, deren Spitzen in einem bedrohlichen Rotorange glühten. Sie würden ihn peinigen, daran bestand kein Zweifel. Zu welchem Zweck, das konnte er nicht sagen, aber ein Todesengel war mit dem Gesicht von Folter hinreichend vertraut.

Ein Elf betrat den Raum. Dieser hier schien keiner der Krieger zu sein. Die Robe aus feiner Seide, kein Helm. Sein Gesichtsausdruck war herablassend und selbstgefällig, und das war es, was Malachi sofort wiedererkannte.

Der Elf zog die Zellentür hinter sich zu und näherte sich ihm. Er kam so dicht heran, dass Malachi wünschte, er könne irgendwie seine Hände freibekommen. Mit einem geringschätzigen Lächeln formte der Elf übertrieben langsam die Worte in der menschlichen Sprache: „Hast du eine Ahnung, wer ich bin?“

„Garret“, antwortete Malachi, genauso langsam und mit Genugtuung beobachtend, wie seinem Gegenüber die Selbstgefälligkeit schlagartig verging.

Vor Wut bebend verpasste die kleine Kreatur ihm eine Ohrfeige. Der Hieb erzeugte einen stechenden Schmerz in Malachis Wange und Schläfe, aber der hielt nicht lange an. Es würde nicht einmal eine Schwellung geben. Er lachte. Sein Schicksal war so oder so besiegelt, das wusste er.

„Du wirst es bestimmt nicht mehr so lustig finden, wenn ich sie töte“, keifte Garret und drehte sich um. „Oder wenn ich sie dazu zwinge, dir beim Sterben zuzusehen!“

Malachi zerrte wild an seinen Fesseln, aber sie waren zu stabil. „Nein! Du wirst ihr nichts tun!“

„Ach ja? Und wer soll mich davon abhalten, du etwa?“ Garret zwängte seine Hände in ein Paar derbe Lederhandschuhe und nahm eine der Eisenstangen von dem Kohlenhaufen. Er betrachtete sie einen Moment prüfend, als wolle er sich versichern, dass sie auch die ideale Temperatur hatte. Dann, ohne irgendeine Vorwarnung, rammte er sie in Malachis Seite.

Der Schmerz war mit nichts vergleichbar, das er bisher je empfunden hatte oder sich auch nur hätte vorstellen können. Sein Fleisch wurde zuerst zu einer klaffenden Wunde aufgerissen, dann verschmolz es regelrecht mit dem Metall. Als Garret das Folterinstrument wieder herausriss, zog er dabei alles mit, was daran festgebrannt war, und aus dem tiefen Loch, das zurückblieb, ergoss sich mit jedem Pulsschlag ein Schwall heißen dunkelroten Blutes.

Garret warf die Stange zurück auf die Kohle. Der Gestank versengten Fleisches stieg in der Luft auf. „Wenn ich mit dir fertig bin, wird sie dich nicht mehr wiederkennen. Und du wirst garantiert in keiner Verfassung sein, sie zu retten, das verspreche ich dir.“