DEN SIEGERN …

Der Schwarze Dow pflegte zu sagen, dass nur eins noch besser war als eine Schlacht, nämlich eine Schlacht und ein anschließender Fick, und Espe konnte dem nicht widersprechen. Und sie offenbar auch nicht. Schließlich hatte sie auf ihn gewartet, als er in den dämmrigen Raum getreten war, splitterfasernackt, ausgestreckt auf dem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, ein langes, glattes Bein ihm zugewandt.

»Wo hast du so lange gesteckt?«, fragte sie und wiegte die Hüften von einer Seite zur anderen.

Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da er von sich geglaubt hatte, schnell von Begriff zu sein, aber das Einzige, was im Augenblick schnell reagierte, war sein Schwanz. »Ich war …« Er hatte Schwierigkeiten, weit über das dunkel behaarte Dreieck zwischen ihren Beinen hinaus zu denken, und seine Wut versickerte wie Bier aus einem zerbrochenen Krug. »Ich war … na ja …« Mit einem Tritt warf er die Tür ins Schloss und ging langsam zu ihr hinüber. »Spielt keine Rolle, oder?«

»Keine große.« Sie glitt vom Bett, begann sein Hemd aufzuknöpfen und tat dabei so, als hätten sie das alles abgesprochen.

»Ich kann nicht sagen, dass ich das hier … erwartet hätte.« Er streckte die Hand aus und hatte beinahe Angst, sie zu berühren, falls er dann nämlich feststellen würde, dass er das alles nur träumte. Ließ seine Fingerspitzen über ihre nackten Arme gleiten, die rau waren vor Gänsehaut. »Nicht nach unserer letzten Unterhaltung.«

Sie schob ihm die Finger ins Haar und zog seinen Kopf zu sich herab, ihren Atem auf seinem Gesicht. Sie küsste ihn auf den Hals, dann aufs Kinn, dann auf den Mund. »Soll ich wieder gehen?« Sanft saugte sie wieder an seinen Lippen.

»Scheiße, nein.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Krächzen.

Sie hatte nun seinen Gürtel geöffnet, griff zu und zog seinen Schwanz hervor, begann ihn mit einer Hand zu bearbeiten, während seine Hosen langsam hinunterrutschten, an seinen Knien hängen blieben, und die Gürtelschnalle auf den Boden schabte.

Ihre Lippen berührten kühl seine Brust, seinen Bauch, ihre Zunge strich über seine Haut. Ihre Hand schob sich unter seine Nüsse, kalt und kitzelnd, und er wand sich, stieß einen beinahe weiblichen kleinen Schrei aus. Dann hörte er ein leises Schmatzen, als sie ihn mit ihren Lippen umfing, und er stand da, beugte sich ein wenig nach vorn, mit weichen, zitternden Knien und offen stehendem Mund. Ihr Kopf fuhr vor und zurück, er bewegte im gleichen Rhythmus und, ohne nachzudenken, die Hüften, und dabei grunzte er wie ein Schwein, das sich den Trog erobert hat.

 

Monza wischte sich den Mund am Arm ab, rollte sich aufs Bett und zog ihn dabei hinter sich her, während er ihren Nacken küsste, ihr Brustbein, an ihren Nippeln knabberte und dabei knurrte wie ein Hund mit einem besonders schönen Knochen. Sie zog ihr Knie an und drehte ihn auf den Rücken. Er runzelte die Stirn, die linke Gesichtshälfte lag im Dunkeln, über die rechte wanderten die Schatten der Lampe, und dann ließ er die Fingerspitzen sanft über die Narben über ihren Rippen gleiten. Sie schlug seine Hand weg. »Ich hab’s dir doch gesagt. Bin einen Berghang hinabgestürzt. Zieh deine Hose aus.«

Er versuchte das Kleidungsstück ganz abzustreifen und verfing sich mit den Knöcheln darin. »Scheiße, verdammt, elende Sauzucht – ah!« Endlich hatte er sich befreit, und sie schubste ihn wieder in Rückenlage und schob sich auf ihn, während sich eine seiner Hände ihren Schenkel hinauftastete und sich mit nassen Fingern zwischen ihren Beinen zu schaffen machte. Sie verharrte eine Weile, leicht über ihn gebeugt, keuchte ihm ins Gesicht und fühlte auch seinen schnellen Atem, schob ihre Hüften gegen seine Hand, fühlte seinen Schwanz, der gegen die Innenseite ihres Schenkels rieb …

»Halt, warte!« Er wand sich unter ihr hervor, setzte sich auf und verzog das Gesicht, während er sich an dem Häutchen über der Spitze seines Schwanzes zu schaffen machte. »Ich hab’s. Und los!«

»Ich sage, wann es losgeht.« Sie robbte auf Knien nach vorn, fand den richtigen Punkt und schob dann sanft ihre Möse gegen ihn, ganz zart, nicht ganz rein und raus, sondern nur halb.

»Oh.« Er richtete sich auf den Ellenbogen auf und versuchte vergebens, sich gegen sie zu stemmen.

»Ah.« Sie lehnte sich gegen ihn, ihr Haar kitzelte sein Gesicht, und er lächelte, schnappte mit den Zähnen danach.

»Oh-urgh.« Sie schob ihm den Daumen in den Mund, drückte ihm den Kopf zur Seite, und er saugte daran, biss, fing ihr Handgelenk, leckte ihre Hand, dann ihr Kinn, dann ihre Zunge.

»Ah.« Jetzt drängte sie sich gegen ihn, lächelte selbst, stieß ein kehliges Stöhnen aus, das er erwiderte.

»Oh.«

 

Sie hatte seinen Schwanz mit einer Hand an der Wurzel gepackt, rieb den eigenen Körper gegen die Spitze, nicht ganz rein und raus, nur halb, immer nur halb. Die andere Hand lag hinter Espes Kopf und drückte ihm das Gesicht gegen ihre Brüste, die er anhob, drückte, leckte.

Ihre Hand wanderte weiter nach vorn, die Finger fassten unter sein Kinn, und die Daumenspitze fuhr ganz sanft über seine zerstörte Wange, kitzelte, zupfte, kratzte. Plötzliche Wut kam in ihm auf, er packte heftig ihr Handgelenk, drehte es um, schob sie von sich herunter und auf die Knie, drehte ihr den Arm auf den Rücken und das Gesicht auf die Matratze, bis sie keuchte.

Er knurrte etwas auf Nordisch und wusste nicht einmal selbst, was es bedeutete. Ihn packte das brennende Verlangen, ihr wehzutun. Sich selbst wehzutun. Seine freie Hand grub sich in ihr Haar und drückte ihr Gesicht hart gegen die Wand. Er knurrte und winselte hinter ihr, während sie stöhnte, keuchte, den Mund weit geöffnet, so dass ihr Atem das Haar vor dem Gesicht flattern ließ. Immer noch hielt er ihren Arm hinter ihrem Rücken fest, und ihre Hand wand sich herum, griff nach seinem Handgelenk, während er das ihre gepackt hielt, und zog ihn auf sich hinunter.

Uh, uh, gedankenloses Keuchen. Knarr, knarr, stöhnte das Bett mit ihnen im Einklang. Schlapp, schlapp, schlug seine Haut hart gegen ihren Hintern.

 

Monza schob ihm die Hüften noch ein paar Mal entgegen, und jedes Mal stieß er einen kleinen Schrei aus, den Kopf zurückgelegt, die Adern am Hals geschwollen. Mit jedem Stoß fauchte sie durch die zusammengebissenen Zähne, die Muskeln verkrampft, dann allmählich locker lassend. Sie hielt einen Augenblick inne, vornübergebeugt, schlaff wie nasses Laub, und ihr harter Atem fing sich hinten in ihrer Kehle. Sie zuckte zusammen, und er erschauerte, als sie ein letztes Mal zustieß. Dann rutschte sie von ihm herunter, knüllte ein Stück Laken zusammen und wischte sich damit ab.

Er lag auf dem Rücken, die verschwitzte Brust hob und senkte sich schnell, und er starrte mit ausgestreckten Armen zur Decke. »So fühlt sich also ein Sieg an. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich schon früher mehr riskiert.«

»Nein, hättest du nicht. Du bist der große Zauderer, schon vergessen?«

Er sah zu seinem feuchten Schwanz hinab und schubste ihn leicht zur einen, dann zur anderen Seite. »Tja, bei einigen Dingen ist es tatsächlich ganz gut, wenn man sich viel Zeit lässt …«

 

Espe zwang sich, die Finger zu öffnen, abgeschürft, schorfig, zerkratzt und verspannt, weil sie den ganzen Tag den Griff der Axt umklammert hatten. Sie hatten weiße Abdrücke an ihrem Handgelenk hinterlassen, die nun langsam rosa anliefen. Er schaukelte in der Hocke leicht hin und her, ließ den Körper schlaff werden und die schmerzenden Muskeln locker, dann atmete er tief durch. Seine Lust war vergangen, und damit war auch seine Wut verraucht. Für den Augenblick.

Ihre Halskette mit den roten Edelsteinen rasselte leise, als sie sich zu ihm hinüberrollte. Dann drehte sie sich auf den Rücken, die Möpse flach auf den Rippen, die Erhebungen ihrer Hüftknochen traten deutlich sichtbar hervor, ebenso wie die Schlüsselbeine zwischen ihren Schultern. Sie verzog das Gesicht, bewegte die Hand hin und her und massierte ihr Handgelenk.

»Ich wollte dir nicht wehtun«, knurrte er. Er log wenig überzeugend, aber es war ihm egal.

»Oh, ich bin nicht so zartbesaitet. Und du kannst Carlot zu mir sagen.« Sie streckte die Hand aus und fuhr ihm leicht mit der Fingerspitze über die Lippen. »Ich denke, dafür kennen wir einander nun gut genug …«

 

Monza kletterte aus dem Bett und ging mit schwachen, schmerzenden Beinen zu dem kleinen Tischchen hinüber, die Füße patschten auf den kalten Marmorboden. Die Spreupfeife lag darauf, neben der Lampe. Die Messerklinge schimmerte, ebenso wie das polierte Mundstück der Pfeife. Sie nahm am Tisch Platz. Gestern wäre sie nicht in der Lage gewesen, ihre zitternden Hände zu bezähmen. Heute war der Drang trotz der Vielzahl frischer Prellungen, Schnitte und Schürfwunden, die von der Schlacht herrührten, nicht einmal halb so stark. Sie hob die linke Hand und betrachtete mit düsterem Blick die Knöchel, die allmählich verschorften. Sie war ganz ruhig.

»Ich hatte nie wirklich geglaubt, dass ich es könnte«, murmelte sie.

»Hm?«

»Orso schlagen. Ich dachte, ich würde vielleicht drei von ihnen erwischen. Vielleicht vier, bevor sie mich umbrächten. Hätte nie gedacht, dass ich so lange leben würde. Hätte nie gedacht, ich könnte es wirklich schaffen.«

»Und jetzt würde man doch wohl behaupten, dass du alle Trümpfe in der Hand hast. Wie schnell die Hoffnung wieder zum Leben erwachen kann.« Rogont streckte sich vor dem Spiegel, einem sehr hohen, der mit Blumen aus gefärbtem Visserine-Glas verziert war. Sie konnte kaum glauben, als sie ihm bei seinen Posen zusah, dass sie einmal ganz genauso eitel gewesen war. Wie viele Stunden sie vor dem Spiegel zugebracht und sich hin und her gedreht hatte. Das Vermögen, das sie und Benna für Kleidung ausgegeben hatten. Ein Sturz von einem Berghang, ein vernarbter Körper, eine zertrümmerte Hand und das halbe Jahr, das sie wie ein gejagter Hund durchs Land gehetzt war, hatten sie zumindest davon gründlich kuriert. Vielleicht hätte sie Rogont dieselben Maßnahmen empfehlen sollen.

Der Herzog hob sein Kinn in königlicher Haltung, die Brust stolzgeschwellt. Dann runzelte er die Stirn, sank wieder zusammen und drückte an einem langen Kratzer unterhalb des Schlüsselbeins herum. »Verdammt.«

»Hast du dich mit deiner Nagelfeile gekratzt oder was?«

»Ein heftiger Degenstreich wie dieser hätte einen geringeren Mann durchaus umbringen können, das ist dir doch wohl klar!

Aber ich ertrug ihn ohne Klage und kämpfte wie ein Tiger weiter, obwohl das Blut meine Rüstung hinabströmte – strömte, sage ich dir! Jetzt fürchte ich beinahe, es könnte eine Narbe davon zurückbleiben.«

»Du wirst sie zweifelsohne mit großem Stolz tragen. Vielleicht solltest du dir an dieser Stelle ein Loch in deine Hemden schneidern lassen, damit die Öffentlichkeit sie auch sieht.«

»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten, dass du spottest. Du weißt doch wohl, wenn sich die Dinge so entwickeln, wie ich geplant habe – und bisher haben sie das getan, wenn ich darauf hinweisen darf –, dann richtest du deinen Sarkasmus gegen den König von Styrien. Ich habe übrigens schon meine Krone in Auftrag gegeben, bei Zoben Casoum, dem weltberühmten Meisterjuwelier von Corontiz …«

»Sicherlich aus gurkhisischem Gold gegossen.«

Rogont hielt einen Augenblick mit sauertöpfischem Blick inne. »Die Welt ist nicht so einfach, wie du denkst, Generalin Murcatto. Es tobt ein großer Krieg.«

Sie schnaubte. »Und du meinst, das wäre mir nicht aufgefallen? Wir leben in den Blutigen Jahren.«

Er schnaubte zurück. »Die Blutigen Jahre sind nur das aktuelle Scharmützel. Dieser Krieg begann, lange bevor du oder ich geboren wurden. Eine Auseinandersetzung zwischen den Gurkhisen und der Union. Oder vielmehr zwischen den Kräften, die diese beiden steuern, der Kirche von Gurkhul und den Banken der Union. Ihre Schlachtfelder sind überall, und jeder Mann muss sich für eine Seite entscheiden. Auf dem Gebiet dazwischen gibt es nur Leichen. Orso hält zur Union. Orso hat die Unterstützung der Banken. Und dementsprechend … werde auch ich unterstützt. Jeder Mann kniet vor einem Herrn.«

»Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen. Ich bin kein Mann.«

Rogont lächelte wieder breit. »Oh, das habe ich bemerkt. War das vielleicht gleich das Zweite, was mich an dir faszinierte?«

»Was war das Erste?«

»Dass du mir helfen kannst, Styrien zu einen.«

»Und wieso sollte ich das tun?«

»Ein geeintes Styrien … könnte ebenso einflussreich sein wie die Union, so groß wie das Imperium von Gurkhul. Sogar noch größer! Es könnte sich aus diesem Konflikt herauslösen und selbstständig dastehen. Frei. Wir waren noch nie so kurz davor! Nicante und Puranti werden sich alle Mühe geben, von mir wieder in Gnaden aufgenommen zu werden. Affoia hat sich nie von mir abgewandt. Sotorius hält zu mir, nachdem ich Sipani gegenüber gewisse Konzessionen machte, die aber nur ein paar kleine Inselchen betreffen und die Stadt Borletta …«

»Und was sagen die Einwohner von Borletta dazu?«

»Was immer ich ihnen befehle. Sie sind höchst wankelmütige Leute, wie du ja auch schon feststellen konntest, als sie sich geradezu überschlugen, dir den Kopf ihres geliebten Herzogs Cantain auf dem Silbertablett zu präsentieren. Muris hat sich schon vor langer Zeit Sipani ergeben, und Sipani verneigt sich nun vor mir, zumindest auf dem Papier. Die Macht von Visserine ist gebrochen. Und was Musselia, Etrea und Caprile betrifft, nun ja. Ich würde sagen, du hast ihnen zusammen mit Orso den unabhängigen Geist herausgeprügelt.«

»Westport?«

»Kleinigkeiten, Kleinigkeiten. Westport ist ein Teil der Union oder ein Teil Kantas, je nachdem, wen man fragt. Nein, es ist Talins, um das wir uns nun kümmern müssen. Talins ist der Schlüssel zu dem Schloss, die Nabe des Rades, das fehlende Teilchen in meinem Mosaik.«

»Du hörst dich zu gern selbst reden, nicht wahr.«

»Nun, ich finde, ich sage viele vernünftige Dinge. Orsos Heer ist zerschlagen, und damit ist seine Macht zerstört wie Rauch im Wind. Er hat immer in erster Linie auf das Schwert gesetzt, eine Vorgehensweise, die so viele andere ebenfalls gewöhnt sind …« Er hob bedeutungsvoll die Brauen in ihre Richtung, und sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nun muss er feststellen, dass er jetzt, da sein Schwert geborsten ist, keine Freunde mehr hat, die ihn unterstützen. Aber es wird nicht reichen, Orso zu vernichten. Ich brauche jemanden, der an seine Stelle tritt, der die aufmüpfigen Bürger von Talins wie verlorene Schafe zu meiner Herde treibt.«

»Sag mir Bescheid, wenn du den richtigen Schäfer dazu gefunden hast.«

»Oh, das habe ich schon. Einen fähigen, schlauen, durchtriebenen Menschen von beispielloser Widerstandskraft und furchteinflößendem Ruf. Jemanden, den man in Talins weitaus mehr liebt als Orso selbst. Jemanden, den er umbringen wollte … weil er Angst hatte, dass ihm sein Thron abspenstig gemacht werden sollte.«

Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich wollte diesen Thron damals nicht, und jetzt will ich ihn auch nicht.«

»Aber da er sich doch jetzt nun einmal anbietet … was kommt danach, wenn du deine Rache gehabt hast? Du verdienst es, dass man sich an dich erinnert. Du verdienst es, dieses Zeitalter zu formen.« Benna hätte genauso geredet, und Monza musste zugeben, dass ein Teil von ihr diese Schmeichelei genoss. Sie fand es herrlich, der Macht wieder so nahe zu sein. Sie war an Schmeichelei und Macht gewöhnt gewesen, und sie hatte lange ohne auskommen müssen. »Davon abgesehen, wie könntest du dich besser rächen, als wenn du Orsos größte Angst Wirklichkeit werden ließest?« Das brachte in ihr eine Saite zum Klingen, und Rogont grinste sie durchtrieben an, um ihr zu zeigen, dass er das sehr wohl wusste. »Ich will ehrlich zu dir sein. Ich brauche dich.«

 

»Ich will ehrlich zu dir sein. Ich brauche dich.« Das kitzelte Espes Stolz, und sie lächelte ihn durchtrieben an, um ihm zu zeigen, dass sie das sehr wohl wusste. »Ich habe kaum noch einen Freund im ganzen Weltenrund.«

»Aber du hast es offenbar ziemlich gut raus, dir neue Freunde zu schaffen.«

»Das ist schwerer, als du denkst. Immer die Außenseiterin zu sein.« Das musste man ihm nach den Wochen, die jetzt hinter ihm lagen, nicht sagen. Soweit er erkennen konnte, log sie nicht, sondern drehte nur die Wahrheit jeweils so, wie es ihr am besten passte. »Und manchmal ist es wirklich schwer, zwischen Freunden und Feinden zu unterscheiden.«

»Das ist wohl wahr.« Auch das musste man ihm nicht sagen.

»Dort, wo du herkommst, wird Treue als edle Tugend betrachtet, wenn ich recht weiß. Hier in Styrien muss ein Mann sich jedem Windhauch beugen.« Kaum zu glauben, dass jemand, der so süß lächelte, finstere Gedanken hegte. Aber für ihn sah inzwischen alles finster aus. In allem lag ein Dolch verborgen. »Wie zum Beispiel unsere Freunde, Generalin Murcatto und Großherzog Rogont.« Carlots zwei Augen glitten zu seinem einen empor. »Ich frage mich, was sie jetzt wohl gerade tun?«

»Ficken!«, bellte er, und die Wut brach so unvermittelt aus ihm heraus, dass sie zurückzuckte, als fürchte sie, er werde ihr den Kopf gegen die Wand schlagen. Vielleicht hätte er das auch beinahe getan. Oder seinen eigenen zertrümmert. Aber ihr Gesicht glättete sich schnell, und sie lächelte wieder, als fände sie gerade mörderische Wut bei Männern unglaublich anziehend.

»Die Schlange von Talins und der Wurm von Ospria, klebrig miteinander verschlungen. Dieses verräterische Pärchen passt doch prima zusammen. Der größte Lügner Styriens und die größte Mörderin Styriens.« Zart fuhr sie mit der Fingerspitze über die Narbe auf seiner Brust. »Wenn sie sich gerächt hat, was geschieht dann? Wenn Rogont sie emporgehoben hat und dem Volk von Talins wie ein Kinderspielzeug hinhält? Wirst du einen Platz in der neuen Ordnung haben, wenn die Blutigen Jahre endlich vorbei sind? Wenn der Krieg beendet ist?«

»Ohne einen Krieg habe ich nirgendwo einen Platz. Das hat sich inzwischen herausgestellt.«

»Dann sorge ich mich um dich.«

Espe schnaubte. »Wie schön, dass du da bist, um auf mich aufzupassen.«

»Ich wünschte, ich könnte mehr tun. Aber du weißt, wie die Schlächterin von Caprile ihre Probleme löst, und Herzog Rogont hat wenig Achtung vor ehrlichen Männern …«

 

»Ich habe die allerhöchste Achtung vor ehrlichen Männern, aber Kämpfe mit nacktem Oberkörper? Das ist so …« Rogont zog ein Gesicht, als hätte er saure Milch geschmeckt. »Abgedroschen. Dabei würde ich mich nie erwischen lassen.«

»Was, beim Kämpfen?«

»Wie kannst du es wagen, Weib, ich bin der Stolicus unserer Zeit! Du weißt, was ich meine. Dein nordischer Komplize, der mit dem …« Rogont deutete mit einer nachlässigen Handbewegung auf seine linke Gesichtshälfte. »Auge. Beziehungsweise, der ohne Auge.«

»Eifersüchtig? So schnell?«, murmelte sie, und es bereitete ihr Unbehagen, auch nur am Rande an die Sache mit dem Auge erinnert zu werden.

»Ein bisschen. Aber viel mehr Sorgen macht mir seine Eifersucht. Das ist ein Mann, der sehr zu Gewaltausbrüchen neigt.«

»Deswegen habe ich ihn ja angeheuert.«

»Vielleicht ist die Zeit gekommen, um sich wieder von ihm zu trennen. Verrückte Hunde wenden sich öfter gegen den eigenen Herrn als gegen dessen Feinde.«

»Und zuallererst gegen den Geliebten der eigenen Herrin.«

Rogont räusperte sich nervös. »Das würden wir doch nun wirklich nicht wollen. Ich habe den Eindruck, dass er sehr an dir hängt. Wie eine Muschel, die sich fest an den Bug eines Schiffes gesaugt hat, und auch da ist es manchmal nötig, sie mit plötzlicher, unerwarteter und … entschiedener Kraft abzuschlagen.«

»Nein!« Ihre Stimme klang wesentlich schärfer, als sie beabsichtigt hatte. »Nein. Er hat mir das Leben gerettet. Mehr als einmal, und er hat sein Leben dafür riskiert. Erst gestern tat er es wieder, und heute soll ich ihn ermorden lassen? Nein. Ich bin ihm etwas schuldig.« Sie erinnerte sich an den Geruch, als Langrier das Brandeisen gegen sein Gesicht gedrückt hatte, und sie zuckte innerlich zusammen. Es hätte dich treffen sollen. »Nein! Ich lasse nicht zu, dass man ihn anrührt.«

»Denk darüber nach.« Rogont kam auf nackten Füßen zu ihr herüber. »Ich verstehe dein Widerstreben, aber du begreifst doch bestimmt, dass es das Sicherste wäre.«

»Der Weg der Vorsicht?«, schleuderte sie ihm verächtlich entgegen. »Ich warne dich. Lass ihn in Ruhe.«

»Monzcarro, bitte versteh doch, es ist deine Sicherheit, wegen der ich – uuuff!« Sie sprang vom Stuhl auf, trat ihm das Bein weg, packte seinen Arm, als er auf die Knie fiel, drehte sein Handgelenk bis hinter sein Schulterblatt und drückte ihn zu Boden, bis sein Gesicht beinahe gegen den kalten Marmor stieß.

»Hast du nicht gehört, dass ich Nein gesagt habe? Wenn ich plötzliche, unerwartete und entschiedene Kraft brauche …« Sie drehte seine Hand noch etwas weiter um, und er schrie auf und wehrte sich vergebens. »Dann bin ich dazu sehr gut selbst in der Lage.«

»Ja! Ah! Ja! Das erkenne ich sehr deutlich!«

»Gut. Sprich nicht wieder über ihn.« Sie ließ sein Handgelenk los, und er blieb kurz liegen und atmete heftig. Dann drehte er sich auf den Rücken und rieb sich sanft seine Hand, um mit verletzter Miene aufzusehen, als sie sich rittlings auf ihn setzte.

»Das musst du nicht.«

»Vielleicht hatte ich ja Spaß daran.« Sie blickte über ihre Schulter. Sein Schwanz war halbwegs hart und drängte sich an die Rückseite ihres Oberschenkels. »Und ich bin mir nicht sicher, dass es bei dir nicht auch so war.«

»Jetzt, da du es erwähnst … Ich muss zugeben, dass ich es wirklich sehr genieße, wenn eine starke Frau auf mich herabsieht.« Er fuhr ihr mit den Fingerspitzen über die Knie, ließ die Hände langsam innen an ihren vernarbten Schenkeln hinaufgleiten, bis ganz nach oben, dann wieder hinab. »Ich nehme nicht an … dass du dich dazu überreden lassen würdest … vielleicht mal auf mich zu pissen?«

Monza runzelte die Stirn. »Ich muss gar nicht.«

»Vielleicht … ein Schluck Wasser? Und dann …«

»Ich glaube, dann nehme ich lieber den Topf.«

»So eine Verschwendung. Der Topf weiß das doch gar nicht zu würdigen.«

»Wenn er voll ist, kannst du damit machen, was du willst, wie ist denn das?«

»Urgh. Ganz und gar nicht dasselbe.«

Monza schüttelte langsam den Kopf, als sie sich wieder von ihm erhob. »Eine vorgebliche Großherzogin, die auf einen Möchtegern-König pisst. Das könnte man nicht einmal erfinden.«

 

»Das reicht.« Espe hatte überall Prellungen, Abschürfungen, Kratzer. Über seinen Rücken zog sich ein klaffender Schnitt, gerade da, wo man sich am schlechtesten kratzen konnte. Jetzt, da sein Schwanz wieder schlaff war, quälten ihn diese Blessuren in der schwülen Hitze sehr und strapazierten seine Geduld. Er hatte keine Lust mehr, um den heißen Brei herumzureden, wenn die Sache doch so deutlich zwischen ihnen lag wie eine verwesende Leiche in ihrem Bett. »Wenn du Murcatto umbringen willst, dann kannst du es offen sagen.«

Sie hielt mit halb geöffnetem Mund inne. »Du bist überraschend unverblümt.«

»Ich bin genauso unverblümt, wie es von einem einäugigen Mörder zu erwarten ist. Wieso?«

»Wieso was?«

»Wieso willst du sie unbedingt tot sehen? Ich mag ja ein Idiot sein, aber so blöd bin ich nun auch nicht. Ich gehe nicht davon aus, dass eine Frau wie du sich von meinem hübschen Gesicht angezogen fühlt. Und auch nicht von meinem Sinn für Humor. Vielleicht willst du dich für das rächen, was wir dir in Sipani angetan haben. Jeder ist für Rache empfänglich. Aber das ist doch nur ein Teil deiner Gründe.«

»Kein geringer Teil …« Sie ließ eine Fingerspitze zart an seinem Bein emporgleiten. »Was deine Anziehungskraft betrifft, so haben mich ehrliche Männer stets mehr fasziniert als hübsche Gesichter, aber ich frage mich … kann ich dir trauen?«

»Nein. Wenn du das könntest, dann würde ich zu der Aufgabe, die du mir zugedacht hast, nicht besonders taugen, oder?« Er hielt ihren streichelnden Finger fest, drehte ihn unversehens schmerzhaft um und zog ihr verzerrtes Gesicht näher zu sich heran. »Was gewinnst du dadurch?«

»Ah! In der Union gibt es einen Mann! Den Mann, für den ich arbeitete, der mich überhaupt erst nach Styrien geschickt hat, damit ich für ihn bei Orso spioniere.«

»Der Krüppel?« Vitari hatte diesen Namen genannt. Der Mann, der hinter dem König der Union stand.

»Ja! Ah! Ah!« Sie schrie auf, als er ihren Finger noch stärker in die falsche Richtung bog, dann ließ, er ihn wieder los, und sie riss die Hand zurück, drückte sie an die Brust und schob die Unterlippe vor. »Das war nicht nötig.«

»Vielleicht hat es mir Spaß gemacht. Weiter.«

»Als Murcatto mich zwang, Orso zu verraten … zwang sie mich auch, den Krüppel zu betrügen. Mit Orsos Feindschaft kann ich leben, wenn es sein muss …«

»Aber nicht mit der dieses Krüppels?«

Sie schluckte. »Nein. Damit nicht.«

»Ein schlimmerer Feind also als der große Herzog Orso, ja?«

»Viel schlimmer. Murcatto ist sein Preis. Sie droht, all seine sorgsam geschmiedeten Pläne zu ruinieren, mit denen er Talins in die Union holen will. Er verlangt ihren Tod.« Sie hatte die glatte Maske fallen lassen, und nun hatte sie diesen eigenwilligen Gesichtsausdruck, als sie mit hängenden Schultern dasaß und mit großen Augen auf das Bettlaken starrte. Hungrig und elend und sehr, sehr verängstigt. Espe gefiel das gut. Es war vielleicht der erste ehrliche Anblick, den er zu sehen bekam, seit er in Styrien gelandet war. »Wenn ich eine Möglichkeit finde, sie zu töten, dann schenkt er mir das Leben«, flüsterte sie.

»Und ich bin diese Möglichkeit.«

Sie sah wieder zu ihm empor, die Augen hart. »Kannst du es tun?«

»Ich hätte es heute tun können.« Er hatte darüber nachgedacht, ihr mit seiner Axt den Schädel zu zertrümmern. Er hatte darüber nachgedacht, ihr den Stiefel aufs Gesicht zu setzen und sie unter Wasser zu drücken. Dann hätte sie ihn respektieren müssen. Aber stattdessen hatte er sie gerettet. Weil er Hoffnungen gehabt hatte. Vielleicht hoffte er immer noch … aber diese Hoffnung hatte einen Narren aus ihm gemacht. Und Espe war es ein für alle Mal leid, zum Narren gehalten zu werden.

Wie viele Männer hatte er getötet? In all den Schlachten, Scharmützeln, verzweifelten Kämpfen oben im Norden? Und allein in dem halben Jahr, seit er in Styrien war? Bei Cardotti in dem Rauch und dem Durcheinander? Unter den Statuen in Herzog Saliers Palast? In der Schlacht vor nur ein paar Stunden? Vielleicht um die zwanzig. Mehr. Und darunter auch Frauen. Er war in Blut getaucht, ebenso tief wie der Blutige Neuner. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er seinen Platz unter den Rechtschaffenen einbüßte, wenn er noch ein paar mehr auf die Rechnung schrieb. Sein Mund verzog sich.

»Ich könnte es.« Es war so deutlich sichtbar wie die Narbe in seinem Gesicht, dass Monza nichts für ihn empfand. Wieso sollte er etwas für sie übrighaben? »Ich könnte es leicht tun.«

»Dann tu es.« Sie kroch ihm auf allen vieren entgegen, den Mund halb geöffnet, die blassen Brüste schwer herabhängend, und sah ihm tief in sein eines Auge. »Für mich.« Ihre Brustwarzen streiften über seinen Bauch, erst in die eine, dann in die andere Richtung, als sie über ihn hinwegkroch. »Für dich.« Die Halskette mit den blutroten Edelsteinen klickerte sanft gegen sein Kinn. »Für uns.«

»Ich muss den richtigen Augenblick abwarten.« Er strich ihr mit der Hand über den Rücken und schob sie ihr unter den Hintern. »Vorsicht steht immer an erster Stelle, was?«

»Natürlich. Gute Arbeit wird niemals … überhastet ausgeführt.«

Sein Kopf war erfüllt von ihrem Geruch, einem süßen Blumenduft, gemischt mit der scharfen Note des Beischlafs. »Sie schuldet mir Geld«, brachte er knurrend seinen letzten Einwand an.

»Ah, Geld. Ich war einmal eine Kauffrau, musst du wissen. Kaufen. Verkaufen.« Ihr Atem brandete heiß gegen seinen Hals, seinen Mund, sein Gesicht. »Und ich habe die Erfahrung gemacht, wenn die Leute anfangen, über den Preis zu verhandeln, dann ist das Geschäft so gut wie perfekt.« Sie stupste ihn an, die Lippen fuhren über das dicke Narbengewebe auf seiner Wange. »Wenn du das für mich tust, dann verspreche ich dir, dass du so viel Geld bekommst, wie du überhaupt nur ausgeben könntest.« Die kühle Spitze ihrer Zunge tippte sanft gegen das rohe Fleisch rund um sein Metallauge, süß und beruhigend. »Ich habe eine Abmachung … mit dem Bankhaus … Valint und Balk …«