|100|Wissen, wie es geht: Trainieren Sie Ihre innere Stärke!
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Fühlen Sie sich mental und emotional schon etwas fitter? Keine Müdigkeit vorschützen: Nun gilt es, auch Ihr Verhaltensrepertoire im Alltag durch praktische Übungen zu erweitern. In diesem Kapitel schicken Sie Ihre innere Stärke quasi ins Fitnessstudio.
Ihre Stärken und Fähigkeiten können Sie mental prima trainieren – allerdings nur diejenigen, die Sie schon haben. Das bloße imaginäre Üben hat einen Haken: Leider ist es auch durch intensivstes mentales Training nicht möglich, Fähigkeiten oder Kenntnisse zu erwerben, die man noch nicht hat. Sonst müssten ja alle Sprach- oder Tanzschulen Konkurs anmelden, wenn Sie allein durch die bildhafte Vorstellung, Chinesisch sprechen oder Tango tanzen zu können, bereits zum Vollprofi würden – und das, ohne eine einzige Unterrichtsstunde genommen zu haben. Will heißen: Am wirkungsvollsten ist eine Kombination aus mentalem und realem Training. Genau wie beim Sprachen- oder Tanzenlernen heißt |101|es auch bei der Überwindung der Harmoniesucht: üben, üben, üben.
Womöglich können Sie Ihre Stärken bisher nicht voll umsetzen, weil Sie die dazu notwendigen Fähigkeiten noch nicht alle erlernt haben. Die schönste innere Selbstsicherheit nützt wenig, wenn man nicht weiß, durch welches Verhalten sie sich demonstrieren lässt. Vielleicht können Sie dieses Verhalten einfach noch nicht abrufen. Die praktische Umsetzung Ihrer inneren Stärke bedeutet, dass Sie Ihre eigenen Gefühle, Stärken, Schwächen, Gedanken und Wünsche sowohl kennen als auch direkt äußern können. Unabhängig davon, ob sie dem Gesprächspartner gefallen oder nicht. Welche Fähigkeiten benötigen Sie dafür?
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In brenzligen Situationen haben Sie genug Mut, Selbstachtung und Zivilcourage, zu Ihrer Meinung zu stehen. Dazu müssen Sie offen, aufrichtig, angstfrei und gleichberechtigt kommunizieren und klar ausdrücken, was Sie wollen. Und was nicht.
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Sie können Ihre Erfolge und Stärken innerlich und äußerlich anerkennen und geben auch bei kleinen Rückfällen oder Misserfolgen nicht auf, sondern starten erneut durch.
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Sie gestalten Ihr Leben aktiv nach Ihren Vorstellungen (nicht nur nach den Erwartungen anderer) und agieren nach Ihren eigenen Maßstäben. Sie freuen sich zwar über die Anerkennung anderer, sind aber nicht von ihr abhängig.
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Im Konfliktfall spielen Sie nicht den Vogel Strauß oder das verschreckte Reh, sondern halten Spannungen auch mal aus. Sie stellen sich einer Auseinandersetzung und wissen, wie man Konflikte konstruktiv bewältigt und seine eigenen Belange dabei im Auge behält.
Zu all diesen Fähigkeiten finden Sie im Folgenden Methoden und Übungen zur Verstärkung und Weiterentwicklung. Auch beim körperlichen Training stählen Sie ja nicht nur einen einzigen Muskelbereich – oder lediglich Ihre Ausdauer. Sie entwickeln Ihre |102|Leistungsfähigkeit vielmehr auf verschiedenen Ebenen. Damit Sie auch innerlich keine unausgewogene, verzerrte »Figur« bekommen, sollten Sie Ihre Übungen aus verschiedenen Bereichen auswählen und immer wieder neu zusammenstellen. Auch in diesem Fitnesscenter finden Sie ein Angebot an verschiedenen Geräten, Methoden, Übungsstunden und Trainingseinheiten, aus denen Sie nacheinander diejenigen auswählen können, die für Sie derzeit am wichtigsten sind.
Aber Vorsicht: Wählen Sie nicht nur die aus, die Ihnen leicht fallen, denn hier brauchen Sie das Training wahrscheinlich am wenigsten. Gerade die Dinge, die uns etwas schwer fallen, sind die vorrangigen. Etwas schwer fallen ist der Schlüssel. Machen Sie nicht den Fehler, den man bei zu ehrgeizigen Männern im Fitnessstudio beobachten kann: Mit Selbstüberschätzung stolzieren sie durchs Studio, packen sich zu schwere Gewichte auf die Kraftmaschinen und brechen nach dreimaligem Stemmen zusammen.
Im Klartext: Steigern Sie Ihren individuellen Schwierigkeitsgrad angemessen. Weder Über- noch Unterforderung ist hilfreich. Fangen Sie mit den richtigen Gewichten an, ehe Sie sich auf Weltmeisterschaftsniveau steigern. Die richtigen Gewichte erkennen Sie an Ihrem Gefühl: Wenn Ihnen leicht mulmig ist, Sie sich die Aufgabe aber doch irgendwie zutrauen, dann liegen Sie ziemlich gut.
Eine kleine Anmerkung: Es macht übrigens gar nichts, wenn Ihnen manche Übungen am Anfang noch nicht so richtig Spaß machen sollten oder Ihnen nicht so leicht fallen. (Dazu sind sie ja auch gar nicht gedacht: Ein reines Vergnügungsprogramm ohne Herausforderung ist nämlich nicht unbedingt zum Lernen geeignet.)
Vieles Neue ist zu Beginn eher ein bisschen unangenehm, sogar etwas beängstigend oder anstrengend. Wenn Sie im Sport mit einem Konditionstraining beginnen, macht es ja auch wahrlich keinen Spaß, sich keuchend und schwitzend und zudem beschämt ob der miserablen Verfassung durch die ersten Aerobicstunden |103|zu quälen und mit Muskelkater nach Hause zu schleichen – aber je länger Sie dran bleiben und je fitter Sie werden, desto mehr werden Sie die Trainingsstunden genießen. Und wenn dann erst die körpereigenen Endorphine, die so genannten Glückshormone, ausgeschüttet werden, müssen Sie sogar aufpassen, nicht süchtig zu werden.