Der Salamander

Vignette

Hatton Hall, Freitag, 6. September 1619

Alyss hockte immer noch im finsteren, klammen Priesterloch hinter dem Bücherregal. Ihr war kalt und ihre Glieder schmerzten. Ihr linker Fuß kribbelte. Er war eingeschlafen. Sie hätte ihre steifen Arme und Beine gerne gestreckt, doch in dem schmalen Raum war dazu kein Platz. Wieso war sie nicht gleich, nachdem die Jungen aus der Bibliothek stürmten, aus dem Loch geschlüpft? Sie hatte lieber vorsichtig sein wollen und sich entschlossen, eine Weile abzuwarten. Und als sie sich dann endlich getraut hatte, war es zu spät gewesen, denn gerade als sie anfing, das Bücherregal zur Seite zu schieben, hatte sie Schritte und Stimmen im Gang gehört. Einen Augenblick später wurde die Tür geöffnet.

In der Bibliothek hatte man inzwischen einen Leuchter angezündet, dessen flackernde Kerzen den Raum erhellten. Die Vorhänge, die George aufgerissen hatte, waren zwar immer noch offen, doch hinter den Butzenscheiben dämmerte es bereits. Wie spät war es? Hatte sie tatsächlich den ganzen Nachmittag im Priesterloch ausgeharrt?

Angespannt lauschte sie, doch statt der Jungen- hörte sie Männerstimmen. Da war Onkel Humphreys hohe Stimme, die sich vor Wichtigkeit fast überschlug. Die tiefe Stimme seines Besuchers dagegen hatte sie noch nie gehört. Interessiert blickte sie durchs Guckloch in die Bibliothek.

Neben dem Schreibtisch, auf dem gleichen Stuhl, auf dem vorher sein Sohn gelümmelt hatte, hockte jetzt Onkel Humphrey. Vor ihm stand Vaters Glaskaraffe, in der er früher immer seinen besten spanischen Portwein aufbewahrt hatte. Nur zu besonderen Anlässen hatte er ein kleines Gläschen davon getrunken. Der Onkel zog gerade den Glasstöpsel aus dem Gefäß.

»Hier können wir uns ungestört unterhalten«, meinte er, während er die blutrote Flüssigkeit in zwei geschliffene Gläser füllte.

Der Mann, der ihm gegenübersaß, schwieg. Nur der Tabak seiner Pfeife, die Alyss vom Guckloch aus sehen konnte, glühte rot, als er daran zog. Gleich darauf stieß er eine Rauchwolke aus, genau wie die Feuer speienden Drachen aus den Geschichten, die ihr Vater ihr früher vorgelesen hatte. Das Gesicht des Fremden, der von Vaters Portwein trank und in seiner Bibliothek gemütlich Pfeife rauchte, konnte sie nicht sehen. Er hatte ihr den Rücken zugewandt. Gerade griff er nach dem Glas, das ihm Humphrey gereicht hatte. Auch der Onkel hob sein Glas und leerte es mit einem Zug.

»Ich habe seit deinem letzten Besuch wie ein Wahnsinniger gerackert«, meinte Humphrey Ratcliff schließlich, nachdem er das Glas auf dem Tisch abgesetzt hatte. »Habe überall nach geheimen Schatzkarten geforscht. Jedes einzelne Buch in der Bibliothek, jede Landkarte, von denen es hier massenweise gibt, überprüft. Danach habe ich jeden Winkel von Hatton Hall durchsucht. Jeden Raum vom Weinkeller bis zu den Schlafgemächern und den Kammern der Dienstboten unterm Dach. Ich habe sogar den Garten umgraben lassen. Doch alle Mühe war bisher umsonst. Ich habe absolut gar nichts gefunden. Wenn du mich fragst, täuschst du dich. Einen Schatz gibt es hier bestimmt nicht.«

Der andere Mann schwieg immer noch, während er Rauchringe in die Luft blies.

Einen Schatz? Suchte der Onkel tatsächlich nach einem Schatz? Wenn es hier auf Hatton Hall einen Schatz gäbe, dann würde sie es doch bestimmt wissen. Allerdings erklärte es, wieso der neue Gärtner, den Onkel Humphrey kürzlich eingestellt hatte, auf dem ganzen Gelände immer wieder Gräben aushob. Sie hatte sich schon darüber gewundert. Nur mit Mühe unterdrückte Alyss ein Husten. Der Rauch begann unerträglich in ihrem Hals zu kratzen. Doch selbst das leiseste Räuspern würde ihr Versteck hinter dem Regal verraten. Das durfte nicht geschehen. Stattdessen musste sie herausfinden, um was es hier ging.

»Hast du das Mädchen gefragt, ob es etwas weiß?«, unterbrach der Fremde sein Schweigen, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

»Alyss? Was soll die denn schon wissen?«

»Vielleicht wo ihr Vater seine Wertsachen versteckt hat.« Abermals zog der Besucher an seiner Pfeife. »Immerhin war sie seine einzige Angehörige. Da wäre es doch nicht ungewöhnlich, sie einzuweihen.«

Für einen kurzen Augenblick wandte der Mann seinen Kopf leicht zur Seite und Alyss konnte im Kerzenlicht sein Profil erkennen. Beim Anblick seiner imposanten Nase, die wie der Schnabel eines Raubvogels aussah, fiel ihr das Gespräch der Jungen ein, das sie von ihrem Versteck aus belauscht hatte. Hatten sie nicht von einem Mann mit großer Nase gesprochen, der sie aus dem Weg schaffen sollte?

»Die Göre zu befragen, kam mir bisher gar nicht in den Sinn«, gab Onkel Humphrey zu und kratzte sich verlegen an der Schläfe.

»Na, dann würde ich vorschlagen, dass du Ralph Sinclairs Tochter erst mal verhörst, bevor wir sie für immer verschwinden lassen.«

Alyss lief ein kalter Schauer über den Rücken. Das war tatsächlich der Häscher.

»Es gibt bestimmte Methoden, mit denen man Antworten erzwingen kann. Aber das muss ich dir sicher nicht erklären«, fuhr der Fremde fort. »Außerdem weiß ich inzwischen aus vertraulicher Quelle genaue Einzelheiten zu dem, was wir suchen.«

»Wieso sagst du das nicht gleich?« Man konnte an der Stimme des Onkels hören, dass er ungehalten war. »Was hast du herausgefunden?«

»Wir suchen nach einem goldenen Salamander, nicht größer als ein Anhänger oder eine Brosche.«

Salamander? Hatte Alyss sich da verhört? Wie konnte der Fremde davon wissen?

»Ein goldener Salamander? Du willst mich wohl zum Narren halten. Hast du nicht gesagt es geht um wertvolle Schätze? Und jetzt sprichst du von einem kümmerlichen Schmuckstück?«

»Ich habe nicht gesagt, dass der Salamander wertlos ist.« Der Fremde blickte sich im Raum um, beinahe so, als spüre er den Blick des Mädchens in seinem Rücken. Dann beugte er sich zu Humphrey Ratcliff und flüsterte etwas in sein Ohr. Hinter dem Bücherregal im Priesterloch konnte Alyss kein Wort davon verstehen. Doch Onkel Humphreys unwirscher Blick hellte sich auf.

»Das ist höchst interessant«, meinte er, nachdem der Fremde sich wieder zurückgelehnt hatte. »Ich werde mir das Mädchen gleich heute Abend vorknöpfen.« Er wollte die Gläser erneut mit Portwein füllen, aber der Fremde hielt seine Hand abwehrend über sein Glas.

»Ich breche besser auf.« Er stand auf, immer noch mit dem Rücken zum Guckloch.

»Jetzt schon? Aber es ist bald dunkel«, wandte der Onkel ein. »Zudem sieht es nach Regen aus.« Erst jetzt bemerkte Alyss, dass es in der Ferne donnerte. »Du kannst gerne hier übernachten. Oder hast du etwa vor, noch heute nach London zurückzureiten?«

Doch der Mann ließ sich nicht überreden. »Ich habe morgen beizeiten einen wichtigen Termin. Trotzdem vielen Dank.« Er wandte sich zur Tür, hielt jedoch kurz inne und drehte sich nochmals zu Humphrey Ratcliff um. »Ich werde in einer Woche wiederkommen, um das Mädchen abzuholen. Bis dahin hast du den goldenen Salamander hoffentlich gefunden, denn ich bin überzeugt, dass Ralph Sinclair ihn hier in Hatton Hall versteckt hat.« Die Kerzen des Leuchters flackerten im Luftzug, als die beiden Männer die Bibliothek verließen.

Der goldene Salamander! In den letzten Minuten hatte Alyss kaum gewagt zu atmen. Vater hatte ihr vor seiner Abreise einen kleinen goldenen Salamander zugesteckt. Es konnte sich unmöglich um das gleiche Schmuckstück handeln. Woher es stammte, wusste Alyss nicht, hatte jedoch immer vermutet, dass er es von einer seiner Reisen mitgebracht hatte. Als die Ratcliffs in Hatton Hall ankamen, hatte sie es mit anderen Erinnerungen unter den Bodendielen in ihrem Zimmer versteckt. Sie hatte schon früh herausgefunden, dass ihre Kostbarkeiten nur dort vor den Jungen sicher waren. Seitdem hatte sie nicht mehr an den Salamander gedacht – bis heute Nachmittag. Jetzt konnte sie es kaum erwarten, zurück in ihr Zimmer zu gehen, um ihn aus seinem Versteck zu holen. Einen Augenblick später schob sie den Hebel hoch und drückte ihren Körper mit ganzer Kraft gegen das schwere Bücherregal.

In der Bibliothek war es jetzt still. Nur die Kerzen flackerten leicht. Onkel Humphrey hatte vergessen, sie zu löschen. Alyss griff nach dem Leuchter und öffnete die Tür. Erst als sie sich versichert hatte, dass der Gang leer war, verließ sie die Bibliothek.

Kurz darauf kniete Alyss neben dem Bett in ihrer Schlafkammer. Um die lose Diele darunter zu spüren, brauchte sie nicht einmal das Licht des Leuchters, den sie auf einer Truhe abgestellt hatte. Sie musste dazu nur ihren Arm strecken und blind nach dem Loch zwischen den Brettern tasten. Mit dem Zeigefinger ließ sich die Diele kinderleicht anheben. Trotzdem schlug ihr Herz bis zum Hals. Was, wenn jemand ihr Versteck unter den Bodendielen entdeckt hatte? Doch dann ertastete sie die kleine Schatulle, auf deren Deckel winzige Blumen aus Perlmutt eingelegt waren. Sie war unversehrt. Lächelnd musterte sie den Inhalt: glatte Kieselsteine und Muscheln vom Meer, bunte Vogelfedern, Glasperlen, eine Holzpuppe, ein paar Münzen. Darunter lag ein Miniaturgemälde ihrer verstorbenen Mutter. Einen Augenblick lang betrachtete Alyss die Frau auf dem Bild, die ihr gleichzeitig fremd und vertraut vorkam, dann legte sie die Miniatur behutsam zur Seite.

Ganz unten in der Kassette fand sie, was sie suchte: ein in grünen Samt eingeschlagenes Päckchen, das sie jetzt auswickelte. Interessiert betrachtete sie den kleinen goldenen Salamander auf ihrer Hand. Die winzigen roten Steine, die auf seinem Rücken eingefasst waren, funkelten im Schein der Kerzen. Allerdings verstand sie nicht, wieso die Männer von einem Schatz sprachen. Das Schmuckstück war nur so groß wie ein Männerdaumen und kaum schwerer als ein Goldring. Natürlich, Gold war kostbar, und Alyss wusste auch, dass Rubine wertvolle Edelsteine waren. Doch die Splitter auf dem Rücken des Reptils waren so winzig, dass es sich dafür gewiss nicht lohnte, einen Garten umzugraben und ein Haus auf den Kopf zu stellen. Sie drehte den Salamander, um sich die Unterseite anzusehen. Dort waren Zeichen eingraviert, die keinen Sinn ergaben.

Dann wurde sie plötzlich von Erinnerungen überflutet.

Als ihr Vater ihr den Salamander geschenkt hatte, hatten den ganzen Tag wilde Winterstürme ums Haus gefegt. Schneeregen peitschte gegen die Fensterscheiben und im Kamin prasselte ein warmes Feuer.

»Sobald das Wetter besser wird«, hatte der Vater gesagt, »wird die Aurora in See stechen.« Zwar mochte es Alyss nie, wenn der Vater sie allein in Hatton Hall zurückließ, doch Ralph Sinclair hatte keine andere Wahl. Immerhin reiste er im Auftrag des Königs, und einem königlichen Befehl musste man widerspruchslos nachkommen. Überdies waren die abenteuerlichen Geschichten von der Neuen Welt, die er seiner Tochter nach seiner Rückkehr von den langen Reisen erzählte, jeden Augenblick des Alleinseins wert. Und in Thomas’ und Beths Gesellschaft, die sich liebevoll um sie kümmerten, während der Vater unterwegs war, fühlte sie sich sehr wohl. Trotzdem hatte sie an jenem Abend ein ungutes Gefühl. Auch der Vater schien etwas zu spüren, denn es war das erste Mal, dass er ihr vor der Abreise ein Abschiedsgeschenk überreichte. Sie erinnerte sich noch genau, dass ein Ast im Feuer laut knisterte und eine helle Flamme aufloderte, als er ihr das Päckchen reichte.

»Ein Glücksbringer«, hatte er augenzwinkernd erklärt, während Alyss das goldene Reptil auspackte und bewunderte. »Der Salamander wird dich vor Gefahr beschützen.«

»Aber wie kann mich ein Schmuckstück beschützen?«, hatte Alyss damals ihren Vater gefragt.

»Es ist ein Amulett«, hatte er ihr erklärt. »Viele Menschen sind überzeugt, dass Amulette Glück bringen und Gefahren abwehren. Deine Mutter glaubte fest daran. Er eignet sich aber auch hervorragend als Erkennungszeichen«, fuhr der Vater fort. »Falls ihr aus irgendeinem Grund hier in Hatton Hall Hilfe braucht, dann könntest du Thomas damit nach London schicken. Ich habe mit meinem Freund Sir Christopher ausgemacht, dass er, sobald er den Salamander erhält, mit dir Kontakt aufnimmt, um dir Beistand zu leisten.« Danach drückte er ihr noch ein paar Münzen und einen kleinen Zettel mit Anweisungen in die Hand, wie man im Notfall zum Haus seines Freundes gelangte. »Aber mach dir keine Sorgen. Es wird sicher nichts passieren.«

Am nächsten Tag reiste Ralph Sinclair mit einer vollbeladenen Kutsche nach London, um von dort aus mit der Aurora in die Neue Welt zu segeln. Und seitdem hatte Alyss ihn nicht mehr gesehen.

Als dann die Schreckensnachricht eintraf, dass sein Schiff auf dem Ozean vermisst wurde, war sie zunächst wie betäubt gewesen. Selbst als der Staat Onkel Humphrey als Vormund ernannt hatte, hatte sie nicht mehr an den Salamander gedacht. Außerdem, was hätte Sir Christopher schon ausrichten können? Um ihren geliebten Vater zurückzubringen, hätte es mehr gebraucht als ein kleines goldenes Amulett. Und so geschah es, dass der Salamander unter den Dielenbrettern in Vergessenheit geriet. Bis jetzt! Eine Notsituation war eingetreten. Der Salamander musste so schnell wie möglich zu Sir Christopher nach London gebracht werden, damit der Freund des Vaters erfuhr, dass sie in Not war. Nur wer sollte das tun? Thomas war nicht mehr auf Hatton Hall. Alyss blieb nichts anderes übrig, als den Salamander persönlich nach London zu bringen. Endlich wusste sie, was zu tun war.

Alyss blickte den Salamander, der immer noch auf ihrer offenen Handfläche lag, ein letztes Mal an. Für einen kurzen Augenblick meinte sie, dass ihr die roten Rubinaugen zublinzelten, doch es war sicher nur eine Täuschung des Lichts. Dann strich sie sacht über die Rubinsplitter auf seinem Rücken, wickelte ihn in das Samtstück und steckte ihn zusammen mit den Münzen in einen Lederbeutel.

Plötzlich flackerten die Kerzen, die Tür wurde aufgestoßen. Onkel Humphrey war ohne anzuklopfen in ihr Zimmer getreten. Alyss gelang es gerade noch rechtzeitig, das Säckchen mit dem Salamander unter ihr Mieder zu stopfen.

»Hat dein Vater dir je ein Schmuckstück gegeben?«

»Ein Schmuckstück? Wieso?«, fragte Alyss. »Ich habe keinen Schmuck.«

»Und was ist das?« Der Onkel deutete misstrauisch auf die Schatulle, die noch immer offen auf dem Boden lag. Er bückte sich und leerte den Inhalt aus. Als Alyss ihre verstreuten Schätze sah, hätte sie am liebsten vor lauter Wut gebrüllt.

Der Onkel durchwühlte ihre Kostbarkeiten. Zornig kickte er schließlich die Schatulle unters Bett und verließ das Zimmer. »Wehe dir, wenn du mich anlügst!«, sagte er noch zu Alyss. Den Zettel, auf dem die Adresse von Sir Christopher stand, hatte er zum Glück nicht bemerkt.

Um Mitternacht stand Alyss vor dem fleckigen alten Spiegel in ihrer Kammer. Die anderen Hausbewohner waren längst zu Bett gegangen. Nur Alyss war noch auf, um ihre heimliche Reise nach London vorzubereiten.

»Los!«, befahl sie dem Mädchen mit den langen dunklen Locken, das ihr aus dem Spiegel entgegenblickte. »Mach schon.« Sie griff nach der Schere und begann zaghaft, die erste Strähne abzuschneiden. Während draußen ein Unwetter tobte, Blitze über den Himmel zuckten und es laut donnerte, fielen ihre Locken, eine nach der anderen, lautlos zu Boden. Erst als Alyss fertig war, blickte sie wieder in den Spiegel. Dort stand ein Junge im Unterkleid. Auf dem Bett lagen Hose und Wams bereit, die sie aus der Kleidertruhe der Ratcliff-Brüder gestohlen hatte. Zwar war Henrys Hose viel zu groß, doch mit dem Gürtel im letzten Loch würde sie ihr immerhin nicht von der Hüfte rutschen. Die Hemdsärmel waren zu lang und sie schlitterte in Georges alten Stiefeln herum wie auf Eis. Das Wams dagegen passte wie angegossen. Zufrieden musterte sie den Jungen im Spiegel.

»Perfekt!« Sie fuhr mit ihrer Hand durch die strubbeligen Haare, die sich ungewohnt anfühlten. Mit einer tief in die Stirn gezogenen Kappe würde selbst Onkel Humphrey sie nicht erkennen. Dann band sie den Beutel mit dem Salamander am Gürtel fest. Nur schade, dass sie nicht reiten konnte. Auf Arrow, Vaters Braunem, den der Onkel seit Neuestem benutzte, wäre sie sicher schnell wie ein Pfeil in der Stadt. Doch selbst zu Fuß war London nur eine Tagesreise entfernt. Das konnte sie leicht schaffen, auch wenn die Landstraße gefährlich war und überall Räuber auf Reisende lauerten. Sie hoffte, dass diese an einem Jungen ohne Gepäck und in zu großen Hosen nicht interessiert waren.

Als Alyss wenig später lautlos aus dem Haus schlich, hatte der Regen aufgehört. Zwischen Wolkenfetzen konnte man eine helle Mondsichel erkennen.