Dreiundzwanzigstes Kapitel
Laura war das Lügen nicht gewohnt. Nicht einmal für den besten aller Zwecke.
»Ja«, sagte sie schlicht und nahm den Schleier vom Gesicht. Der Bischof stöhnte und verdrehte die Augen zum Himmel. »Ja, ich bin es. Und ich bleibe von jetzt an bei dir, Angelo. Ich werde dafür sorgen, dass du wieder gesund wirst und dir kein Geist mehr etwas anhaben kann.«
Sie sanken sich in die Arme und vergossen Tränen der Freude. Der Bischof stand daneben und trippelte ungeduldig von einem Bein auf das andere. Er dachte jetzt nur noch an die knusprige Gans, die seine Donatella im Ofen hatte, und auf den Nachtisch, der ihm noch um einiges leckerer erschien.
Nach einer Weile wurde ihm das Geturtel zu viel.
»Ich denke, Ihr braucht mich nun nicht mehr«, sagte er. »Deshalb schlage ich Folgendes vor, ehe ich gehe.«
Angelo und Laura fuhren auseinander.
»Laura bleibt tatsächlich hier. Wenn jedoch Circe da Volterra ihren Besuch ankündigt, so verbergt Ihr Euch, Laura. Auch des Nachts seid Ihr besser unsichtbar. Und Ihr, Visconte, vergesst Lauras Worte nicht: Geister haben kein Spiegelbild. Wenn Euch wieder ein nächtlicher Besucher beim Schlafen stört, so habt keine Angst. Stellt die Spiegel so, dass er darin zu sehen sein müsste. Ist er es, nun, so ist der Spuk vorbei. Es gibt nämlich keine Geister. Aber zeigt ihm um Gottes willen nicht, dass Ihr hinter sein Geheimnis gekommen seid. Habt Ihr verstanden?«
Angelo und Laura nickten stumm. Ihre Gesichter leuchteten vor Liebe.
»Ich werde jeden Tag vorbeikommen, und auch Donatella wird Euch besuchen. Es wäre doch gelacht, wenn wir Euch, Bürgermeister, nicht wieder gesund bekämen und gleichzeitig dem Spuk ein für alle Mal ein Ende machten.«
Mit diesen Worten ging er und ließ Angelo und Laura allein.
»Laura«, begann Angelo, als die Schritte des Bischofs im Gang verklungen waren. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass du wieder bei mir bist. Es ist wahr, du bist mein Schutzengel.«
»Pst, Liebster, du musst nichts erklären.«
Angelo lächelte, hob ’wortlos die Bettdecke an, und Laura verschwand so schnell sie konnte darunter und schmiegte sich an Angelos Leib.
»Du bist so schmal geworden, Liebster«, flüsterte sie besorgt. »Ich habe Angst um dich.«
»Nein, das brauchst du nicht. Wenn du nur bei mir bist, ist alles gut.«
Und er beugte sich über sie und drückte seine heißen Lippen zart und fordernd zugleich auf ihre.
Seine Hände näherten sich ihrem Körper, berührten ihre Schultern, glitten leicht und behutsam über ihre Arme bis hinab zu den Brüsten. Als seine Finger ihre empfindlichen Brustspitzen berührten, richteten diese sich auf, und Laura unterdrückte nur mühsam ein leises Stöhnen. So lange war es her, dass seine Hände ihre Haut berührt hatten. Eine prickelnde Hitze durchströmte ihren Leib, brannte zwischen ihren Schenkeln wie ein loderndes Feuer. Sie schloss die Augen und bog ihre Brüste den streichelnden Händen des Mannes entgegen. Sein Mund glitt nun über ihren Hals, während seine Hände noch immer auf ihren Brüsten verweilten. Tief und immer tiefer glitt sein Mund, seine Zunge fuhr leicht durch das Tal dazwischen, seine Finger rieben zart und fordernd zugleich die empfindlichen Spitzen. Ein Beben fuhr durch Lauras Körper. Wie von selbst öffneten sich ihre Lippen, glitten ihren Hände seinen Rücken hinauf und hinab, drängte sich ihr Leib verlangend gegen seinen.
»Ich möchte dich ganz sehen. Nie wieder möchte ich vergessen, wie schön du bist«, bat Angelo, und Laura verstand.
Sie erhob sich, streifte sich mit zitternden Händen das Kleid vom Körper und stand schließlich nackt und hoch aufgerichtet im silbernen Mondlicht, dass durch das Fenster in die Gemächer des Visconte schien. Auch er hatte sich nun aus dem Bett erhoben. Die Schwäche, die den ganzen Tag über in ihm gewohnt hatte, war plötzlich verschwunden. Jung und stark fühlte er sich, gesund und kräftig wie noch vor wenigen Wochen.
»Du bist schön wie ein Engel, Liebste«, sagte er und kniete, ergriffen von Lauras Anblick, vor ihr nieder. Die Schwangerschaft hatte ihre Brüste weicher und voller werden lassen, die Hüften waren kurviger, der Bauch ein klein wenig runder, aber von solch einer Weiblichkeit, dass Angelo sein Gesicht daran schmiegte, bevor er wieder in ihren Augen ertrank.
Sie sah ihn an, sah die Bewunderung in seinen Augen, sah auch die heiße Flamme der Leidenschaft in seinen Blicken lodern.
Und beinahe ebenso heftig wie seine Hände entzündeten nun seine Blicke das Begehren in ihr. Eine Mischung aus Scham und Wollust bemächtigte sich ihrer. Sie spürte die Spur seiner Blicke auf ihrem Leib, spürte sie als brennende Spur, die in ihr ein unbekanntes Kribbeln auslöste, das in Wellen durch ihren Körper floss und Verstand und Willen ausschaltete.
Ganz und gar Frau wurde sie unter diesen Blicken, wurde Eva im Paradies, als sie nackt im Mondlicht vor ihm stand. Sie fühlte nichts als ihre Weiblichkeit, als die Glut ihres Verlangens, die Hitze ihres Schoßes. Schön war sie, schön, stolz und so sehr sie selbst wie niemals zuvor. Seine Blicke waren es, die Laura ihr geheimes Wesen zeigten und ihr offenbarten, dass sie für die Liebe geboren war. Und in diesem Moment, unter seinem liebenden Blick, fiel alle Scham, die sie seit Angelinos Geburt in Hinblick auf ihren Körper genährt hatte, von ihr ab, als wäre sie nie da gewesen. Stolz und im Wissen um das ewige Geheimnis der Weiblichkeit, zeigte sie sich dem Mann, den sie liebte, zeigte sich ihm so, wie sie war: verletzlich und stolz zugleich, zart und doch von ungeahnter Stärke. Schön, begehrenswert und so voller Sinnlichkeit wie keine andere.
Ihr Anblick war es, der Angelo da Matranga die Sinne gänzlich raubte. Er spürte das Verlangen wie Blut in seinen Adern kochen. Sein Begehren kannte keine Grenzen mehr. Er kniete vor ihr, war geblendet nicht nur von ihrer Schönheit, sondern mehr noch von ihrer Hingabe an den Augenblick. Staunend betrachtete er Lauras Verwandlung, sah zu, wie aus dem jungen Mädchen eine Frau wurde, geweckt nicht von der Hand oder dem Mund eines Mannes, sondern von der eigenen Körperlichkeit.
Ein leiser Wind, der durch das offene Fenster in das Gemach drang, fuhr wie ein Streicheln über ihren nackten Körper und brachte sie zum Erschauern. Leicht bog sich Laura diesem Wind entgegen, badete ihren Leib im Mondlicht und in der Bewunderung, die aus den Augen ihres Liebsten sprach.
Angelo streckte beide Hände nach ihr aus. »Komm zu mir, meine Liebste, meine Schönste.«
Doch sie schüttelte leicht den Kopf, breitete die Arme aus, schloss die Augen, warf den Kopf nach hinten und drehte sich im Schein des Mondlichts. Zuerst waren ihre Bewegungen langsam, von einer sinnlichen Trägheit. Ihr Leib bog sich zum Klang einer ungehörten Musik, und auf ihrem Gesicht erschien ein selbstvergessenes Lächeln. Dann wurden ihre Bewegungen schneller und immer schneller. Wie flüssiges Gold floss ihr Haar den Bewegungen hinterher, umgab ihre selbstvergessen tanzende Gestalt wie einen lodernden Heiligenschein. Schweigend beobachtete Angelo da Matranga diesen seltsamen Tanz. Wortlos im Angesicht ihrer Schönheit und ihrer Hingabe an den Augenblick, sprachlos über ihre Weiblichkeit. Nah, so nah wie keine Frau zuvor, kam sie ihm, tanzte sich direkt in seine Seele. Und gleichzeitig entfernte sie sich von ihm, war allein und vollkommen unabhängig in ihrem Tanz, war sich selbst genug, war sich selbst eine Freude. Angelo da Matranga, Bürgermeister und Herrscher über die Republik Siena, begriff mit aller Klarheit, dass Laura keine Frau war, die ein Mann jemals besitzen würde. Sie war ein von Gott geschaffenes Weib, das nicht geboren war, um beherrscht zu werden, sondern um zu herrschen. Eine Frau, geboren um der Liebe willen. Lieben und geliebt werden, das war es, was sie ausmachte, was sie für den Visconte so anziehend, so unentbehrlich machte. Nur bei ihr durfte er der sein, der er wirklich war. Und sie war bei ihm die, die sie wirklich war. Es gab keine Scham, keine Falschheit, kein Lügen und Verschweigen zwischen ihnen. Laura herrschte über sein Herz und seinen Verstand, über seinen Leib und seine Seele, und da Matranga wusste, sie würde sich niemals etwas unterwerfen, das nicht die Liebe war. Nein, Laura war keine Kurtisane, sie würde sich niemals verkaufen. Laura war dazu geboren, sich an den Mann zu verschenken, den sie liebte. Sie trug ein Übermaß an Sinnlichkeit, Schönheit und Liebe in sich, das verschwendet werden wollte an den Moment des Einklangs zwischen zwei Herzen. Diese schlichte Tatsache berührte Angelo in tiefster Seele, denn er erkannte, dass Lauras Liebe zu ihm größer war als alles andere auf dieser Welt.
Diese Erkenntnis aber entfachte seine Liebe aufs Neue zu ihr, machte sie zur kostbarsten aller Frauen, die er kannte, machte sie unvergleichlich und unverzichtbar. Ja, eines hatte Angelo da Matranga in den letzten Tagen bitter erfahren müssen: Ohne Laura konnte er nicht leben. Und jetzt hatte er Laura erkannt, hatte bis zum tiefsten Grund ihrer Seele geschaut und darin auch die Verletzlichkeit erblickt. Es waren ihre Offenheit und ihre Hingabe, die sie so verwundbar machten.
Ich werde sie schützen, schwor er sich in dieser Nacht, die der Neubeginn ihrer großen Liebe war. Ich werde Laura schützen vor allem Bösen, vor Gewalt und Übergriffen, vor Kummer und Leid. So, wie sie keinerlei Mühen gescheut hatte, um mich zu schützen. Tränen traten ihm in die Augen, als er daran dachte, was sie alles für ihn auf sich genommen hatte.
»Komm zu mir, meine Liebste, Schönste«, bat er wieder.
Und diesmal kam sie, trat mit leuchtenden Augen einen Schritt auf ihn zu und vertraute ihren Körper, ihren Geist und ihre Seele aufs Neue seinen kundigen Händen und Lippen an. Mit einem Aufseufzen gab sie sich den Berührungen seiner Finger hin, die mit unsagbarer Zärtlichkeit an ihrem Körper hinab glitten, tastend, suchend und findend. Die Spur seiner Finger brannte sich in ihre Haut ein, unauslöschlich wie eine Narbe. Und war diese Zeichnung nicht ebenso aus dem Schmerz hervorgegangen wie eine Narbe? Ja, sie beide trugen Narben voneinander. Narben, die sich tief in ihre Seelen gegraben hatten und von denen sie doch nicht entstellt waren. Jetzt waren sie vereinter als jemals zuvor. Jetzt waren sie miteinander verschmolzen. Für immer. Und zur Krönung dieses Wiederfindens, zur Krönung dieser großen Liebe gaben sie sich mit ungeahnter Leidenschaft und ungeahnter Zärtlichkeit einander hin.
Noch bevor in Laura der Wunsch nach einer Berührung entstand, hatte Angelo dies bereits erraten. Sie schmiegte ihren nackten Körper an den Liebsten, erkundete mit ihren Fingern seinen schmaler gewordenen Leib, fühlte das Spiel seiner Muskeln, die sich noch immer sichtbar unter der Haut abzeichneten, hörte seine heiser geflüsterten Worte und hatte alles andere rings um sich vergessen. Nur sie beide schien es noch zu geben in dieser mondhellen Nacht im Herzen Sienas, zwei Leiber, die sich danach verzehrten, miteinander zu verschmelzen, zwei Münder, deren Atem sich vermischte, das Begehren, das alles andere überstrahlte. Sanft, ganz sanft glitten Angelos Finger über die zarte Innenseite von Lauras Oberschenkel. Vorsichtig hauchte er einen Kuss auf die Stelle, an der die Oberschenkel endeten, und spürte Laura erbeben. Ihr Schoß hob sich seinen Lippen entgegen, und Angelo versank in ihrem Duft, in der Weichheit ihres Körpers wie in einem Rausch.
Doch obwohl die Wogen der Lust Laura und Angelo da Matranga zu verschlingen drohten, das Stöhnen lauter wurde, die Küsse drängender und Angelos Männlichkeit zu schmerzhafter Größe angewachsen war, hielt er plötzlich inne. Seine Hände hielten ihre Hüften, sein Gesicht sah zu ihr auf, fand ihre Augen. Zwei Augen, die ihn dunkel und verschleiert vor Lust ansahen, sich an ihm festhielten, um gemeinsam auch das letzte Wegstück bis zum Gipfel der Erfüllung zu gehen. »Ich bin bereit«, sagte ihr Blick. »Bereit, mich dir aufs Neue hinzugeben. Nimm mich. Jetzt!«
Und Angelo tat es. Er stand auf, hob Laura trotz seiner Schwäche hoch und stellte sich mit ihr vor den Spiegel. Dort setzte er sie ab, sodass sie vor ihm stand.
»Siehst du«, flüsterte er. »Wir sind beide im Spiegel zu sehen. Kein böser Geist wohnt in uns. Du warst es, die diesen Glauben mit deiner Liebe aus meinem Leben verjagt hat. Ich liebe dich, Laura, und ich schwöre bei Gott, dass ich diese Tatsache niemals wieder verleugnen oder vergessen werde. Ich schwöre es beim Leben meines einzigen Sohnes Angelino und bei der Seele meines verstorbenen Sohnes Orazio.«
Lächelnd und doch dabei vor Lust und Verlangen zitternd, betrachteten sie im Spiegel ihre vom Mondlicht silbern übergossenen Leiber. Angelo legte seine Hände auf Lauras Brüste, seine dunkle Haut vermischte sich mit ihrer helleren. Wieder seufzte die junge Frau auf, dann wandte sie sich um und sagte leise: »Liebe mich, Angelo. Jetzt, auf der Stelle.«
Er lachte leise, hob sie hoch und trug sie auf das Bett, welches nur noch entfernt den Duft eines Kranken in sich trug.
Laura zitterte vor Verlangen. Ihre Brustspitzen waren prall wie reife Himbeeren, ihre Flanken zitterten wie die einer jungen Stute. Ihr Schoß aber war rot und heiß wie eine Rose, die in vollster Blüte und Schönheit stand.
Seine Lippen berührten die Blütenblätter, schoben sie mit der Zunge auseinander, sodass Angelo ihre Feuchtigkeit schmecken konnte. Als seine Zunge schließlich das Zentrum ihrer größten Lust fand und behutsam daran saugte, stieß Laura kehlige Schreie aus. Sie warf den Kopf auf dem Kissen hin und her, ihre Augen waren geschlossen, die Lippen leicht geöffnet und von einem feuchten Glanz bedeckt.
»Angelo, erlöse mich«, seufzte sie. »Nimm mich. Nimm mich jetzt. Ich sterbe vor Lust.«
Da spreizte er ihr die Schenkel, drang genussvoll in sie ein und nahm sie mit kräftigen, langen Stößen, bis sich ihr Lustschrei mit seinem mischte und durch die Gänge des nachtstillen Palazzo hallte.
Sie lagen umschlungen auf dem Bett und alberten mit dem Übermut glücklicher Kinder herum, da hörte Laura plötzlich ein Geräusch.
»Pst!«, machte sie und legte einen Finger über Angelos Lippen. »Ich höre Schritte. Das Beste ist es, wenn ich mich hinter dem Fenstervorhang verberge. Falls es dein Geist sein sollte, sieh nach, ob er ein Spiegelbild hat.«
Angelo nickte. Die Schritte im Gang kamen immer näher. Der Visconte markierte einen Hustenanfall, damit Laura ungehört hinter dem Vorhang verschwinden konnte. Keinen Augenblick zu früh, denn schon ging die Tür auf, und Orazios Geist erschien.
»Nun, wie ich sehe, geht es dir ein wenig besser.«
Angelo da Matranga nickte, richtete sich im Bett auf und versuchte, einen Blick in den Spiegel zu werfen. Doch der Geist stand so, dass er nichts sehen konnte.
»Ja, es geht mir besser.«
Der Geist lachte, und dieses Lachen klang, als kratzte man mit einem Messer über rostiges Metall.
»Wusstest du eigentlich, dass sich die Menschen meist wenige Tage vor ihrem Tod noch einmal fast gesund fühlen? Aber der Sensenmann ist näher, als du denkst. Noch hast du Zeit, Laura zu verjagen. Doch diese Zeit ist äußerst kurz. Schon morgen wird es dir sehr viel schlechter gehen. Und was übermorgen ist, das weiß der Herr allein.«
»Welcher Herr? Von welchem Herrn sprichst du?«, fragte Angelo und hoffte, der Geist werde sich verraten.
»Vom Herrn der Welt spreche ich. Von wem sonst?«
Wieder versuchte der Visconte, in den Spiegel zu schauen. Er beugte sich nach links und rechts, doch der Geist folgte seinen Bewegungen, als wüsste er, was der Visconte zu erkennen trachtete.
Schließlich warf Angelo die Bettdecke zurück und sprang, schneller als der Geist reagieren konnte, aus dem Bett. Beinahe hätte er sich dabei in seinem Nachtgewand verheddert, das er kurz vor dem Erscheinen des Geistes übergeworfen hatte. Und dieses Mal hatte er Glück. Ganz klar und deutlich sah er den Geist im Spiegel. Es gab keinen Zweifel mehr.
Angelo verlor auf der Stelle jegliche Furcht. Schritt für Schritt trat er auf den Geist zu. Er sprach dabei kein Wort, doch seinen Blick hatte er fest auf die Gestalt gerichtet.
Und das Seltsame geschah. Mit jedem Schritt, den Angelo näher kam, wich der Geist einen Schritt zur Tür, bis er sich schließlich umwandte und mit einem »Vergiss meine Worte nicht, Angelo!« verschwand.
Als seine Schritte verklungen waren, kam Laura aus ihrem Versteck hervor.
»Glaubst du jetzt auch, dass es nicht der Geist Orazios, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut ist, der dir auf diese Weise Angst einjagen will?«, fragte Laura.
»Ja, Liebste, ich habe ihn deutlich im Spiegel gesehen. Und so langsam kommt mir auch ein Verdacht, wer sich hier als Orazios Geist ausgibt.«
Laura nickte lächelnd, doch dann wurde sie ernst. »Ich habe Angst um dich, Angelo. Circe da Volterra war in der letzten Zeit oft hier. Ihre Worte, dass es Kranken kurz vor dem Tod meist besser gehe, haben mich sehr erschrocken. Deshalb bitte ich dich, dass ich bei dir bleiben und mich um dich kümmern darf. Schick Circe da Volterra unter irgendeinem Vorwand weg. Sie darf nicht ahnen, dass wir hinter einen Teil ihres Geheimnisses gekommen sind.«
»Alles, Liebste ... Ich werde alles tun, was du verlangst. Das Wichtigste ist, dass wir niemals wieder getrennt werden.«