18

Vigdís machte sich sofort nach Schulschluss auf den Heimweg – sie verabschiedete sich noch nicht einmal von ihren Freundinnen. Sie sprang aus dem Bus und war so tief in ihre Gedanken versunken, dass sie zusammenzuckte, als ein Krankenwagen mit ohrenbetäubendem Martinshorn an ihr vorbeisauste. Sie erschrak so sehr, dass sie stehen bleiben musste, um sich kurz davon zu erholen.

»Uff … schön langsam, sonst kriegst du noch einen Herzinfarkt. Oma ist ja eh noch nicht zu Hause«, murmelte sie und setzte sich wieder in Bewegung. Sie bog in den Óttulundur ein und war völlig verdutzt, als sie den Krankenwagen genau vor dem Haus ihrer Oma stehen sah.

Was war passiert?

Sie rannte los. Neben dem Auto ihrer Oma erkannte sie Onkel Svennis Wagen. Genau in dem Moment kamen die Sanitäter mit einer Trage aus dem Haus, Onkel Svenni lief hinterher.

»Svenni! Wo ist Oma? Was ist los, ist sie verletzt???«

Svenni stürzte auf Vigdís zu, nahm sie in den Arm und lenkte sie weg von den Sanitätern.

Er redete beruhigend auf seine Nichte ein: »Ganz ruhig, meine Maus. Es ist niemand gestorben und auch niemand ernsthaft verletzt.«

»Aber wer …? Was …? Warum hat mir niemand Bescheid gesagt? Warum …?« Sie guckte sich nach dem Krankenwagen um und beobachtete, wie die Trage hineingehoben wurde.

»Wir wussten, dass du auf dem Heimweg warst, und da haben wir beschlossen, dass Oma es dir sagt, wenn du zu Hause bist. Jóhanna ist ohnmächtig geworden und wir haben zur Sicherheit einen Krankenwagen gerufen.«

»Jóhanna? Aber warum …? Was hat sie denn hier gemacht?«

Da kam Oma aus dem Haus, die erstaunlich gelassen wirkte. Sie ging zu ihrem Sohn und klopfte ihm zärtlich auf den Rücken.

»So, Svenni, jetzt übernehme ich. Mach, dass du zu Jóhanna in den Krankenwagen kommst, und dann hören wir uns später. Und wir beide unterhalten uns jetzt ein bisschen«, sagte sie und wandte sich Vigdís zu. Sie führte sie ins Wohnzimmer, wo sie es sich auf dem Sofa bequem machten. Dann nahm Oma Agnes Vigdís’ Hände und begann, die Geschichte ihres Vaters zu erzählen.