Mann

 

Nachdem sich die Frauen und Kinder zurückgezogen hatten, versammelten sich die Männer des Haushalts Eachan Khan Graeme bei einem Drink an der langen und glänzenden Tafel des Eßtisches. Der Raum war groß und nur matt erleuchtet. Nicht alle waren anwesend, und es hätte an ein kleines Wunder gegrenzt, wäre das jemals der Fall – zumindest in dieser Welt. Von sechzehn erwachsenen Männern nahmen neun an den verschiedensten Kriegen zwischen den Sternen teil, einer wurde in der Klinik von Foralie mit komplizierten Operationen reorganisiert, und der Älteste, Donals Großvater Kamal, hauchte in seinem Hinterzimmer des Haushalts langsam das Leben aus: mit einer Sauerstoffmaske und dem schwachen Duft des Lorbeerflieders, der ihn an seine nun seit vierzig Jahren verstorbene Frau Maran erinnerte. Fünf Männer saßen jetzt am Tisch – und seit drei Uhr nachmittags, seit seiner bestandenen Abschlußprüfung, gehörte Donal zu ihnen.

Bei den vier anderen, die zugegen waren, um ihn als erwachsenen Mann in ihre Runde aufzunehmen, waren sein Vater Eachan, dann sein älterer Bruder Mor, der einen Kontrakt auf den Quäkerwelten hatte und auf Heimaturlaub hier war, ferner seine Zwillingsonkel Ian und Kensie, die in der Altersfolge nach jenem James kamen, der bei Donneswort gefallen war. Die fünf Männer hatten sich am oberen Ende des Tisches zusammengesetzt, Eachan an der Spitze, seine beiden Söhne rechts und seine zwei jüngeren Zwillingsbrüder links von ihm.

„Sie hatten gute Offiziere, als ich dort war“, sagte Eachan. Er beugte sich vor und schenkte Donals Glas voll. Donal nahm es ganz automatisch auf und hörte aufmerksam zu.

„Alles Freiländer“, sagte Ian, der finsterere der beiden dunklen Zwillingsbrüder. „Ohne einen Kampf, der sie ordentlich wachrüttelt, ersticken sie in ihrer Bürokratie. Kensie schlägt Mara oder Kultis vor, und ich meine, warum nicht?“

„Wie ich hörte, haben sie dort schon einige Dorsai-Kompanien“, wandte Mor ein, der rechts von Donal saß. Die tiefe Stimme Eachans antwortete zu seiner Linken.

„Die gehen mit ihren Waffen nur spazieren. Ich kenne diese Leute. Warum einen Kuchen nur aus Zuckerguß backen? Der Bürge von Kultis steht gern in dem Ruf, hervorragende und unübertroffene Leibwächter zu haben. Doch sie würden recht schnell in die normalen Truppenverbände eingegliedert, wenn es wirklich irgendwo hart auf hart ginge.“

„Und bis dahin“, warf Kensie ein, und ein plötzliches Lächeln stahl sich in sein dunkles Gesicht, „nur Müßiggang. Frieden verweichlicht einen Soldaten. Die Truppe spaltet sich in kleine Grüppchen, aus Kriegern werden Paradefiguren, und ein echter Mann – ein Dorsai – ist nur noch Staffage.“

„Richtig“, sagte Eachan und nickte. Geistesabwesend nahm Donal einen Schluck aus seinem Glas. Kleine Schweißperlen glänzten plötzlich auf seiner Stirn. Doch er achtete nicht darauf, sondern konzentrierte sich auf das Gespräch. Er wußte, daß ihm der Meinungsaustausch eine Hilfe sein sollte. Er war nun ein Mann, dem man nicht mehr befehlen konnte, was er zu tun hatte. Es lag an ihm zu entscheiden, wohin er gehen und wo er dienen sollte. Und sie halfen ihm dabei, sich darüber klarzuwerden – mit ihren Kenntnissen über die acht Sonnensysteme und ihre Eigenheiten.

„… Für den reinen Garnisonsdienst hatte ich nie viel übrig“, fuhr Eachan fort. „Ein Söldner hat die Aufgabe, zu trainieren, seinen Körper zu stählen und zu kämpfen. Doch letztendlich ist das Kämpfen das Wichtigste. Allerdings sind nicht alle dieser Ansicht. Es gibt solche und solche Dorsai – und nicht alle Dorsai sind Graemes.“

„Nun, um auf die Quäkerwelten zurückzukommen …“, meinte Mor und hielt dann mit einem kurzen Seitenblick auf seinen Vater inne, weil er fürchtete, ihn unterbrochen zu haben.

„Sprich nur weiter“, sagte Eachan und nickte.

„Ich wollte einfach nur darauf hinweisen“, fuhr Mor fort, „daß auf Eintracht eine Menge los ist – und wie ich hörte, auf Harmonie ebenfalls. Die Sekten werden sich auch weiterhin gegenseitig bekämpfen. Und deshalb werden Leibwächter gebraucht.“

„Laß uns bloß mit diesen Gorillas in Ruhe“, warf Ian ein, der da er altersmäßig Mor näherstand als seinem Bruder Eachan – es nicht für nötig erachtete, ganz so höflich zu sein. „Das ist nichts für einen richtigen Soldaten.“

„Das wollte ich damit auch nicht andeuten“, sagte Mor und wandte sich an seinen Onkel. „Aber da solche Stellungen bei den Psalm-Singern hohes Ansehen genießen, werden sie von ihren besten Leuten belegt. Und deshalb gibt es bei der Truppe freie Posten für Söldner.“

„In der Tat“, meinte Kensie. „Und wenn sie weniger Fanatiker und mehr Offiziere hätten, dann könnten diese beiden Welten hervorragende Streitkräfte zu den Sternen schicken. Aber ein Priestersoldat ist nur dann gefährlich, wenn er mehr Soldat als Priester ist.“

„Das kann ich bestätigen“, sagte Mor. „Während des letzten Scharmützels, an dem ich auf Eintracht teilnahm, kam ein Ältester zu uns an die Front, nachdem wir eine kleinere Stadt eingenommen hatten. Er wollte fünf von meinen Leuten mitnehmen und sie zu Scharfrichtern machen.“

„Und was hast du getan?“ fragte Kensie.

„Ihn an meinen Kommandeur verwiesen. Und dann bin ich als erster zum Alten Herrn gegangen und habe ihm gesagt, daß er gleich am nächsten Tag fünf Männer ausmustern könne – wenn er in meiner Truppe tatsächlich so viele Soldaten fände, die sich zu einem solchen Job freiwillig bereit erklärten.“

Ian nickte.

„Nichts verdirbt einen Mann für die Schlacht mehr, als Henker zu spielen“, sagte er.

„Das begriff auch unser Alter Herr“, sagte Mor. „Wie ich hörte, bekamen sie ihre Scharfrichter – aber nicht von mir.“

„Begierden sind wie Vampire, die einem die Kraft rauben“, ertönte Eachans nachdrückliche Stimme an der Spitze des Tisches. „Das Soldatenleben ist eine ätherische Tugend. Einem Mann, der nur Blutvergießen, Geld oder Frauen im Kopf hat, habe ich noch nie getraut.“

„Auf Mara und Kultis sind die Frauen Spitze“, meinte Mor grinsend. „Das habe ich jedenfalls gehört.“

„Das kann man wohl sagen“, bestätigte Kensie heiter. „Aber irgendwann muß man doch wieder nach Hause.“

„Gebe Gott, daß ihr alle heil zurückkehrt“, sagte Eachan düster. „Ich bin ein Dorsai und ein Graeme, aber ich wäre glücklicher, wenn unsere kleine Welt die Kontrakte der Außenwelt-Spezialisten mit etwas anderem als dem Blut unserer besten Kämpfer bezahlen könnte.“

„Wärst du zu Hause geblieben, Eachan“, fragte Mor, „als du jung und tatendurstig warst?“

„Nein, Mor“, sagte Eachan ernst. „Aber es gibt noch andere Gewerbe als das der Kriegsführung – selbst für einen Dorsai.“ Er blickte seinen ältesten Sohn an. „Als unsere Vorväter vor knapp hundertfünfzig Jahren diesen Planeten besiedelten, verfolgten sie damit nicht die Absicht, für die acht anderen Systeme den Nachschub an menschlichem Kanonenfutter sicherzustellen. Sie wollten nur eine Welt, auf der kein Mensch die Geschicke eines anderen gegen seinen Willen lenken konnte.“

„Und die haben wir“, sagte Ian rauh.

„Und die haben wir“, bestätigte Eachan. „Dorsai ist eine freie Welt, auf der jedermann tun und lassen kann, was ihm beliebt – solange er die Rechte seines Nachbarn respektiert. Und nicht einmal alle acht anderen Systeme zusammen würden es wagen zu versuchen, gegen diesen einen Planeten anzutreten. Doch der Preis dafür … der Preis …“

Er schüttelte den Kopf und schenkte sein Glas wieder voll.

„Nun, das sind bittere Worte für deinen Sohn, der jetzt in die Fremde zieht“, sagte Kensie. „Das Leben hat, wie es sich uns heute darbietet, auch viele guten Seiten. Außerdem stehen wir derzeit nicht unter militärischem, sondern unter wirtschaftlichem Druck. Wer wollte diesen Planeten schon, außer uns selbst? Das Leben hier ist rauh und hart, ein Kuchen ohne Zucker und Rosinen. Denk nur an die reichen neuen Welten wie Ceta im Tau-Ceti-System oder die noch reicheren, älteren Planeten wie Freiland oder Newton … oder gar die gute alte Venus. Die haben Anlaß, sich Sorgen zu machen. Sie sind es, die sich Gewehr bei Fuß gegenüberstehen im Konkurrenzkampf um die besten Wissenschaftler und Techniker, die begabtesten Künstler und Ärzte. Und je schärfer diese Konkurrenz, desto mehr Arbeit für uns und desto besser unser Leben.“

„Eachan hat trotzdem recht, Kensie“, knurrte Ian. „Sie träumen noch immer davon, unser freies Volk unter Druck setzen zu können, es zu einem Haufen willfähriger Untertanen zu machen – um diese Untertanen dann dazu einzusetzen, die Kontrolle über alle anderen Welten zu gewinnen.“ Er beugte sich zum Tisch und in Eachans Richtung vor, und im matten Licht des Eßzimmers sah Donal plötzlich den weißen Schimmer der Brandnarbe, die sich wie eine Schlange über Ians Unterarm wand und dann in dem weiten Ärmel seiner kurzen Freizeittunika verschwand. „Das ist die Bedrohung, die wir nie abstreifen können.“

„Solange die Bezirke eine unabhängige Vertretung im Rat besitzen“, sagte Eachan, „und die Familien in den einzelnen Bezirken ebenfalls autonom sind, haben sie keine Chance gegen uns, Ian.“ Er nickte allen am Tisch Sitzenden zu. „Ich habe meinen Weg bereits hinter mir und bin nach Hause zurückgekehrt. Ihr könnt beruhigt und guten Gewissens in die Kriege hinausziehen. Ich versichere euch: In diesem Haus werden eure Kinder als freie Menschen aufwachsen – frei und nur sich selbst verpflichtet – oder dieses Haus möge verbrennen und nie wiederaufgebaut werden.“

„Ich vertraue dir“, sagte Ian. Im Halbdunkel glühten seine Augen so hell wie die Narbe; er stand kurz vor der berüchtigten Gefühlseruption der Dorsai, die so leidenschaftslos und tödlich zugleich war. „Ich habe nun zwei Jungen, die unter diesem Dach wohnen. Doch denke daran: Kein Mensch ist vollkommen – nicht einmal ein Dorsai. Es gab einen Mann namens Mahub Van Ghent, der vor fünf Jahren davon träumte, im Mittleren Süden ein kleines Königreich zu gründen – es ist nur fünf Jahre her, Eachan!“

„Das war auf der anderen Seite des Planeten“, antwortete Eachan. „Und er ist umgekommen, durch die Hand eines Benali, eines Angehörigen seiner unmittelbaren Nachbarfamilie. Sein Haus ist niedergebrannt, und seit jener Zeit trägt niemand mehr den Namen Van Ghent. Was willst du noch?“

„Er hätte eher unschädlich gemacht werden müssen.“

„Jeder Mann hat das Recht, seinen Weg selbst zu bestimmen“, sagte Eachan sanft. „Solange er damit keinem anderen freien Mann in die Quere kommt. Seine Familie hat genug gelitten.“

„Ja“, sagte Ian. Er beruhigte sich wieder. Er füllte sein Glas erneut. „Das ist wahr, das stimmt. Ihr kann man keine Schuld geben.“

„Was die Exotischen Welten angeht …“, warf Mor höflich ein.

„Ah ja“, gab Kensie zurück, so ruhig und gelassen, als sei sein Zwillingsbruder, der so sehr ein Teil von ihm selbst war, überhaupt nicht aufgeregt gewesen. „Mara und Kultis … zwei interessante Planeten. Laß dich dort nicht vom ersten Eindruck in die Irre führen, Mor … und auch du nicht, Donal. Die Exoten sind ziemlich hartgesotten, trotz all ihrer Künste und Roben und des äußerlichen Gehabes. Sie selbst nehmen keine Waffe in die Hand, aber sie verstehen es, gute Männer anzuheuern. Auf Mara und Kultis ist viel erreicht worden – und nicht nur auf dem Gebiet der Künste. Ihr solltet einmal mit einem ihrer Psychologen sprechen.“

„Sie sind ehrlich“, sagte Eachan.

„Das ebenfalls“, bestätigte Kensie. „Aber was mich beeindruckt, ist die Tatsache, daß sie ihren eigenen Weg gehen – ebenso unbeirrt wie wir. Wenn ich noch einmal geboren werden sollte und unter den anderen Welten wählen müßte …“

„Ich wollte immer nur ein Soldat sein“, sagte Mor.

„Das meinst du jetzt“, sagte Kensie und nippte an seinem Glas. „Das meinst du jetzt. Aber die Zivilisation ist heute, im Jahre des Herrn 2403, ziemlich komplex und unüberschaubar: Zwölf verschiedene Kulturen haben sich in zwölf verschiedene Ausrichtungen aufgespalten. Vor kaum fünfhundert Jahren hat der Durchschnittsbürger nicht einmal im Traum daran gedacht, den Boden seines Heimatplaneten zu verlassen. Und je weiter wir kommen, desto schneller geht die Entwicklung voran. Und je schneller sie vorangeht, desto weiter kommen wir.“

„Die Venusgruppe ist der antreibende Faktor, nicht wahr?“ fragte Donal. Seine jugendliche Zurückhaltung wurde vom flüssigen Feuer des Whiskys davongespült.

„Laß dich da nicht täuschen“, widersprach Kensie. „Die Wissenschaft ist nur ein Weg zur Zukunft. Alt-Venus, Alt-Mars, auch Cassida und Newton – vielleicht haben sie ihren Höhepunkt schon überschritten. Projekt Blaine ist ein reicher und mächtiger alter Mann, aber er weiß nichts von all den neuen Tricks, die sie auf Mara und Kultis und den Quäkerwelten entwickelt haben – oder auch Ceta. Wenn ihr zu den Sternen hinauszieht, dann macht es euch zur Regel, alles zweimal zu betrachten – denn in neun von zehn Fällen wird euch der erste Eindruck in die Irre führen.“

„Beherzigt seinen Rat, ihr Jungen“, sagte Eachan an der Spitze des Tisches. „Euer Onkel Kensie ist ein ganzer Mann, und er kann auf einen großen Schatz aus Erfahrungen zurückgreifen. Ich wünschte nur, ich könnte euch mit ebenso fundiertem Rat zur Seite stehen. Sprich mit ihnen, Kensie.“

„Nichts steht still“, fuhr Kensie fort – und bei diesen drei Worten schien all der Whisky auf einmal Donal zu Kopf zu steigen. Der Tisch und die dunklen, grobknochigen Gesichter vor ihm schienen sich im Halbdunkel des Zimmers einzutrüben, und Kensies Stimme dröhnte ihm wie aus weiter Ferne entgegen. „Alles ist im Wandel, und daran müßt ihr immer denken. Was gestern noch in bestimmter Hinsicht als wahr galt, kann heute völlig verkehrt sein. Also seid euch dessen bewußt und vertraut dem Wort eines Mannes nur mit Vorbehalt, selbst dem meinen. Wir haben uns vermehrt wie die biblischen Heuschrecken. Wir haben uns zwischen den Sternen ausgebreitet und uns in verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Ausrichtungen aufgesplittert. Es hat den Anschein, daß unsere Entwicklung dahinrast, auf ein Ziel zu, von dem ich keine Vorstellung habe. Und doch ist dieses komische Gefühl in mir … als befänden wir uns alle in der Schwebe, als ständen wir am Rande eines Abgrunds, in dem uns etwas Großes und Fremdes und vielleicht Schreckliches erwarten mag. Es ist an der Zeit, jeden Schritt sorgfältig abzuwägen. Ja, das ist es in der Tat.“

„Ich werde der größte General aller Zeiten sein!“ schrie Donal und war genauso verblüfft wie die anderen, als er hörte, wie diese Worte laut und lallend und wie zäh aus seinem Mund quollen. „Sie werden es sehen … ich zeige ihnen, was ein Dorsai zu leisten vermag.“

Er wußte, daß sie ihn alle anstarrten, obwohl ihre Gesichter wie verschwommen wirkten – bis auf das von Kensie, das schräg gegenüber an der anderen Seite des Tisches schwebte und wie durch eine Schneise im Nebel deutlich zu erkennen war. Kensie sah ihm mit einem melancholischen Blick in die Augen. Donal spürte die Hand seines Vaters auf der Schulter.

„Zeit, daß wir zu Bett gehen“, sagte Eachan.

„Ihr werdet es erleben …“, brachte Donal mit schwerer Zunge hervor. Doch die anderen standen auf, nahmen ihre Gläser und wandten sich seinem Vater zu, der sein eigenes Glas erhoben hatte.

„Auf daß wir alle noch einmal zusammenkommen“, sagte Eachan. Und darauf tranken sie im Stehen. Der restliche Whisky in dem Glas floß geschmacklos wie Wasser über Donals Zunge und durch seine Kehle – und für einen Augenblick löste sich der Nebel vor seinen Augen auf, und er konnte diese großen Männer deutlich vor sich stehen sehen. Sie waren hochgewachsen, selbst nach dem Maßstab der Dorsai. Sogar sein Bruder Mor war einen halben Kopf größer als er, und so wirkte er wie ein halbwüchsiger Junge unter ihnen. Aber gleichzeitig war er in diesem einen Augenblick der Klarheit mit Zärtlichkeit und Mitleid für sie erfüllt – so als sei er der Erwachsene und sie seien die Kinder, die behütet werden mußten. Er öffnete den Mund, um ihnen zum erstenmal in seinem Leben zu sagen, wie sehr er sie liebte und daß er immer da sein würde, um ihnen zu helfen. Doch dann schob sich erneut der Dunst vor seine Augen. Und er spürte nur noch Mor in seiner Nähe, der ihn schwankend zu seinem Zimmer führte.

 

Etwas später schlug er in der Dunkelheit um ihn herum die Augen auf. Er bemerkte die Konturen einer Gestalt, die die Fenstervorhänge zuzog, um ihn vor dem heller werdenden Licht der beiden gerade aufgehenden Monde abzuschirmen. Es war seine Mutter. Und mit einer plötzlichen, impulsiven Bewegung rollte er sich aus seinem Bett, taumelte auf sie zu und legte ihr die Hände auf die Schultern.

„Mutter …“, sagte er.

Mit einem blassen Gesicht, dessen weiche Züge vom Mondschein umspielt wurden, sah sie zu ihm auf.

„Donal“, sagte sie liebevoll und schlang die Arme um ihn. „Du wirst dir eine Erkältung holen, Donal.“

„Mutter …“, sagte er heiser. „Wenn du mich jemals brauchen solltest … damit ich dir helfe, mich um dich kümmere …“

„Ach, mein Junge“, sagte sie und preßte seinen festen, jungen Körper dicht an sich. „Achte auf dich selbst … mein Junge … mein Junge …“