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Luke beobachtete, wie die Blockade größer wurde.

»Das sieht nicht gut aus«, sagte Mara.

»Nein.« Luke legte ihr die Hand auf die Schulter. »Sieh genau hin. Sie sind keine Gefahr für uns.«

Jainas Stimme kam aus dem Kom-Lautsprecher. »Das Renegaten-Geschwader! Ich glaube einfach nicht, dass sie…«

Ein Signal unterbrach sie, das auch die Jadeschatten erreichte.

Das Gesicht von Gavin Darklighter erschien auf dem Kom-Schirm der Jadeschatten.

»Dies ist nicht klug, Gavin«, sagte Luke vorsichtig. »Wir werden von den Sicherheitskräften Coruscants verfolgt.«

»Ich habe ihnen ihren Fehler erklärt«, erwiderte Gavin. »Sie werden Sie nicht noch einmal belästigen.«

»Man wird nur zusätzliche Schiffe schicken, und das verschlimmert die Situation. Es könnte zu einer regelrechten Krise kommen.«

»Vielleicht braucht die Neue Republik so eine Krise«, sagte Gavin. »Erst Corran und jetzt Sie? Das geht zu weit. Fey’lya verkauft uns stückchenweise an die Yuuzhan Vong.«

»Nein, das macht er nicht. Ich habe ganz offensichtlich Meinungsverschiedenheiten mit ihm, aber er versucht, die Neue Republik zu retten, auf seine Art. Ein Bürgerkrieg würde uns nur schwächen.«

»Nicht wenn wir ihn schnell und schmerzlos hinter uns bringen. Nicht wenn wir anschließend eine echte Führung haben anstatt eines zerstrittenen Haufens, der uns Däumchen drehen lässt.«

»Sie sprechen von Demokratie«, entgegnete Luke. »Von etwas, für das wir hart gekämpft haben. Wir können die Demokratie nicht einfach wegwerfen, weil sie uns nicht in den Kram passt. Gavin, dieses Gespräch hat nie stattgefunden.«

»Na schön. Ich wollte Ihnen nur zeigen, dass Sie Unterstützung haben.«

»Und das weiß ich zu schätzen. Aber jetzt wird es Zeit für Sie, von hier zu verschwinden. Wenn wir uns jetzt auf den Weg machen, bekommen wir einen klaren Sprung. Anschließend müssen Sie sich irgendwie aus diesem Schlamassel herausreden.«

»Sie wollen wirklich keine Eskorte?«

»Nein.«

Gavin nickte. »Verstanden. Geben Sie gut auf sich Acht. Sie auch, Mara.«

Darklighters Gesicht verschwand vom Schirm, und Luke spürte plötzlich, dass seine Hände zitterten.

»Luke?«, fragte Mara besorgt.

»Das war ziemlich knapp«, sagte er. »Zu knapp. Ich möchte nicht als Vorwand für einen Staatsstreich herhalten. Habe ich die richtige Entscheidung getroffen?«

»Absolut. Wenn du beschlossen hättest, dich verhaften zu lassen… Glaubst du, dieser Widerstand wäre dann nicht aktiv geworden?«

»Hast du gewusst, dass das Renegaten-Geschwader eingreifen würde?«

»Ich habe es geahnt.«

»Und du glaubst, wenn wir aufgeben…«

»Ein versuchter Staatsstreich innerhalb einer Woche, schätze ich. Zumindest eine überaus kritische Situation. Du hast die Sache klar gesehen, Skywalker. Wir müssen weg. Um der Neuen Republik willen, um der Jedi willen – und nicht zuletzt auch um unserer selbst willen. Womit ich nicht nur uns beide meine, sondern auch unseren Sohn.«

 

Gavin Darklighter stellte einen Kom-Kontakt mit Jaina her, und sie versuchte, gefasst zu wirken.

»Ja, Colonel«, meldete sie sich. »Womit kann ich zu Diensten sein?«

»Passen Sie auf Meister Skywalker auf, Jaina. Er braucht Sie.«

»Ich werde mir alle Mühe geben, Sir. Ist das alles?«

»Nein.« Gavins Stimme vibrierte. »Ich habe einen Fehler gemacht, als ich Sie nach der Heilung Ihrer Augen nicht sofort zum Dienst zurückrief. Ich habe Sie enttäuscht, und das tut mir Leid. Ich möchte Sie ausdrücklich darauf hinweisen, dass Sie noch immer zum Renegaten-Geschwader gehören.«

»Das weiß ich sehr zu schätzen, Renegaten-Führer«, erwiderte Jaina. »Sie verstehen sicher, dass ich derzeit…«

»Wie ich schon sagte: Meister Skywalker braucht Sie jetzt. Sie sind noch immer beurlaubt, soweit es mich betrifft. Gehen Sie, und möge die Macht mit Ihnen sein.«

 

»Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Jaina«, sagte Luke. Coruscant lag Lichtjahre hinter ihnen. An Bord der Jadeschatten gab es Platz für einen X-Wing, doch Lukes Sternjäger beanspruchte ihn bereits. Deshalb fand das Gespräch per Kom-Verbindung statt. Mara und Luke hatten die Details ihrer Flucht von Coruscant geschildert, und Jaina wies daraufhin, dass sie zwar noch immer zum Renegaten-Geschwader gehörte, aber beurlaubt war.

»Ja, Onkel Luke?«

»Bitte finde Kyp Durron für mich. Ich muss mit ihm reden.«

»Bei der letzten Begegnung hatte er nicht viel Gutes zu sagen. Warum sollte sich das geändert haben?«

»Weil die Situation jetzt anders ist«, erwiderte Luke. »Jetzt habe ich einige Dinge zu sagen, die er vielleicht hören möchte.«

»Das bezweifle ich, wenn du nicht bereit ist, ihm beim Guerillakampf gegen die Yuuzhan Vong zu helfen«, erwiderte Jaina.

»Mag sein. Aber es ist wichtig, dass die Jedi wieder zur Einheit finden.«

»Wenn du mich darum bittest, ihn zu finden, so finde ich ihn«, sagte Jaina. »Immerhin habe ich auch Booster Terrik gefunden, oder?«

»Ich glaube, in diesem Fall ist es viel einfacher«, meinte Luke. »Ich weiß genau, wo sich Kyp aufhält.«

»Woher?«

»Kyp bereitet mir Sorgen. Deshalb habe ich mir erlaubt, sein Schiff mit einem Sender auszustatten.«

»Was? Wenn die Yuuzhan Vong die Signale empfangen…«

»Ich habe Kyp nicht in Gefahr gebracht. Es handelt sich um eine neue Sache, auf die einer von Karrdes Leuten kam und die uns dabei helfen soll, uns gegenseitig zu finden, ohne dass wir unsere Positionen an die Yuuzhan Vong oder ihre Kollaborateure verraten. Auch Booster hat einen solchen Sender, sodass wir die Errant Venture relativ leicht finden können. Er sendet ein Signal mit fixer Signatur, das durch Relaisstationen und das Holo-Netz geleitet wird und sich aus einer Entfernung von zehn bis fünfzig Lichtjahren anmessen last. Ohne den Kodierungsschlüssel kann keine Positionsbestimmung vorgenommen werden. Auf kurze Entfernung klingt es nach Triebwerksgeräusch, und wenn Kyp den Antrieb deaktiviert, um sich zu verbergen, schweigt auch der Sender.«

»Donnerwetter. Bin ich ebenfalls mit einem ausgestattet worden?«

»Nein, aber die Jadeschatten hat einen, und ich gebe dir unseren Kodierungsschlüssel und auch den von Booster.«

»Klingt gut. Wo ist Kyp jetzt?«

»Das ist das Beunruhigende. Er befindet sich in der Nähe von Sernpidal.«

Jaina schauderte unwillkürlich.

Sernpidal. Wo Chewie gestorben war. Sernpidal befand sich tief im Raumgebiet der Yuuzhan Vong.

Dies war keine schlichte Benachrichtigungsmission. Es konnte scheußlich werden.

»Das ist ziemlich weit«, sagte Jaina. »Ich hoffe, ihr habt zusätzlichen Treibstoff für mich.«

»Reichlich. Außerdem bekommst du Ausrüstungsmaterial von uns.«

Luke schnitt eine Grimasse, und Jaina wusste, dass es ihm nicht behagte, sie auf diese Weise fortzuschicken.

»Danke, Jaina«, sagte er. »Und möge die Macht mit dir sein.«