10
Drake nickte Remy und Mahieu zu und zog Saria auf einen kleinen Pfad, der vom Wasser wegführte, ging aber vorsichtig und behielt die zwei Brüder im Auge, bis sie hinter Blättern und Pflanzen verschwanden. Saria winkte den beiden wortlos noch einmal zu, wechselte dann mit Drake den Platz und übernahm die Führung.
Drake legte die Stirn in Falten. Sein Leopard war immer noch unruhig und drängte nach wie vor nach außen. »Bist du sicher, dass deine Leopardin dir keine Schwierigkeiten bereitet?« Er musterte Saria eindringlich und suchte in ihren dunklen Augen nach Anzeichen für Probleme.
Saria, die ihn über die Schulter hinweg anschaute, schüttelte den Kopf. »Sie ist wieder ruhiger.«
Drake sah sich um. Für ihn roch Fenton’s Marsh nach Tod und Verderben. »Lass uns schnell machen. Ich möchte hier fertig sein, ehe es dunkel wird.«
In Wahrheit wollte er Saria aus der Marsch herausbringen, obwohl er zugeben musste, dass die Landschaft wunderschön war. Auf dem Weg ins Innere konnte er sehen, warum auf Fentons unberührtem Land so viele Arten von Wildtieren lebten.
Zwischen den sattgrünen Gräsern standen Blumen auf hohen Stängeln, die ungewöhnlich hell- und dunkelgrün gestreift waren. Ihre Blüten sahen aus wie goldene Lilien mit dunklen Sprenkeln auf den spitz zulaufenden weichen Blütenblättern. Inmitten der größeren Blumen wuchs eine andere Art, die er nicht kannte. Diese kleinen, leuchtend bunten Blumen rankten etwa bis zur Hälfte an den gestreiften Stängeln der seltsamen Lilie empor und sorgten am Boden für das gleiche undurchdringliche Wirrwarr wie die verflochtenen Ranken in den Ästen der Bäume.
Moos hing in langen Schleiern von den Zweigen, und alle nur vorstellbaren Pflanzen schienen im dichten Unterholz um Platz zu kämpfen. Je weiter sie sich vom Ufer entfernten, desto üppiger wurde die Vegetation, bis sie fast an einen dunklen Dschungel erinnerte. Es gab Pilze in Hülle und Fülle, und die Blumen bildeten dichte Teppiche unter den Bäumen.
»Hier ist es ja wie im Regenwald. Der Boden muss unglaublich fruchtbar sein.«
Saria sah über die Schulter und warf ihm ein Lächeln zu, das ihn sofort wieder ablenkte. »Ich habe jeden Quadratzentimeter dieses Landes fotografiert und arbeitete mich langsam nach Süden vor. Für manche Pflanzen und Blumen kann ich keine Namen finden. Wie ich schon sagte, niemand kommt her, seit Jahren nicht. Ich hoffe, dass die von National Geographic oder einem der anderen Magazine etwas damit anfangen können.«
»Möchtest du, dass eine Pflanze nach dir benannt wird?« Drake bewunderte ihr Gang, diesen leichten, verführerischen Hüftschwung. Saria hielt die Schultern sehr gerade und das sanfte Wiegen ihres Unterleibs betonte ihre schmale Taille. Sie war nicht modisch dünn, sondern hatte Kurven, wo ein Mann wie er sie am liebsten sah.
»Nein, da ist eher Charisse diejenige, das wäre ihr Stil. Ich möchte nur, dass meine Fotos Beachtung finden und ich mir auf diese Weise einen Namen mache. Dann könnte ich damit tatsächlich meinen Lebensunterhalt verdienen.« Sie warf ihm einen weiteren Schulterblick zu, der ihn die Umgebung vollends vergessen ließ. So schön die Landschaft auch war, für ihn war nichts schöner als sie.
»Lass das.« Saria lachte leise. »Manchmal weiß ich nicht, was ich mit dir machen soll.«
»Das sage ich dir gern«, erwiderte Drake.
Der Boden unter seinen Füßen wurde wieder sumpfig, was darauf hindeutete, dass sie sich dem Wasser auf der anderen Seite der langen Landzunge näherten. Wieder lachte Saria leise, hüllte sich aber in Schweigen.
Auch Drake schwieg einen Augenblick und überlegte, wie er sie vorsichtig noch einmal auf das Thema Familie bringen konnte. Er bemühte sich, einen sanften Tonfall anzuschlagen. »Du weißt, dass wir deinen Brüdern erzählen müssen, dass jemand hier Leute ermordet, indem er sowohl den erstickenden Kehlbiss des Leoparden als auch ein Messer einsetzt«, fing er an, obwohl er sich gewünscht hätte, nicht auf den Grund für ihren Besuch in der Marsch zurückkommen zu müssen. Für eine Weile hatte es nur sie beide gegeben, doch Saria sollte sich damit anfreunden, dass sie ihrer Familie reinen Wein einschenken musste. Er wollte, dass sie das einsah. Um herauszufinden, was im Rudel vorging, brauchten sie Verbündete. Niemand würde sich ihm oder seinem Team anvertrauen – und wahrscheinlich auch nicht Saria. Sie brauchten ihre Brüder.
»Ich habe die Leichen schon vor einiger Zeit gefunden, und es wird nichts mehr davon übrig sein«, bemerkte sie.
»Wir haben keine andere Wahl, Saria. Deine Brüder wissen, dass irgendetwas nicht stimmt.«
Den Blick nach vorn gerichtet ging Saria weiter. Der Pfad wurde immer schmaler und das Umfeld tückischer, doch sie wusste genau, wo sie hinwollte. »Das wird nicht leicht werden«, sagte sie zurückhaltend, »Remy ist bei der Mordkommission, und bestimmt gefällt es ihm nicht, dass ich Angst vor meinen Brüdern hatte.«
»Saria«, sagte Drake leise. Sanft fasste er sie am Handgelenk und zwang sie, stehenzubleiben und sich zu ihm umzudrehen. »Deine Angst kam nicht von ungefähr, sie hatte ja einen Grund. Eine einzige freundliche Geste kann nicht Jahre der Vernachlässigung ungeschehen machen. Du hattest Grund, sie zu verdächtigen.«
»Vielleicht, Drake, aber vielleicht war ich auch zu stolz. Sie wirkten so eng verbunden und ich war so allein und außen vor. Vielleicht wollte ich sie irgendwie bestrafen.«
Drake beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf ihre dreckverschmierte Stirn. »Hinterher ist man immer klüger, Süße, du hast einfach getan, was du für das Beste hieltest. Du hast versucht, sie zu beschützen.«
Saria straffte die Schultern und nickte. »Danke, dass du vorhin nicht alles noch schlimmer gemacht hast. Ich weiß, dass du böse warst.« Saria lächelte und zuckte die Achseln.
Drake lüpfte eine Augenbraue.
»Dann fangen deine Augen an zu glühen. Wirklich, Drake. Sie werden golden und schimmern. Ich denke, hin und wieder wird es mich reizen, dich zu ärgern, nur damit ich dieses feurige Funkeln sehen kann.«
Drake grub eine Hand in ihr Haar und küsste sie auf den Mund. Als er den Kopf wieder hob, waren seine Augen genauso golden, wie sie gesagt hatte. Sie lachte fröhlich, und seine innere Anspannung legte sich etwas. Seine Gefährtin war wieder da, selbstsicher und zuversichtlich. Einen Augenblick war sie verunsichert gewesen, doch sie hatte Wort gehalten und zu ihm gestanden.
»Ich war eigentlich eher deswegen ärgerlich, weil mein Leopard sich so schlecht benommen hat.«
»Ihr habt euch alle schlecht benommen. Ich dachte schon, meine Brüder würden dich umbringen. Und bei Armande und Robert hätte Remy es fast getan. Eine Weile stand alles auf der Kippe.« Saria schnaubte leise. »Ich war die einzige mit einem Hauch von Vernunft.
Ich führe dich jetzt über die sichere Route und bleibe weitestgehend aus der Marsch heraus. Dieser Weg ist zwar länger, aber weniger gefährlich, obwohl er uns wieder ins Schilf führt, also pass gut auf, wenn wir durchs Wasser gehen. Was erhoffst du dir eigentlich davon?«, fragte Saria. »Die Leichen sind doch längst weg.«
»Mein Leopard wird sie trotzdem riechen können. Ich möchte wissen, ob es noch mehr Tote gibt. Es wäre möglich, dass der Mörder sie schon länger auf der Halbinsel entsorgt.«
»Ich weiß nicht warum, aber ich glaube immer noch, dass das erste Mal anders war als die anderen. Da waren zwei Boote, und es sah meiner Meinung nach nach irgendwelchen dunklen Geschäften aus.«
»Du glaubst also, es handelt sich um zwei verschiedene Mörder?«
Mit gerunzelter Stirn ging Saria kopfschüttelnd weiter. »Nein. Eher, dass der erste Mord nicht geplant war, die anderen aber schon.«
Drake fiel auf, dass sie das Gewehr schussbereit im Arm hielt und sehr aufmerksam nach Alligatoren ausschaute, als sie sich dem Schilf näherten. An einer Stelle blieb sie plötzlich stehen und machte dann einen weiten Bogen um die Stelle.
Sie wanderten noch ungefähr eine Meile weiter. Drakes Leopard beruhigte sich langsam, daher konnte er freier atmen. Das schreckliche Gefühl, vor Wut aus der Haut fahren zu müssen, verflüchtigte sich allmählich und damit auch seine innere Anspannung, also erlaubte er es sich, seine Wachsamkeit zu verringern und die Umgebung zu genießen.
Aus dem Grün des dichten Unterholzes wuchsen weniger Wildblumen, dafür aber mehr Bäume und große Sträucher, die weiter auseinander standen. Außerdem gab es überall Spuren von kleinen Tieren. In den Bäumen hockten Vögel, und als sie die äußere Grenze der gebogenen Landzunge erreichten, sah er verschiedene Reiher im flachen Ried.
Saria führte ihn zu einer geschützten Bucht, wo der Boden fest war und Bäume am Ufer diesem Teil der Marsch samt dem Schilf am Ufersaum Schatten spendeten.
Saria breitete die Arme aus und drehte sich einmal um sich selbst. »Hier habe ich die zweite Leiche gefunden. Sie lag dort drüben, halb im Wasser und halb draußen.« Sie zeigte auf eine lange, schmale Schneise in einiger Entfernung, in der das Buschwerk bis hin zum Schilf am Übergang in das tiefere Wasser platt gedrückt war – offensichtlich eine Alligator-Rutschbahn. »Und da vorne«, sie zeigte auf eine Stelle in einigem Abstand zur Rutsche, die man, im Glauben, dort vor Alligatoren sicher zu sein, vielleicht als Picknickplatz gewählt hätte, »lagen die Flaschen aus unserer Bar herum.«
Drake nahm Saria bei der Hand und führte sie zurück ins Landesinnere, weg von den Alligatoren und Leichen. Dort war der Grund fest und die Bäume hatten dicke Äste. Im Notfall konnte sie schnell hinaufsteigen, auch wenn es so weit landeinwärts keine Hinweise auf Reptilien gab.
»Ich werde mich jetzt verwandeln und mich umsehen, Saria. Das könnte eine Weile dauern.«
»Ich würde dich gern fotografieren. Als Leopard. Ist das in Ordnung?«
»Du weißt, dass das keine gute Idee ist.« Drake hasste es, ihr etwas abschlagen zu müssen. »Selbst wenn du die Fotos nur für dich haben willst, es ist einfach keine gute Idee.«
»Wie sollte denn jemand den Unterschied zwischen einem echten Leoparden und einem Gestaltwandler erkennen?«
Lässig schälte Drake sich aus seinem Hemd und reichte es ihr. »Man würde sehen, dass das Bild hier aufgenommen wurde. Wie willst du Leoparden in Fenton’s Marsh erklären?«
Saria schien von den Muskeln auf seiner Brust fasziniert zu sein. Bewundernd starrte sie ihn an, während er das Hemd zusammenlegte. Drake streifte seine Schuhe ab und fasste sich an den Hosenbund. Sarias Augen folgten jeder Bewegung und sahen zu, wie er die Hose öffnete und über die Hüften streifte. Es gefiel ihm, dass sie so angetan war. Sie würde sich daran gewöhnen müssen, ihn nackt zu sehen, und es schien ihr nichts auszumachen, obwohl sie etwas eingeschüchtert wirkte.
»Dein Bruder Remy ist ein harter Brocken.« Drake versuchte, sie abzulenken.
Sie blinzelte und bemühte sich, sich auf sein Gesicht zu konzentrieren. »Das sind sie alle.«
»Dieses Rudel braucht eine starke Hand. Und Remy hat den vom Rudel ausgewählten Kämpfer locker geschlagen. Er würde jeden der anderen im Handumdrehen besiegen.«
»Meine Brüder bleiben lieber unter sich.«
»Trifft Mahieu sich nicht mit Charisse?« Drake reichte Saria seine Jeans und versuchte verzweifelt, an etwas anderes als Sex zu denken. Plötzlich hatte er nur noch das Eine im Kopf, und da er ein Mann war, war es einfach unmöglich, diese Tatsache zu verbergen. Dabei ängstigte sie schon der Gedanke an Sex mit ihm.
»Na ja, bei meinen Brüdern kann man nie genau wissen. Lojos und Gage ärgern ihn jedenfalls damit und ziehen ihn ständig auf, du weißt schon. Mahieu sagt nicht viel, aber er ist öfter mit ihr durch die Jazz-Clubs gezogen.«
Saria machte keine Anstalten, den Blick abzuwenden. Doch ihre Augen wurden riesengroß, und sie zog die Brauen hoch. »Ich weiß nicht, Drake, du bist ein klein wenig größer, als ich gedacht habe.«
Diese Frau konnte den Teufel zum Erröten bringen. Statt zurückzuweichen trat sie näher an ihn heran und streckte zögernd eine Hand aus, so als fürchte sie, dass er sie wegschlagen würde. Doch Drake hielt ganz still. Genau wie sein Leopard. Allen beiden stockte der Atem. Saria schaute auf, sah ihn durchdringend an und richtete den Blick wieder auf seine pralle Erektion. Dann berührte sie zaghaft sein Glied, nur mit den Fingerspitzen, so als könne sie sich an ihm verbrennen – stattdessen verbrannte sie ihn.
Drakes angehaltener Atem entwich aus seinen Lungen. Heißes Blut rauschte durch seine Adern und weckte einen jähen, unkontrollierbaren Trieb. Sämtliche Wahrnehmungen schienen sich in seiner Leiste zu konzentrieren. Langsam und vorsichtig strichen Sarias Finger an ihm entlang, erkundeten ihn und schlossen sich schließlich um seine Hoden. Drake entfuhr ein leises Grollen, das er hastig unterdrückte.
»Du bist so heiß«, murmelte Saria, »und so lebendig.«
»Äußerst lebendig«, gestand Drake mit zusammengebissenen Zähnen. Er wollte nicht, dass sie aufhörte, aber es war einfach eine Qual, eine echte Qual.
Wieder sah Saria ihm ins Gesicht. Drake konnte seine Begierde nicht mehr verbergen. Seine Augen funkelten golden – wie die Sonne. Sie leckte sich über die Lippen. Alles an ihm war wunderschön. Und es gefiel ihr ausnehmend gut, dass er nur ihretwegen so heiß und hart war. So viel Macht zu haben, hatte etwas Befreiendes. Sie spielte mit seinem Körper wie mit einem Musikinstrument, betastete und streichelte ihn neugierig und prägte sich das Gefühl ein. Ein perlenartiger Tropfen erschien auf dem weichen, samtigen Peniskopf.
Saria starrte ihn an und leckte sich hungrig über die Lippen. Tief in ihr regte sich die Leopardin und streckte sich träge. Die rollige Katze hatte sie vorhin im Sumpf fast zum Wahnsinn getrieben – was sie vor ihren Brüdern nicht hatte zugeben wollen, aber nun sollte das Tier ruhig bleiben. Sie wollte Drake für sich. Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt. Tiefe Linien zeugten von seiner Kraft und Entschlossenheit, und die Augen, halb geschlossen und verdeckt, glänzten reingolden vor Verlangen – nach ihr. Saria weidete sich an dem Anblick, obwohl ihr Herz ängstlich klopfte.
»Drake.« Sie starrte auf seine Erektion. »Hilf mir.«
Ohne zu fragen oder zu protestieren, nahm er ihre Hand und legte sie um sein Glied. Dann zeigte er ihr, was sie tun musste. Es fühlte sich an wie Samt über Stahl, eine faszinierende Kombination. Sie würde sich viel Zeit nehmen, um alles über ihn zu lernen: Was ihn dazu brachte, vor Lust zu stöhnen, was ihn in die Knie zwang, und was dieses verlockende, lüsterne Glitzern in seine goldenen Augen brachte.
Sie hatte schon über Sex gelesen und natürlich auch davon geträumt, allerdings nie daran gedacht, es einmal mit einem der Männer, mit denen sie aufgewachsen war, zu versuchen. Doch dieser Mann mit seinem athletischen Körper, den feurigen Augen und der wilden Natur hatte alles, was sie sich wünschte. Sie fühlte sich fiebrig und leer, ihre Haut war so empfindlich, dass sogar das dünne T-Shirt sie störte. Sie sehnte sich nach ihm, wollte ihn kosten und spüren, endlich auch ihre Ansprüche geltend machen.
Sie hatte sich nie für eifersüchtig gehalten, doch nun weckte schon die Vorstellung, dass eine andere Frau ihn anfasste, den Wunsch zu töten. Sie wollte diejenige sein, die ihm Freude bereitete, die, nach der er sich so sehr verzehrte, wie sie sich nach ihm. Das Begehren kam in Schüben, in heißen Wellen, tief aus ihrem Innern. Doch das pulsierende Feuer war nicht von ihrer Leopardin entfacht worden, obwohl sie die Katze nun wesentlich besser verstand.
Drake Donovon war der attraktivste Mann, der ihr je begegnet war, und die Chemie zwischen ihnen war einfach unglaublich, die magische Anziehungskraft unwiderstehlich. Unwillkürlich beugte Saria sich vor, um den perlförmigen Tropfen abzulecken. Sofort schwoll das Glied in ihrer Hand weiter an. In Drakes Brust grummelte es leise, und als sie zufrieden lächelnd weiterschleckte, wurde sie mit erregtem Pulsen belohnt.
»Verflucht, ich bin kein Heiliger, Saria«, zischte Drake mit beinahe dämonischer Stimme.
Sein verzweifelter Unterton ließ sie erschauern und sie schaute auf. Doch die düstere Leidenschaft in Drakes Augen machte sie nur noch gieriger. Er führte ihre Hand an sein Glied und schloss sie fest um seine Erektion. Dann ließ sie sich von seiner anderen Hand, die immer noch in ihr Haar gekrallt war, im dichten Gras auf die Knie drücken. Fasziniert betrachtete sie das beeindruckende Stück Mann in ihrer Faust.
»Nimm ihn in den Mund, schön langsam«, wies Drake sie an.« Ja, genau so. Vorsichtig, gewöhn dich erst an die Größe und das Gefühl.« Als Saria gehorchte, warf er den Kopf zurück und stöhnte.
Schnell zog sie sich wieder zurück und leckte ihn wie eine Katze, die Sahne schleckt. Als er an ihrer Zunge zu vibrieren begann, nahm sie ihn wieder in den Mund. All dieser samtene Stahl. Er schmeckte wild, heiß und sehr männlich. Als er die Hüften nicht mehr stillhalten konnte, blickte sie wieder auf und sah, wie das erstaunliche Gold seiner Augen hell zu leuchten begann.
Sofort nutzte sie seinen verzweifelten, langsamen Rhythmus, um ihre Lippen auf- und abgleiten zu lassen. Drake schnappte hörbar nach Luft. Auch sich selbst hörte sie nach Luft ringen, als ihr ihre Macht bewusst wurde, eine Urkraft, die unheimlich erregend war. Genauso wollte sie ihn, keuchend und am Rande seiner Selbstbeherrschung, während ihr unerfahrener Mund ihn wild machte.
»Saria.« Er sagte nur ihren Namen. Das war alles, ein einziges Wort, doch seine Stimme war rau und fordernd – eine harsche Bitte um Erlösung, der Befehl weiterzumachen.
Er war so dick, dass sie ihn kaum umfassen konnte, heiß und prall vor Leben. Und er schmeckte sehr männlich, nach dunkler Leidenschaft, einfach köstlich. Saria liebkoste die Unterseite des breiten, empfindlichen Kopfes, und genoss das Gefühl und Drakes Reaktion. Als sie die Lippen wieder über ihn stülpte, stöhnte er. Dann ballte er die Hand in ihrem Haar, hielt sie fest und ließ seine Hüften arbeiten.
»Entspann dich, Süße. Bleib ganz ruhig und atme. Hol tief Luft und halt sie an, wenn ich noch etwas tiefer gehe. Ich achte darauf, dass dir nichts geschieht.«
Saria gehorchte, und gerade als sie glaubte, ersticken zu müssen, hielt Drake inne. Das Gefühl, sein Herz in ihrem Mund pochen zu fühlen, brachte sie ebenfalls innerlich zum Pulsieren und ein grellweißer Blitz durchzuckte sie, so als ob jeder Nerv in ihrem Körper mit ihrem Mund verbunden wäre.
»Halt die Zunge flach.«
Kaum hatte Drake die Worte geäußert, stöhnte er wieder, denn Sarias Zunge hatte den empfindlichen Punkt unterhalb des breiten Kopfes gestreift. Er hielt ihren Kopf still und schob sich weiter. Wieder musste Saria ihre reflexartige Panik bekämpfen, doch Drake war sehr vorsichtig und gewöhnte sie nach und nach an seinen Rhythmus.
»Saug fester, Süße. Ja, genau so. Das ist verdammt gut. Mehr, Liebling, gib’s mir. Ich brauche das.«
Willig folgte Saria seinen barschen Instruktionen, ließ sich von ihm führen, einfach weil sie ihm Freude bereiten wollte, und weidete sich an seinem Stöhnen und dem hilflosen Takt seiner Hüften. Sie grub die Finger in seine Haut, zog ihn an sich und tat alles, um ihn zu erlösen. Spürte, wie er immer größer wurde, heißer, feuriger, bis er vor lauter Lust beinah zu platzen schien. Die Erfahrung war so sinnlich, dass sie nicht mehr aufhören konnte, selbst wenn sie es gewollt hätte.
Als sie kurz Luft holte, drückte er ihren Kopf etwas tiefer und stieß noch hastiger zu, dann entlud sich all seine aufgestaute Energie. Drake stieß einen langen, rauen Seufzer aus, der ihr fast genauso sehr einheizte wie das harte Glied, das in der Hitze ihres Mundes zuckte, und hielt sie keuchend fest.
»Leck mich noch mal, Baby«, drängte er. »Es fühlt sich so verdammt gut an.«
Saria erwies ihm den zärtlichen Dienst, der sie beide beruhigte. Sie atmete beinah so schwer wie Drake. Sie sehnte sich so sehr nach ihm, dass sie sich am liebsten die Kleider heruntergerissen und einfach auf diesen dicken, samtenen Schaft gesetzt hätte.
Doch Drake zog sie hoch und drückte sie an sich. »Das war unglaublich, Saria.«
»Ich werde sicher noch besser«, sagte sie mit einem plötzlich besorgten Blick.
»Das dürfte mich umbringen.« Er drückte ihr einen zarten Kuss auf die Schläfe. »Wir werden das in der Pension zu Ende bringen, in einem komfortablen Zimmer mit einem Bett. Dein erstes Mal soll etwas ganz Besonderes sein, Schätzchen.«
Saria war sich nicht sicher, ob sie es bis dahin aushalten konnte, aber sie musste ihm Recht geben. Der Sumpf war nicht der richtige Ort, um Sex zu haben. Also nickte sie, trotz ihres nach wie vor brennenden Verlangens. Erst einmal brauchte sie Luft zum Atmen.
Drake merkte, dass Saria zu kämpfen hatte, und er verfluchte sich dafür, dass er ihr erlaubt hatte, ihn zu befriedigen, obwohl er ihr nicht zeigen konnte, wie man richtig Liebe machte. Es war ihr anzusehen, dass sie allein sein wollte, und er hasste es, dass er sich fügen und sie einfach stehen lassen musste, nachdem sie ihn so verwöhnt hatte.
»Wirst du auch zurechtkommen?«
»Ich lebe praktisch im Sumpf«, erwiderte Saria, während sie die Baumgrenze musterte. »Ich kann Fotos schießen, solange du das tust, was Leoparden so tun.«
Schuldbewusst verwandelte sich Drake, blieb aber noch einen Moment und rieb seinen Pelz der Länge nach an ihr, seine höchst persönliche Art, sie vor seinem Aufbruch in Sicherheit zu wiegen. Dann suchte er das gesamte Gebiet ab, tappte kreuz und quer über das wilde Terrain und setzte jedes ihm zur Verfügung stehende Mittel ein, um Spuren eines menschenfressenden Leoparden zu finden. Doch am Ende war er so frustriert – oder vielmehr alarmiert – wie nie zuvor in seinem Leben. Es gab zwar einige Stellen, an denen Blut und Tod zu riechen waren, sechs, um genau zu sein, und er hatte auch mehrere leere Flaschen aus der Boudreaux-Bar entdeckt, aber keinerlei Hinweise auf einen Leoparden. Nicht einen einzigen Fußabdruck. Keine Duftmarken. Nicht einmal ein Haar.
Sein eigener Leopard war manchmal ganz ruhig, und dann wieder grundlos so aufgeregt, dass Drake fürchtete, ihn nicht mehr unter Kontrolle halten zu können. Es schien kein Muster zu geben für diese plötzliche Launenhaftigkeit, die ihn bei der Durchsuchung des großen Areals immer wieder überfiel. Saria befand sich im Zentrum der immer größer werdenden Kreise, die er zog, und er achtete darauf, ihre Witterung nie zu verlieren.
Drake war sicher, dass sie sich einen Leopardenbiss nicht eingebildet haben konnte. So ein Biss war eigentlich unverwechselbar. Außerdem war es ihr sehr schwergefallen, den Brief an Jake zu schreiben, also musste sie die Wahrheit gesagt haben. Aber Leoparden hinterließen Spuren. Sie markierten alles Mögliche. Überall. Jedes Territorium, durch das sie kamen. Das war ganz natürlich für sie, und obwohl er selbst extrem stark war und sich im Griff hatte, bezweifelte er, dass er seinen Leopard daran hindern könnte. Insbesondere nach einem Mord.
Drake kehrte auf den eigenen Spuren zurück, obwohl ihm bewusst war, dass die Zeit drängte. Er wagte es nicht, nachts in der Marsch zu bleiben. Das Leopardenrudel war so unbeherrscht, dass man nicht sagen konnte, was als Nächstes passieren würde. Aber vor allen Dingen wollte er Saria in Sicherheit bringen. Er musste zurück zur Pension, eine Dusche nehmen, sein Team zusammentrommeln und sich mit Sarias Brüdern unterhalten. Er hatte nichts gefunden, was auf einen Leoparden hindeutete, doch es gab keinen Zweifel, dass Fenton’s Marsh eine Art Friedhof war.
Als die Sonne unterging, kehrte er zu Saria zurück. Der Himmel leuchtete blutrot, dunkelorange und antikgolden und verwandelte das spiegelnde Wasser rund um Fenton’s Marsh in ein Farbenmeer. Am Ufer etwas oberhalb des Schilfs lag ein Alligator, so reglos, dass man ihn für einen Baumstamm halten konnte. Eine leichte Brise brachte das Schilf zum Wogen, sodass es an den Füßen des Alligators zu kitzeln schien. Das Tier war groß, fast fünfeinhalb Meter lang, wenn nicht mehr – ein majestätisches, prähistorisches Wesen aus einer anderen Zeit.
Fledermäuse kreisten tief über dem Wasser und taten sich an den Insekten gütlich, ihre kleinen Körper zeichneten sich schwarz vor dem bunten Himmel ab. Die strichdünnen Vögel, die durch das Schilf stolzierten, wirkten vor den brillanten Farben des Sonnenuntergangs wie Scherenschnitte. Und die Uferbäume, die sich im Wasser spiegelten, rahmten das in Gold- und Rottönen schimmernde Bild.
In der Dämmerung war der Sumpf schier überwältigend. Saria hockte am Boden, ein Auge an der Kamera, und fing den Zauber des Abends mit einem Foto ein. Ihre Kleidung war dreckverschmiert und ihr Haar wirr, trotzdem gehörte sie dorthin, mitten in all diese Schönheit. Sie war einfach atemberaubend. Drake betrachtete die weichen Konturen ihrer Brust, die sich sehr schön unter dem T-Shirt abzeichneten, ihre schlanke Figur und die schmale Taille. Und als sie sich vorbeugte, bewunderte er auch die Rundungen ihres Pos und ihrer Hüften. Trotz der nahenden Nacht bewegte sie sich sehr selbstbewusst. Sie schien keine Angst zu haben, obwohl sie um die Gefährlichkeit des Sumpfes wusste. Sie machte mehrere Fotos schnell hintereinander, und Drake wartete geduldig, um sie nicht zu stören. Sie war ein Leopard wie er. Bestimmt wusste sie, dass er da war.
Als sie sich schließlich aufrichtete und ihre Muskeln lockerte, verwandelte er sich und trat nackt aus dem Dickicht, um seine Sachen zu holen. Saria drehte sich um und sah ihm entgegen, hob die Kamera ein letztes Mal und drückte auf den Auslöser, als er sich seine Jeans überstreifte.
»Das hättest du nicht tun sollen.«
»Es ist nur dein Gesicht drauf.« Sie lachte. »Du hast so entsetzt ausgesehen, dass ich nicht widerstehen konnte. Du bist hier nicht der einzige Perverse, weißt du.«
Es gefiel ihm, dass sie sich nicht dafür entschuldigte, wie sehr ihr sein Körper gefiel. Seltsam, dass er sie gerade erst getroffen hatte. Es kam ihm so vor, als kenne er sie schon ewig, ein Leben lang, dennoch war jedes Zusammentreffen neu und interessant. Er hatte sich das Verlieben immer als einen allmählichen Prozess vorgestellt. Man lernte sich näher kennen, und nach dem stürmischen Auflodern, das sich aus der ersten Leidenschaft nährte, brannte das Feuer langsam nieder, bis es ruhig, sicher und beständig wärmte. Mit Saria war es genauso und ganz anders. Drake fühlte sich, als wäre er Hals über Kopf in ihre unergründlichen dunklen Augen gestürzt und immer noch im freien Fall.
Er wusste, dass er ohne sie nicht mehr leben konnte, obwohl er noch vor ein paar Tagen nichts von ihrer Existenz geahnt hatte. Er war nur halb am Leben gewesen und durch die Welt gegangen, ohne ihre Schönheit zu sehen oder zu würdigen. Erst Saria hatte ihm die Augen geöffnet. Ihr Lachen war wie Musik, die vom Wind davongetragen wurde, flüchtig und nicht festzuhalten, doch sie schenkte es ihm immer wieder aufs Neue. Das Vertrauen, das in ihren Augen lag, wenn sie zu ihm aufsah, beschämte ihn. Und dass sie sich freiwillig seiner Führung überließ, ganz unbefangen, bereit, alles zu lernen, nur damit sie ihm Freude bereiten konnte, war ein unschätzbares Glück.
»Bring uns nach Hause, Süße. Dann duschen wir, rufen mein Team und gehen zu deinen Brüdern.«
Saria blinzelte, wandte den Blick ab und nahm sich ungewöhnlich viel Zeit, um ihre Kamera zu verstauen, während er sich anzog.
Drake trat hinter sie, schlang einen Arm um ihre Taille und legte das Kinn auf ihre Schulter. »Sag’s mir, Schatz. Wenn du Sorgen hast, rede mit mir. Ich möchte nicht, dass du dich jemals grundlos ängstigst. Wir werden mit allem fertig.«
Sie schmiegte sich mit dem Rücken an ihn, als wolle sie sich vergewissern. »Erwartest du Ärger mit meinen Brüdern? Nimmst du deine Leute deshalb mit?«
»Hast du das gedacht?« Drake knabberte an ihrem Nacken und entdeckte den empfindlichen Punkt, an dem der Hals in die Schulter überging. Er merkte es an der Art, wie ihre Atmung sich veränderte. Er drückte mehrere Küsse auf die Stelle. »Ich will, dass deine Brüder mein Team kennenlernen. Wir brauchen Verbündete im Rudel. Wir können uns nicht die ganze Zeit herumschlagen, und deine Brüder sind eine Truppe, die nicht zu unterschätzen ist. Remy ist stark und intelligent, ein geborener Führer. Das Rudel wird auf ihn hören.«
Saria drehte sich um und schlang die Arme um seinen Hals. »Merci. Ich möchte nicht, dass du dich mit meinen Brüdern anlegst.«
»Ich denke, das wird nicht nötig sein. Es sei denn«, Drake biss sie zärtlich in die Schulter und arbeitete sich an ihrem Hals entlang bis zu ihrem Mundwinkel vor, »sie versuchen, dich mir wegzunehmen.«
»Ich glaube, sie sind froh, mich loszuwerden, zumindest bis dieses kleine Kätzchen seinen Willen bekommen hat.«
Er wich zurück und sah sie an. »Schatz, du glaubst doch nicht, dass es hier um einen One-Night-Stand geht, oder?«
Saria runzelte die Stirn. »Ich hatte gehofft, wir könnten etwas üben, bis sie sich zeigt«, gestand sie errötend. »Ich weiß, dass ich es dir schön machen kann, wenn du mir nur die Gelegenheit gibst.«
Drake nahm ihr Gesicht in beide Hände.
»Baby, du hast das völlig falsch verstanden. Es geht nicht nur um eine Nacht. Oder darum, dass mein Leopard sich mit deinem vereinen will. Wir sind Gefährten. Wir bleiben zusammen.«
Saria wirkte überrascht. »Leoparden bleiben nicht zusammen. Ich meine, ich weiß, dass du es mir schon einmal erklärt hast, aber ich dachte, du hättest nur …«
»Gestaltwandler schon. Wir schon. Saria und Drake. Wir bleiben unser ganzes Leben zusammen.« Er starrte auf ihre gerunzelte Stirn. Ihr störrisches Kinn. »Willst du damit sagen, dass du vorhattest, mich als Sexobjekt zu benutzen und mich dann einfach wieder fortzuschicken?« Wider Willen war er leicht beleidigt. Er war ein erfahrener Mann. Um mehrere Jahre älter. Weit herumgekommen. Und sie wollte sich seiner bedienen und Schluss. Verflucht noch mal. »Wir sind Lebensgefährten, Saria.«
Sie ließ die Arme sinken und trat einen Schritt zurück. »Den Teil habe ich nicht richtig verstanden.«
»Offensichtlich.« Drake bemühte sich um einen sanfteren Tonfall. Vielleicht hatte er ihr Angst gemacht. »Hast du geglaubt, das Han Vol Don wäre für mich nur ein Mittel zum Zweck?«
Saria sah ihm in die Augen. »Ich habe keine Ahnung, Drake. Es tut mir leid, ich muss einfach meine Gedanken ordnen. Ich dachte, du würdest mir helfen und dann wieder fahren. Du wohnst doch gar nicht hier. Ich schätze, es war bloß vernünftiger anzunehmen, dass du wieder weggehen würdest – hinterher.«
Drake unterdrückte seinen Ärger. Für was für eine Art von Mann hielt sie ihn eigentlich? Andererseits hatte einiges darauf hingedeutet, dass sie so dachte, und irgendwie ergab es ja auch einen Sinn. Er hatte es nur ignoriert, weil er wollte, dass sie für ihn die gleichen tiefen Gefühle empfand wie er für sie.
»Hör mir mal zu, Saria. Ich weiß, dass ich vorhin selbstsüchtig war. Ich hätte das abbrechen und warten sollen, bis wir in einem Zimmer mit einem Bett sind, damit ich dich lieben kann, wie es sich gehört. Ich will mich nicht entschuldigen, aber ich werde kein selbstsüchtiger Liebhaber sein. Ich werde immer zuerst an dich denken und dir großartigen Sex bieten. Mehr als großartig.«
Saria wirkte noch verwirrter. »Aber du kennst mich doch gar nicht, Drake, jedenfalls nicht richtig. Ich gehöre nicht in die Stadt und möchte auch nie dort leben. Hier ist mein Zuhause und ich liebe es. Mein Leben ist einfach, aber aus gutem Grund. Ich habe eine Wahl getroffen. Und mich für dieses Leben entschieden.«
»Das weiß ich doch, Baby. Ich kenne dich. In- und auswendig. Und natürlich weiß ich, dass du frei über dein Leben entscheidest. Ich möchte nur, dass du dich in einer Frage für mich entscheidest.«
Saria biss sich auf die Lippen. »Ich bin nicht wie andere Menschen, Drake. Wirklich nicht. Woanders bekomme ich manchmal kaum Luft. Ich tue, was ich will. Aber ich tue anderen nicht gern weh, und ich weiß, dass du – wenn wir zusammen wären – irgendwann versuchen würdest, mich herumzukommandieren, und dass ich niemals gehorchen würde.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte am Ende nicht mit Kindern, einem unglücklichen Ehemann und einer Scheidung dastehen.«
»Eine Leopardin ordnet sich nicht unter, Saria«, erklärte Drake. »Sie ist unbändig und launisch, und der Kater muss auf sie eingehen, um erhört zu werden. Ich habe dich nicht ausgesucht, weil ich dachte, du würdest folgsam sein. Bin ich ein dominanter Kerl? Ja. Da gibt es kein Vertun, aber ich will eine Frau, dir mir zur Seite steht und die ihren eigenen Kopf hat und mit mir streitet, wenn sie sich im Recht fühlt. Ich will dich. Und du musst dich entscheiden, ob du mich so willst, wie ich bin.« Er starrte sie zornig an. »Aber du wirst mich nicht ins Bett zerren und hinterher wegschicken.«
Sarias Augen begannen, belustigt zu funkeln. »Du verhandelst ja ziemlich hart. Dabei hatte ich mich schon darauf gefreut, dich ins Bett zu zerren. Du bist so süß.«
Drake betrachtete sie mit seinem finstersten Blick und unterdrückte das Bedürfnis, über die absurde Situation zu lachen. »Denk einfach dran: Wenn du das nächste Mal Sex willst, solltest du es ernst meinen.«
Unbeeindruckt von seinem Ultimatum verdrehte Saria die Augen. »Wir sollten sehen, dass wir hier wegkommen. Du willst doch sicher nicht nachts im Sumpf herumschleichen. Nicht einmal mit mir.«
Er unterdrückte ein Grinsen. Ja. Er mochte diese kleine störrische Ader und die Herausforderung, die Saria stets darstellen würde. Sie liebte das Leben, und diese Lebenslust würde sich auch im Schlafzimmer zeigen. Er folgte ihr durch den Sumpf, und obwohl sie auf der gleichen Route zurückgingen, achtete er darauf, nur dahin zu treten, wo der Boden fest war.
Auf halbem Wege zum Boot spürte er plötzlich, wie sein Leopard fauchend aufsprang und erneut vehement seine Freiheit forderte. Außerdem merkte er, dass er inzwischen nicht mehr amüsiert, sondern verärgert war. Und mit jedem Schritt, den sie auf ihrem eiligen Rückweg durch den schnell dunkel werdenden Sumpf hinter sich brachten, noch ärgerlicher wurde. Verdammt, was bildete diese Frau sich ein, ihn so zu behandeln? Ihn zu missbrauchen und dann einfach fallenzulassen! Sie war ein Kontroll-Freak. Sie brauchte einen richtigen Mann, der ihr mal zeigte, wo es langging. Wutschnaubend drängte sein Leopard hervor, um …
Drake riss sich zusammen. Was war bloß mit ihm los, verdammt? Saria war jung und unerfahren. Und sie hatte Angst. Das konnte er ihr nicht verübeln. Sie versuchte bloß, sich in einer ungewohnten Situation zurechtzufinden. Er würde nie einer Frau etwas zuleide tun, ja nicht einmal daran denken. Drake blieb stehen und sah sich noch einmal um. Als sie das Boot endlich erreichten, hatte er so lange mit sich selbst gekämpft, dass er die Zeit fast vergessen hatte. Kaum war er Saria an Deck gefolgt, beruhigte sich sein Leopard wieder und gönnte ihm eine Atempause.
Was zum Teufel ging hier nur vor sich? Er musste mit seinen Leuten reden. Und mit Sarias Brüdern. Fenton’s Marsh genauer erkunden und herausfinden, was mit dieser Gegend nicht stimmte. Hier war etwas – etwas Böses.
Das Haus der Boudreaux’ war recht klein, aber sehr solide. Mahieu führte sie hinein und Drakes Leute verteilten sich sofort an den Fenstern. Außer ein paar Kerzen hatte Remy kein Licht angemacht, also setzten sie sich im Halbdunkeln zusammen, um sich zu besprechen. Drake spürte, dass Saria nervös war. Sie hatten beide geduscht – in verschiedenen Zimmern –, doch seit sie aus dem Sumpf heraus waren, hatte sie nicht mehr viel gesagt. Er konnte es ihr nicht verübeln, denn er war selber schweigsam und fragte sich, was da über sie gekommen war. Er war dankbar dafür, dass sie neben ihm auf der Couch Platz nahm. Sie passte perfekt unter den Arm, den er um sie legte, und ihr Schenkel ruhte an seinem, was ihr offensichtlich die Kraft zu geben schien, ihre Geschichte endlich zu erzählen.
Remy und die anderen hörten geduldig zu, ohne sie auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen. Als Saria fertig war, herrschte Totenstille. Drake sah in die Runde. Ihre Brüder wirkten schockiert, seine Leute etwas gelassener. Jake hatte sie zuvor kurz über die Sache informiert, noch ehe sie Drake zur Hilfe geeilt waren.
»Du hast gedacht, es sei einer von uns«, konstatierte Remy. »Unter uns wäre ein Serienmörder?«
Saria schob ihre Hand in Drakes und verflocht ihre Finger mit seinen. »Ich wusste nicht, dass es noch andere Gestaltwandler gibt, Remy. Ich wollte euch nicht verraten, aber als ich die zweite Leiche gefunden habe, wusste ich, dass ich das Morden nicht einfach weitergehen lassen konnte.«
»Also hast du versucht, einen Brief abzuschicken, ihn aber am nächsten Tag in deiner Piroge wiedergefunden. Die keiner von uns benutzt, nur du, deshalb wusstest du, dass die Warnung für dich gedacht war, und jeder von uns hatte Zugang zu deinem Boot.« Remys Stimme klang eher nachdenklich als vorwurfsvoll.
Drake blieb ruhig und bemühte sich, Saria eine Stütze zu sein, indem er sich auf der zerschlissenen Couch ein wenig anders hinsetzte und sie enger an sich zog. Auch seine Männer an den offenen Fenstern blieben ruhig und achteten mithilfe ihrer Leopardensinne darauf, dass sie ungestört blieben.
Saria nickte. »Ich hatte große Angst.«
»Um Himmels Willen, Saria«, blaffte Remy plötzlich. »Ich bin Kommissar bei der Kripo, verdammt noch mal. Du kannst doch nicht wirklich gedacht haben, dass ich das war.«
»Ich wollte nicht denken, dass es irgendeiner von euch gewesen sein könnte. Ich hatte bloß Angst, Remy.« Sarias Stimme zitterte.
Drake räusperte sich, um sich von dem Grummeln, das in ihm hochstieg, zu befreien. Bislang hatte sein Leopard still gehalten und ihm eine Ruhepause gewährt. In dem kleinen Zimmer klang das Geräusch überlaut und lenkte die Aufmerksamkeit sofort auf ihn. Alle fünf Brüder sahen ihn an.
»Hast du das gewusst?«, fragte Remy.
Drake nickte. »Jake hat den Brief bekommen. Er war nicht unterschrieben und die Worte waren sehr sorgfältig gewählt. Sie deuteten darauf hin, dass irgendjemand Fenton’s Marsh benutzt, um eine Großkatze Menschen umbringen zu lassen, indem das Opfer zuerst mit einem Messerstich außer Gefecht gesetzt und schließlich von dem Tier erstickt wird. Damals hatte ich natürlich keine Ahnung, dass Saria den Brief geschickt hat. Ich habe mich nach einem Führer durch die Sümpfe erkundigt, und sie wurde mir sehr empfohlen.«
Remy nickte. »Das klingt plausibel. Sie zählt zu den besten Führern in der Gegend. Selbst mit unseren Fähigkeiten ist es schwer, sie aufzustöbern, wenn sie nicht will, dass man sie entdeckt.«
Saria grinste, doch Remy guckte sie finster an. »Das war kein Kompliment.«
Drake zog Sarias Hand an seinen Mund und strich mit den Lippen über ihre Fingerknöchel. Solange nicht er derjenige war, der sie suchte, betrachtete er Remys Bemerkung als großes Kompliment. Saria lächelte ihn dankbar an.
»Was habt ihr da draußen gefunden?«, fragte Remy.
»Keine Leichen, aber große Mengen von Blut im Boden, die darauf schließen lassen, dass mehrere Menschen dort umgekommen sind«, erwiderte Drake.
Remy rieb sich die Augen. Dann sah er seine Schwester an. »Wo sind sie, Saria?«, fragte er fordernd.
Saria blinzelte und presste die Lippen zusammen. »Wer?«
»Die Bilder. Du hast die Toten und ihre Verletzungen fotografiert. Ich weiß, dass du es getan hast, also streite es nicht ab, sondern zeig sie mir«, verlangte Remy.
Natürlich. Drake ging ein Licht auf. Daran hätte er denken sollen. Genau das würde Saria tun. Sie würde den gesamten Mordschauplatz und die Umgebung knipsen. Remy lag richtig. Sie hätte Gesichter, Wunden, einfach alles dokumentiert. Schließlich war sie Fotografin, eine verdammt gute sogar. Sie brauchte Beweise für Jake Bannaconni. Und wahrscheinlich hatte sie genug Tatorte gesehen, um sie korrekt ablichten zu können.
»Gib sie ihm, Saria«, sagte Drake. »Schließlich ist Remy bei der Mordkommission.«
Saria biss sich auf die Unterlippe. »An beiden Fundorten lagen Flaschen aus unserer Bar, Remy. Die Sorte, die es nur bei uns gibt. Und an den Stellen, wo Drake das Blut gefunden hat, lagen auch solche Flaschen.«
»Ihr seid in die Marsch gegangen, um nach weiteren Toten zu fahnden?«, fragte Remy.
Drake nickte. »Ich wollte das, was Saria mir erzählt hat, überprüfen. Die Leichen sind natürlich längst weg. Dafür haben die Alligatoren gesorgt, aber mein Leopard hat einige mögliche Mordschauplätze entdeckt.«
In der kurzen Stille, die daraufhin folgte, wechselten die Brüder vielsagende Blicke. Dann seufzte Remy. »Hast du einen Leoparden gerochen oder irgendetwas, das stark genug war, dass du es wiedererkennen würdest, wenn es dir noch einmal begegnet?«
Drake schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht eine Kratzspur. Keinen einzigen Blätterhaufen. Keine Geruchsmarkierungen und auch sonst nichts Auffälliges in der Nähe der Tatorte. Nur Blut und Tod. Keinen Leoparden.«
»Das ist doch gut, Remy, oder?«, fragte Lojos, der jüngste Bruder. »Dann kann es kein Gestaltwandler sein.«
»Könntest du dich bei dem Biss vertan haben, Saria?«, fragte Remy nach. »Vielleicht wird Fenton’s Marsh tatsächlich dazu benutzt, um Leichen verschwinden zu lassen, nur dass kein Leopard involviert ist.«
Saria schnitt ihm ein Gesicht. »Glaubst du wirklich, dass ich einen Leopardenbiss nicht erkenne, wenn ich einen sehe?« Sie sprang auf und eilte aus dem Zimmer, um die Beweisfotos zu holen.
Remy warf seinem jüngeren Bruder Lojos einen Blick zu, der ihn seiner Schwester geräuschlos folgen ließ. Remy war also sogar im eigenen Zuhause misstrauisch und um Sarias Sicherheit besorgt, obwohl seine Brüder und Drakes Leute da waren, um sie zu beschützen.
»Was verschweigst du uns?«, fragte Drake.
Remy seufzte und wechselte einen Blick mit Mahieu, der die Achseln zuckte. »Die Toten in Fenton’s Marsh sind nicht die einzigen. Wir wissen von fünf weiteren; Frauen, die auf die gleiche Weise ermordet wurden, wie die von Saria beschriebenen Leichen in der Marsch. Alle wurden erstochen und hatten einen seltsamen Bissabdruck an der Kehle – von einem Leoparden. Die erste Frau wurde vor fünf Jahren gefunden. Wir glauben, dass es noch mehr gibt. In New Orleans ist es leicht, verloren zu gehen. Wir haben schon seit Jahren mit ungeklärten Frauenmorden und Vermisstenanzeigen zu tun, und die gefundenen Leichen weisen sehr auffällige Spuren auf.«
»Willst du damit sagen, dass es über Jahre hinweg solche Mordfälle gab, die wahrscheinlich zusammenhängen?«
»Meiner Meinung nach Ja. Und falls ein Serienmörder frei herumläuft, dem bislang niemand auf die Schliche gekommen ist, schwebt Saria in echter Gefahr. Sie geht dauernd allein in den Sumpf. Alle kennen sie und wissen, dass sie alles fotografiert. Falls sie den Friedhof gefunden hat, den der Mörder derzeit benutzt und der Kerl ihren Brief abfangen konnte, hat er sie auf dem Schirm.«
Jeder Muskel an Drake spannte sich an. Der Gedanke, dass Saria in Gefahr sein könnte, war mehr als beunruhigend, alles Männliche in ihm – ob menschlich oder tierisch – fühlte sich herausgefordert.
»Vorsichtshalber habt ihr die weiblichen Mitglieder eures Rudels engmaschig überwacht«, riet er scharfsinnig.
Remy nickte. »Der Leopardenbiss macht mir Sorgen. Ich bezweifle, dass er echt ist, aber nehmen wir einmal an, jemand weiß von uns und versucht, uns die Schuld zuzuschieben – uns bloßzustellen. Im Laufe der Jahre haben wir in Familien eingeheiratet, die nicht zu den Gestaltwandlern gehören. Es ist also möglich, dass irgendjemand, der mit den Merkmalen eines Leoparden geboren wurde, sich aber nicht verwandeln kann, das Ganze angerichtet hat.«
Drake nickte. »Unsere Spezies ist manchmal sehr grausam. Wenn man nicht imstande ist, sich zu verwandeln und dem Leoparden Raum zu geben, kann es leicht so weit kommen.«
»Dass Saria so kurz vor dem Han Vol Don ist, macht die Dinge noch komplizierter«, fügte Mahieu hinzu. »Jedes Männchen im Umkreis von hundert Meilen spielt verrückt und Armande und Robert scheinen völlig den Verstand verloren zu haben.«
»Dahinter steckt mehr als nur ein Weibchen kurz vor dem Erscheinen«, widersprach Drake. »Dieses Rudel hat Schwierigkeiten, und ich glaube, ihr wisst das. Man braucht eine starke Hand, um Leoparden unter Kontrolle zu halten, insbesondere in der Nähe einer richtigen Stadt. Und die fehlt diesem Rudel. Du warst letzte Nacht nicht dabei, als ein Kämpfer geschickt wurde, um mich herauszufordern. Dabei hat Robert Lanoux eine unserer wichtigsten Regeln gebrochen, und er ist ungestraft davongekommen.«
»Dafür hat er heute Prügel bezogen«, erwiderte Remy grimmig.
»Ja, aber du bist nicht der Anführer des Rudels, das ist Jeanmard. Oder er war es. Du weißt, dass es immer schlimmer werden wird, wenn keiner etwas unternimmt.«
»Schlägst du etwa vor, dass einer von uns dieses Rudel führen soll?«, fragte Remy ungläubig.
»Nicht einer von euch – du«, erwiderte Drake. »Denn wenn du es nicht tust, wirst du dich vor Morden bald nicht mehr retten können. Falls du glauben solltest, dass der Angriff auf Saria eine einmalige Sache gewesen ist, bist du leider im Irrtum. Ich habe so etwas schon öfter gesehen. Leoparden haben heftige Triebe. Entweder man schafft es, sie auszuleben, oder man wird zum Verbrecher. Ihr alle wisst das.«
»Ich muss einen Serienmörder fangen. Und dieses Rudel wieder in die Reihe zu bringen wäre ein Vollzeitjob.«
Drake nickte. »Du wirst die Männer wegschicken müssen, damit sie sich woanders Frauen suchen und die Blutlinie nicht degeneriert. Das ist immer die größte Gefahr. Hier gibt es eine Menge Probleme, Remy, und irgendjemand muss sie angehen.«
»Chef«, unterbrach Joshua. »Wir bekommen Besuch, und er scheint nicht gerade freundlich gesinnt zu sein.«