Kapitel 15

Natalya, was machst du da mit dem Haarspray und dem Feuerzeug?«, wollte Vikirnoff von Shrieder wissen. Er spähte aus dem Küchenfenster in die glitzernd weiße Landschaft hinaus, die sie umgab. »Hier sind doch keine Vampire in der Nähe, oder?«

»Sei nicht albern. Ich habe gelernt, einen Blitz einschlagen zu lassen, wenn ich gegen einen Vampir kämpfe. Ich brauche irgendeine Flamme für die Crème brûlée. Schau mal, so steht es im Rezept.« Natalya beugte sich vor, um noch einmal die Rezeptkarte durchzulesen, die sie auf die gekachelte Arbeitsfläche gestellt hatte.

»Gib es auf. Das blöde Rezept ist den Zeitaufwand nicht wert, den du investiert hast.« Vikirnoff stellte sich hinter sie, legte seine Arme um ihre Taille und zog sie an sich.

»Ich dachte, du wolltest immer eine June Cleaver haben, die mit ihrem Schürzchen in der Küche steht und kocht«, zog Natalya ihn auf.

»Du warst diejenige, die June Cleaver aufs Tapet gebracht hat, aber die Schürze gefällt mir«, gab er zu und hauchte eine Reihe von Küssen auf eine Seite ihres Gesichts. Seine Hände schoben sich unter den dünnen Stoff, der sich über ihren Brüsten straffte. »Wenn du so etwas ständig trägst, überlege ich mir vielleicht sogar, ob ich nicht eine dieser seltsamen Mixturen kosten soll, die du zusammenbraust.«

Er knabberte an ihrem Nacken und ließ seine Hände unter der kurzen Schürze über ihren flachen Bauch bis zu dem Schnittpunkt ihrer Schenkel wandern. Seine Hand streichelte die kurzen Locken, bevor sie zu dem Muttermal in Form eines Drachens glitt. Seine Finger zeichneten den vertrauten Umriss nach und legten sich dann um ihre straffen Pobacken. »Ainaak enyém, du hast unter dieser Schürze nicht einen Faden am Leib.«

Sie lehnte sich noch weiter nach vorn, um erneut das Rezept zu studieren und stirnrunzelnd ihre Nachspeise zu betrachten. Bei der Bewegung rieb sich ihr verlockendes Hinterteil an seinem Körper und jagte elektrische Funken durch seine Lenden. »Ich glaube nicht, dass jemand, der kocht, wirklich etwas anhat. Ist viel zu unpraktisch. Ich musste mich dreimal umziehen, dann habe ich es aufgegeben.«

Seine Hände setzten ihre Erkundung fort, indem sie Natalyas Hüften streichelten und über ihre Oberschenkel strichen. Er spürte ihr Erschauern – ihre Erregung. »Menschen stehen also splitternackt in der Küche und kochen.« Wieder bewegten sich seine Hände, indem sie ihre Beine spreizten, die Innenseite ihrer Schenkel liebkosten und nach oben wanderten, um mit den Knöcheln über ihre intimste Stelle zu streichen.

»Ganz sicher«, sagte Natalya. »Ich habe ihr Geheimnis entdeckt.« Sie schloss die Augen, um das Gefühl seiner Hände auf ihrer nackten Haut auszukosten.

Seine Lippen pressten sich an ihren Hals, seine Zunge huschte über ihre Pulsader, seine Zähne kitzelten ihre Haut. »Ich muss Slavicas Mann wohl mal fragen, ob er deshalb so viel Zeit bei ihr in der Küche verbringt. Ich wollte schon immer wissen, was die beiden in diesem großen Raum mit den vielen Arbeitsflächen machen.«

Seine Zähne bohrten sich tief in ihr Fleisch und vereinten sie miteinander, während er ihren Körper an die Arbeitsfläche drückte. Seine Kleidung war verschwunden, sein Körper bereits hart und aggressiv. Seine Finger tauchten so quälend langsam in sie hinein, dass sie keuchte und sich feucht und bereit für ihn an ihn drängte. Sie war heiß für ihn. Er liebte ihre spontane Reaktion auf ihn und die Art, wie sie sich an seiner Hand rieb.

Seine Hände wanderten zu ihren Hüften, hielten sie fest und verhinderten jede Bewegung. Sie wartete.

»He, du hast damit angefangen«, beschwerte sie sich.

Er antwortete nicht; er genoss einfach ihren würzigen Geschmack und das Gefühl, wie ihr Körper ihn erwartete: offen und bereit, so verletzlich und so hungrig nach ihm. Es war ein berauschendes Gefühl, eine Kriegerin zu nehmen, sie mit seinem Körper zu umschlingen und dabei zu wissen, dass sie genauso tödlich war wie er selbst. Er legte eine Hand auf ihren Rücken und drückte sie nach unten, während er ihre Lust steigerte, indem er sie zwang zu warten. Sie harrte atemlos aus, die Hüften eng an ihn gepresst, um ihn anzulocken, ihr Körper hungrig und heiß. Er liebte es besonders, wenn sie unruhig und fordernd wurde und sich ihm trotzdem unterwarf – wie jetzt.

Vikirnoff verschloss die Bisswunden mit seiner Zunge und wartete wieder, wartete auf das verräterische Klopfen ihres Herzens. Erst jetzt stieß er zu, drang tief in sie ein und füllte sie vollständig aus. Natalya stieß einen leisen, durchdringenden Schrei aus, als sie sich miteinander vereinten. Sie war eng wie eine Faust, die sich um seinen Penis schloss, heiß und samtweich und unglaublich feucht. Er nahm sie hart und schnell und brachte sie ohne Einleitung zum Höhepunkt, sodass sie in sich zusammensank, als ihr Orgasmus sie mitriss, ihre Beine beben ließ und ihren ganzen Unterleib erschütterte.

Vikirnoff behielt den hämmernden Rhythmus bei und zog sie mit jedem Stoß, der sie nach vorn drängte, wieder zurück, sodass sie in Hitze und Aggression zusammenkamen. Er konnte die Lichtblitze in ihrem Blut spüren, den Druck, der sich unbarmherzig immer stärker aufbaute, bis sie beinahe schluchzte.

Er hätte den ganzen Tag tief vergraben in Feuer und Hitze bleiben können, fest umschlossen von ihren straffen Muskeln, ihr Körper dem Willen seines Körpers unterworfen. Ihr von eigenartigen Lichtstreifen durchzogenes Haar fiel über ihren Rücken, ihre Haut war weich und einladend, und jeder Zentimeter ihres Körpers, jede Höhlung und jeder Schatten, gehörte ihm, und er konnte damit machen, was ihm gefiel.

Jetzt konnte er die Tigerin in ihr deutlich spüren, wie sie wild und ungezähmt ans Tageslicht drängte und das Feuer noch heller lodern ließ, weil sie wollte, dass er genauso hemmungslos wie die Katze in ihrem Inneren war. Er warf den Kopf zurück und stand beinahe auf den Zehen, während er immer wieder in sie hineinstieß, bis die Reibung nahezu unerträglich war und eine Lust entfachte, die an Schmerz grenzte und immer weiterging, weil er es so wollte. Weil ihr Körper ihm gehörte, wenn sie so wie jetzt zusammen waren. Sie gab sich ihm bedingungslos hin und vertraute darauf, dass er ihr vollkommene Ekstase schenkte, und es war sein Vorrecht, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Beide waren so lange allein gewesen, dass sie diese fast gewalttätige Vereinigung manchmal mehr als alles andere brauchten.

»Te avio päläfertiilam«, murmelte er in seiner Sprache. »Ainaak sívamet jutta.« Du bist meine Gefährtin des Lebens. Für immer mein.

Sie antwortete mit einem der wenigen Worte der uralten Sprache, die sie kannte – und mit der Stimme ihres Herzens: »Sívamet.« Mein Liebster. Und sie meinte es.

Vikirnoff stieß in sie hinein, bis ihr Atem in kurzen, flachen Stößen kam und ihr Körper fast rasend in seiner Glut war, bis ihr Hunger aufeinander so überwältigend war, dass es kein Zurück gab. Während sie unkontrolliert zuckte, schloss sich ihre enge Scheide um sein Glied und jagte feurige Schauer über seinen Rücken. Sein ganzer Körper erbebte, als er noch einmal in sie eindrang und sich in ihren Schoß ergoss.

Er lag über ihr, hielt sie fest, küsste ihren Rücken und ihren Nacken und rang dabei mühsam nach Atem. Ihre Herzen schlugen in einem Takt, aber der schier unersättliche, nagende Hunger war immer noch da. Er konnte fühlen, wie er sich in ihr regte und wie die hungrige Katze in ihrem Inneren mit den Pranken ausschlug, und genauso den Dämon in seinem Inneren, der nach seiner Gefährtin brüllte.

Langsam und sehr widerstrebend löste er sich von ihr und ließ zu, dass sie sich aufrichtete, drängte sich aber eng an sie und verriet seine Absichten mit seinen rastlosen Händen und Lippen.

»Ich habe schon immer gewusst, dass du auf das June-Cleaver-Ding stehst. Du bist ein verkappter Nahrungsfetischist«, teilte sie ihm mit einem kleinen Lächeln mit.

»Dass ich ein Fetischist bin, gebe ich zu, doch ich glaube, du bist mein Fetisch.« Er neigte seinen dunklen Kopf, zog sie noch enger an sich und zwang sie, sich nach hinten zu beugen, sodass sie ihm ihre Brüste darbot. Er leckte die sensiblen Spitzen und nahm ihre Brust in seinen Mund, um daran zu saugen und zu knabbern. Heftige Nachbeben erschütterten ihren Körper. »Ainaak enyém, für immer mein«, flüsterte er. »Du weißt, dass du mein Herz und meine Seele bist. Mein Leben.«

Natalya liebte es, wie sein Haar über ihre Haut strich und wie sehr sein Mund nach ihr verlangte. Sie hätte sich die ganze Nacht in seinem Körper verlieren können, ohne an etwas anderes – oder jemand anderen – zu denken. Er schaute sie an und begehrte sie. Eine Berührung ihrer Hand ließ ihn entflammen. Einmal hatte er sie mitten im Dorf genommen. Er hatte sie beide vor neugierigen Blicken abgeschirmt, aber es hatte sich trotzdem sehr dekadent angefühlt. Sie hatte ihn bewusst provoziert, indem sie mit ihren Fingern das Vorderteil seiner Hose gestreift und sich an ihm gerieben hatte. Ihre Bluse hatte sie aufklaffen lassen, sodass ihre Brüste zu sehen gewesen waren – und er hatte so reagiert, wie sie es liebte. Außerstande, noch eine Sekunde länger zu warten, hatte er sie an eine Mauer gedrängt und sie dort genommen. Sie liebte es, ihn herauszufordern und zu sehen, wie seine Augen zu glühen begannen und sein strenger Gesichtsausdruck allein ihretwegen verschwand.

Er sagte ihr immer wieder, wie sehr er sie liebte und wie viel sie ihm bedeutete. Ihr fiel es schwer, ihre Gefühle mit Worten auszudrücken, weil sie Angst hatte, es würde ihr irgendwie etwas nehmen, wenn sie versuchte, die Tiefe ihrer Empfindungen zu beschreiben. Natalya hatte nie einen Mann so geliebt, wie sie ihn liebte. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass eine solche Liebe möglich war.

Vikirnoff ließ widerstrebend ihre Brüste los und hauchte federleichte Küsse auf ihren Mund, bevor er sie losließ. »Hast du etwas gehört?«

»Irgendjemand ist da draußen im Wald, nicht weit von unserem Haus.« Sie legte einen Arm um seinen Kopf und zog ihn zu sich herunter, um ihren Mund mit seinem verschmelzen zu lassen. Sofort flammte erneut Hitze auf. Ihre Zunge focht ein Duell mit seiner aus, neckte und kitzelte ihn, während ihre Hände über seinen Körper glitten. Ihre Finger tanzten über sein hartes Glied, und sie schnurrte vor Genugtuung, als es noch härter wurde. Dann legte sie ihre Hand darum und beugte sich vor, um ihren warmen Atem darüberzuhauchen.

Sein Glied zuckte. Sie leckte ihn voller Lust. Als ihn ihre feuchte Mundhöhle umschloss, breitete sich ein Feuer in seinem Unterleib aus. Ohne einen Gedanken an etwaige Besucher zu verschwenden, fing er mit seinen Händen ihr lohfarbenes Haar ein, um sie näher an sich heranzuziehen, während er gleichzeitig seine Hüften nach vorn stieß, um tiefer in ihren Mund einzutauchen. Sie kniete sich vor ihn, schlang ihre Arme um seine Hüften und nahm ihn tief in sich auf. Sie saugte und leckte und knabberte, bis er glaubte, vor purer Lust zu vergehen.

Natalya machte nie halbe Sachen. Sie gab sich völlig der Freude hin, ihm und damit sich selbst Lust zu schenken. Sie liebte es, ihn zu berühren und zu schmecken und jeden Tropfen seines Samens in sich aufzunehmen, und sie genoss es zu sehen, wie schnell sie ihn in einen Zustand fieberhafter Verzückung versetzen konnte.

Tief in ihrer Kehle machte sie kleine schnurrende Laute, die durch sein Glied vibrierten und sich in seinem ganzen Körper ausbreiteten. Seine Hoden wurden straff und hart, und jeder Nerv in seinem Körper schien sich auf seinen Unterleib zu konzentrieren. Lust krallte sich scharf und hungrig in sein Fleisch, während er zusah, wie Natalyas Lippen sich um sein Glied schlossen, und er die feurige Berührung ihrer Zunge spürte, das atemberaubende leichte Nagen ihrer Zähne.

»Fester«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. Sie stellte fantastische Dinge mit ihrer Zunge und ihren Kehlmuskeln an.

Natalya blickte auf, und in ihren Augen war nichts als Freude zu sehen. Sie freute sich für ihn und über ihre Fähigkeit, ihm dieses Geschenk zu machen. Wenn es überhaupt möglich war, schloss sie ihre Kehle noch mehr und bearbeitete ihn mit ihrer Zunge, bis sie ihn ebenso schnell und hart zum Höhepunkt brachte wie er zuvor sie. Feuerstöße jagten durch seine Blutbahnen und zerrissen seinen Körper. Sie saugte mit ihrem engen, heißen Mund an ihm, während er seine Hände beinahe hilflos in ihrem Haar vergrub und seine Hüften nach vorn stieß, um so tief in sie einzudringen, wie er nur konnte. Sein Körper erschauerte vom Kopf bis zu den Zehen, als er seinen Samen in sie ergoss.

Du bringst mich um, Frau. Und so fühlte es sich tatsächlich an: wie ein köstlicher Tod. Er zog sie hoch, ohne ihr Haar loszulassen, fand mit seinem Mund zu ihren Brüsten und fühlte ihr gesteigertes Verlangen. Als er seine Zunge um ihre Brustspitzen kreisen ließ, spürte er, wie ein Schauer ihren Körper durchlief.

»Ich liebe es, dir auf diese Weise Freude zu bereiten«, wisperte sie. »Es macht mich immer so scharf, dich so zu sehen, und du gibst mir stets das, was ich will. Und ich will mehr, Vikirnoff. Ich will viel, viel mehr.«

»Ich bin gern bereit, deinen Wünschen nachzukommen.«

Natalya schlang ein nacktes Bein um ihn und rieb sich an seinem Oberschenkel. »Mich glücklich zu machen, ist ein Fulltime-Job.«

Er hob sie hoch und setzte sie auf die Arbeitsfläche. »Du kannst nirgendwo hinlaufen, sívamet.«

Insgeheim liebte sie es mehr als alles andere, wenn er in seiner uralten Muttersprache sprach und sie seine Liebste nannte. Sein Akzent war faszinierend und sexy, und seine Worte schienen eine geheime Welt heraufzubeschwören, an der niemand sonst teilhatte. »Siehst du mich etwa laufen? Ich hatte gehofft, dass dir all das Essen hier in der Küche Appetit machen würde.«

Vikirnoff lachte leise, und seine Augen wurden tiefschwarz. »Ich habe immer Appetit auf dich.« Er spreizte einfach ihre Schenkel, legte ihre Beine über seine Schultern und beugte sich über ihren heißen weiblichen Kern, um sie genauso zu lecken, wie sie zuvor ihn. Er kannte jede Stelle genau und wusste, welche Geheimnisse sie verbarg. Seine Zunge zog lange, träge Kreise um ihre sensible Knospe und folterte sie, bis sie vor Lust fast laut geschrien hätte. Ihre Schenkel zuckten unkontrolliert, und ihre Hüften drängten sich an ihn, als seine Finger in die enge, heiße Öffnung glitten, um die Lust zu verstärken, die seine Zunge hervorrief.

Er erfüllte alle ihre Wünsche – aber auf eine Art und Weise, die sie sich nie hätte ausmalen können. Er aß sie, verschlang sie, wobei er seine Zunge genauso wirkungsvoll einsetzte wie sein Glied. Seine Finger erhöhten die langsame Folter nur und stießen sie weit über ihre Grenzen hinaus in ein anderes Reich.

Rasend vor Erregung, bäumte Natalya sich unter ihm auf, während er ihren Körper verzauberte, und warf ihren Kopf ruhelos hin und her. In ihrem Inneren baute sich ein immer stärker werdender Druck auf, der stürmisch nach vollständiger Befriedigung verlangte. Vikirnoff hielt sie immer noch fest und trieb sie weiter, als sie je geglaubt hätte, kommen zu können, bis sie ihn schluchzend und fast besinnungslos vor Lust anflehte.

Ein Gefühl, das an Schmerz grenzte, befiel sie, erfasste ihren Unterleib und breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Ihr Atem kam keuchend aus ihren Lungen, und sie hätte schwören können, dass alles in ihrem Inneren zuckte und pulsierte. Ein Schauer überlief sie, als Woge auf Woge reiner Ekstase sie überflutete.

Noch bevor sie wieder zu Atem kam, drückte Vikirnoff ihre Hüften nach unten und stieß tief in ihr feuchtes, samtiges Fleisch hinein. Sie schrie auf und schrie immer weiter vor Lust, als ihr Körper von einem Orgasmus nach dem anderen geschüttelt wurde.

Vikirnoff presste sich an ihre kleine Knospe, als er noch tiefer in sie eindrang. Er brauchte es, diese kleinen Schreie zu hören, zu sehen, wie ihre Kehle bebte, und zu fühlen, wie ihr Körper vor Lust pulsierte. Immer wieder stieß er zu, bis ihr Gesicht gerötet und ihr Mund offen war und sie ihre Augen vor Überraschung und Lust weit aufriss. Erst dann brachte er sie zum wiederholten Mal zum Höhepunkt.

Natalya lag unter ihm, klammerte sich an seine Schultern und versuchte verzweifelt, wieder zu sich zu kommen. Einzig Vikirnoff konnte sie so mitreißen, und nur bei ihm konnte sie sich völlig gelöst und entspannt und frei von der Last der Verantwortung fühlen, die sie so lange getragen hatte. Sie reckte ihm ihr Gesicht für einen Kuss entgegen. Natalya liebte seinen Mund und die Dinge, die er mit ihr machte. Sie liebte alles an ihm. »Jemand ist an der Tür«, sagte sie leise, während sie seine Mundwinkel küsste und ihre Lippen über seine Kehle bis zu seiner Brust wandern ließ.

»Das ist bloß mein Bruder, und der kann warten«, erwiderte Vikirnoff, während er wieder seine Hände um ihre Brüste schloss und sie mit seinen Daumen liebkoste, bis Schauer durch ihren ganzen Körper liefen. »Ich habe Wichtigeres zu tun.«

Verschwinde, Nicolae. Ich bin gerade beschäftigt. Um seine Worte zu unterstreichen, begleitete er sie mit dem Bild gefletschter Zähne, doch die einzige Reaktion, die er von seinem Bruder empfing, war eine leichte Erheiterung.

Natalyas Zunge tanzte über seine Pulsader, und ihre Zähne nagten an seiner Haut, bis sich sein Körper vor Erregung verspannte.

Das Klopfen an der Tür hielt an. Vikirnoff fluchte. »Ich bringe ihn um!« Er ließ sie abrupt los und marschierte aus der Küche.

»Zieh dir etwas an«, rief sie ihm mit einem boshaften kleinen Grinsen nach. »Könnte nicht schaden.«

Vikirnoff schaffte es mit Müh und Not, in Jeans und ein Hemd zu schlüpfen, bevor er die Tür aufriss. »Hast du nicht gehört, was ... « Er brach abrupt ab, als er seinen Besucher erkannte. Eine Hand fuhr nervös durch sein Haar, während er in Richtung Küche schaute. Du wusstest es! «Mikhail!«

Natürlich. Ich habe an deiner Stelle aufgepasst. Bei ihrem Lachen versteifte sich sein Körper sofort wieder. Sie schaffte es sogar, ihm ins Ohr zu hauchen.

Ich glaube, du brauchst eine Tracht Prügel.

Letztes Mal hat es mir nicht schlecht gefallen. In der Nacht warst du ganz schön wild.

Wieder zuckte sein Glied und schwoll unter dem dünnen Stoff der Jeans an. Ihre Stimme war verführerisch und verheißungsvoll, fast schon ein Schnurren. Er versuchte, ein höfliches Lächeln aufzusetzen, und war insgeheim froh, dass sein Hemd nicht in der Hose steckte.

Mikhails dunkle Augen glitten forschend über ihn und registrierten viel zu viel. »Du hast nicht daran gedacht, deine Umgebung zu überprüfen. Du hättest wissen müssen, dass ich es war und nicht Nicolae.«

»Meine Frau lenkt mich viel zu sehr ab«, gab Vikirnoff zu. »Ich kann kaum an etwas anderes denken.« Er trat zurück, um Mikhail eintreten zu lassen. Ich bringe meinen Bruder um! Er lacht sich wahrscheinlich gerade ins Fäustchen. Er muss es gewusst haben, und er hätte mich ruhig warnen können!

»Willkommen im Club«, meinte Mikhail, schüttelte aber den Kopf. »Es erfordert sehr viel Disziplin zu lernen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen und gleichzeitig auf ihre Sicherheit zu achten.«

Ihre Bedürfnisse? Natalya schnaubte. Du hältst es keine zwei Stunden ohne Sex aus.

Dafür kann man mich nicht verantwortlich machen. Du machst süchtig.

Natalyas leises Lachen strich durch Vikirnoffs Kopf und kitzelte seine Sinne.

»Ich bin nur gekommen, um mich zu vergewissern, ob ihr alles habt, was ihr für heute Abend braucht«, sagte Mikhail. »Ich habe noch ein paar Besuche vor mir, bevor ich nach Hause gehen kann, und Raven wartet.«

»Hier ist alles in Ordnung. Natalya fabriziert irgendeinen komischen Nachtisch.« Vikirnoff warf einen nervösen Blick in Richtung Küche. »Leider soll man ihn irgendwie flambieren, und du weißt ja, wie erfinderisch sie ist. Wir könnten jeden Moment ein Feuer im Haus haben.«

»Das habe ich gehört!«, rief Natalya. »Zu deiner Information, es funktioniert. Na schön, ich habe die Gardine in Brand gesteckt, und an der Wand prangen nun ein bis zwei Rußflecken, aber es hat funktioniert!«

»Das ist kein Scherz, oder?«, bemerkte Mikhail, als ihm Rauchgeruch in die Nase stieg.

Vikirnoff stieß einen Seufzer aus. »Leider nicht.«

»Dann überlasse ich die Angelegenheit dir. Richte Natalya aus, dass Gregori heute Abend die Rolle des Weihnachtsmanns übernehmen wird. Sie war in Sorge, dass sich niemand finden könnte, und hat dich vorgeschlagen.«

»Sie hat was?!« Vikirnoff starrte finster in Richtung Küche.

»Und sie meinte, dass du in Strumpfhosen bezaubernd aussehen würdest, falls noch ein Engel für das Weihnachtsspiel gebraucht würde.« Mikhails Gesicht war völlig ausdruckslos.

»Das hat sie gesagt, ja?« Ich werde dir auf jeden Fall den Hintern versohlen!

Leere Versprechungen ...

»Ich weiß nicht, ob noch Engel benötigt werden, doch ich werde Sara und Corinne fragen. Sie stellen dieses Stück auf die Beine, und ich werde ihnen mitteilen, dass du zur Verfügung stehst.«

Vikirnoff rieb sich nachdenklich den Nasenrücken. »Mikhail, mir ist durchaus bewusst, dass du der Prinz bist und als solcher jederzeit beschützt werden musst, doch solltest du den beiden tatsächlich diese Nachricht überbringen, sehe ich mich gezwungen, dir den Kopf abzuschneiden.«

Mikhail, der immer noch keine Miene verzog, nickte. »Ich denke, das ist eine gerechtfertigte Reaktion. Ich sehe es genauso. Einigen wir uns darauf, dass wir einander vollständig verstehen.«

»Andererseits, falls du Gregori wirklich befiehlst, als Weihnachtsmann aufzutreten, bitte ich um einen Platz in der ersten Reihe.«

Mikhail streckte seine Hand aus. »Abgemacht!«

Vikirnoff, ich brauche dich und Natalya. Nicolaes beunruhigte Stimme drang zu ihm durch, als Vikirnoff dem Prinzen die Hand schüttelte.

Er wartete, bis Mikhail sich in Dunst aufgelöst hatte und durch die Baumgruppen zum Haus von Corinne und Dayan geglitten war, bevor er seinem Bruder antwortete. Wir sind unterwegs. «Natalya, Nicolae braucht uns jetzt gleich.«

»Ich gebe diesem Ding gerade den letzten Schliff. Es riecht komisch.«

»Wahrscheinlich das Feuerzeugbenzin – oder das Haarspray. Ich fürchte, es schmeckt genauso komisch, wie es riecht.«

Lasst euch Destiny gegenüber nicht anmerken, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, schärfte Nicolae ihm ein. Wenn sie auch nur einen Moment lang denkt, irgendjemand oder - etwas könnte versucht haben, Mary-Ann etwas anzutun, macht sie mir die Hölle heiß. Sie vertraut noch nicht vielen Leuten, und Mary-Ann ist für sie Familie.

Vikirnoff, dessen träge, nachlässige Haltung verschwunden war, fuhr herum. Für mich auch. Sag mir, was du vermutest. Er ließ Natalya an dem Gespräch teilhaben.

Ich habe ein Blutsband mit Mary-Ann, und ich kann spüren, dass etwas nicht stimmt. Ich dachte, ein Vampir wäre in mein Haus gekommen und hätte ihr Blut getrunken, doch ich kann nichts Derartiges fühlen. Vielleicht meldet sich Natalyas Muttermal und gibt uns Gewissheit. Mary-Ann kann sich an nichts erinnern, aber sie wirkt verstört und unruhig, eindeutig anders als sonst. Und ich fühle mich in meinem eigenen Haus verunsichert.

Vikirnoff nahm Natalyas Hand, als sie zu ihm gelaufen kam. Hast du ihr Gedächtnis überprüft? Beide lösten sich in feine schimmernde Tröpfchen auf und strömten nach draußen.

Ja, natürlich. Immer wieder. Irgendetwas ist vorgefallen, hier in unserem Haus. Falls ein Vampir unsere Barrieren durchbrochen hat, muss ich es wissen. Er zögerte einen Moment. Und falls ein Karpatianer Mary-Ann benutzt hat, um sich an ihrem Blut zu nähren, obwohl sie unter meinem und Gregoris Schutz steht, haben wir es mit einem Vergehen zu tun, auf das der Tod steht. Das ist eine äußerst gefährliche Situation.

Vikirnoff konnte sich nicht vorstellen, dass Nicolae sich irrte. Wenn er der Meinung war, etwas stimmte nicht, dann war es auch so. Welche Karpatianer würde es wagen, sich den Zorn Gregoris und den zweier Krieger zuzuziehen? Jeder wusste, dass der »Dunkle« ein Vollstrecker war. Bei einem solchen Mann ging man kein Risiko ein. Der Angreifer musste ein Vampir sein, doch wie konnte ein Untoter an einem der uralten Krieger vorbei ins Haus gelangen?

Vikirnoff und Natalya nahmen direkt vor Nicolaes Haus ihre normale Gestalt an. Dann umkreisten sie das Haus, um nach Spuren zu suchen, nach irgendwelchen Hinweisen, die darauf hinwiesen, dass ein Feind in der Nähe war. Natalya legte eine Hand auf ihr Muttermal und schüttelte den Kopf.

»Der Drache rührt sich nicht, Vikirnoff. Es ist weder ein Vampir in der Nähe, noch weist irgendetwas darauf hin, dass kürzlich einer in der Gegend war.«

»Aber irgendetwas stimmt nicht.«

»Ich bin ganz deiner Meinung, obwohl ich nicht sagen kann, was es ist.«

Natalya atmete tief ein. Ihre Augen wechselten ihre Farbe von strahlendem Grün zu Tiefblau und wurden schließlich trüb und undurchsichtig. Streifen in Orange, Schwarz und sogar Weiß zogen sich durch ihr Haar, und weiches Fell bedeckte ihren Körper. Sie ließ sich auf alle viere fallen und schritt als majestätische Tigerin um das Haus, wobei sie ihre Katzensinne gebrauchte, um etwaige Feinde aufzuspüren.

Vikirnoff lief hinter dem Tiger her in den Wald. Geduldig stapfte das Tier durch Schneeverwehungen und Strauchwerk. Es folgte dabei einem schwachen Geruch, der kaum fassbar war. Wenige Schritte vom Haus entfernt nahm Natalya ihre natürliche Gestalt an.

»Irgendjemand hat sie von dort drüben beobachtet.« Sie zeigte auf einen dicken Baumstamm. »Ich kann seinen Geruch nicht aufnehmen. Er ist sehr gerissen. Er benutzt alles, was um ihn herum natürlich gewachsen ist, und ahmt es nach, sodass nur der Gegenstand, den er ausgesucht hat, gesehen oder gewittert wird. Offenbar hat er zugeschaut, wie sie den Baum ins Haus getragen haben, und ist höchstwahrscheinlich zur selben Zeit mit hineingekommen. Sie waren abgelenkt und haben nicht auf etwas so Kleines wie einen Windstoß oder eine winzige Schneeflocke geachtet. Ich wette, er hat beides benutzt. Mit Sicherheit ist ziemlich viel Schnee vom Baum geflogen.«

»Ein kluger Bursche. Ein alter Krieger mit viel Erfahrung. Warum sollte er sich Mary-Ann vornehmen, obwohl sie doppelt beschützt wird?«

»Die Herausforderung, Gregori und die anderen zu besiegen, die Mary-Ann beschützen? Vielleicht eine Art Mutprobe?«, überlegte sie.

»Auf die die Todesstrafe stehen könnte, wenn er erwischt wird? Destiny würde ihn bestimmt umbringen. Ihr Beschützerinstinkt für Mary-Ann ist sehr stark ausgeprägt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Nicolae sich einen so dreisten Hausfriedensbruch bieten lässt. Und selbst wenn er den Angreifer nicht töten würde – ich würde es tun. Mary-Ann hat sowohl meinem Bruder als auch Destiny das Leben gerettet. Sie hat Destiny ihr Leben zurückgegeben und dadurch Nicolae vor dem Tod bewahrt. Ich lasse nicht zu, dass sie auf diese Weise missbraucht wird.«

»Sei vorsichtig mit dem, was du sagst«, erinnerte Natalya ihn und nahm ihn an der Hand. »Destiny ist sehr reizbar, wenn es um Mary-Ann geht.«

Beide suchten noch einmal gründlich die Umgebung ab. Wurden sie beobachtet? Es schien so zu sein, aber trotz all ihrer Fähigkeiten konnten sie den Feind nicht entdecken.

Mary-Ann stand in der Tür und begrüßte sie mit einem warmen Lächeln. »Vikirnoff, Natalya! Es ist so schön, euch zu sehen. Wir haben gerade den Weihnachtsbaum aufgestellt. Skyler ist auch bei uns. Habt ihr sie schon kennengelernt?« Sie zeigte auf das junge Mädchen, das Natalya wie gebannt anstarrte.

Vikirnoff nahm Mary-Anns Hand, beugte sich darüber und presste zu ihrer Überraschung seine Lippen auf ihre Haut. Er atmete tief ein und ließ ihre Hand wieder los. »Du siehst fantastisch aus.«

Natalya trat näher, umarmte sie und küsste sie auf beide Wangen. »Du schaust wirklich glänzend aus, Mary-Ann. Freust du dich schon auf heute Abend?«

Sie strahlt förmlich. Mary-Ann war schon immer schön, aber jetzt ist ihre Anziehungskraft fast gefährlich. Und ihr ist eindeutig ein Mann nahe gekommen. Sehr nahe. Sein Geruch entzieht sich mir; nicht einmal die Tigerin in mir kann ihn aufgreifen. Ich werde ihn nicht aufspüren können. Aber er ist kein Vampir. Er ist Karpatianer.

Mary-Ann lächelte sie beide an. »Ja, natürlich. Alle hier sind so nett zu mir. Wir wollten gerade Skyler nach Hause bringen. Wollt ihr nicht mitkommen?«

Natalya ging durch das Zimmer zu dem jungen Mädchen, das sofort zurücktrat, um Körperkontakt zu vermeiden. Natalya lächelte sie an. »Wie schön, dich endlich kennenzulernen! Du scheinst übernatürliche Fähigkeiten zu haben, die sehr belastend sein können. Kannst du in anderen lesen und ihre Gefühle nachvollziehen, wenn du sie anfasst?«

Skyler nickte. »Das mag ich gar nicht.«

»Mir gefällt es auch nicht.« Sie warf einen Blick über die Schulter. Vikirnoff verstand den Wink und reagierte prompt, indem er Mary-Ann am Ellbogen nahm, mit ihr in die Küche ging und Natalya mit dem jungen Mädchen allein ließ. »Du wirkst ein bisschen nervös. Bist du auch so empfänglich für Stimmungen? Ich fühle mich manchmal überwältigt von Grauen, wenn etwas Gefährliches in der Nähe ist.«

Skyler nickte. »Das hasse ich auch. Du weißt nie, ob du verrückt bist oder ob wirklich irgendetwas hinter dir her ist.« Sie schaute unsicher aus dem Fenster.

»Genau«, stimmte Natalya ihr zu. »Wenn du es erwähnst, glauben alle, du spinnst, vor allem, wenn ihnen selbst nichts Ungewöhnliches aufgefallen ist. Und wenn du nichts sagst und später passiert etwas Schlimmes, fühlst du dich wie ein Verräter, weil du geschwiegen hast.«

»Das ist dir auch schon passiert?«, fragte Skyler. »Hier ist es besonders schwierig, weil ständig so viel Energie verbraucht wird und ich manchmal keinen Unterschied erkennen kann.«

»Ist dir vorhin, als du mit Nicolae und Destiny den Baum geholt hast, etwas aufgefallen?« Sie vermied es bewusst, Mary-Anns Namen zu nennen.

Skyler nickte langsam. »Normalerweise merke ich, ob es etwas Böses ist, doch es fühlte sich einfach nur dunkel an und so, als beobachtete uns jemand. Es war kein gutes Gefühl.«

»Warum hast du Nicolae nicht darauf hingewiesen?«

Skyler wandte den Blick ab. »Ich wollte nicht wie ein Idiot dastehen. Von den anderen schien es keiner zu spüren. Sie sind Karpatianer – vom uralten Stamm wie Gabriel. Müssten sie es nicht merken, wenn uns jemand verfolgt?«

Natalya schwieg einen langen Moment, bis das junge Mädchen begann, sich innerlich zu winden. »Das ist nicht der wahre Grund. Warum hast du es ihnen nicht gesagt?«

Skyler blinzelte, als wäre sie den Tränen nahe, wandte sich ab und steckte ihre Hände in die Taschen. »Ich dachte, es könnte vielleicht Dimitri sein«, gestand sie leise. »Ich wollte nicht, dass er meinetwegen noch mehr Ärger bekommt.«

Natalya, die über die neuesten Entwicklungen Bescheid wusste, milderte die Schärfe in ihrer Stimme. »Ich weiß auch, wie es ist, jemanden schützen zu wollen und das Gefühl zu haben, diejenige zu sein, die schuld an seinen Problemen ist.« Sie seufzte. »Ich weiß immer noch nicht, wie ich es geschafft habe, mit Vikirnoff zusammenzukommen. Ich bin ganz und gar nicht das, was er sich gewünscht hat.« Sie wartete, bis Skyler sich wieder zu ihr umdrehte. »Hat es sich nach Dimitri angefühlt?«

»Es fühlte sich einfach an, als beobachtete uns jemand.« Skyler runzelte die Stirn.

»Fühlst du es jetzt? In diesem Moment?«

»Das ist ja das Verrückte! Es ist mal so und mal so. Als wäre er hier und gleich wieder weg. Könnte das irgendjemand? Könnte mich jemand hier im Haus beobachten?« Sie erschauerte. »Ich will einfach nach Hause.«

»Wir passen schon auf dich auf, Liebes. Vikirnoff, Nicolae, Destiny und ich sind alle ziemlich gut, wenn es um Angriffe von Vampiren geht. Keiner von uns würde zulassen, dass dir etwas zustößt.«

»Was ist, wenn es Dimitri ist?«, wisperte Skyler. »Er versucht, mich abzuschirmen, aber ich kann seinen Schmerz fühlen. Ich habe diesen Schmerz verursacht. Es tut ihm so weh, doch ich kann ihm nicht helfen. Ich kann nicht sein, was er braucht.«

»Er ist Karpatianer, Skyler. Er wird alles tun, um dich glücklich zu machen.«

»Ich will nicht verantwortlich für ihn sein.«

»Ich weiß.« Und bei Gott, sie wusste es wirklich! Natalya hatte Vikirnoff nicht getraut und ihn jeden Zoll des Weges bekämpft; sie hatte verzweifelt dagegen angekämpft, was und wer er war. »Darüber brauchst du jetzt noch nicht nachzudenken. Du bist ein Kind. Bleib es, solange du kannst. Nach allem, was ich über Francesca gehört habe, wird sie dir dabei helfen, und die Zeit kann vieles in Ordnung bringen.«

Die anderen kamen herein und schlüpften in ihre Jacken. »Bist du so weit, Skyler?«

Das Mädchen nickte und schaute sich noch einmal nervös um. Destiny und Mary-Ann nahmen Skyler in ihre Mitte und gingen mit ihr hinaus, dicht gefolgt von Nicolae und Natalya. Vikirnoff schlug die Tür zu und blieb im Haus stehen, um all seine Sinne einzusetzen und eine Spur des Eindringlings zu finden. Wie sein Bruder spürte auch er etwas, konnte es aber nicht genau zuordnen. Wer sich auch in seinem Haus verbarg, er war einer vom uralten Stamm, sehr mächtig und äußerst geschickt.

Er drehte sich abrupt um, ging hinaus und warf die Tür mit solcher Wucht hinter sich zu, dass die Scheiben klirrten. Nicolae. Ich bezweifle, dass es ein Vampir ist. Es muss einer von uns sein, der ihr Blut genommen hat. Gibt es irgendeinen Hinweis auf einen anderen Übergriff auf Mary-Ann?

Die Vorstellung, dass ein Karpatianer eine beschützte Frau und potenzielle Gefährtin des Lebens auf diese Art und Weise ausgenutzt hatte, ohne dass es ihr bewusst war, widerte ihn an.

Nicolae seufzte. In der Gegend sind viele alleinstehende Karpatianer. Es lässt sich unmöglich sagen, wer es ist. Ich konnte keinen Geruch wahrnehmen.

Wir müssen es mit einem sehr erfahrenen Jäger zu tun haben.

Vikirnoff trat näher zu Natalya und überprüfte die Umgebung. Ihm gefiel nicht, dass sich über ihnen düstere Wolken am Himmel türmten. Der Wind frischte auf und wirbelte Schnee in die Luft, als sie in einer geschlossenen Gruppe auf Gabriels Haus zugingen. Skyler warf immer wieder ängstliche Blicke in den Wald.

»Bist du mit Gabriel schon mal geflogen?«, fragte Nicolae sie.

»Oder mit den Wölfen gelaufen?«, fügte Vikirnoff hinzu.

»Oder mit einer Tigerin?«, warf Natalya ein.

Skylers Blick flog zu Natalyas Gesicht. »Ich liebe Tiere, Wölfe ganz besonders. Aber ich wollte schon immer einem Tiger nahe sein. Ist es gefährlich?«

»He!« Mary-Ann hob ihre Hand. »So was Verrücktes kannst du nicht machen, wenn ich dabei bin. Ich gehe zum Haus zurück. Auch ich habe Grenzen.«

»Du würdest wirklich nicht gern fliegen, Mary-Ann?«, schmeichelte Destiny. »Oder einen Wolf oder Tiger streicheln? Nur ein einziges Mal, um sagen zu können, dass du so was schon mal gemacht hast?«

Mary-Ann schaute Skyler an und sah ihren hoffnungsvollen Gesichtsausdruck. Sie seufzte. »Na schön, jetzt hört mal alle gut zu. Ich bin nicht besonders abenteuerlustig. Ich bin ein richtiger Stadtmensch, ihr wisst schon ... Mir gefällt es, in Boutiquen zu stöbern und einen Einkaufsbummel mit Freundinnen zu unternehmen, nicht aber Wölfe und Tiger zu streicheln. Doch wenn du es dir wirklich wünschst, Kind, klettere ich einfach auf einen der Bäume da drüben und schaue dir dabei zu.«

Nicolae legte einen Arm um Skyler und den anderen um Mary-Ann. »Wir hatten uns eigentlich vorgestellt, dass du auf dem Rücken eines der Wölfe reiten würdest.«

Ein Blitz zuckte über den Himmel und ließ die dunklen Wolken in einem feurigen Orange erglühen. Im nächsten Moment schlug der Blitz in den Boden ein, erschütterte die Erde und versengte einen langen Streifen Schnee. Direkt über ihnen dröhnten Donnerschläge. In dem ohrenbetäubenden Krachen heulte ein Tier. Es war eindeutig eine Warnung, und alle hielten beunruhigt inne.

Skyler trat ein Stück von Nicolae weg und schaute sich ängstlich um. »War das Dimitri? Er mag es nicht, wenn jemand mich anfasst.«

Vikirnoff und Nicolae wechselten einen langen Blick. »Ich weiß es nicht, mein Schatz. Wir reden später mit ihm darüber. Ich wüsste nicht, warum er auf einen von uns wütend sein sollte. Wir haben beide Gefährtinnen des Lebens.«

»Er weiß, dass es mich stört, von anderen berührt zu werden«, gestand sie.

»Nun, wenn er es war, dann war es sein Recht, dich zu schützen. Er will dich glücklich und in Sicherheit wissen. Wenn er den Eindruck hatte, dass du dich nicht wohlfühlst, musste er uns daran erinnern, dass wir dich in Ruhe lassen sollen.«

Mary-Ann rückte näher an Destiny heran und legte eine Hand unwillkürlich auf eine Stelle direkt über ihrer Brust, wo ihre Haut pulsierte und brannte, ließ sich aber von ihrem Unbehagen nichts anmerken. Sie hasste es, ständig Angst zu haben, und hier in diesen Bergen schien sie ihr gewohntes Selbstvertrauen verloren zu haben. In einer Stadt konnte sie in die verrufensten Viertel gehen, ohne verunsichert zu sein, doch hier in dieser Welt war nichts so, wie es schien. Und sie wollte nichts von wilden Tieren oder Männern wissen, die andere mit heftigen Gewittern ermahnen konnten.

»Bringen wir Skyler einfach nach Hause und gehen wieder heim«, sagte sie.