Kein Wetter zum Grillen
Dabei fing der Sonntag noch ganz gut an. Mit einer Erfolgsmeldung sogar. Als hätte die Polizei ihr Gespräch vom Vortag belauscht und eine Sonderschicht ein-und einen Zahn zugelegt. Wenn auch Brunos Anruf für Kai mal wieder ein, zwei Stündchen zu früh kam.
»Ick hab’s do’ jeahnt«, orakelte Bruno in den Hörer, den sich Kai an den verschlafenen Kopf hielt.
»Was hast du geahnt?«
»Diese Kunst, die war doch keene eins fuffzich wert, wie se da hing. Ick hab’s doch mit eigenen Augen jesehn.«
»Bruno, du sprichst in Rätseln«, stöhnte Kai. »Es ist sieben Uhr, und ich will ins Bett zurück.«
»Firlefanz und Scharlatanerie.«
»Bruno, jetzt komm mal bitte zum Punkt!«
»Diese Kunst war erst wat wert, als es sie nich mehr jab, verstehste?«
»Was denn für eine Kunst?«
»Na dreimal dürfste raten.«
»Keine Ahnung.«
»Mensch, die von der falschen Russin.«
»Tatjana Soundso?«
»Malenkova, jenau.«
»Und deren Bilder sollen erst etwas wert sein, wenn es sie nicht mehr gibt?« Kai sprach ganz langsam, damit Bruno auch noch mal mitbekam, was er selber gerade gesagt hatte.
»Mensch, wach doch ma’ uff: als Versicherungsfall, kapito? Das ist das Motiv. Der Fall is jelöst. Die hat die Bude selba abjefackelt, um die Versicherung zu kassieren. Da staunste, wa?«
»Mann, Bruno, wie hast du denn das jetzt wieder rausgekriegt!« Wenn das stimmte, zog Kai seinen Hut vor Bruno. Sehr tief sogar. Der Mann hatte das Zeug zum Genie.
»Jar nüscht hab ick. Im Radjo ham’sit jebracht. Gerade eben. Is’n Ding, wa?«
»Allerdings, aber dann ist immer noch die Frage, wer die Zirnsheimer Kirche angezündet hat!«
»Keene Ahnung, kommt Zeit, kommt Rat. Ick tippe ma freihändig uff ’nen Trittbrettfahrer. Aber wie dem auch sei: Du jehst noch mal ins Bett, und ick dreh meine Runde. Bin sowieso schon spät dranne heute morjen. Sieht übrigens janz schön trübe aus draußen, dicke Wolken. Müssen wa mal sehn, ob’s wat wird mit unsre Grillorgie heute Abend. Bis denne«, sagte Bruno und legte auf.
Kai legte sich noch einmal ins Bett, aber weil er trotz seiner Müdigkeit nicht in den Schlaf zurückfand, stand er eine halbe Stunde später wieder auf, nahm eine Dusche, zog sich an und braute sich in der Küche einen extrastarken Espresso, mit dem er sich nach draußen in den Hof begab.