FÜNFTES KAPITEL
Der Liebesbrief
Und wenn er sich auch ärgern sollte,
Was schert mich dieser Onkel Nolte!“
So denkt Helene, leider Gotts!
Und schreibt dem Onkel grad zum Trotz:
„Geliebter Franz!
Du weißt es ja, Dein bin ich ganz!
Wie reizend schön war doch die Zeit,
Wie himmlisch war das Herz erfreut,
Als in den Schnabelbohnen drin
Der Jemand eine Jemandin,
Ich darf wohl sagen: herzlich küßte. —
Ach Gott, wenn das die Tante wüßte!
Und ach! wie ist es hierzuland
Doch jetzt so schrecklich anigant!
Der Onkel ist, gottlob, recht dumm,
Die Tante nöckert so herum,
Und beide sind so furchtbar fromm;
Wenn’s irgend möglich, Franz, so komm
Und trockne meiner Sehnsucht Träne!
10000 Küsse von
Helene.“
Jetzt Siegellack! — Doch weh! alsbald
Ruft Onkel Nolte donnernd: „halt!“
Und an Helenes Nase stracks
Klebt das erhitzte Siegelwachs.