Neuseeland

Laut einer Umfrage des New Zealand Tourism Board wissen Reisende bei der Ankunft noch, warum sie hierhergefahren sind. Bei der Abreise wissen sie es nicht mehr. Es gibt einfach keinen Grund. Alles sieht so aus wie in Europa, nur dass es sich auf der anderen Seite der Kugel befindet, aber das macht den Trip nur langwieriger und teurer, nicht spannender.

Wer zuerst die Nordinsel besucht, hofft auf die Südinsel. Wer zuerst die Südinsel besucht, auf die Nordinsel. Die ist ungefähr so groß wie die neuen Bundesländer. Drei Millionen Leute, allesamt ziemlich britisch, gehen sich hier nach Möglichkeit aus dem Weg. Es gibt ganz oben die Schnarchstadt Auckland mit einem verödeten Hafen und einem beklagenswerten Nationalmuseum. Drei Stunden südlich davon dampfen einige Thermalquellen und blubbernde Geysire im Rainbow Springs Nature Park bei Roturoa. Es stinkt gewaltig. In der Nähe wurden Teile von Der Herr der Ringe gedreht. Alle Darsteller sollen großzügigst entschädigt worden sein. Reisenden bleibt nur die Flucht auf eigene Kosten. Noch mal drei Stunden nach Süden ist das Ende der Insel erreicht in der Hauptstadt Wellington, die wiederum über einen kleinen Hafen verfügt und auch ein Museum hat. Das war der Action-Teil von Neuseeland.

Die Südinsel, geringfügig größer, beherbergt knapp eine Million Einwohner, die sich nicht aus dem Weg zu gehen brauchen. Sie sehen einander so gut wie nie. Auch hier ist es grün und gebirgig, sogar schroffer. Während die Nordinsel Irland ähnelt, erinnert die Südinsel an die unwirtlichen Zonen Norwegens, vor allem um die Milford Sounds. Das sind Fjorde, in die sich gelegentlich Wale verirren. Im Mount-Cook-Nationalpark gibt es Gletscher und Berge, die niemand ersteigen möchte. Im beschaulichen Christchurch ist noch ein wenig englische Kolonialarchitektur zu sehen, und in der Nähe von Queenstown gibt es endlich die Möglichkeit zum Bungeejumping, das ja angeblich hier erfunden wurde. Und zwar von den Maori. Die Ureinwohner nutzten das Bungeeseil aus Lianen für Initiationsriten und gleichzeitig als Möglichkeit, unliebsame Stammesmitglieder für immer in der Schlucht zu versenken. Heute trinken die Maori lieber Alkohol, um zu vergessen. Dank eines gütigen Gens wirkt er bei ihnen erheblich schneller.

Wichtige Treffpunkte des geselligen Leben sind auf beiden Inseln die Tankstellen, die Supermärkte, die Fish-and-Chips-Shops und der Abreiseschalter am Flughafen in Wellington.