Europa – Kurz und knickbar
Alanya, Türkei: Vorbild gelungener Integration: Tausende Russen, Deutsche, Dänen, Niederländer leben hier von heimischer Rente oder von Grundsicherung plus Schwarzarbeit. Die Türken akzeptieren die Schmarotzer mit Migrationshintergrund ohne Klage.
Albufeira, Portugal: Unverändert seit der portugiesischen Militärdiktatur: Sonnenschirme in Reih und Glied, patrouillierende Milizen, Touristen im Broiler-Modus, Neonbeleuchtung rund um die Uhr.
Amalfi, Italien: Preis des Verbandes italienischer Vespa-Fans für den knalligsten Moped-Sound in den widerhallenden Gassen, Gourmet-Gurke für die fettigste Pizza der Nation
Amsterdam, Niederlande: Autos nicht abschließen, sie werden ohnehin aufgebrochen. Aus den Fahrradreifen die Luft rauslassen, sonst ist das Rad weg. Sonst super Stadt! Hat immer noch die dreckigsten Hotels des Kontinents, bleibt aber Top-Adresse des Junkie-Tourismus.
Antalya, Türkei: Eine Wand gruseliger Hochhaushotels am Küstenstreifen. Im Hafenviertel und rund ums Minarett ist die Welt noch in Ordnung: Alte Männer schlürfen Mokka und sehen Frauen bei der Arbeit zu. Türkischer «Traditionspreis für Bewahrung alter Werte».
Arcachon, Frankreich: Ehemaliger Atlantik-Badeort, jetzt voller heruntergekommener Hotels und weitgehend von Austernzucht verseucht. Labormäuse, die von hier gefischten Austern kosteten, starben binnen weniger Stunden. Menschen halten länger durch.
Baia del Silenzio, Ligurien, Italien: Die Bucht der Stille wird von mehreren Campingplätzen, Hotelreihen und Diskotheken eingeschlossen. Goldene Kammerpreismünze der Tourismusgenossenschaften für die «lauteste Stille des Landes».
Barcelona, Spanien: Hinkende Studienreisende in bemühter Bewunderung von Gaudí-Architektur. Zusammengefegte Markt-Reste als exklusive Häppchen in Tapas-Bars. Weltklasse: die Tricks der Diebe auf den Ramblas, die das Geld sogar aus den Socken wandernder Spaziergänger klauen.
Bath, England: Auch an schönen Tagen mausgrau, staubgrau, aschgrau, bleigrau, zementgrau. Getrübtes Wasser mit einem Schuss Kondensmilch wird hier «High Tea» genannt.
Belfast Lough, Irland: Der Blick über die Buch von Belfast war es, der den Autor James Joyce einst zum Auswandern trieb: grau, dunkel, verhangen, mit der Gewissheit, hier werde sich nie etwas ändern. Recht gehabt. Selbst hartgesottene Touristen erleben hier den Burn-out.
Benidorm, Spanien: Hochhäuser im Spalier. Empfohlen wird immerhin die dritte Reihe, denn die beiden Reihen davor wirken als Schallschutzmauern gegen den Autolärm. Chancen auf Meerblick ab 17. Stock aufwärts.
Bibione, Italien: Europäische Imker-Medaille für das echteste Bienenwabenfeeling in Hotels, «Schwarze Kamera» für die hässlichsten Postkarten der Adria.
Bodrum, Türkei: ehemals Standort eines der sieben Weltwunder, heute wichtige Kläranlage etwas oberhalb der Touristenstrände, beliebter Treffpunkt von Tankwagenfahrern.
Brügge, Belgien: Wer Neuschwanstein, Rothenburg ob der Tauber oder Heidelberg kennt, kann hier nicht geschockt werden. Es sind dieselben Leute, die sich durch Kirchen und auf den Turm quälen und die Spiegelungen im Kanal fotografieren. Günstige chinesische Klöppelarbeiten.
Cala Millor, Mallorca, Spanien: Höchste Dichte aufgedunsener weiß-rosa Leiber in einem europäischen Badeort, Strand optimal in Auspuffhöhe des vorbeiziehenden Stop-and-go-Verkehrs.
Cala Ratjada, Mallorca, Spanien: Der letzte von der Meeresschutzorganisation Mare Mundi hier gesichtete Fisch (2007) ist ansprechend präpariert im nahen Museum ausgestellt. Taucher nehmen schon lange mit dem Anblick ihresgleichen vorlieb. Abschüsse mit Harpunen erlaubt.
Capri, Italien: An jedem Sommertag landen achtzehntausend Touristen und schieben sich durch die Gassen der kleinen Insel (ein Zehntel von Sylt). Highlight: zwei Stunden Wartezeit im Stau der Boote vor der Blauen Grotte, dann drei Minuten Reinschauen, macht dreißig Euro.
Cardigan Bay, Wales: Sandstrände, türkisfarbenes Wasser und schmackhafte Einleitungen direkt aus der walisischen Intensivlandwirtschaft.
Chersonissos, Griechenland: Top-Besäufnis-Stadt Kretas, Strand bestens geeignet zum Sammeln von Flaschen und Scherben, größte Dichte verstopfter Abflüsse in einer mittelmeerischen Stadt.
Coopers Hill, England: Einwohner und Berg gestanklich top. Als größter Spaß gilt hier, betrunken auf Käselaiben den Berg hinunterzurodeln. Mehr Spaß ist auch wirklich nicht zu holen.
Delphi, Griechenland: Eine gehbehinderte Orakelpriesterin sonderte hier einst Sprüche ab und erreichte knapp die Qualität heutiger Zeitschriftenhoroskope. Geblieben sind drei Säulen, eine ungezählte Schar von Skorpionen und ein überfüllter Busparkplatz.
Dublin, Irland: Slummige Einwandererstadt mit 200 000 Polen, 80 000 Chinesen, 40 000 Balten, 20 000 Nigerianern, die alle auf echt Irisch machen und kohlensäureloses Schwarzbier trinken. Erleichterung angesichts des Dauerregens: Es gibt sowieso nichts zu sehen.
Fátima, Portugal: Vor hundert Jahren Schauplatz einiger nebelhafter Marienerscheinungen nebst verblüffend präziser Prophezeiungen («es wird Auseinandersetzungen, aber auch Frieden geben»). Heute heftiger Imbiss- und Andenkenvertrieb.
Funchal, Madeira: Parks und Meerblicke für Rentner mit Rucksack und Walking-Sticks. Abends Rotwein-Schunkeln zu Live-Schlagern. Begrenzte Fluchtmöglichkeiten (750 km zum Festland).
Goldstrand, Bulgarien: Nostalgieurlaub wie im Sozialismus. Einzige kapitalistische Erneuerung: die Promenade als Schlepper-Spalier. Sonst alles wie vor dreißig Jahren. Auch die Party-Hotels. Abgesperrte Strandbereiche für Draufzahler.
Großglockner, Österreich: Neue Rekordbuch-Eintragung für «die meisten leeren Einwegverpackungen an einem europäischen Bergpfad». Gemeint ist der Normalweg ab Adlersruhe mit der muffigen Erzherzog-Johann-Hütte. Reiz auf den anderen Anstiegen: Wetterstürze, Steinschlag, überraschende Vereisung.
Jungfrau, Schweiz: Lieblingsberg der Japaner. Die Zahnradbahn aufs Jungfraujoch ist zwar teuer, doch dafür im Sommer richtig knüppeldickerummelvoll mit Fotofans. Im Winter dominieren Teilnehmer am beliebten Spiel «Lawine-Treten».
Kamari, Santorin, Griechenland: Die zahlreichen Sperrmüllhaufen auf dem Schotterstrand dienen den tief einfliegenden Urlauberjets als Hinweise und Landebahnmarkierungen. Tröstlich: viele Ouzo-Kneipen zum Betäuben, Vergessen, Versinken.
Kapi, Türkei: Die enge Bucht gilt als Idylle, deshalb liegen hier immer etliche Großsegler gleichzeitig vor Anker. Trubel und Echoeffekt wie im heimischen Hallenbad, Harngehalt ebenso.
Kemer, Türkei: Angesagte Tankstelle für Fahrer mit Methanol betankter Fahrzeuge. Das wirksamste Methanol wird in Hinterräumen auf handliche Flaschen abgefüllt und unter dem Namen «Raki» verkauft.
Kusadasi, Türkei: Der Modergeruch in den Behausungen stammt angeblich von der Nähe der Ägäis, der Sound der Pressluftbohrer vom Versuch, den Schimmel aus den Duschen zu entfernen. Bei näherem Hinsehen plausibel.
Lascaux, Frankreich: «Steinzeitzeichnungen». (Kuh, Pferd), die vor siebzig Jahren von «Entdeckern» an die Wand gemalt wurden. Mittlerweile weitgehend verpilzt. Nachbildungen der Nachahmungen gegen hohe Gebühr zugänglich.
Lido di Jesolo, Italien: Am Plattenbaustrand sind Hunde willkommen, vor allem auf den Strandliegen und in den Duschen. In den Zimmern selbst gilt dasselbe jedoch nur für die schwarzen Punkte, die an der Wand hochlaufen.
Lissabon, Portugal: Lärmende Schwärme in den Straßenbahnen 12 und 28, in den Gassen der Baixa und im Aufzug zum Bairro Alto, beim Bewundern von Häusern, die seit Jahren hinter Gerüsten verborgen sind, abends in den dreihundert Geheimtipps für faden Fado.
Lloret de Mar, Spanien: Top-Destination preisgünstiger Regenbogen-Sauftours, jedoch auch Goldmedaille für die «am besten auf Alkoholvergiftung vorbereiteten Krankenhäuser Spaniens». Viele deutschkundige Bestattungsunternehmen.
Lourdes, Südfrankreich: Marienerscheinung vor 160 Jahren. Das Verhältnis von Heilungen zu Erkrankungen vor Ort steht seither 1 : 15 763. Darmerkrankungen sind am häufigsten, gefolgt von grippalen Ansteckungskrankheiten, Listerien-Infektionen und akuten Depressionen.
Mailand, Italien: Ehemalige Trend- und Glamourcity, jetzt noch Hauptstadt der Magersucht und ramponierter Outlets. Vom Dom nur die Dachterrasse sehenswert. In der Nähe: die Ruine von Leonardos «Abendmahl» im Refektorium von Santa Maria delle Grazie. Vier Stunden Anstehen für 15 Minuten Betrachtungszeit nach dem Motto «Können Sie mal eben ein Stück zur Seite gehen?»
Marbella, Spanien: Trotz starker Konkurrenz unumstrittene Korruptionshauptstadt Südspaniens, höchste Zahl inhaftierter Bürgermeister in Europa. Zuflucht besichtigungsfreudiger Besucher: das Bonsaimuseum.
Marmaris, Türkei: Bettenburg mit guten Fastengelegenheiten, da die Restaurants aus hygienischen Gründen meist geschlossen und die Wasserleitungen aus Kostengründen häufig abgedreht werden. Überwinterndes Welkfleisch.
Medjugorje, Bosnien-Herzegowina: Marienerscheinung vor dreißig Jahren, vom Vatikan nicht anerkannt, desto erfolgreicher. Treffpunkt freischaffender Exorzisten und selbständiger Engelsvermittler. Stark überhöhte Weihrauch-Emissionen.
Molnar Janos, Budapest, Ungarn: Verzweigte Höhle unter der Stadt, ursprünglich mit Thermalwasser gefüllt, angeblich immer noch, in Wahrheit als Kloake genutzt. Interessante aquatische Lebensformen. Ein Muss für Freizeittaucher.
Montagne Sainte-Victoire, Frankreich: Seit Cézanne sie gemalt hat, Edelhügelgruppe gebildeter Senioren, denen hier der Mistral erst die Mütze, dann die Brille, danach das Toupet und schließlich das Gebiss vom Schädel weht. Fundbüro am Fuß des Berges.
Mykonos, Ägäis, Griechenland: Die Kykladen-Insel ist zu Recht stolz auf den höchsten Pro-Kopf-Alkoholkonsum im östlichen Mittelmeer. Es gibt Kirche, Kloster und fünf Windmühlen, aber die sind nichts gegen das einzigartige Besäufnisparadies: Die Häuser sind komplett zu Bars, Clubs, Pubs umgewandelt worden. Am Morgen sehen die Gäste unter ihrer heftigen Schminke so aus wie die Fassaden des Inselstädtchens: kalkweiß und blau.
Neapel, Italien: Bedeutendste Müllhalde am Vesuv. Viel Mief, jedoch auch Pizza und exzellente Auswahl gefälschter Markenartikel, angeboten von wispernden Afrikanern. Glänzend organisierter Straßenraub. Touristentötungen in letzter Zeit nur noch versehentlich bei Auseinandersetzungen der Camorra.
Ölüdeniz, Türkei: Sonnenliegen ab morgens sieben belegt. Dart-Pfeile ab mittags verschwunden. Toiletten durchgängig von Kebab-Kunden besetzt. Aber Superblick auf Gleitschirmflieger, die genau dort ins Mittelmeer abstürzen, wo die Haie schon das Maul aufreißen. Elf Vorkommnisse pro Sommer, Fernglas mitnehmen!
Oslo, Norwegen: Die eintönigste, dafür teuerste skandinavische Stadt. Ab 18 Uhr ausgestorben, vorher extrem ruhig. Viele orientierungslose Kreuzfahrtgäste. In der Nähe reichlich Wald und Wasser. Wegen der Alkoholpreise stürzen sich die Einwohner von der Holmenkollen-Schanze.
Paguera, Mallorca, Spanien: Badespaß mit Saugbarben, das sind Fische, die abgestorbene Hautzellen von den Füßen knabbern, für circa 15 Euro pro Viertelstündchen. Lobenswert kostenlos: die unermüdlich rumorenden Bagger am Strand.
Pamplona, Navarra, Spanien: Kathedrale Santa Maria, Festung, Museum und so weiter. Aber hier kommt man zum Stierlauf im Juli: Eine Woche lang werden die Stiere durch die Straßen zur Arena getrieben, fangen bald an vor Begeisterung zu stürmen – und jeder Zuschauer ist willkommen mitzulaufen. Die gesamten achthundert Meter von Santo Domingo bis zur Estafeta schafft niemand. Aber dreißig Meter ohne Armbruch, Beinbruch, Schädelbruch oder anschließende Beinamputation sind schon beachtlich. Vorteil laut Hemingway: «Sterben fällt danach nicht mehr schwer.»
Paphos, Zypern, Griechenland: Die letzte Reinigung der Pools und der Bettwäsche fand im Bauboom der späten Siebziger statt. Trinkwasser bitte selbst entsalzen. Die alten Leitungen sind Weltkulturerbe.
Pisa, Toskana, Italien: Die Tourismus-Werbung bimst den Besuchern ein, es gebe noch mehr als den Schiefen Turm. Das stimmt, es gibt noch mehr, aber nicht in Pisa. Der Campanile neben dem Dom ist zu Recht der einzige Anlaufpunkt für gefühlte zwei Millionen Fotografen täglich. Vom monströsen Parkplatz herbeigeeilt, dirigieren sie Partner und Familienmitglieder so ins Bild, dass es aussieht, als stützten die den Turm. Nur gut, um hinterher sagen zu können: Es lohnt sich nicht.
Port de Pollença, Mallorca: Erster Inselort, in dem hundert Prozent der Hotel- und Restaurantbewertungen auf Bestechung beruhten. Baugenehmigungen nur zu dreiundachtzig Prozent, da ist noch Luft. Inzwischen als Vorbild vielfach nachgeahmt.
Radonstollen, Bad Gastein, Österreich: Schwach radioaktive Höhle. Etliche Gäste mit schwer definierbaren Beschwerden, die hier hyperventilieren und auf Verlängerung ihrer Halbwertszeit hoffen. Ein Kurzaufenthalt entspricht dem Blick auf Fukushima aus acht Kilometern Entfernung.
Rethymno, Kreta, Griechenland: Die Tourismusbehörde versichert: Die flinken braunen Tiere, die hier zwischen Bettlaken und Kopfkissen siedeln, wollen nur spielen! Ihre Ahnen stammen aus der osmanischen Zeit. Tolles Aroma im Meeresmuseum bei der Sammlung von Weichtieren.
Rhodos, Griechenland: Unvergessliche Tauchtrips zu unterseeischen Müllbergen, die liebenswerten Meerestieren und Nesselquallen Unterschlupf bieten. Allergische Schocks bitte gleich an Land behandeln lassen. Dort beißen lediglich Sandflöhe.
Rimini, Italien: Großes Kino vom Flugzeug aus: die endlosen Scharen in den Sand getackerter Urlauber, aufgereiht und sortiert wie Insekten im Schaukasten. Außerirdische machen hier Fotos und fliegen dann weiter. Vorbildlich.
Sacro Speco, Subiaco, Italien: Grotte, in die sich Benedikt von Nursia zurückzog, um Jahre später als erleuchteter Guru wieder herauszukommen. Der Eingang der Einsiedelei wird tausendfünfhundert Jahre später ganztätig von Reisebussen und Pilgerscharen versperrt.
Salzburg, Österreich: Mozart im Dauerrepeat. Deutsche, Italiener, Amerikaner, Japaner machen den Flashmob in der Getreidegasse. Wichtigste Sehenswürdigkeit: die massenhaft produzierten Mozartkugeln, mit denen der Meister einst vergiftet wurde. Klappt auch noch heute.
San Antonio, Ibiza, Spanien: Auf Ibiza ist eigentlich alles vorbei. Aber in San Antonio zuckt noch ab und zu die abgetakelte Clubszene. Ihr jungen Reisenden, zeigt Mitgefühl! Die Leute, die ihr hier seht, waren vor vielen Jahren noch nicht alt, fett, faltig und abstoßend ranzig!
San Gimignano, Italien: Die toskanische Tourifalle schlechthin, stolz auf ihre mittelalterlichen Hochhäuser. Ranzige Zimmer, zerkochtes Essen, gepanschter Wein. Dagegen echt süß: die im Dunkeln aus den Gullys kletternden und an Hauswänden entlanghuschenden Ratten.
Santiago de Compostela, Spanien: Lieblingspilgerort deutscher Entertainer, katholischer Gemeinden und spiritueller Wanderer, weltweit größter Umschlagplatz für Calamares mit Fritten plus Weihrauch satt. Zu wenig Klos, aber viele Suchende.
Siena, Italien: Das düstere Gegenstück zu Florenz. Kulturreisende im Gänsemarsch, die alle die Piazza del Campo toll finden, weil sie sich endlich hinsetzen dürfen. Klos dauerhaft belegt, weil die in den Restaurants servierten weißen Trüffel nachhaltig abführend wirken.
Skotino bei Gouves, Kreta, Griechenland: Labyrinthisches Gängesystem, das in mythischer Zeit dem Stiermenschen Minotauros als Wohnung und Indoor-Sportplatz diente. Er hinterließ eine Sammlung von Staub und Steinen nebst muffigem Geruch. Gibt’s auch woanders.
Slantschew brjag, Bulgarien, auch Abendsonnenstrand genannt: Größtes Dementenheim am Schwarzen Meer (45 000 Betroffene auf 800 Hotels verteilt). Täglich Schweineborsten plus Sättigungsbeilage. Toleranzmedaille der National Alzheimer’s Association.
Supetarska Draga, Kroatien: Von den vielen Buchten der Insel Rab ist diese die wandlungsfähigste: Ihr Aroma verstärkt sich im Laufe des Tages, bis man um 20 Uhr die Fenster schließen muss. In zwölf Jahren soll eine funktionierende Kanalisation gebaut werden.
Thorpe Park, Surrey, England: Sommerlicher Freizeitpark in der Nähe der Ortschaft Chertsey. Die schnellsten und steilsten Achterbahnen Europas oder der Welt oder des Universums führen bei älteren Besuchern (ab 28) zu Hörstürzen, Netzhautablösungen, Migräne, Schiefhals, muskulären Dysbalancen und Depressionen. Schmerzensgeldforderungen schwierig. Aber die Geschäftsführer werden nach Unfällen auf dem Gelände regelmäßig ausgewechselt.
Torremolinos, Spanien: Vor vierzig Jahren Ziel junger Aussteiger, die jetzt an quietschenden Rollatoren in den Supermarkt schlurfen. Der Ort ist längst gnadenlos zubetoniert und gilt als Symbol des Gruselgrills namens Costa del Sol.
Tschenstochau, Polen: auch Częstochowa oder kurz Zahnstochau: Fünf Millionen Bustouristen pro Jahr sorgen dafür, dass die Stadt schwarz von Abgasen ist. Die Hotels sind düster, mittlerweile ist sogar das angebetete Gnadenbild (Madonna) schwarz. Günstige Zahnarztpraxen.
Wien, Österreich: Ansehnlichste Stadt des Balkans, zugleich dessen Eintrittstor nach Europa. Opernfußball, Wasserwein, Hofratswitwen. Einflussreiche Kanalisation. Nur unzureichend umgesetzt wurde der Sanierungsvorschlag von Karl Kraus: Änderung des Dialekts und Verbot der Fortpflanzung.