Malediven

Vor ein paar Jahren wurde noch herumposaunt, die Malediven würden untergehen. Die flachen Inseln im Schutz von Korallenriffen südwestlich von Indien seien dem Anstieg des Meeresspiegels nicht gewachsen. Inzwischen haben sich derartige Prognosen als trügerisch erwiesen. Nicht nur schmelzen die Polkappen langsamer als erhofft. Die ehemals bedrohten Atolle wachsen sogar. Dieses Wunder ist erst durch den Massentourismus möglich geworden, der nicht nur viele Bauten erfordert und deshalb eine Menge nützlichen Bauschutt produziert; sondern dessen Versorgung obendrein tonnenweise Müll abwirft. Mit Bauschutt und Müll haben die umweltbewussten Insulaner bereits eine Lagune gefüllt und so eine neue Insel geschaffen – Thilafushi.

Weitere solche Eilande sind in Planung. Durch Ausbaggern und Sandpumpen werden die vorhandenen Inseln bereits in ansprechende Form gebracht und um Landebahnen bereichert. Die vorhandenen Korallenriffe erweisen sich als solide Baubasis, wenn sie ein wenig verstärkt werden, was durch das präzise Einführen von Kadmium, Quecksilber und Blei geschieht. Sogar das bislang oft kritisierte Knirschen der Korallen hat sich durch das sensible Einleiten von Altöl weitgehend abstellen lassen. Dass dabei vorübergehend die Wasserqualität leidet, lässt sich nicht völlig vermeiden. Doch gibt es mittlerweile genügend Pools, für welche das nötige Süßwasser durch effiziente Entsalzungsanlagen herbeigeschafft wird. Niemand muss hier noch im Meer baden. Taucher begegnen unter Wasser allerdings nur noch ihresgleichen. Ein beliebtes Mitbringsel bleiben die Haiflossen und Haigebisse. Im Einklang mit der Natur werden die Haie nach dem Abschneiden der Flossen oder nach Gebissentnahme ins Meer zurückgesetzt, wo ihnen, wie der Ministerpräsident des sympathischen Inselstaates versichert, ein friedlicher Lebensabend beschieden ist.