Wir sind ein Team! Wie Zusammenarbeit
gelingt
Nichts ist so belastend wie die Zusammenarbeit mit
einem Team, in dem die Chemie nicht stimmt, die Arbeitsauffassungen
differieren oder die Teammitglieder aufgrund von
Kommunikationsstörungen nur mit Mühe einen gemeinsamen Nenner
finden.
Schon allein aus diesem Grund, also um Ihrer selbst
willen, sollte es Ihnen ein Anliegen sein, die Zusammenarbeit mit
Ihren Kolleginnen immer wieder aufs Neue positiv zu beeinflussen
und anzuregen. Wie könnte es auch anders sein: Wenn wir das wollen
(und ich will es wie Sie, denn ich arbeite ja ebenso mit Menschen
zusammen), kommen wir nicht umhin, bei uns selbst anzufangen. Aber
das macht auch nichts. Wir selbst sind schließlich für uns selbst
immer verfügbar.
Wie wünschen Sie sich Ihr Team?
Wenn eine Fee käme und anbieten würde: »Ich
schenke dir ein gutes Team. Sage mir aber genau, was du willst!« -
was würden Sie sich wünschen? Wie sollten Ihr Team und die
Kolleginnen sein? Welche Eigenschaften fallen Ihnen ein? Mit
welchen Worten und Begriffen
würden Sie der Fee Ihr Team beschreiben? Zu wie viel Prozent soll
jede Zutat enthalten sein?
In meinen Seminaren wünschen sich die
Teilnehmerinnen häufig eine Kollegin, die
Nach der Gruppenarbeit pinnen die Teilnehmerinnen diese Resultate
an die Wand und nicken dazu noch unterstreichend. Ja, so soll sie
sein, die Kollegin. Das würden sie sich wünschen.
80 % | gut gelaunt |
95 % | hilfsbereit |
100 % | ehrlich |
90 % | meinungsstark |
80 % | anregend |
100 % | eine gute Kameradin |
100 % | zuverlässig |
100 % | fachkundig |
100 % | belastbar |
80 % | motivierend |
100 % | verschwiegen und schlau ist. |

Frage
Weiches Team, welche Kollegin entspräche Ihren
Wünschen? Ist vor allem Teamgeist, Verlässlichkeit oder gute Laune
gefragt? Sollen Hilfsbereitschaft, Wissen, Tatkraft oder Know-how
dominieren? Verwenden Sie dafür auch Prozentangaben, das macht Ihre
Erwartung konkreter.

Nun haben Sie eine Idee von den Eigenschaften und
Zutaten, die Sie sich von Ihrem Team oder Ihrer Kollegin wünschen.
Jetzt kommt die nächste Aufgabe, die ich so auch in meinen
Seminaren stelle:
»Schreiben Sie in Prozenten daneben, was Sie selbst
von diesen Zutaten in die Arbeitsbeziehung einfließen lassen.«
Schließlich haben Ihre Kolleginnen ja vermutlich ähnliche Wünsche.
Also, was davon bringen Sie denn mit?
Uuups?
Genau!
Das Team beginnt bei Ihnen. Sie sind ein Teil.
Können Sie mehr fordern, als Sie bereit sind zu geben? Meine
Beobachtungen bei der Teamentwicklung ähneln oft Momenten in der
Paarberatung: Zwei sind da und wünschen sich etwas - vom anderen.
Aber das Verblüffende ist, dass das, was sich der eine wünscht, der
andere ebenfalls erwartet.
»Nie beachtest du mich und machst mir mal ein
Komplement. Da kann ich anziehen, was ich will«, sagt sie.
»Ach ja? Und als ich mir zum Sommerfest extra
einen neuen Anzug gekauft habe, hast du da vielleicht etwas gesagt?
Was glaubst du wohl, wie motivierend das für mich war«, schimpft
er.
Oje … aufhören! Einer muss eben mal anfangen mit
»Liebling, du siehst schön aus!« Beide sehnen sich doch nach dem
Gleichen!
Der Kindergartenalltag unterliegt einem permanenten Wandel
Es gibt ihn kaum mehr, den Kindergarten mit drei
Gruppen, die alle getrennt sind und jede für sich arbeiten. Jeder
Kindergarten hat sein eigenes Konzept, das sich immer wieder neu
verändert und den Bedürfnissen der »Kunden« anpasst. Das stellt
hohe Anforderungen an die einzelne Erzieherin und an das gesamte
Team.
Lea arbeitet in einem Kindergarten mit 102
Kindern. Krabbelkinder und Kindergartenkinder sind dabei - und es
gibt keine Gruppen mehr. Was einst die Unternehmungen waren, die in
den einzelnen Gruppen durchgeführt wurden, hat sich durch offene
Räume in ein großes Angebot verwandelt.
Nicht nur die Tagesgestaltung, auch das
Team-Empfinden hat sich dadurch verändert. Wo früher zwei
Erzieherinnen mit Praktikantin oder Helferin für eine Gruppe
zuständig waren, steht manche Erzieherin mit ihrem Angebot und den
damit verbundenen Aufgaben allein. Aber auch in Kindergärten mit
festen Gruppen kann das passieren, etwa, wenn eine Kollegin
erkrankt.
Wie immer Sie auch arbeiten, ob zu zweit, mit einem
kleinen Team oder wie Lea mit vielen Kolleginnen und einem
Kollegen: Team bleibt Team. Sie müssen miteinander auskommen, haben
eine gemeinsame Aufgabe, müssen innovativ sein, am Puls der Zeit
bleiben, Erwartungen und Anforderungen erfüllen. Und es gilt
anzuerkennen, dass alle Menschen grundverschieden sind.
Was ist ein Team?
Das Wort Team stammt aus dem Altenglischen. Team
bedeutet hier Familie oder Gespann, Nachkommenschaft. In der
Berufswelt versteht man unter dem Begriff Team den Zusammenschluss
von mehreren Personen. Das Team hat gemeinsame Aufgaben, Projekte,
soll etwas lösen oder ein Ziel erreichen. In der Regel steht dem
Team eine Führungskraft vor oder zumindest jemand, der das Team
leitet.
Die Verschiedenartigkeit und die unterschiedlichen
Kompetenzen werden in den unterschiedlichen Arbeitsbeiträgen
sichtbar. Jede Kollegin verhält sich anders. Manchmal handelt es
sich nur um feine Nuancen, die aber auch - mal mehr, mal weniger -
Reibung verursachen können.
Es menschelt, und das ist auch sehr gut so, denn
die Kinder Ihres Kindergartens lernen nicht zuletzt von den
Erzieherinnen, wie Zusammensein gelingt und wie wir mit
unterschiedlichen Menschen ein Ziel verfolgen. In der Arbeit mit
den Kindern nennen Sie dies »soziale Kompetenz«; auf Ihre
Teamarbeit bezogen könnte man dazu »kollegiales Miteinander«
sagen.
Wir müssen akzeptieren, dass andere Menschen
anders sind als wir und nach persönlichen Gesetzmäßigkeiten
agieren. Das, was Ihnen leicht fällt, ist für andere eine Hürde.
Die Themen, in denen Sie Unterstützung brauchen, sind für andere
ein Klacks.
Viele Kolleginnen - viele »Länder«
Jeder Mensch lebt nach den Prinzipien und Regeln
seines eigenen »Landes«. Das Land ist üppig oder karg, es hat
Flüsse, Berge und Burgen, Wüstenlandschaften, Oasen und
unterirdische Kraftquellen. Jedes Land hat seine Landkarte und
eigenen Grenzen. Die können sehr dehnbar oder flexibel sein oder
unverrückbar, wie eine Mauer.

Übung
Haben Sie Ihren eigenen Grenzen schon einmal genau
nachgespürt? Wissen Sie, wie weit ein Mensch gehen darf, wie nahe
Ihnen jemand kommen darf? Probieren Sie es aus!
Stellen Sie sich mit einer Freundin gegenüber und
tarieren Sie beide ganz langsam aus, wie nah sie aufeinander
zugehen können und ab wann die Nähe unangenehm wird. Wenn Sie diese
Grenze bei Ihrer Freundin erkennen, dann spüren Sie nach, wo die
Grenze bei einer Kollegin, einem Vorgesetzten wäre. Die Grenzen
sind bei jedem Menschen unterschiedlich und höchst variabel, je
nachdem, wer einem in welcher Situation nahe kommt. Doch nicht nur
Körper, auch Worten können zu dicht oder intim werden.
Wo liegen Ihre Grenzen? Was macht Sie ungeduldig
und wo liegen Ihre heimlichen Empfindlichkeiten?
Was immer Sie auch fühlen oder denken, alles hat
eine Geschichte, deren Wurzeln sich häufig bis in Ihre Kindheit
erstrecken. Und zu dem Zeitpunkt, an dem Sie sich Ihre Verhaltens-,
Gefühls- und Denkstrukturen zulegten, waren diese absolut passend
und sinnvoll.
Melanie ist in einer großen Familie aufgewachsen
und hatte kein Zimmer für sich. Sie lernte sich auch dann zu
konzentrieren, wenn viele andere Menschen in einem Raum sind. Lärm
und Herumtollen bedeuten für sie Lebendigkeit und Energie. Die
Großfamilie lehrte sie zudem, verschiedene Ansichten zu
diskutieren, eigene deutlich zu machen und Rücksicht auf andere
Menschen zu nehmen.
Simone ist ein Einzelkind. Da sie keine
Geschwister hatte, musste sie oft alleine spielen. Sie bastelte,
schrieb, malte und studierte kleine Lieder ein. Kreativität ist
Simone wichtig, aber es muss ruhig dafür sein. Ihre Eltern nahmen
Simone ernst und bevormundeten sie nie. Kein Wunder, dass Simone es
heute nicht mag, wenn man ihr Vorschriften macht.
Wenn wir uns begegnen, dann ähnelt das dem Besuch
in einem anderen Land. Wir müssen uns nach der Sprache, den
Gesetzen und den Traditionen erkundigen, denn die sind von Land zu
Land unterschiedlich. Nicht einmal sehr ähnliche Länder, nehmen wir
in der Realität Deutschland und Österreich, haben die gleichen
Angewohnheiten und Bedingungen. Das fängt bei dem Bestellen einer
Tasse Kaffee an und hört bei dem Wienerle auf, das in Wien
Frankfurter heißt.
Frauke arbeitet mit einer Kollegin zusammen, die
sie bereits seit der Fachschulzeit kennt. Das ist nun 15 Jahre her.
Die beiden Frauen haben dieselbe Ausbildung genossen und nehmen
nahezu an den gleichen Weiterbildungen teil. Dennoch sind sie in
ihrer erzieherischen Arbeit sehr unterschiedlich: Melanie ist eher
bestimmend, Frauke die Geduld in Person. Melanie setzt besonders
auf Kreativität, Frauke auf die Gesprächskultur in ihrer Gruppe.
Frauke fühlt sich durch den Lärm der Kinder oft so beeinträchtigt,
dass sie unter Stress gerät. Melanie stört der Lärm überhaupt
nicht. Ihr schnürt sich aber der Hals zu, wenn die Leiterin des
Kindergartens Vorschriften ohne Teamabstimmung macht. Das ist
wiederum Frauke egal, denn sie findet, dass eine nun mal bestimmen
muss.
Wie wir leben und arbeiten, was uns freut oder
beeinträchtigt, ist sehr individuell. Es gibt dabei auch kein
»richtig« und kein »falsch«, denn jede Landkarte stimmt auf ihre
Weise. Das Bild setzt sich aus Erfahrungen, Werten und inneren
Haltungen zusammen, die jeder Mensch für sich erklären und
begründen kann.
Es gibt nicht den einen gesunden
Menschenverstand, der für alle gilt, sondern es gibt viele einzelne
gesunde Menschenverstande.
Wir können unsere Landkarte jedoch gestalten. Der
Blick über die eigenen Grenzen kann anregend sein. Wir entdecken in
einem anderen Land dann etwas, das vielleicht nützlicher und
hilfreicher ist als das, was wir in unserem Land die letzten Jahre
gelebt haben. Überzeugungen können veraltet sein und uns behindern.
(Lesen Sie dazu auch das Kapitel »Glaubenssätze«.) Wenn wir
beginnen, alte Grenzen zu öffnen und eigene Regeln zu überdenken,
dann verändert sich das Bild der eigenen Landkarte, und Gäste, mit
ihren Regeln und Traditionen, sind willkommen.
In »Landkarten« zu denken und diese zu
respektieren, wirkt sich auf das gesamte Leben aus. Sie werden
merken, wie allein durch dieses Denken Entspannung in Ihr
kollegiales Miteinander kommt, Sie aber auch Eltern mehr so lassen
können, wie sie sind, und letztendlich auch Ihre Kinder mit neuen
Augen sehen.
Nadine und Olivia möchten ihre Gesprächskultur
verbessern. »Wenn du normal mit mir sprichst, dann antworte ich
auch normal!«, erklärt Olivia ihrer Kollegin. Leider sagt dieser
Satz noch wenig aus. Was meint Olivia mit »normal«? Was wäre eine
»bessere« Kommunikation? Sie merken, die Aussage »normal« bedeutet
erst einmal nichts. Es ist eine leere Beschreibung, die wir füllen
müssen.
Stellen Sie viele Fragen
Durch Fragen können Landkarten und die Wege, die
zu einer Entscheidung führen, immer deutlicher werden. Es wird
sichtbar, was ein Mensch möchte und was nicht. Was sichtbar ist,
kann besprochen werden. Im gemeinsamen Austausch bekommen so nicht
nur Sie und Ihre Kolleginnen, sondern auch Lösungen eine Chance.
(Siehe auch S. 30 zum Thema »geschlossene« und »offene«
Fragen.)
Fragen, die diesen Prozess unterstützen
• Erzählst du mir, warum du dich für diesen Weg
entschieden hast?
• Darf ich dir erzählen, wie ich das sehe?
• Möchtest du, dass ich dir rückmelde, wie das
bei mir ankommt?
• Wofür ist es gut?
• Können wir gemeinsam nach einem anderen Weg
suchen?
• Welche Vorteile hat diese Entscheidung?
• Welche Erfahrungen hast du damit in der
Vergangenheit bereits gemacht?
• Gibt es eine Geschichte zu dieser Wahl?
• Mich interessiert der gedankliche Weg zu deinem
Standpunkt. Lässt du mich teilhaben?
Wenn jeder Mensch nach eigenen Gesetzmäßigkeiten
agiert, dann erklärt sich der ganz individuelle Blick auf
Konflikte. Jede Kollegin empfindet Spannungen anders und reagiert
auf ihre Weise. Dadurch erklärt sich, dass Sie in einer Teamsitzung
mit einer Kollegin heftig streiten, während andere die Achseln
zucken oder gar leicht gelangweilt fragen: »Warum regt ihr euch
denn so auf?«
»Aber siehst du denn nicht, was hier vorgeht?«,
fragen Sie vielleicht entrüstet. Nein, Ihre Kolleginnen sehen erst
einmal nichts und wenn, dann nicht dasselbe wie Sie. Sie müssen
darüber sprechen, sich austauschen und Rückmeldungen auf Prozesse
geben.
Feedback geben
Oft geben wir ein Feedback, eine Rückmeldung, aber
diese kommt gar nicht so an, wie wir das wollten, oder wir fühlen
uns selbst, wenn wir ein Feedback erhalten, nicht erfreut, sondern
merkwürdig attackiert.
Echte und überlegte Feedbacks sind ein kostbares
Geschenk und eine Bereicherung, denn die Rückmeldungen helfen uns
oft, etwas
zu erkennen, was wir alleine nicht sehen. Das gilt auch im
positiven Sinn! Oft erkennt man bei einem anderen Menschen eine
Stärke oder gar ein Talent, das dieser alleine nicht bemerkt
hätte.
Der Begriff Feedback wird regelmäßig mit negativen
Rückmeldungen verwechselt. Viele Menschen schrecken zusammen, wenn
jemand sagt: »Darf ich dir mal ein Feedback geben?« Oje, ist oft
der erste Gedanke, was ist denn nun schon wieder los? Ein Feedback
kann aber auch ein Lob sein!
Dass viele Menschen so ungern ein Feedback
bekommen, liegt auch daran, dass viele von uns noch nicht gelernt
haben, Feedback nach den »Regeln der Kunst« zu geben.
Hier einige Hinweise, die Sie darin unterstützen
möchten, Feedback auf gute Weise anzunehmen und zu verschenken
(beachten Sie: schenken! Ein gutes Feedback ist eine Bereicherung,
für die man sich bedanken sollte).
Wichtigste Regel
Ein Feedback gibt man nicht ungefragt oder
ungebeten.
Die Feedback-Regeln
Echtes Feedback ist wohlmeinend, unterstützend,
aufklärend, mitfühlend, hilfsbereit, niemals von oben herab und
immer sachlich und neutral.
Wenn Sie ein Feedback geben möchten
• Erkundigen Sie sich, ob Ihr Gegenüber daran
interessiert ist.
• Wählen Sie eine ruhige Minute dafür aus.
• Überlegen Sie genau, was Sie rückmelden möchten
und überprüfen Sie, ob es sich wirklich um ein Feedback handelt
oder ob Sie etwa ein »Fiesback« geben möchten.
• Formulieren Sie Ihre Rückmeldung, ohne
Vorhaltungen oder Vorwürfe zu verwenden.
• Stellen Sie lieber Fragen, die einen
Hintergrund beleuchten.
• Bleiben Sie auf der Sachebene.
• Sprechen Sie in Ich-Botschaften, etwa: »Ich
fühlte mich übergangen« und nicht »Du hast mich übergangen«. Noch
besser: »Ich war frustriert, weil ich in Entscheidungen
miteinbezogen werden möchte.«
• Erteilen Sie keine Anweisungen.
• Besprechen Sie ausführlich vor allem das, was
Sie gut finden. Auf guten Rückmeldungen wächst gutes
Verhalten!
Feedback entgegennehmen
• Sagen Sie nur dann Ja zu einem
Feedback-Angebot, wenn Sie es auch wirklich hören wollen.
• Hören Sie aufmerksam zu.
• Vermeiden Sie Rechtfertigungen, auch wenn es
Sie noch so zwickt.
• Verteidigen Sie sich nicht.
• Fragen Sie nach Beispielen, um besser zu
verstehen.
• Suchen Sie nach Lösungen und
Kompromissen.
• Bedanken Sie sich, besonders für positive
Rückmeldungen und Anregungen!
»Fiesback«
Wann tut ein Feedback weh, sodass Menschen
emotional reagieren? Immer dann, wenn es sich um ein »Fiesback«
handelt.
»Fiesback« kommt äußerlich als Feedback daher, ist
aber eher: (mal ordentlich) die Meinung sagen, jemandem was ins
Gesicht schleudern, Ärger loswerden und Luft rauslassen. Es ist in
der Regel
besserwisserisch, von oben herab und meist alles andere als
einfühlsam. Die Reaktion des Gegenübers ist oft Verletzung,
Gekränktheit oder Rückzug.
Katharina kommt mit dem Vater eines Kindes nicht
ins Gespräch. »Er hört nicht zu und redet einfach über mich
drüber.« »Na, vielleicht liegt es an deinem tiefen Ausschnitt«,
äußert sich dazu eine Teamkollegin. »Das Feedback wollte ich dir
schon länger einmal geben!«
Nur dass dies kein Feedback war, sondern eine
Grenzverletzung.
Katharina hatte alle Mühe, ihre Tränen zu
unterdrücken.

Frage
Wie hätte Katharinas Kollegin hilfreicher
reagieren können?

Für mich ist in der Zusammenarbeit das Wörtchen
»wohlwollend« eines der wichtigsten. Egal, ob Sie Rückmeldungen
geben, eine Kollegin unterstützen möchten oder es um Vorschläge
geht. Meine Kollegin Liz Howard verwendet dafür den schönen Satz:
»Sag die Wahrheit mit Liebe!« Als Kolleginnen müssen Sie sich nicht
lieben, aber achten und wertschätzen. Sie sollten interessiert
daran sein, wie andere Menschen zu ihren Entscheidungen finden, und
respektieren, dass das möglicherweise andere Wege sind, als Sie
selbst bevorzugen. Wenn Sie dann alle, jede für sich, mehr nach dem
Gemeinsamen
suchen, nach dem, was schon glückte und damit ein guter Ansatz
war, oder nach Kompromissen, die für alle akzeptabel sind, wird
sich Ihre Zusammenarbeit verändern.
»Was ist schon gut und wie könnte es noch besser
werden?« ist bei diesem Prozess eine unterstützende Frage. Was
können Sie selbst einbringen und wie profitieren Sie von den
Landkarten Ihrer Kolleginnen? Sie müssen einander nicht lieben.
Aber Sie sollten wissen, was Sie an jeder einzelnen Kollegin
schätzen. Und natürlich auch an sich selbst.
Richtig gut gelingt die gemeinsame Arbeit, wenn
Aufgaben klar verteilt sind und diese Rollen immer wieder
besprochen, reflektiert und erneuert werden. Viele Konflikte im
Team entstehen durch Rollenunklarheiten. Deswegen habe ich diesem
Thema das nächste Kapitel gewidmet.