11 - Rochade
»Schön, schön, Spyridon. Sie haben alle Karten in der Hand. Was wollen Sie jetzt?«, fragte Tomasi.
»Sie sind aber begriffsstutzig! Wir helfen Ihnen, die Abmachung einzuhalten, die wir getroffen hatten und Sie benehmen sich, als ob wir Ihnen in den Kaffee gepinkelt hätten«, sagte ich grinsend.
Er knirschte mit den Kieferknochen, dass ich Angst um seine Backenzähne bekam. Nach unseren Besuchen am Vortag entwickelte ich eine geradezu perverse Freude daran, ihn zu verärgern und ermahnte mich, es damit nicht zu übertreiben.
Ich lehnte mich zurück, den bequemen Sessel prüfend, der normalerweise Tomasis Thron in seinem ganz privaten Audienzsaal darstellte - seinem Büro unter der Marsoberfläche. Der Stuhl quietschte leise und ich wackelte geräuschvoll damit, bis Tomasi zischte. Er stand seinem eigenen Schreibtisch gegenüber und warf einen genervten Blick zu Aristea, die mit baumelnden Beinen auf einem Beistelltisch saß.
»Nun gut, wir machen es, wie wir es besprochen haben«, sagte Tomasi zähneknirschend.
Damit tat er das Einzige, was ihm übrigblieb, denn Otsuka unterstützte uns und weigerte sich, das Experiment zu wiederholen, also seine Erkenntnisse bezüglich des Einsatzes des WBE-Scanners offenzulegen, bis wir in unsere Zeit zurückgekehrt waren.
Und solange Tomasi Aristea und mich nicht loswurde, musste er stets damit rechnen, dass wir ihn jederzeit finden konnten.(Gestern hatten wir ihn stündlich aufgesucht und zweimal auf der Toilette sowie einmal beim Nasepopeln erwischt. Ich wusste, dass er uns einfach nur noch loswerden wollte.)
Tomasi wühlte auf seinem Schreibtisch herum und legte uns eine schriftliche Abmachung vor, was mir lachhaft erschien.
»Sie können sich darauf verlassen, dass dieser Vertrag nach allen Regeln der terranischen Justiz verfasst worden ist. Ich stelle es Ihnen frei, sich einen Anwalt zu nehmen.«
Ich zerriss die Folie und warf sie in den Müllschlucker, der hinter mir in der Wand montiert war.
»Vergessen sie es!«
Tomasi wurde wütend. »Was jetzt? Wollen Sie mir drohen? Glauben Sie etwa, ich wüsste nicht, was sich hinter dem Tarnschild befindet? Wir haben Sie bereits angemessen, als Sie noch auf dem Weg hierher waren, wir verfügen schließlich über einige der feinsten gravitonischen Messinstrumente, die zur Entwicklung des GMEs notwendig waren. Ein voll einsatzfähiger Prototyp dieser Waffengattung befindet sich jetzt an Bord eines der Schlachtschiffe, die sich ebenfalls im Orbit aufhalten, und ist auf die etwa 15 Kilometer lange Masse fixiert, die wir permanent anmessen können.«
»Danke für den Hinweis«, sagte Aristea.
Tomasi fluchte. »Was soll das?«
»Ich habe Ihnen nicht gedroht. Doch wenn Sie uns mit dem GME bedrohen, nehmen wir Ihnen den Knüppel weg, den sie ängstlich vor unseren Nasen schütteln ... bildhaft gesprochen.«
»Dann verlieren Sie Ihr Ticket nach Hause!«, schimpfte er mit drohend erhobenem Finger. »Der GME ist so eingerichtet, dass er das Wurmloch manipulieren kann.«
»Dann ist er gar nicht auf unser Schiff ausgerichtet?«
»Es wäre kein Problem, das dürfen Sie mir glauben!«
Ich schnaubte. »Wir können ewig so weiterdiskutieren, Tomasi, oder Sie tun endlich, was wir vereinbart hatten. Sie erhalten ihren Nefilim-Prototyp zurück, nachdem Sie uns in unsere Zeit zurückgebracht haben und Dr. Otsuka unterstützt Sie.« Ich machte eine Pause und funkelte ihn an. »Sie haben aus dieser Situation alles an Vorteilen herausgeschlagen, was für Sie möglich war. Geben Sie sich endlich zufrieden damit!«, rief ich zornig und schlug mit meiner Metallfaust wütend auf den Tisch, dass es knackte.
Tomasi sammelte sich. »Nun denn. Ich schlage vor, wir begeben uns zum Wurmloch und stimmen unsere Vorgehensweise vor Ort ab.«
»Endlich kommen Sie zur Vernunft!«, sagte ich und nickte Aristea zu, die uns auf der Stelle zurück auf die Brücke der Koron Ji versetzte, wo wir zuletzt mit Truktock gesprochen hatten.
»Und?«, fragte er sogleich.
»Er ist nicht glücklich, aber wir treffen uns beim Wurmloch. Dort will er das weitere Vorgehen mit uns absprechen. Es geht zurück nach Hause«, sagte ich und einige der anwesenden Offiziere und Mannschaftsmitglieder atmeten laut auf oder riefen erregt aus.
Truktock atmete ebenfalls auf. »Wir haben die Taktikberechnungen des Nefilim-Prototyps überprüft und stimmen mit ihm überein.«
»Konnte ein Kontakt zu unserem Musashi hergestellt werden?«, fragte Aristea.
»Noch nicht. Aber da der Prototyp nach den Anweisungen verfährt, die Musashi ihm hinterlassen hatte, gehe ich davon aus, dass sein Plan funktioniert. Wir werden also das Wurmloch zerstören, sobald wir wieder im Motaxun-System sind. Auf keinen Fall darf es deinen lieben terranischen Vorfahren gelingen, ihre Flotte hinter uns herzuschicken. Auf die Art würde der terranische Krieg nur in unsere Gegenwart gelangen.«
Ich nickte. Wir hatten die Schwierigkeiten und Implikationen bedacht, die sich aus der Möglichkeit ergaben, dass die hiesigen Terraner in unsere Zeit vordrangen, und waren einhellig der Meinung, dass das nie passieren durfte.
Unser Plan sah daher die sofortige Schließung des Wurmlochs vor.
Ich deutete vage mit dem Daumen über die Schulter. »Ist die Crew der Temborg bereits an Bord der Koron Ji?«
»Ja. Wir haben alles Wertvolle und deinen Rasierapparat herübergeholt. Der Rest der Temborg wird Musashi als Reaktionsmasse dienen, wenn er das Wurmloch zerstört.«
»Wie findet Maya, dass sie ihr Schiff verliert?«, fragte Ari.
»Sie versteht es, ist aber natürlich nicht unbedingt begeistert.«
»Die ganze Prügelei umsonst«, nörgelte ich halbernst und lachte.
Truktock und Aristea lachten ebenfalls. Wir waren zwar angespannt und ausgelaugt, aber die Aufsicht darauf, in unsere Zeit zurückzukehren, heiterte uns wenigstens für diesen kurzen Augenblick ein wenig auf.
»Sobald wir können, fliehen wir aus dem Motaxun-System nach Floxa II«, sagte Truktock. »Ich denke, wir sollten mit Odin und vor allem mit Erebos sprechen. Wie ich die Situation einschätze, stehen beide in Kontakt.«
»Und dann?«, fragte Ari.
»Werden wir erstmal Luft holen und planen, welche Schritte wir danach unternehmen.«
Ich hatte bereits einen Plan gefasst, den ich allerdings noch ausarbeiten musste. Ich wollte zunächst abwarten, was uns auf dem Schrottplatz erwartete, wenn wir mit Odin und diesem Erebos sprachen.
Danach brauchte ich ein Schiff und ich beabsichtigte, mir mit Aristeas Hilfe endlich die Skylla zu besorgen.
Dann ging es Geran an den Kragen.
Aber alles der Reihe nach, denn jetzt mussten wir die unbedeutende Kleinigkeit einer Zeitreise unternehmen. Der Gedanke, ein solches Vorhaben zu versuchen, war gleichermaßen erhebend und niederschmetternd. Erhebend, weil er einem vor Augen führte, welche ungeheuren Herausforderungen und Abenteuer das Universum für einen bereithielt. Niederschmetternd, weil wir bei diesem Unterfangen sehr schnell das Zeitliche segnen könnten - kein Wortspiel beabsichtigt.
Ich war also gespannt, aber auch ein wenig ängstlich und nahm an, dem Rest der Gruppe und der gesamten Mannschaft erging es ähnlich.
Als wir beim Wurmloch eintrafen, hielt sich in der Nähe eine Armada der terranischen Flotte auf. Tomasi befand sich an Bord eines der Schlachtschiffe, die uns trotz Tarnschild anpeilen konnten, und traf kurz nach uns ein.
»Wir werden unsere Tarnung aufgeben, bevor wir in das Wurmloch eindringen, um unerwünschte Nebeneffekte zu vermeiden«, sagte Truktock und gab dem Offizier an der Steuerung für den Tarnmechanismus einen Wink. »Jetzt sehen sie uns und suchen nach Schwachstellen.«
Ich schluckte. Diese Art von Situation war mir unbekannt. Ich hatte mit der Cheiron den einen oder anderen veralteten Jäger vom Himmel geschossen, wenn mir jemand wie Lukas Kylon an den Kragen wollte, aber Kriegsschiffe waren mir fremd und unheimlich in ihrer zerstörerischen Kraft.
Truktock erteilte kurz und knapp Befehle, schien konzentriert. Er war in seinem Element, doch der fröhliche Partik war mir lieber, als dieser grimmige Admiral.
»Alle rasseln ein wenig mit den Säbeln, aber die Situation ist unter Kontrolle«, sagte er schließlich.
»Mit Aristea könnten wir die Schiffe in kurzer Zeit unschädlich machen. Wir müssten nur rüberspringen und ein paar Bomben hier und da im Maschinenraum platzieren.«
Truktock nickte. »Tomasi hat diese Möglichkeit sicher bedacht und an das Flottenkommando weitergeben lassen. Die Tatsache, dass er weiß, dass wir dazu in der Lage sind, soll uns im Augenblick genügen. Er wird wohl nichts unternehmen, bevor wir durch das Wurmloch verschwunden sind. Aber dass hier eine Streitmacht wartet, offenbart die Absichten der Terraner. Sicher liegt der Befehl hier auch schon gar nicht mehr in Tomasis Händen.«
»Wäre es nicht möglich, dass das Militär hier nur aus Schutzgründen aufgetaucht ist?«, fragte Aristea.
Ich zog eine Grimasse. »So wie Tomasi uns weismachen wollte? Dem Kerl glaube ich grundsätzlich kein Wort.«
Aristea wischte sich über den Mund. »Womöglich sollten wir nicht nur auf die großen Kriegsschiffe schauen. Was, wenn er lediglich ein kleines Schiff oder eine Sonde hindurchschicken will?«
Truktock nickte und erteilte einem Offizier in der Nähe den Auftrag, insbesondere alle kleineren Flugobjekte im Auge zu behalten und sofort zu melden, wenn eines davon in die Nähe des Wurmlochs geraten sollte.
Eine Interkom-Meldung von unserem Nefilim-Prototyp ertönte. »Übernehme Kontrolle der Koron Ji. Funkkontakt in temporale Anomalie über Sensorboje etabliert. Synchronisiere.«
»Ich rufe besser mal Tomasi«, sagte ich und ließ eine Verbindung herstellen.
Sein angespanntes Gesicht erschien vor einer komplexen Vorrichtung im Hintergrund, an der eine Reihe von Leuten herumhantierten.
Er plapperte sofort los. »Der Nefilim wird mit dem GME hier einen temporalen Inversimpuls generieren. Das Problem sind die raumzeitlichen Fluktuationen und deren Berechnung in Echtzeit. Aufgrund der dabei notwendigen Geschwindigkeit überstieg das unsere bisherigen Möglichkeiten, doch mit der Nefilim KI sind die Berechnungen machbar. Der Prototyp erhält jetzt per Funk von uns das Protokoll zur Vorgehensweise und die Kontrolle über das GME-Modul, welches wir gleich über unsere Schleuse hinaussenden. Es wird dann von der KI übernommen und in die unmittelbare Nähe des Wurmlochs gebracht. Dort muss der Prototyp sich mit dem Modul verbinden, um die schnellstmögliche Kommunikation mit der Steuerung sicherzustellen. Dann kann er den gesamten Vorgang kontrollieren, der sie in ihre Zeit zurückbringen sollte.« Tomasi trat näher an die Kamera und holte Luft. »Denken Sie an unser Abkommen!«
»Sie erhalten ihren Nefilim, sobald wir weg sind«, sagte ich und beendete die Verbindung.
In diesem Augenblick kamen Zek und Maya auf die Brücke.
Truktock sah sie fragend an.
Maya nickte und stellte sicher, dass keine Funkverbindung nach außen hergestellt war. »Der Nefilim ist darauf vorbereitet, seine Datenspeicher mit dem von uns erlangten Wissen zu zerstören, sobald wir verschwunden sind.«
Da wir sichergehen mussten, dass kein Wissen aus unserer Gegenwart über den Prototyp in Tomasis Hände geraten konnte, hatten wir mehrere Möglichkeiten überlegt, wie wir das verhindern konnten, eine davon war sogar, die Maschine zu zerstören.
Doch es war einfacher als gedacht und ausgerechnet Aristea fand die Lösung. Der Prototyp stimmte nämlich nach einem kurzen Gespräch mit ihr kurzerhand einer dauerhaften Löschung der Daten zu, die er von uns erhalten hatte. Musashi hatte uns über Funk bestätigt, dass dies möglich sein sollte und man dem Prototyp in dieser Hinsicht auch hundertprozentig trauen konnte. Die Erinnerungen, die Musashi später rekonstruierte, bezogen sich mehr auf das, was der Prototyp hier und jetzt sensorisch aufnahm und verarbeitete, nutzte Tomasi also nichts.
Kurz darauf hörten wir Musashis Stimme aus dem Wurmloch. »Es ist so weit. Mein frühes Selbst verlässt die Koron Ji.«
Wir beobachteten auf den Monitoren das Rendezvous von Nefilim und GME-Modul, einem unförmigen Würfel, an den er sich nun anhängte. Die Fernsicht zeigte uns, dass er eine Kabelverbindung zwischen Korpus und Modul herstellte und einige Minuten reglos verharrte.
Tomasi rief uns. »Die Nefilim KI konnte die Verbindung etablieren. Der Systemtest war erfolgreich. Es kann losgehen.«
Truktock bestätigte und der Prototyp sandte uns ein Signal über die Taktikschirme, worauf sein beabsichtigter Anflugvektor sichtbar wurde.
Das einfache Antriebssystem dieses ersten Nefilim war jedoch recht langsam und wir mussten einige Minuten warten, bis er die Entfernung zum Wurmloch überbrückt hatte.
»Lade GME-Modul«, ertönte seine schlecht modulierte Stimme über Funk, sobald er in Position war. »Inversimpuls wird generiert.«
»Wir kommen in Bewegung!«, sagte jemand von der Brückencrew.
Da die Koron Ji der Kontrolle des Prototyps unterstand, konnten wir nur zusehen und mussten abwarten, was geschah.
»Da bewegt sich etwas!«, rief der Offizier an der Sensorstation.
»Man sieht es jetzt auf dem Bildschirm«, sagte ich und deutete auf den großen Monitor, der im Sichtbereich aller Anwesenden montiert worden war.
Ein kugelförmiges Gebilde wie eine gewaltige optische Verzerrung entstand mitten im Nichts. Der Nefilim-Prototyp und das GME-Modul schienen es fast zu berühren, als es seine größte Ausdehnung erreicht hatte. Sie wirkten winzig und unscheinbar, doch eine zweite, noch kleinere Form blinkte innerhalb des Gebildes auf.
»Ich habe Sichtkontakt«, meldete Musashi.
Jemand stellte die Fernsichtanlage ein und nun erkannten wir Musashis Gestalt im Wurmloch. Er stand seinem früheren Ich gegenüber, wie ein seltsames Spiegelbild.
Mit einem Mal wurde mir bewusst, welche Veränderungen Dr. Otsukas Bewusstsein durchgemacht hatte und ungewohnte Überlegungen angesichts dieses Sinnbilds gingen mir durch den Kopf, während wir uns allmählich der temporalen Anomalie näherten. Hier war der Nefilim-Prototyp, der später einmal das Schlachtschiff Musashi steuern würde. Und dann, Jahrhunderte später würden Susannah und Sargon ihn in einen anderen, höher entwickelten Prototyp-Korpus transferieren - doch das war noch nicht das Ende seiner Reise. Odin hatte kürzlich einen gänzlich neuen Körper konstruiert und Musashis Bewusstsein in diesen übertragen. War es Musashis Schicksal, ewig weiterzuwandern? Es mutete wie eine Form von Unsterblichkeit an, doch wie viel hatte Dr. Otsuka noch mit dem Bewusstsein gemein, das jenen Musashi beseelte, der sich in diesem Augenblick innerhalb des Wurmlochs befand? Oder auch nur mit dem, der sich direkt davor aufhielt und sein Gegenüber, seine zukünftige Gestalt erkennen musste?
Ich schüttelte den Kopf und verwarf die Gedanken. Es musste Sieraas Tod sein, der meinen Gedankenimpuls in solche Richtungen gelenkt hatte, denn in diesem Moment fühlte ich mich, als würden wir endgültig Abschied von ihr nehmen müssen.
Ein grimmiger Knoten schnürte mir die Kehle zu.
Aristea, die dicht neben mir stand, schien sich ähnlich zu fühlen, denn sie ergriff schweigend meine Hand und wischte sich über das Gesicht.
Die Koron Ji mit der angedockten Temborg hielt unaufhaltsam auf das Wurmloch zu, ohne jedoch zu beschleunigen. Der langsame Vorgang hatte etwas von einem Totenzug, doch meine Erinnerung mag mir einen Streich spielen, jetzt, wo ich an diese schwere Zeit zurückdenken muss.
Während wir, gelenkt von den beiden Nefilim, unsere Reise durch die Zeit antraten, gingen mir Bilder durch den Kopf, Erinnerungen und Gefühle an meine schwierige Zeit mit Sieraa. Uns hatte etwas zusammengeschweißt, das nicht einfach zu benennen war. Weder war es nur eine simple erotische Anziehung gewesen, noch ausschließlich die Vertrautheit von Partnern einer Zweckgemeinschaft, doch Elemente von beidem gehörten dazu. Was sich daraus entwickelt hatte, war jedoch etwas anderes gewesen und es verband mich in diesem Augenblick mit Aristea und hatte sie und Sieraa ebenfalls verbunden.
Ich weiß nicht, ob es unsere schwierigen Erfahrungen, unsere Reisen und Erlebnisse waren, oder wie wir mit diesen umgegangen sind. Doch ich konnte nicht anders, als den Verlust zu sehen, den Sieraas Tod an jedem kommenden Tag für uns bedeuten würde.
Mit einem Mal fühlte ich mich so energielos und entkräftet, wie es nicht einmal der Fall gewesen war, als ich aus Aureols Gefangenschaft zurückgekehrt war.
Ich konnte mir nicht vorstellen, noch einen weiteren Schritt zu tun, doch gleichzeitig wusste ich, dass wir weitergehen würden und immer weiter, bis wir irgendein fernes Ziel erreicht hatten.
Ich war mir sicher, den Weg dahin nicht gehen zu können, wenn er mit weiteren Grabsteinen gepflastert war, aber mir wurde sogleich klar, dass es nur eine Sache gab, der ich sicher sein konnte, und das war der Tod.
Ein eigenartiger Trost lag darin.
All die Not, die Schwierigkeiten, Sorgen und Ängste wurden durch ihn relativiert, während das Leben seine Kraft aus der bloßen Möglichkeit zog, dass es nicht ewig währte.
Wenn wir nur in diesem Widerspruch die Kraft zum Leben fanden, wie konnte es den Kalimbari und anderen Wesen gelingen, eine relative Unsterblichkeit mit Sinn zu füllen?
Meine Gedankengänge endeten abrupt, als ein Funkspruch ertönte. Es war Musashi.
»Es ist eine neue Öffnung entstanden. Wir können das Wurmloch verlassen. Der Inversimpuls ist stabil. Ich übernehme die Steuerung der Koron Ji!«
Er brachte uns aus dem chaotischen Wirbel des Tunnels zwischen den Welten und Zeiten ins Motaxun-System zurück und wir atmeten auf.
»Endlich zurück«, murmelte jemand hinter mir.
»Hoffentlich sind wir wieder dort, wo wir hergekommen sind«, sagte ich.
Sobald wir das Wurmloch verlassen hatten, schrillten die Alarmsirenen.
Willkommen Daheim.