LÄCHELNDER ALTER MANN
ZÜRICH
Er stand am Fenster des Wohnzimmers, still und aufrecht, im Schutz der Gardine. Die Bergstrasse lag leer unter ihm, verlassen. Es war den Menschen zu heiß, sie suchten Schutz, wie gutgläubig, dumm und lächerlich! Er war ruhig und leicht, er stellte sich vor, der Atem der Welt gehe durch ihn hindurch, er durfte ihm kein Hindernis sein, nicht jetzt, da etwas Grundlegendes zu Ende gegangen war und wohl etwas Neues seinen Anfang nahm. Oder stand er etwa nur an einem Ende und nicht gleichzeitig an einem Anfang?
Ein zirpendes Signal zeigte eine eingegangene SMS an.
Er blieb ruhig stehen.
Es war lebenswichtig, sich jetzt Zeit zu lassen.
Er war ein alter Mann, der trotz einer schrecklichen Gewissheit mit einem Lächeln im Gesicht ruhig und gelassen am Fenster stand. Sobald er vom Fenster trat, wurde er zum alten Mann, dessen Lächeln erstarb. Zum alten Mann, dem die Verbitterung das Gesicht zur Maske machte. Zum alten Mann, der nur noch hasste. Zum alten Mann, der nur einen Grund kannte, weiter zu leben: Rache.
Ein zweites Zirpen erinnerte an die eingegangene SMS.
Und er trat vom Fenster.