Leben in der Welt der Untoten
Was, wenn das Undenkbare passiert? Wenn Zombiehorden groß genug werden, dass sie den gesamten Planeten beherrschen? Das wäre eine Epidemie der Klasse 4, der Jüngste Tag, der die Menschheit an den Rand der Ausrottung führen würde. Unwahrscheinlich? Ja. Unmöglich? Nein. Regierungen, gleich welcher Art, sind nichts weiter als eine Ansammlung menschlicher Wesen - menschlicher Wesen, die genauso ängstlich, kurzsichtig, arrogant, engstirnig und generell inkompetent sind wie wir anderen auch. Warum sollten ausgerechnet sie bereit sein, sich einen Angriff blutgieriger wandelnder Toter einzugestehen und dagegen vorzugehen, wenn der Großteil der Menschheit das nicht tut? Natürlich könnte man argumentieren, dass eine solche logische Schlussfolgerung allenfalls angesichts einer Epidemie der Klasse 1 oder Klasse 2 zum Tragen kommt, die Bedrohung, die auch nur ein paar hundert Zombies darstellen, aber mit Sicherheit ausreichen würde, um unsere Führer zum Handeln zu zwingen. Wie könnten sie untätig bleiben? Wie könnten die Mächtigen - besonders in einer modernen, aufgeklärten Zeit wie unserer - die Ausbreitung einer Krankheit ignorieren, bis sie schließlich die Ausmaße einer Seuche annimmt? Denk nur an die Reaktion der Regierungen dieser Welt auf die Aids-Epidemie, und du hast deine Antwort. Aber was, wenn die »Behörden« die Bedrohung als das erkennen, was sie ist - und sich als unfähig erweisen, ihrer Herr zu werden? Massive ökonomische Rezession, ein Weltkrieg, ziviler Ungehorsam oder Naturkatastrophen könnten die Regierungen leicht veranlassen, Ressourcen von einem rasch um sich greifenden Ausbruch abzuziehen.
Selbst unter perfekten Umständen ist es ausgesprochen schwierig, schon eine Epidemie der Klasse 3 unter Kontrolle zu bringen. Stell dir den Versuch vor, eine so große Stadt wie Chicago oder Los Angeles unter Quarantäne zu stellen. Wie viele der Millionen, die zu entkommen versuchen, könnten bereits gebissen worden sein und die Infektion weit über das Quarantänegebiet hinaus verbreiten?
Doch würden uns die riesigen Ozeane, die den Großteil unseres Planeten ausmachen, nicht retten? Wären diejenigen in Europa, Afrika, Asien und Australien dann sicher vor einem schwelenden Ausbruch in Nordamerika? Vielleicht. Das setzt voraus, dass alle Grenzen dichtgemacht wurden, dass sämtlicher Luftverkehr eingestellt wurde und jede Regierung der Welt über den Ausbruch Bescheid weiß und daran arbeitet, ihn einzudämmen. Aber ist es auch dann noch möglich, jedes Flugzeug mit einem infizierten Passagier oder jedes Schiff mit einem infizierten Mannschaftsmitglied aufzuhalten, wenn die Zahl der Untoten bereits in die Millionen geht? Ist es möglich, an jedem Küstenabschnitt zu patrouillieren und Ausschau nach einem Ghul zu halten, der aus dem Wasser kommt? Diesbezüglich lautet die Antwort leider Nein. Die Zeit arbeitet für die Untoten. Mit jedem Tag nimmt ihre Zahl zu, was die Eindämmung und Ausrottung der Seuche immer schwieriger und schwieriger macht. Anders als ihre menschlichen Pendants, ist eine Armee von Zombies in keiner Weise auf Nachschub angewiesen. Sie benötigt weder Verpflegung und Munition noch medizinische Versorgung. Sie leidet nicht unter schwacher Moral, Kampfesmüdigkeit oder schlechter Führung. Es kommt weder zu Panik, Fahnenflucht noch offener Meuterei. Genau wie das Virus, das ihnen ihr »Leben« schenkte, wird sich das Heer der Untoten weiter vermehren und sich über das Antlitz dieses Planeten ausbreiten, bis es nichts mehr zu verschlingen gibt. Wohin würdest du gehen? Was würdest du machen?
Die Welt der Untoten
Wenn die lebenden Toten triumphieren, versinkt die Welt in völligem Chaos. Die gesamte soziale Ordnung bricht zusammen. Die Machthaber verkriechen sich mit ihren Familien und Vertrauten in Bunkern und abgeriegelten Gebieten im ganzen Land. In diesen ursprünglich für den Kalten Krieg gebauten sicheren Unterkünften überleben sie. Vielleicht versuchen sie, die Fassade einer Verwaltungshierarchie der Regierung aufrechtzuerhalten. Vielleicht ist die Technologie verfügbar, um mit anderen Behörden oder sogar mit anderen geschützten Regierungschefs der Welt zu kommunizieren. In jeder praktischen Hinsicht jedoch sind sie nicht viel mehr als eine Exilregierung. Der völlige Zusammenbruch von Recht und Ordnung ruft kleine Banden von Individuen auf den Plan, die ihre Machtansprüche geltend machen werden.
Plünderer, Banditen und gewöhnliche Kriminelle machen Jagd auf die Überlebenden, nehmen sich, was sie wollen, und geben sich jedweder Vergnügung hin, die sie bekommen können. Das Ende jeder Zivilisation kündigt sich stets dadurch an, dass eine gewaltige Party gefeiert wird.
Diejenigen, die von Polizei- und Militärstreitmacht noch übrig sind, wurden zum Schutz der untergetauchten Regierung abkommandiert, sind in der Absicht desertiert, ihre Familien zu retten, oder verkommen selbst zu Banditen. Ein völliger Zusammenbruch von Kommunikations- und Transportmöglichkeiten legt die gesamte Welt lahm. Isolierte Städte werden zu offenen Schlachtfeldern; versprengte Gruppen von Zivilisten werden kämpfen, um verbarrikadierte Gebiete sowohl vor Ghulen wie auch vor menschlichen Renegaten zu schützen. Unbeaufsichtigte Maschinen brechen im Lauf der Zeit zusammen oder fliegen in die Luft. Reaktorkernschmelzen und andere Industrieunfälle sind an der Tagesordnung und verseuchen die Landschaft mit chemischen Giften. Auf dem Land wimmelt es nur so von Zombies.
Wenn die Städte von allem menschlichem Leben »befreit« wurden, schwärmen die Untoten auf der Suche nach Beute aus. Landhäuser und vorstädtische Gegenden werden in Schutt und Asche gelegt, während die Bewohner fliehen, zu kämpfen und ihre Stellungen zu verteidigen versuchen oder hilflos darauf warten, dass die schlurfenden Massen sie überrennen. Das Gemetzel ist nicht auf Menschen beschränkt: Schreie von in ihren Pferchen eingesperrten Nutztieren oder gar von Haustieren, die tapfer versuchen, ihre Besitzer zu beschützen, hallen durch die Luft.
Im Laufe der Zeit erlöschen die Feuer, hören die Explosionen auf, verhallen die Schreie. Befestigten Gebieten gehen langsam die Vorräte aus, was die Bewohner zwingt, sich ihren untoten Angreifern im Zuge von Nahrungsbeschaffungsmissionen, Evakuierungsmaßnahmen oder Kämpfen, die dem Wahnsinn der Verzweiflung entspringen, zu stellen. Hinzu kommen weitere Verluste durch zwar gut geschützte und versorgte, aber willensschwache Menschen, die sich aus reiner Verzweiflung selbst das Leben nehmen.
Den eingangs schon erwähnten Plünderern ergeht es dabei nicht besser als allen anderen Menschen. Diese modernen Barbaren wurden, was sie sind, weil sie keinen Respekt vor dem Gesetz haben, Organisation verabscheuen und Zerstörung über Schöpfung stellen. Ihre nihilistische, parasitäre Existenz nährt sich vom Wohlstand anderer, statt selbst welchen zu schaffen. Diese Mentalität hindert sie daran, sich niederzulassen und ein neues Leben aufzubauen. Sie sind stets auf der Flucht und kämpfen gegen die Untoten, ganz gleich, wo sie Halt machen. Und selbst wenn es ihnen gelingt, diese externe Bedrohung erfolgreich abzuwehren, bringt ihr Bedürfnis nach Anarchie sie schließlich dazu, aufeinander loszugehen. Viele dieser Grüppchen dürften von der starken Persönlichkeit eines Häuptlings zusammengehalten werden. Wenn er oder sie nicht mehr ist, verliert die Gruppe jeglichen Zusammenhalt. Eine aufgelöste Bande von Gesetzlosen, die ziellos durch feindliches Gebiet wandert, kann nicht ewig überleben. Nach ein paar Jahren wird von diesen ruchlosen menschlichen Jägern nicht mehr viel übrig sein.
Schwer zu sagen, was mit den Überresten der Regierung passieren wird. Das wird maßgeblich davon abhängen, von welchem Land wir sprechen, welche Ressourcen es vor der Krise hatte und welche Art von Regierung an der Macht war. Eine Gesellschaft, die auf Idealen - Demokratie oder Religion - basiert, hat eine größere Überlebenschance. Diese Überlebenden sind nicht vom persönlichen Charisma (oder den Einschüchterungen) eines einzelnen Individuums abhängig. Ein Diktator in der Dritten Welt kann seine Untergebenen nur so lange zusammenhalten, wie er selbst am Leben ist. Genau wie bei den Barbarenhorden kann sein Ableben - oder auch nur ein Anzeichen von Schwäche - das Ende für die gesamte »Regierung« zur Folge haben.
Doch ganz gleich, was aus den überlebenden Menschen wird, die wandelnden Toten sind allgegenwärtig. Mit starren Augen und klaffenden Mündern werden ihre verwesenden Gestalten die Erde heimsuchen und alle Lebewesen in ihrer Reichweite jagen. Einige Tierarten werden zweifellos vom Aussterben bedroht sein. Andere, die diesem Schicksal entgehen können, finden vielleicht Mittel und Wege, sich an das radikal veränderte Ökosystem anzupassen und sogar zu gedeihen.
Diese postapokalyptische Welt präsentiert sich als verwüstete Landschaft: ausgebrannte Städte, verwaiste Straßen, verfallende Häuser, verlassene Schiffe, die vor der Küste verrosten, abgenagte und ausgebleichte Gebeine, die über eine Welt verstreut sind, wo nun Maschinen aus wandelndem totem Fleisch herrschen.
Zum Glück wirst du das alles gar nicht zu sehen bekommen, denn bevor es so weit kommt, wirst du schon längst fort sein!
Neubeginn
Im Kapitel »Über die Verteidigung« hast du gelernt, wie du einen Raum auf eine lange Belagerung vorbereitest, bis Rettung naht. Im Kapitel »Auf der Flucht« hast du erfahren, wie du möglicherweise große Entfernungen zurücklegen kannst, um dich in Sicherheit zu bringen.
Jetzt ist es an der Zeit, dich auf den Katastrophenfall vorzubereiten, das so genannte »worst-case scenario«. In diesem Szenario müssen du und deine engsten Freunde und Familienangehörigen in der Lage sein, der gesamten Zivilisation den Rücken zu kehren, eine abgelegene, unbewohnte Ecke unseres Planeten zu finden (davon gibt es mehr, als du denkst) und dort euer Leben von Grund auf neu aufzubauen. Stell dir eine Gruppe Schiffbrüchiger auf einer Insel vor, oder eine menschliche Kolonie auf einem anderen Planeten. Das muss deine Denkweise sein, wenn du überleben möchtest. Niemand ist auf dem Weg zu dir, es ist keine Rettung geplant. Es gibt keine verbündeten Mächte, zu denen du fliehen könntest, keine Front, hinter der du dich verstecken kannst. Das alte Leben ist für immer dahin! Das neue Leben liegt, was Qualität und Dauer angeht, einzig und allein in deinen Händen. So beängstigend sich diese Vorstellung auch anhören mag, halte dir vor Augen, dass die Menschen sich seit Anbeginn unserer Geschichte fortwährend angepasst und Zerstörtes wieder aufgebaut haben. Selbst heutzutage, wo es den Anschein haben könnte, als hätte die Gesellschaft uns hoffnungslos verweichlicht, ist der Wille zum Überleben fest in unseren Genen verankert. Ironischerweise besteht die größte Herausforderung beim »worst-case scenario« eben genau darin, die Tücken des Alltags zu besiegen, nicht die lebenden Toten. Tatsächlich wirst du vielleicht niemals einen Zombie zu Gesicht bekommen, wenn deine Überlebensstrategie funktioniert. Dein Ziel ist es, einen sicheren kleinen Mikrokosmos der Welt zu schaffen, der mit allem ausgestattet ist, was du brauchst, damit du nicht nur überlebst, sondern darüber hinaus ein Mindestmaß an Zivilisation aufrechterhalten kannst.
Und wann sollte man am besten damit anfangen? Sofort! Gut möglich, dass es nie einen totalen Krieg geben wird. Gut möglich, dass dieser Krieg noch Jahre auf sich warten lässt. Aber was, wenn er gar nicht mehr so fern ist? Was, wenn eine Epidemie der Klasse 1 ausgebrochen ist und unbemerkt bleibt? Was, wenn in einem totalitären Land mit stark eingeschränkter Pressefreiheit eine Epidemie der Klasse 2 oder 3 bereits begonnen hat? Selbst dann könnten noch Monate bis zu einem totalen Krieg vergehen.
Mit aller Wahrscheinlichkeit ist das nicht der Fall. Aber ist das ein Grund, nicht darauf vorbereitet zu sein? Anders als das Einrichten auf eine Belagerung kosten die Vorbereitungen, einen winzigen Teil der Zivilisation wieder aufzubauen, sehr viel Zeit. Doch je mehr Zeit du investierst, desto besser stehst du schließlich da. Heißt das, dass du dein ganzes Leben aufgeben und nichts anderes mehr machen sollst, als dich auf das Ende der Welt vorzubereiten? Natürlich nicht. Dieser Text wurde im Hinblick auf den herkömmlichen Lebensstil des Normalbürgers verfasst. Allerdings sollten auch die minimalsten Vorbereitungen nicht weniger als tausendfünfhundert Stunden in Anspruch nehmen.
Selbst auf mehrere Jahre verteilt, ist das ein beachtlicher Zeitaufwand. Wenn du tatsächlich glaubst, du könntest alles Nötige bewerkstelligen, indem du »in die Vollen gehst«, wenn der Zeiger schon auf fünf vor zwölf sieht, dann kannst du jetzt getrost die Hände in den Schoß legen. Doch du solltest darüber nachdenken, ob es wirklich so klug ist, mit dem Bau deiner Arche erst dann zu beginnen, wenn es bereits angefangen hat zu regnen.
ALLGEMEINE REGELN:
- SCHARE EINE GRUPPE UM DICH:
Wie in den vorangegangenen Kapiteln detailliert erklärt, ist eine kollektive Aktion den Versuchen eines Einzelnen stets vorzuziehen. Eine Gruppe verbessert deine finanziellen Möglichkeiten, was ermöglicht, eine größere Menge Land und Ausrüstung zu erwerben. Im Fall einer Belagerung steht so zudem eine breitere Palette von Fähigkeiten zur Verfügung. Anders als bei einer Belagerung, bei der du froh über sämtliche Talente sein kannst, die du findest, hast du bei der Vorbereitung auf den schlimmstmöglichen Fall Zeit, die Mitglieder deiner Gruppe in allen Fertigkeiten auszubilden, die erforderlich sind. Wie viele Schmiede kennst du zum Beispiel? Wie viele Ärzte können in der Wildnis Naturheilmittel finden? Wie viele echte Stadtbewohner wissen auch nur das Geringste über Landwirtschaft?
Spezialisierung beschleunigt außerdem die Vorbereitungen. (Eine Gruppe hält die Augen nach geeignetem Land offen, während eine andere Ausrüstung kauft usw.) Während der Krise können ein oder mehrere Mitglieder deiner Gruppe zu der vorgesehenen sicheren Zone vorausgeschickt werden, um dort alle Vorbereitungen zu treffen, falls die Situation sich verschlimmert. Natürlich gibt es potenzielle Gefahren. Anders als bei zeitlich relativ begrenzten Belagerungen gesicherter Gebiete kann dieser langwierige Überlebenskampf zu sozialen Problemen führen, wie sie in der modernen Gesellschaft unbekannt sind. Leute, die glauben, dass irgendwann Hilfe kommt, werden viel eher loyal bleiben als solche, die wissen, dass sie ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen müssen. Unzufriedenheit, Meuterei, ja sogar Blutvergießen liegen stets im Bereich des Möglichen. Hier gilt ebenfalls das Mantra dieses Buchs: Sei vorbereitet! Nimm an mehreren Kursen zum Thema Führung und Gruppendynamik teil. Bücher und Vorträge über die Grundlagen der menschlichen Psychologie sind immer ein Muss. Diesem Wissen kommt bei der Auswahl deiner Gruppenmitglieder und bei deiner späteren Rolle als Anführer entscheidende Bedeutung zu. Um es noch einmal zu betonen: Es ist die schwierigste Aufgabe der Welt, eine Gruppe von Individuen über einen längeren Zeitraum hinweg zur Zusammenarbeit zu bewegen. Hat man damit jedoch Erfolg, kann diese Gruppe jedes Ziel erreichen.
- LERNE, LERNE, LERNE:
Zu sagen, dass du noch einmal ganz von vorn anfängst, wäre unzutreffend. Unsere Vorfahren befanden sich in dieser Position, da es so lange dauerte, Wissen zu entdecken, anzusammeln und auszutauschen. Dein großer Vorteil gegenüber den ersten vernunftbegabten Affen sind die Erfahrungen von Jahrtausenden direkt vor deiner Nasenspitze. Selbst wenn du dich ganz ohne Werkzeuge in einer entlegenen, lebensfeindlichen Umgebung befinden solltest, wärst du den meisten gut ausgerüsteten Neandertalern dank des in deinem Gehirn gespeicherten Wissens doch um Lichtjahre voraus.
Zusätzlich zu allgemeinen Survival-Handbüchern solltest du Werke über andere Ausnahmesituationen oder »worst-case scenarios« studieren. Es wurden jede Menge Bücher über das Überleben in der Wildnis nach einem Atomkrieg veröffentlicht. Achte darauf, dass diese Lektüre so aktuell wie nur möglich ist. Wahre Geschichten über Survival in der Wildnis können ebenfalls eine große Hilfe sein. Berichte über Schiffsunglücke, Flugzeugabstürze und sogar die frühen Besiedler Europas können sich als wahre Schatztruhe erweisen, was man tun oder lassen sollte. Lerne alles über unsere Vorfahren und wie sie sich ihrer Umgebung angepasst haben. Selbst literarische Werke können eventuell hilfreich sein, wenn sie auf Fakten beruhen, wie zum Beispiel Robinson Crusoe. Wenn du dich mit all diesen Geschichten - wahren wie erfundenen - auseinander setzt, wirst du einsehen, dass du nicht der Erste bist, der so ein Unterfangen versucht. Das Wissen, dass es »schon mal geschafft wurde«, sollte einen beruhigenden Einfluss haben, wenn du in dein neues Leben aufbrichst.
- BEFREIE DICH VON LUXUSGÜTERN:
Die meisten von uns träumen von einer einfacheren, aber nahrhafteren Ernährung. »Ich trinke weniger Kaffee«, »Ich muss weniger Zucker zu mir nehmen«, »Ich versuche, mehr Gemüse zu essen«, sind Phrasen, die wir alle von Zeit zu Zeit in unserem alltäglichen Leben sagen oder hören. Wenn du eine Epidemie der Klasse 4 überleben möchtest, bleibt dir keine andere Wahl, als genau das zu tun. Selbst unter idealen Bedingungen wäre es unmöglich, jedes Nahrungsmittel anzubauen beziehungsweise jede Chemikalie herzustellen, die du magst. Quasi über Nacht auf so vieles verzichten zu müssen, wäre ein ziemlicher Schock für deinen Organismus. Statt dessen solltest du rechtzeitig damit anfangen, die Nahrungsmittel und Luxusgüter einzuschränken, die du in deinem neuen Heim nicht haben wirst.
Logischerweise musst du wissen, was für eine neue Umgebung das sein wird und was du dort produzieren kannst. Auch ohne dass du jetzt eine lange Liste durchgehst, wird dir der gesunde Menschenverstand genau sagen, was du zum Leben brauchst und was nicht. Zum Beispiel sind Tabak und Alkohol, wie sehr du sie auch schätzen magst, für den menschlichen Körper verzichtbar. Das Verlangen nach Vitaminen, Mineralstoffen und Zucker kann mit natürlichen Nahrungsmitteln befriedigt werden. Selbst bestimmte Medikamente wie zum Beispiel leichte schmerzstillende Mittel können durch Fertigkeiten wie Akupressur, verschiedene Massagetechniken oder sogar simple Meditation ersetzt werden. Diese Vorschläge klingen für jemanden aus der westlichen Gesellschaft womöglich ein bisschen zu weit hergeholt oder abwegig. Vergiss aber nicht, dass viele dieser Ernährungs- und Heiltechniken ursprünglich nicht von überdrehten Gurus aus dem Norden Kaliforniens stammen, sondern von Völkern aus der Dritten Welt, wo Ressourcen stets knapp waren und sind. Denke stets daran, wie verwöhnt Amerikaner im Vergleich zum Rest der Welt sind. Wenn du dich mit den so genannten »weniger Begünstigten« auseinander setzt, bekommst du vielleicht einen Eindruck davon, wie man Probleme mit einfacheren, wenn auch nicht ganz so komfortablen Mitteln löst.
- BLEIBE WACHSAM:
Das Erstellen von Plänen für eine Epidemie der Klasse 4 sollte schon in den Anfangsphasen einer Epidemie der Klasse 1 beginnen. Nimm bei den ersten Anzeichen für einen Ausbruch (bizarre Morde, vermisste Personen, ungewöhnliche Krankheiten, widersprüchliche Presseberichte) Verbindung mit allen Mitgliedern deiner Gruppe auf. Besprecht eure Pläne für eine Evakuierung. Vergewissere dich, dass es keine Gesetzesänderungen gab, die Reisen, Genehmigungen, Ausrüstungsbefugnis usw. betreffen. Wenn sich die Epidemie zur Klasse 2 ausweitet, macht euch zum Aufbruch bereit.
Katalogisiert und verpackt eure gesamte Ausrüstung. Schickt eine Kundschaftergruppe voraus, die die sichere Zone vorbereitet. Leitet das erste Stadium eurer Alibis ein. (Wenn es sich um die Beerdigung eines geliebten Menschen handelt, lasst jetzt durchsickern, dass dieser geliebte Mensch krank geworden ist.) Macht euch bereit sofort aufzubrechen. Sobald die Epidemie die Klasse 3 erreicht, solltet ihr die Mücke machen!
- BIS ANS ENDE DER WELT:
Statt dich auf den Weg in die Wildnis zu machen, bist du vielleicht versucht, ständig in deinem Heim oder in deiner neu gebauten, leicht zu verteidigenden Zombie-Festung zu bleiben. Das ist nicht empfehlenswert. Selbst wenn du in einer Art Anlage wohnen würdest, die gut ausgerüstet und gesichert ist und auf Jahrzehnte hinaus Nahrung und Wasser produzieren könnte, wäre deine Überlebenschance praktisch gleich null. In naher Zukunft werden städtische Gebiete Zentren brutaler Gefechte zwischen den Lebenden und den Untoten sein. Selbst wenn deine Festung diese Straßenschlachten überstehen sollte, würde sie letztendlich extremen Militärmaßnahmen wie beispielsweise Flächenbombardements zum Opfer fallen.
Wie schon im Kapitel »Über die Verteidigung« angesprochen, kommt es in städtischen Ballungszentren am häufigsten zu Industrieunfällen, Großbränden und so weiter. Einfach ausgedrückt: Bleib in der Stadt - und du hast nur geringe oder gar keine Überlebenschancen. Mit Vororten und dichter besiedelten ländlichen Gebieten verhält es sich nicht viel anders. Wenn die Zahl der lebenden Toten zunimmt, werden sie deine Unterkunft mit ziemlicher Sicherheit finden. Eine Belagerung mag vielleicht mit Dutzenden Zombies beginnen, doch innerhalb kürzester Zeit hat man es mit hunderten, tausenden und dann mit hunderttausenden Untoten zu tun. Und wenn sie dich gefunden haben, gehen sie nicht mehr weg. Wenn überhaupt, wird ihr Stöhnen, das kollektive Kreischen von mehreren tausend Zombies, andere hunderte von Meilen entfernt aufmerksam machen. Theoretisch könntest du bald von mehr als einer Million Zombies belagert werden.
Natürlich muss es nicht zwangsläufig dazu kommen. Wenn sich deine Festung im Mittleren Westen, auf den weiten Ebenen der Great Plains oder gar in den Rocky Mountains befindet, ist das Risiko einer Belagerung durch eine Million Zombies gering (aber nicht undenkbar). Allerdings ist die Gefahr von Banditen an diesen Orten größer. Wir wissen nicht genau, wie diese Briganten der Zukunft aussehen werden - ob sie auf Motorrädern oder Pferden reisen, Schwerter oder militärische Schusswaffen tragen. Sicher ist aber, dass sie stets auf der Suche nach Beute sein werden. Im Laufe der Zeit werden das auch Frauen sein, später ebenso Kinder - als Sklaven oder neue Krieger. Und als wäre die Bedrohung durch die Zombies nicht schon schlimm genug, könnten diese Grobiane ihre Mitmenschen schließlich als allerletzte Nahrungsquelle betrachten. Wenn sie deinen Unterschlupf entdecken, werden sie angreifen. Selbst wenn es dir gelingt, einen Angriff abzuwehren, reicht ein Überlebender aus, um deinen Standort für immer zur Zielscheibe zu machen.
Bis sich diese Banden schließlich selbst zu Grunde richten, wirst du immer ihr Ziel sein. Wenn du also fliehst, dann weit weg von jeglicher Zivilisation. Es reicht nicht, nur so weit zu gehen, dass das Einzige, was du siehst, eine Straße ist. Es darf keine Straße geben, keinen Strom und keine Telefonleitungen - nichts! Dein Ziel muss irgendwo am Rande des Globus liegen, an einem von Menschen unbewohnten Ort. Er muss weit genug weg sein, dass Zombie-Migration schwierig und ein Überfall von Banditen undurchführbar sind und das Risiko von industriellen Verunreinigungen oder Militärschlägen praktisch ausgeschlossen werden kann. Abgesehen von Flügen zu einem anderen Planeten oder Siedlungen auf dem Meeresgrund, muss es so weit von den Ballungsgebieten der Menschheit entfernt sein wie möglich.
- MACHE DICH MIT DEINER UMGEBUNG VERTRAUT:
Wenn die Zeit zu fliehen gekommen ist, dann pack nicht einfach den Jeep voll, fahr nach Norden und hoffe, dass du eine nette sichere Ecke am Yukon findest. Wenn du planst, den lebenden Toten zu entkommen - besonders in einem unbewohnten Teil der Welt -, musst du genau wissen, wohin du gehst. Nimm dir die Zeit und studiere die aktuellsten Karten. Auf älteren Karten sind womöglich nicht alle Straßen, Rohrleitungen, Außenposten oder andere Bauwerke eingezeichnet. Stell bei der Wahl deines Ziels sicher, dass folgende Fragen beantwortet werden:
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Ist es abgelegen - mindestens mehrere hundert Meilen von jeglicher Zivilisation entfernt?
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Gibt es dort eine Süßwasserquelle nicht nur für euch, sondern auch für alle Tiere, die ihr mitbringen wollt? Denk daran, dass du Wasser für eine Vielzahl von Dingen benötigst, zum Trinken, Waschen, Kochen und für die Landwirtschaft.
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Gibt es die Möglichkeit, Nahrung zu produzieren? Ist die Erde gut genug für Ackerbau? Kannst du Tiere weiden lassen oder angeln? Gibt die Landwirtschaft hier dauerhaft genug Nahrungsvorräte her, ohne dass du Raubbau betreiben musst?
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Gibt es einen natürlichen Schutz? Befindet sich der Ort auf einem hohen Gipfel oder ist er von Klippen oder Flüssen umgeben? Wird das Gelände bei einem Angriff von lebenden Toten oder räuberischen Menschen dir oder deinem Gegner einen Vorteil verschaffen?
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Was für natürliche Ressourcen gibt es? Gibt es Baumaterial wie Holz, Stein oder Metall? Was ist mit Brennstoffen wie Kohle, Öl, Torf oder - abermals - Holz? Wie viel Baumaterial musst du mitbringen, damit du ein Lager errichten kannst? Wie viel der lokalen Flora besitzt medizinische Eigenschaften?
Diese Fragen müssen allesamt beantwortet sein, bevor du einen Ort auch nur ansatzweise als dauerhafte Zuflucht in Betracht ziehen kannst. Baumaterial und natürliche Schutzmaßnahmen sind nicht zwingend. Nahrung, Wasser und extreme Entfernung zum Rest der Zivilisation dagegen unbedingt! Ohne eines dieser drei grundlegenden Dinge gefährdest du dein längerfristiges Überleben. Mach eine Liste mit mindestens fünf möglichen Orten, bevor du dein neues Heim wählst. Besuch sie alle, vorzugsweise in der unwirtlichsten Jahreszeit. Schlag mindestens eine ganze Woche mit primitiver Ausrüstung und null Kontakt zur Außenwelt dein Lager auf. Erst danach solltest du entscheiden, welcher deinen Bedürfnissen am besten entspricht.
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- WERDE ZUM EXPERTEN:
Stelle umfassende Nachforschungen über dein neues Heim an. Lies jedes Buch, jeden Artikel, jeden Satz, der darüber geschrieben wurde. Studiere jede Karte und Fotografie. Für das Gelände, das du wählst, gibt es eigene spezielle Survival-Handbücher. Kaufe und studiere sie alle. Mache dich darüber hinaus mit den Aufzeichnungen Einheimischer vertraut, die früher in vergleichbaren Umgebungen gelebt haben.
Besuche den Ort oft und zu jeder Jahreszeit. Verbringe mindestens mehrere Wochen dort, campe und erforsche jeden Sektor. Mache dich mit jedem Baum und Felsen vertraut; mit jeder Sanddüne oder Eisscholle. Wäge ab, was die wirtschaftlichste Quelle zur Nahrungsmittelgewinnung ist (Landwirtschaft, Fischerei, Jagd, Sammeln) und wie viele Menschen das Land auf diese Weise ernähren kann. Die Antwort darauf ist überlebenswichtig, wenn du die Größe deiner Gruppe festlegst. Wenn es rechtlich möglich ist, kaufe das Land. Dann kannst du (vorausgesetzt, die erforderlichen Ressourcen sind vorhanden) mit dem Bau einer geeigneten Unterkunft beginnen. Dabei muss es sich nicht um ein dauerhaftes Domizil handeln, doch es sollte zumindest ein Bauwerk sein, das dir beim Bau der zukünftigen Anlage ein Dach über dem Kopf gibt. Ist die Unterkunft klein und zweckdienlich, sollte sie als Lagerschuppen für zeitig eingelagerte Vorräte dienen. Ist sie groß und komfortabel, kann sie Zweitwohnsitz oder Ferienhaus sein. Zu Zeiten des Kalten Kriegs bauten viele Leute Ferienhäuser, die gleichzeitig als potenzielle Zufluchtsorte für den Fall einer nuklearen Katastrophe dienten. Mach dich mit der ansässigen Bevölkerung vertraut. Wenn sie eine andere Sprache sprechen, lerne diese Sprache, ebenso lokale Bräuche und persönliche Geschichten. Ihr Wissen und ihre Sachkenntnis sollte das, was du aus Büchern über die Umgebung gelernt hast, vervollständigen. Erzähl den Einheimischen niemals, warum du da bist. (Mehr dazu später.)
- PLANE DEINE ROUTE:
Befolge dazu die Regeln aus dem Kapitel »Auf der Flucht« zu diesem Thema und multipliziere sie mit hundert. Du wirst dich nicht nur dem Risiko versperrter Straßen und natürlicher Hindernisse gegenübersehen, sondern obendrein eine Gegend durchqueren, in der es von Zombies, Banditen und allen chaotischen Elementen einer implodierenden Gesellschaft nur so wimmelt. Und das alles, bevor der Notstand ausgerufen wird! Sobald das passiert, werden deine sämtlichen bisherigen Probleme angesichts der Bedrohung durch das eigene Militär verblassen.
Anders als bei einer simplen Flucht aus einem von Zombies verseuchten Gebiet wirst du nicht den Luxus haben, dass du aus einer Reihe von möglichen Zielorten wählen kannst. Es kann nur einen geben, und den musst du erreichen, um zu überleben. Wie schon mehrfach betont wurde: Vorausplanung kann niemals als unabänderlich betrachtet werden! Das sollte sogar ein entscheidender Faktor bei der Auswahl deines Zielorts sein. Eine abgelegene Oase mitten in der Sahara hört sich vielleicht großartig an, aber wie kommst du dorthin, wenn die Luftfahrtgesellschaften den Flugverkehr einstellen? Selbst eine Insel wenige Meilen vor der Küste kann so weit entfernt sein wie die Sahara, wenn du kein Boot hast. Alle Lektionen aus »Auf der Flucht« gelten für dieses Szenario.
Was darin nicht berücksichtigt wurde, ist die internationale Perspektive. Was wäre zum Beispiel, wenn du ein Stück Land in der Wildnis von Sibirien gekauft hast und Fliegen noch möglich wäre - aber Russland seine Grenzen dichtgemacht hat? Das heißt nicht, dass du keinen Ort in Sibirien aussuchen solltest; du solltest nur gewährleisten können, dass du die Möglichkeit hast, das Land zu betreten (legal oder sonst wie).
- PLÄNE B-C-D-E:
Was, wenn deine erste Transportmöglichkeit ausfällt? Was, wenn die Straßen oder Wasserwege versperrt sind? Was, wenn du entdeckst, dass dein sicherer Hafen von Zombies, Banditen, Militärs oder anderen Flüchtlingen überrannt wurde? Was, wenn tausend andere Dinge schief laufen? Schmiede Ersatzpläne! Kalkuliere potenzielle Gefahren auf deinem Weg ein und entwickle individuelle Ersatzwege, um ihnen zu begegnen. Alternative Fahrzeuge, Routen, sogar eine sichere Ersatzzone, die auf den ersten Blick vielleicht nicht so ideal oder gut vorbereitet erscheint wie deine erste, halten dich wenigstens lange genug am Leben, damit du dir eine neue Strategie überlegen kannst.
- LISTE DEINE AUSRÜSTUNG AUF, SEI ZUM EINKAUFEN BEREIT:
Jedes kompetente Survival-Handbuch sollte alles auflisten, was du brauchst, um ein neues Leben zu beginnen. Führe immer drei detaillierte und auf dem neuesten Stand befindliche Listen: 1. Was du unbedingt zum Überleben brauchst. 2. Ausrüstung zum Bau und Ausbau deiner Unterkunft und Umgebung. 3. Komfort: wenn nicht der eines echten Zuhauses, dann wenigstens so nahe dran wie möglich. Wenn deine finanzielle Lage es erlaubt, kaufe alles Erforderliche sofort. Wenn nicht, finde heraus, wo du es bekommen kannst.
Vergleiche öfter Preise und Örtlichkeiten. Behalte deine Händler im Auge, die umgezogen sind, und finde Ersatz für diejenigen, die ihre Geschäfte geschlossen haben. Versuch immer, wenigstens zwei Alternativen zu haben, falls dein wichtigster Händler nicht liefern kann.
Stelle sicher, dass dein Händler innerhalb weniger Stunden Fahrtzeit zu erreichen ist. Verlasse dich nie auf Katalog- oder Internet-Bestellung. So genannte »Eilzustellungen« sind unter normalen Umständen schon unzuverlässig genug. Wie wird das erst in einer Krisensituation sein? Notiere all diese Informationen auf deiner Liste. Passe sie entsprechend an. Halte immer eine Bargeldreserve für das Allernotwendigste parat (die Gesamtsumme ist abhängig vom Preis deiner Ausrüstung). Schon bevor die Situation vollkommen außer Kontrolle gerät, werden Schecks und Kreditkarten keine Alternative zu Bargeld mehr darstellen.
- BAUE VERTEIDIGUNGSANLAGEN:
Nichts ist wichtiger als die Gebäude, die deinem Schutz dienen. Sobald du deine Gruppe in einer ruhigen Ecke der Wildnis untergebracht hast, fang sofort damit an, euer Lager zu befestigen. Du weißt nie, wann der erste Zombie zufällig in dein Lager stolpern wird und andere mit seinem Stöhnen auf sich aufmerksam macht.
Formuliere detaillierte Pläne für die Verteidigung. Der Grundriss muss ausgekundschaftet und Baumaterial entweder gekauft oder in der Umgebung beschafft werden. Alles, einschließlich Baumaterial, Werkzeug und Vorräte, sollte bei deiner Ankunft schon vor Ort sein, so dass du nur noch bauen musst. Denk dran: Deine Verteidigung muss dich nicht nur vor Zombies, sondern auch vor Banditen schützen. Denk außerdem daran, dass diese menschlichen Angreifer zumindest zu Anfang Schusswaffen und möglicherweise Sprengstoff besitzen. Falls es ihnen gelingt, deine Verteidigung zu durchbrechen, musst du eine Rückzugposition vorbereitet haben. Diese zweite Verteidigungslinie könnte ein befestigtes Haus, eine Höhle, sogar eine einfache Mauer sein. Halte sie stets gut in Schuss und für den Ernstfall bereit. Eine starke Rückzugsposition könnte den Wendepunkt in einer sonst hoffnungslosen Schlacht bedeuten.
- PLANE EINEN FLUCHTWEG:
Was, wenn deine Verteidigung während eines Angriffs durchbrochen wird? Achte darauf, dass jeder die Lage des Fluchtwegs kennt und imstande ist, ihn auf eigene Faust zu erreichen. Vergewissere dich, dass Ersatzvorräte und Waffen gepackt und jederzeit bereit sind. Lege einen Sammelpunkt für deine fliehende Gruppe fest, eine Stelle, wo ihr euch wieder treffen könnt, wenn ihr bei einem Angriff versprengt wurdet. Euer neues »Zuhause« im Stich zu lassen, wird weder psychologisch noch gefühlsmäßig einfach sein, zumal ihr viel Zeit und Kraft in den Bau investiert habt. Menschen auf der ganzen Welt, die in ähnlich prekären Situationen leben, können ein Lied davon singen, wie schwer das sein kann. Doch so stark deine Bindung zu dem Ort ist, den du jetzt dein Zuhause nennst, es ist immer besser, ihn aufzugeben und zu fliehen, als bei seiner Verteidigung zu sterben.
Ein alternativer Zufluchtsort sollte bereits sorgfältig ausgewählt sein, bevor du in deinem neuen Zuhause eintriffst. Er sollte weit genug entfernt sein, dass Zombies oder Plünderer dich nicht von einem Lager zum nächsten verfolgen können. Gleichzeitig jedoch sollte er nah genug sein, dass man ihn mit einem Fußmarsch unter härtesten Bedingungen erreichen kann. (Du weißt nie, wann du deinen ersten Stützpunkt aufgeben musst.) Abermals, auch dieser Ort muss vor der Epidemie gewählt werden. Die Suche nach einem neuen Heim oder etwas anderem wird nach deren Ausbruch nicht leicht sein (siehe den nächsten Abschnitt).
- SEI AUF DER HUT:
Wenn du dich eingelebt hast, die Verteidigung errichtet, die Gebäude gebaut, die Saat ausgebracht und die Arbeit eingeteilt wurde, sollte deine Wachsamkeit auf gar keinen Fall nachlassen. Späher sollten ständig auf Posten sein. Sorge dafür, dass sie gut getarnt sind und eine Möglichkeit haben, die anderen zuverlässig zu alarmieren. Achte dabei darauf, dass diese Möglichkeit nicht auch die Angreifer aufmerksam macht. Lege eine sichere Grenze außerhalb deiner Verteidigungslinien fest. Lasse diese Grenze Tag und Nacht überwachen. Leute, die das Gelände verlassen, sollten das nie allein und nie unbewaffnet tun. Die im Lager sollten jederzeit imstande sein, den Waffenschrank binnen Sekunden zu erreichen und im Fall eines Angriffs kampfbereit zu sein.
- VERLASSE DEIN VERSTECK NICHT:
Obwohl die Topographie deines Stützpunktes das Risiko einer Entdeckung minimieren sollte, weißt du nie, wann sich ein Zombie oder Plünderer in die Nähe deines Lagers verirrt. Stelle sicher, dass nachts keine Lichter zu sehen sind. Sorge dafür, dass sich der Rauch deines Feuers vor Tagesanbruch verflüchtigt hat. Wird dein Lager nicht schon von natürlichen Elementen getarnt, dann tarne es künstlich. Wahre zu jeder Tages- und Nachtzeit »Lärmdisziplin«. Rufe nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Isoliere deine Gemeinschaftsräume so, dass Musik, Unterhaltungen und andere Geräusche nicht nach außen dringen können. Postiere bei neuen Bauarbeiten und täglicher Wartung zusätzliche Späher an der Stelle, bis zu der potenzieller Lärm maximal dringen kann. Denke daran, dass selbst leiseste Geräusche vom Wind weitergetragen werden und deine Position verraten können.
Verursacht deine Energiequelle Lärm (z. B. ein Dieselgenerator), achte darauf, dass er lärmgeschützt ist und selten benutzt wird. So einen Zustand permanent erhöhter Wachsamkeit aufrechtzuerhalten, wird zunächst nicht leicht sein. Im Lauf der Zeit jedoch wird dir diese Haltung in Fleisch und Blut übergehen. Auf diese Weise lebten die Menschen jahrhundertelang. Ein Großteil der Menschheitsgeschichte ist die Geschichte von kleinen Inseln der Ordnung in einem Meer aus Chaos; die Menschen kämpften ums Überleben, derweil ständig die Gefahr einer Invasion über ihren Köpfen schwebte. Wenn sie auf diese Weise zahllose Generationen überleben konnten, kannst du es mit ein bisschen Übung auch.
- BLEIBE ISOLIERT:
Gib deiner Neugier nicht nach, unter keinen Umständen! Sogar ein fachkundiger, in der Kunst der Tarnung bestens ausgebildeter Kundschafter, kann versehentlich Armeen von Untoten zurück zu eurem Lager führen. Wenn dein Kundschafter von Briganten gefangen genommen und gefoltert wird, werden die Banditen vielleicht euren Aufenthaltsort erfahren. Zusätzlich zur dramatischeren Bedrohung durch Zombies und Banditen besteht zudem stets das Risiko, dass dein Späher sich mit einer herkömmlichen Krankheit infiziert und den Rest der Gruppe ansteckt. (Da dir nur wenige Medikamente zur Verfügung stehen, können Epidemien jeder Art verheerend sein.) Vor Ort zu bleiben bedeutet nicht, Ohren und Augen vor dem Rest der Welt zu verschließen. Dynamo- oder solarbetriebene Funkgeräte sind ein perfektes Mittel, um Informationen zu sammeln.
Aber hör nur mit! Wenn du sendest, erfährt jeder deine Position, der auch nur über die einfachste Peilanlage verfügt! Wie sehr du den Mitgliedern deiner Gruppe auch vertraust, es wäre sicher nicht schlecht, alle Sender, Leuchtkugeln und andere Signalvorrichtungen unter Verschluss zu halten. Ein Moment der Schwäche könnte deine gesamte Existenz gefährden. Dein Führungstraining wird dir eine wertvolle Hilfe dabei sein, mit einem so heiklen Thema angemessen umzugehen.
Geländearten
Wirf einen Blick auf die Weltkarte und suche das beste Land und das mildeste Klima. Vergleiche diese Daten mit der Bevölkerungsdichte, und du wirst eine perfekte Übereinstimmung erhalten. Schon die frühesten Menschen wussten, worauf sie achten mussten, als sie mit dem Bau von Gemeinschaften begannen: gemäßigtes Klima, fruchtbarer Boden, reichlich frisches Wasser und ein Übermaß an natürlichen Ressourcen. Diese vorzüglichen Regionen wurden die ersten Hochburgen der Menschheit, die sich zu den modernen Bevölkerungszentren entwickelt haben, die wir heute kennen. Diese Art des Denkens, diese logischen Schlussfolgerungen, musst du vollkommen aufgeben, wenn du dir dein neues Zuhause suchst. Zurück zur Landkarte. Sagen wir, du findest einen Ort, der sofort ansprechend erscheint. Die Möglichkeit ist groß, dass mehrere Millionen Menschen genau das Gleiche denken, wenn sie gezwungen sind zu fliehen. Widersetze dich dieser Denkweise mit dem Motto »Härter ist besser«, denn um so sicher wie möglich zu sein, bist du gezwungen, die rauesten, extremsten und menschenfeindlichsten Orte auf Erden aufzusuchen.
Du musst ein Gebiet finden, das so unwirtlich und lebensfeindlich aussieht, dass du nicht im Traum daran denken würdest, dort freiwillig ein Zuhause zu errichten. Die folgende Liste verschiedener Geländearten wurde erstellt, um dir dabei zu helfen, eine kenntnisreiche Wahl zu treffen. Ergänzende Lehrbücher werden dir detailliertere Informationen über die genauen Wetterverhältnisse, verfügbare Nahrung, Wasser, natürliche Ressourcen und so weiter liefern.
- WÜSTE
Nach den Polarregionen ist die Wüste eine der härtesten und da mit sichersten Umgebungen der Welt. Im Gegensatz zu dem, was wir aus Filmen kennen, ist die Wüste nicht nur ein Meer aus Sand. Es ist nicht schwierig, Steine zu brechen, zu formen und zum Bau von komfortablen Häusern oder, noch wichtiger, zur Errichtung von Verteidigungsmauern zu verwenden.
Je abgelegener das Lager, desto größer die Chance, dass es nicht von Angreifern entdeckt wird. Diese schurkischen Plünderer haben mit Sicherheit kein Interesse, durch eine weite Wüste zu reisen, von der sie wissen, dass hier keine größere Ansiedlung existiert. Was wäre der Sinn? Und selbst wenn einige es versuchen würden, die enorme Hitze und der Wassermangel würden sie wahrscheinlich umbringen, bevor sie das Lager überhaupt auch nur zu Gesicht bekämen. Zombies dagegen würden unter diesem Problem nicht leiden.
Hitze und Durst spielen in ihrer Gleichung keine Rolle. Im Gegenteil: Die trockene Luft würde ihre ohnehin nur langsam fortschreitende Verwesung noch verzögern. Wenn die gewählte Wüste zwischen bevölkerten Gebieten liegt, wie zum Beispiel im amerikanischen Südwesten, ist das Risiko groß, dass dein Lager entdeckt wird.
Wenn du deine befestigte Anlage nicht auf dem Gipfel eines Berges oder einer großen Felsformation errichtet hast, erfordert flaches Gelände zusätzliche künstliche Verteidigungsanlagen.
- BERGE
Je nach Position und Höhe bietet diese Umgebung ausgezeichnete Verteidigungsmöglichkeiten gegen die lebenden Toten. Je steiler der Hang, desto schwerer wird es für sie sein, ihn zu erklimmen. Verfügt der betreffende Berg nicht über Straßen oder breite Wege, können menschliche Banditen genauso daran scheitern. Obwohl hohe Erhebungen dir einen besseren Überblick über das Umland verschaffen, ist Tarnung schwieriger. Maßnahmen zum Tarnen des Lagers haben oberste Priorität, besonders was Licht und Rauch angeht.
Ein anderer Nachteil der strategisch besseren Höhenlage ist die Entfernung zu nützlichen Ressourcen. Ausflüge ins Tal, um Nahrung, Wasser und Baumaterial zu beschaffen, gefährden deine Sicherheit. Konsequenterweise muss der Gipfel, den du wählst, nicht unbedingt der höchste oder am leichtesten zu verteidigende sein, sondern der, auf dem es alles gibt, was du zum Überleben brauchst.
- DSCHUNGEL
Dschungel oder tropische Regenwälder, das Gegenteil von Wüsten, versorgen dich mit allem an Wasser, Nahrung und Baumaterialien, was du brauchst, ebenso mit einer Vielzahl von Heilpflanzen, Brennmaterial und leicht zugänglicher Tarnung. Das dichte Laubwerk wirkt wie ein Schalldämpfer und dämpft Geräusche, die in offenem Gelände über Meilen hinweg zu hören wären. Im Gegensatz zu dem, was wir im Kapitel »Über den Angriff« gelernt haben, wo das Gelände gegen eine Gruppe von Jägern arbeitet, sind schlechte Sicht und sumpfiger Boden perfekt für eine Verteidigungsstellung geeignet. Gruppen von Banditen können leicht in einen Hinterhalt gelockt und ausgeschaltet werden. Einzelne Zombies können erledigt werden, ohne andere zu alarmieren. Natürlich bringt dieses äquatoriale Ökosystem auch Nachteile mit sich. Feuchtigkeit bringt Leben hervor, was in diesem Fall Millionen verschiedener Spezies von Bioorganismen bedeutet.
Krankheiten sind eine ständige Bedrohung. Der kleinste Schnitt oder Kratzer kann schnell Wundbrand entwickeln. Nahrung verdirbt schneller als in trockenerem Klima. Ausrüstung aus Metall wird schnell Rost ansetzen. Jede Kleidung, die nicht imprägniert oder sonst wie behandelt ist, wird dir buchstäblich am Körper verfaulen. Schimmel wird allgegenwärtig sein. Dein größter Feind wird die lokale Insektenpopulation sein. Einige werden bloß ein Ärgernis sein, andere schmerzhafte oder sogar fatale giftige Stiche zufügen. Einige werden schlimme Krankheiten wie zum Beispiel Gelbfieber, Malaria oder Denguefieber übertragen. Ein positiver umweltbedingter Aspekt des Überlebens im Dschungel hingegen ist, dass die hohe Luftfeuchtigkeit im Zusammenspiel mit einer Vielzahl von Mikroorganismen die Verwesung der Untoten beschleunigt. Feldversuche haben ergeben, dass Zombies im Dschungel um mindestens zehn Prozent schneller verwesen! In manchen Fällen waren es sogar bis zu fünfundzwanzig Prozent. All diese Faktoren laufen darauf hinaus, dass es sich um eine Umgebung mit vielen natürlichen Härten handelt, die aber für den Überlebenskampf im Ernstfall besonders gut geeignet ist.
- GEMÄSSIGTE WÄLDER
Um lange Zeit zu überleben, ist diese Geländeart mit Abstand die komfortabelste. Allerdings bringt so ein attraktives Land eine Reihe von Problemen mit. Die Wildnis des nördlichen Kanada wird mit Sicherheit von Flüchtlingen übervölkert sein. Die unvorbereiteten panischen Massen fliehen mit Sicherheit Richtung Norden. Zumindest im ersten Jahr werden sie durch die Wildnis streifen, dem Land Nahrung entziehen, Gewalt anwenden, um sich Ausrüstung zu beschaffen, und in den kalten Wintermonaten vielleicht sogar vor Kannibalismus nicht zurückschrecken.
Ohne Zweifel werden Briganten unter ihnen sein oder später auf den Plan treten, wenn einige beschließen, eine sichere Siedlung zu gründen. Und natürlich nicht zu vergessen die Gefahr durch Zombies. Die gemäßigten Wälder sind immer noch relativ nahe an der Zivilisation und von Niederlassungen der Menschen durchzogen. Zusammenstöße mit Ghulen werden zehnmal so wahrscheinlich sein wie unter normalen Umständen. Bei einem konstanten Strom von Flüchtlingen ist es so gut wie sicher, dass die Untoten ihnen einfach nach Norden folgen.
Bedenke auch, dass Zombies im Winter einfrieren und im Sommer auftauen können. Ziehe ein Gebiet nur in Betracht, wenn es durch natürliche Barrieren isoliert ist: Berge, Flüsse usw. Alles andere - auch wenn es weit von der Zivilisation entfernt zu sein scheint - wäre ein zu großes Risiko. Glaube nicht, dass die enormen Weiten von Sibirien sicherer sind als der Norden Kanadas. Vergiss nicht: Südlich dieser dünn besiedelten Wildnis liegen Indien und China, die beiden bevölkerungsreichsten Nationen der Erde.
- TUNDRA
Flüchtlinge werden kaum glauben, dass dieses karge Land Leben erhalten kann. Jene, die es versuchen, werden ohne große Mengen Vorräte, sorgsam ausgewählte Ausrüstung oder ausgeprägte Kenntnis der Umgebung einfach untergehen. Auch Banditen werden es schwer haben zu überleben. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sich niemand so weit nach Norden wagen. Die lebenden Toten dagegen können dein Lager erreichen. Diejenigen, die der Spur der Flüchtlinge nach Norden gefolgt sind, oder ehemalige Flüchtlinge, die als Zombies wieder erwachten, könnten deine Anwesenheit entdecken und andere aufmerksam machen. Ihre Anzahl wird jedoch nicht groß sein; deine Gruppe dürfte mit ihnen fertig werden. Errichte dennoch eine wirkungsvolle Verteidigungslinie und sei stets wachsam. Genau wie in gemäßigten Wäldern, solltest du damit rechnen, dass Zombie-Aktivitäten den Jahreszeiten folgen.
- POLE
Diese Umwelt ist ohne Zweifel die unwirtlichste auf dem Planeten. Extrem niedrige Temperaturen, kombiniert mit starken kalten Winden können einen Menschen, der der Witterung ausgesetzt ist, binnen Sekunden töten. Baumaterial besteht hauptsächlich aus Eis und Schnee. Benzin wird rar sein. Heil- oder andere Pflanzen wird man vergebens suchen. Nahrung ist reichlich vorhanden, aber man braucht Geschick und Erfahrung, sie zu finden. Selbst im Sommer ist Unterkühlung eine ständige Gefahr. Dein Leben hängt jeden Tag am seidenen Faden. Ein Fehler bezüglich Nahrung, Kleidung, Unterkunft oder Hygiene kann deinen sicheren Tod bedeuten. Viele Leute haben von Allariallak gehört, dem Inuit, dessen Leben in der zugefrorenen Region der Hudson Bay in dem Film Nanuk, der Eskimo dokumentiert wurde. Nur wenige wissen, dass »Nanuk« ein Jahr nach Beendigung der Dreharbeiten verhungerte. Das soll nicht heißen, dass es unmöglich ist, in der Polarregion zu leben. Menschen haben es über Jahrtausende erfolgreich bewerkstelligt. Jedoch erfordert es das Zehnfache an Wissen und einen eisernen Willen, um ein Leben am obersten oder untersten Ende der Welt auch nur in Erwägung zu ziehen. Wenn du nicht bereit bist, wenigstens einen Winter unter diesen Bedingungen zu verbringen, dann versuche es gar nicht erst, wenn die Zeit für die Flucht gekommen ist. Warum also dorthin gehen? Warum den Tod in einer so lebensfeindlichen Umgebung riskieren, wenn das Hauptziel Überleben heißt? Die Antwort ist, dass diese unwirtliche Umgebung deine einzige Sorge sein wird, Flüchtlinge und Plünderer werden es nie so weit schaffen.
Die Chance, dass Zombies zufällig so weit Richtung Norden wandern, liegt bei eins zu fünfunddreißig Millionen (eine bewiesene Statistik). Gleichwohl besteht hier, wie in gemäßigten Wäldern oder der Tundra, das Risiko, dass ein verirrter Ghul auf seiner Wanderschaft einfriert und wieder auftaut. Wenn sich dein Lager in Küstennähe befindet, denke daran, dass einer an Land gespült werden oder von einem treibenden, verseuchten Schiff kommen könnte. Anfangs bergen Küsten auch die Gefahr durch Piraten. (Mehr dazu im Abschnitt »Inseln«.) Unterhalte eine Reihe dauerhafter Verteidigungsanlagen und sei stets wachsam, auch wenn die Notwendigkeit dazu wesentlich geringer ist als in jeder anderen Umgebung.
- INSELN
Was könnte sicherer sein als Land, das auf allen Seiten von Wasser umgeben ist? Zombies können nicht schwimmen. Heißt das nicht, dass das Leben auf einer Insel bei einem »worst-case scenario« die beste Wahl ist? Bis zu einem gewissen Grad, ja. Die geographische Isolation schließt die Gefahr von Zombie-Massenwanderungen aus, mit denen man rechnen muss, wenn Milliarden jeden Kontinent der Erde bevölkern. Selbst Inseln nur einige Meilen vor der Küste werden dich vor wimmelnden, lärmenden Horden schützen. Allein aus diesem Grund sind Inseln immer eine bevorzugte Wahl. Allerdings garantiert dir der Umstand, dass du auf einem von Wasser umgebenen Felsen lebst, nicht das Überleben. Inseln in Küstennähe werden das logische Ziel vieler Flüchtlinge sein. Jeder mit einem Boot oder Floß wird sich dorthin aufmachen. Schurken werden sie als Stützpunkte für Beutezüge auf dem Festland nutzen. Inseln vor der Küste können auch durch Industrieunfälle verwüstet werden, wenn eine Chemieanlage im Landesinneren ihre giftigen Abfälle in nahe gelegene Flüsse verklappt. Um diese unmittelbaren Gefahren zu vermeiden, solltest du eine Insel wählen, die nur mit einem robusten Schiff und Kenntnissen der Navigation erreicht werden kann. Suche eine Insel ohne natürlichen Hafen oder zu viele leicht zugängliche Strände. Das macht sie für andere Flüchtlinge auf See, die die gleiche Strategie wie du verfolgen, unattraktiv. (Bedenke, wenn du eine Insel kaufst, wird das die Leute nur vor der Krise fern halten! Kein Schiff voll hungriger, verzweifelter Flüchtlinge wird sich an ein »Zutritt verboten«-Schild halten.) Suche nach Inseln mit hohen Klippen und, wenn möglich, ausgedehnten, gefährlichen Riffen.
Selbst mit diesen natürlichen Grenzen musst du Verteidigungs- und Tarnmaßnahmen ergreifen. Noch lauern Gefahren da draußen! In der Anfangsphase der Krise segeln möglicherweise Piraten von Insel zu Insel, um den Überlebenden abzunehmen, was sie können. Suche den Horizont stets nach ihren Schiffen ab. Zombies können ebenfalls in vielen verschiedenen Formen auftauchen. Wenn die ganze Welt verseucht wurde, werden mit Sicherheit viele auf dem Grund unserer Meere herumwandern. Es besteht die - zugegebenermaßen geringe - Möglichkeit, dass einer unter Wasser den Hang empor läuft, der zu deinem kleinen Küstenabschnitt führt. Andere, die noch die Schwimmwesten aus ihrem früheren Leben tragen, können von der Strömung zur Insel getrieben werden. Dann besteht die Gefahr eines von Zombies verseuchten Schiffs, das in einem »worst-case scenario« an deinem Strand auf Grund läuft und seine tödliche Fracht ausspuckt. Egal, was passiert, vernichte deine Fluchtmöglichkeiten nicht. Ziehe dein Boot an Land oder lasse es getarnt am Ufer vertäut. Es zu verlieren, würde bedeuten, dass aus deiner Festung ein Gefängnis wird.
- AUF DEM MEER
Es wurde angedeutet, dass eine Mannschaft, eine Gruppe, mit dem richtigen Schiff in einem »worst-case scenario« auf See überleben könnte. Theoretisch ist das möglich, aber die Erfolgsaussichten sind verschwindend gering. Kurzfristig werden viele Leute mit allem Möglichen in See stechen, vom Zwei-Personen-Segelboot bis zum 80.000-Tonnen-Frachter. Sie werden von dem leben, was sie an Bord gebracht haben, die verseuchten Häfen der Welt plündern, angeln und wenn möglich frisches Wasser destillieren. Piraten in schnellen, bewaffneten Privatjachten werden die Meere unsicher machen. Diese modernen Seeräuber gibt es schon heute; sie überfallen Frachtschiffe und Jachten an vielen Küsten der Dritten Welt und sogar an strategisch wichtigen Umschlagplätzen. In einem »worst-case scenario« wird ihre Anzahl innerhalb kürzester Zeit auf mehrere tausend ansteigen, und sie werden bei der Auswahl ihrer Ziele nicht besonders wählerisch sein.
Wenn militärische Häfen überrannt werden, werden die Kriegsschiffe, die nicht zur Unterstützung von Militäreinsätzen an Land abkommandiert wurden, Anker lichten und sich auf den Weg in sicherere Gewässer machen. In Stützpunkten auf abgelegenen Atollen wird das Marinepersonal dieser Welt ausharren, bis die Krise zu Ende geht - und möglicherweise können sie lange warten.
Nach einigen Jahren werden die Zeit und die Elemente ihren Tribut von diesen ad hoc entstandenen Meeresnomaden fordern. Schiffe, die auf fossilen Treibstoff angewiesen sind, werden hilflos auf dem Meer treiben, wenn er verbraucht ist. Wer versucht, verlassene Häfen und Treibstofflager zu plündern, wird wahrscheinlich als Zombiefutter enden. Wenn Medikamente und Vitamine ausgehen, werden Krankheiten wie Skorbut grassieren. Raue See wird viele Boote zerstören. Piraten werden sich schließlich gegenseitig ausrotten, auf potenzielle Opfer treffen, die keine Lust haben, sich kampflos zu ergeben, und auf vereinzelte lebende Tote stoßen. Letzteres wird darüber hinaus zur Infizierung der Seeräuber führen, was die Gefahr von Untoten auf dem Meer erhöht.
Verlassene Zombie-Geisterschiffe werden ziellos über die Weltmeere treiben, und der salzige Wind wird ihr Stöhnen über das Wasser tragen. Dieser Wind wird schließlich empfindliche Maschinen lahm legen, wie etwa Wasseraufbereiter und Stromgeneratoren. Innerhalb weniger Jahre werden nur noch vereinzelte Segelschiffe unterwegs sein. Alle anderen Besatzungen werden gesunken, auf Grund gelaufen, wieder auferstanden oder einfach an einem abgelegenen Strand vor Anker gegangen sein, um ihr Glück im Landesinneren zu versuchen.
Wer mit dem Gedanken spielt, sein Leben auf dem Meer zu verbringen, muss folgende Voraussetzungen erfüllen:
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Mindestens zehn Jahre Erfahrung auf See, entweder bei der Handelsmarine oder beim Militär. Nur eine Privatjacht zu besitzen, ist keine ausreichende Qualifikation.
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Ein robustes, windbetriebenes Schiff, mindestens dreißig Meter lang oder länger, mit Ausrüstung, die überwiegend aus anorganischem, rostfreiem Material besteht.
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Die Fähigkeit, auf konstanter Basis Trinkwasser zu destillieren, ohne vom Regen abhängig zu sein! Dein System und die Maschinen müssen nicht nur einfach, leicht zu bedienen und rostbeständig sein, du musst außerdem ein Ersatzsystem an Bord haben.
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Die Fähigkeit, Nahrung zu fangen und ohne nicht erneuerbaren Brennstoff zuzubereiten. Mit anderen Worten: kein Propangas-Herd.
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Umfassende Kenntnisse über alle Wasserpflanzen und -tiere. Alle Vitamine und Mineralien, die es an Land gibt, können durch entsprechende aus dem Meer ersetzt werden.
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Eine Notfallausrüstung für jeden in deiner Gruppe, für den Fall, dass das Schiff verlassen werden muss.
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Kenntnisse über die Position von sicheren Häfen. Alle Boote brauchen einen Hafen, wie primitiv er auch sein mag. Es kann eine Felsgruppe vor der Küste Kanadas oder ein karges Atoll im Pazifik sein. Egal, was es ist, wenn du nicht weißt, wo sich dein Hafen befindet, wenn ein Sturm aufzieht, steht dir das Wasser über kurz oder lang - sprichwörtlich und buchstäblich - bis zum Hals.
Mit diesem Wissen ist dein Leben womöglich einfacher zu gestalten. Benutze dein Boot als bewegliches Heim, während du von Insel zu Insel oder von Küste zu Küste ziehst. Das wird eine komfortablere, sicherere Existenz als auf dem offenen Meer sein. Halte dennoch nach Zombies in flachem Wasser Ausschau und achte jederzeit, jederzeit, auf dein Ankertau. Theoretisch ist diese Art von Leben möglich, aber nicht empfehlenswert.
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Dauer
Wie lange wirst du diese primitive Existenz ertragen müssen? Wie lange, bis die wandelnden Toten einfach zu Staub zerfallen? Wie viel Zeit wird vergehen, bis das Leben wieder in annähernd normalen Bahnen verläuft? Leider gibt es darüber keine exakten Erkenntnisse. Der erste auferstandene Zombie wird, wenn er nicht gefroren, einbalsamiert oder sonst wie konserviert wurde, nach fünf Jahren vollständig verwest sein. Aber bis die Untoten die Weltherrschaft errungen haben, können bereits zehn Jahre vergangen sein. (Vergiss nicht, du fliehst, wenn der Krieg beginnt, nicht, wenn er endet.) Wenn Zombies den Planeten wahrhaftig beherrschen und es keine infizierbaren Menschen mehr gibt, wird es für die meisten rund fünf Jahre dauern, bis sie vollständig verwest sind. Trockenes Klima und Kälte werden viele konservieren und möglicherweise für Jahrzehnte funktionstüchtig halten.
Banditen, Flüchtlinge und andere Überlebende wie du können zu
ihrer Beute werden und der älteren, vergänglichen Horde eine
neuere, wenn auch kleinere Generation hinzufügen. Im Lauf der Zeit,
wenn diese Zombies zu Staub zerfallen sind, werden nur noch die
Untoten übrig bleiben, die künstlich konserviert oder jeden Winter
wieder eingefroren wurden. Nach denen wirst du noch Jahrzehnte
Ausschau halten müssen. Deine Kinder und sogar deine Kindeskinder
werden sich noch vor ihnen hüten müssen. Aber wann wird es sicher
sein, wieder herauszukommen?
1. Jahr: Der Notstand wird ausgerufen. Du fliehst. Deine Verteidigung ist aufgebaut; dein Lager errichtet. Die Arbeit ist verteilt. Ein neues Leben beginnt. Die ganze Zeit verfolgst du Radio- und Fernsehsendungen und informierst dich genau über den Verlauf des Konflikts.
5.-10. Jahr: Irgendwann im Laufe dieser Zeitspanne endet der Krieg. Die Toten haben gesiegt. Die Signale hören auf. Du gehst davon aus, dass die ganze Welt überrannt wurde. Du lebst dein Leben weiter und behältst die Verteidigung im Auge, da Banditen und Flüchtlinge in deine Zone eindringen könnten.
20. Jahr: Nach zwei Jahrzehnten der Isolation
denkst du daran, eine Gruppe Kundschafter auszusenden. Damit
riskierst du, dass man euch entdeckt. Wenn die Gruppe nicht zum
vereinbarten Zeitpunkt zurückkehrt, gehst du davon aus, dass sie
verloren ist, vielleicht sogar deinen Standort verraten hat. Du
hältst dich verborgen. Schick keine weitere Suchmannschaft
aus und bereite dich auf einen Kampf vor. Mindestens fünf Jahre
wird keine weitere Kundschaftergruppe ausgeschickt. Sollten die
Kundschafter zurückkehren, werden ihre Entdeckungen dein weiteres
Vorgehen bestimmen.
Deine Kundschafter werden eine neue Welt entdecken, in der eines dieser drei Szenarien vorherrschen wird:
-
Zombies ziehen immer noch durch die Welt. Neben den künstlich konservierten und denen, die jeden Winter einfrieren, existieren Millionen weitere. Obwohl sie nur vereinzelt auftauchen, einer auf zwei Quadratmeilen, sind sie nach wie vor das vorherrschende Raubtier des Planeten. Fast alles menschliche Leben ist verschwunden. Die Überlebenden halten sich versteckt.
-
Wenige Untote sind übrig. Verwesung und konstante Kriegführung haben ihren Preis gefordert. Vielleicht wird nur noch alle hundert Meilen oder so ein vereinzelter Zombie gesichtet. Die Menschheit kehrt zurück. Enklaven von Überlebenden haben sich zusammengeschlossen und versuchen, die Gesellschaft wieder aufzubauen. Das könnte in mancherlei Form geschehen, von einem harmonischen Kollektiv gesetzestreuer Bürger bis hin zu einer chaotischen Feudalgesellschaft von Barbaren und Kriegern. Letzteres wäre Grund genug, im Versteck zu bleiben.
Es besteht die Möglichkeit, dass alle oder einige Exilregierungen wieder in Erscheinung treten. Unterstützt von dem, was von Militär und Polizei noch übrig ist, und ausgestattet mit eingelagerter Technologie und umfassendem Knowhow, werden sie erfolgreich versuchen, der Menschheit langsam wieder die Vorherrschaft zu sichern.
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Nichts hat überlebt. Bevor sie schließlich verwesten, haben die lebenden Toten alle Spuren der Menschheit vom Angesicht dieser Erde getilgt. Flüchtlinge wurden aufgefressen. Banditen haben sich entweder gegenseitig umgebracht oder sind bei Angriffen von Ghulen ums Leben gekommen.
Die Lager von Überlebenden sind Angriffen, Krankheiten, inneren Unruhen oder schlichter Langeweile zum Opfer gefallen. Es ist eine stumme Welt ohne jegliche Aktivitäten von Zombies oder Menschen. Abgesehen vom Wind, der in den Bäumen rauscht, Wellen, die ans Ufer branden, und dem Zirpen und Rufen der Überreste der Tierwelt ist ein unheimlicher Frieden über die Welt gekommen, wie sie ihn seit Jahrmillionen nicht mehr erlebt hat.
Egal, wie die Situation der Menschen (oder Untoten) aussieht - das Tierreich wird seine eigene Metamorphose durchleben. Jede Kreatur, der keine Flucht gelingt, wird von den lebenden Toten verschlungen. Das führt zur Ausrottung vieler Spezies von grasenden Tieren, die die Hauptnahrungsquelle großer Raubtiere darstellen. Raubvögel werden ebenfalls vom Verhungern bedroht sein, genau wie Aas-Vögel. (Vergiss nicht, dass das Fleisch eines Zombies selbst dann noch vergiftet ist, wenn er vernichtet wurde.) Sogar Insekten könnten je nach Größe und Schnelligkeit Ziel umherstreifender Zombies werden.
Schwer zu sagen, welche Arten der Tierwelt die Erde erben werden. Fest steht jedoch, dass eine Welt der Untoten genauso viel - wenn nicht mehr - Einfluss auf das globale Ökosystem haben wird wie die letzte Eiszeit.
Was dann?
Postapokalyptische Geschichten zeigen für gewöhnlich die Überlebenden eines neuen Zeitalters, die ihre Welt in dramatischen Schritten wieder für sich erobern, indem sie beispielsweise eine ganz Stadt besiedeln. Das sorgt vor allem in Filmen für spektakuläre Bilder, repräsentiert aber nicht die sicheren oder wirkungsvollen Methoden einer Rekolonisierung. Statt die George-Washington-Brücke zu überqueren und Manhattan wieder zu bevölkern, wäre eine sicherere, intelligentere, wenn auch zugegebenermaßen konservativere Vorgehensweise, deinen gegenwärtigen Lebensraum zu erweitern oder einen besseren Ort zum Leben zu suchen, der jedoch ebenfalls in einem vergleichsweise isolierten Gebiet liegen sollte.
Wenn du dein Lager etwa auf einer kleinen Insel aufgeschlagen hast, wäre es am besten, auf einer größeren, ehemals bewohnten Insel zu landen, eventuelle noch verbliebene Zombies zu beseitigen und die verlassenen Gebäude als dein neues Zuhause zu beanspruchen. Auf dem Festland sähe die Vorgehensweise so aus, zum Beispiel aus der tiefsten Wüste oder der gefrorenen Tundra in die nächstgelegene verlassene Stadt vorzustoßen. Survival-Handbücher für den Ernstfall werden dir beim vollständigen Wiederaufbau eine ebenso große Hilfe sein wie zahlreiche historische Abhandlungen.
Was sie dich vielleicht nicht lehren können, was du aber unbedingt machen musst, ist, dein neues, zivilisierteres Zuhause zu sichern! Bedenke: Du bist die einzige Regierung, die einzige Polizeistreitmacht, die einzige Armee in der Nähe. Die Sicherheit liegt in deiner Hand, und auch wenn die unmittelbare Gefahr vorbei sein mag, darfst du Sicherheit nie als Selbstverständlichkeit betrachten. Egal, was du finden wirst, egal, welchen Herausforderungen du dich stellen musst, halte dir stets vor Augen, dass du eine Katastrophe überlebt hast, wie es sie seit dem Aussterben der Dinosaurier nicht mehr gegeben hat: eine von den lebenden Toten beherrschte Welt.