Die Untoten:
Mythos und Wirklichkeit
Er kommt aus dem Grabe, sein Leib ein Heim für Würmer und Unrat. Seine Augen leblos, kalt seine Haut, ohne Atem seine Brust. Seine Seele verlassen und leer wie der nächtliche Himmel. Die Klinge verlacht er, Pfeilen gilt sein Hohn, denn seinem Fleische vermögen sie kein Leid zuzufügen. Ewigkeiten wird er auf Erden wandeln, das süße Blut der Lebenden wittern, sich an den Gebeinen der Verdammten gütlich tun. Wehe, er ist der lebende Tote.
Obskurer Hindu-Text, cirka 1000 v.Chr.
Zom|bie, der; -s, -s: 1. Ein wieder belebter Leichnam, der sich von Menschenfleisch ernährt. 2. Ein Voodoo-Zauber, der die Toten wieder erweckt. 3. Ein Voodoo-Schlangengott. 4. Einer, der sich wie in Trance bewegt oder handelt, »wie ein Zombie«. / Ein Wort westafrikanischer Herkunft
Was ist ein Zombie? Wie entstehen sie? Was sind ihre Stärken und Schwächen? Welches sind ihre Bedürfnisse und Begierden? Warum sind sie der Menschheit feindlich gesonnen? Bevor du irgendwelche Überlebenstechniken lernen kannst, solltest du zuerst erfahren, gegen wen du dich zur Wehr setzt.
Als Erstes müssen wir Dichtung und Wahrheit trennen. Die wandelnden Toten sind weder das Werk »schwarzer Magie« noch einer anderen übernatürlichen Macht. Ihr Ursprung ist ein Virus, das Solanum genannt wird, ein lateinisches Wort, das Jan Vanderhaven benutzte, der die Krankheit als Erster »entdeckte«.
Solanum: Das Virus
Solanum wandert durch den Blutkreislauf - von der ursprünglichen Eintrittsstelle zum Gehirn. Auf Wegen, die noch nicht vollständig entschlüsselt wurden, nutzt das Virus die vorderen Hirnlappen zur Vermehrung und zerstört sie dabei. Während dieser Phase kommen alle Körperfunktionen zum Stillstand. Durch Herzstillstand »stirbt« der infizierte Organismus. Das Gehirn freilich bleibt am Leben, jedoch im Schlafzustand, während das Virus seine Zellen zu einem komplexen neuen Organ mutieren lässt. Die entscheidende Eigenschaft dieses neuen Organs ist seine Unabhängigkeit von Sauerstoff. Durch Überwindung des Bedürfnisses nach dieser unendlich wichtigen Ressource kann das untote Gehirn sich alle komplexen Mechanismen des menschlichen Körpers zunutze machen, ist aber keineswegs davon abhängig. Ist der Mutationsvorgang abgeschlossen, reanimiert dieser neue Organismus den Körper zu einer Lebensform, die - physiologisch gesprochen - wenig Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Leichnam hat. Einige Körperfunktionen bleiben konstant, andere funktionieren auf eine modifizierte Weise, die restlichen werden völlig abgeschaltet. Dieser neue Organismus ist ein Zombie, ein Mitglied der lebenden Toten.
- URSPRUNG
Bedauerlicherweise ist es trotz intensivster Forschung bislang nicht gelungen, isoliertes Solanum in der Natur zu finden. In Wasser, Luft und Erdboden sämtlicher Ökosysteme aller Erdteile blieb die Suche negativ, ebenso in der entsprechenden Flora und Fauna. Während diese Zeilen geschrieben werden, dauert die Suche immer noch an.
- SYMPTOME
Nachfolgende Zeittafel veranschaulicht den Krankheitsverlauf eines befallenen Individuums (plus minus mehrere Stunden, je nach Konstitution des Individuums).
Stunde 1: Schmerzen und Verfärbungen (braun-purpur) des infizierten Bereichs. Sofortige Verschorfung der Wunde (sofern die Infektion von einer Wunde stammt).
Stunde 5: Fieber (38 - 39,5 Grad C), Schüttelfrost, leichte Demenz, Erbrechen, akute Schmerzen in den Gelenken.
Stunde 8: Lähmung der Extremitäten und des infizierten Bereichs, höheres Fieber (39,5 - 41 Grad C), zunehmende Demenz, Verlust der Muskelkoordination.
Stunde 11: Lähmung des Unterleibs, generelle Taubheit, verlangsamter Herzschlag.
Stunde 16: Koma.
Stunde 20: Herzstillstand. Null Gehirnaktivität.
Stunde 23: Wiederbelebung.
- ANSTECKUNG
Solanum ist hundertprozentig ansteckend und hundertprozentig tödlich. Zum Glück für die Menschheit kommt das Virus weder im Wasser noch in der Luft vor. Es sind niemals Fälle bekannt geworden, bei denen Menschen sich durch die Elemente der Natur infiziert hätten. Eine Ansteckung findet nur durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten statt. Der Biss eines Zombies ist zwar der bekannteste Ansteckungsweg, aber keinesfalls der einzige. Menschen haben sich schon angesteckt, indem sie offene Wunden an denen eines Zombies rieben oder nach einer Explosion mit dessen zerfetzten Überresten bespritzt wurden. Verzehr von infiziertem Fleisch führt jedoch (vorausgesetzt, die Person hat keine offenen Wunden im Mund) zu dauerhaftem Tod und keiner Infektion. Infiziertes Fleisch hat sich als äußerst toxisch erwiesen.
Keine Informationen - ob historisch überliefert oder durch Laborversuche - gibt es über die Folgen von Geschlechtsverkehr mit Untoten, doch anhand des bisher über die Natur von Solanum Gesagten lässt sich eine hohe Ansteckungsgefahr ableiten. Eine Warnung vor so einem Akt wäre sinnlos, da die einzigen Menschen, die irregeleitet genug sind, so etwas zu versuchen, sicher kaum einen Gedanken für ihre eigene Sicherheit übrig haben würden. Viele behaupten, angesichts des geronnenen Zustands von Körperflüssigkeiten der Untoten müsse die Gefahr einer Ansteckung durch andere Kontakte als Bisse gering sein. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass ein einziger Organismus allein ausreicht, den Zyklus zu beginnen.
- INFEKTION ÜBER ARTENGRENZEN HINWEG
Solanum ist für alle Lebewesen tödlich, unabhängig von Größe, Spezies oder Ökosystem. Wiederbelebung freilich findet nur bei Menschen statt. Studien haben gezeigt, dass das Solanum-Virus wenn es ein nicht menschliches Gehirn befällt, binnen weniger Stunden nach dem Tod des Wirtskörpers abstirbt, sodass der Kadaver sicher zu handhaben ist. Infizierte Tiere sterben, bevor sich das Virus in ihren Körpern vermehren kann. Ansteckung durch Insektenstiche, beispielsweise durch Moskitos, können ebenfalls vernachlässigt werden. Experimente haben gezeigt,dass alle parasitären Insekten einen infizierten Körper in 100 Prozent aller Fälle erkennen können und meiden.
- BEHANDLUNG
Hat sich ein Mensch erst einmal angesteckt, kann wenig zu seiner Rettung getan werden. Da Solanum ein Virus und kein Bakterium ist, sind Antibiotika nutzlos. Immunisierung, die einzige Möglichkeit, um ein Virus zu bekämpfen, ist gleichermaßen nutzlos, da selbst die geringste Dosis zu einer ausgewachsenen Infektion führt. Genetische Forschungen sind noch nicht abgeschlossen. Deren Ziele reichen von stärkeren menschlichen Antikörpern über eine stabilere Zellstruktur bis hin zu einem Antivirus, das entwickelt wurde, um Solanum zu identifizieren und zu zerstören. Diese und andere, radikalere Behandlungsmethoden befinden sich noch in den frühesten Stadien der Erforschung; Erfolge sind in unmittelbarer Zukunft nicht abzusehen. Erfahrungen auf dem Schlachtfeld führten dazu, dass infizierte Gliedmaßen - sofern der Biss dort stattgefunden hat - sofort amputiert wurden, doch derartige Behandlungsmethoden sind bestenfalls fragwürdig und haben eine Erfolgsrate von unter zehn Prozent.
Mit aller Wahrscheinlichkeit ist ein Mensch ab der Sekunde dem Tode geweiht, da das Virus in seinen Körper eindringt. Sollte sich der infizierte Mensch für Selbstmord entscheiden, so gilt es zu bedenken, dass das Gehirn zuerst ausgeschaltet werden muss. Es sind Fälle überliefert, bei denen gerade infizierte Subjekte, die nicht durch das Virus selbst zu Tode kamen, dennoch wieder belebt wurden. Diese Fälle treten meist dann auf, wenn das Subjekt nach der fünften Stunde der Infektion verstirbt. Wie auch immer, jede Person, die getötet wurde, nachdem sie gebissen oder sonst wie angesteckt wurde, sollte sofort beseitigt werden. (Siehe: »Entsorgung«, S. 39.)
- WIEDERBELEBUNG BEREITS VERSTORBENER
Man hat angedeutet, dass jüngst verstorbene menschliche Leichname wieder belebt werden könnten, würde man ihnen Solanum nach ihrem Dahinscheiden injizieren. Das ist ein Trugschluss. Zombies schenken totem Fleisch keine Beachtung und können das Virus somit nicht übertragen. Experimente, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg durchgeführt wurden (siehe: »Überlieferte Angriffe« S. 235 ff.), haben gezeigt, dass es vergeblich ist, einem Kadaver Solanum zu injizieren, da ein zum Stillstand gekommener Blutkreislauf das Virus nicht ins Gehirn transportieren kann. Injektionen direkt in das tote Gehirn wären gleichermaßen nutzlos, da die abgestorbenen Zellen nicht auf das Virus reagieren könnten. Solanum erschafft kein Leben - es verändert es.
Eigenschaften der Zombies
- KÖRPERLICHE LEISTUNGSFÄHIGKEIT
Zu oft schon wurden den Untoten übermenschliche Kräfte nachgesagt: ungewöhnliche Kraft, unglaubliche Geschwindigkeit, Telepathie usw.. Die Geschichten reichen von durch die Luft fliegenden Zombies bis zu Exemplaren, die wie Spinnen an vertikalen Oberflächen emporklettern.
Derlei Eigenschaften entbehren nicht einer gewissen Dramatik, allerdings ist der individuelle Ghul alles andere als ein magischer, allmächtiger Dämon. Vergiss niemals, dass der Körper des Untoten in jeder praktischen Hinsicht der eines Menschen ist. Die Veränderungen beschränken sich lediglich darauf, wie dieser neue, wieder belebte Körper von dem nun infizierten Gehirn benutzt wird. Ein Zombie kann unmöglich fliegen, es sei denn, der Mensch, der er einmal gewesen ist, hätte es gekonnt.
Das Gleiche gilt für die Projektion von Kraftfeldern, Teleportation, das Durchschreiten von soliden Objekten, die Verwandlung in einen Wolf, Feueratem und eine Vielzahl weiterer mystischer Eigenschaften, die den wandelnden Toten zugeschrieben werden. Man stelle sich den menschlichen Körper als Werkzeugkasten vor. Das somnambule Gehirn hat diese Werkzeuge, aber ausschließlich diese Werkzeuge, zu seiner freien Verfügung. Es kann keine neuen aus dem Nichts herbeizaubern. Aber es kann, wie man noch sehen wird, diese Werkzeuge in unkonventionellen Kombinationen benutzen oder ihre Beständigkeit über die Grenzen normaler Menschen hinaus steigern.
- Sehen
Die Augen eines Zombies unterscheiden sich nicht von denen eines normalen Menschen. Sie können - je nach ihrem Verwesungszustand - noch optische Signale ans Gehirn übermitteln; wie das Gehirn diese Signale jedoch interpretiert, steht wieder auf einem anderen Blatt. Was die optischen Fähigkeiten der Untoten angeht, so ist sich die Forschung uneins. Sie können, genau wie Menschen, Beute auf eine gewisse Entfernung erkennen, allerdings ist man nicht sicher, ob sie einen normalen Menschen von ihresgleichen unterscheiden können. Eine Theorie besagt, dass die Bewegungen von Menschen, die schneller und gewandter sind als die der Untoten, für das Zombieauge erkennbar sind. Es wurden Versuche unternommen, anrückende Ghule zu verwirren, indem Menschen ihre eckigen Bewegungen und den schlurfenden, linkischen Gang nachahmten. Bis heute zeitigte keiner dieser Versuche einen Erfolg. Es wurde postuliert, dass Zombies über Nachtsicht verfügen, was ihr Geschick bei nächtlicher Jagd erklären könnte. Diese Theorie wurde jedoch durch die Tatsache entkräftet, dass alle Zombies exzellente nächtliche Räuber sind, auch die ohne Augen.
- Gehör
Es ist gar keine Frage, dass Zombies ein ausgezeichnetes Gehör besitzen. Sie können nicht nur Geräusche erkennen, sondern auch bestimmen, aus welcher Richtung sie kommen. Die Reichweite scheint zunächst etwa der des menschlichen Gehörs zu entsprechen. Experimente mit extrem hohen und niedrigen Frequenzen führten zu negativen Ergebnissen.Tests haben darüber hinaus ergeben, dass Zombies von allen Arten von Geräuschen angelockt werden, nicht nur von denen von Lebewesen. Man hat festgestellt, dass Ghule Geräusche registrieren, die lebendige Menschen nicht hören.
Die wahrscheinlichste, wenn auch unbewiesene Erklärung ist die, dass Zombies von allen Sinnen gleichermaßen abhängig sind. Menschen sind von Geburt an auf ihr Sehvermögen fixiert und verlassen sich nur auf ihre anderen Sinne, wenn die primäre Sinneswahrnehmung verloren geht. Vielleicht ist dies eine Einschränkung, die für die wandelnden Toten nicht gilt. Wenn ja, würde es ihre Fähigkeiten erklären, in völliger Dunkelheit zu jagen, kämpfen und fressen.
- Geruch
Im Gegensatz zum Gehör ist der Geruchssinn der Zombies höchst überdurchschnittlich. In Kampfsituationen und Labortests konnten sie den Geruch lebendiger Beute über allen anderen wahrnehmen.
In vielen Fällen und bei idealen Windbedingungen konnten Zombies frische Leichen über eine Entfernung von mehr als einer Meile riechen. Das bedeutet wiederum nicht, dass Ghule einen besseren Geruchssinn als Menschen haben, sondern nur, dass sie sich mehr darauf verlassen. Es ist nicht bekannt, welche Ausdünstung genau die Gegenwart von Beute signalisiert: Schweiß, Pheromone, Blut usw..
Früher haben Menschen, die verseuchte Gebiete durchquerten, sich bemüht, ihren menschlichen Geruch mit Parfüm, Deodorant oder anderen streng riechenden Chemikalien zu »maskieren«. Stets erfolglos. Im Augenblick finden Versuche statt, den Geruch von Lebewesen als Lockmittel oder zur Vertreibung der wandelnden Toten zu synthetisieren. Ein erfolgreiches Produkt dürfte aber noch Jahre auf sich warten lassen.
- Geschmack
Über die veränderten Geschmacksknospen der wandelnden Toten ist wenig bekannt. Zombies können Menschenfleisch von dem von Tieren unterscheiden und ziehen Ersteres vor.
Ghule besitzen darüber hinaus die bemerkenswerte Eigenheit, dass sie Aas zugunsten von gerade erst getötetem Fleisch ablehnen. Ein menschlicher Leichnam, der länger als zwölf bis achtzehn Stunden tot ist, wird als Nahrung nicht mehr angenommen. Das Gleiche gilt für Kadaver, die einbalsamiert oder sonst wie behandelt wurden. Es ist noch nicht sicher, ob das etwas mit »Geschmack« zu tun hat. Es könnte auch mit dem Geruchssinn oder einem anderen Instinkt zu tun haben, der noch nicht entdeckt wurde. Auf die rätselhafte, frustrierende und beängstigende Frage, warum genau Menschenfleisch bevorzugt wird, ist die Wissenschaft bisher eine Antwort schuldig geblieben.
- Tastsinn
Zombies haben buchstäblich keine taktilen Empfindungen. Alle Nervenrezeptoren im gesamten Körper bleiben nach der Wiederbelebung tot. Das ist wahrhaftig ihr größter und schrecklichster Vorteil gegenüber den Lebenden. Wir Menschen besitzen die Gabe, körperlichen Schmerz als Signal für Beschädigungen am Körper zu empfinden. Unser Gehirn stuft solche Signale ein, stellt den Zusammenhang mit ihrer Ursache her und speichert sie dann als Warnung vor künftigen Schmerzen. Diese Gabe der Physiologie und der Instinkte ermöglicht uns, als Spezies zu überleben. Die Unfähigkeit, Schmerzen zu erkennen und zu meiden, macht die wandelnden Toten so überlegen. Verletzungen werden gar nicht registriert und verhindern demzufolge auch keinen Angriff. Selbst wenn der Körper eines Zombies schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, greift er unermüdlich weiter an, bis nichts mehr von ihm übrig ist.
- Sechster Sinn
Historische Forschungen haben neben Labor- und Feldversuchen gezeigt, dass die wandelnden Toten angriffen, auch wenn ihre sämtlichen Sinnesorgane beschädigt oder vollkommen verwest waren. Heißt das, dass Zombies einen sechsten Sinn besitzen? Möglich. Lebende Menschen nutzen weniger als 5 Prozent ihrer Hirnkapazität. Es ist möglich, dass das Virus andere sensorische Fähigkeiten stimulieren kann, die von der Evolution vergessen wurden. Diese Theorie wird im Krieg gegen die Untoten am erbittertsten diskutiert. Bislang wurden keinerlei wissenschaftliche Beweise gefunden, die eindeutig dafür oder dagegen sprechen würden.
- Heilung
Ungeachtet aller Legenden und alten Überlieferungen hat sich herausgestellt, dass die Physiologie der Untoten keine Regenerationskräfte besitzt. Zellen, die beschädigt wurden, bleiben beschädigt. Alle Wunden, ganz gleich, wie groß und welcher Art sie sind, bleiben während der gesamten Dauer der Reanimation des Leichnams erhalten. Eine Vielzahl medizinischer Behandlungen wurde erprobt, um den Heilungsprozess bei gefangen genommenen Ghulen zu stimulieren. Samt und sonders ohne Erfolg. Die Unfähigkeit zur Selbstreparatur, etwas, das Lebewesen als gegeben voraussetzen, ist ein schwerer Nachteil für die Untoten. Zum Beispiel: Jedes Mal, wenn wir trainieren, zerreißen wir unsere Muskeln. Mit der Zeit wachsen diese Muskeln stärker als vorher wieder zusammen. Das Muskelgewebe eines Ghuls bleibt beschädigt, was dessen Effektivität mit jedem Einsatz verringert.
- Verwesung
Die durchschnittliche »Lebensspanne« eines Zombies - wie lange er funktionieren kann, bevor er vollkommen verwest - wird auf drei bis fünf Jahre geschätzt. So fantastisch sich das anhört - ein menschlicher Leichnam, der dem natürlichen Verwesungsprozess Einhalt gebieten kann -, der Grund dafür liegt in einfachen biologischen Sachverhalten.
Wenn ein Mensch stirbt, fallen sofort Milliarden Mikroorganismen über sein Fleisch her. Diese Mikroorganismen sind stets präsent, in der Umwelt und im Körper selbst. Im Leben dient das Immunsystem als Barriere zwischen diesen Organismen und ihrem Ziel. Im Tod wird diese Barriere entfernt. Die Organismen vermehren sich exponentiell, während sie fressen, und zersetzen den Leichnam so auf der Zellebene. Geruch und Verfärbung, die mit verwesendem Fleisch assoziiert werden, sind der biologische Prozess dieser Mikroben, die am Werk sind. Wenn man ein »abgehangenes« Steak bestellt, dann bestellt man ein Stück Fleisch, dessen Fäulnis bereits eingesetzt hat, sodass das ehedem feste Fleisch von Mikroorganismen aufgeweicht wurde, die seine zähen Fasern aufbrechen.
Binnen kurzer Zeit wird sich dieses Steak, genau wie ein menschlicher Leichnam, in nichts auflösen und nur Substanzen hinterlassen, die zu hart oder nährstoffarm für Mikroben sind, zum Beispiel Knochen, Zähne, Nägel und Haare. Das ist der normale Zyklus des Lebens, die Methode, mit der das Leben Nährstoffe in die Nahrungskette zurückführt. Um diesen Vorgang aufzuhalten und totes Gewebe zu erhalten, ist es erforderlich, dass man es in eine für Bakterien ungeeignete Umgebung bringt, zum Beispiel extrem hohen oder niedrigen Temperaturen beziehungsweise toxischen Chemikalien wie Formaldehyd aussetzt - oder, in diesem Fall, es mit Solanum sättigt.
Fast alle Mikroben, die mit dem normalen menschlichen Verwesungsprozess zu tun haben, meiden Fleisch, das von dem Virus infiziert war. Wäre dies nicht der Fall, würde sich der Kampf gegen Untote schlicht und einfach darauf beschränken, ihnen mehrere Wochen, vielleicht auch nur Tage, aus dem Weg zu gehen, bis sie zu Knochen verwest sind. Die Forschung hat den exakten Grund für diesen Zustand noch nicht herausgefunden. Man hat jedoch festgestellt, dass wenigstens einige Mikrobenarten von der abstoßenden Wirkung des Solanum verschont bleiben - andernfalls würden die Untoten für alle Ewigkeiten vollkommen erhalten bleiben. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass natürliche Bedingungen wie Feuchtigkeit und Temperatur ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.
Untote, die die Sümpfe von Louisiana heimsuchen, halten vermutlich nicht so lange wie Exemplare im kalten, trockenen Klima der Wüste Gobi. Extreme Situationen, zum Beispiel Tiefkühlen oder Eintauchen in Konservierungsflüssigkeit, könnten es einem Untoten theoretisch ermöglichen, unbegrenzte Zeit zu existieren. Es ist bekannt, dass Zombies vermittels dieser Techniken Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte überdauern konnten (siehe: »Überlieferte Angriffe« S. 235 ff.) Verwesung bedeutet allerdings nicht, dass ein Angehöriger der lebenden Toten einfach umfällt. Verwesung kann verschiedene Körperteile zu unterschiedlichen Zeiten befallen.
Es wurden Exemplare mit intakten Gehirnen, aber fast vollständig verwesten Körpern gefunden. Andere mit teilweise verwesten Gehirnen können einige Körperfunktionen kontrollieren, in anderen Bereichen aber vollkommen gelähmt sein. In jüngster Zeit wurde eine populäre Theorie veröffentlicht, die versucht, die Geschichte der antiken ägyptischen Mumien als erste Beispiele für einbalsamierte Zombies zu deuten. Die Konservierungstechniken ermöglichten es ihnen, noch mehrere Jahrtausende nach ihrer Grablegung zu funktionieren. Jeder mit auch nur rudimentären Kenntnissen über das alte Ägypten dürfte diese Geschichte fast lächerlich finden: Der wichtigste und komplizierteste Schritt bei der Vorbereitung eines Pharaos für das Begräbnis war die Entfernung des Gehirns!
- Stoffwechsel
Jüngste Beweise haben die Theorie, wonach Menschenfleisch der »Treibstoff« der Untoten ist, ein für alle Mal widerlegt. Der Verdauungstrakt eines Zombies ist vollkommen inaktiv. Das komplexe System, das Nahrung verarbeitet, Nährstoffe entzieht und Abfallstoffe ausscheidet, spielt in der Physiologie eines Zombies keine Rolle. An neutralisierten Untoten durchgeführte Autopsien haben ergeben, dass ihre »Nahrung« unverdaut in allen Sektionen des Trakts bleibt.
Diese teilweise gekaute, langsam verwesende Materie sammelt sich weiter an, wenn der Zombie weitere Opfer verschlingt, bis sie durch den Anus hinaus gezwängt wird oder buchstäblich Magen und Gedärme zum Platzen bringt. Diese dramatischeren Beispiele der Nicht-Verdauung sind selten, jedoch gibt es hunderte Augenzeugenberichte über Untote mit aufgeblähten Bäuchen.
Ein gefangenes und seziertes Exemplar enthielt 211 Pfund Fleisch in seinem Verdauungssystem! Noch seltenere Berichte haben bestätigt, dass Zombies auch dann weiter fressen, wenn ihr Verdauungstrakt längst innerlich explodiert ist.
- Atmung
Die Lungen der Untoten funktionieren dergestalt weiter, dass sie Luft einsaugen und aus dem Körper ausstoßen. Diese Funktion erklärt das kennzeichnende Stöhnen eines Zombies. Was Lungen und Körperchemie freilich nicht bewerkstelligen können, ist die Extraktion von Sauerstoff und der Ausstoß von Kohlendioxid. Eingedenk der Tatsache, dass Solanum beide Funktionen überflüssig macht, ist das gesamte System der menschlichen Atmung im Körper eines Ghuls obsolet. Das erklärt, weshalb die lebenden Toten »unter Wasser gehen« oder unter Umweltbedingungen existieren können, die für Menschen tödlich wären. Ihre Gehirne sind, wie schon oben erwähnt, unabhängig von Sauerstoff.
- Blutkreislauf
Es wäre unzutreffend, würde man behaupten, dass Zombies kein Herz haben. Es wäre allerdings nicht unzutreffend, wenn man behauptet, dass sie keine Verwendung dafür haben. Der Blutkreislauf der Untoten ist wenig mehr als ein Netzwerk nutzloser, mit geronnenem Blut gefüllter Röhren. Das Gleiche gilt für das Lymphsystem und andere Körperflüssigkeiten. Es mag den Anschein erwecken, als gäbe diese Mutation den Untoten einen weiteren Vorteil gegenüber den Menschen, in Wahrheit jedoch hat sie sich als Geschenk Gottes erwiesen. Der Mangel an Flüssigkeit verhindert eine stärkere Verbreitung des Virus. Wäre das nicht so, dann wäre ein Nahkampf praktisch aussichtslos, da der sich verteidigende Mensch mit ziemlicher Sicherheit mit Blut und/oder anderen Körperflüssigkeiten in Kontakt kommen würde.
- Fortpflanzung
Zombies sind unfruchtbare Geschöpfe. Ihre Geschlechtsorgane sind nekrotisch und impotent. Es wurden Versuche unternommen, Eizellen von Zombies mit menschlichem Sperma zu befruchten und umgekehrt. Ohne Erfolg. Darüber hinaus lassen die Untoten keine Spur von sexuellem Verlangen erkennen, weder nach ihrer eigenen Spezies noch nach Lebenden. Falls die Forschung keine anderen Ergebnisse zutage fördert, ist die größte Angst der Menschheit - dass die Toten durch Fortpflanzung weitere Tote hervorbringen - Gott sei Dank ein Ding der Unmöglichkeit.
- Stärke
Ghule besitzen dieselbe rohe Kraft wie die Lebenden. Welche Kraft tatsächlich aufgewendet werden kann, hängt aber in sehr starkem Maße von dem jeweiligen Zombie ab. Ein Zombie verfügt über die Muskelkraft, die diese Person im Leben besitzt. Anders als bei lebendigen Menschen, funktionieren die Adrenalindrüsen, wie man herausgefunden hat, bei den Toten nicht, wodurch den Zombies die plötzlichen Schübe scheinbar übermenschlicher Kraft fehlen, zu denen wir Menschen zuzeiten fähig sind. Ein solider Vorteil, den die lebenden Toten besitzen, ist ihre erstaunliche Ausdauer. Man denke nur an Training oder eine andere Form körperlicher Anstrengung. Die Chancen sind groß, dass die eigenen Grenzen durch Schmerzen und Erschöpfung diktiert werden. Diese Faktoren gelten bei den Toten nicht. Sie setzen jedwede Handlung fort, bis die dazu erforderlichen Muskeln buchstäblich verfallen. Dadurch werden die Ghule zwar in fortschreitendem Maße geschwächt, es ermöglicht ihnen jedoch einen anfangs überaus heftigen Angriff. Viele Barrikaden, die drei oder vier durchtrainierte Menschen bis zur Erschöpfung gebracht hätten, wurden von einem einzigen entschlossenen Zombie überwunden.
- Schnelligkeit
Die »wandelnden« Toten neigen dazu, sich schlurfend oder hinkend voranzubewegen. Auch ohne Verletzungen oder fortgeschrittene Verwesung bringt ihre mangelnde Koordination eine unstete Gangart mit sich. Schnelligkeit wird durch Größe bestimmt. Größere Ghule können längere Schritte machen als ihre kleineren Artgenossen. Zombies scheinen sich nicht im Laufschritt fortbewegen zu können. Die schnellsten bewegten sich mit einem Tempo von kaum einem Schritt in anderthalb Sekunden. Auch hier gilt, wie bei der Kraft, dass der größte Vorteil der Untoten gegenüber den Menschen in ihrer Unermüdlichkeit besteht. Menschen, die glauben, dass sie ihren untoten Verfolgern entkommen sind, wären gut beraten, an die Geschichte vom Hasen und der Schildkröte zu denken, wobei in diesem Fall natürlich noch hinzukommt, dass der Hase eine gute Chance hat, bei lebendigem Leibe aufgefressen zu werden.
- Wendigkeit
Der durchschnittliche lebende Mensch besitzt eine Wendigkeit, die rund 90 Prozent größer ist als die des stärksten Ghuls. Das liegt teilweise an einer gewissen Steifheit des nekrotischen Muskelgewebes (daher die linkische Gangart). Der Rest kann auf die primitiven Gehirnfunktionen zurückgeführt werden. Zombies verfügen über eine sehr geringe Hand-Augen-Koordination, was eine ihrer größten Schwächen ist. Niemand hat je einen Zombie springen sehen, sei es von einer Stelle zur nächsten oder einfach nur auf und ab. Auch das Balancieren auf einer schmalen Fläche übersteigt ihre Fähigkeiten. Ebenso ist Schwimmen eine Fähigkeit, die den Lebenden vorbehalten bleibt. Es wurde die Theorie aufgestellt, dass ein Leichnam, der aufgedunsen genug ist, dass er an die Oberfläche steigt, eine schwimmende Gefahr darstellen könnte.
Das kommt jedoch nur höchst selten vor, da der langsame Verwesungsprozess die Bildung von Fäulnisgasen als Nebenprodukt kaum zulässt. Zombies, die in Gewässer fallen, werden höchstwahrscheinlich so lange auf dem Grund herumlaufen, bis sie sich vollständig zersetzt haben. Sie können sich als gute Kletterer erweisen, allerdings auch dies nur unter bestimmten Umständen. Wenn Zombies zum Beispiel eine Beute über sich im ersten Stock eines Hauses aufspüren, werden sie stets versuchen, dort hinaufzuklettern. Zombies werden versuchen jede Fassade zu erklimmen, wie glatt und unpassierbar sie auch sein mag. Diese Versuche blieben, die allereinfachsten Fälle einmal ausgenommen, stets erfolglos. Selbst im Falle von Leitern, wo lediglich eine einfache Hand-für-Hand-Koordination erforderlich ist, wird nur einer von vier Zombies erfolgreich sein.
- Sehen
- VERHALTENSMUSTER
- Intelligenz
Es wurde wieder und immer wieder bewiesen, dass unser größter Vorteil gegenüber den Untoten unsere Fähigkeit zu denken ist. Die geistige Kapazität des durchschnittlichen Zombies liegt irgendwo unterhalb der eines Insekts. Es ist kein Fall bekannt, das einer einmal die Fähigkeit zu vernünftigem Denken oder logischen Schlussfolgerungen erkennen ließ. Der Versuch, eine Aufgabe zu bewältigen, zu scheitern und dann durch wiederholte Versuche eine neue Lösung zu finden, ist eine Eigenschaft, die vielen Mitgliedern des Tierreichs eigen ist, den wandelnden Toten aber vollkommen abgeht. Zombies haben wiederholt bei Intelligenztests im Labor versagt, die für Nagetiere bestimmt waren. Bei einem Feldversuch stand einmal ein Mensch auf einer Seile einer eingestürzten Brücke und mehrere Dutzend Zombies auf der anderen. Einer nach dem anderen stolperten die wandelnden Toten im vergeblichen Versuch, ihn zu erreichen, vom Rand der Brücke. Keiner begriff, was mit ihm geschah, oder war in der Lage, die Taktik entsprechend zu ändern. Ganz gleich, was Mythen und Legenden behaupten, es wurde nie beobachtet, dass Zombies jemals Werkzeuge benutzt hätten. Selbst einen Stein aufzuheben und ihn als Waffe zu benutzen, übersteigt ihre Fähigkeiten bei weitem.
Diese simple Aufgabe bedürfte eines einfachen Gedankengangs, der die Erkenntnis bringt, dass ein Stein eine weitaus effektivere Waffe ist als die bloße Hand. Ironischerweise hat uns das Zeitalter der künstlichen Intelligenz ermöglicht, einen passenden Vergleich für den Verstand eines Zombies zu finden. Mit seltenen Ausnahmen besitzen nicht einmal die fortschrittlichsten Computer die Fähigkeit zu eigenständigem Denken. Sie machen das, wozu sie programmiert wurden, und mehr nicht. Man stelle sich nun einen Computer vor, der darauf programmiert wurde, nur eine einzige Funktion auszuführen. Diese Funktion kann nicht angehalten, verändert oder gelöscht werden. Keine neuen Daten können gespeichert werden. Keine neuen Befehle können installiert werden. Dieser Computer führt die eine Funktion immer wieder aus, bis seine Energiereserve schließlich erschöpft ist. Das ist das Gehirn eines Zombies. Eine von Instinkten getriebene, nur für eine einzige Aufgabe eingerichtete Maschine, die nicht verändert, sondern nur zerstört werden kann.
- Emotionen
Gefühle gleich welcher Art sind den lebenden Toten unbekannt. Jede Form der psychologischen Kriegführung, von Versuchen, Wut oder Mitleid in den Untoten zu wecken, sind ausnahmslos fehlgeschlagen. Freude, Traurigkeit, Vertrauen, Nervosität, Liebe, Hass, Furcht - all diese Empfindungen, und tausende mehr, die das menschliche »Herz« bilden, sind für die lebenden Toten so nutzlos wie das Organ gleichen Namens. Wer weiß, ob das die größte Stärke oder Schwäche der Menschheit ist? Die Debatte darüber hält noch an und wird vermutlich niemals ein Ende finden.
- Erinnerungen
Ein moderner Irrglaube ist, dass ein Zombie die Erinnerung an sein früheres Leben behält. Wir hören Geschichten, wonach Tote zu den Stätten ihrer Heimat oder ihren einstigen Arbeitsplätzen zurückgekehrt sein sollen, wo sie vertraute Maschinen bedienten oder sogar Barmherzigkeit gegenüber ihren einstigen Liebsten walten ließen. In Wahrheit existiert nicht der Hauch eines Beweises für diese Form von Wunschdenken.
Zombies können weder im Bewusstsein noch im Unterbewusstsein Erinnerungen an ihr früheres Leben behalten, weil keines der beiden mehr existiert! Ein Ghul wird sich niemals vom Haustier der Familie, lebenden Verwandten, einer vertrauten Umgebung usw. ablenken lassen. Wer auch immer eine Person in ihrem früheren Leben gewesen sein mag, diese Person existiert nicht mehr und wurde durch eine hirnlose Maschine ersetzt, die keinen anderen Instinkt als den zum Fressen hat. Das wirft die Frage auf: Warum geben Zombies Städten den Vorzug vor ländlicher Umgebung? Erstens: Die Untoten bevorzugen keine Städte, sondern bleiben einfach nur in der Gegend, wo sie wieder erweckt wurden. Zweitens: Zombies bleiben meist nur aus einem einzigen Grund in Städten und ziehen nicht aufs Land, weil hier die Beute-Dichte sehr viel höher ist.
- Körperliche Bedürfnisse
Abgesehen von Hunger (dazu später mehr) haben die Toten keine der körperlichen Begierden oder Bedürfnisse erkennen lassen, die sie im Leben hallen. Es wurde nie beobachtet, dass Zombies je einmal geschlafen oder ausgeruht hätten. Sie haben nicht auf extreme Hitze oder Kälte reagiert. Sie haben niemals Unterschlupf bei schlechtem Wetter gesucht. Selbst so etwas Simples wie Durst ist den lebenden Toten unbekannt. Solanum hat, allen Naturgesetzen zum Trotz, etwas geschaffen, das man zutreffend als einen vollkommen autarken Organismus beschreiben könnte.
- Kommunikation
Zombies besitzen kein Sprachvermögen. Ihre Stimmbänder sind zwar der Sprache mächtig, aber ihre Gehirne nicht. Die einzigen stimmlichen Eigenschaften scheinen in einem kehligen Stöhnen zu bestehen. Dieses Stöhnen wird ausgestoßen, wenn Zombies Beute entdecken. Das Geräusch bleibt leise und konstant bestehen, bis es zum Körperkontakt kommt. Dann verändert es Tonlage und Lautstärke, wenn der Zombie seinen Angriff beginnt.
Dieser unheimliche Laut, der so typisch für die wandelnden Toten ist, dient als Lockruf für andere Zombies und ist, wie jüngst herausgefunden wurde, eine wirksame psychologische Waffe. (Siehe: »Über die Verteidigung«, S. 95 ff.)
- Soziale Dynamik
Es wurden zu allen Zeiten Theorien aufgestellt, wonach Zombies als kollektive Kraft funktionieren, von einer durch Satan gesteuerten Armee, über einen insektenartigen, von Pheromonen getriebenen Schwarm bis hin zu jüngsten Mutmaßungen, dass sie vermittels Telepathie einen Gruppenkonsens erreichen. In Wahrheit besitzen Zombies überhaupt keine nennenswerte soziale Organisation. Es gibt keine Hierarchie, keine Befehlsketten, keine Neigung zu irgendeiner Form gemeinschaftlichen Handelns.
Eine Horde Untoter ist, ganz gleich, welche Anzahl sie hat oder welchen Eindruck sie erweckt, nichts weiter als eine Masse von Individuen. Wenn sich mehrere hundert Ghule dem Aufenthaltsort eines Opfers nähern, so geschieht das, weil jeder von seinem eigenen Instinkt dorthin gelockt wird. Zombies scheinen einander gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Es wurde nie beobachtet, dass Individuen reagierten, wenn sie einander über eine gewisse Strecke hinweg erblickten.
Das reicht bis zur Frage der Sinneswahrnehmung zurück: Wie unterscheidet ein Zombie auf die Entfernung einen seiner Art von einem Menschen oder einer anderen Beute? Die Antwort darauf steht noch aus. Zombies meiden einander nicht in der Weise, wie sie unbelebte Objekte meiden. Wenn sie zusammenstoßen, unternehmen sie keinen Versuch, sich zu verbinden oder zu kommunizieren. Zombies, die sich am selben Leichnam gütlich tun, zerren wiederholt am fraglichen Fleisch, anstatt einen Konkurrenten aus dem Weg zu stoßen. Die einzige Andeutung eines gemeinschaftlichen Bestrebens findet man bei den berüchtigten Schwarm-Angriffen: das Stöhnen eines Ghuls, das andere in Hörweite herbeiruft.
Wenn sie das Wimmern hören, wenden sich andere wandelnde Tote fast unweigerlich seinem Ursprung zu. In einer frühen Studie wurde diesbezüglich die Theorie aufgestellt, dass es sich dabei um eine willentliche Tat handelt, dass der Kundschafter den anderen das Signal zum Angriff gibt. Aber heute wissen wir, dass das rein zufällig geschieht. Der Ghul, der aufstöhnt, wenn er seiner Beute ansichtig wird, tut dies als rein instinktive Reaktion, nicht etwa, um ein Signal zu geben.
- Jagd
Zombies sind wandernde Organismen ohne einen Sinn für Territorien oder die Vorstellung von einem Zuhause. Sie legen Meilen zurück und durchqueren mit genügend Zeit möglicherweise ganze Kontinente auf der Suche nach Nahrung. Ihr Vorgehen bei der Jagd ist vollkommen willkürlich. Ghule fressen nachts und tagsüber. Sie stolpern durch ein Gebiet, statt es zielstrebig zu durchsuchen. Bestimmte Zonen oder Gebäude werden nicht danach ausgesucht, dass sich dort mehr Beute aufhalten könnte.
Zum Beispiel wurde beobachtet, dass manche Farmhäuser und andere ländliche Gebäude durchsuchten, während andere derselben Gruppe daran vorbeizogen, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Urbane Zonen sind zeitaufwändiger zu erforschen, aus diesem Grund verweilen Untote länger in diesen Gegenden, aber keinem Gebäude wird der Vorzug vor einem anderen eingeräumt. Zombies scheinen sich ihrer Umgebung in keiner Weise bewusst zu sein. Beispielsweise bewegen sie die Augen nicht so, dass Informationen über eine neue Umgebung aufgenommen werden könnten.
Sie schlurfen stumm dahin, schauen tausend Meter weit in die Ferne und wandern ziel- und antriebslos dahin, ohne auf ihre Umwelt zu achten, bis Beute entdeckt wird. Wie oben schon erwähnt wurde, besitzen die Untoten eine unheimliche Fähigkeit, sich dem Aufenthaltsort eines Opfers zu nähern. Wenn der Kontakt hergestellt wurde, verwandelt sich der bis dahin stumme, selbstvergessene Automat in etwas, das mehr Ähnlichkeit mit einem Marschflugkörper hat. Der Kopf wird sofort in Richtung des Opfers gedreht.
Der Kiefer klappt herunter, die Zähne werden gefletscht, aus den Tiefen des Zwerchfells ertönt ein Stöhnen. Wenn der Kontakt erst einmal hergestellt wurde, lassen sich Zombies durch nichts auf der Welt mehr ablenken. Sie verfolgen ihre Beute unerbittlich und lassen erst ab, wenn sie den Kontakt verlieren, erfolgreich getötet haben oder vernichtet wurden.
- Motivation
Warum jagen die Untoten die Lebenden? Es wurde bewiesen, dass Menschenfleisch nicht der Ernährung dient. Weshalb also treibt ihr Instinkt sie zum Morden? Wir wissen es nicht. Die moderne Wissenschaft hat in Verbindung mit historischen Daten gezeigt, dass lebende Menschen nicht die einzigen Leckerbissen auf der Speisekarte der Untoten sind. Rettungsmannschaften, die in ein verseuchtes Gebiet vorstießen, haben immer wieder berichtet, dass jegliches Leben dort ausgelöscht war. Alle Kreaturen, ganz gleich wie groß oder welcher Art, werden von einem angreifenden Zombie verzehrt. Menschenfleisch indessen wird stets jeder anderen Lebensform vorgezogen. In einem Experiment wurden einem gefangen genommenen Exemplar zwei identische Fleischstücke vorgelegt, eines von einem Menschen, das andere von einem Tier. Der Zombie entschied sich wiederholt für das Menschenfleisch. Die Gründe dafür sind immer noch unbekannt. Was ohne den geringsten Zweifel bestätigt werden kann, ist die Tatsache, dass der durch Solanum geweckte Instinkt die Untoten dazu treibt, alle Lebewesen, denen sie begegnen, zu töten und zu verschlingen. Es scheint keine Ausnahmen zu geben.
- Die Toten töten
Es mag einfach sein, einen Zombie zu vernichten, aber leicht ist es nicht. Wie wir gesehen haben, benötigen Zombies keine der physiologischen Funktionen, die Menschen zum Überleben brauchen. Zerstörung oder schwere Beschädigung des Blutkreislaufs, des Verdauungstrakts oder der Atemwege könnten einem Mitglied der wandelnden Toten nichts anhaben, da diese Funktionen das Gehirn nicht mehr unterstützen. Einfach ausgedrückt: Es gibt tausende Möglichkeiten, einen Menschen zu töten - aber nur eine, einen Zombie zu töten. Das Gehirn muss mit allen erdenklichen Mitteln ausgeschaltet werden.
- Entsorgung
Studien haben gezeigt, dass Solanum bis zu achtundvierzig Stunden im Körper eines erledigten Zombies überleben kann. Bei der Entsorgung untoter Kadaver ist daher allergrößte Vorsicht geboten. Speziell der Kopf stellt die größte Bedrohung dar, wenn man die Konzentration des Virus bedenkt. Du solltest den Kadaver eines Untoten niemals ohne Schutzkleidung anfassen. Behandle ihn wie eine toxische, extrem tödliche Substanz. Verbrennen ist der sicherste, wirksamste Weg der Entsorgung. Ungeachtet von Gerüchten, dass ein Haufen brennender Zombies Solanum über die Rauchwolke verbreitet, gebietet der gesunde Menschenverstand, dass kein Virus große Hitze überstehen kann, von offenem Feuer ganz zu schweigen.
- Domestizierung
Um es offen auszusprechen: Bislang erwies sich das Hirn eines Zombies resistent gegen alle Manipulationsversuche. Experimente mit Chemikalien, chirurgischen Eingriffen und elektromagnetischen Wellen haben allesamt zu negativen Ergebnissen geführt. Verhaltenstherapie und andere Versuche, die lebenden Toten zu trainieren wie Nutztiere, scheiterten gleichermaßen. Auch hier gilt: Die Maschine kann nicht neu verkabelt werden. Sie existiert so, wie sie ist, oder sie existiert gar nicht.
- Intelligenz
Der Voodoo-Zombie
Wenn Zombies Ausgeburten eines Virus sind und nicht das Ergebnis schwarzer Magie, wie erklärt man dann den so genannten »Voodoo-Zombie«, eine Person, die gestorben ist, aus dem Grab wieder erweckt wurde und dazu verdammt ist, die Ewigkeit als Sklave der Lebenden zu verbringen?
Ja, es stimmt, dass das Wort »Zombie« ursprünglich von dem Kimbundu-Wort »nzúmbe« abstammt, einem Wort, das die Seele einer toten Person beschreibt, und es ist ebenfalls richtig, dass Zombies und Zombifizierung integraler Bestandteil der unter der Bezeichnung Voodoo bekannten afrokaribischen Religion ist. Die etymologische Herkunft des Namens ist allerdings die einzige Verwandtschaft zwischen dem Voodoo-Zombie und dem Virus- Zombie.
Man sagt zwar, dass Voodoo-Houngans (Priester) Menschen durch Magie in Zombies verwandeln können, die Vorgehensweise wurzelt jedoch felsenfest in handfester, unbestreitbarer Wissenschaft. »Zombie-Pulver«, das Mittel, das der Houngan zur Zombifizierung benutzt, enthält ein sehr starkes Neurotoxin. (Die exakten Zutaten sind ein streng gehütetes Geheimnis.) Dieses Toxin lähmt vorübergehend das menschliche Nervensystem und erzeugt ein Stadium extremen Hibernierens. Herz, Lungen und alle anderen Körperfunktionen funktionieren auf einer minimalen Stufe, daher wäre es verständlich, wenn ein unerfahrener Leichenbeschauer das gelähmte Subjekt für tot erklären würde. Viele Menschen wurden in diesem Zustand bei lebendigem Leib begraben und erwachten schreiend in ihren dunklen, engen Särgen.
Was also macht dieses lebendige Wesen zu einem Zombie? Die Antwort darauf ist ganz einfach: Hirnschaden. Viele der lebendig Begrabenen verbrauchen die Luft in ihren Särgen ziemlich rasch. Wer das Martyrium übersteht, erleidet fast immer einen Hirnschaden infolge von Sauerstoffmangel.
Diese armen Seelen schlurfen mit geringen kognitiven Fähigkeiten herum, fast ohne freien Willen, und werden oft mit den lebenden Toten verwechselt. Wie kann man nun aber einen Voodoo-Zombie von einem echten Exemplar unterscheiden? Die Merkmale sind an sich offensichtlich.
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Voodoo-Zombies zeigen Emotionen. Menschen, die an von Zombie-Pulver verursachten Hirnschäden leiden, sind nach wie vor aller normalen menschlichen Gefühlsregungen fähig. Sie lächeln, weinen, knurren sogar vor Zorn, wenn sie verletzt oder sonst wie provoziert werden (was echte Zombies niemals tun würden).
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Voodoo-Zombies denken. Wie schon oben dargelegt wurde: Wenn ein echter Zombie dir begegnet, nähert er sich dir sofort wie eine Sensorbombe. Ein Voodoo-Zombie lässt sich dagegen einen Moment Zeit und überlegt, wer oder was du bist. Vielleicht nähert er sich dir, vielleicht weicht er zurück, vielleicht beobachtet er weiter, während sein beschädigtes Gehirn versucht, die Informationen zu analysieren, die es bekommt. Ein Voodoo-Zombie wird nicht die Arme heben, den Mund aufmachen, ein höllisches Stöhnen von sich geben und schnurstracks auf dich zu marschieren.
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Voodoo-Zombies verspüren Schmerzen. Ein Voodoo-Zombie, der stolpert und hinfällt, wird sich unweigerlich das verletzte Knie halten und wimmern. Ebenso wird er, sofern er bereits an einer anderen Verletzung leidet, diese pflegen oder zumindest spüren, dass die Verletzung da ist. Voodoo-Zombies ignorieren schwere Verletzungen ihrer Körper nicht, wie das bei echten Zombies der Fall wäre.
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Voodoo-Zombies erkennen Feuer. Das soll nicht heißen, dass sie sich vor offenen Flammen fürchten. Einige mit schweren Hirnschädigungen erinnern sich vielleicht nicht mehr, was Feuer ist. Sie bleiben stehen und untersuchen es, fassen vielleicht sogar hinein, weichen aber sofort zurück, wenn ihnen klar wird, dass es Schmerzen verursacht.
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Voodoo-Zombies erkennen ihre Umgebung. Anders als echte Zombies, die nur Beute erkennen, reagieren Voodoo-Zombies auf plötzliche Schwankungen von Licht, Geräuschen, Oberflächenbeschaffenheit und Geruch. Man hat beobachtet, dass Voodoo-Zombies auf Fernseher oder helle Lichtquellen reagiert, Musik gehört, sich bei Donner gekrümmt und sogar voneinander Notiz genommen haben. Letzteres war entscheidend bei einigen Fällen falscher Identifizierung. Hätten die fraglichen Zombies nicht aufeinander reagiert (sie sahen einander an, gaben Geräusche von sich und berührten einander sogar an den Gesichtern), wären sie möglicherweise versehentlich ausgelöscht worden.
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Voodoo-Zombies besitzen KEINEN Hypersinn. Ein Mensch, der die lähmende Wirkung von Zombie-Pulver verspürt hat, ist und bleibt ein auf das Augenlicht angewiesener Mensch. Er kann nicht uneingeschränkt im Dunkeln agieren, Schritte auf fünfhundert Meter Entfernung hören oder ein Lebewesen gegen den Wind riechen. Voodoo-Zombies können von jemandem überrascht werden, der sich von hinten an sie anschleicht. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, da ein erschrockener Zombie mit Zorn reagieren könnte.
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Voodoo-Zombies können kommunizieren. Das ist zwar nicht immer der Fall, aber viele dieser Individuen reagieren auf audiovisuelle Signale. Viele verstehen Worte; einige können sogar einfache Sätze begreifen. Viele Voodoo-Zombies besitzen die Fähigkeit zu sprechen, wenn auch nur in sehr begrenztem Umfang; ausgedehnte Unterhaltungen können sie nicht führen.
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Voodoo-Zombies können kontrolliert werden. Immer trifft das nicht zu, aber viele Menschen mit Hirnschäden haben die Gabe der Selbsterkenntnis verloren und sind daher sehr empfänglich für Suggestion. Es kann schon genügen, einem Subjekt zuzurufen, dass es stehen bleiben oder fortgehen soll, und man ist einen Voodoo-Zombie los. Das hat zu der gefährlichen Situation geführt, dass ahnungslose Menschen glauben, sie könnten echte Zombies kontrollieren oder trainieren.
Mehrere Male haben halsstarrige Menschen behauptet, sie könnten den lebenden Toten, die sie angreifen, einfach befehlen, damit aufzuhören. Wenn kalte, verwesende Hände nach ihren Gliedmaßen griffen und schmutzige, abgenutzte Zähne in ihr Fleisch geschlagen wurden, fanden diese Menschen zu spät heraus, womit sie es wirklich zu tun hatten.
Diese Hinweise sollten ein gutes Bild davon vermitteln, wie man einen Voodoo-Zombie von einem echten Zombie unterscheiden kann.
Eine letzte Anmerkung: Voodoo-Zombies findet man fast ausschließlich in Afrika südlich der Sahara, in der Karibik, in Mittel- und Südamerika und im Süden der Vereinigten Staaten. Es ist zwar nicht unmöglich, anderswo jemanden zu finden, der von einem Houngan in einen Zombie verwandelt wurde, die Chancen einer solchen Begegnung sind aber gering.
Der Hollywood-Zombie
Seit die lebenden Toten erstmals die Leinwand erobert haben, waren ihre größten Feinde nicht Jäger, sondern Kritiker. Gelehrte, Wissenschaftler, sogar besorgte Bürger haben eingewandt, dass all diese Filme die lebenden Toten auf eine fantastische, unrealistische Weise darstellen. Visuell eindrucksvolle Waffen, physikalisch unmögliche Action-Sequenzen, übertrieben dargestellte menschliche Figuren und vor allem magische, unverwundbare und sogar komische Ghule haben alle ihren Teil zum kontroversen Genre des »Zombie-Films« beigesteuert. Darüber hinaus argumentiert die Kritik, dass die Einstellung »Stil ist wichtiger als Substanz« des somnambulistischen Kinos den menschlichen Zuschauern Verhaltensweisen vermittelt, durch die sie bei echten Begegnungen den Tod finden könnten. Diese ernsten Vorwürfe erfordern eine gleichermaßen ernste Verteidigung.
Zwar basieren einige Zombie-Filme auf tatsächlichen Ereignissen*, aber ihr Ziel war es - wie bei fast jedem Film in jedem Genre - in erster Linie zu unterhalten. Wenn wir nicht von reinen Dokumentarfilmen sprechen (und selbst davon sind einige »geschönt«), müssen Regisseure sich gewisse künstlerische Freiheiten nehmen, um ihr Werk für das Publikum zugänglicher zu machen. Selbst Filme, die auf tatsächlichen Ereignissen basieren, opfern die reine Realität dem guten Geschichten-erzählen. Gewisse Figuren sind ein Amalgam von Individuen aus dem wirklichen Leben. Andere können rein fiktiv sein, um gewisse Fakten zu erklären, die Handlung voranzutreiben oder einfach nur, um einer Szene einen gewissen Pfiff zu geben. Man könnte sagen, die Rolle des Künstlers besteht darin, das Publikum herauszufordern, zu bilden oder zu erleuchten. Das mag stimmen, aber man sollte einmal versuchen, einem Publikum Wissen zu vermitteln, das schon nach den ersten zehn Minuten eines Films das Kino verlassen hat oder eingeschlafen ist. Akzeptiert man diese Grundregel des Filmemachens, dann wird man verstehen, warum die Zombie-Filme Hollywoods in einigen Fällen weit von der Realität abweichen, auf der sie basieren. Kurzum, benutze diese Spielfilme so, wie ihre Macher sie gedacht hatten: als Quelle vorübergehender, unbeschwerter Unterhaltung, nicht als visuelle Hilfe für das Überleben.
* Auf Betreiben der Filmemacher und/oder ihrer Rechtsnachfolger werden die Titel der Filme, die auf tatsächlichen Ereignissen basieren, nicht genannt.
Epidemien
Zwar ist jeder Zombie-Angriff je nach Anzahl, Gelände, Reaktion der Bevölkerung usw. anders, aber die Stufe der Intensität lässt sich in vier Klassen einordnen.
KLASSE 1
Dies ist eine Epidemie der untersten Stufe, meist in einem Land der Dritten Welt oder einem ländlichen Gebiet der Ersten Welt. Die Zahl der Zombies rangiert dabei zwischen eins und zwanzig. Die Zahl der menschlichen Opfer (einschließlich der Infizierten) bewegt sich zwischen eins und fünfzig. Die Gesamtdauer vom ersten Fall bis zum letzten (bekannten) liegt zwischen vierundzwanzig Stunden und vierzehn Tagen. Das verseuchte Gebiet wird klein sein, sein Radius nicht größer als zwanzig Meilen. In vielen Fällen werden natürliche Grenzen seine Fläche bestimmen. Die Reaktion darauf beschränkt sich meist auf Zivilisten oder bestenfalls einige lokale Gesetzeshüter. Die Berichterstattung der Medien dürfte ebenfalls zurückhaltend sein, wenn sie überhaupt stattfindet. Wenn Medien anwesend sind, solltest du nach gewöhnlichen Berichten über Morde oder »Unfälle« achten. Das sind die häufigsten Formen einer Epidemie und gleichzeitig die, die am leichtesten übersehen werden.
KLASSE 2
Urbane oder dicht besiedelte ländliche Gegenden gehören zu dieser Form der Epidemie. Die Gesamtzahl der Zombies liegt zwischen zwanzig und einhundert. Die Zahl der menschlichen Opfer kann mehrere hundert betragen. Die Dauer einer Epidemie der Klasse 2 kann unter Umständen nicht viel länger sein als die einer Epidemie der Klasse 1. In einigen Fällen löst die größere Anzahl von Zombies eine unmittelbare Reaktion aus. Eine Epidemie in einer ländlichen, kaum besiedelten Gegend kann einen Radius von bis zu einhundert Meilen umfassen, wohingegen eine urbane Epidemie sich auf wenige Häuserblocks beschränken kann. Gegenwehr wird mit ziemlicher Sicherheit organisiert. Gruppen von Zivilisten werden durch lokale, staatliche oder sogar Bundesbehörden ersetzt. Auch sollte man nach einer zusätzlichen, wenn auch zurückhaltenden militärischen Präsenz Ausschau halten, was in den USA die Nationalgarde wäre, in anderen Ländern deren Äquivalent. Häufig übernimmt diese, um eine Massenpanik zu vermeiden, nicht die Rolle von Kämpfern, sondern bietet medizinische Versorgung, Kontrolle von Aufständischen und logistische Unterstützung. Epidemien der Klasse 2 wecken fast immer das Interesse der Presse. Wenn der Angriff nicht in einer weitgehend isolierten Region der Welt erfolgt, oder in einer, in der die Medien streng reglementiert werden, wird die Geschichte publik gemacht werden. Was freilich nicht bedeutet, dass auch zutreffend darüber berichtet wird.
KLASSE 3
Eine wirkliche Krise. Epidemien der Klasse 3 demonstrieren besser als alle anderen die wahre Bedrohung, die von den lebenden Toten ausgeht. Zombies treten zu tausenden in einem Gebiet von mehreren hundert Quadratmeilen auf. Die Dauer des Angriffs und ein möglicher langwieriger Aufräumprozess können mehrere Monate betragen.
Die Möglichkeit, die Presse außen vor zu halten, besteht nicht. Selbst ohne Aufmerksamkeit der Medien wird allein der Maßstab des Angriffs viele Augenzeugen auf den Plan rufen. Hier handelt es sich um einen regelrechten Krieg, der vom Militär und nicht von lokalen Gesetzeshütern geführt wird. Über die verseuchte Zone und die angrenzenden Regionen wird der Ausnahmezustand verhängt. Man sollte mit Kriegsrecht, Einschränkungen des Reiseverkehrs, Rationierung von Vorräten, dem Eingreifen der Bundesbehörden und einer strengen Reglementierung der Kommunikation rechnen.
Es wird jedoch Zeit erfordern, diese sämtlichen Maßnahmen einzuleiten. In der Anfangsphase wird das reinste Chaos herrschen, während die Verantwortlichen versuchen, die Situation in den Griff zu bekommen. Aufstände, Plünderungen und eine flächendeckende Panik werden die Arbeit zusätzlich erschweren und einen effektiven Gegenschlag weiter verzögern. In dieser Phase werden die in den verseuchten Gebieten lebenden Menschen der Gewalt der Untoten ausgeliefert sein. Isoliert, im Stich gelassen und von Ghulen umzingelt, werden sie ganz auf sich allein gestellt sein.
KLASSE 4
(Siehe: »Leben in der Welt der Untoten«, S. 201 ff.)
Entlarvung
Jede Zombie-Epidemie, ganz gleich welcher Klasse, hat einen Anfang. Nachdem der Feind nunmehr definiert wurde, wäre der nächste Schritt die Frühwarnung. Das Wissen, was ein Zombie ist, wird dich nicht schützen, falls du eine Epidemie erst erkennst, wenn es zu spät ist. Das bedeutet nicht, dass du einen »Zombie-Frühwarnposten« in deinem Keller einrichten, Stecknadeln in eine Landkarte und vor dem Kurzwellenfunkgerät herum sitzen musst. Es ist lediglich erforderlich, nach Zeichen Ausschau zu halten, die der Ungeübte möglicherweise übersehen könnte. Zu diesen Zeichen gehören:
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Mordfälle, bei denen die Opfer durch Kopfschüsse oder Enthauptung getötet wurden. Das ist schon häufig vorgekommen: Die Leute versuchen, der Lage selbst Herr zu werden. Fast immer werden diese Leute von den zuständigen Behörden zu Mördern erklärt und als solche behandelt und angeklagt.
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Vermisste Personen, besonders in der Wildnis oder in unbewohnten Gebieten. Achte sorgfältig darauf, ob eine oder mehrere Personen eines Suchteams verschwinden. Wenn die Geschichten oder Fotos im Fernsehen gezeigt werden, solltest du darauf achten, welches Maß an Bewaffnung die Suchtrupps tragen. Mehr als ein Gewehr pro Gruppe könnte darauf hindeuten, dass es sich um mehr als nur einen einfachen Rettungseinsatz handelt.
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Fälle von »gewalttätigem Wahnsinn«, bei denen der Betroffene Freunde oder Verwandte angreift, ohne dabei Waffen zu benutzen. Finde heraus, ob der Angreifer sein Opfer gebissen oder versucht hat, es zu beißen. Wenn ja, sind Opfer noch in einem Krankenhaus? Versuche herauszufinden, ob irgendwelche dieser Opfer binnen Tagen nach dem Biss unter geheimnisvollen Umständen gestorben sind.
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Aufstände oder Unruhen, die ohne Provokation oder andere logische Ursache beginnen. Die Vernunft gebietet, dass Gewalt auf Massenebene nicht einfach ohne einen Katalysator wie Rassenunruhen, politische Aktionen oder rechtliche Entscheidungen beginnen. Selbst so genannte »Massenhysterie« kann stets auf eine bestimmte Ursache zurückgeführt werden. Wenn keine gefunden werden kann, mögen andere Gründe dafür verantwortlich sein.
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Todesfälle nach Krankheiten, bei denen entweder die Ursache ungeklärt ist oder zumindest höchst fragwürdig erscheint. In der industrialisierten Welt sind Todesfälle durch Infektionskrankheiten selten, was vor einem Jahrhundert noch ganz anders war. Aus diesem Grund sorgen neue Epidemien stets für Schlagzeilen. Halte nach Fällen Ausschau, bei denen die exakte Art der Krankheit nicht erklärt wird. Und achte außerdem auf fragwürdige Erklärungen wie »West-Nil-Virus« oder »Rinderwahnsinn«. Dies könnten Beispiele für eine Vertuschung sein.
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Jeder der oben genannten Punkte, bei denen die Medienberichterstattung eingeschränkt wird. Ein Verbot jeglicher Berichterstattung kommt in den Vereinigten Staaten höchst selten vor. Sollte es doch einmal dazu kommen, müssen sofort sämtliche Alarmsirenen aufheulen. Natürlich gibt es neben einem Angriff von Untoten viele andere Gründe für so etwas. Andererseits verdient jedes Ereignis, das eine derart mediengeile Regierung wie unsere veranlasst, Medienberichte zu verbieten, höchste Aufmerksamkeit. Die Wahrheit kann nicht gut sein, wie immer sie auch aussehen mag.
Wenn ein Ereignis deine Sensoren ausgelöst hat, verfolge es unbedingt weiter. Finde den Ort und seine Entfernung zu dir heraus. Achte auf ähnliche Vorfälle im Umkreis der ursprünglichen Krise. Falls diese Ereignisse innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen stattfinden, studiere sie gründlich. Achte auf die Reaktionen von Gesetzeshütern und anderen Behörden. Wenn sie bei jedem Vorfall drastischer reagieren, ist das Risiko groß, dass es sich um eine Zombie-Epidemie handelt.