23

 

»Du hast dich nicht getraut, was?«, fragte Rob. Sein Ton war nicht unfreundlich.

Er saß wieder unter der Heckklappe und rauchte. »Hast du mich gesehen?«, fragte Alex.

»Ich hab gehört, wie du aus dem Bus gestiegen bist.« Rob zuckte die Achseln. »Deine Gedanken sind nicht schwer zu erraten, also bin ich dir nachgegangen.«

»Du hast mich beobachtet und hast nichts gesagt? Du hast nicht versucht, mich daran zu hindern?«

Rob zog an seiner Zigarette und stieß den Rauch aus. »Ich wusste, dass du nicht springst. Der Sprung hätte dich nicht zum Selbstmörder gemacht«, sagte er, »sondern zum Mörder. Du hättest Flip umgebracht. Ich kenne dich noch nicht lange, Alex, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass du ihm so etwas antust.«

Rob stieg in den Bus. Alex hörte Wasser im Kessel sieden, dann wurde es in Tassen gegossen. Er rieb sich das Gesicht. Er hatte immer noch rasendes Herzklopfen. Dabei hatte er sich, nachdem er vom Klippenrand zurückgetreten war, extra eine Weile auf einen Stein gesetzt, um wieder zu sich zu kommen.

Rob tauchte mit zwei Bechern Kaffee wieder auf und reichte Alex einen.

»Und? Bin ich jetzt ein Feigling«, fragte Alex.

»Wann bist du draufgekommen?«, fragte Rob, ohne auf die Frage einzugehen.

»Worauf?«

»Darauf, wie man einen Wechsel auslöst.«

Alex trank einen Schluck Kaffee. »Wenn man erst mal in diese Richtung denkt, ist es ganz offensichtlich. Echt nicht zu fassen, dass ich nicht schon früher draufgekommen bin.« Er schüttelte den Kopf. »Die einzige Gemeinsamkeit bei allen bisher bekannten psychischen Evakuationen ist der Tod.«

»Nur nicht in deinem Fall.«

»Stimmt.«

»Trotzdem hast du es nicht fertiggebracht, Flip umzubringen. Obwohl du gewusst hast, dass du damit dein Leben retten oder zumindest in deinen eigenen Körper zurückkehren kannst.« Rob rauchte seine Zigarette zu Ende und schnippte die Kippe weg. »Das würde ich nicht als Feigheit bezeichnen. Du etwa?«

»Bist du etwa vorher schon selbst darauf gekommen?«, fragte Alex vorwurfsvoll.

»Hätte ich vielleicht sagen sollen: ›He, Alex, warum bringst du dich nicht selber um die Ecke?‹«

Alex war zu müde zum Streiten. Er war so erledigt von den Felsen zurückgekommen, als hätte er sie gerade eben erklommen. Er sog den aromatischen Kaffeedampf ein. Sein Lieblingsgeruch – früher. Und jetzt, als Flip? Immer noch. »Ich stand da«, sagte er, »und ich … ich sah vor mir, wie sie die Tür öffnen … seine Eltern und seine Schwester … und draußen steht ein Polizist und überbringt ihnen die Nachricht von Philips Selbstmord.«

Rob stellte seinen Becher weg, ging zu Alex und klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter.

Alex entzog sich der Berührung. »Was ist los, Rob? Willst du mich heute Morgen nicht am Kinn packen, hä? Meinen Kopf ans Fenster donnern?«

Rob schwieg erst, dann sagte er: »Steig ein.« Sein Ton war freundschaftlich. »Ich fahr dich nach Hause.«

»Nach Hause?«

»Zu Philip. Das ist das einziges Zuhause, das du noch hast.«

 

Wie immer ließ Rob ihn an der Ecke raus. Wie immer schaute er Alex nach, der bis zur Nummer zwanzig ging und noch einmal winkte. Robs Abschiedsworte waren eine Entschuldigung und ein Versprechen gewesen. Er hatte sich für das, was in der Nacht zuvor im Bus vorgefallen war, entschuldigt und versprochen, dass er in den kommenden Wochen und Monaten und Jahren, in denen sich Alex an sein neues Leben gewöhnte, jederzeit für ihn da wäre.

»Vielleicht können wir uns ja gegenseitig helfen. Ich helfe dir, Philip zu sein … und du hilfst mir, Chris loszulassen.«

Alex nickte. »Mhmm, das wär cool.«

Sie gaben sich die Hand, irgendwas zwischen einem Händeschütteln, Armdrücken und Abklatschen, als gehörten sie zu einer Straßengang in Los Angeles. Dann ging Alex auf das Haus zu.

Alex konnte sich durchaus vorstellen, dass es einfach so weiterging. Dass er sein Leben mit dem von Flip verschmolz. Dass er den Wechsel akzeptierte, sich anpasste und einfach weitermachte – so wie alle anderen, denen das Gleiche zugestoßen war. Vielleicht fand er sogar einen Weg, sich wieder mit Cherry zu vertragen. Mit Alex’ Geist in Flips Körper konnte er in Litchbury bleiben, bei einer fürsorglichen Familie, und für den Notfall hatte er ja noch Rob. Er konnte seinen Abschluss an einer guten Schule machen, danach studieren und durfte sich auf ein langes, gesundes Leben freuen, vielleicht noch sechzig oder siebzig Jahre. Er konnte sein, was und wer er sein wollte.

Aber es bedeutete auch, nicht er selbst zu sein. Voll und ganz er selbst zu sein. Dieses Leben würde einer Lüge gleichkommen. Er hätte sich jeden Tag und jede Stunde belügen müssen, so lange, bis Flips Körper irgendwann starb. Er musste die Garamonds anlügen. Jeden, dem er in den vielen Jahren, die noch vor ihm lagen, begegnete, jeden, mit dem er zusammenarbeitete oder mit dem er sich anfreundete. Alle, die er liebte, und alle, die »ihn« liebten.

Er musste Cherry anlügen, falls sie wieder zusammenkamen. Und auch jedes andere Mädchen, jede Frau, der er begegnete und in die er sich womöglich verliebte. Und wen würden sie lieben? Nicht ihn. Nicht Alex oder Flip oder Philip, sondern irgendeine Mutation, eine Mischform. Wenn irgendeine dieser Beziehungen etwas bedeuten sollte, dann musste die Betreffende den echten »Alex« lieben, nicht eine abartige Fälschung. Einen Betrüger. Für ihn selbst galt das Gleiche. Er wollte und musste als der echte Alex leben, körperlich und seelisch.

Oder gar nicht.

Darum verschwand Alex gerade so lange hinter der Haustür, dass Rob wieder in seinen Bus steigen und wegfahren konnte. Er hatte sich leise ins Haus geschlichen. Jetzt stand er in der Diele und wagte kaum zu atmen.

Er wartete. Oben rührte sich nichts. Kein Beagle kam knurrend durch den Flur getapst, obwohl er es selbst jetzt noch halb erwartete. Dann hörte er das vertraute Räuspern des Campermotors, der ansprang und davontuckerte. Alex wartete weiter.

Schließlich schlüpfte er wieder nach draußen und schlug den Weg zum Bahnhof ein.

Am Rand des Abgrunds hatte er zwar vor allem festgestellt, wozu er nicht bereit war, um in seinen eigenen Körper zurückzukehren, doch ihm hatte sich auch eine andere Möglichkeit zur Rückkehr offenbart. Eine weniger offensichtliche, weniger Erfolg versprechende und genauso riskante. Aber eine, die er trotzdem in Betracht zog. Alex würde nach London fahren und die Sache zu Ende bringen.

 

Ein lauter Ruf. Das Piepen sich automatisch schließender Türen, ein erhobener Arm, eine Trillerpfeife. Kaum merklich setzte sich der Zug in Bewegung und kurz darauf sausten bereits die Vororte von Leeds am Fenster vorbei.

Ob sich Flips Seele bewusst war, dass sich die Entfernung zwischen ihnen mit jeder Sekunde verringerte? Alex stellte sich vor, wie sich die Distanz zwischen den beiden Seelen stetig verringerte und ein »Zwilling« sich dem anderen entgegenstreckte.

Alex lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er überließ sich dem kaum wahrnehmbaren Schaukeln und Rollen des Hochgeschwindigkeitszuges. Auf diese Weise konnte man seinen Körper beinahe wegträumen, nicht mehr sein als eine körperlose Seele, im Summen der Gleise gefangen zwischen Wachen und Schlaf.

Ob es sich auch so anfühlte, wenn sich Alex nicht nur in Gedanken, sondern tatsächlich aus seinem Körper löste? Ein sanftes Davongleiten. Wohl kaum. Sein jetziger Zustand war angenehm, schmerzlos. Der Wechsel, wenn er denn stattfand, war damit bestimmt nicht zu vergleichen. Womöglich tat es höllisch weh. Womöglich war es noch schlimmer als sein allerschlimmster Albtraum.

Oder man spürte überhaupt nichts.

Schließlich hatte Alex beim ersten Wechsel auch nicht viel mitbekommen. Er war einfach im Körper eines anderen aufgewacht, ohne zu wissen, was mit ihm geschehen war. Benommen und irgendwie neben der Spur, aber mehr nicht. Als wäre er nach einer Operation aufgewacht.

Alex hatte keine Ahnung, was ihn erwartete. Er konnte sich nicht einmal sicher sein, dass er, falls die Umkehrung überhaupt stattfand, hinterher noch wusste, dass er in Flips Körper gesteckt und Flips Leben gelebt hatte. Angenommen, er verlor jede Erinnerung daran, dass seine Seele »sich auf Wanderschaft begeben« hatte? Anfangs würde er ja noch im Koma liegen. Ob damit alles ausgelöscht wurde? Er konnte sich ja auch nicht daran erinnern, was an jenem Abend passiert war, nachdem er sich von David verabschiedet hatte. Ein halbes Jahr als Alex im Koma, dann die Wochen, die er als Flip verbracht hatte … von der fehlerhaften Festplatte seines Hirns einfach gelöscht. Wie ein Kind, das sich nicht mehr an seine Zeit im Mutterleib erinnerte. Als wäre alles nie geschehen.

War so etwas möglich?

Alex wusste so vieles nicht, wusste nicht, was ihn erwartete, wenn er die Sache durchzog. Nicht zuletzt, ob er es über sich bringen würde, und falls ja, ob es dann auch klappte. Und welche Seelen und Körper hinterher noch am Leben und welche womöglich tot waren.

Jemand sprach ihn an, schüttelte ihn an der Schulter. Während er zu sich kam, stellte er sich unsinnigerweise vor, dass es Cherry war. Aber es war natürlich nur der Schaffner.

Es gab keine Cherry mehr. Nie mehr.

Als der Schaffner weg war, schlug Alex das Buch auf, das er am Bahnhof gekauft hatte, und riss eine der Leerseiten ganz hinten heraus.

 

Liebe Cherry,

 

wenn du das hier liest, ist es schon passiert, so oder so. Falls es klappt, wird Philip wieder Flip sein und ich Alex. Kann sein, dass ich dann im Wachkoma liege oder tot bin, aber ich bin dann dort, wo ich hingehöre. Ich weiß, dass du mich für total verrückt hältst, aber es ist die Wahrheit. Es tut mir furchtbar leid, dass alles zwischen uns so gelaufen ist – beziehungsweise nicht gelaufen ist. Aber ich will wieder ich sein – oder gar niemand. Wenn das bedeutet, dass ich dich verliere, dann tut mir das so leid, wie mir noch nie im Leben etwas leidgetan hat.

 

Alex x

 

Am Bahnhof King’s Cross kaufte er einen Umschlag und eine Briefmarke und warf den Brief ein. Er hätte auch Rob gern einen Abschiedsbrief geschrieben, aber von ihm hatte er keine Adresse. Ihm eine SMS schreiben ging auch nicht, denn dann hätte Rob sofort gewusst, was er vorhatte.

Und wenn Rob Bescheid wusste, würde er versuchen, Alex davon abzuhalten.

 

Es war schon fast Mittag, als Alex am Krankenhaus ankam. St. Dunstan. Die Vorstellung, dass sein Leben vor vierzehn Jahren und zehn Monaten in diesem Gebäude angefangen hatte und dass »er« sich in diesem Augenblick irgendwo dort drin befand und sein Leben an einem seidenen Faden hing 

Sein Leben? Zumindest ein Leben. Ein Körper, der ihm gehörte, und eine Seele, die nicht ihm gehörte, die unfreiwillig vereint auf den Tod warteten. Oder auf irgendwas oder irgendwen, der sie rettete. Wie zwei Grubenarbeiter, die unter Tage festsaßen, denen langsam der Sauerstoff ausging und die auf das Klink-Klink der Spitzhacken der Rettungsmannschaft warteten.

Alex stand gegenüber vom Haupteingang auf der anderen Straßenseite. Er suchte in einem Haltestellenhäuschen Schutz vor dem Nieselregen, der unablässig auf Südlondon herabfiel und ihn überrascht hatte, als er aus der U-Bahn stieg. In Leeds hatte noch die Sonne geschienen, sogar in King’s Cross hatte es nicht nach Regen ausgesehen. Wie in einem komplett anderen Leben. Von der ganzen Fahrt hierher war Alex so wenig in Erinnerung geblieben, dass er sie sich ebenso gut eingebildet haben konnte. Er betrachtete das Gebäude durch den Regenschleier. Das Krankenhaus sah auch bei schönem Wetter trist und trostlos aus. Es war ein Block aus roten Backsteinen mit gotischen Türmchen und hier und dort einem neueren Anbau, wie ein Irrenhaus aus dem 19. Jahrhundert mit Ergänzungen im Gesamtschulenstil der 70er-Jahre. Da das St. Dunstan an einer vielbefahrenen Hauptstraße lag, hatte ihm die Luftverschmutzung heftig zugesetzt. Die Fenster sahen aus wie Reihen von Augen, bei denen das Make-up vor lauter Weinen in langen Streifen heruntergelaufen war.

Soweit Alex sich entsann, war er seit seiner Geburt nicht mehr hier gewesen. Im Einklang mit seiner Hässlichkeit wirkte die Fremdheit des Krankenhauses irgendwie beunruhigend.

Ich bin hier auf die Welt gekommen. Das muss doch etwas zu bedeuten haben. So schrecklich kann es gar nicht sein.

Alex versuchte sich einzureden, dass er sich hier auf der anderen Straßenseite versteckte, um sich zu sammeln, sein Vorgehen noch einmal zu überdenken, und dass es nichts damit zu tun hatte, dass er unglaublich Schiss davor hatte, das Gebäude zu betreten. Er hatte sich schon eine halbe Stunde in einem Imbiss am Bahnhof Crokeham Hill herumgedrückt und allen Mut zusammennehmen müssen, um überhaupt bis zum Krankenhaus zu kommen.

Es konnte nicht klappen. Man würde ihn garantiert aufhalten, ehe er seinen Plan auch nur ansatzweise durchführen konnte.

Bei jedem Auto, das auf den Parkplatz einbog oder herausfuhr, bei jedem Menschen, der durch den Haupteingang hinein- oder herauskam, hielt Alex den Atem an, weil er glaubte, seine Mum oder seinen Dad oder seinen Bruder oder David zu erblicken. Auf der Webseite des St. Dunstan stand, die Intensivstation hätte keine festen Besuchszeiten, nur zu den Visiten mussten sich Angehörige und Freunde verziehen. Höchstwahrscheinlich saßen seine Eltern gerade am Bett ihres Sohnes. Oder sie tauchten jeden Augenblick hier auf. Oder gingen gerade weg, wenn er hineinging.

Als Erstes musste er die Intensivstation finden. Dort fragen, ob es in Ordnung sei, dass er Alex Gray besuchte. Er wollte sich als Schulfreund ausgeben. Sie hätten am Ende des Schuljahres eine Sammlung durchgeführt und er sei dazu ausgewählt worden, Alex einen Blumenstrauß und eine Riesengenesungskarte mit haufenweise Unterschriften zu bringen. Ach übrigens, in welchem Zimmer liegt Alex eigentlich, ich bin ja das erste Mal hier? Und ob die Schwester wüsste, ob gerade jemand bei ihm ist, denn er will auf keinen Fall stören. Er hatte sich einen falschen Namen ausgedacht (Jack). Er hatte sich seine kleine Ansprache immer wieder vorgesagt, sich die Szene immer wieder ausgemalt, sodass ihm das Ganze schon wie eine Erinnerung vorkam, wie etwas, das bereits geschehen war.

Nicht unbedingt eine narrensichere Strategie, aber etwas Besseres war ihm nicht eingefallen.

Ob die Schwestern eine Beschreibung von ihm hatten? Nachdem Philip Garamond bei Alex zu Hause aufgetaucht war, hatten Mum und Dad oder auch die Polizei das Stationspersonal bestimmt vor einem großen, dunkelhaarigen jungen Mann mit nordenglischem Akzent gewarnt. Und wenn ihn die Garamonds nun bereits als vermisst gemeldet hatten, weil er an diesem Morgen weder zu Hause noch in der Schule erschienen war? Wenn sie sich sofort gedacht hatten, wohin er wollte?

Es war albern, noch länger hier herumzulungern. Sich mit den vielen Wenns, Abers und Vielleichts verrückt zu machen, die zwischen ihm und seinem Vorhaben standen.

Ein Bus hielt. Ein Mann stieg aus, die Türen schlossen sich zischend und der Bus fädelte sich wieder in den Verkehr ein. Das St. Dunstan tauchte wieder hinter dem Regenschleier auf. Alex setzte die Kapuze auf und überquerte die Straße, als hätte der davonfahrende Bus eine Pforte geöffnet, die er jetzt oder nie betreten musste.

Flure, Treppen, noch mehr Flure, noch mehr Treppen. Ein Wirrwarr neonbeleuchteter Gänge. Aber der Weg vom Eingang zur Intensivstation war so gut ausgeschildert, dass man sich nicht verlaufen konnte. Die Karte und der Blumenstrauß sorgten dafür, dass seine Hände nicht zitterten. Ab und zu, wenn die Blumen eine Wand oder ein Geländer streiften oder im Luftzug einer geöffneten Tür, fiel ein Blütenblatt ab. Alex stellte sich vor, dass er eine Spur hinterließ, die ihn nachher wieder nach draußen führen würde.

Nur dass er, wenn alles nach Plan verlief, nicht mehr nach draußen musste. Er nicht mehr. Bei dem Gedanken wurde ihm ein bisschen schwindelig, seine Füße wurden schwer wie Blei.

Er rechnete damit, jeden Augenblick seiner Mum oder seinem Dad zu begegnen. Oder dass jemand, der ihm entgegenkam, Verdacht schöpfte und Alarm schlug. Aber seine Eltern ließen sich nicht blicken und auch sonst schenkte ihm niemand Beachtung.

Als er die Intensivstation betrat, war er davon überzeugt, dass er sein Glück überstrapaziert hatte. Gleich würde ihn eine Schwester ansprechen oder sein Dad würde ihn hinter der Schwingtür schon erwarten.

Der Vorraum war menschenleer, ebenso der Flur, der davon abging.

Irgendwo ließ jemand hinter einer Tür Wasser laufen. Alex blieb unschlüssig stehen. Sollte er warten, bis der Betreffende herauskam oder einfach weitergehen und riskieren, ertappt zu werden? Er ließ es drauf ankommen und ging weiter. Die Tür blieb zu, der Wasserhahn lief. Die nächste Tür stand offen, dahinter sah man ein Wartezimmer mit gepolsterten Stühlen und einem Tee- und Kaffeeautomaten. Dort saß jemand und las im Telegraph. Er hielt die aufgeschlagene Zeitung vors Gesicht, sodass Alex nur seine Hände, die Stirn und die Beine sah.

Aber das reichte, um ihn wie angewurzelt stehen bleiben zu lassen. Die entzündeten Ellbogen, die ausgefransten Lederjackenärmel … die unnatürlich gelben, stachelig abstehenden Haare.

»Was zum …«

»Mann, das hat ja ganz schön lange gedauert.« Rob ließ die Zeitung sinken.

CRASH - Ins falsche Leben: Roman
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