Vergleicht man Städte mit Speisen, dann ist New York ein scharf gewürzter Hotdog mit vielen Zwiebeln. Bei Berlin liegt die Currywurst nahe, München klingt nach Weißwurst mit Senf und Wien nach Gulasch mit Knödeln.

Lendnitz ist Kartoffelbrei.

Es ruht genauso passiv neben den Karawanken wie Püree neben den Erbsen. Die Konsistenz ist auch ungefähr die gleiche: im Winter Schneematsch, im Sommer Regenschlamm. Der Altersdurchschnitt beträgt 53,3 Jahre. Die Teenager von Lendnitz denken mit Sehnsucht an die Landeshauptstadt Klagenfurt. Einige ganz Verwegene studieren die Zugfahrpläne nach Wien. Die Pensionisten träumen von einem Alterssitz am Wörthersee oder zumindest einem wöchentlichen Bingoabend im Pfarrheim.

Andere Aktivitäten sind seit der Schließung des Kinos und der Schwimmhalle kaum möglich, und wer die zwölfeinhalb Bücher der Stadtbibliothek schon gelesen hat, sollte sich dringend nach einem anderen Wohnsitz umsehen.

Lendnitzens ganzer Stolz ist das Schlosshotel, von den Einheimischen liebevoll ›Schmuckkästchen‹ genannt. Vor 20 Jahren war es in einer internationalen Zeitung als ›billige Alternative zum Schloss am Wörthersee in Velden‹ bezeichnet worden, inzwischen kann man jedoch keine Vergleiche mehr zu Kärntens High-Society-Hochburg ziehen. Im Schlosshotel geht es geruhsam zu. Von Glanz und Glamour weit entfernt, blättern die Blümchentapeten langsam von den Wänden und die alten Holzdielen knarren bei jedem Schritt.

Alles in allem ist das Leben in Lendnitz so aufregend, wie jeden Tag zerstampfte Kartoffeln zu essen. Es ist langweilig.

Todlangweilig …