Die Fahrt von Nairobi nach Mombasa dauert dreizehn Stunden, fast nur in der Dunkelheit, was, alles in allem betrachtet, auch besser ist. So lange der Zug gerade und fest auf den Schienen rollte, war er wunderbar. Gewiss, er war nicht mehr der Jüngste, aber wir hatten alle ein gemütliches eigenes Abteil, das sehr bequem aussah, der Speisewagen war prächtig, es gab ein herzhaftes Drei- Gänge-Menü und die Bedienung war gut gelaunt und aufmerksam. Im Bewusstsein der vor uns liegenden Todesgefahren ergriffen wir allerdings die kluge Vorsichtsmaßnahme, uns vor, während und nach dem Abendessen mit vielen Gläsern Tusker Bier zu betäuben. Schlaf fanden wir trotzdem nicht.

Zunächst einmal waren die Betten schmal und entschieden von der harten Sorte, doch die willkürlichen, irren Bewegungen des Zuges machten sogar leichten Schlummer unmöglich. Normalerweise mag ich Nachtfahrten mit der Bahn, aber hier hatte ich das Gefühl, als versuchte ich trotz eines Erdbebens zu schlafen. Selbst in den sehr seltenen ruhigeren Phasen kam ich mir vor wie auf einem Fließband in einem Bergwerk, auf dem Diamanten aus Gesteinsbrocken losgerüttelt werden. Weil es draußen stockfinster war, konnte man auch nie erkennen, wo man war, merkte jedoch an der Schräglage des Waggons sehr genau, dass es den Großteil der Nacht steil bergab ging. Alle paar hundert Meter, so fühlte es sich an, latschte der Lokführer auf die Bremsen und setzte eine Kettenreaktion von Kollisionen in Gang. Jeder Wagen knallte nämlich auf den vor sich und Sekundenbruchteile später folgte das dumpfe Aufschlagen und verwirrte Stöhnen der Leute, die soeben aus dem Bett geschleudert worden waren. Das Ganze hätte sich nicht sehr viel anders gestaltet, wenn man uns alle in große Fässer gesteckt und nach Mombasa gerollt hätte.