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Kapitel 7

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Schlechtes Wetter:
»Wir sind soeben in Bremen
gewassert«

»Sind Sie weit geflogen?«, fragte der Knecht im Frühjahr 1932 auf einer nordirischen Weide neugierig. »Von Amerika«, antwortete Amelia Earhart direkt nach ihrer Landung mit einer Lockheed Vega 5B bei Derry. Gerade hatte die mutige Frau als erste Pilotin der Welt den Atlantik überquert. Ihre Leistung wurde in keiner Weise dadurch geschmälert, dass sie ihr Ziel eigentlich um 900 Kilometer verfehlte: Geplant hatte die 34-Jährige eine Landung in Paris. Starker Wind und eisiges Wetter brachten die Amerikanerin an den Rand der irischen Insel.

Auch eine andere Rekordpilotin wurde durch die Unbill des Wetters immer wieder aufgehalten: Amy Johnson gelang 1930 zwar als erster Frau ein Soloflug von England nach Australien. Die Reise im offenen Cockpit geriet allerdings für die als »fliegende Sekretärin« bekannte Britin zum lebensgefährlichen Abenteuer und dauerte mit fast 20 Tagen länger als erhofft.

Im dichten Nebel musste sich die 26-jährige Johnson einen Weg an den Gipfeln des Taurusgebirges vorbei suchen – für einen Flug über das mehr als 4000 Meter hohe Massiv in der Türkei war ihre einmotorige de Havilland Gypsy Moth zu schwer beladen. Schon am nächsten Tag zwang sie ein Sandsturm zur Landung in der Wüste vor Bagdad. Im südostasiatischen Rangun machte ihre Propellermaschine einen Kopfstand auf einer regennassen Landebahn – und nach einer Notlandung auf Java musste sie den Stoff der Tragflächen, die durch einen Sturm beschädigt worden waren, mit Klebestreifen ausbessern.

Abenteuergeist, Wagemut und Improvisationstalent halfen den beiden Frauen auf ihren Rekordflügen – Eigenschaften, die bald 80 Jahre nach ihren Heldentaten in der Luftfahrt selten gefragt sind. Dank Autopilot, Wetterradar und der Unterstützung von Bodenstationen lassen sich heutige Piloten nicht mehr »verwehen« wie Earhart. Und sie finden ihren Weg mittels Funknavigation und sind nicht mehr wie Amy Johnson auf zusammengesuchte Landkarten angewiesen. »Ich musste nehmen, was ich kriegen konnte – manche waren gut, manche schlecht«, schrieb sie nach ihrem Rekordflug. Das Papier wurde in Streifen geschnitten und aufgerollt, »so dass ich sie nach und nach entrollen konnte«.

Dennoch: Trotz aller technischen Hilfen bringen extreme Wetterlagen auch heute noch ausgeklügelte Flugpläne durcheinander. Während Blitz und Donner vorwiegend im Hochsommer für Verspätungen sorgen, stürzen Schnee und Eis Flughäfen regelmäßig ins Chaos – auch im durchaus Kälte gewohnten Deutschland.

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In diesem Kapitel:

Gewittergefahren, Nebelnöte und endlose Enteisungen