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Der Weltnagel bog sich unter dem Gewicht der Götter, als sich die alten finnischen Gottheiten um Ukko Obergott, den höchsten unter ihnen, versammelten. Es war der 27. Juni, der Tag des Sampsa Pellervoinen, die Zeit der Kornreife.

Ukko Obergott, der Donnergott, saß inmitten des großen Himmelsaals auf seinem Thron, über sich den Polarstern. Er trug Zobelfelle, eine Mitra, an der Irrlichter flackerten, und mit Austernperlen verzierte Schnabelstiefel, an deren Spitzen rote Edelsteine in der Größe der Zehen glänzten. An Ukkos Zepter in seiner linken Hand zischte ein nervöser Kugelblitz. In der rechten Hand hielt er eine Blitzwurzel, die von Zeit zu Zeit knisterte und zuckte und gelbroten, stechend riechenden Qualm ausspuckte. Als Thron diente Ukko eine bauschige Wolke, in dessen Flaum es sich gut und bequem saß. Scheue Polarlichter umringten den Thron und warfen ihr Licht auf den Gott, dessen väterliches und gelassenes Wesen in Gestalt eines Sterns bis auf die Erde reflektiert wurde. Die Menschen, die diesen Stern sahen, wurden sonderbar.

Hinter dem Thron des Donnergottes stand sein Weib Rauni, bekleidet mit dem schwarzen Pelz einer Wölfin und geschmückt mit blauen Spektrolithbändern, die sich um ihre Stirn und ihre Schultern rankten. Eine Hand hatte Rauni auf Ukkos Schulter gelegt, eine besitzergreifende Geste. Am Mittelfinger funkelte ein roter Stein, ähnlich denen an Ukkos Stiefelspitzen.

Angeführt von Ilmarinen erreichten die anderen Götter den Versammlungsort. Neben Tapio mit seinem Weib erschienen Sampsa Pellervoinen, Pelto-Pekka, Ägräs, Ronkoteus und Virankannos, außerdem Vellamo am Arm von Ahti; aus der Unterwelt kamen Lempo und Turja sowie eine Reihe zottige Kleingeister. Ajattara betrat strahlend und in einen durchsichtigen Umhang gewandet die Versammlung. Als letzter traf Rutja ein, der Sohn des Donnergottes. Er befahl den Kleingeistern, um den Thron herum Aufstellung zu nehmen und sich um das gleichmäßige Glimmen des Kugelblitzes und der Blitzwurzel zu kümmern.

Nachdem die Götter ihre Plätze eingenommen hatten, erschien eine Schar Gnome, die sich im hellen Licht des Himmels die Augen rieben, und nach ihnen hüpfte noch ein Schwarm Elfen herbei, zierliche, nur mit Nebelschleiern bekleidetet Jungfrauen. In den Händen hielten die Elfen Zauberreiser, an denen klitzekleine Glühwürmchen leuchteten.

Auch Wichtelmännchen und Hausgeister kamen hinzu, außerdem zahlreiche Spezialgottheiten wie Liekkiö, Äpärä und Ihtiriekko, die Schutzgeister der getöteten Kinder. Der Grenzteufel brüllte furchterregend bei seiner Ankunft und nahm dann weit entfernt vom Thron Platz, an der Grenze von Licht und Schatten, um von dort der Versammlung zu folgen. Auch Pökkö, Kluko und Kurko, die Schutzgeister der Verrückten und Taugenichtse gesellten sich dazu. Ihre Gesellschaft suchten Kyöpeli und Jumi, die wie die Höllengeister von den hellen Lichtern geblendet wurden. Hinter Paio plazierten sich Nyrkytär, Myyrikki und Nyyrikki sowie der ziemlich kleine Hittavainen, der bei jedem Geräusch und bei der kleinsten Bewegung wie ein Hase zusammenzuckte. Zu Füßen der Götter galoppierte ächzend Paara herum, den Mund voller Handelsbank-Aktien. Ilmarinen, der Gott des Friedens, des guten Wetters und der windstillen Luft, der die Winde wiegte, gab ein Zeichen. Alle Götter sprachen mit hoher Stimme im Chor die Eröffnungsworte jeder Versammlung:

 

He ho, Ukko Obergott,

Donnerer am Wolkenrand,

Sprichst du ein Wort,

erschallen zwei!

 

Der Donnergott stand auf, hob den Kugelblitz mit der linken Hand empor und polterte.

»Ich bin Ukko Obergott, der älteste aller Götter. Wer daran zweifelt, dem schlage ich dieses Zepter aufs Haupt!«

Die Vorstellung, einen Schlag mit dem Kugelblitz abzubekommen, ließ die schüchternsten und kleinsten Geister zittern vor Angst, wenn auch unnötigerweise, denn Ukko wollte eigentlich niemandem drohen. Er vollzog lediglich einen uralten Ritus, der heutzutage keine praktische Funktion mehr besitzt.

Der Donnergott setzte sich. Er nickte Ilmarinen zu, damit dieser beginne.

Ilmarinen legte einen religiösen Lagebericht vor. Er erzählte, was bereits alle wußten: Die uralte finnische Religion war schlimmer in Gefahr als je zuvor. Insbesondere der christliche Glaube hatte über die Finnen eine unfaßbare Macht gewonnen, aber damit nicht genug: Auch Agnostiker und Atheisten gab es im Volk. Nur ganz wenige Finnen glaubten noch an ihre ursprünglichen Götter. Auch unter den verwandten Völkern stand die Sache schlecht. Ostjaken, Wogulen und Tscheremissen, die heutzutage auf dem Gebiet der Sowjetunion leben, hatten begonnen, sich zu den Lehren des Sozialismus zu bekennen.

»Und an Sozialisten herrscht selbst in Finnland kein Mangel«, brummte Ilmarinen.

Ilmarinen zufolge hatte die Verehrung fremder Götter in Finnland fast schon absurde Ausmaße angenommen. In jedem Dorf stand eine Kirche, und in größeren Ortschaften gab es sogar mehrere dieser Kultstätten. Es handelte sich um große, für viel Geld errichtete Bauwerke mit festinstallierten Orgeln, die tiefe Töne von sich gaben. Um die Kirchen herum erstreckten sich weitläufige Friedhöfe. Man nannte die finnischen Dörfer gar Kirchspiele – welch eine Schande! Am schlimmsten war, daß alle Finnen ein Zeichen des falschen Glaubens auf ihr Grab bekamen: Es wurden Kreuze aufgestellt, Emblem jener weit verbreiteten fremden Religion. Und wenn man sich nicht für ein Kreuz entschied, schleppte man zumindest einen schweren Stein heran, in den dann ein Kreuz hineingeritzt wurde, damit es noch nach Jahrhunderten als Zeichen tiefen Glaubens sichtbar war.

Ilmarinen sprach von der kolossalen Begeisterung der Finnen für den fremden Glauben, der ihnen erst vor sieben- oder achthundert Jahren fix und fertig gebracht und eingehämmert worden war. In so kurzer Zeit hatten die Finnen ihren einzig wahren Glauben verleugnet und sich den neuen angeeignet! Das Ganze ging sogar so weit, daß in Finnland spezielle Lieder, sogenannte Choräle, zu Ehren des falschen Glaubens gesungen wurden. Man betete zum falschen Gott und dessen Sohn Jesus, schrieb Bücher über dieses Thema und verfügte sogar über eigene Lehrstühle an finnischen Universitäten, wo über die fremde Religion und ihre Kuriositäten völlig ernsthaft und angeblich wissenschaftlich nachgedacht wurde.

Ilmarinens Stimme bebte, als er einen Überblick über die Verehrung der alten Götter im heutigen Finnland gab.

»Im ganzen Land kann man keinen einzigen Opferhain mehr finden, wo uns Ochsen oder wenigstens kleineres Getier dargebracht würden! Die Verstorbenen werden mit dem Kopf nach Osten begraben, was ein lasterhafter Brauch ist, denn jeder weiß doch, daß die einzig richtige Methode die ist, die Toten so mit Erde zu bedecken, daß die Köpfe auf den Himmelsnabel und den Polarstern zeigen. Man legt den Verstorbenen nicht mehr ihre Lieblingswerkzeuge in den Sarg und auch sonst keine brauchbaren Gegenstände. Statt dessen verbleiben die teuren Sachen in der Obhut des Nachlasses, damit die gierigen Angehörigen sie nach dem Begräbnis mit großem Gezänk untereinander verteilen können. Es gibt weit und breit keine abgeästeten Fichten mehr, die dem Andenken dienen. Im fernen Lappland sind noch ein paar Kultstätten übriggeblieben, aber auch die verfallen, und selbst an den besten Fischplätzen entstehen keine neuen. Eine tiefe Undankbarkeit hat sich der Finnen bemächtigt, ein irdisches Spektakel. Die wenigen Hexentrommeln und Schamanenwerkzeuge, die es im Lande noch gibt, liegen unbenutzt in Museen herum, um vom ganzen Volk nur noch begafft zu werden. Zum Ernteschluß wird kein Bier mehr zu Ehren Pekkas getrunken, zu allen anderen Zeiten dafür um so mehr, aber der eigentliche Grund für die Sauferei ist neuerdings nur noch der Genuß und der Wunsch, betrunken zu sein, und nicht die Ehrfurcht und Huldigung gegenüber Pelto-Pekka. «

An dieser Stelle mischte sich Ägräs, der Gott der Fruchtbarkeit, in Ilmarinens Ausführungen ein.

»Meines Wissens sind die Finnen allerdings sehr eifrig dabei, sich zu paaren. Schon in jungen Jahren fangen sie damit an, die Mädchen oft schon im Alter von dreizehn.« Ilmarinen entgegnete trocken, daß es sich hierbei allerdings keineswegs um den göttlichen Kult der Familienerweiterung handelte, sondern um eine tadelnswerte Lockerung der Sitten, ermöglicht durch den medizinischen Fortschritt. Täglich schluckten die Frauen irgendwelche Babyabwehrpillen, um nicht trächtig zu werden, und wenn es die Angst vor einer Schwangerschaft nicht mehr gab, konnte man hemmungslos der Wollust und der Ausschweifung frönen, solange es der Körper aushielt.

Ihtiriekko – der Schutzgeist der getöteten Kinder – schrie an dieser Stelle herzzerreißend auf. Ihm wurde jedesmal schlecht, wenn von Babys die Rede war. Zwar war die Kindersterblichkeit in Finnland weitaus geringer als anderswo auf der Welt, aber das konnte bei Ihtiriekko keine große Begeisterung wecken, denn dafür wurden entsprechend weniger Kinder geboren.

Ukko Obergott räusperte sich. Alle waren still, sogar Ihtiriekko.

»Sampsas Pellervoinen! Lies uns aus dem Buch der Weltreligion vor, wie es den anderen Göttern ergeht!« befahl der Donnergott.

Sampsa machte sich eifrig ans Werk. In seiner Obhut befanden sich die Statistiken, aus denen man sofort schließen konnte, daß die finnischen Götter auf der Erde nicht gerade prominent waren.

»Auf dem Globus leben ungefähr drei Milliarden Menschen. Etwa fünf Millionen von ihnen sind Finnen…«

Rauni, das Weib des Donnergottes, konnte sich nicht verkneifen einzuwerfen:

»Und nicht einmal die glauben noch an uns!« Sampsa zählte auf:

»Die Christen machen den größten Teil der Erdbewohner aus, fast eine Milliarde Menschen. Sie teilen sich hauptsächlich in Katholiken (600 Millionen), Orthodoxe (130 Millionen) und Protestanten (220 Millionen). Die Finnen sind gegenwärtig Protestanten, zählt man die geringe Bevölkerung Kareliens nicht dazu. Die zweithäufigste Religion ist der Islam. 500 Millionen Mohammedaner gibt es, fast ebenso viele Hindus und 400 Millionen Anhänger von Konfuzius. Verflixt noch mal, was sollen denn das für welche sein? Dann gibt es noch 200 Millionen Buddhisten, 70 Millionen Schintoisten, 60 Millionen Taoisten, 15 Millionen Juden und 140.000 Mazdaisten. Allein an Mazdaisten gibt es also mehr, als solche, die an uns glauben, ist das nicht widerlich?! Religionslose oder an sogenannte Naturreligionen Glaubende gibt es gut eine Milliarde. In dieser Aufstellung sind die Bewohner Chinas und der Sowjetunion enthalten.«

Mit leiser, trauriger Stimme sagte Ukko Obergott: »Ach Welt, was soll nur aus dir werden…« Tapio erhob sich, um das Wort zu ergreifen. Seiner Ansicht nach wurden die Religionen heutzutage mit der Gewalt des Schwertes verbreitet. Insbesondere die Christen waren eifrig dabei, wenn es darum ging, zur Waffe zu greifen, um andere Völker zu unterwerfen, mit dem Wunsch, den eigenen Glauben in andere Länder zu tragen. Wenn die finnischen Götter ihre frühere Autorität zurück wollten, sollten sie vielleicht ein bewaffnetes Vorgehen in Betracht ziehen.

Ilmarinen widersprach energisch dem Gedanken, den Tapio vorgetragen hatte:

»Mit Hilfe eines Glaubenskrieges werden wir niemals unsere Lehre verbreiten. Außerdem haben wir nicht einmal einen speziellen Kriegsgott. Diese Kleingeister hier taugen nicht zum Kämpfen«, sagte Ilmarinen und deutete auf die Wesen, die um den Thron herumwuselten. Die Kobolde kicherten nervös, als die Rede von ihnen war. Einige drohten kriegerisch mit ihren Schürhaken, aber der Zwischenfall endete sofort, als Ukko Obergott für Ilmarinen Partei ergriff. Ukko fand, es sei immer noch besser, die ganze Religion untergehen zu lassen, als ihre Ideale mit Waffengewalt zu vertreten. Fortan war davon nicht mehr die Rede.

Den nächsten Redebeitrag lieferte Ahti, in dem er von der Ausbreitung des christlichen Glaubens auf der Welt berichtete:

»Vor etwa zweitausend Jahren wurde im christlichen Himmel eine ähnliche Versammlung abgehalten wie die unsrige heute. Der Gott dort beschloß, seinen einzigen Sohn zu den Menschen zu schicken, denn der damalige Glaube des Alten Testaments hatte auf Erden bereits einen schlechten Ruf. Wie man mittlerweile sieht, glückte das Experiment über Erwarten. Der Sohn, der Jesus hieß, wurde zum Symbol des Glaubens. Zwar wurde er von dem Menschen ans Kreuz genagelt, aber das war ein geringer Preis dafür, daß heutzutage tausend Millionen Menschen an ihn glauben. Außerdem hat sein Vater dafür gesorgt, daß sein Sohn wieder in den Himmel zurückkam, und dort herrscht er angeblich immer noch über die Lebenden und die Toten.«

Dieser Sachverhalt wurde lebhaft diskutiert. Ajattara gab zu Bedenken, ob man sich an den Christen nicht ein Beispiel nehmen und einen passenden Gott auf die Erde schickten sollte, so wie Jesus seinerzeit nach Israel abkommandiert worden war. Schließlich hatte Ukko Obergott doch auch einen Sohn, Rutja! Oder sollten vielleicht die Frauen in die Welt ziehen, um die Finnen zu bekehren!

Ajattaras Überlegung erhielt die Unterstützung eines Teils der Götter. In der Tat, Rutja hatte schließlich Zeit genug, nach Finnland zu gehen! Selbst wenn er die Finnen nicht zum alten, wahren Glauben bekehren könnte, wäre es immerhin wichtig, genauere Informationen über die Lebensgewohnheiten der Finnen sowie besonders über den Christenglauben zu bekommen, und zumindest diese Aufgabe könne Rutja gut und gerne übernehmen.

»Und wenn die Finnen Rutja ans Kreuz nageln?« fragte Ilmarinen ernsthaft.

Darüber lohnte es sich nachzudenken. Tatsächlich konnten Rutja gehenkt oder erschossen werden, denn die Gläubigen waren geradezu scharf aufs Töten. Was sagte überhaupt Rutja dazu? Was er bereit zu gehen, oder hatte er Angst?

Der Donnergott betrachtete seinen Sohn nachdenklich. Ob er einer war, den man in die Welt schicken konnte?

Rutja, der große, stattliche und behaarte Gott, stand auf, um zu sprechen. Er trug ein Gewand aus Bärenfell, einen Hut, der aus den Schwanzfedern eines Raubvogels geflochten war und am Gürtel eine Keule. Gelassen blickte er auf seinen Vater und die anderen Götter und sagte mit kräftiger Stimme:

»Ich bin zu allem bereit.«

Ajattaras Augen glänzten, und für einen Moment huschte ein Lächeln über das Gesicht der schönen Göttin. Rutjas Herz machte einen Sprung, und er wiederholte:

»Wirklich zu allem!«

Nun stellte Sampsa Pellervoinen fest, daß man Rutja so, wie er war, keinesfalls nach Finnland schicken konnte. Er wich in seinem Aussehen zu sehr von den Menschen ab, war unnötig groß, in unangemessener Weise behaart und sah viel zu wild aus. Wenn die Menschen ihn sahen, hätten sie Angst vor ihm, und die Mission mißlänge. Oder sie brächten Rutja auf der Stelle um, und das konnte ja auch nicht die Absicht der Götter sein. Selbst wenn Jesus seinerzeit in Israel geopfert worden war, hieß das noch lange nicht, daß man Rutja nach Finnland schicken sollte, um ihn dort gleich töten zu lassen.

Ronkoteus schlug vor, man könne die Angelegenheit so regeln, daß sich Rutja einen passenden Menschen aussuchen und mit diesem die Gestalt wechseln solle, um anständig nach Finnland zu gelangen. So etwas mußte einem Gott doch möglich sein, schließlich waren die Schutzgeister auch früher schon in Menschengestalt auf der Erde unterwegs gewesen, warum also nicht jetzt, wo es wirklich dringend notwendig war.

Ukko Obergott stand auf, winkte seinen Sohn zu sich heran und sprach:

»Rutja! Ich entsende dich zu den Finnen! Lebe dort so, wie es sich für den Sohn des Donnergottes gehört, verhalte dich wie ein Gott und Mann. Wenn du deine Aufgabe erfüllt hast, darfst du wieder in den Himmel auffahren, und ich gebe dir Ajattara zum Weibe. Wenn du aber meinen Namen beschmutzt, wird dich ein Blitz zu Asche verbrennen!«

Rutja ließ sich vor dem Donnergott auf alle viere nieder. In seinen Augen schimmerte eine dicke Träne, als er den Segen seines Vaters entgegennahm. Der Chor der Götter sprach die Schlußworte der Versammlung:

 

Sende, Ukko Obergott,

Donnerer am Wolkenrand,

schleunigst Rutja auf den Weg,

den perplexen Knaben!

 

Die Veranstaltung endete mit einem tosenden Gewitter. Überall in Finnland blitzte es am Himmelszelt, es regnete wie am Tage Esther, die Menschen fürchteten um ihr Leben. Dieses Unwetter hatten die Wetterstationen nicht voraussagen können. Am nächsten Tag erläuterte der Meteorologe Erkki Harjama den Fall eine halbe Stunde lang im Fernsehen und versicherte, daß sich so etwas nicht wiederholen werde.

»Wir haben die Satellitenbilder nicht rechtzeitig mit der Post bekommen…«

Sampsa Ronkainen beobachtete das Unwetter in seinem Antiquitätenladen in der Iso Roobertinkatu. Der Großstadthimmel war hell erleuchtet von Blitzen, die Rinnsteine waren überflutet, die Menschen rannten von einem Hauseingang zum anderen, und die Straßenbahn stand bewegungslos auf der Straße. In der Ferne ertönte das trostlose Heulen einer Sirene.