3.
Im renovierten Konferenzraum am Ende des Korridors waren sieben Burgherren, acht Gildemeister, acht Weyrführer und vier Weyrherrinnen zu einer außerordentlichen Sitzung versammelt. Außerdem war Harfnergeselle Tagetarl anwesend, um eine ausführliche Niederschrift anzufertigen.
F'lar stand auf und übernahm den Vorsitz, obwohl nicht zu verkennen war, wie gern Meister Robinton das getan hätte. Der eine oder andere dachte sogar, der Harfner sehe so vital und unternehmungslustig aus wie schon seit langem nicht mehr, die Gerüchte über seinen schlechten Gesundheitszustand wären also wohl eine schamlose Übertreibung.
Auch blieb nicht unbemerkt, daß die Weyrführer nicht mehr so sorgenvoll dreinschauten, sondern fast fröhlich - sogar optimistisch wirkten.
»Ich glaube, Sie alle haben Akki inzwischen kennengelernt«, begann F'lar.
Baron Corman von Igen schnaubte. »Kennengelernt? Eine sprechende Wand?«
»Es ist viel mehr als eine sprechende Wand«, rief Robinton streng und funkelte Corman wütend an. Der verdrehte bei dem unerwarteten Ausbruch des Harfners die Augen und versetzte seinem Nebenmann, Baron Bargen vom Hochland, einen Rippenstoß.
»Sehr viel mehr als nur eine Wand«, bestätigte F'lar. »Akki ist ein intelligentes Wesen, eine Schöpfung unserer Vorfahren, die diesen Planeten besiedelten. Es enthält alle Informationen, die unsere Vorfahren brauchten und verwendeten, kostbares Wissen, das uns lehren kann, die Verhältnisse in Burg, Gildehalle und Weyr zu verbessern.« Er holte tief Atem. »Und die Fäden endgültig zu vernichten.«
»Das glaube ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe«, schnaubte Corman ungläubig.
»Ich habe Ihnen zu Beginn dieser Phase ein Versprechen gegeben, Baron Corman, und dieses Versprechen kann ich nun einlösen!«
»Mit Hilfe einer Wand?«
»Ja, mit Hilfe dieser Wand«, antwortete Robinton zutiefst überzeugt. Er musterte den Baron voll Ingrimm.
»Sie wären nicht so skeptisch, wenn Sie gestern hiergewesen wären und Akki gehört hätten!« Larad sprang auf, in seiner Stimme bebte unterdrückter Zorn. Corman zuckte überrascht zurück.
»Mit allem schuldigen Respekt, F'lar, Robinton, Larad.« Warbret übernahm die Rolle des Friedensstifters. »Man hat uns so oft hierherzitiert, um uns unbrauchbare Rümpfe, leere Gebäude und Höhlen voller Scherben und Artefakten zu zeigen, daß ich für mein Teil einfach nicht einsah, warum es diesmal besonders dringend sein sollte. Ich bin doch sehr erstaunt, Weyrführer, daß ausgerechnet Sie auf sprechende Wände hereinfallen, nur weil sie Legenden aus grauer Vorzeit von sich geben.«
Robinton erhob sich und ließ ein solches Donnerwetter los, daß Warbret ganz verdutzt zu ihm aufschaute. »Leichtgläubig? Warbret ich, Robinton vom Landsitz an der Meeresbucht, mag ein alter Mann sein, aber niemand wird mich als leichtgläubigen Narren bezeichnen…«
»Ebensowenig wie mich«, fügte Fandarel hinzu. Auch er war aufgesprungen und hatte sich vor den fassungslos staunenden Burgherren aufgebaut. »Das ist keine Wand, Baron Corman.« Die Stimme des sonst so ausgeglichenen Meisterschmieds triefte vor Hohn. Den anderen fielen fast die Augen aus dem Kopf.
»Diese Maschine, dieses Akki, das unsere Vorfahren geschaffen haben, ist ein solches Wunderwerk an Effektivität, daß es Hunderte von Umläufen überdauert hat und immer noch funktioniert. So etwas bringt die beste Gildehalle der heutigen Zeit nicht zustande!« Er nickte mit seinem dicken Kopf, um seinen Respekt noch zu unterstreichen. »Hören Sie auf, unsere Intelligenz oder unsere Integrität in Zweifel zu ziehen, Baron Corman. Sie mögen nicht an Akki glauben, aber ich« - und er schlug sich mit seiner mächtigen Faust gegen die Brust, »Fandarel, meines Zeichens Gildemeister, ich glaube daran!«
Corman schwieg verwirrt.
»Und warum haben Sie uns zusammengerufen?« fragte Warbret.
»Aus Höflichkeit. Sie alle sollten sich der Bedeutung dieses Fundes baldmöglichst bewußt werden«, fauchte Lessa. »Die Weyr wollen nicht in den Verdacht geraten, ein doppeltes Spiel zu treiben oder wertvolle Artefakten zu unterschlagen.«
»Aber meine liebe Weyrherrin«, begann Warbret beschwichtigend.
»Nun, Warbret, vielleicht nicht Sie«, schaltete sich Baron Groghe ein, »aber ich könnte ein paar Namen nennen…« Er vollendete den Satz nicht. »Sie waren nicht hier, also konnten Sie im Gegensatz zu mir auch nicht zuhören, und ich bin nicht vertrauensseliger als Robinton, F'lar oder Fandarel. Aber wenn dieses Akki uns wirklich die Fäden vom Halse schaffen kann, bin ich unbedingt dafür, ihm jegliche Unterstützung zu gewähren.«
»Wenn es das kann«, provozierte Corman, »warum hat es diesen Gefallen dann nicht schon unseren Vorfahren getan?«
»Ja, warum nicht?« fragte auch Toronas von Benden.
»Weil zwei Vulkanausbrüche deren Pläne zunichte machten«, erklärte F'lar geduldig. »Landing - wie unsere Vorfahren diesen Ort nannten - mußte geräumt werden. Und aus dem Norden kam niemand mehr zurück, um sich zu erkundigen, was Akki eventuell in Erfahrung gebracht hatte.«
»Oh.« Damit war auch Toronas der Wind aus den Segeln genommen.
»Es war nicht böse gemeint, F'lar«, lenkte Warbret ein. »Ich finde nur, Sie ziehen alle miteinander voreilige Schlüsse. Die Anhaltspunkte dafür, daß dieses Akki auch nur halb soviel vermag, wie Sie ihm zutrauen, sind doch mehr als dürftig.«
»Mir hat Akki bereits bewiesen«, Fandarels Poltern übertönte das Stimmengewirr, »daß es meiner Gilde Informationen zurückgeben kann, die ihr über die letzten tausend Umläufe verlorengegangen sind; Informationen, die nicht nur uns zugutekommen, sondern die Verhältnisse auf ganz Pern verbessern werden. Sie wissen sehr wohl, Baron Warbret, daß der Zahn der Zeit viele Aufzeichnungen unleserlich gemacht hat. Und daß viele der Annehmlichkeiten, die wir von unseren Vorfahren geerbt haben, allmählich den Dienst versagen. Außerdem habe ich von Akki Pläne für ein effektiveres Energiesystem bekommen.
Es ist so effektiv«, der Meisterschmied deutete mit seinem dicken Zeigefinger auf den Baron von Igen, »daß mit Hilfe der Strömung Ihres Flusses Ihre Burg selbst im Hochsommer und in der größten Mittagshitze kühl gehalten werden könnte.«
»Tatsächlich? Dagegen hätte ich wahrhaftig nichts einzuwenden«, gestand Corman, ohne jedoch seine Skepsis aufzugeben. »Nur einmal angenommen«, fügte er mit einem verstohlenen Seitenblick auf F'lar hinzu, »dieses Akki hilft Ihnen tatsächlich, die Fäden zu vernichten, womit wollen sich die Drachenreiter dann in Zukunft beschäftigen?«
»Darüber werden wir uns den Kopf zerbrechen, nachdem die Fäden vernichtet sind.«
»Sie haben also selbst Ihre Zweifel, Weyrführer?« hakte Corman ein.
»Ich sagte nachdem, Baron Corman«, knirschte F'lar. »Oder fürchten Sie, wir hätten uns so an Ihre Abgaben gewöhnt, daß wir nicht mehr darauf verzichten wollten?« fragte der Weyrführer zynisch.
»Nein, ich meine, wir haben während der ganzen Phase bereitwillig unseren Tribut entrichtet.« Corman geriet ein wenig ins Schleudern und hob beide Hände. Es hatte immerhin eine Zeit gegeben, da seine Bereitwilligkeit zur Unterstützung des Benden-Weyrs nicht so groß gewesen war.
»Wie will Ihre sprechende Wand denn nun die Fäden vernichten, Weyrführer?« fragte Meisterglasmacher Norist. Er hatte hochrote Wangen, was nicht nur an den vielen infolge der Hitze an seinen Feuerstellen geplatzten Äderchen lag.
»Will sie etwa den Roten Stern in die Luft sprengen?«
Larad beugte sich über den Tisch und sah Norist mit zusammengekniffenen Augen wütend an. »Ist es wichtig, wie das Ziel erreicht wird, Meister Norist, solange niemals wieder Fäden auf Pern fallen?«
»Hoffentlich darf ich diesen Tag noch erleben«, scherzte Corman.
»Ich bin fest dazu entschlossen.« F'lars Stimme und sein Gesicht waren hart wie Stahl. »Wenn wir nun ausreichend geklärt haben, warum zumindest die Drachenreiter Akki für wichtig halten…«
»Die Drachenreiter sind nicht die einzigen, F'lar.« Fandarel schlug mit seiner schweren Faust auf den Tisch, daß alles klirrte.
»Auch die Gildemeister nicht«, schloß Baron Asgenar sich mit fester Stimme an.
»Ich stehe ebenfalls auf Ihrer Seite«, sagte Groghe, als Corman wieder einmal verächtlich schnaubte.
»Manchmal sind Sie schon verdammt schwer zu überzeugen, Corman. Sie werden Ihre Meinung ändern, wenn Sie Akki gehört haben. So dumm sind Sie nämlich gar nicht.«
»Genug!« F'lar nahm das Heft wieder in die Hand. »Der Zweck dieses Treffens war, Sie von der Entdeckung des Akki in Kenntnis zu setzen und deutlich zu machen, welche Bedeutung diese Entdeckung unweigerlich für ganz Pern haben wird. Was hiermit geschehen ist, jedenfalls soweit Sie sich der Mühe unterzogen haben, unserer Einladung zu folgen.
Weiterhin hoffe ich, daß auch die anderen Weyrführer« sieben waren anwesend, und F'lar sah einen nach dem anderen an - »sich ein Beispiel an Benden nehmen und möglichst viel Nutzen aus dem Akki ziehen werden.«
»Nun hören Sie mal zu, F'lar. Sie können nicht willkürlich über etwas verfügen, das Burg, Gildehalle und Weyr gleichermaßen stark betrifft, wenn noch nicht einmal alle die Chance hatten, es sich selbst anzusehen«, begann Corman mit einem um Unterstützung heischenden Blick zu Warbret und Bargen. »Ich finde, das muß beim nächsten Quartalstreffen erörtert werden - bis dahin ist es schließlich nicht mehr lange.«
»Die Burgherren haben volle Entsche idungsfreiheit«, sagte F'lar.
»Die Gilden ebenfalls«, ergänzte Norist abweisend. Sein grimmiger Blick ruhte am längsten auf Fandarel.
»Es sollte aber rasch entschieden werden, wer über das Akki verfügen kann«, gab F'lar zu bedenken.
»Immer mit der Ruhe, F'lar«, sagte Groghe. »Sie haben doch bisher auf niemanden gewartet. Sind in dunklen Höhlen herumgekrochen und haben Lehrlinge und Gesellen vom ganzen Kontinent zusammengeholt, um sie eine merkwürdige Gerätschaft nach der anderen ausgraben zu lassen.«
Als er F'lars besorgte Miene sah, hob er begütigend die Hand.
»Ich persönlich bin ja ganz Ihrer Meinung, Weyrführer. Die Entscheidungsprozesse beim Quartalstreffen könnten selbst die Geduld eines Drachen überfordern. Aber ich habe Akki schließlich gesehen und gehört.» Er wandte sich mit einer leichten Drehung an die übrigen Burgherren. «Das Ding ist wirklich verblüffend, und es hat mich voll und ganz überzeugt!«
»Es gab eine Zeit, Corman« - F'lars schwaches Lächeln sollte den Baron daran erinnern, daß sich der Weyrführer von Benden schon einmal dem geschlossenen und sogar bewaffneten Widerstand der Burgherren gegenübergesehen und ihn überwunden hatte -, »als Sie und Ihre Standesgenossen mich fast kniefällig baten, den Fädeneinfällen ein Ende zu machen. Sie sind doch gewiß immer noch interessiert daran, daß ich Ihnen diesen Wunsch so rasch wie möglich erfülle?«
»Sie haben Ihre Pflicht getan«, erklärte Groghe und war darauf gefaßt, daß Corman protestieren würde.
»Das kann niemand bestreiten«, pflichtete ihm Toronas bei. Wieder einmal dachte F'lar bei sich, daß der neue Baron von Benden doch eine gewaltige Verbesserung gegenüber seinem Vorgänger, Baron Raid, darstellte.
»Immerhin«, fuhr der Weyrführer fort, »sollten wir uns der schmerzlichen Erkenntnis stellen, daß uns das Wissen unserer Vorfahren zum größten Teil abhanden gekommen ist. Unter Akkis Führung müssen wir wieder neu erlernen, was nötig ist, um die Fädenplage, die unseren Planeten in seiner Existenz bedroht, wirklich ein für allemal zu beseitigen.« F'lar sah erst Norist, Corman und Warbret an, dann streifte sein Blick die anderen Burgherren, die sich nicht an der Diskussion beteiligt hatten.
»Ist es nicht vernünftig, mit diesem Programm so bald wie möglich zu beginnen? Um das Verlorene zurückzugewinnen?«
»Und nun erwarten Sie, daß wir uns alle von diesem Akki herumkommandieren lassen?« fragte Norist sarkastisch. Er hatte sich nur sehr zurückhaltend geäußert, als Akki ihn nach seiner Gilde befragte.
»Meister Norist«, begann Fandarel in seiner langsamen, bedächtigen Art. »Wenn man uns die Chance bietet, die Leistungen in unserem Handwerk zu verbessern, so ist es doch wohl unsere Pflicht, sie auch zu ergreifen?«
»Was dieses Akki in bezug auf das Handwerk verlangte, in dem ich den Meistertitel führe und seit dreißig Umläufen durchaus erfolgreich tätig bin, widerspricht allen anerkannten Arbeitsmethoden meiner Gilde!«
Norist wollte um keinen Fußbreit nachgeben.
»Einschließlich der in Ihren ältesten Aufzeichnungen erwähnten, aber nicht mehr zu entziffernden Verfahren?« fragte Meister Robinton sanft. »Meister Fandarel hier kann es gar nicht erwarten, mit dem Wiederaufbau eines Kraftwerks unserer Vorfahren zu beginnen, und er ist durchaus bereit, von Akki neue Arbeitsweisen zu übernehmen.«
Ein höhnisches Lächeln umspielte Norists dicke, narbige Lippen. »Wir wissen doch alle, daß Meister Fandarel ständig an irgendwelchem technischen Firlefanz herumbastelt.«
»Der Firlefanz war aber bisher noch immer effektiv«, erklärte Meister Fandarel, ohne gekränkt zu sein. »Für mich ist klar, daß jede Gilde von dem Wissen profitieren kann, das sich in Akkis Speichern befindet. Erst heute morgen hat Bendarek einen vortrefflichen Rat erhalten, wie sich sein von Akki so genanntes Papier verbessern und die Produktion beschleunigen läßt.
Eigentlich ganz simpel, aber Bendarek hat die Möglichkeiten sofort erkannt und ist nach Lemos zurückgekehrt, um diese weitaus effektivere Methode weiterzuentwickeln. Deshalb ist er auch jetzt nicht hier.«
»Ich lasse Ihnen und Bendarek« - Norist tat die Erzeugnisse dieses jüngsten Handwerksmeisters mit einem Fingerschnippen ab -»gerne den Vortritt. Ich selbst konzentriere mich lieber darauf, die hohe Qualität meiner Produkte zu erhalten, anstatt mich mit nutzlosen Spielereien zu verzetteln.«
»Aber Sie haben nichts dagegen«, schaltete sich Baron Asgenar grinsend ein, »sich die Spielereien anderer Gildehallen zunutze zu machen. Ich denke etwa an die Fuhre Papier, die Ihnen erst letzten Monat geliefert wurde. Bendarek hofft, die Produktion so weit steigern zu können« - Asgenars Grinsen wurde noch breiter -»daß niemand mehr auf Nachschub zu warten braucht.«
»Glas ist Glas, und es besteht aus Sand, Pottasche und rotem Blei«, beharrte Norist. »Da gibt es nichts zu verbessern.«
»Trotzdem hat Akki Ihnen Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt«, gab Robinton so sachlich und überzeugend zu bedenken, wie er nur konnte.
»Ich habe hier schon genug Zeit vergeudet.« Norist stand auf und stolzierte hocherhobenen Hauptes aus dem Raum.
»Verdammter Narr«, murmelte Asgenar.
»Zurück zum Thema, F'lar.« Warbret beugte sich vor. »Die Beseitigung der Fäden. Wie hat sich dieses Akki das denn überhaupt gedacht? F'nors Vorstoß war ja damals nicht gerade von Erfolg gekrönt.«
F'lar mußte daran denken, wie knapp F'nor dem Tod entronnen war, als er versucht hatte, durchs Dazwischen direkt zum Roten Stern zu gelangen, und starrte einen Moment lang gedankenverloren ins Leere, doch dann riß er sich zusammen und sagte ruhig: »Baron Warbret, hören und sehen Sie sich doch erst einmal an, was Akki Ihnen zu erzählen hat, dabei wird Ihnen sicher klar werden, wieviel wir noch zu lernen haben, wenn wir auch nur seine Erklärungen verstehen wollen.«
»Und Akki legt eine Vorstellung hin, neben der ich mich mit meinen armseligen Fähigkeiten nur verstecken kann«, ergänzte Robinton ungewohnt bescheiden.
»Er war nämlich dabei! Er kannte unsere Vorfahren.
Er wurde auf dem Planeten geschaffen, von dem sie kamen! Er hat Ereignisse miterlebt und aufgezeichnet, die für uns nur noch Mythen und Legenden sind.«
Auf seinen leidenschaftlichen Appell folgte respektvolles Schweigen.
»Ja, hören Sie sich Akki erst einmal an, Sie und Baron Cormen, ehe Sie dieses Geschenk zurückweisen«, sagte Lessa endlich leise, aber nicht weniger eindringlich.
»Ich habe ja gar nichts dagegen, mit Ihnen an einem Strang zu ziehen«, sagte Warbret nach kurzem Schweigen, »wenn uns das tatsächlich hilft, die Fäden auszurotten.
Sie sagen, Weyrherrin, wir sollen uns die Entscheidung vorbehalten, bis wir dieses Akki angehört haben. Wann wäre das denn möglich?«
»Noch heute, hoffe ich«, antwortete F'lar.
»Die Batterien müßten inzwischen aufgestellt sein«, erinnerte ihn Fandarel. »Aber ich muß gehen. Akki wird noch weit mehr Energie brauchen. Und ich werde dafür sorgen, daß er sie bekommt.« Er erhob sich, blieb einen Moment stehen und betrachtete die Anwesenden. »Einige von uns werden nicht umhin können, die Gewohnheiten und Denkweisen ihres ganzen bisherigen Lebens aufzugeben, und das ist nicht einfach, aber es wird sich lohnen. Wir haben diese Fäden lange genug erduldet. Wenn sich uns nun die Chance bietet, uns von dieser Plage zu befreien, müssen wir mit beiden Händen zupacken, dann wird es auch gelingen! Facenden«, wandte er sich an seinen Gesellen, »Sie bleiben an meiner Stelle hier und erstatten mir später Bericht.«
Damit ging er, und seine schweren Schritte waren draußen im Korridor zu hören.
»Ich finde auch, wir haben jetzt lange genug getagt«, sagte Corman. »Machen Sie, was Sie wollen, Weyrführer. Das tun Sie doch sowieso fast immer.« Diesmal klang keine Bitterkeit aus seinen Worten. »Sorgen Sie nur dafür, daß das Konklave einen umfassenden Bericht über Ihre Aktivitäten erhält.«
Damit erhob sich auch er und stieß Bargen auffordernd an. Doch der Burgherr aus dem Hochland blieb sitzen und sah nur nachdenklich zu ihm auf.
»Wollen Sie nicht noch bleiben, um sich die Geschichte anzuhören, Corman?« fragte Robinton.
»In diesem stickigen Kabuff?« gab Corman empört zurück. »Mein Harfner soll sie auswendig lernen, dann höre ich sie mir in aller Gemütlichkeit in meiner Burg an, wann es mir paßt.«
Damit ging er.
»Ich bleibe noch«, sagte Bargen. »Wozu hätte ich sonst den weiten Weg gemacht, auch wenn ich keineswegs sicher bin, ob es klug ist, diese übermächtige Maschine noch weiter zu ermuntern.«
»Hauptsache, Sie hören zu.« Robinton nickte anerkennend. »Sebell, wie viele Leute können wir in dem stickigen Kabuff bequem unterbringen?« Er sprach ganz nüchtern, dennoch entlockte er etlichen Weyrführern ein Lächeln.
»Bestimmt alle von den Anwesenden, die sich für Akki interessieren«, sagte Sebell. »Mittlerweile sind ausreichend Bänke und Hocker vorhanden, und selbst wenn ein paar von uns stehen müssen, hat das gestern, glaube ich, niemanden gestört. Mir macht es jedenfalls nichts aus.«
»Müssen wir dieses Wesen nicht erst um seine Einwilligung bitten?« erkundigte sich Bargen.
»Akki könnte nicht entgegenkommender sein.«
Meister Robinton grinste breit. Einer hinter dem anderen marschierten sie durch den Korridor, drei von den Burgherrn, die Weyrführer und Weyrherrinnen und die Gildemeister. Terry war bereits da, er schien sehr mit sich zufrieden, scheuchte aber alle von dem Kabelstrang weg, der von Akki ausging und sich an der linken Wand entlang und in den Nebenraum hinausschlängelte. Hoch oben in der rechten Wand hatte man ein Fenster durchgebrochen, um den Raum mit Frischluft zu versorgen. Wie sich zeigte, reichten die vorhandenen Hocker und Bänke fast aus, auch Baron Groghe, der beschlossen hatte, sich Akkis Erzählung ein zweites Mal anzuhören, fand noch Platz. Menolly stellte sich neben Sebell. Als der Bildschirm hell wurde und den ersten Blick auf Pern im lichtlosen Raum zeigte, tastete sie nach seiner Hand.
»Das ist sensationell!« rief Bargen, und dann fiel kein Wort mehr, bis Akki seinen Bericht mit dem Bild eines Flugschlittens beendete, der in Richtung Westen im Ascheregen verschwand. Dann erst murmelte der Baron vom Hochland wie in Trance: »Corman ist ein alter Narr. Und Norist ebenfalls.«
»Vielen Dank, Akki.« Groghe von Fort erhob sich und lockerte seine steifen Glieder. »Ich habe das alles zwar schon gestern gesehen, aber es lohnt sich auch ein zweites Mal. Noch öfter, wenn möglich.« Er nickte F'lar bedeutungsvoll zu. »Meine Unterstützung haben die Drachenreiter, das wissen Sie. Und Ihre doch auch, nicht wahr, Warbret und Bargen?« Es war eher eine Aufforderung als eine Frage, und er sah die beiden Burgherren dabei mit so energisch vorgerecktem Kinn an, als wolle er ihre Zustimmung erzwingen.
»Wir können wohl gar nicht anders, Warbret.« Bargen erhob sich und wandte sich mit einer höflichen Verneigung zuerst an F'lar und dann an Meister Robinton. »Ich wünsche Ihnen einen guten Tag. Und viel Glück.«
Auch die anderen Burgherren verabschiedeten sich.
»Ich will wahrhaftig kein Spielverderber sein«, ließ sich nun G'dened vom Ista-Weyr vernehmen, »aber Akki hat sich nicht genauer dazu geäußert, wie wir die Fäden nun eigentlich beseitigen sollen.«
»Nein, das hat er nicht getan.« R'mart schüttelte den Kopf, um seine Benommenheit loszuwerden. »Unsere Vorfahren hatten eine sehr viel bessere Ausrüstung und viel mehr Geräte als wir und dazu noch diese Schlitten. Wie sollen wir uns die Fäden vom Halse schaffen, wenn nicht einmal sie es konnten?«
»Alles braucht seine Zeit«, sagte Akki.
»Wie bereits gestern nacht erwähnt, ist diese Anlage zu mehreren Schlußfolgerungen gelangt. Die für Sie wichtigste lautet, daß es in vier Jahren, zehn Monaten und siebenundzwanzig Tagen möglich sein wird, den exzentrischen Planeten für immer aus seiner jetzigen Bahn zu drängen. Er wird sich dann näher am Orbit Ihres fünften Planeten bewegen, weit von Rubkat entfernt - auch wenn, wie Sie inzwischen ja wissen, die Fädenschwärme in seinem Gefolge immer noch an Pern vorüberziehen werden.«
Alle Anwesenden sahen wie gebannt auf den Bildschirm, als Akki dort eine schematische Darstellung des Rubkat-Systems erscheinen ließ. Die Planeten kreisten gemächlich um ihren Primärstern, wahrend der Wanderer ihre Bahnen schräg durchquerte.
F'lar ließ ein mattes Lachen hören. »Perns Drachen sind stark und willig, aber ich glaube nicht, daß sie in der Lage sind, den Roten Stern zu bewegen.«
»Daran ist auch nicht gedacht«, sagte Akki. »Ein solcher Versuch brächte nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer Reiter in Gefahr. Aber die Drachen können andere wichtige Aufgaben erfüllen und damit die Voraussetzungen schaffen, um die Bahn jenes Planeten auf Dauer zu verändern.«
Wieder herrschte tiefe Stille im Raum.
»Wenn ich diesen Tag noch erleben dürfte«, murmelte G'dened von Igen andächtig. »Um das zu vollbringen, würde ich noch einmal vierhundert Umläufe in die Zukunft gehen!«
»Wenn es möglich ist«, fragte R'mart wieder, »warum haben es dann unsere Vorfahren nicht getan?«
»Damals war die Planetenkonjunktion nicht günstig.«
Das Akki legte eine kurze Pause ein, und als es fortfuhr, glaubte Meister Robinton einen leicht ironischen Unterton herauszuhören: »Und als die nötigen Berechnungen endlich abgeschlossen waren, hatte sich bereits alles nach Norden begeben und diese Anlage zurückgelassen, so daß sie keine Möglichkeit mehr hatte, ihre Betreiber darüber zu informieren.« Wieder hielt Akki inne.
»Die Drachen, die dank Ihrer guten Pflege so groß und stark geworden sind, werden ausschlaggebend sein für den Erfolg des Projekts. Vorausgesetzt, Sie sind dazu bereit.«
»Wir sind bereit!« riefen T'gellan und T'bor wie aus einem Munde. Alle Drachenreiter sprangen auf. Mirrim umklammerte T'gellans Arm, in ihren Zügen stand wilde Entschlossenheit.
»F'lar ist nicht als einziger von dem Wunsch besessen, die Fäden für immer zu vernichten!« fügte N'ton hinzu D'ram, dem ältesten Reiter, strömten Tränen übers Gesicht. »Natürlich sind wir bereit, Akki. Sogar ich alter Mann und mein uralter Drache.«
Draußen trompetete es vielstimmig, der satte Baß der Bronzedrachen, der erregende Sopran der Königinnen und der hohe, schrille Ton von Path, Mirrims grünem Weibchen.
»Es wird keine leichte Aufgabe«, warnte Akki, »und Sie müssen unermüdlich lernen, um die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Erst dann kann dieser Tag von Erfolg gekrönt sein.«
»Wieso ausgerechnet in vier Jahren, zehn Monaten und soundso vielen Tagen?« wollte K'van, der jüngste Weyrführer, wissen.
»Siebenundzwanzig Tage«, verbesserte Akki. »Weil sich genau in diesem Augenblick ein Fenster öffnen wird.«
»Ein Fenster?« K'vans Augen wanderten unwillkürlich nach oben zu dem neuen Fenster in der Wand.
»Sie müssen Ihrem Drachen immer exakte Bezugspunkte geben, ehe Sie ins Dazwischen fliegen, nicht wahr?«
K'van war nicht der einzige Reiter, der zustimmend nickte.
»Noch wichtiger ist Genauigkeit, wenn man sich im Weltraum bewegt«, fuhr Akki fort.
»Wir sollen in den Weltraum fliegen?« F'lar zeigte auf den Bildschirm, der ihnen einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben hatte.
»Sozusagen«, bestätigte Akki. »Mit der Zeit werden Sie die Fachausdrücke für die vor Ihnen liegenden Aufgaben verstehen und richtig deuten lernen. Im Lexikon der Raumfahrt wird ein Fenster als ein Zeitraum beschrieben, innerhalb dessen die Durchführung eines Projekts, aber auch eine Reise im Weltraum möglich ist. Wenn das Vorhaben gelingen soll…«
»Wenn?« R'mart schrie es fast. »Aber Sie haben doch gesagt, es ist möglich!« Er starrte F'lar vorwurfsvoll an.
»Der Plan ist realisierbar und hat alle Aussicht auf Erfolg, wenn er mit der nötigen Sorgfalt ausgeführt wird«, erklärte Akki entschieden. »Er kann jedoch nur gelingen, wenn Sie sich neue Fertigkeiten aneignen und in neue Wissensgebiete vordringen. Drachenreiter sind zwar allgemein sehr engagiert, verfügen aber ganz offensichtlich nur über wenig freie Zeit. Andererseits sind die Drachen und ihre Reiter für diese Aufgabe unentbehrlich und müssen folglich von den Gilden und denjenigen Burgherren unterstützt werden, die bereit sind, Männer und Frauen als Hilfskräfte abzustellen. Am besten wäre es, alle Bewohner dieses Planeten in das Projekt mit einzubeziehen. Wie es bei Ihren Vorfahren der Fall war.«
»Ich verstehe immer noch nicht, warum unsere Vorfahren das Problem nicht selbst erledigt haben, als die Reihe an ihnen war«, sagte R'mart.
»Zur Zeit Ihrer Vorfahren waren die Drachen noch nicht so groß und intelligent wie heute. Die Gattung hat sich über den ursprünglichen genetischen Entwurf hinausentwickelt. Sehen Sie sich das an…«
Zwei Drachen erschienen auf Akkis Bildschirm.
»Der Bronzedrache heißt Carenath, Sean O'Connell ist sein Reiter, die Königin ist Faranth mit ihrer Reiterin Sorka Hanrahan.« Zwei andere Drachen lösten die beiden ab, sie waren dreimal so groß. »Hier sehen Sie nun Ramoth und Mnementh. Die Größenverhälmisse stimmen.«
»Der Bronzedrache ist ja noch kleiner als Ruth«, rief T'bor und bat die Weyrführer von Benden mit einem raschen Seitenblick um Verzeihung.
»Sieht so aus«, bestätigte F'lar gelassen.
»Wir haben verstanden, Akki. Nun, wo beginnen wir mit der Ausbildung, von der du gesprochen hast?«
»Gewiß nicht heute«, sagte Akki. »Oberste Priorität hat eine angemessene Energieversorgung, Meister Fandarel hat sich freundlicherweise bereiterklärt, sich auf seine bekannt effektive Art darum zu kümmern.«
Meister Robinton fuhr herum und sah den Bildschirm scharf an.
Akki fuhr fort: »An zweiter Stelle steht die Montage zusätzlicher Stationen. Drittens wird ein ausreichender Papiervorrat für Ausdrucke zum Unterricht und für Erläuterungen benötigt. Viertens…«
F'lar grinste und winkte mit beiden Händen ab. »Genug, Akki. Bis die Handwerker alle deine Befehle ausgeführt haben, stehen auch wir zur Verfügung, um uns von dir unterrichten zu lassen. Das sei hiermit versprochen.«
»Gut.« Meister Terry erhob sich von seinem Hocker und rückte seinen schweren Werkzeuggurt zur echt. »Wird der Raum jetzt frei?« fragte er liebenswürdig. »Ich habe nämlich noch einige Anschlüsse zu machen, und dabei sind Sie mir nur im Weg.«
»Im Konferenzraum stehen inzwischen sicher Erfrischungen bereit«, sagte Lessa, um den Aufbruch zu beschleunigen.
Meister Robinton wartete, bis alle anderen im Korridor waren. Dann warf er einen Blick auf Terry, der vollauf mit seinen Kabeln beschäftigt war und selbstvergessen vor sich hinmurmelte.
»Akki?« flüsterte der Meisterharfner. »Hast du Humor?«
Die Antwort kam erst nach einer merklichen Pause. »Meister Robinton, diese Anlage ist nicht auf Gefühle programmiert. Sie ist auf die Interaktion mit Menschen programmiert.«
»Das ist keine Antwort.«
»Es ist eine mögliche Erklärung.«
Und damit mußte Meister Robinton sich zufriedengeben.
***
Die vier Drachenreiter aus dem Ost-Weyr zogen weite Kreise über dem Hang oberhalb des Dammes. Bisher hatte sich das Interesse an archaischen Siedlungen auf Landing konzentriert.
Noch hatte niemand einen Grund gesehen, die umliegenden Hügel zu durchstreifen, um dort nach den Spuren der ersten Siedler Ausschau zu halten, deshalb stellte das Vorhandensein eines offensichtlich künstlich geschaffenen Sees - in seiner Lehrlings- und Gesellenzeit in der Gildehalle der Schmiede hatte Fandarel etliche Male geeignete Bäche gestaut und war daher mit den Geländeformen vertraut - eine weitere Überraschung dar.
Der See zeigte wie ein langer, glitzernder Finger zwischen zwei hohen Bergkämmen nach hinten. Der Damm führte im Südosten quer über eine Landenge. Er hatte zwar mehrere Risse, und zwei Wasserfälle stürzten elegant aus großer Höhe in die darunterliegende Schlucht, doch es war immer noch der größte Damm, den Fandarel je gesehen hatte.
Das Erstaunliche war nicht, wie der Meisterschmied sofort erkannte, daß man diesen Damm hatte bauen können, sondern daß nach fünfundzwanzig Jahrhunderten noch so viel davon erhalten war. Als Pranith, D'clans Brauner, die Krone überflog, sah Fandarel freilich, daß der Zahn der Zeit durchaus seine Spuren hinterlassen hatte. Die Deckschicht wies Kerben auf, als habe ein Tier, größer als ein Drache, hineingebissen, und durch diese Öffnungen bahnten sich die Wasserfälle ihren Weg. Gewiß waren bei Hochwasser große und kleinere Gesteinstrümmer mit großer Wucht gegen den Wall geschleudert worden. Fandarel zupfte D'clan am Ärmel und deutete mit seinem dicken Zeigefinger energisch nach unten. Der Reiter nickte grinsend, im nächsten Moment wurden Praniths Spiralen enger, und schließlich setzte er auf der linken Dammseite, wo sich ein langer Bogen unbeschädigt über die Fluten spannte, weich auf.
Beneidenswert flink und gelenkiger als so mancher von den Jüngeren glitt Fandarel vom Hals des Braunen und landete geschickt auf den Füßen. Sofort ließ er sich auf Hände und Knie nieder und scharrte mit seiner Messerklinge die Kruste aus Schlamm und Erde beiseite, um zu untersuchen, woraus der Damm bestand. Dann schüttelte er den Kopf.
»Plasbeton, hat Akki gesagt«, murmelte er vor sich hin, als der Rest der Gruppe herankam. Evan, Fandarels Geselle, der die Pläne seines Meisters so oft greifbare Wirklichkeit werden ließ, war ein in sich gekehrter Mann, der nicht mit der Wimper gezuckt hatte, als die sprechende Wand ihm ihre Anweisungen erteilte. Belteracs Haar war fast so grau wie das von Fandarel; er war ein erfahrener Handwerker und arbeitete sehr zuverlässig, ganz im Gegensatz zu dem Lehrling Fosdak, der unberechenbar und schwierig war, dafür aber Kräfte hatte wie ein Zugtier. Als letzter kam Silton, ein tüchtiger, fleißiger junger Mann, der bereits etwas von Meister Terrys unbeirrbarer Zielstrebigkeit erkennen ließ.
»Der Damm ist aus Plasbeton gebaut«, fuhr Fandarel fort. »Das Zeug soll Jahrtausende halten. Und es hat gehalten. Bei der Schale des Ersten Eis, es hat gehalten!«
Die drei Drachen fanden den Damm nicht weniger interessant als die Menschen: sie spazierten mit angelegten Schwingen über die breite Krone, und plötzlich rief V'line lachend, sein Bronzedrache Clarinath lasse anfragen, ob man wohl Zeit für ein Bad hätte. Das Wasser sehe so klar und sauber aus.
»Später, bitte«, wehrte Fandarel ab und setzte seine Untersuchung fort.
»Erstaunliche Konstruktion«, murmelte Evan und scharrte, während er auf die Seeseite zuging, mit seinen schweren Stiefeln den Untergrund auf. Vorsichtig spähte er über den Rand. »Man kann die Wasserhöhen deutlich erkennen Fandarel. Offenbar hat es seit mehreren Umläufen kein Hochwasser mehr gegeben, zuvor aber immer wieder einmal.«
Dann ging er zur Schluchtseite und deutete nach links unten. »Da, Meister, da hatten die Alten ihr Kraftwerk.«
Fandarel kniff die Augen zusammen und beschattete sie mit seiner riesigen Hand, dann nickte er befriedigt. Er hatte die Überreste des Gebäudes entdeckt. Irgend etwas war von oben daraufgestürzt, wahrscheinlich dieselben Gesteinsbrocken, die auch die Breschen in den Damm geschlagen hatten.
»D'clan, wären Sie und Pranith so freundlich, uns dort unten abzusetzen?« bat Fandarel mit einer Handbewegung. »Evan und mich zuerst, damit wir uns vergewissern können, daß auch keine Gefahr besteht.«
D'clan und Pranith waren gern dazu bereit und fanden neben den Ruinen auch genügend Platz zum Landen. Vom Gebäude selbst waren nur noch die massiven Träger übrig, die das Dach gestützt hatten, und die innere Mauer, die aussah, als habe man sie mit Zement an den nackten Fels geklebt. Dagegen hatte sich der Boden unter einer messerdicken Schicht verfestigter, mit Kieselsteinen vermischter Erde unversehrt erhalten.
»Hier können die jungen Leute mit den überschüssigen Kräften Ordnung schaffen, Evan«, sagte Fandarel. »D'clan, würden Sie die anderen bitte hier herunterwinken? Danach können die Drachen meinetwegen schwimmen gehen.«
»Sie sind ohnehin bald mehr im Wasser als in der Luft«, klagte D'clan. »Wenn sie nicht achtgeben, schrubben sie sich noch die Haut vom Leibe. Und ein Drache mit wundgeriebener Haut hat im Dazwischen nichts verloren.« Das klang freilich eher liebevoll als tadelnd.
Während die anderen darangingen, den Schmutz wegzuschaufeln, vermaßen Fandarel und Evan sorgfältig den ganzen Bereich, der umfriedet werden sollte, um dann zu berechnen, wo das neue Wasserrad stehen mußte. Mit raschen Strichen warf Evan eine provisorische Skizze der fertigen Anlage aufs Papier. Fandarel sah ihm über die Schulter und nickte beifällig. Dann blinzelte er an der hohen, glatten Dammfassade und den Hängen hinauf.
»Und nun« - er hatte analysiert, welche Anforderungen das Projekt stellte, und war zufrieden -»können wir nach Telgar zurückkehren und die einzelnen Bauteile montieren.«
Er grinste Evan an. »Nach richtigen Plänen zu arbeiten, das ist doch etwas ganz Neues für uns, nicht wahr?«
Evan zog nur die Augenbrauen hoch. »Auf jeden Fall die effektivere Methode.«
***
»Mein lieber F'lar«, beruhigte Robinton den Weyrführer, der sichtlich enttäuscht war, weil er es nicht geschafft hatte, die Burgherren vollzählig auf seine Seite zu bringen. »Akki hat Larad, Asgenar, Groghe, Toronas, Bargen und Warbret für sich gewonnen, und Jaxom kommt natürlich noch dazu. Sieben von sechzehn, das ist für den Anfang nicht schlecht. Oterel ist sowieso senil, und bei Corman dauert es immer etwas länger, bis er alles gründlich durchgekaut hat. Wenn sich Laudeys Bettlerhöhlen wegen der verschiedenen Projekte, für die Sie hier Arbeitskräfte brauchen, noch weiter leeren, haben Sie auch seine Unterstützung.«
Robinton faßte den Weyrführer von Benden an der Schulter und schüttelte ihn ein wenig.
»F'lar, Sie wünschen sich so verzweifelt, die Fäden für immer zu beseitigen. Das ist Ihre wichtigste Aufgabe. Für die Barone stehen ihre Burgen an erster Stelle, und wir wissen doch beide, daß sie darüber manchmal die größeren Dinge aus dem Blick verlieren. Ja, K'van?«
Der Harfner hatte bemerkt, daß sich der junge Weyrführer des Süd-Weyrs im Hintergrund herumdrückte. »Habe ich F'lar wieder einmal mit Beschlag belegt, während Sie ihn dringend brauchen?«
»Wenn ich kurz stören dürfte…«, begann K'van.
»Mein Glas ist leer.«
Mit genießerischem Lächeln strebte Robinton dem vollbeladenen Eßtisch zu, um nach einem Weinschlauch zu suchen.
»Hat man Baron Toric eingeladen?« fragte K'van zögernd.
»O ja, das hat man, K'van.«
F'lar zog den jungen Mann in eine Ecke des Raumes, wo die Gefahr geringer war, in die angeregten Diskussionen der übrigen Weyrführer hineingezogen zu werden. »Ich habe Breide ausdrücklich ans Herz gelegt, ihn zu informieren.«
Ein flüchtiges Lächeln huschte über K'vans Züge - beide wußten, daß Breide in erster Linie nach Landing entsandt worden war, um den Burgherrn des Südens über alle interessanten Entwicklungen auf dem laufenden zu halten. Und Breide übertrieb es mit seiner Gewissenhaftigkeit und schrieb oft eine solche Fülle von Belanglosigkeiten auf, daß Toric sich offensichtlich nicht mehr die Mühe machte, die Berichte zu lesen.
»Im Moment trachtet er danach, genügend Männer auf die Insel zu schaffen, um Denol und seine Sippe zu vertreiben.« Jedermann wußte, wie wütend Toric darüber war, daß eine Horde von Rebellen versuchte, ihm die Insel abzunehmen, die er als Teil seines Herrschaftsgebietes beanspruchte.
»Ich dachte, die Sache sei längst erledigt.«
F'lar war überrascht.
»Toric ist doch sonst ein sehr entschlossener Mann.«
K'vans Grinsen wirkte bitter. »Er ist ja auch entschlossen, sich die Hilfe des Weyrs zu sichern.«
F'lar fuhr empört auf. »Das kommt nicht in Frage, K'van!«
»Das habe ich ihm auch immer wieder gesagt. Der Weyr ist nicht nur für ihn da.«
»Und?«
»Er will sich mit meinem Nein nicht abfinden, F'lar.« K'van stockte und zuckte hilflos die Schultern. »Ich weiß, ich bin für einen Weyrführer noch recht jung…«
»Ihr Alter spielt keine Rolle, K'van. Sie sind ein guter Weyrführer, und das haben mir auch die älteren Reiter in Ihrem Weyr bestätigt.«
K'van war immerhin jung genug, um vor Freude über dieses Lob zu erröten.
»Toric würde Ihnen nicht zustimmen«, antwortete er mit einem neuerlichen Schulterzucken.
F'lar konnte nicht leugnen, daß der eher schmächtige, jungenhaft wirkende K'van bei einer Auseinandersetzung mit dem hochgewachsenen, bulligen Baron des Südens schon rein äußerlich den kürzeren ziehen mußte. Damals, als K'vans Heth Adreas Königin beflogen hatte, war Toric von der Aussicht auf einen in Benden ausgebildeten Weyrführer hell begeistert gewesen. Aber damals hatte es auch diesen Unruheherd in seinem Herrschaftsgebiet noch nicht gegeben.
»Zuerst«, fuhr K'van fort, »hat er verlangt, der Weyr solle seine Soldaten auf die Insel schaffen. Als ich das ablehnte, meinte er, er würde sich auch damit zufriedengeben, wenn ich ihm als meinem Burgherrn sagte, wo die Rebellen ihr Lager aufgeschlagen hätten. Wir könnten die Insel ja während eines Fädenkampfes überfliegen, um zu sehen, wo sie sich versteckt hielten, dann hätte er es leichter, die Rebellion niederzuschlagen. Als ich abermals ablehnte, fing er an, einige der älteren Bronzereiter unter Druck zu setzen und ihnen einzureden, ich sei zu jung und kenne deshalb meine Pflichten gegenüber meinem Burgherrn nicht.«
»Womit er aber hoffentlich keinen Erfolg hatte«, sagte F'lar scharf.
K'van schüttelte den Kopf. »Nein, sie erklärten ihm, Aktionen dieser Art seien nicht Sache des Weyrs. Dann…« Der junge Weyrführer zögerte.
»Dann?« ermunterte F'lar ihn grimmig.
»Er hat versucht, einen meiner blauen Reiter damit zu bestechen, daß er versprach, ihm einen passenden Freund zu besorgen.«
»Das reicht!« F'lars Miene verfinsterte sich, und er strich sich gereizt das Haar aus der Stirn. »Lessa!« rief er und winkte ungeduldig mit der Hand.
Die Weyrherrin war nicht weniger erbost, als F'lar ihr von K'vans Schwierigkeiten berichtete.
»Eigentlich sollte er inzwischen doch gelernt haben, daß er die Drachenreiter nicht so einfach herumkommandieren kann«, sagte sie mit schneidender Stimme. Dann bemerkte sie K'vans ängstlichen Blick und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. »Was können Sie schon dafür, daß Toric so gierig ist wie ein Bitraner?«
»Wohl eher verzweifelt«, verbesserte K'van mit dem Anflug eines Lächelns. »Meister Idarolan hat mir erzählt, Toric habe ihm ein kleines Vermögen in Edelsteinen und einen schönen Hafen geboten, wenn er ihm seine Streitmacht auf die Insel brächte. Aber Idarolan wollte nicht und hat darüber hinaus allen anderen Schiffsmeistern verboten, Toric in diesem Fall behilflich zu sein. Sie werden ihm gehorchen.«
»Toric hat doch eigene Schiffe«, fauchte Lessa.
K'van hatte sich seinen Kummer von der Seele geredet und konnte wieder lachen. »Aber sie sind zu klein, um eine Streitmacht zu fassen, mit der er etwas ausrichten könnte. Bisher wurden noch alle Söldner, die er hinüberschickte, von den Rebellen in einen Hinterhalt gelockt und entweder so übel zugerichtet, daß sie nicht mehr zu gebrauchen waren, oder gefangengenommen.« Er grinste breit. »Eines muß man Denol lassen - er weiß sich zu helfen. Aber ich wollte ja nur, daß Sie von aus meinem Munde erfahren, was wirklich passiert ist, ehe Ihnen irgendwelche Gerüchte zugetragen werden - oder andere Burgherren sich über unsere Haltung beschweren.«
»Völlig korrekt, K'van«, sagte F'lar.
»Wir müssen uns unbedingt die Zeit für einen Besuch bei Baron Toric nehmen«, sagte Lessa, und in ihren Augen blitzte es wie Stahl. Dann lächelte sie, ein gefährliches Lächeln. K'van war froh, daß es nicht gegen ihn gerichtet war. »Baron Toric muß umfassend über Akki und sämtliche Vorgänge hier in Landing informiert werden. Meinst du nicht auch, F'lar, wir sollten uns persönlich darum kümmern?«
»Die Frage ist nur, wann«, seufzte F'lar. »Aber irgendwie werden wir es schon schaffen. K'van, Sie halten Ihren Weyr jedenfalls aus Torics Streitigkeiten heraus.«
»Das werde ich tun!« Und die Weyrführer von Benden zweifelten nicht daran. K'van war schon als Junge entschlossen und verantwortungsbewußt gewesen, als Erwachsener besaß er diese Eigenschaften in noch höherem Maße. Er würde Toric schon deshalb standhalten, weil der es ihm nicht zutraute.
***
»Als nächstes drücken Sie diesen Stecker« - Akki zeigte Piemur das entsprechende Teil auf dem Bildschirm -»in diese Buchse!« Piemur gehorchte, und Akki fuhr fort: »Im Sockel des Monitors müßte nun ein grünes Licht aufleuchten.«
»Nein«, jammerte Piemur und stieß einen tiefen Seufzer aus. Es war schwer, nicht die Geduld zu verlieren.
»Dann muß irgendwo eine schadhafte Lötstelle sein. Nehmen Sie die Deckplatte ab und überprüfen Sie Motherboard, Input-Output-Steuerung und Speicherplatine«, verlangte Akki. Der neuerliche Fehlschlag schien ihn völlig kalt zu lassen, doch davon wurde Piemurs Laune nicht besser. Es war einfach nicht normal, so verdammt gefühllos konnte niemand sein.
»Keine Maschine kann richtig funktionieren, wenn sie nicht richtig montiert wurde. Das ist der erste Schritt. Haben Sie Geduld. Es geht doch nur noch darum, die schadhafte Lötstelle zu finden.«
Piemur merkte, daß er im Begriff war, den Schraubenzieher in seiner Hand zu verbiegen. Er holte tief Atem, dann entfernte er den Deckel, ohne einen Blick nach rechts oder links zu werfen, wo Benelek und Jancis vollauf damit beschäftigt waren, ihre eigenen Geräte zusammenzubauen. Das Ganze noch einmal.
Sie saßen an dieser langwierigen und mühsamen Aufgabe, seit es Terry gelungen war, alle Drähte und Verbindungskabel zu Akkis Zufriedenheit zu ordnen. Für Piemur war es nur ein schwacher Trost, daß es dem technisch so begabten Benelek mit den geschickten Fingern nicht besser erging. Auch Jancis zeigte sich eher unbeholfen, doch sie tat ihm deswegen leid. Piemurs Schultern schmerzten, die knifflige Arbeit hatte seine Finger anschwellen lassen, und allmählich hing ihm das ganze Projekt zum Halse heraus. Dabei hatte alles ausgesehen, als sei es ein Kinderspiel. Holt euch die Kartons mit den Bauteilen aus den Höhlen, entfernt den Staub, setzt die Geräte in Gang, und fertig. Aber so einfach war es nicht.
Zuerst hatte ihnen Akki die einzelnen Teile eines Computerterminals eingebleut - Keyboard, Flüssigkristallanzeige, Computergehäuse, Tastenfeld - dann die Codes für die verschiedenen ›Platinen‹, die das Gerät aktivierten. Zum Glück hatten Jancis und Benelek bereits Erfahrung beim Löten defekter Verbindungen. Piemur verbrannte sich dabei ein paarmal die Finger, aber er hatte den Bogen bald heraus. Als Musiker hatte er geschmeidige Finger, die sich rasch in die neue Aufgabe hineinfanden.
Aber die anfängliche Begeisterung, die ihn schon vor Tagesanbruch aus dem Bett getrieben hatte, war längst verflogen. Er machte nur noch weiter, weil weder Jancis noch Benelek aufgaben.
»Wir beginnen noch einmal von vorn«, fuhr die ruhige Akki-Stimme unerbittlich fort, »und überprüfen jede einzelne Schaltplatte auf Brüche oder sonstige Schäden in den Schaltkreisen oder auf den Chips.«
»Das habe ich doch schon zweimal gemacht.« Piemur knirschte mit den Zähnen.
»Dann muß es eben noch ein drittes Mal sein. Nehmen Sie das Vergrößerungsglas. Aus gutem Grund sind alle unsere Platinen sichtbar und für Reparaturen zugänglich. Auf der Erde war eine visuelle Überprüfung in dieser Art nicht möglich. Das wurde in den Verkaufsstellen maschinell erledigt. Hier müssen wir uns eben mit Geduld wappnen.«
Piemur nahm sich zusammen, ging die Chips Schaltkreis für Schaltkreis durch und begutachtete sämtliche Widerstände und Kondensatoren. Die Perlen und Silberfäden, die ihn einst so fasziniert hatten, waren ihm nun ein Greuel, sie machten ihm nichts als Schwierigkeiten, und ihre Namen erschienen ihm albern. Er wünschte sich, die verdammten Dinger niemals gesehen zu haben. Auch bei genauer Betrachtung fand er keine sichtbaren Schäden. Also steckte er jedes Teil mit äußerst vorsichtigen Fingern wieder zurück, so sorgfältig er konnte. Alle saßen fest.
»Achten Sie darauf, daß die Karten richtig in ihren Schlitzen sitzen«, mahnte Akki gewohnt ruhig.
»Das habe ich doch eben überprüft, Akki!« Piemur wußte, daß er sich wie ein trotziges Kind anhörte, aber bei so viel unerschütterlicher Ruhe fiel es ihm noch schwerer, sachlich zu bleiben. Doch dann gewann sein Sinn für Humor die Oberhand. Eine Maschine, rief er sich spöttisch in Erinnerung, tat eben nur, worauf sie programmiert war. Sie hatte keine Gefühle, die einen reibungslosen Arbeitsablauf behindert hätten - wenn dieser Ablauf erst einmal in Gang gekommen war.
»Ehe Sie die Deckplatte wieder aufsetzen, Piemur, blasen Sie leicht über das Innere, damit die Verbind ungen auf keinen Fall durch Staubflusen blockiert werden.«
Meister Esselin betreute den Umbau des Akki-Gebäudes, doch bei den Arbeiten wurde viel Staub aufgewirbelt, und ein Teil davon drang trotz aller Vorsichtsmaßnahmen auch in diesen Raum.
Piemur blies vorsichtig. Setzte die Deckplatte wieder auf. Nahm den Stecker und drückte ihn in die Buchse. Es dauerte einen Moment, bis er so recht begriff, daß am Sockel des Monitors, genau da, wo es sein sollte, tatsächlich ein grünes Licht leuchtete, und daß auf dem Flüssigkristallbildschirm ein Buchstabe erschienen war. Dann stieß er einen Jubelschrei aus, der Jancis und Benelek zusammenfahren ließ.
»Mach das nicht noch mal, Piemur!« rief der junge Geselle und sah böse zu ihm auf. »Beinahe hätte ich die falschen Drähte verlötet.«
»Funktioniert es wirklich, Piemur?«
Jancis sah ihn hoffnungsvoll an.
»Grünes Licht und Startbereitschaft!« gluckste Piemur und rieb sich die Hände, ohne Beneleks mißgünstige Blicke zu beachten. »Akki, wie geht's jetzt weiter.?«
»Tippen Sie auf den Tasten, die Sie vor sich sehen, das Wort README.«
Mühsam suchte Piemur sich die Buchstaben zusammen. Sofort erblühten Wörter, Zahlen und Buchstaben auf dem Monitor.
»He, ihr beiden, seht euch das an. Wörter! Mein Bildschirm ist voller Wörter!«
Benelek gönnte ihm nur einen ärgerlichen Blick, aber Jancis sprang auf, stellte sich hinter ihn und sparte nicht mit Bewunderung. Nach einem anerkennenden Schulterklopfen kehrte auch sie an ihre Arbeit zurück.
»Lesen Sie aufmerksam, was auf dem Schirm steht, und prägen Sie es sich ein«, sagte Akki. »Als nächstes lernen Sie, wie Sie auf die entsprechenden Programme zugreifen müssen, um die gewünschten Informationen zu erhalten. Doch zuerst müssen Sie sich mit den Bezeichnungen vertraut machen. Je besser sie Ihnen geläufig sind, desto effektiver können Sie mit Ihrem Terminal umgehen.«
Piemur las die Anweisungen mehrfach durch, ohne daraus klug zu werden. Statt dessen hatte er den Eindruck, als bedeuteten bisher vertraute Worte nicht mehr das, was sie eigentlich sollten. Seufzend kehrte er an den Anfang der Seite zurück. Ein Harfner hatte von Berufs wegen mit Wörtern zu tun, und er würde diese neuen Bedeutungen lernen, auch wenn er einen vollen Umlauf dazu brauchte.
»Geschafft!« rief Jancis überglücklich. »Auch bei mir leuchtet ein grünes Licht!«
»Und ich bin Nummer drei«, stellte Benelek selbstzufrieden fest. »Soll ich jetzt README tippen, Akki?«
»Die erste Lektion ist für alle gleich, Benelek. Ich darf Ihnen gratulieren! Haben sich für dieses Projekt noch weitere Schüler eingeschrieben? Es gibt viel zu tun.«
»Nur Geduld, Akki.« Piemur ahmte den Tonfall der Computerstimme nach und grinste dabei Jancis an. »Sie werden in Scharen herbeiströmen, sobald die Sache sich herumgesprochen hat.«
»Der Reiter des weißen Drachen, Baron Jaxom? Wird er auch dabei sein?«
»Jaxom?« fragte Piemur ein wenig überrascht. »Wo ist der eigentlich geblieben?«