Zwölftes Kapitel

»Hast du beim letzten Mal etwas Interessantes über eure Familie herausgefunden?«

Aidan, der direkt hinter Fiona durch die Tür des Turmzimmers getreten war, schaute hinüber zu den überfüllten Bücherregalen.

Fiona wagte nicht, mit ihm zu reden. Ihre Stimme würde doch sicher fremd klingen, denn Aidan würde sie und Catriona hören. Hastig wich sie seinem Blick aus, schüttelte den Kopf und wandte sich der umfassenden Bibliothek zu. Hinter sich hörte sie, wie er den Stuhl unter seinem Schreibtisch hervorzog und sich setzte. Dann tippte er auf der Tastatur seines Computers herum. Er war froh, dass sie nicht auf sein höfliches Geplauder einging. Denn auf einmal war sich Fiona ganz sicher, dass er sie hassen musste, so wie sein Vorfahre Arthur damals Catriona gehasst hatte.

Fiona erstarrte und blieb mitten in Raum stehen. Was war ihr da gerade durch den Kopf geschossen? Warum sollte Aidan sie hassen? Und woher wusste sie auf einmal, dass Arthur vor so langer Zeit die junge, schöne Catriona bis aufs Blut verabscheut hatte? Der Gedanke war einfach dagewesen. Es war Catrionas Gedanke. Catriona dachte in ihrem Kopf – und es erschreckte sie nicht einmal. Fiona ließ geschehen, was geschehen musste.

Ohne ihr Zutun setzte ihr Körper sich wieder in Bewegung, ging langsam und ein wenig ungelenk auf die Bücherwand im Hintergrund des Zimmers zu und steuerte auf den äußersten linken Rand des Regals zu, wo neben den Büchern auch einige verstaubte Schachteln standen. Einige von ihnen hatten Deckel, andere nicht. Fiona bückte sich nach einer geschlossenen Box aus Holz. Ganz von selbst streckte sich ihre Hand vor, klappte den Deckel hoch und schob sich in die kleine Kiste. Im nächsten Augenblick hielt sie ein ledergebundenes Büchlein in der Hand. Sie hatte danach gegriffen, ohne zu wissen, dass es da war. Catriona hatte es genommen. In dem Holzkasten lag obenauf ein Stapel Papiere, doch ihre Hand war unter die losen Blätter geglitten und hatte ein dunkelbraunes Notizbuch hervorgezogen.

Verblüfft starrte Fiona das Büchlein an. Es musste schon sehr alt sein. Das Leder sah brüchig und abgegriffen aus, und als sie es vorsichtig aufschlug, stellte sie fest, dass die Seiten vergilbt und an den Rändern fleckig und ausgefranst waren. Sie waren eng mit einer zierlichen Frauenhandschrift beschrieben. Stellenweise war die blaue Tinte verwischt. Vielleicht weil die Schreiberin geweint hatte, möglicherweise war das Büchlein aber auch irgendwann einfach feucht geworden.

Als Fiona einige Seiten umblätterte, stellte sie fest, dass mehrere von ihnen am oberen Rand ein Datum trugen, was darauf hindeutete, dass es sich um ein Tagebuch handelte.

17. Mai 1678 las sie auf einer der ersten Seiten, und ihr wurde schwindelig. Catriona war im Jahr 1679 gestorben. Da sie es gewesen war, die dafür gesorgt hatte, dass Fiona das Büchlein buchstäblich in die Hände fiel, würde sie darin höchstwahrscheinlich Informationen über den Tod ihrer Urahnin finden.

Fiona schaute hinüber zu Aidan, der gedankenverloren auf den Monitor starrte. Wieder spürte sie die Kälte in ihren Adern, und erneut wurde ihr bewusst, dass sie nicht allein in ihrem Körper war. Ihr Kopf senkte sich über das Buch, gleichzeitig sank sie auf einen Stuhl, der an der Wand neben dem Regal stand. Das Büchlein in ihren Händen schlug sich ganz von selbst bei der Seite mit dem Datum 12. September 1678 auf. Sie begann zu lesen.

Catriona ist seit jenem Tag meine Freundin, an dem wir uns auf dem Markt im Dorf begegnet sind. Sie half mir, die Äpfel aufzusammeln, die auf dem Boden herumrollten, als ich wegen meines kranken Beins gegen einen der Marktkarren gefallen war. Es passierte an einem jener Tage, an denen ich mich heimlich aus der Burg fortgestohlen hatte. Mrs Crawford hat mir verboten, allein ins Dorf zu gehen, aber wann immer es mir gelingt, tue ich es trotzdem.

Seit mein Bruder Mrs Crawford als Gouvernante zu uns geholt hat, damit sie »sich um meine Erziehung kümmert«, ist mein Leben ziemlich kompliziert geworden. Arthur meint, er sei es mir schuldig, dass sich eine »reife, weibliche Person« um mich kümmert, wenn ich schon keine Mutter und keinen Vater mehr habe. Dabei bin ich bisher gut zurechtgekommen, wenn ich natürlich auch manchmal traurig bin, dass Vater und Mutter damals bei dem schrecklichen Unfall mit der Kutsche ums Leben gekommen sind.

Ich habe meinen geliebten Bruder Arthur, ich habe Agatha, unsere Köchin, die mir zeigt, wie man Brot backt und sich die Haare ordentlich flicht, und ich habe die Mädchen aus dem Dorf, die zum Saubermachen kommen und zwischendurch mit mir reden, singen und die Bilder in meinen Büchern betrachten. Ich weiß wirklich nicht, wozu ich eine immerzu schlecht gelaunte Frau brauche, die rechts und links vom Mund tiefe Falten, eine spitze Nase und lauter schwarze Kleidern hat. Mrs Crawford sieht aus wie eine Saatkrähe, und eines Tages werde ich ihr das sagen.

Seit dem Apfelunfall habe ich eine Freundin. Wir sind fast genau gleichaltrig und haben auch sonst viel gemeinsam. Beide lieben wir Blumen und Tiere – und seit neuestem wohl auch meinen Bruder Arthur!

Obwohl es Mrs Crawford nicht gefällt, habe ich nach unserer Begegnung auf dem Markt durchgesetzt, dass Catriona mich besuchen darf. Zum ersten Mal kam sie nach Sinclair Castle, als mein Hündchen Max krank war. Catriona hatte mir erzählt, dass sie sich mit Kräutern und Salben auskennt, genau wie ihre Mutter und ihre Großmutter. Und als Max‘ Pfote anschwoll, als er Fieber bekam und nichts mehr fressen wollte, weinte und flehte ich so lange, bis ich eines der Mädchen nach Catriona schicken durfte.

Sie eilte sofort herbei, brachte einen Korb voll Kräuter mit, kochte in der Küche einen Sud, tränkte einen Lappen damit und wickelte ihn Max um die Pfote. Schon nach kurzer Zeit ging es ihm besser, und nach drei Tagen, in denen ich den Lappen immer wieder frisch tränkte und ihm außerdem tropfenweise eine Art Tee einflößte, den Catriona ebenfalls gebraut hatte, konnte er wieder munter in der Gegend herumlaufen.

Schon bei ihrem ersten Besuch begegnete Catriona meinem Bruder Arthur. Er lächelte sie auf seine freundliche Art an und lud sie ein, mit uns zu Abend zu essen. Mrs Crawford wollte protestieren, weil sie ja nur ein armes Mädchen aus dem Dorf ist und ich die Schwester des Laird, aber Arthur ließ sie nicht ausreden.

»Sie ist Rodinas Freundin, und sie wird mit uns essen«, bestimmte er.

Mrs Crawford wagte nicht, ihm zu widersprechen. Später bestimmte Arthur, dass Catriona mich besuchen darf, sooft ich es wünsche. Ich hatte ihn darum gebeten, aber vielleicht verspürte er damals schon selbst den Wunsch, sie wiederzusehen.

Und jetzt – dessen bin ich mir ganz sicher – ist er in sie verliebt, und sie in ihn! Immer wenn sie mich besucht, taucht er ganz plötzlich auf bei uns auf, obwohl er sonst fast den ganzen Tag in seinem Arbeitszimmer oben im Turm verbringt, wenn er nicht auf der Jagd ist.

Er scheint es jedes Mal zu ahnen, wenn Catriona bei mir ist. Vielleicht horcht er auch Mrs Crawford aus. Jedenfalls klopft er früher oder später an, behauptet, er würde nach irgendeinem unwichtigen Gegenstand suchen, und sitzt im nächsten Augenblick bei uns am Tisch. Er trinkt sogar mit uns Kräutertee, den wir zusammen kochen. Natürlich müssen wir die ganz Zeit kichern, weil wir den bitteren Sud ja trinken, um glänzendes Haar zu bekommen. Es ist ein Geheimrezept von Catrionas Großmutter. Und natürlich weiß Arthur nicht, welche Wirkung die Kräuter haben, aber er ist nicht einmal verwundert über unser Gelächter, sondern stellt nur ab und zu fest, wie schön es ist, wenn junge Mädchen fröhlich sind. Arthur behauptet, dass der Tee ihm schmeckt, und was soll es ihm schon schaden, wenn auch sein Haar glänzt?

Wenn Arthur mal nicht sofort nach Catrionas Ankunft erscheint, sieht sie dauernd zur Tür und rutscht unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Und wie ihre Augen leuchten, wenn er dann endlich kommt!

Gestern hat sie sich verplappert! Mein Bruder und Catriona treffen sich heimlich irgendwo außerhalb von Sinclair Castle! Sie will mir nicht verraten, wo der geheime Treffpunkt ist, aber das werde ich schon noch herausfinden.

Was für ein wunderbarer Gedanke, dass Arthur meine beste Freundin zur Frau nehmen wird! Da ich selber niemals heiraten und für immer hier auf der Burg leben werde – welcher Mann will schon eine Frau mit einem verkrüppelten Bein? –, freut es mich umso mehr, meine beste Freundin zur Schwägerin zu bekommen. Ich könnte vor Glück platzen, und habe vor, eine wunderbare Tante für ihre Kinder zu sein.

Fiona ließ das Büchlein sinken und schaute durch das Fenster hinaus in den Himmel, an dem der Sturm riesige dunkle Wolkengebirge vor sich hertrieb.

Wir haben uns geliebt. Er wollte mich heiraten. Doch dann verriet er mich. Wir haben uns geliebt … Wieder und wieder schossen diese Gedanken durch Fionas Kopf. Es war Catrionas Stimme, die sie hörte, und Catrionas Verzweiflung, die sie spürte. »Was ist geschehen?«, flüsterte Fiona.

»Wie bitte?« Aidan hob den Kopf.

»Nichts«, beeilte sie sich zu sagen. »Ich … Ich habe nur laut gedacht.«

Anstatt sich wieder seiner Arbeit zuzuwenden, schaute er sie prüfend an. »Du siehst blass aus, Fiona. Möchtest du etwas essen? Soll ich dir einen Kaffee holen?«

»Nein, nein, vielen Dank. Es ist alles bestens.« Ihre Stimme klang in ihren Ohren fremd, doch Aidan schien nichts zu bemerken. Rasch legte sie Rodinas Tagebuch auf ihren Schoß und schob die Hände unter die Schenkel, damit Aidan nicht sah, wie sie bebten.

»Ich gehe nach unten und koche uns Tee«, entschied Aidan dennoch, nachdem er sie eine Weile stumm gemustert hatte.

Auch ich habe Tee mit Arthur getrunken! Die Stimme in Fionas Kopf klang schrill und warnend und war so laut, dass es sich anfühlte, als würde ihr Schädel zerspringen.

»Sei still«, flüsterte sie, als Aidan das Zimmer verlassen hatte. »Ich trinke den Tee nur, weil du meinen Kopf fast zum Platzen bringst.«

Lies weiter, befahl Catriona in ihrem Kopf, und das Büchlein auf ihrem Schoß schlug sich von allein irgendwo in der Mitte auf. Gehorsam senkte Fiona den Blick auf die vergilbten Seiten. An mehreren Stellen war die Tinte verschmiert, und als sie begann, die Worte zu entziffern, wusste sie, dass Rodina beim Schreiben geweint hatte.

Weihnachten 1678

Wie konnte Arthur das tun? Und nun behauptet er auch noch, es sei meinetwegen geschehen! Ich habe die ganze Nacht geweint und konnte heute Morgen keinen Bissen hinunterbringen. Natürlich saßen Martha und ihre Eltern mit am Frühstückstisch und schauten mich die ganze Zeit misstrauisch an, so, als würden sie erwarten, dass ich im nächsten Augenblick irgendetwas vollkommen Verrücktes mache. Nun, am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte Martha aus dem Haus gejagt, was ich nicht einmal besonders verrückt fände.

Wenn ich in ihre kalten eisgrauen Augen sehe, überläuft mich ein Schauer. Ihre Lippen sind schmal und fest zusammengepresst, und ihr Gesicht erinnert an das eines Pferdes. Es ist vollkommen unvorstellbar, was mein Bruder gestern Abend getan hat, als wir anlässlich des Weihnachtsfestes ein paar entfernte Verwandte und Bekannte eingeladen hatten. Ich kann einfach nicht glauben, dass Arthur bei dieser Gelegenheit – meine Feder sträubt sich, es zu schreiben – seine Verlobung mit Martha bekanntgegeben hat!

Als ich es vernahm, traute ich meinen Ohren nicht. Ich konnte nicht mehr atmen und sank kraftlos auf den nächstbesten Stuhl. Nun begriff ich auch, weshalb er so sehr dagegen gewesen war, dass ich Catriona zu unserem Fest einlud. Catriona, die er doch sonst gar nicht oft genug treffen konnte. Hier auf der Burg, und, wie ich längst weiß, auch an einem anderen geheimen Ort. Und plötzlich wollte er sie bei unserem Weihnachtsfest nicht dabeihaben!

»Sie wird sich unter den anderen Gästen nicht wohlfühlen«, behauptete er. »Es sind alles vornehme Leute, und Catriona kommt aus einer armen Familie. Sie wird nicht einmal ein passendes Kleid haben.«

»Ich kann ihr eins von meinen leihen«, hatte ich angeboten, doch Arthur war hart geblieben.

Wofür er einen guten Grund hatte. Was hätte Catriona wohl getan, wenn sie diese entsetzliche Verlobung miterlebt hätte? Wäre sie in Tränen ausgebrochen? Hätte sie Arthur das Gesicht zerkratzt? Wäre sie einfach davongelaufen?

Ich bin ganz sicher, dass sie meinem Bruder ihre Jungfräulichkeit geschenkt hat, alles, was ein armes Mädchen wie sie eben besitzt. Sie liebt ihn, und er hat sie immer angesehen wie ein Mann, der vollkommen verzaubert von einer Frau ist. Warum stand er dann plötzlich unter dem Weihnachtsbaum, legte den Arm um die Schultern der hässlichen, eiskalten Martha und verkündete, er werde sie schon sehr bald heiraten?

Natürlich habe ich ihn das gefragt. Gestern Abend noch, als er den Speisesaal verließ, um mit Agatha Wein aus dem Keller zu holen. Bevor er mir antwortete, sah er mich lange stumm an. Seine Augen blickten traurig drein, und ich meinte sogar, Tränen darin funkeln zu sehen, obwohl mein Bruder, der Laird, natürlich niemals weint, zumindest nicht, wenn ihn jemand dabei sehen könnte.

»Ach, Rodina«, sagte er schließlich leise. »Wir hatten in den letzten zwei Jahren in all unseren Ländereien Missernten. Unter den Kühen und Schafen sind Krankheiten ausgebrochen, und viele Tiere sind gestorben. Wenn wir keine Einnahmen aus dem Landbau und der Viehzucht haben, können wir die Burg nicht erhalten. Wir brauchen auch Geld für Lebensmittel und Dienstboten …«

Ich starrte ihn entsetzt an. »Du verkaufst dich, Arthur?«, schrie ich. »Du verkaufst dich an diese Frau, weil wir kein Geld haben? Aber du liebst doch Catriona!«

»Nicht so laut!« Er schaute ängstlich zu der Tür hinüber, hinter der unsere Gäste eifrig dem Wein und dem Gebäck zusprachen, welche nach dem Essen serviert worden waren. Wenn man bedachte, dass wir angeblich kein Geld haben, ist es doch erstaunlich, welch üppig gedeckte Tafel wir zu Weihnachten vorfanden. Auch zuvor hat meines Wissens nach niemals an irgendetwas Mangel geherrscht.

»Es geht um das Erbe unserer Väter, Rodina«, fuhr Arthur fort. »Sinclair Castle ist seit Jahrhunderten im Besitz unserer Familie! Wenn wir sie verlieren, verlieren wir auch unsere Wurzeln. Und es geht um dich. Auf seinem Sterbebett ließ unser Vater mich schwören, dass ich dir deine Heimat erhalte. Du sollst bis an dein Lebensende sorgenfrei hier, auf der Burg, leben können.«

Bei seinen Worten legte sich das Entsetzen wie ein eiserner Ring um meine Brust. Arthur will meinetwegen Catriona verraten und Martha mit den eisigen Augen heiraten? Weil ich ein Krüppel bin und niemals einen Mann finden werde?

Ich öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass er das nicht tun durfte, doch kein Wort kam über meine Lippen. Denn was soll aus mir werden, wenn wir tatsächlich die Burg verlieren? Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu leben. Arthur hat Recht – es ist das Erbe unserer Väter, wir gehören hierher.

Und so schwieg ich. Und muss nun noch mehr weinen, weil ich nichts sagte, denn in diesem Moment verriet auch ich meine Freundin.

Fiona wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Sie spürte, wie die Tränen hinter ihren Lidern brannten. Eine eisige Hand schien ihr Herz zusammenzudrücken.

»Das war es also, Catriona«, flüsterte sie. »Er hat seine Liebe zu dir verraten, und da hast du ihn verflucht, so dass er nicht mehr lieben konnte. Aber warum müssen auch all seine Nachkommen leiden? Was kann Aidan dafür?«

Ohne Fionas Zutun hob sich ihre rechte Hand und blätterte die Seiten in dem Büchlein auf ihrem Schoß um. Fast ganz am Ende deutete ihr eigener Zeigefinger auf einen kurzen Absatz, der in zittriger Schrift mitten auf einer Seite stand.

Mein Bruder Arthur hat Catriona, meine beste Freundin – die Frau, die ihn liebte und ihm vertraute, bevor er sie für seine wohlhabene Ehefrau verriet –, der Hexerei bezichtigt. Ich hasse ihn, auch wenn er schon seit Tagen todkrank im Bett liegt. Vielleicht ist seine Krankheit die Strafe für sein unrechtes, böses Tun. Ich werde Tag und Nacht für Catriona beten!

»Mein Gott! Er war es! Arthur hat dich auf den Scheiterhaufen gebracht!«

Nun stürzten endgültig die Tränen aus Fionas Augen. Sie schluchzte laut und spürte, dass es nicht nur ihr eigener Kummer und ihr eigenes Entsetzen waren, die ihr fast das Herz zerrissen. Sie machte keinen Versuch, ihre Wangen zu trocknen, sondern ließ die Traurigkeit zu, die sich schwer wie eine dunkle Decke über sie gelegt hatte.

Dann ging ein schmerzhafter Ruck durch ihren Körper, und sie fühlte, wie das Gewicht, das auf ihr lastete, ein wenig leichter wurde. Erstaunt hob sie den Kopf und ließ die Hände sinken, in denen sie ihr Gesicht verborgen hatte. Durch den Schleier ihrer Tränen erkannte sie Catrionas graue Gestalt, die soeben mit der Wand ihr gegenüber verschmolz und dann verschwand.

Eine neue Welle der Traurigkeit durchlief Fiona, krampfhafte Schluchzer stiegen in ihrer Kehle auf, und sie hatte das Gefühl, sie würde nie mehr aufhören können zu weinen.