DREI

Reise in den B-Raum

Drei Stunden später, in der kühlen Unsichtbaren Universität. Im Forschungstrakt für hochenergetische Magie hatte sich nicht viel verändert, abgesehen von einer Leinwand, die Bilder von Ponders ikonographischem Projektor zeigen sollte.

»Ich verstehe nicht, wozu du das Ding brauchst«, sagte Rincewind. »Nur für uns beide …«

»Ugh«, bestätigte der Bibliothekar. Er war verärgert, weil man ihn bei einem Nickerchen in der Bibliothek gestört hatte. Er war sehr vorsichtig geweckt worden, da niemand einen dreihundert Pfund schweren Orang-Utan grob weckt (zumindest nicht zweimal), aber seine Stimmung ließ dennoch zu wünschen übrig.

»Der Erzkanzler meint, dass wir diese Dinge besser organisieren sollten«, meinte Ponder. »Er hält nichts davon, wenn jemand ›He, ich hab eine großartige Idee!‹ ruft. Es muss alles richtig präsentiert werden. Bist du so weit?«

Der kleine Kobold im Projektor zeigte mit einem winzigen Daumen nach oben.

»Also gut«, sagte Ponder. »Das erste Dia. Hier sehen wir die Rundwelt so, wie sie derzeit …«

»Sie ist verkehrt herum«, unterbrach Rincewind den Forschungszauberer.

Ponder betrachtete das Bild.

»Es ist eine Kugel«, erwiderte er scharf. »Und sie schwebt im All. Wie kann sie verkehrt herum sein?«

»Der zerknitterte Kontinent müsste sich oben befinden.«

»Na schön!«, schnappte Ponder. »Kobold, dreh das Bild. In Ordnung. Zufrieden?«

»Jetzt zeigt die richtige Seite nach oben, aber rechts und links sind vertau…«, begann Rincewind.

Ponders Zeigestock klatschte auf die Leinwand. »Dies ist die Rundwelt!«, sagte er mit Nachdruck. »In ihrem derzeitigen Zustand! Von Eis bedeckt! Aber die Zeit der Rundwelt ist unserer Zeit in der realen Welt untergeordnet! Alle Epochen der Rundwelt sind uns zugänglich, so wie uns alle Seiten eines Buches, wenn auch nacheinander, zugänglich sind. Ich habe festgestellt, dass der Erzkanzler und seine Begleiter tatsächlich auf der Rundwelt weilen, allerdings nicht in der Zeit, die uns als Gegenwart erscheint. Sie sind einige hundert Millionen Jahre in der Vergangenheit! Was aus unserer Perspektive gesehen ebenfalls die Gegenwart sein kann! Ich weiß nicht, wie sie dorthin gekommen sind. So etwas sollte physisch nicht möglich sein! HEX hat sie lokalisiert. Was auch immer sie zur Rundwelt brachte, wir müssen davon ausgehen, dass sie nicht auf dem gleichen Weg zurückkehren können. Allerdings … bitte das nächste Dia!«

Klick!

»Es ist das gleiche Bild«, sagte Rincewind. »Aber die eine Seite …«

»Eine Kugel hat keine Seiten!«, stieß Ponder hervor. Vom Projektor kam das Geräusch von splitterndem Glas und dann ein leiser Fluch.

»Ich dachte nur, dass du alles richtig machen wolltest«, murmelte Rincewind. »Und überhaupt … Es geht um den B-Raum, nicht wahr? Ich weiß es. Und du weißt es ebenfalls.«

»Ja, aber darauf habe ich noch nicht hingewiesen!«, schnaufte Ponder. »Ich wollte noch zehn andere Dias zeigen. Und ein Flussdiagramm!«

»Aber es geht um den B-Raum, stimmt’s?«, fragte Rincewind. »Ich meine, sie haben andere Zauberer gefunden. Das bedeutet Bibliotheken. Und das bedeutet, dass du sie durch den B-Raum erreichen kannst.«

»Ich wollte erläutern, dass wir durch den B-Raum dorthin gelangen können«, sagte Ponder.

»Ja, ich weiß«, erwiderte Rincewind. »Deshalb habe ich die Gelegenheit genutzt, schon jetzt ›du‹ zu sagen.«

»Wie kann es Zauberer auf der Rundwelt geben?«, fragte Ponder. »Obwohl wir wissen, dass Magie dort nicht funktioniert?«

»Keine Ahnung«, sagte Rincewind. »Ridcully bezeichnete sie als unnütz.«

»Und warum kann die Fakultät nicht aus eigener Kraft zurückkehren? Sie hat die Flasche geschickt! Vermutlich mittels Magie, nicht wahr?«

»Geh einfach und frag sie«, schlug Rincewind vor.

»Indem wir die unverkennbare biothaumische Signatur einer Gruppe von Zauberern anpeilen?«

»Nun, ich dachte daran, auf irgendein schreckliches Ereignis zu warten, und dann könntest du in den Trümmern nachsehen«, sagte Rincewind. »Aber vermutlich würde auch deine Methode funktionieren.«

»Das Omniskop hat sie im 40002730907ten Jahrhundert lokalisiert«, murmelte Ponder und betrachtete die Kugel. »Ich kann kein Bild bekommen. Aber wenn wir einen Weg zur nächsten Bibliothek finden …«

»Ugh!«, sagte der Bibliothekar. Und dann ughte er noch einmal. Er ughte ziemlich lange und iekte zuweilen. Einmal schlug er mit der Faust auf den Tisch. Ein zweites Mal war nicht möglich, da nach dem ersten Mal nicht mehr viel vom Tisch übrig geblieben war.

»Er meint, nur sehr erfahrene Bibliothekare können den B-Raum nutzen«, sagte Rincewind, als der Bibliothekar die Arme verschränkte. »Er war sehr kategorisch und betonte, dass wir auf keinen Fall eine Art magischen Ausflug darin sehen dürfen.«

»Aber es handelt sich um eine Anweisung vom Erzkanzler!«, entgegnete Ponder. »Und es gibt keine andere Möglichkeit, die Rundwelt zu erreichen!«

Daraufhin wirkte der Bibliothekar ein wenig verunsichert. Rincewind wusste, warum. Es war schwer, in der Unsichtbaren Universität ein Orang-Utan zu sein, und der Bibliothekar löste das Problem, indem er Mustrum Ridcully für das dominante Männchen hielt, obgleich der Erzkanzler nur selten auf eine hohe Stelle des Dachs kletterte, um von dort aus bei Morgengrauen klagend über die Stadt zu rufen. Die Folge war, dass es ihm im Gegensatz zu den anderen Zauberern schwer fiel, eine Anweisung des Erzkanzlers zu ignorieren. Für ihn lief es auf eine direkte Man-zeige-die-Reißzähne-und-klopfe-sich-auf-die-Brust-Konfrontation heraus.

Rincewind hatte eine Idee.

»Wir bringen die Kugel in die Bibliothek«, sagte er zu dem Affen. »Es würde bedeuten, dass Ponder Stibbons die Bibliothek nicht verlässt, während du durch den B-Raum reist. Ich meine, selbst wenn du die Rundwelt erreichst: Sie befindet sich im Innern der Kugel, und die befindet sich in der Bibliothek, woraus folgt, dass du eigentlich gar nicht weit gereist bist, ein oder zwei Meter, mehr nicht. Immerhin enthält die Kugel nur in ihrem Innern unendlich viel Platz.«

»Meine Güte, Rincewind, ich bin beeindruckt«, sagte Ponder, während der Bibliothekar verwirrt schien. »Ich habe dich immer für ziemlich dumm gehalten, aber du hast gerade erstaunlich logisches Denken bewiesen. Wenn wir die Kugel auf den Schreibtisch des Bibliothekars stellen, so findet die ganze Reise im Innern der Bibliothek statt, nicht wahr?«

»Genau«, bestätigte Rincewind, der das unerwartete Lob zum Anlass nahm, das »ziemlich dumm« zu überhören.

»Und in der Bibliothek ist alles völlig sicher …«

»Große, dicke Wände. Ein sehr sicherer Ort«, pflichtete Rincewind Ponder bei.

»Wenn man die Sache so sieht, kann uns eigentlich nichts passieren«, meinte Ponder.

»Du bist schon wieder beim ›uns‹.« Rincewind wich zurück.

»Wir suchen die Fakultät und bringen sie zurück!«, rief Ponder. »Wie schwer kann das sein?«

»Es kann verdammt schwer sein! Es gibt Elfen auf der Rundwelt! Du kennst Elfen! Sie sind gefährlich! Wenn du auch nur einen Moment lang nicht aufpasst, kontrollieren sie dein Denken!«

»Sie haben mich einmal durch den Wald gejagt«, sagte Ponder. »Sie sind Furcht erregend. Ich erinnere mich daran, dass ich es in mein Tagebuch geschrieben habe.«

»Du hast in dein Tagebuch geschrieben, dass du Angst hattest?«

»Ja. Wieso fragst du? Schreibst du so etwas nicht auf?«

»Mein Tagebuch ist nicht dick genug. Aber es ergibt doch keinen Sinn! Auf der Rundwelt existiert nichts, das für Elfen interessant wäre! Sie haben gern … Sklaven. Und wir haben nicht beobachten können, dass sich dort irgendetwas mit genug Intelligenz entwickelt hätte, um ein Sklave zu sein.«

»Vielleicht hast du etwas übersehen«, sagte Ponder.

»Nein, ich sage du, und du sagst wir«, erwiderte Rincewind.

Sie sahen beide zur Kugel.

»Es ist wie mit einer Topfpflanze«, meinte Ponder. »Wenn sie Blattläuse hat, so versucht man, sie zu zerdrücken.«

»Ich versuche das nie«, stellte Rincewind fest. »Blattläuse sind zwar klein, aber es gibt immer viele von ihnen.«

»Es war eine Metapher, Rincewind«, sagte Ponder müde.

»Ich meine, angenommen, sie verbünden sich?«

»Rincewind, außer dir gibt es hier niemanden, der etwas über die Rundwelt weiß. Entweder kommst du mit, oder … oder … ich erzähle dem Erzkanzler von den sieben Eimern.«

»Woher weißt du davon?«

»Und ich erkläre ihm, dass all deine Arbeiten leicht von HEX erledigt werden könnten. Nötig sind nur einige wenige Anweisungen, und ich brauche nicht mehr als dreißig Sekunden, um sie zu schreiben. Mal sehen …

 

# Rincewind

SUB WAIT

WAIT

RETURN

 

Oder vielleicht:

 

RUN RINCEWIND«

»Das würdest du nicht tun!«, sagte Rincewind. »Oder?«

»O doch. Also, kommst du mit auf die Reise? Und bring die Truhe mit.«

Wissen = Macht = Energie = Materie = Masse. Auf dieser schlichten Gleichung basiert der ganze B-Raum. Durch den B-Raum sind alle Bücher miteinander verbunden (sie zitieren aus denen vor ihnen und beeinflussen die nach ihnen). Doch im B-Raum gibt es keine Zeit. Und eigentlich auch keinen Raum. Trotzdem ist der B-Raum unendlich groß und verbindet alle Bibliotheken, wo und wann sie sich auch befinden. Er ist nie weiter entfernt als die andere Seite des Bücherregals, aber nur die erfahrensten und angesehensten Bibliothekare kennen den Weg.

Vom Innern her gesehen wirkte der B-Raum auf Rincewind wie eine Bibliothek, die von jemandem entworfen worden war, der sich nicht um Zeit, Budget, Materialstärke und Physik kümmern musste. Allerdings gibt es einige Gesetze, die in der Natur des Universums selbst codiert sind, und eins von ihnen lautet: Es gibt nie genug Regalplatz.* [* Forschungszauberer fanden noch andere, darunter »Objekte im Rückspiegel sind näher, als es den Anschein hat«, »Beim Öffnen geht die Garantie verloren« und natürlich »Könnte Nüsse enthalten«.]

Rincewind drehte sich um und blickte zurück. Sie hatten den B-Raum erreicht, indem sie durch etwas gegangen waren, das nach einer massiven Bücherwand aussah. Er wusste, dass es sich um eine massive Wand handelte. Ganz deutlich erinnerte er sich daran, Bücher aus jenem Regel entnommen zu haben. Man musste tatsächlich ein sehr erfahrener Bibliothekar sein, um zu wissen, unter exakt welchen Umständen man hindurchtreten konnte.

Er sah die Bibliothek durch den Spalt, aber das Bild verblasste schnell und verschwand. Anschließend gab es nur noch Bücher. Berge von Büchern. Hügel und Täler aus Büchern. Gefährliche Abgründe aus Büchern. Selbst am blaugrauen Himmel deutete etwas auf Bücher hin. Es gibt nie genug Regalplatz, nirgends.

Ponder hatte eine recht umfangreiche magische Ausrüstung mitgenommen. Rincewind war der erfahrenere Reisende und trug so wenig Gewicht wie möglich. Alles andere befand sich in der Truhe, die sich mit Hilfe von zahlreichen rosaroten und recht menschlich wirkenden Füßen fortbewegte.

»Die Regeln der Rundwelt lassen keine Magie zu«, sagte Ponder, als sie dem Bibliothekar folgten. »Müsste die Truhe nicht aufhören zu existieren?«

»Es wäre einen Versuch wert«, erwiderte Rincewind, der überzeugt war, als Besitzer einer halb intelligenten, mit Füßen ausgestatteten und gelegentlich gemeingefährlichen Truhe nur schwer lebende Freunde finden zu können. »Aber meistens schert sie sich nicht um Regeln. Sie krümmen sich um sie herum. Außerdem ist die Truhe schon einmal auf der Rundwelt gewesen, und zwar für ziemlich lange Zeit. Es kam dort nicht zu Schäden, zumindest nicht bei der Truhe.«

Die Wände aus Büchern veränderten sich, als die Zauberer näher kamen. Jeder Schritt führte zu einem Wandel in der Buchlandschaft, die, wie Ponder wusste, nur eine vom Gehirn geschaffene metaphorische Darstellung war – sie sollte es ihnen erleichtern, mit einer unvorstellbaren Realität fertig zu werden. Die ständig wechselnde Perspektive hätte bei anderen Personen mindestens Kopfschmerzen bewirkt, aber in der Unsichtbaren Universität gab es Zimmer, in denen die Schwerkraft tagsüber hin und her kroch, einen unendlich langen Flur und mehrere Fenster, die nur an der Innenseite der Wand existierten. Wer in der Unsichtbaren Universität lebte, ließ sich kaum mehr überraschen.

Gelegentlich blieb der Bibliothekar stehen und beschnüffelte die Bücher in der Nähe. Schließlich sagte er leise »Ugh« und deutete auf einen bestimmten Bücherstapel. Der Rücken eines alten Ledereinbands wies Kreidezeichen auf.

»Eine Markierung«, sagte Rincewind. »Er war schon einmal hier. Wir sind dem Buch-Raum der Rundwelt nahe.«

»Wie kann er …«, begann Ponder. Und dann: »Oh, ich verstehe. Äh … die Rundwelt existierte im B-Raum, bevor wir sie erschufen? Ich meine, ja, natürlich, ich weiß, aber trotzdem …«

Rincewind griff nach einem Buch. Das bunte Cover bestand aus Papier, ließ das Fehlen von Kühen auf der Ursprungswelt vermuten und trug den Titel: Schlaf gut, mein schöner Falke. Die Worte im Innern des Buches ergaben noch weniger Sinn.

»Vielleicht hätten wir uns die Mühe sparen sollen«, sagte er.

»Ugh«, erwiderte der Bibliothekar, was Rincewind folgendermaßen übersetzte: »Wegen dieser Sache bekomme ich ernste Schwierigkeiten mit den Geheimen Herren der Bibliothek.«

Dann orientierte sich der Affe in der Bücherlandschaft, wankte auf den Fingerknöcheln nach vorn und verschwand plötzlich.

Ponder wandte sich an Rincewind. »Hast du gesehen, wie er das angestellt hat?«, fragte er. Ein haariger roter Arm erschien aus dem Nichts und zog ihn nach vorn. Wenige Sekunden später wiederholte sich dieser Vorgang bei Rincewind.

Es war keine großartige Bibliothek, aber Rincewind wusste, wie diese Dinge funktionierten. Zwei Bücher bildeten eine Bibliothek – für viele Leute waren zwei Bücher eine riesige Bibliothek. Aber selbst ein Buch konnte eine Bibliothek sein, wenn es im B-Raum eine ausreichend große Delle schuf. Ein Buch mit einem Titel wie 100 Rezepte für Brokkoli kam dafür kaum in Frage, im Gegensatz zu Die Beziehung zwischen Kapital und Arbeit, insbesondere dann, wenn der Anhang die Herstellung von Sprengstoff erklärte. Die außerordentlich magischen und unvorstellbar alten Bücher in der Bibliothek der Unsichtbaren Universität belasteten das Gewebe des B-Raums ebenso sehr wie ein Elefant ein altersschwaches Trampolin – dadurch wurde es so dünn, dass die Bibliothek ein mächtiges und leicht zu passierendes Portal darstellte.

Aber manchmal reichte ein Buch aus. Oder auch nur eine Zeile. Oder ein einziges Wort, an der richtigen Stelle und zur richtigen Zeit.

Der Raum war groß, holzvertäfelt und nur spärlich eingerichtet. Viel Papier war auf dem Schreibtisch verstreut. Federkiele lagen neben einem eingelassenen Tintenfass. Ein Fenster gewährte einen Blick auf einen großen Garten, in dem es regnete. Ein Schädel schuf eine heimelige Atmosphäre.

Rincewind beugte sich vor und klopfte daran.

»Hallo?«, fragte er und sah zu den anderen.

»Der im Büro des Dekans singt komische Lieder«, verteidigte er sich und betrachtete die Blätter auf dem Schreibtisch. Magisch aussehende Symbole waren darauf zu sehen, aber Rincewind erkannte nicht ein Einziges von ihnen. Auf der anderen Seite des Raums blätterte der Bibliothekar in einem Buch. Seltsamerweise standen die Bücher nicht in den Regalen. Einige bildeten ordentliche Stapel auf dem Boden. Andere befanden sich in Kisten, die abgeschlossen waren, bis der Bibliothekar versuchte, den Deckel zu heben.

Gelegentlich schürzte er die Lippen und schnaubte verächtlich.

»Ugh«, murmelte er.

»Alchimie?«, fragte Rincewind. »Meine Güte. Das funktioniert nie.« Er griff nach einem Objekt, das nach einer ledernen Hutschachtel aussah, und öffnete es. »Schon besser!«, meinte er und holte eine Kugel aus Rauchquarz hervor. »Unser Mann hier ist zweifellos ein Zauberer!«

»Eine üble Sache«, ließ sich Ponder vernehmen. Er sah auf eine Vorrichtung in seiner Hand hinab. »Ja, sehr, sehr übel.«

»Was meinst du damit?«, fragte Rincewind und drehte sich rasch um.

»Ich messe einen hohen Glamourquotienten«, erklärte Ponder.

»Es gibt hier Elfen?«

»Hier? Dieser Ort ist praktisch elfisch. Der Erzkanzler hatte Recht.«

Die drei Forscher standen still. Der Bibliothekar schnüffelte. Rincewind schnupperte, ganz vorsichtig.

»Scheint alles in Ordnung zu sein«, sagte er schließlich.

Ein schwarz gekleideter Mann betrat den Raum. Er kam schnell herein, mit einer Art aggressivem Schleichen, öffnete die Tür nur so weit, wie es unbedingt erforderlich war. Verblüfft blieb er stehen. Seine Hand flog zum Gürtel und zog ein dünnes Schwert, das ganz und gar nicht nach einem Spielzeug aussah.

Der Mann sah den Bibliothekar und zögerte. Und dann war es auch schon vorbei, denn der Bibliothekar konnte seinen Arm sehr schnell ausstrecken. Hinzu kam, dass der Arm in einer Faust endete, die einem Vorschlaghammer ähnelte.

Als die dunkle Gestalt zu Boden sank, kam eine Stimme aus der Rauchquarzkugel in Rincewinds Hand: »Ich glaube, ich habe jetzt genug Informationen. Ich rate euch, den Raum bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zu verlassen, in jedem Fall vor dem Erwachen jenes Mannes.«

»HEX?«, fragte Ponder.

»Ja. Ich möchte den Rat wiederholen. Mangel an Abwesenheit in Hinsicht auf diesen Ort führt zweifellos dazu, dass Metall in den Körper eindringt.«

»Du sprichst mit Hilfe einer Metallkugel zu uns! Aber hier funktioniert keine Magie!«

»Man widerspreche keiner Stimme, die ›Lauf weg!‹ sagt«, meinte Rincewind. »Das ist ein guter Rat! Man stellt ihn nicht in Frage. Lasst uns von hier verschwinden.«

Er sah zum Bibliothekar, der mit wachsender Verwunderung an den leeren Regalen schnüffelte.

Rincewind hatte ein Gespür für die Tendenz des Universums, irgendetwas schief gehen zu lassen. Wenn es um Gefahren ging, fand er, konnte man Schlüsse gar nicht voreilig genug ziehen.

»Du hast uns durch eine Tür hierher gebracht, die nur in eine Richtung führt, stimmt’s?«, fragte er.

»Ugh!«

»Nun, wie lange brauchst du, um einen Ausgang zu finden?«

Der Bibliothekar zuckte mit den Schultern und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Regalen zu.

»Geht jetzt«, klang HEX’ Stimme aus der Kristallkugel. »Kehrt später zurück. Der Eigentümer dieses Hauses wird nützlich sein. Aber verlasst es, bevor Sir Francis Walsingham erwacht. Andernfalls tötet er euch. Nehmt ihm zunächst das Portemonnaie ab. Ihr braucht Geld. Zum Beispiel müsst ihr jemanden bezahlen, der den Bibliothekar rasiert.«

»Ugh?«