AM ORTLER
NACHRICHT AUS GOMAGOI
Mitte Oktober machten wir uns von Gomagoi aus auf den Weg zu der uns schon vor fünfunddreißig Jahren von unseren Eltern hinterlassenen Sennhütte, einer kleinen Weidewirtschaft aus Mauerwerk auf dem Scheibenboden unter dem Ortlermassiv, unsere Absicht war gewesen, auf dem Scheibenboden oben zwei, drei Jahre gemeinsam zu verbringen, ungestört und gänzlich allein mit unseren Erfahrungen und Ideen und mit den Gedanken an eine uns jetzt, was mich betrifft, im achtundvierzigsten, was meinen Bruder betrifft, im einundfünfzigsten Jahre nichts mehr angehende Welt beschäftigt. Die achtzehnhundert Meter hoch gelegene Weidewirtschaft erschien uns in allem, was wir über sie in Erfahrung gebracht oder noch in Erinnerung hatten, als für unsere Zwecke, über die wir uns keinem Menschen gegenüber äußerten, weil wir unser Vorhaben absolut geheim und durch keinerlei Angaben darüber oder durch vorlautes unüberlegtes Geschwätz in Gefahr bringen und weil wir nicht für Narren gehalten werden wollten, am allergeeignetsten. Ein, nicht der letzte Grund, geehrter Herr, die Weidewirtschaft auf dem Scheibenboden zu reaktivieren, war der Gedanke an die außerordentliche Billigkeit einer Existenz im menschen- und dadurch ablenkungslosen Hochgebirge gewesen. Gut ausgerüstet und mit für wenigstens acht oder zehn Tage Proviant in unseren Rucksäcken (unsere Absicht war gewesen, den Besitz auf dem Scheibenboden zuerst einmal im Hinblick auf unser Vorhaben: Einzug in die Sennhütte Anfang November, in realistische Inspektion, auf seine Bewohnbarkeit hin in gründlichen Augenschein zu nehmen) ließen wir gegen vier Uhr früh Gomagoi hinter uns, die Nacht war klar, wir brauchten die englischen Lampen nicht und kamen durch Schweigsamkeit und in dem einzigen fortgesetzten und faszinierenden und absolut fesselnden Gedanken, keine Engagements, keine Wissenschaft einerseits, unsere phantastische Unternehmung andererseits, rasch vorwärts. Es zeigte sich aber bald, geehrter Herr, daß wir, obwohl ausschließlich mit unserer Unternehmung beschäftigt, mit der Sennhütte auf dem Scheibenboden als Ziel, doch für doppelte Schweigsamkeit ungeeignet, plötzlich mit mehreren Bemerkungen betreffend ganz anderes, unsere Schweigsamkeit unterbrechen mußten und wir waren aufeinmal in eine merkwürdige, uns zuerst irritierende, uns dann aber bald vollkommen geläufige und uns nicht zuletzt ein verabscheuungswürdiges Vergnügen machende Unterhaltung hineingekommen über unseren Lebensgegenstand oder besser, Existenzgegenstand, geehrter Herr, die wegen ihres ganz eng mit der offensichtlich sich verschlimmernden Krankheit meines Bruders und mit der durch die Verschlimmerung der Krankheit meines Bruders hervorgerufenen Veränderung auch meiner Person zusammenhängenden bruchstückehaften Charakters, die wohl einer Analyse einer ganz andern als der meinigen Person bedarf, auch Ihr Interesse beanspruchen wird, waren Sie doch zeitlebens und nicht nur in Ihrer Eigenschaft als Agent, wie kein anderer Mensch mit meinem Bruder in Kontakt. Wir unterhielten uns, schon weit außerhalb Gomagoi plötzlich auf die folgende Weise: wenn du dein Kunststück gemacht hast, sagte ich zu meinem Bruder, der, wie Sie wissen, zeitlebens nichts anderes als Kunststücke gemacht hat, habe ich immer denken müssen, daß dein Kunststück ein lebensgefährliches Kunststück ist, umgekehrt hast du, wenn ich meine Arbeit (über die Luftschichten) gemacht habe, denken müssen, meine Arbeit sei lebensgefährlich. So hatten wir beide uns zeitlebens, während du deine Kunststücke gemacht hast und während ich meine Arbeit (über die Luftschichten) gemacht habe, ständig in Lebensgefahr befunden, sagte ich. Wir fragen uns aber nicht, sagte er, wie wir zu unseren Kunststücken, wie wir zu unserer Arbeit (über die Luftschichten) gekommen sind und wie ich zu meinen Kunststücken (die auf dem Boden und die auf dem Seil) und wie du zu deiner Arbeit (über die Luftschichten) usf. Und wie wir unsere Kunststücke und wie wir unsere Arbeit vervollkommnet haben usf., sagte er. Zuerst habe er geglaubt, sein Kunststück werde ihm nicht gelingen, überhaupt kein Kunststück, aber dann ist ihm das Kunststück gelungen, wie ich geglaubt habe, meine Arbeit (über die Luftschichten) werde mir nicht gelingen und die mir dann doch gelungen ist. Immer: ein anderes, ein komplizierteres Kunststück! habe er denken müssen und es ist ihm auch immer ein anderes, ein komplizierteres Kunststück gelungen, wie mir immer wieder eine andere (und doch die gleiche) und immer kompliziertere und immer wieder eine noch viel kompliziertere Arbeit (und doch immer wieder die gleiche über die Luftschichten) gelungen ist. Zuerst das erste Kunststück, dann das zweite Kunststück, dann das dritte, das vierte, das fünfte usf. Verdoppelung der Anstrengung auf das Kunststück habe ich immer wieder gedacht, sagte er, Verdoppelung der Anstrengung auf die Arbeit (über die Luftschichten) habe ich mir immer wieder gesagt, dachte ich. Wir überquerten jetzt den Trafoier Bach. Ich habe ganz einfach die Anstrengung verdoppelt und das Kunststück ist mir gelungen, sagte er. Schließlich das komplizierteste Kunststück. Du hast gesehen, wie meine Kunststücke immer komplizierter geworden sind, aber du hast mir das nicht gesagt, ihn nicht darauf aufmerksam machen, hast du gedacht, ihm meine Beobachtung vorenthalten, nichts verraten, wie ich dir nicht gesagt habe, daß ich beobachte, wie sich deine Arbeit über die Luftschichten kompliziert, und immer mit noch größerem Interesse, mit allergrößter Aufmerksamkeit, größter Angst usf., sagte er. Zuerst habe ich mir gedacht: ein Kunststück! und dann: ein komplizierteres Kunststück! und dann: ein noch komplizierteres Kunststück! und dann: jetzt das komplizierteste Kunststück! Vom Kopf aus, sagte er. Deine Arbeit, sagte er, hat sich mehr und mehr kompliziert, die Tausende, die Hunderttausende von Ziffern und Zahlen, sagte er, dadurch habe ich immer kompliziertere Kunststücke gemacht. Der Zusammenhang zwischen meiner Arbeit (über die Luftschichten) und seinen Kunststücken sei der größte. Das zu analysieren, sagte er, sei eines Tages eine Notwendigkeit und gerade die Zeit in der Sennhütte dafür die nützlichste. Wie wir ja in der Sennhütte nicht nur in Meditation und in nichts als immer nur in Meditation aufgehen könnten, sagte er, er wünsche doch sehr, daß wir in der Sennhütte verschiedene uns wichtig erscheinende Punkte unseres Denkens auf dem Papier konkretisierten. Wenn wir auch beschlossen haben, die Sennhütte auf dem Scheibenboden nicht für Schreibarbeit zu mißbrauchen, sagte er, ich habe doch Schreibpapier mitgenommen, selbstverständlich, sagte er. Durch das Studium, durch die ununterbrochene Beobachtung deiner Arbeit über die Luftschichten, sagte er, erreichte ich nach und nach und vor allem in meiner Zürcher Zeit, sagte er, gleichzeitig mit dir in dem Ausmaße, in welchem du dich in deiner Arbeit über die Luftschichten vervollkommnet hast, in meinen Kunststücken Vollkommenheit. Eine gewisse Vollkommenheit, sagte er, gleich darauf sagte er: rascher, gehen wir rascher, der Weg auf die Sennhütte ist der weiteste, der Aufstieg auf den Scheibenboden der schwierigste, beschwerlichste, ich erinnere mich. Durch bestimmte Arm- wie auch Bein- wie auch Kopfbewegungen und deren Kontrolle, durch diesen bestimmten vorwärtsschnellenden Körperrhythmus, sagte er, ist es möglich, noch rascher zu gehen, noch rascher vorwärts zu kommen, kommen wir noch schneller vorwärts. Diesen Satz hatte er ganz im Tonfall unseres Vaters gesagt, der den Satz alle Augenblicke während unserer frühen Ortleraufstiege zu uns, die wir diese Ortleraufstiege gehaßt haben, immer gesagt hatte, um uns anzutreiben. Wenn du mich nur eindringlich beobachtest, unablässig und eindringlich, sagte mein Bruder, habe ich immer gedacht und wenn ich dich immer genauso unablässig und eindringlich beobachte, wenn wir uns gegenseitig immer unablässig und eindringlich meine Kunststücke und deine Arbeit betreffend, der eine den andern unablässig und mit einer immer noch größeren, immer noch rücksichtsloseren Eindringlichkeit, beobachten, was er tut und wie er es tut, immerfort was und wie, bis an die Grenze der Verrücktheit, sagte er, dadurch schulten wir uns zeitlebens gegenseitig. Alles sei eine Frage der Beobachtungskunst und in der Beobachtungskunst eine Frage der Rücksichtslosigkeit der Beobachtungskunst und in der Rücksichtslosigkeit der Beobachtungskunst eine Frage der absoluten Geisteskonstitution. Weil wir schließlich an nichts als an unseren Kunststücken und an unserer Arbeit Interesse gehabt haben, sagte er, wodurch es uns in fürchterlicher Weise unmöglich gemacht worden ist, mit unserer Umwelt auszukommen, die uns dafür mit ihrem totalen Desinteresse bestrafte. Die Umwelt ignorierte uns einfach in dem Augenblick, in welchem wir an ihr keinerlei Interesse mehr hatten, sagte er, selbstverständlich. Diesen Zustand aushalten allerdings, meinte er, grenze an absolute Unerträglichkeit, andauernder Versuch oder die andauernde Versuchung oder der andauernde Wunsch zum Tode hin, sagte er, uns wie nichts vertraut. Wie gleichmäßig du immer vor und nach deinem Kunststück geatmet hast, sagte ich. Atmung ist das wichtigste, er. Wenn man die Atmung beherrscht, beherrscht man alles. In diese Schule gegangen zu sein, bereue er nicht, in die Atmungsschule, in die einzige von ihm anerkannte Schule, in die Atmungsschule. Kopf, Denken, Körper durch die Atmung beherrschen, sagte er und allein die Beherrschung der Atmung zu der schönsten aller Künste entwickeln. Zuerst hast du geglaubt, sagte ich, du beherrschst dein Kunststück nicht, weil du die Atmung nicht beherrscht hast, zuerst, du kannst dein Kunststück nicht, weil du nicht in dem Kunststück entsprechender Weise atmen kannst, wie man ja immer dem Kunststück, das man vorhat, entsprechend atmen können muß, der Arbeit, Geistesarbeit, die man vorhat, die man macht, entsprechend atmen können muß, sagte er, die Atmung ist alles, nichts ist so wichtig wie die Atmung, Körper und Gehirn allein aus der Atmung heraus, sagte er, zuerst, du kannst dein Kunststück nicht, weil du nicht dem Kunststück entsprechend atmen kannst, ich, dann, du kannst dem Kunststück entsprechend atmen, er, aber du kannst dein Kunststück nicht, das alles ein jahrelanger, ein jahrzehntelanger Prozeß, sagte er, und dann kannst du, weil du dem Kunststück entsprechend atmen kannst, dein Kunststück und kannst es nicht vortragen! Denn die Vortragskunst ist, alle Künste in allem, die allerschwierigste Kunst. Du beherrschst dein Kunststück, aber du kannst es nicht vortragen, nichts Deprimierenderes, keine größere Deprimation, kein grauenhafterer Zustand, sagte er. Daraus erklärt sich auch der Titel meiner kleinen Schrift Kunststück und Vortragskunst, ein Thema, das mich zeitlebens beschäftigt hat, wie du weißt und ein Thema, das nicht aufgehört hat, mich zu beschäftigen und ein Thema, das mich immer beschäftigen wird. Das allerheikelste Thema allerdings, sagte er, vor welchem sich nicht nur die sogenannte künstlerische Welt fürchtet. Und was für ein Thema sonst solle man angehen, sagte er, wenn nicht ein Thema, vor welchem sich die ganze Welt fürchtet. Er scheue nicht davor zurück, zu behaupten, das Thema der Vortragskunst in allen seinen Brechungen, sei das wichtigste Thema überhaupt. Denn was wäre beispielsweise mein Kunststück ohne meine Vortragskunst und was wäre beispielsweise die ganze Philosophie und was wäre die ganze Mathematik und die ganze Naturwissenschaft und die ganze Wissenschaft überhaupt und die ganze Menschlichkeit und die ganze Menschheit überhaupt ohne die Vortragskunst? sagte er. Immer setzte ich mit dieser Schrift an, an einem bestimmten, mich fesselnden Punkt, sagte er, setzte an und entwickelte sie und entwickelte sie bis zu dem Grade ihrer Vollkommenheit, welcher gleichzeitig der Grad ihrer Auflösung, ihres Zerfalls gewesen ist, sagte er. Auf diese Weise sind an die hundert Schriften zu diesem Thema entstanden, die erstaunlichsten, die merkwürdigsten, die unerhörtesten Folgerungen, sagte er. Freilich, ein paar Zettel existieren noch, ein paar Zettel, ein paar Themapartikel. Schriften, sagte er, sind ja im Grunde nur dazu da, vernichtet zu werden, selbst eine Schrift über die Vortragskunst, sagte er. Ursache aller Schriften, Zweifel über ihr Thema, du verstehst, alles anzweifeln, alles aus der Finsternis herausrecherchieren und anzweifeln und vernichten. Alles. Ohne Ausnahme. Schriften sind zu vernichtende Schriften. Die Schwierigkeit ist die, sagte er: alles immer vom gleichen Kopf aus, alles in dem Gedanken, von einem Kopf aus, von einem Kopf aus, von einem Hirn aus, dann auch: mit einem einzigen, immer dem gleichen einzigen Körper. Die Schwierigkeit, das Geistesprodukt oder das Körperprodukt, also mein Kunststück oder deine Arbeit, meine Körperkunst oder deine Geisteskunst (die meinige auf dem Boden und auf dem Seil) und die deinige über die Luftschichten, das Geistesprodukt oder das Körperprodukt, zu zeigen oder zu veröffentlichen, ohne augenblicklich Selbstmord machen zu müssen, diesen fürchterlichen Beschämungsprozeß durchzumachen, ohne sich umzubringen, etwas zu zeigen, das man ist, etwas zu veröffentlichen, das man ist, sagte er, durch die Hölle des Vortragens und durch die Hölle der Veröffentlichung durchzugehen, durch diese Hölle durchgehen zu können, durch diese Hölle des Vortragens und durch diese Hölle der Veröffentlichung gehen zu müssen, rücksichtslos durchzugehen durch diese fürchterlichsten aller Höllen. Wir erblickten die Payerhütte und mein Bruder sagte, obwohl er jetzt vollkommen erschöpft gewesen war: nicht langsamer, nicht, weil wir aufwärts gehen, langsamer. Dieser Vatersatz war von ihm immer beispiellos gut kopiert. Nicht langsamer, weil wir aufwärts gehen, nicht langsamer, weil wir aufsteigen. Dann auch noch: scharfe Luft! scharfe Luft! wie mein Vater. Du hast immer Angst vor deinem Kunststück gehabt, sagte ich. Angst vor dem Kunststück, Angst nach dem Kunststück. Keine Angst während des Kunststücks. Deine Kunststückeangst, sagte ich. Und du Angst vor deiner Arbeit, vor deinen Forschungsergebnissen. Immer Angst, sagte er. Deine Wissenschaftsangst und meine Kunststückeangst, sagte er. An dieser Äußerung hatte er Gefallen und er wiederholte sie zwei, drei Male, während wir wieder ruhiger atmeten und dadurch tatsächlich noch rascher vorwärts kamen, jetzt schon längere Zeit bergauf. Nicht im Kunststück, sagte er, nicht im Kunststück, Angst nicht im Kunststück. Aber deine Angst immer, deine Angst als ununterbrochene Angst, sagte er. Und ich: dafür hatte ich immer auch noch für dich Angst. Während deiner Kunststücke, sagte ich. Während ich mein Kunststück machte, sagte er, hatte ich nicht Angst, es plötzlich nicht zu beherrschen, weil ich nicht daran dachte, weil ich nicht daran denken konnte, ich machte mein Kunststück, während des Kunststückes hatte ich auch niemals Angst, aber du hattest immer Angst, wenn ich mein Kunststück machte. Daß es ihm aufeinmal nicht mehr möglich gewesen war, etwas anderes als seine Kunststücke zu machen, davon sprach er im Wald, wie ich darüber, von einem Augenblick auf den andern mit nichts anderem als mit meiner Arbeit völlig allein gewesen zu sein, mit den Luftschichten, sagte ich, mit nichts sonst. Und was das bedeutete, wozu ich den Ansatz zu einer längeren Studie zwar im Kopf, aber doch nicht so im Kopf hatte, daß ich die Studie hätte vortragen können, aus diesem Grund blieb es bei der Andeutung: und was das bedeutete. Augenblicklich war ich mir wieder der Tatsache bewußt gewesen, daß man nicht nur fortwährend üben muß, Gedanken zu haben und ganz einfach diese Gedanken üben muß, man muß auch fortwährend üben, diese Gedanken jederzeit aussprechen zu können, denn unausgesprochene Gedanken sind nichts. Für ihn zweifellos aus dem Zusammenhang, sagte ich plötzlich: unausgesprochene Gedanken sind nichts. Darauf sagte er, daß gerade die unausgesprochenen Gedanken die wichtigsten Gedanken seien, die Geschichte beweise das. Denn die ausgesprochenen Gedanken seien in jedem Falle verwässerte Gedanken, die unausgesprochenen, die wirkungsvollsten. Zugegeben die verheerendsten, sagte er, aber darauf näher eingehen, wolle er nicht, eine solche Thematik verbiete sich ihm. Der Grund? Von hier aus, gab er zur Antwort, die keine Antwort war, sieht man die Königsspitze, wenn man sie sieht, heute sieht man aber die Königsspitze nicht. Eine solche Reaktion und ein solcher Satz von ihm charakterisieren ihn besser als anderes. Weil sich aufeinmal alles in mir auf die Kunststücke konzentrierte, wodurch ich den Großteil meines Lebens der verzweifeltste Mensch gewesen bin, sagte er. Du existierst nur für deine Kunststücke und bist, genau genommen, deine Kunststücke, habe ich mir immer wieder gesagt. Alles Kunststücke. Alles Kunststück. Die ganze Welt Kunststück. Ich sagte: immer habe ich gedacht, wenn er nur nicht abstürzt, wenn er nur nicht tödlich verunglückt und wie viele Jahre habe ich das denken müssen, sagte ich und du bist nicht abgestürzt, du bist nicht tödlich verunglückt. Jetzt gehen wir auf den Scheibenboden, sagte ich und gehen zu der Sennhütte hinauf. Der Endpunkt, der Augenblick ist immer der lächerlichste, sagte er. Daß wir beschlossen haben, auf den Scheibenboden zu gehen, daß wir beschlossen haben, die Sennhütte aufzusuchen, daß wir überhaupt wieder nach Gomagoi zurückgegangen sind!, sagte er. Wir telegrafierten, wir trafen uns in Gomagoi, wir beschlossen eine Unterbrechung meiner Kunststücke, eine Unterbrechung deiner Arbeit (über die Luftschichten), wir hatten aufeinmal einen verrückten Plan und sind an die Ausführung dieses verrückten Plans herangegangen und gehen an die Ausführung unseres Plans heran, wir steigen höher und höher, auf den Scheibenboden, hinauf zur Sennhütte, sagte er. Plötzliche Zustandsveränderung, sagte er. Das Bedürfnis, aufeinmal wieder, wie wenn darin alles zu beantworten wäre, in Abgeschiedenheit und Abgeschlossenheit zusammen zu sein, weil wir mehrere Jahrzehnte in unserem Zusammensein gestört gewesen waren, der Wille zu vollkommener Störungsfreiheit, noch dazu in frischer Luft, sagte ich, in höchster Höhe. Aufgegebene Wohnungen, aufgegebene Menschen, aufgegebene Städte, aufgegebene Vorhaben, alles aufgegeben. Das Kunststück war vorbei, wenn ich aufatmete, sagte ich. Und er: keine Angst, davor fürchte ich mich. Wenn du über die Luftschichten arbeitetest und ich dachte, er arbeitet über die Luftschichten und wenn ich mein Kunststück probierte und machte und du hast gedacht, er probiert, er macht sein Kunststück, sagte er, sind wir ruhig gewesen. Und wenn wir in ein Gasthaus hinein gingen, wie zum Pinggera, sagte er, aber jetzt gehen wir nicht zum Pinggera, jetzt nicht zum Pinggera, keinesfalls zum Pinggera und wir gingen am Pinggera vorbei, einerseits wäre ich gern zum Pinggera hinein gegangen, andererseits hätte ein so früher Gasthausbesuch auf mich und auf uns beide eine verheerende Wirkung gehabt, ein paar Gläser Schnaps, eine verheerende Wirkung in der Frühe, und wenn wir in ein Gasthaus wie zum Beispiel zum Pinggera hinein gingen, sagte mein Bruder, während wir am Pinggera vorbei gingen, und uns ist nach und nach warm geworden, hast du gesagt, in die Ecke, gleich: in die Ecke, deine Gewohnheit, sagte er, keine Menschen im Rücken, dein Wunsch. Erinnerst du dich? sagte er und der Pinggera war schon hinter uns, in den Wald hinein, in die Finsternis hinein, aufwärts, höher, höher. Einmal kurz stehen geblieben, sagte er: dein Experiment mit der Universität! Und ich: dein Experiment mit der Akademie! Dann weiter, noch rascher weiter, hatten sie uns anfangs behindert, jetzt behinderten uns unsere Rucksäcke nicht mehr. Und wenn du dir Schuhe kauftest, sagte er, fragtest du mich, ob du die Schuhe kaufen sollst. Sind es die richtigen Schuhe? fragtest du. Wenn du dir einen Rock kauftest, ist es der richtige Rock? Was für ein Wahnsinn, sagte er, auf die Universität zu gehn, er und ich: Unsinn, Zeitverschwendung, die Akademie. Unter den Krankheiten, die gefährlichsten, langwierigsten. Fortwährend Infektionen, sagte er. Fortwährende Körperanfälligkeit. Infektionen, sagte er. Einerseits die Krankheiten unserer Mutter, andererseits die Krankheiten unseres Vaters. Und dann Krankheiten, die Krankheiten unserer Mutter und unseres Vaters sind. Ganz neue, unerforschte Krankheiten. Immer von größtem Interesse für alle Ärzte. Monotonie. Antipathie. Sehr früh alleingelassen, zugrundegegangen, sagte ich. Kein Widerspruch. Und dann die Kunststücke und dann deine Wissenschaft und abwechselnd mehr Interesse an den Kunststücken und mehr Interesse an der Wissenschaft, aber immer intensiveres Interesse. Beispiellosigkeit. Wie wir aus unserem Alleingelassensein und aus unserer Angst unsere Kunststücke und unsere Wissenschaft gemacht haben. Keine Hilfe. Kein Zuspruch. Keine zufälligen Ovationen, sagte er. Unsere Bedürfnislosigkeit, die uns zuhilfe gekommen ist. Sonst nichts, sagte er. Und die Kunst, nicht daran zu denken. Deine Wörter, sagte er: Genauigkeit, mehr und mehr Genauigkeit, Unbestechlichkeit, Geistesschärfe. Meine Wörter: Effekte, Verfeinerungsmöglichkeiten, Zurschaustellung. Unser beider fortwährende Verachtung gegen die Umwelt. Abwehren, abweisen, schlußmachen, sagte er. Immer wieder: unter allen Umständen, bei jedem Wetter, unter allen Umständen. Erinnerst du dich? In Basel hatte ich Angst, es gelingt nicht, in Wien hatte ich Angst, in Zürich, in Sankt Valentin. Angst, es gelingt nicht. Zuviel Menschen einmal, dann wieder zuwenig Menschen. Zuviel Aufmerksamkeit einmal, dann wieder: zuwenig Aufmerksamkeit. Zuviel Aufhebens, zuwenig Aufhebens, zuviel Ungeduld, zuviel Erfahrung. Rascher, Kinder, sagte er, über den Suldenbach, rascher, Kinder, über den Suldenbach. Ich höre noch unseren Vater. Wenn wir sagen, was wir denken, er war der rücksichtsloseste, es war etwas anderes. Warum hat er dich gerade immer im Pinggera geohrfeigt? sagte ich. Rascher, Kinder, über den Suldenbach, rascher, Kinder, über den Suldenbach. Ich höre noch meinen Vater. Der Vorzug, anstatt von ihm, von der Mutter geohrfeigt zu werden. Mein Bruder sagte: erst als sie beide tot waren, entwickelten wir uns nach unseren Fähigkeiten und nach unseren Bedürfnissen. Nach ihrem Tod getrauten wir uns aus eigener Willenskraft unsere eigene Existenz zu existieren, ohne Eltern waren wir frei. Keine Nachsichtigkeit, sagte er, keine Nachsichtigkeit. Keine Unwahrheit. Wie ich kränkelnd war und wie nach und nach nichts als nur noch Kräfteverfall in mir gewesen ist, sagte er. Unter dem Elterneinfluß, sagte er. Hörst du noch, sagte er, wie er sagt: rascher, Kinder, über den Suldenbach, rascher, Kinder, über den Suldenbach? Keine Unwahrheit. Keine Freisprechung. Ihrer beider Rücksichtslosigkeit und unser beider Verletzbarkeit, sagte er. Keine Freisprechung. Ihrer beider Niederträchtigkeit, sagte er. Rascher, Kinder, über den Suldenbach. Keine Nachsichtigkeit. Zur Strafe auf den Scheibenboden, sagte mein Bruder jetzt, zur Strafe zum Scheibenboden hinauf und zur Strafe vom Scheibenboden herunter und zur Strafe durchs Suldental und zur Strafe nach Gomagoi und zur Strafe nach Hause, alles zur Strafe. Unser Leben, zur Strafe. Unsere Kindheit, zur Strafe. Alles zur Strafe. Plötzlich der Tabarettakamm. Und dann weiter durch Wald. Erinnerst du dich? Bücher. Schriften. Nieder-schriften. Eltern. Kindheit und alles weitere. Der Isolierungsprozeß. Verzweiflungsbruchstücke. Wie wir in Berlin in Hubertusmänteln auftraten. Erinnerst du dich? Zwanzig Jahre eine zu kleine Schuhgröße und einen zu großen Kopf. Das Problem ist immer ein unlösbares Problem gewesen. Aber weiter, vorwärts. Alles immer vor den Kopf gestoßen, wo wir hinkamen. Ich frage, niemand antwortet. Das falsche Instrument gelernt, die falsche Schrittkombination, eine vollkommen falsche Choreografie, sagte er. Zwei Jahre mit den gleichen ausgefransten Hosenfüßen in Dortmund auf der Straße. Wir erhofften uns Unterstützung. Keine Unterstützung. Wir erhofften uns Antwort. Keine Antwort. Keine Briefe. Nichts. Wuppertal, der Schmutz! sagte er. Zwei Jahre sagst du nichts, zwei Jahre. Zwei Jahre nebeneinander und kein Wort. Erinnerst du dich? Plötzlich sagst du das Wort KOPF. Totale Verfinsterung. Die Katastrophe wird kommen, sagst du, immer wieder, die Katastrophe wird kommen, fortwährend, die Katastrophe muß kommen. Erinnerst du dich? Liebschaften, aber nicht ungeduldig, gleich vorüber, nichts. Zuerst gehen die Schuhe aus dem Leim, dann geht der Kopf aus dem Leim, fällt auseinander, bricht dir ruckweise. Du hörst zuerst nicht, wie dir der Kopf auseinander bricht, sagte er, ruckweise bricht dir der Kopf auseinander, du hörst es nicht. Schlaflosigkeit und Übelkeit wechseln ab. Verschiedene sinnlose Reisen, zwecklose Eingaben, mehrere Ausbruchsversuche. An Rückkehr nicht zu denken. An Gomagoi nicht. Unbefugnis, sagte er. Erinnerst du dich? Dein Rednertalent, meine politische Schwindsucht, dein Fanatismus, meine politische Unbrauchbarkeit. Erinnerst du dich? Mehrere Male sagte er jetzt: erinnerst du dich? Aufkommen revolutionärer Umtriebe. Unsere Meinungsverschiedenheit. Dann, zurückgezogen in die maurachersche Villa bei Schruns nichts als Zeitungen, nurmehr noch Zeitungen. Alles nurmehr noch aus den Zeitungen, das ganze Leben, alles nurmehr noch aus Zeitungen, tagtäglich Haufen von Zeitungen. Erinnerst du dich? Plötzlich weißt du dein Geburtsdatum wieder. Bildung, Einbildung, verstehst du, sagte er. Wenn wir kein Absolutes Gehör hätten! sagte er. Jeden Tag sage ich mir, ich habe ein Absolutes Gehör, jeden Tag, ich habe ein Absolutes Gehör, ich habe ein Absolutes Gehör, ich habe ein Absolutes Gehör! Meine Kunststücke nichts als musikalische Kunststücke. Musik. Aber dann auch: unser Absolutes Gehör hat uns umgebracht. Dann Straßenkehre Unterthurn, nicht Oberthurn, nicht, wie mit den Eltern, Straßenkehre Oberthurn, sondern Straßenkehre Unterthurn. Zuerst ist es das auseinandergebrochene Instrument, sagte mein Bruder, dann ist es der auseinandergebrochene Kopf. Erinnerst du dich? Wenn wir nicht so viel Geduld hätten! Das sagte ich oft: wenn wir nicht so viel Geduld hätten! Und diese hohe Kunst, das zu sagen, sagte er. Erinnerst du dich? Vor Einbrechern Angst, vor Zeitungen, Menschenansammlungen. Ertrinken zu müssen, abzustürzen. Wenn ich dich an der Hand über den Suldenbach geführt habe, sagte ich, deine ununterbrochene Lebensüberdrüssigkeit. In deinem ganzen Körper. Ununterbrochen das Wort Anachronismus auf weißes Papier, das Wort Komplott. Erinnerst du dich? Den Satz: wir gehen gern mit unseren Eltern auf den Ortler eintausendmal auf weißes Papier. Erinnerst du dich? Das Wort Gehorsam zweitausendmal. Weil wir die Menschen fürchteten, so viele Menschen. Weil wir die Eltern fürchteten, immer mit den Eltern zusammen. Weil wir die Städte haßten, in die Städte. Weil wir den Ortler haßten, auf den Ortler. Weil ich Kunststücke haßte, Kunststücke, weil du die Wissenschaft haßt, Wissenschaft. Über die Luftschichten, sagte er, weil du alles, was mit den Luftschichten zusammenhängt, haßt. Geschriebenes, sagte er. Müdigkeit schließlich, nichts als Müdigkeit und die Angst vor fahrplanmäßigen Zügen. Geistesangst. Und äußerste Schonungslosigkeit, äußerste Schonungslosigkeit, sagte er. Aufeinmal nurmehr noch kaltes Wasser, Ursache deiner Rückenschmerzen. Deine angezogenen Beine im Bett, sagte er, krampfhaft angezogen. Wenn meine Existenz über mein Interesse an meiner Existenz hinaus dauert, bin ich in der Differenz nichts als tot. Immer wieder: einen Brief! Nein, keinen Brief! Einen Brief! Nein, keinen Brief! Erinnerst du dich? Äußere Ruhe, innere Unruhe, innere Ruhe nie. In gleichen Kleidungsstücken auch nach dem Tod unserer Eltern, weil wir das immer gehaßt haben, in unseren gleichen, schwarzen Hosen, gleichen schwarzen Röcken, mit unseren gleichen schwarzen Hüten auf dem Kopf. Mit unseren Schlapphüten, sagte er. Und in den gleichen Schuhen immer. Wenn ich an mein Kunststück denke, sagte er, kein Gedanke an Essen. Wenn du arbeitest, kein Gedanke an Essen. Dann, bei dem Gasthaus Laganda: die Natur einatmen, plötzlich wieder die Natur einatmen in vollen Zügen und die Wissenschaft ausatmen, alles ausatmen, alles. Den Unrat ausatmen. Alle Vorfälle immer wieder klassische Vorfälle. Erinnerst du dich? Das Leben mit den Jahren und mit der Zuverlässigkeit der Wissenschaft in den Jahren zur Sterbensgewohnheit machen. Erinnerst du dich? Denken ist der Tod, sagte er, dann: aus Verlassenheit geglaubt, unter Menschen gehen zu müssen, Kunststücke machen zu müssen, Wissenschaft treiben zu müssen. Aus Verlassenheit Sprichwörter. Aus Verlassenheit Unzurechnungsfähigkeit. Und immer wieder aus Verlassenheit in Verlassenheit. Aus Überdruß an Komplizierung Vereinfachung, aus Überdruß an Vereinfachung Komplizierung. Verfeinerung, weil wir Vergröberung hassen; Vergröberung, weil wir Verfeinerung hassen. Exaktheit, sagte er. Naturgemäß immer der Verdacht auf Verrücktheit, sagte er. Mit ihrer Methode der Vereinfachung glaubten sie, an uns heranzukommen, aber nichts! Dadurch, durch alles, entfernten sie sich von uns mit den Jahren mehr und mehr, wir hatten uns ja nicht zurückgezogen, sagte er, wir nicht, sie entfernten sich, das ist ein Unterschied, das ist die Tatsache, die sie uns jetzt vorwerfen. Aber wir liefern uns nicht mehr aus, wir geben nicht mehr Anlaß zur Auslieferung unserer Person, unseres Kopfes, unserer Existenz. Wir lassen sie nicht mehr an uns herankommen. Leben als Gewohnheit, Wachsamkeit als Gewohnheit, nichts weiter. In Wahrheit haben mich meine Kunststücke längst umgebracht, wie dich deine Arbeit (über die Luftschichten) längst umgebracht hat, sagte mein Bruder. Eines dieser Kunststücke, das schwierigste, sagte er. Einer deiner Wissenschaftspunkte, wer weiß, welcher. Weil man aus Interesse an Kunststücken nicht damit aufhören kann, sagte er. Weil man nicht schlußmachen kann. Es ist das vollkommenste, das mich umgebracht hat, es ist der konzentrierteste Gedanke, der dich umgebracht hat, sagte er. Das Kunststück lebt, der es macht, ist tot, sagte er. Sie kennen seine Redeweise und ich brauche Sie nicht auf ihre Besonderheiten aufmerksam machen. Und Sie sind mit meiner Redeweise vertraut und das heißt, wie ich zuhöre. Wie ich mich an die Redeweise meines Bruders gewöhnt habe, weil ich mich an die Krankheit meines Bruders gewöhnt habe, weil mir seine Krankheit bis in die unscheinbarsten Einzelheiten hinein vertraut ist. Und wie Sie wissen, bin ich zeitlebens auf die Krankheit meines Bruders konzentriert gewesen, habe mich größtenteils, über die längsten Strecken meiner Existenz im Hinblick auf die Krankheit meines Bruders aufgegeben, alles zurückgestellt, was mich betrifft, alles immer im Vordergrund, was ihn betrifft. Alles immer nur aus unserem Zusammenleben, nichts aus mir, nichts durch mich, alles aus uns, durch uns. Wahrscheinlich wird mein Bruder nicht mehr auftreten, ich wünsche, er tritt nicht mehr auf, er bleibt in Gomagoi. Alles deutet darauf hin, daß er nicht mehr auftreten wird, wahrscheinlich haben Sie in letzter Zeit, ohne daß ich Sie darauf hinweisen muß, feststellen können, daß mein Bruder in der Kunst, seine Kunststücke vorzutragen, nachgelassen hat, es sind ja schon längst nicht mehr die vollkommenen Kunststücke, die er früher gezeigt hat. Es sind längst nicht mehr die Kunststücke, die uns verblüfft haben. Seine Kunststücke sind nicht fehlerhaft, aber sie sind nicht mehr die Kunststücke, die vollkommen sind. Das vollkommene Kunststück ist ihm schon lange Zeit nicht mehr möglich, Fortschreiten seiner Krankheit, denke ich, Zweifel, nicht nur an seiner Kunst, müssen Sie denken. Und die Unmöglichkeit, diese ungeheure Anstrengung, die wir an ihm gewohnt sind, fortzusetzen. Über so lange Zeit hat mein Bruder die allerhöchste Anstrengung, eine noch viel höhere Anstrengung, als für seine Kunst erforderlich gewesen wäre, gemacht, aber jetzt hat er in dieser Anstrengung nachgelassen. Er gibt nicht auf, denke ich, aber er hat in seiner Kunst nachgelassen. Und so wünsche ich, in seinem eigenen, wie in meinem, wie in Ihrem, wie im allgemeinen Interesse, daß er nicht mehr auftreten wird, daß wir eine Zeitlang, ich denke nicht, zwei, drei Jahre, daß er ganz einfach einige Zeit in Gomagoi bleiben wird, warum nicht in der Sennhütte auf dem Scheibenboden, davon später. Unser Aufstieg verlangsamte sich dann doch. Tatsächlich beherrschten wir ja die Ökonomie solcher Aufstiege wie auf den Scheibenboden, die die höchste und die sorgfältigste Ökonomie erforderten, nicht. Wir waren für Aufstiege wie auf den Ortler, wie auf den Scheibenboden, wie überhaupt Unternehmungen suldentalaufwärts, nicht geeignet. Unsere Schritte verlangsamten sich, wahrscheinlich Ursache auch unseres Gesprächs, das kein Gespräch gewesen ist. Aber niemals sentimentalistisch, muß ich sagen, wenn es auch den Anschein hat, dadurch unterschieden wir uns von allen andern uns bekannten ähnlichen Charakteren ähnlichen Alters, daß wir das sentimentalistische ablehnten, nur, manchmal erscheint, was wir andeuteten sentimentalistisch, ist es aber nicht, das war es nicht. Das Wort Kindheit, wie andere immer schon weit zurückliegende Wörter bewirkt diese Vorstellung. Wieviel Landschaft! Wieviel Geisteskrankheit!, sagte er plötzlich. Wenn ich glaube, es ist genug, kommt wieder Landschaft zum Vorschein. Das ist das fürchterliche, daß immer wieder Landschaft zum Vorschein kommt. Wieder: wieviel Landschaft! Dann: es nützt nichts, zu behaupten, man sei tot. Weiter! Weiter! sagte er im Vatertonfall. Und: höher! Höher! im Vatertonfall. Sie kennen seine Nachmachkunst, Stimmen betreffend. Bei dem Gasthaus Laganda sagte er: wir gehen aber nicht in das Laganda, in das Laganda nicht. Zuviel Erinnerung, sagte er. Warum Kunststücke? fragte er plötzlich. Warum Kunststücke? Keine Frage, sagte er. Zuerst genügt es, die Zunge herauszustrecken, sagte er. Einen Kopfstand machen. Aufeinmal genügt es nicht mehr, die Zunge herauszustrecken und einen Kopfstand zu machen. Unaufhörliche Geistesarbeit und unaufhörliche Körperarbeit, sagte er. Das Problem ist das fürchterliche. Die verkehrt aufgesetzte Haube, sie genügt nicht mehr, der linke Schuh am rechten Fuß, umgekehrt der rechte Schuh am linken Fuß. Zweifel. Unerträglichkeit. Ein anderes Kunststück, ein komplizierteres Kunststück, sagte er. Das Problem ist, immer die gleichen und doch immer andere Kunststücke, immer die gleiche und doch immer eine andere Arbeit. Mit der Verfeinerung Verfeinerung der Verzweiflung, sagte er. Unerfüllbare Forderungen. Unerfüllbare Verträge. Die Schwierigkeit ist, in der sich mehr und mehr verfinsternden Finsternis immer noch mehr zu sehen, besser zu sehen, mehr zu sehen, alles zu sehen. Unerträglichen Schmerz nicht als unerträglichen Schmerz empfinden. Vordenkopfstoßen nicht als Vordenkopfstoßen. Nicht in das Laganda hinein, sagte er, weil er glaubte, ich wolle in das Laganda hinein, tatsächlich sind wir mit unseren Eltern immer in das Laganda hinein gegangen. Wir gingen aber vor allem aus der Vermutung, das Laganda habe sich in der Zwischenzeit zweier oder gar dreier Jahrzehnte nicht geändert, nicht in das Laganda hinein. Höher! Höher! sagte mein Bruder, Sie kennen seine Stimme, Sie kennen die Art und Weise, wie er spricht. Obwohl die Luft dünner wird, die immer dünner werdende Luft nicht als immer dünner werdende Luft empfinden, sagte er. Die Methode ist denkbar einfach: es ist alles anders. Und wenn wir unsere Kragen aufschlagen, sagte er plötzlich, friert uns nicht mehr so in den Hinterköpfen. Es war uns aber überhaupt nicht kalt, im Gegenteil, beide waren wir durch den raschen Aufstieg erhitzt. Keine Mitgliedschaft. Nichts. Keine Kirche. Nichts, sagte er. Aber zu lange Abgeschlossenheit, sagte er plötzlich, ist tödlich. Zu lange menschenlos, tödlich, sagte er. Die Sennhütte tödlich, sagte er. Immer wieder Übungen, nichts als Übungen. Über dem Rosimbach sagte er: an dieser Stelle wollte ich nicht mehr weiter. Erinnerst du dich? Wir waren beide erschöpft. Nasse Schuhe, nasse Füße, Erschöpfungszustand. Die Angst vor dem Scheibenboden, sagte er, erinnerst du dich? Aber die Eltern waren die unbarmherzigsten. Keine Lüge, sagte er, keine Lüge, keine Rücksicht. Weiter! Weiter! sagte er im Vatertonfall, dann: weiter! Weiter! im Tonfall der Mutter. Weiter Buben! Weiter! Hörst du? sagte er, die Eltern kommandieren uns, die Eltern kommandieren uns wieder zutode. Wie wir uns fürchteten, nicht mehr weiter zu kommen, sagte er. Erinnerst du dich? Aus Angst vor Strafe weiter. Hinauf auf die Felsbrocken! kommandierten sie. Hinauf auf den Scheibenboden! Zur Sennhütte hinauf! Erinnerst du dich? Der Vater drehte sich um und kontrollierte uns. Wir wußten, was das bedeutete, mehr als hundert Schritte hinter unserem Vater zurückzubleiben. Die Dreitageeinsperrung. Erinnerst du dich? sagte mein Bruder. Die Kopfstücke. Erinnerst du dich? Bei Razoi war uns alles bekannt, Baum, Bach, alles. Auch unter veränderten Luftverhältnissen und dadurch Bodenverhältnissen, geehrter Herr, mehr und mehr Einzelheiten, die uns bekannt waren, unauffällige Gegenstände, Wurzeln, Gestein, unverändert. Und mit diesen Gegenständen, mit diesem Wurzelwerk, Gestein zusammenhängende Züchtigungsandrohungen unserer Eltern. Gehorsam, sagte mein Bruder. Schon wenn wir durch Gampenhofen gingen, Angst vor plötzlicher Schwäche, Furcht vor Züchtigung. Unsere Schwächeanfälle, sagte er, unter dem Ortler, Geistesschädigungen als Folge der Ortleraufstiege. Der Vater, berggeübt, rücksichtslos, in die Berge vernarrt. Die Mutter untertänig. Aber schon damals Kunststücke, Schliche, sagte mein Bruder. Durch das Suldental bedeutete Schlimmeres als Unterdrückung. Ihre große Gehgeschwindigkeit, sagte er und unsere Hinfälligkeit. Erinnerst du dich? Und auf immer höhere Berge, auf immer unzugänglichere Gipfel. Erinnerst du dich? Alles eine Frage der richtigen Atemzüge, so unser Vater. Anmarsch und Aufmarsch und Abmarsch in die Erschöpfung. Unser Haß gegen Rucksäcke und gegen alles in den Rucksäcken. Unser Bergschuhehaß, sagte er. Wir hassen Rucksäcke und gehen mit Rucksäcken auf den Scheibenboden, sagte er. Wir hassen den Ortler und gehen auf den Ortler. Wir hassen was wir tun, sagte er. Der Grund, warum plötzlich, noch dazu in der finstersten Jahreszeit, auf den Ortler, war uns aufeinmal doch wieder unklar. Unsere Eltern hatten uns die Sennhütte auf dem Scheibenboden hinterlassen, aber aus Haß gegen den Ortler und gegen den Scheibenboden und aus Haß gegen die Sennhütte und aus Haß gegen alles, was mit dem Ortler und mit dem Scheibenboden und mit der Sennhütte zusammenhängt, waren wir über zwei, wenn nicht gar drei Jahrzehnte nicht mehr durchs Suldental und hatten wir, weil wir jahrzehntelang in der Welt, nicht mehr in Gomagoi gewesen waren, überhaupt nicht mehr an die Sennhütte gedacht gehabt, waren wir nicht auf den Scheibenboden zur Sennhütte hinauf. Und jetzt stiegen wir auf den Scheibenboden. Aus einem uns selber immer zweifelhafter erscheinenden Grund aufeinmal, wie wir am Ende des Suldentals waren, war der Grund, weshalb auf den Scheibenboden, zweifelhaft. Wir redeten aber nicht darüber. Wir stiegen höher und höher und redeten nicht darüber. Wir dachten, wir zweifeln, aber wir sprachen nicht aus, daß wir zweifelten. Wir mochten beide gedacht haben: plötzlich hatten wir, in Gomagoi unten, wo wir uns aus Erschöpfung durch unsere, wie Sie wissen, sehr verschiedenen Professionen im Gasthaus Martell nur ein paar Tage aufhalten wollten, nur ein paar Tage, dann wieder zurück, nur ein paar Tage, dann wieder weg aus Gomagoi, tatsächlich, geehrter Herr, glaubten wir noch zwei Tage vorher, nur auf ein paar Tage in Gomagoi zu sein, dann plötzlich: längere Zeit auf dem Scheibenboden, zwei, drei Jahre in der Sennhütte, während aufeinmal wieder alles in Zweifel gezogen war, also, geehrter Herr, glaubten wir am Vorabend an die Dauerhaftigkeit unseres Entschlusses, daß wir auf zwei, drei Jahre in die Sennhütte auf dem Scheibenboden gehn werden, so plötzlich alles anders, am Vorabend noch der Einfall, sofort in der Frühe durchs Suldental in die Höhe, zu Inspektionszwecken hinauf zur Sennhütte in der Absicht, zwei, drei Jahre auf dem Scheibenboden oben zu bleiben, wir waren dieser plötzlichen Idee völlig verfallen gewesen, nicht, wie Sie denken werden, allein mein Bruder, wir beide, wir hatten nicht schlafen können und hatten nur an den Ortler gedacht, was wir vorhatten und dem Einfall am Abend war der Aufstieg am frühen Morgen gefolgt, eine mehr als zweifelhafte Skizzierung, werden Sie denken, und wie lächerlich muß Ihnen erscheinen, was Sie möglicherweise schon übermorgen durch die Post zugestellt bekommen, aber die Wahrheit ist folgende: plötzlich hatten wir, nach einem mehrere Stunden dauernden Hinundhergehen durch Gomagoi, die Vorstellung gehabt, die Sennhütte auf dem Scheibenboden unter dem Ortler könnte für unsere Zwecke nützlich sein: für einige Zeit, ich wiederhole, für zwei, drei Jahre nützlich. Und dann waren uns aufeinmal in Zweidrittelhöhe, Zweifel gekommen. Wir dachten aber aufeinmal, daß diese Zweifel mit unserer Aufstiegserschöpfung zusammenhängen und hatten plötzlich wieder keinerlei Zweifel. Und mit noch viel größerer Intensität stiegen wir höher. Wir hatten nurmehr noch eine gute Stunde. In dieser Zeit sagte mein Bruder folgendes, von mir jetzt, wenn auch nicht wörtlich, so beinahe wörtlich protokolliert: wir gehen nicht zum Laganda (zu dem schon erwähnten Gasthaus) hinunter, weil wir nicht daran denken, zum Laganda hinunter zu gehn, wie wir nicht nach Sulden hinein gehn, weil wir nicht daran denken, nach Sulden hinein zu gehn, oder, wir denken, wir gehn zum Laganda hinunter und gehn nicht zum Laganda hinunter und denken, wir gehen nach Sulden hinein usf. und gehn nicht nach Sulden hinein, wir sagen nicht, gehn wir zum Laganda hinunter, obwohl wir denken, wir gehn zum Laganda hinunter, sagen wir nicht, gehn wir nach Sulden hinein usf., wir hören, wir denken, wir gehen nach Sulden hinein, wir wissen, wir gehen nicht zum Laganda hinunter, weil wir wissen, daß wir nicht zum Laganda hinunter gehn usf., daß wir zum Laganda hinunter gehn, ist uns möglich, wie uns möglich ist, nach Sulden hinein zu gehn, aber wir gehn nicht zum Laganda hinunter, wir gehn nicht nach Sulden hinein usf. Wir denken an unser Gehen wie an unser Denken, während wir denken, wir gehen zum Laganda hinunter, wir gehen nicht nach Sulden hinein, weil wir wünschen, nicht nach Sulden hinein zu gehn, nicht zum Laganda hinunter usf., obwohl wir nicht zum Laganda hinunter und nicht nach Sulden hinein gehn, gleichzeitig, wir gehn nicht zum Laganda hinunter, gehen nicht nach Sulden hinein usf., während wir gehen, während wir denken, während wir denken, wir gehen nicht zum Langanda hinunter, nicht nach Sulden hinein. Wir gehn mit unseren Beinen und denken mit unseren Köpfen, während wir nicht nach Sulden hinein und nicht zum Laganda hinunter gehn usf., wenn wir plötzlich keine Beine, aufeinmal keinen Kopf mehr hätten, sagte er, und plötzlich nicht mehr gehen könnten, weil wir keine Beine mehr haben, aber beide haben wir noch unseren Kopf usf. Wenn wir unsere Willensanstrengung verdoppeln, sagte er, noch einmal unsere Willensanstrengung verdoppeln und noch einmal zur äußersten Willensanstrengung machen, usf. Ich wünschte, wir wären schon auf dem Scheibenboden! in der Sennhütte!, geehrter Herr. Mein Bruder sagte in der auch Ihnen vertrauten Redeweise, nur mit noch viel größerer Atemlosigkeit dann: vielleicht ist uns, auch unter diesen Umständen, in dieser Höhe, möglich, unsere Schritte zu vergrößern, dadurch kommen wir noch rascher vorwärts, unsere Schritte zu vergrößern, ohne unsere Geschwindigkeit zu vergrößern zuerst, oder die Geschwindigkeit zu vergrößern, ohne die Schritte zu vergrößern usf.; entweder wir vergrößern die Schritte, oder wir vergrößern die Geschwindigkeit. Entweder du vergrößerst deine Schritte, sagte er und nicht die Geschwindigkeit, während ich die Geschwindigkeit, nicht aber meine Schritte vergrößere, oder umgekehrt oder umgekehrt, damit wir zusammen bleiben, nebeneinander, sagte er. Es ist die Überlegung, sagte er, zuerst die Schritte zu vergrößern, nicht aber die Geschwindigkeit, oder zuerst die Geschwindigkeit zu vergrößern, nicht aber die Schritte. Oder beide gleichzeitig die Schritte oder beide gleichzeitig die Geschwindigkeit oder beide gleichzeitig Geschwindigkeit und Schritte. Von dem Zeitpunkt, in welchem uns klar gewesen ist: alles vom Kopf aus!, immer größere Abgeschlossenheit, immer größere Kälte. Erinnerst du dich? fragte er. Ich erinnere mich nicht, sagte ich. Immer eine andere Methode, immer andere Menschen, immer andere Schauplätze, immer andere Verhältnisse. Erinnerst du dich? Ich erinnere mich nicht, sagte ich. Die Schule schwänzen. Geschichtsabscheu, sagte er. Wenn uns die großen Zusammenhänge klar gewesen sind und nicht das einzelne und nicht der einzelne und das einzelne und der einzelne und nicht die großen Zusammenhänge. Aus der Kälte keine Wärme machen, sagte er. Die Geistesanstrengung verdoppeln. Die Schritte vergrößern und die Geistesanstrengung verdoppeln. Keine Zuneigung, nichts. Keine Fragen, nichts. Keine Papiere, nichts. Keine Geldsummen, keine Verträge, nichts. Und dann: wenn wir noch weiter gehen, als bis jetzt, wo wir glauben, am weitesten gegangen zu sein und unsere Anstrengung noch einmal zur alleräußersten Anstrengung machen und wieder, wie wir das schon so oft gemacht haben, mindestens eine Verdoppelung unserer Willenskraft herbeiführen, worunter wir, wie wir wissen, zuerst eine Verdoppelung unseres unmittelbaren Geistesvermögens und also eine Verdoppelung der Ursachenenergien unseres Kopfes verstehen usf., können wir damit rechnen, weiter zu kommen usf. und dadurch gleichzeitig eine Verdoppelung unserer Willenskraft herbeiführen, worunter wir usf. Fähigkeiten, die wir schon früh als unsere Fähigkeiten erkannt haben usf., ohne ununterbrochen in der Unterdrückung unserer Fähigkeiten existieren zu müssen usf. Angst haben allein davor, Angst zu haben usf., dadurch, daß wir mit immer größerer Willensanstrengung gehen und mit immer noch größerer Willensanstrengung denken und während des Gehens uns nicht fragen, warum und wie und wohin in Wirklichkeit und während des Denkens nicht warum, weil wir einfach gehen und einfach denken usf., gehen und denken, was, wie wir wissen, im Laufe unseres Lebens unsere Gewohnheit geworden ist usf. Plötzlich, geehrter Herr: daß wir Angst haben vor der Leere unseres Kopfes und vor der durch die Leere unseres Kopfes hervorgerufenen Leere der Landschaft, vor der Überempfindlichkeit unseres Kopfes, daß wir nicht wissen, wodurch wir denken und wodurch wir gehen, ob wir die Geschwindigkeit unseres Gehens und unseres Denkens vergrößern oder verlangsamen sollen, abbrechen, sagte er. Plötzlich sagte er mehrere Male abbrechen, abbrechen, abbrechen. Weil wir nicht wissen, wie, wenn wir gehen, wir über das Gehen denken, wie, wenn wir denken, über das Denken, wie, wenn wir denken, über das Gehen usf.; wie wir über die Beherrschung unserer Kunst überhaupt nichts wissen. Wovon wir uns aber nicht zu reden getrauen. Darauf, geehrter Herr, nichts. Wir waren jetzt bei der Sennhütte angelangt, geehrter Herr, aber von der Sennhütte war nichts als ein Haufen ungeordneter Steine übrig. Kein Schutzmittel, nichts. Steine und unter den Steinen das Fundament der Sennhütte. Alles zerfallen, alles. Notdürftig richtete ich uns einen Platz aus Mauersteinen und Holztrümmern her, denn ich wollte nicht, daß wir umkommen. Den gleichen Tag wieder abzusteigen, waren wir zu erschöpft gewesen, aber den andern Tag gelang uns, das Suldental zu erreichen. Im Gasthaus Laganda konnte ich für meinen Bruder eine Bettstelle finden, während ich zuerst nach Sulden, dann nach Gomagoi gehen mußte, um Hilfe zu holen. Seit heute früh befindet sich mein Bruder in dem Innsbrucker Vorort Büchsenhausen in einer Anstalt. Ich glaube nicht, daß er jemals wieder auftreten wird.