Kaltes Wasser
Tally blieb an Zanes Bett sitzen. Er war wach und konnte reden und sie fand es leichter, hier zu sein, als sich mit all dem zu beschäftigen, wofür sie und David noch eine Lösung finden mussten. Die anderen ließen sie in Ruhe.
„Hast du gewusst, was mit dir los war?"
Zane antwortete nicht sofort. Er legte jetzt immer lange Pausen ein, wenn er etwas sagte, es war fast wie Andrews episches Verstummen. "Ich wusste, dass alles schwerer wurde. Manchmal musste ich mich konzentrieren, nur um überhaupt gehen zu können. Aber ich hatte mich seit der Operation nicht mehr so lebendig gefühlt, es war die Sache wert, weil ich mit dir zusammen prickelnd war. Ich dachte, wenn wir erst in New Smoke wären, würden sie mir helfen können."
"Sie helfen dir doch. Maddy hat gesagt, sie hat dir neues ...", Tally schluckte.
"Meinst du das Gehirngewebe?", fragte er, dann lächelte er. "Klar, blanke Neuronen frisch aus dem Backofen. Jetzt müssen sie nur noch gefüllt werden."
"Das machen wir zusammen. Wir werden prickelnde Dinge unternehmen", sagte Tally, aber das Versprechen fühlte sich in ihrem Mund komisch an - "wir" bedeutete sie und Zane, als ob David nicht existierte.
"Wenn von mir genug übrig ist, um prickelnd zu sein", sagte er müde. "Es ist nicht so, als ob alle meine Erinnerungen verschwunden wären. Hauptsächlich waren meine Kognitionzentren und ein paar motorische Fähigkeiten befallen."
"Kognition? Du meinst, wie denken?", fragte Tally.
"Ja, und Motorik, wie laufen." Er zuckte mit den Schultern "Aber das Gehirn ist darauf eingerichtet, Beschädigungen wieder zu kitten, Tally. Es ist so geschaltet, dass alles irgendwo gespeichert wird, so mehr oder weniger. Wenn ein Teil des Gehirns beschädigt wird, dann gehen die Dinge nicht verloren, sie werden nur unklarer. Wie bei einem Kater." Er lachte. "Bei einem ganz schlimmen. Dazu kommt, dass mir alles wehtut, weil ich den ganzen Tag im Bett liege. Und diese Smokey-Kost hat mir offenbar auch noch Zahnschmerzen verpasst. Maddy sagt, dass das nur Phantomschmerzen sind und dass sie von den Gehirnschäden kommen." Er rieb sich stirnrunzelnd die Wange.
Sie nahm seine Hand. "Ich kann gar nicht fassen, wie tapfer, du das alles hinnimmst. Das ist unglaublich."
"Was du so redest, Tally." Er setzte sich mühsam auf, zitternd und unsicher. "Du hast dich selbst geheilt, ohne dein Gehirn zerfressen zu lassen. Das finde ich nun wieder unglaublich."
Tally starrte ihre miteinander verschlungenen Hände an. Sie fühlte sich gar nicht unglaublich. Sie fühlte sich stinkend und schmutzig und vor allem grauenhaft, weil sie nicht den Mumm besessen hatte, beide Pillen zu nehmen, denn dann wäre das alles nicht passiert. Sie hatte nicht einmal den Mumm, mit Zane über David zu sprechen, oder umgekehrt. Erbärmlich war das.
"Ist es seltsam, ihn zu sehen?", fragte Zane.
Sie sah Zane an und er schmunzelte angesichts ihres Erstaunens. "Hör mal, Tally, ich bin wirklich kein Gedankenleser. Ich hatte genügend Vorwarnungen. Du hast mir von dem Typen erzählt, als wir uns das erste Mal geküsst haben, weißt du noch?"
"Ja, stimmt." Zane hatte also die ganze Zeit damit gerechnet. Das hätte auch Tally tun sollen. Vielleicht hatte sie das Offensichtliche einfach nicht sehen wollen. "Ja, es ist seltsam, ihn zu sehen. Und ich hatte ganz bestimmt nicht damit gerechnet, dass er in den Ruinen auf mich warten würde. Und dass ich mit ihm allein sein würde."
Zane nickte. "Es war interessant, auf dich zu warten. Seine Mutter hat gesagt, du würdest überhaupt nicht kommen. Du hättest gekniffen, weil du gar nicht geheilt warst. Du hättest nur mit mir gespielt und mich imitiert, wenn ich prickelnd war."
Tally verdrehte die Augen. "Sie hat mich nicht gerade ins Herz geschlossen."
"Was du nicht sagst!" Er grinste. "Aber David und ich waren überzeugt davon, dass du früher oder später auftauchen würdest. Wir haben uns überlegt..."
Tally stöhnte. "Ihr seid jetzt also sozusagen Freunde?"
Zane legte eine seiner quälend langen Pausen ein. "Ich glaube schon. In der ersten Zeit hier hat er mich oft nach dir gefragt. Ich glaube, er wollte wissen, ob die Operation dich verändert hatte."
"Wirklich?"
"Wirklich. Er hatte auf uns gewartet, als wir in der Ruinenstadt ankamen. Er und Croy, sie haben dort kampiert und Ausschau nach Lichtsignalen gehalten. Die beiden waren es auch, die die Zeitschriften für die Uglies aus der Stadt hinterlegt hatten, damit die sahen, dass die Ruinen wieder Besuch bekamen." Zanes Stimme klang jetzt verträumt, er schien kurz vor dem Einschlafen zu sein. "Immerhin habe ich ihn endlich wiedergesehen, nachdem ich damals ja gekniffen hatte." Er drehte sich zu ihr um. "Du hast David wirklich gefehlt, weißt du."
"Ich hab sein Leben ruiniert", sagte Tally leise.
"Du wolltest das doch alles gar nicht. Das versteht David jetzt. Ich habe ihm erzählt, dass du Smoke damals verraten wolltest, weil die Specials dir gedroht hatten, dass du sonst dein Leben lang eine Ugly bleiben müsstest."
"Das hast du ihm gesagt?" Tally atmete langsam aus. "Danke. Ich hatte nie wirklich eine Gelegenheit zu erklären, warum ich nach Smoke gekommen war, auf welche Weise sie mich dazu gezwungen hatten. Maddy hat mich weggeschickt, kaum dass ich alles gestanden hatte."
"Ja. David fand das gar nicht gut von ihr. Er wollte noch mal mit dir reden."
"Ach", sagte sie. Es gab so viel, das sie und David nicht geklärt hatten. Natürlich ließ die Vorstellung, wie Zane und er über Tallys Vergangenheit sprachen, sie nicht gerade jubeln, aber immerhin kannte David jetzt die ganze Geschichte. Sie seufzte. "Danke, dass du mir das alles gesagt hast. Das muss seltsam sein."
"Ein bisschen. Aber du darfst dich nicht so fertigmachen. Wegen dem, was damals passiert ist."
"Warum nicht? Ich habe Smoke zerstört und Davids Vater ist meinetwegen gestorben."
"Tally, alle in der Stadt werden manipuliert. Alles, was wir lernen, soll uns Angst vor Veränderungen machen. Ich habe versucht David zu erklären, wie wir vom Tag unserer Geburt an in einer riesigen Maschine stecken, die uns kontrollieren soll."
Sie schüttelte den Kopf'. "Deswegen ist es trotzdem nicht richtig, Freunde zu verraten."
"Na ja, ich habe das schon getan, lange bevor du Shay überhaupt kanntest. Wenn es um Smoke geht, trage ich genauso viel Schuld wie du."
Sie sah ihn ungläubig an. "Du? Wie denn?"
"Hab ich dir je erzählt, wie ich Dr. Cable kennengelernt habe?"
Tally sah ihn an und ihr ging auf, dass das ein Gespräch war, das sie nie geführt hatten. "Nein. Hast du nicht."
"Nach der Nacht, in der Shay und ich gekniffen hatten, waren die meisten meiner Freunde weg in Smoke. Die Haushüter wussten, dass ich der Anführer war, deshalb fragten sie mich, wohin alle verschwunden waren. Ich hab mich hart gestellt und kein Wort gesagt. Also kamen sie Specials mich holen." Seine Stimme wurde leiser, als ob die Manschette noch immer sein Handgelenk umschloss. "Sie haben mich in ihr Hauptquartier im Industriebereich gebracht, wie später dann dich. Ich versuchte stark zu sein, aber sie haben mich bedroht. Haben gesagt, sie würden mich zu einem von ihnen machen."
"Zu einem von ihnen? Einem Special?" Tally schluckte.
"Ja. Und danach kam es mir nicht mehr so schlimm vor, ein Pretty zu werden. Also habe ich ihnen alles erzählt, was ich wusste. Ich habe ihnen gesagt, dass Shay auch weglaufen wollte, aber ebenfalls gekniffen hatte, und deshalb wussten sie über sie Bescheid. Und deshalb haben sie vermutlich angefangen dich ..." Seine Stimme war nicht mehr zu hören.
Tally blinzelte. "Mich zu überwachen, als wir Freundinnen wurden."
Er nickte müde. "Verstehst du also? Ich hab die ganze Sache ins Rollen gebracht, weil ich damals nicht abgehauen bin. Ich werde dir nie Vorwürfe dafür machen, was mit Smoke passiert ist, Tally. Das war genauso sehr meine Schuld."
Sie nahm seine Hand und schüttelte den Kopf. Er durfte die Schuld nicht auf sich nehmen, nicht nach allem, was er durchgemacht hatte. "Zane, nein. Das kann nicht deine Schuld sein. Es ist doch so lange her." Sie seufzte. "Vielleicht sind wir ja beide nicht schuld."
Sie schwiegen eine Weile und Tallys Worte hallten in ihrem Kopf wider. Wo Zane hier vor ihr lag und sein Gehirn zur Hälfte fehlte, welchen Sinn hatte es da, sich in alter Schuld zu suhlen - in seiner, in ihrer, in irgendeiner? Vielleicht waren die Feindseligkeiten zwischen Maddy und ihr so sinnlos wie die Fehde zwischen Andrews Dorf und den Eindringlingen. Wenn sie alle zusammen hier in New Smoke leben wollten, würden sie die Vergangenheit loslassen müssen.
Natürlich war die Lage noch immer verworren.
Tally holte langsam Atem, dann fragte sie: "Und was hältst du von David?"
Zane schaute verträumt zur Gewölbedecke hoch. "Der ist sehr intensiv. Total ernst. Nicht so prickelnd wie wir. Verstehst du?"
Tally lächelte und drückte seine Hand, "O ja."
"Und irgendwie … hässlich."
Sie nickte und dachte daran, wie David sie damals in Smoke immer angesehen hatte, als ob sie hübsch sei. Und manchmal hatte sie, wenn sie ihn angesehen hatte, das Gefühl gehabt, ins Gesicht eines Prettys zu blicken. Vielleicht würden diese Gefühle zurückkehren, wenn sie richtig geheilt war. Oder vielleicht waren sie wirklich verflogen, nicht wegen irgendeiner Operation, sondern einfach, weil Zeit vergangen war und weil sie und Zane etwas Gemeinsames hatten.
***
Als Zane endlich eingeschlafen war, beschloss Tally ein Bad zu nehmen. Fausto beschrieb ihr den Weg zu einer Quelle hinter dem Berg, die um diese Jahreszeit mit Eiszapfen verstopft war, aber tief genug, um mit dem ganzen Körper unterzutauchen. "Aber nimm eine beheizte Jacke mit", fügte er hinzu. "Sonst erfrierst du auf dem Rückweg."
Tally fand den Tod doch besser als diesen Dreck und wusste, dass es mehr brauchte als eine Abreibung mit einem feuchten Tuch, damit sie sich wieder sauber fühlte. Außerdem wollte sie für eine Weile allein sein, und vielleicht würde der Schock des kalten Wassers ihr den Mut geben, mit David zu sprechen.
Als sie auf dem Hubbrett durch die kalte klare Nachmittagsluft flog, staunte Tally darüber, wie scharf und hell alles aussah. Es fiel ihr noch immer schwer zu glauben, dass sie in Wirklichkeit gar kein Heilmittel genommen hatte, sie kam sich so prickelnd vor wie eh und je. Maddy hatte etwas über einen "Placebo-Effekt" gemurmelt, als reiche es, sich für geheilt zu halten, damit das Gehirn wirklich heilte. Aber Tally wusste, dass das nicht alles war.
Zane hatte sie verändert. Vom allerersten Kuss an, noch ehe er selber das Heilmittel genommen hatte, war sie durch das Zusammensein mit ihm prickelnd gewesen. Tally fragte sich, ob sie das Heilmittel überhaupt noch brauchte oder ob sie auch allein für immer so bleiben könnte. Die Vorstellung, die Pille zu nehmen, die Zanes Gehirn zerfressen hatte, war nicht besonders prickelnd, auch wenn es da noch die Anti-Nanos gab. Vielleicht konnte sie ja ganz darauf verzichten und sich auf Zanes Magie verlassen. Sie konnten sich jetzt gegenseitig helfen, er würde sein Gehirn wieder neu verknüpfen, während Tally gegen das Pretty-Denken ankämpfte.
Immerhin hatten sie es zusammen schon so weit geschafft. Noch ehe die Pillen ins Spiel gekommen waren, hatten sie sich gegenseitig verändert.
Natürlich hatte auch David Tally verändert. Er war damals derjenige gewesen, der sie überredet hatte in der Wildnis zu bleiben, sogar hässlich zu bleiben, ihre Zukunft in der Stadt aufzugeben. Die beiden Wochen in Smoke hatten ihre Wirklichkeit verändert, und diese Veränderung hatte ... wann eingesetzt? Als sie und David sich zum ersten Mal geküsst hatten.
"Was für ein Glück!", murmelte Tally vor sich hin. "Dornröschen mit zwei Prinzen."
Was sollte sie jetzt tun? Sich zwischen David und Zane entscheiden? Vor allem jetzt, wo sie alle drei hier in Fort Smokey lebten? Es kam ihr einfach nicht fair vor, dass sie in diese Lage geraten war. Tally hatte sich kaum an David erinnern können, als sie Zane kennengelernt hatte - aber sie hatte schließlich nicht darum gebeten, dass alle ihre Erinnerungen gelöscht würden.
"Noch mal vielen Pank, Dr. Cable", sagte sie.
***
Das Wasser sah wirklich kalt aus.
Tally hatte mit Leichtigkeit die Eisschicht zertreten, die die Quelle bedeckte, und starrte jetzt zweifelnd in das gurgelnde Wasser. Vielleicht gab es doch Schlimmeres auf der Welt, als zu stinken. Schließlich würde schon in drei oder vier Monaten der Frühling kommen ...
Sie zitterte und drehte die Heizung der geliehenen Jacke weit auf, dann seufzte sie und fing an, sich zu entkleiden. Dieses kleine Bad würde jedenfalls einen hohen Prickel-Faktor haben.
Ehe sie hineinsprang, rieb Tally sich mit Seife ein, auch die Haare, denn sie ging davon aus, dass sie es vielleicht zehn Sekunden in der eiskalten Quelle aushalten würde. Sie wusste, dass sie springen musste - es kam nicht in Frage, erst einen Fuß hineinzutunken oder sich langsam hineinsinken zu lassen. Nur die Gesetze der Schwerkraft würden sie noch antreiben, wenn ihr nacktes Fleisch erst das Wasser berührt hatte.
Tally holte Atem, hielt ihn an und ... sprang in die Quelle. Das eisige Wasser umschloss sie mit festem Griff, zwang den Atem aus ihrer Lunge und verkrampfte jeden ihrer Muskeln. Sie schlang sich die Arme um den Leib, rollte sich in dem seichten Tümpel zu einer Kugel zusammen, aber die Kälte schien sofort bis in ihre Knochen vorzudringen.
Tally rang um Atem, schaffte aber nicht mehr als ein flaches Aufkeuchen, ihr Körper zitterte, als ob er jeden Moment zerbrechen könnte. Mit einem gewaltigen Willensaufwand zog sie den Kopf unter Wasser und ihr röchelnder Atem und das Gurgeln der Quelle wichen dem Dröhnen des tosenden Wassers. Mit zitternden Händen rubbelte sie wie wild über ihre Haare.
Als ihr Kopf wieder in die Luft stieß, atmete Tally tief durch und musste plötzlich lachen - alles war jetzt seltsam klar, die Welt war prickelnder, als das eine Tasse Kaffee oder ein Glas Champagner hätten verursachen können, ihr Erleben intensiver als bei einem Sturz vom Hubbrett. Sie blieb für einen Moment im Wasser liegen und staunte über alles - die Klarheit des Himmels und die Vollkommenheit eines blattlosen Baumes in der Nähe.
Tally erinnerte sich an ihr erstes Bad in einem kalten Bach auf dem Weg nach Smoke, vor vielen Monaten. Wie sich ihr Blick auf die Welt danach verändert hatte - und das, ehe die Operation ihrem Gehirn diese Läsionen verpasst hatte, ehe sie David kennengelernt hatte, von Zane ganz zu schweigen. Schon damals hatte ihr Gehirn angefangen sich zu verändern, es hatte erkannt, dass die Natur keine Operation brauchte, um schön zu werden, sondern dass sie das einfach war.
Vielleicht brauchte sie keinen schönen Prinzen, um wach zu bleiben - und auch keinen hässlichen. Immerhin hatte Tally sich ohne die Pille selbst geheilt und den ganzen Weg hierher allein zurückgelegt. Sie hatte noch nie gehört, dass es irgendjemand geschafft hatte, zweimal aus der Stadt zu entkommen.
Vielleicht war sie immer schon prickelnd gewesen, irgendwo im tiefsten Herzen. Sie brauchte nur jemanden zu lieben – oder sich in der Wildnis aufzuhalten oder vielleicht in kaltes Wasser zu fallen -, um dieses Gefühl aus sich herauszuholen.
***
Tally saß noch immer in der Quelle, als sie den Schrei hörte, ein heiseres Gebrüll aus der Luft.
Sie sprang sofort heraus und der schneidende Wind kam ihr eisiger vor als das Wasser. Die Handtücher, die Tally mitgebracht hatte, fühlten sich vor Kälte brüchig an, und sie rieb sich noch immer damit ab, als ein Hubbrett auftauchte und einige Meter von ihr entfernt stoppte.
David schien kaum zu bemerken, dass sie nackt war. Er sprang vom Brett, stürzte auf sie zu und seine Hand umklammerte etwas. Als er bei ihrem Rucksack war, schwenkte er den Gegenstand darüber - er suchte nach Wanzen, wurde Tally klar.
"Du bist das nicht", sagte er. "Ich wusste, dass du es nicht bist."
Tally zog sich an. "Aber du hast doch schon ..."
"Plötzlich ging von irgendwoher ein Signal los, das unsere Position verriet. Wir haben es per Funk aufgeschnappt, konnten es aber noch nicht lokalisieren." Er schaute ihren Rucksack an, sein Gesicht sah noch immer erleichtert aus. "Aber du hast es nicht mitgebracht."
"Natürlich nicht." Tally setzte sich hin, um ihre Stiefel anzuziehen. Ihr hämmerndes Herz fing an, die Kälte aus ihrem Körper zu vertreiben. "Überprüft ihr denn nicht alle, die herkommen?"
"Doch. Aber die Wanze war offenbar im Ruhezustand - sie fing erst an zu senden, als jemand sie aktivierte, oder vielleicht war sie auf einen bestimmten Zeitpunkt eingestellt."
Seine Augen suchten den Horizont ab. "Die Specials werden bald hier sein."
Tally sprang auf. "Dann fliehen wir."
Er schüttelte den Kopf. "Das können wir nicht, solange wir die Wanze nicht gefunden haben."
"Warum nicht?" Sie zog die Auffangarmbänder an.
"Wir haben Monate gebraucht, um die Vorräte zusammenzutragen, die wir jetzt haben, Tally. Wir können nicht alles zurücklassen, nicht, wo ihr Krims jetzt zu uns gestoßen seid. Aber wir wissen nicht, was wir mitnehmen dürfen, solange wir nicht herausgefunden haben, woher das Signal kommt. Es ist einfach nirgendwo zu entdecken!"
Tally lud sich den Rucksack auf und schnippte mit den Fingern, ihr Brett erhob sich in die Luft. Nach dem eiskalten Bad waren ihre Gedanken noch immer glasklar, und als sie aufstieg, erinnerte sie sich an etwas von früher an diesem Tag. "Zahnschmerzen", sagte sie.
"Was?"
"Zane war vor zwei Wochen im Krankenhaus. Die Wanze steckt in ihm."