4. KAPITEL
Charlie hatte Schwierigkeiten, sich auf das Fahren zu konzentrieren. Ihre kleine Tochter hatte ein neues Spiel entdeckt. Sie fütterte Jack mit Marshmallows und die beiden amüsierten sich königlich. Wenn Rachel ihm die Süßigkeiten zusteckte, knurrte Jack und tat so, als wolle er ihre kleinen Finger abbeißen. Dann quietschte sie vor Vergnügen und die beiden lachten aus vollem Herzen. Charlie seufzte sehnsüchtig. Wie schön wäre es doch gewesen, wenn …
„Ich muss das Rezept noch einlösen“, erklärte sie und hielt vor dem Drugstore an, der die einzige Apotheke von Call City beherbergte.
„Lassen Sie mich das machen“, meinte Jack. „Dann können Sie Ihren Knöchel noch ein wenig schonen.“
Da Rachel darauf bestand, Jack zu begleiten, nahm er sie mit, aber nicht, ohne vorher noch Charlies Warnung zu hören.
„Lassen Sie sie da drin auf keinen Fall allein herumlaufen. Beim letzten Mal hat sie einen Korb mit Kondomen umgeworfen, und als ich anfing, sie aufzusammeln, hat sie sie in meine Handtasche gesteckt.“
Jack lachte herzlich. „Komm, Kleines. Du bist ein Mädchen ganz nach meinem Geschmack.“
Charlie lächelte ein wenig verkrampft und sah ihnen dann nach, wie sie in dem Drugstore verschwanden. Die Tatsache, dass Jack und Rachel sich so gut verstanden, wühlte ihre Gefühle noch mehr auf, als nur die bloße Tatsache, dass sie sich von Jack angezogen fühlte. Verzweifelt wehrte sie sich dagegen, diesen Mann zu begehren. Sie starrte auf die fast menschenleere Straße.
Diese Straße war ein Abbild ihres eigenen Lebens. Zugegeben, sie hatte Wade, der sie liebte und sich um sie kümmerte, und sie hatte ihr Kind. Sie liebte Rachel mehr als ihr Leben, aber dennoch fehlte etwas. Sie schlief allein ein, sie wachte allein auf, sie weinte allein … Sollte das wirklich schon alles gewesen sein, was das Leben ihr zu bieten hatte? Sie sehnte sich danach, in den Armen eines liebenden Mannes zu liegen.
Wenn Jack sich Charlies Gefühle bewusst gewesen wäre, wäre es anders um ihn bestellt gewesen. So aber konzentrierte er sich ganz auf das quirlige Bündel in seinen Armen, dessen kleine flinke Hände begeistert nach allem griffen, was interessant aussah.
Er ging schnell auf die Dame zu, die hinter dem Ladentisch stand. Laut Namensschild hieß sie Judith Dandridge. Sie war groß, fast so groß wie er, und obwohl sie nicht älter als ungefähr vierzig aussah, war ihr dickes glattes Haar schon völlig ergraut. Wenn da nicht die Verbitterung in ihrem Gesicht gewesen wäre, hätte Jack sie durchaus als attraktive Frau beschrieben. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass Judith Dandridge in ihrer Jugend eine sehr aparte Erscheinung gewesen war.
„Ma’am“, sagte er freundlich und reichte ihr das Rezept, „das ist für Charlotte Franklin.“
Die Frau nahm das Rezept entgegen, vergewisserte sich, dass Charlies Name darauf stand, blickte an Jack vorbei auf die Straße, wo Charlie im Wagen wartete und musterte Jack dann eingehend.
„Was fehlt Charlie denn?“, fragte sie. „Warum ist sie nicht mit reingekommen?“
„Sie hat sich den Knöchel verstaucht.“
Judith Dandridge machte sich daran, die Salbe zu holen. Und während sie warteten, tätschelte Rachel Jacks Wange und er knurrte die kleinen Finger gefährlich drohend an. Rachel kicherte entzückt. Judith drehte sich erstaunt um und ein leises Lächeln erschien auf ihrem ernsten Gesicht.
„Rachel ist ein zauberhaftes Engelchen, aber man hat alle Hände voll zu tun mit ihr.“
Jack nickte zustimmend. „Das wird mir auch allmählich klar.“
„Sind Sie ein Verwandter?“
„Nein, ich bin nur auf der Durchreise.“
Sofort verschwand das Lächeln. „Dazu scheinen Männer zu neigen.“
Jack war klug genug, darauf nicht zu antworten. Es war offensichtlich, dass diese Frau nicht gerade viel von Männern hielt.
Kurz darauf übergab sie ihm eine kleine Tüte mit der Salbe und Rachel schenkte sie einen Lolli, den die Kleine, plötzlich ganz schüchtern, entgegennahm, um dann ihr Gesichtchen an Jacks Hals zu verstecken.
Jack war richtiggehend gerührt und musste heftig schlucken, bevor er sich bedankte. „Danke, Ma’am.“
Rachel, den Lolli fest in der kleinen Faust, bedachte die Apothekerin mit einem scheuen Lächeln und piepste als Echo: „Danke, Ma’am.“
Jack schmunzelte und sah überrascht, dass Judith Dandridges Gesicht richtig weich wurde, als sie Rachel lächelnd ansah.
„Komm, Schatz, Mummy wartet.“
Charlie hatte gedacht, sich wieder im Griff zu haben, aber als sie die beiden aus dem Drugstore kommen sah, raubte es ihr fast den Atem. So ungern sie es sich auch eingestand, Jack Hanna verkörperte für sie den Traummann schlechthin. Groß, athletisch, beschützerisch. Und er hatte den sinnlichsten Mund, den sie je in ihrem Leben gesehen hatte. Ob er wohl ebenso kraftvoll liebte, wie er durchs Leben schritt? Wahrscheinlich. Sie erschauerte bei dem Gedanken wohlig und rief sich streng zur Ordnung.
„Das war wirklich interessant“, hob Jack an. „Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, ich hätte mir die Kehle vor Judith Dandridge durchschneiden können, sie hätte nicht einen Finger gerührt, sondern danebengestanden und zugesehen, wie ich verblutete.“
„Ich verstehe nicht.“
„Ich wollte damit nur sagen, dass sie wirklich nicht viel von Männern zu halten scheint.“
„Nun, damit steht sie nicht allein.“
Jack blinzelte verwirrt, dann erinnerte er sich, dass Charlie auch nicht gerade gut auf Männer zu sprechen war, nach dem, was sie mit Rachels Vater erlebt hatte. Er beschloss, den Mund zu halten.
„Jack?“
„Ja?“
„Hat sie Ihnen irgendwelche Fragen gestellt, als Sie …“
„Nun spucken Sie’s schon aus, Charlotte.“
Charlie hielt an einer roten Ampel, warf ihm einen wütenden Blick zu und meinte dann bissig: „Na schön, hatten Sie den Eindruck, dass sie denkt, zwischen uns beiden würde irgendetwas laufen?“
Jack musterte sie eindringlich und starrte dann auf ihre vollen Lippen.
„Wollen Sie wissen, ob ich glaube, dass sie denkt, dass wir miteinander schlafen?“
Charlie lief puterrot an und nickte.
„Keine Ahnung.“
„Wahrscheinlich glaubt sie das. Mein Ruf ist mehr oder weniger dahin, seit Pete …“
Ärgerlich fiel Jack ihr ins Wort. „Ich glaube, Sie urteilen sehr viel strenger über sich, als andere es tun.“
„Und Sie haben keine Ahnung, wovon Sie reden“, warf sie zurück. „Sie wissen doch gar nicht, wie es ist, in aller Munde zu sein, wie es ist, einen Raum zu betreten und plötzlich verstummen die Gespräche!“
„Oh doch, Lady, das weiß ich genau“, entgegnete Jack, der sich lebhaft an seine Kindheit erinnerte. „Ich habe das am eigenen Leib erfahren, und zwar auf eine Weise, wie Sie es sich überhaupt nicht vorstellen können. Also hören Sie auf, vor Selbstmitleid zu vergehen. Sie sind nicht die Einzige, die vom Leben schlecht behandelt wurde.“
Charlie wurde ganz blass, als ihr klar wurde, dass sie kaum etwas über den Mann wusste. „Hören Sie, es tut mir leid. Ich wollte nicht …“
„Vergessen wir’s einfach“, würgte er sie ab und blickte dann auf die Uhr. „Ich sollte jetzt lieber zu Wade, um ihm bei dem Shuler-Fall zu helfen.“
Kurz darauf war Jack auf dem Revier und sah sich die Akte an, die Wade über den vermissten Banker angelegt hatte.
„Ist das alles?“, fragte er enttäuscht. „Wir haben weder Fingerabdrücke noch sonstige Spuren. Zeugen fehlen auch, wir haben kein Blut, kein Motiv, nicht einmal eine Lösegeldforderung. Mein Freund, was Sie hier brauchen, ist ein Wunder.“
„Als wenn ich das nicht wüsste“, meinte Wade niedergeschlagen.
Aber Jack war nicht entmutigt. Er war schon mit viel weniger fündig geworden und er hatte einer Herausforderung noch nie widerstehen können. „Was ist mit Bankkunden, die er schlecht behandelt hat, die sich vielleicht rächen wollen?“
Wade schüttelte den Kopf. „Victor hat sein ganzes Leben lang hier gelebt. Er ist zwar nicht übermäßig beliebt, steht aber auch auf keiner Abschussliste. Zumindest, soweit ich weiß.“
„Wie war denn Mrs Shulers Reaktion? Haben Sie sie überprüft? Steckt sie in Geldschwierigkeiten? Besteht eine umfangreiche Lebensversicherung im Falle von Victors Tod? Vielleicht hat sie ein Verhältnis?“
Wade schnaufte. „Betty ist außer sich vor Sorge. Dieser erbärmliche Kerl bedeutet ihr nicht nur sehr viel, sie würde auch niemals ihre gesellschaftliche Stellung in der Gemeinde mit einem Verhältnis aufs Spiel setzen. In einer Kleinstadt wie dieser wüsste doch sofort jeder Bescheid. Die Frau des Bankpräsidenten zu sein geht Betty über alles.“
„Ihrer Meinung nach ist Victor Shuler also ein Ehemann wie aus dem Bilderbuch?“
„Gott bewahre, wie soll ich das wissen? Shuler hat fast keine Haare mehr, bringt ungefähr zwanzig Pfund zu viel auf die Waage und neigt dazu, seine Macht dafür zu missbrauchen, anderen Leuten seinen Willen aufzuzwingen.“ Wade seufzte. „Aber das ist nicht gegen das Gesetz, und soweit ich weiß, hat er seine Frau nie geschlagen.“
„Na schön. Fangen wir also noch einmal von vorne an. Sie sagten, dass Shuler entführt wurde, als er in den Wagen steigen wollte?“
Wade nickte zustimmend. „Zumindest nehmen wir das an. Er wurde als vermisst gemeldet, und dann fanden wir seinen Wagen. Die Fahrertür stand offen, die Innenbeleuchtung war noch an und der Schlüssel steckte im Zündschloss. Der Aktenkoffer, den er bei der Besprechung bei sich hatte, war auf dem Beifahrersitz und es lagen sogar einige Dollarscheine offen im Aschenbecher. Das Einzige, was fehlte, war Victor.“
„Ich gehe davon aus, dass Sie den Wagen beschlagnahmt haben?“
Wade nickte.
„Kann ich ihn sehen?“
Wade stand auf und lächelte zufrieden. „Ich sehe schon, es war eine gute Idee, Sie als meinen Deputy anzuheuern.“
Victor war wieder bei Bewusstsein. Seine Hüfte schmerzte immer noch, aber nicht mehr so heftig wie zuvor. Er fragte sich ängstlich, was ihm angetan worden war, und was ihm noch bevorstand.
Die Tatsache, dass die Entführer ihm bislang nichts zu essen gegeben hatten, minderte seine Hoffnung, freigelassen zu werden. Ganz offensichtlich kümmerte es diese Leute wenig, ob er lebte oder starb.
Er zuckte nervös zusammen, als er spürte, wie sich etwas auf seiner Hüfte niederließ und anfing, herumzukrabbeln. Voller Entsetzen dachte er daran, dass es sich möglicherweise um eine Fliege handeln könnte, die einen geeigneten Platz zur Eiablage suchte. Er schauderte bei dem Gedanken. Maden! Was, wenn die Wunde an seiner Hüfte von Maden durchsetzt wäre?
Verzweifelt versuchte er, sich zu befreien und hielt mit seinen Bemühungen erst inne, als er Schritte vernahm. Gleich darauf hörte er das Quietschen der Türangel und er wusste, dass seine Peiniger zurückgekehrt waren. Würden sie ihn nun endlich freilassen? Oder hatte sein letztes Stündchen geschlagen?
Ein stummer Schrei erfüllte sein Inneres. Er roch etwas, was ihn an Orangen erinnerte, spürte wieder den ihm inzwischen nur allzu bekannten Stich einer Injektionsnadel und glitt zurück in die Bewusstlosigkeit. Das Letzte, was er vernahm, war ein Geräusch, das ihm irgendwie sehr bekannt vorkam, doch bevor er sich darauf besinnen konnte, was genau es war, glitt er wieder ins Reich der Träume.
Jack schlief ruhelos, warf sich stöhnend von einer Seite zur anderen. Im Schlaf kamen die Erinnerungen, die er während des Tages stets verdrängt hatte. In seinen Träumen war er wieder der kleine Junge, der in seinem kurzen Leben Grauenhaftes erlebt hatte. Sein Vater Joe Hanna hatte ihn dazu gebracht, sich wie eine ungeliebte Ratte zu fühlen, erfüllt von Leid und ständig hungrig.
Das Unwetter, das draußen tobte, schien Teil seines Traumes zu sein. Donnergrollen, pfeifender Wind und Blitze, die den Himmel zerrissen. Auch als Rachel anfing zu weinen, ging das unter im Gebrüll von Joe Hanna. Jack hörte nicht, wie Charlie über den Flur in das Zimmer der Kleinen lief. Schließlich jedoch, als im Haus plötzlich wieder Stille einkehrte, wurde er wach und setzte sich schweißgebadet, mit rasendem Herzen auf. Er brauchte einige Sekunden, um sich zurechtzufinden, in die Gegenwart zurückzukehren und zu erkennen, dass sein Vater, den er seit über dreiundzwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte, ihm nichts mehr anhaben konnte.
Er hörte Charlies leise beruhigende Stimme aus dem Kinderzimmer auf der anderen Seite des Flurs, er hörte Wades beständiges Schnarchen und all die anderen Geräusche, die zum Haus gehörten. Jack stand auf und zog sich etwas über. Er brauchte frische Luft.
Der Wind peitschte sein Gesicht, als er nach draußen auf die Veranda trat. Jack atmete tief ein und bot ihm trotzig die Stirn.
Nachdem Rachel wieder eingeschlafen war, wollte Charlie zurück in ihr Zimmer gehen. Sie spürte einen Luftzug und glaubte, ein Fenster aufgelassen zu haben. Bei dem Unwetter sollte sie es lieber schließen, sonst würde es noch ins Haus regnen.
Sie hatte nicht erwartet, die Haustür offen vorzufinden, und war überrascht, ihren Hausgast draußen auf der Veranda stehen zu sehen.
„Jack?“
Er zuckte zusammen.
„Hat Rachels Weinen Sie geweckt?“
Er antwortete nicht.
Sie trat hinaus auf die Veranda. „Ist alles in Ordnung?“ Er sah so verloren aus.
„Ja, klar.“ Er wollte, nein, er musste jetzt allein sein. Wenn sie doch nur gehen würde.
„Sind Sie sicher, dass …“
Jack vergrub die Hände in den Hosentaschen, um zu verhindern, dass er die Arme um sie legen, sie an sich ziehen und einen Narren aus sich machen würde.
„Sicher? Ob ich sicher bin? Charlotte, das Einzige, was auf dieser Welt sicher ist, ist, dass das Leben einem die Zähne ausschlägt, wenn man auch nur lächelt.“
Die Vehemenz, mit der er das hervorbrachte, erschütterte Charlie. Er klang so verbittert, so verloren.
„Geht es um Ihren Partner, um den, der erschossen wurde?“
„Es geht hier um gar nichts“, entgegnete er barsch und trat von der Veranda runter auf den Rasen. Er hatte keine Schuhe an, und daher entfernte er sich nicht allzu weit. Schlangen waren für gewöhnlich nachts unterwegs, und er hatte nicht vor, sich beißen zu lassen.
Charlie zögerte nur kurz, dann folgte sie ihm. Behutsam legte sie die Hand auf seinen Arm. „Sie sollten nicht ohne Schuhe hier draußen sein.“
„Sie aber auch nicht.“ Jack seufzte frustriert und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Hören Sie, ich konnte nicht schlafen. Ich wollte einfach nur ein wenig frische Luft schnappen. Das ist alles.“
Der Sturm wurde heftiger, ein Blitz jagte, den nächsten und Donnerschläge hallten in der Nacht. Charlie nahm Jack bei der Hand und zog ihn in Richtung Haus.
„Bitte, Jack, kommen Sie wieder rein. Das Gewitter ist fast über uns.“
Ihre Sanftheit gab ihm den Rest. Er schüttelte ihre Hand ab und umfing ihr Gesicht mit beiden Händen. Er konnte sein Verlangen, sie zu küssen, nicht länger unterdrücken. Er wollte vergessen, wollte wissen, ob ihre Lippen so weich waren, wie sie aussahen.
„Charlotte, ich …“
Ihre Hände lagen plötzlich auf seiner Brust. Er bewegte sich nicht. Die ersten dicken Regentropfen fielen.
„Jack – bitte.“
„Bitte was?“, flüsterte er heiser.
Ein Blitz schlug auf der Weide ein.
„Lauf!“, schrie sie, packte seine Hand und hastete zusammen mit ihm unter das schützende Dach der Veranda. Sie gingen ins Haus und Charlotte verriegelte die Tür. Noch ehe sie irgendetwas sagen konnten, kam Wade durch den Flur, in der Hand seine Stiefel.
„Was ist denn los?“, fragte er verschlafen und musterte die beiden neugierig.
„Rachel hat schlecht geträumt“, erklärte Charlie hastig. „Sie hat auch Jack geweckt. Hast du denn nichts gehört?“
Wade seufzte müde. „Teufel nein, ich bin vom Telefon wach geworden. Auf dem Highway ist ein schwerer Unfall passiert. Ich muss da sofort hin und das regeln. Ich bin bald wieder da. Hoffentlich.“
„Brauchen Sie Unterstützung?“, wollte Jack wissen.
Wade warf Charlie einen Blick zu und schüttelte dann den Kopf. „Nein, ich würde es vorziehen, wenn Sie bei meinen Mädels blieben.“ Er umarmte seine Schwester flüchtig. „Stell den Fernseher an, damit du weißt, wie sich das Wetter entwickelt. Zu dieser Jahreszeit weiß man nie, was passiert.“
„In Ordnung.“ Charlie brachte ihn zur Tür und sperrte hinter ihm zu.
Jetzt war das Haus wieder still. Zu still. Charlie sah Jack an, er erwiderte ihren Blick. Sie wagte nicht zu atmen, hob das Kinn, er trat einen Schritt auf sie zu und hielt inne, als Rachels verängstigter Schrei ertönte.
„Sie hat Angst vor Gewitter“, erklärte Charlie kurz und lief, so schnell sie konnte, zu ihrem Kind. Sie war froh über die Unterbrechung.
Kurz darauf kam sie zurück ins Wohnzimmer. Sie hatte Rachel in eine Decke gewickelt und setzte sich mit ihr in Wades Sessel.
Dann saßen Jack und Charlie schweigend vor dem Fernseher und starrten auf den Bildschirm. Das war sicherer, als einander anzusehen.