3. KAPITEL
„Du weißt, dass ich mich nicht gerne einmische“, sagte Denise Hendrix, während sie Schokostreusel in die Schüssel schüttete.
„Schön wär‘s.“ Nevada lehnte sich gegen die Arbeitsfläche und sah ihrer Mutter zu, wie sie Keksteig anrührte. „Du liebst es, dich einzumischen.“
„Nein. Ich liebe es, recht zu haben.“ Ihre Mutter lächelte sie an. „Das ist ein Unterschied.“
„Aber nur ein ganz feiner.“
Sie standen in der Küche von Nevadas Elternhaus. Über die Jahre hatte es einige Renovierungen gegeben, zuletzt den Einbau der neuen Küche, aber nichts konnte daran etwas ändern, dass Nevada sich hier nach wie vor zu Hause fühlte.
Ihre Mutter nahm die Schüssel mit zu dem mit Papier ausgelegten Backblech und fing an, den Teig in säuberlichen Klecksen daraufzugeben. „Willst du darüber reden?“
„Da gibt es nicht viel zu sagen. Das Gespräch ist schlecht gelaufen. Ich hatte mit Elliot Janack gerechnet und saß stattdessen Tucker gegenüber.“
„Ich dachte, du magst Tucker.“
Nevada dachte daran, wie wahnsinnig verliebt sie vor all den Jahren in Tucker gewesen war. Es war keine echte Liebe – aber sie war jung und dumm gewesen und hatte sich in einer vollkommen neuen Welt wiedergefunden. Cat war genauso eine Offenbarung gewesen wie Tucker.
„Es liegt nicht daran, dass ich ihn nicht mag.“
Kurz fasste sie ihre gemeinsame Geschichte und die einzige sexuelle Begegnung zusammen, ersparte ihrer Mutter dabei jedoch die Einzelheiten. „Mir war es peinlich, was zwischen uns geschehen ist, aber er hat es immer wieder angesprochen. Ich schwöre, er will mich jetzt nur anstellen, um seinen Ruf wiederherzustellen. Darauf habe ich aber keine Lust. Die Stelle ist eine tolle Chance, aber nicht unter diesen Umständen.“
„Hat er dich gefragt, ob du mit ihm schläfst, damit er sich dir beweisen kann?“
„Nein, aber ich will den Job nicht nur aus Mitleid.“
Denise legte den Löffel beiseite und sah ihre Tochter an. „Du glaubst, er gibt dir den Job nur, um seine schlechte Performance von damals wiedergutzumachen?“
Nevada zuckte zusammen. „Als ich so im Stillen darüber nachgedacht habe, hat es mehr Sinn ergeben. Wenn du es so aussprichst, klingt es irgendwie dumm.“
„Vermutlich nicht ganz ohne Grund.“
Denise Hendrix hatte jung geheiratet und drei Jungen in knapp fünf Jahren bekommen. Entschlossen, noch eine Tochter zu kriegen, war sie ein letztes Mal schwanger geworden – und hatte Drillinge empfangen. Den Schock darüber hatte sie mit ihrer üblichen Anmut und ihrem Humor gemeistert und ihre sechs Kinder mit einer Leichtigkeit großgezogen, die die meisten Leute staunen ließ.
Seit elf Jahren war sie nun Witwe und hatte jetzt endlich angefangen, wieder mit Männern auszugehen. Doch ihr Privatleben beschäftigte sie nicht so umfassend, dass sie keine Zeit mehr dafür hatte, ihren Kindern zu sagen, was sie dachte. Was gleichzeitig Segen wie auch Fluch war.
„Wenn Tucker sich ernsthaft Sorgen um seinen Ruf machen würde, würde er dich nicht anheuern wollen“, sagte sie nun. „Er würde so schnell und weit weglaufen, wie er nur könnte. Oder er würde versuchen, noch einmal mit dir zu schlafen, und sich dann aus dem Staub machen. Warum aber sollte er das Risiko eingehen, dass du der gesamten Crew von eurer gemeinsame Nacht erzählst?“
„Er weiß, dass ich das niemals tun würde.“
„Wirklich? Es klingt mir nicht so, als wenn er sich die Zeit genommen hätte, dich richtig kennenzulernen.“
„Das war damals alles so kompliziert“, murmelte Nevada. Sie wollte nicht auch noch die Situation mit Cat erklären. Sicher, Tucker war im Bett lausig gewesen, aber Nevada hatte sich in der Sekunde an ihn herangeschmissen, in der sie von dem Beziehungsende der beiden erfahren hatte. Sie hatte ihn praktisch angefleht, mit ihr zu schlafen. Unglücklicherweise hatte ihre kurze Begegnung ihr überhaupt nichts gebracht – nur ein gebrochenes Herz.
„Wenn dir deine Träume wichtig sind, dann wird dir hier gerade eine ausgezeichnete Gelegenheit geboten, sie zu realisieren. Ich würde es nur ungern sehen, wenn du sie sausen lässt und es später bedauerst. Etwas zu bereuen, das man nicht getan hat, kann einen das ganze Leben lang verfolgen.“
Nevada schaute ihre Mutter an. „Gibt es etwas, das du bereust?“
„Nur wenig. Ich habe Glück gehabt – ich hatte einen wundervollen Ehemann, und ich habe meine Kinder.“
„Ja, wir sind ziemlich toll.“
Denise lachte. „Stimmt, das seid ihr.“ Sie berührte Nevadas Arm. „Das hier ist genau das, was du immer gewollt hast. Warum lässt du dich von einer einzigen Nacht davon abbringen? Ihr seid beide erwachsen. Ihr könnt übereinkommen, das hinter euch zu lassen und nach vorne zu schauen.“
„Du bist so rational. Das nervt.“
„Nein, das ist wichtig, um dich auf Trab zu halten.“
Nevada atmete tief ein. „Du hast recht. Ich will den Job. Und es war nur eine Nacht. Mein Gott, es waren sogar nur fünf Minuten. Ich sollte in der Lage sein, das zu vergessen.“
Anstatt sich wieder ihren Keksen zu widmen, ging Denise zu dem schnurlosen Telefon und nahm es in die Hand. „Dann sag es ihm gleich hier und jetzt.“
Nevada stöhnte. „Das erinnert mich an damals, als ich heimlich Pias Teentalk-Barbie mit nach Hause genommen habe. Du hast mich sofort zu ihr zurückgeschickt, damit ich mich entschuldige.“
„Und das hat dir gutgetan.“
„Vielleicht.“ Sie starrte das Telefon an. „Okay. Ich rufe ihn an.“
Da sie wusste, dass es nur noch schwerer würde, je mehr Gewese sie darum machte, zog sie Tuckers Visitenkarte aus der Hosentasche und wählte die Nummer. Nachdem es zweimal geklingelt hatte, hörte sie eine vertraute Stimme.
„Janack.“
„Hendrix“, rutschte es ihr heraus, bevor sie wusste, wie ihr geschah. „Äh, Nevada hier.“
„Hey. Was gibt‘s?“
Sie räusperte sich. „Ich dachte, wir könnten noch mal unser Gespräch zu Ende bringen.“
Schweigen breitete sich in der Leitung aus. Nevada bekam ein beklommenes Gefühl in der Magengegend. Verdammt, er würde ihr jetzt eine Absage erteilen, würde ihr sagen, dass er seine Meinung geändert hatte.
„Okay. Hast du jetzt Zeit? Ich bin gerade auf dem Weg zur Baustelle. Ich würde dir gern zeigen, was wir dort vorhaben.“
Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. „Äh, sicher. Wir können uns dort treffen.“
„Dann sehen wir uns in zwanzig Minuten.“
Er legte auf.
Nevada ließ die Hand sinken und legte das Telefon auf die Station zurück. „Wir treffen uns auf der Baustelle und wollen dort miteinander reden.“
Ihre Mutter grinste. „Bist du sicher, dass das alles ist, was ihr tun werdet?“
„Mo-om.“
Denise lachte und umarmte ihre Tochter. „Das wird schon.“
„Das weißt du doch gar nicht.“
„Aber ich bin mir ziemlich sicher“, gab Denise lächelnd zurück.
Tucker stand am Straßenrand. Die erste Aufgabe seiner Crew hatte darin bestanden, eine Fläche für den Parkplatz und zum Lagern der schweren Maschinen frei zu räumen. Jetzt, da das erledigt war, konnten die eigentlichen Arbeiten beginnen. Innerhalb von zwei Jahren ein Kasino-Hotel-Resort zu bauen bedurfte Hunderttausende von Arbeitsstunden und Millionen von Dollar. Sein Plan war, früher fertig zu werden und innerhalb des Budgets zu bleiben. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchte er ein gutes Team und eine ordentliche Portion Glück.
Als er den blauen Ford Ranger auf sich zukommen sah, schaltete er das Licht ein. Nevada hielt neben ihm an und stieg aus.
Sie sieht gut aus, dachte er und ließ den Blick über Jeans und T-Shirt gleiten, die sie trug. Praktisch, aber sexy. Seine liebste Kombination. Was er ihr natürlich niemals sagen würde. Er wollte, dass sie für ihn arbeitete, was bedeutete, dass sie viele Stunden miteinander verbringen würden. Die beste Art, das zu bewerkstelligen, war, es professionell anzugehen. Außerdem hatte er schon vor langer Zeit gelernt, dass die Faszination für eine Frau unweigerlich in einer Katastrophe endete. Das musste er nicht noch einmal durchmachen.
„Was sagst du?“ Er nickte in Richtung des weitläufigen Baugrunds.
„Das sind vierzig Hektar, oder?“
„Ja.“ Er zeigte nach Osten. „Wir gehen bis ungefähr ein Drittel des Weges zur Baumlinie hoch.“ Jetzt deutete er ein Stück weiter. „Und ziehen dort bis in die Berge hinein.“
„Wird das nicht den Zorn der Ahnen hervorrufen?“, fragte sie, und ihre braunen Augen funkelten humorvoll.
„Du vergisst, dass ich einer von ihnen bin. Sie werden erfreut sein, mich zu sehen“, erwiderte Tucker.
„Ach stimmt ja, du gehörst zum Máa-zib-Stamm, oder?“
Er nickte. „Ungefähr zu einem Achtel – mehr oder weniger.“
„Also waren es technisch gesehen du oder dein Dad, der das Land gekauft hat. Eine Firma darf es nicht besitzen.“
„Stimmt. Wir haben es für dieses Projekt an die Firma verpachtet.“
„Dann bist du Landbesitzer.“
„Ich bin Teilhaber.“
„Trotzdem beeindruckend.“
„Du bist beeindruckt?“, fragte er.
Sie grinste. „Ich könnte es sein.“
„Was wäre dazu noch nötig?“
„Du könntest mir die Pläne zeigen.“
Sie gingen zu seinem Truck, und er zog Kopien der Baupläne unter dem Rücksitz hervor. Nachdem er die Ladeklappe des Pick-ups heruntergelassen hatte, breitete er sie aus.
„Wir nutzen jeden Zentimeter Fläche“, sagte er. „Es wird eine Straße geben, die einmal um den gesamten Komplex herumführt. Das Kasino samt Hotel kommt hierhin.“
Er sah ihr zu, wie sie die verschiedenen Teile der Baupläne studierte.
„Du lässt die ältesten Bäume als Wäldchen stehen“, sagte sie, ohne ihn anzuschauen. „Mir gefallen die Wanderwege.“ Sie fuhr mit dem Finger zu den Bergen. „Da werden einige ernsthafte Sprengungen nötig sein, um so viel Erde zu bewegen.“
„Hast du schon mal mit Sprengungen zu tun gehabt?“
Sie schaute auf. „Nein, würde ich aber gern mal.“
„Dann hab ich da vielleicht was für dich.“
„Klingt verlockend.“
Er war nicht überrascht, dass sie die Aussicht auf eine große Explosion aufregender fand als die auf ein großes Eckbüro. So war Nevada schon immer gewesen – ehrgeizig, interessiert, klug. Er erinnerte sich an ihre Fähigkeit, ihm auf den Kopf zuzusagen, wenn er Unsinn redete. Sie waren ein paarmal spät aufgeblieben und hatte über alles Mögliche gequatscht – von Politik bis zu nachhaltiger Bauwirtschaft. Er hatte es immer genossen, sich mit ihr zu unterhalten, vor allem wenn er lange genug aus seinem Cat-Wahn aufgetaucht war, um überhaupt eine vernünftige Unterhaltung führen zu können.
Er wollte ihr sagen, dass es ihm leidtat, was zwischen ihnen passiert war. Nicht der schlechte Sex, obwohl der Gedanke daran ziemlich demütigend war, sondern alles andere. Er hatte damals ihr Freund sein wollen, hatte aber an nichts anderes als an Cat denken können.
„Ich meine, es sollte hier auch ein Outlet-Center geben“, sagte sie.
Er zog eine weitere große Rolle Papier heraus. „Das werden wir jedoch nicht realisieren, dafür ist das Projekt zu klein.“
„Du Snob.“
„Das letzte Projekt, an dem ich gearbeitet habe, war eine tausend Meter lange Hängebrücke in Afrika. Nein, ich baue keine Einkaufszentren.“
Sie lächelte ihn schief an. „Natürlich tust du das nicht.“
Lässig lehnte er sich gegen den Truck. „Du bist nicht mehr böse auf mich.“
„Ich war nicht böse.“ Sie richtete sich auf. „Das hier ist eine großartige Gelegenheit. Nicht nur für mich, sondern für die ganze Stadt.“
„Deren Kooperationsbereitschaft wir sehr zu schätzen wissen.“
„Bekommt ihr die nicht immer?“
„Manche Städte sind nicht an Wachstum oder Veränderungen interessiert.“
„So ist Fool‘s Gold zum Glück nicht. Wir haben bereits einen ganz guten Fremdenverkehr, aber nichts im Vergleich zu den Zahlen, die dieses Projekt bringen wird.“
„Warum bist du zurückgekommen? Du hättest doch überall im Land einen Job finden können.“
„Fool‘s Gold ist mein Zuhause. Hier bin ich aufgewachsen. Meine Familie hat diese Stadt gegründet.“ Sie lächelte. „Sie gehörten zu den ersten Siedlern. Aber der Máa-zib-Stamm war offensichtlich noch vor ihnen hier.“
„Ja, offensichtlich.“
Er wusste, was familiäre Wurzeln zu bedeuten hatten, doch ihn verband nichts damit. Es gab keinen besonderen Ort auf der Welt, den er sein Zuhause nannte. Sein Dad hatte immer eine Wohnung in Chicago gehabt, doch da waren sie nur selten gewesen. Sein Zuhause war immer da, wo das nächste Projekt war.
„Willst du was über unser Team hören?“
„Gern.“
Er erzählte ihr von den Männern, die für sie arbeiten würden. Ihre erste Verantwortung läge darin, das Baugelände zu roden. Wenn das erledigt war, würde ihr Team in Schichten mit verschiedenen anderen Teams am Hotel arbeiten.
„Ich bin außerdem daran interessiert, dich als Verbindungsperson zur Stadt aufzubauen“, sagte er. „Für den Fall, dass es Probleme gibt.“
„Damit rechne ich zwar nicht, aber sicher, ich kann gerne mit den Leuten reden.“
„Du weißt, dass die Jungs es dir anfangs nicht leicht machen werden?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe drei Brüder, da gibt es nicht mehr viel, was mich schockiert. Außerdem bin ich schon lange im Baugewerbe und kenne mich mit den Gepflogenheiten aus.“
Er wollte sagen, dass er ja auch noch da wäre, um sie zu beschützen, unterließ es dann aber. Nicht nur weil sie es ganz allein herausfinden würde, sondern weil das Wort „beschützen“ für eine professionelle Arbeitsbeziehung nicht angemessen war. Sie waren Kollegen, mehr nicht. Die Tatsache, dass er ihren weichen süßen Duft genoss, war unwichtig. Genau wie die tausend verschiedenen Blondtöne, in denen ihr Haar in der Sonne schimmerte.
Das liegt nur daran, dass ich sie so lange nicht gesehen habe, redete er sich ein. Er hatte im Laufe der Jahre schon mit vielen Frauen zusammengearbeitet und in keiner von ihnen jemals mehr als eine Kollegin gesehen. In ein paar Tagen würde Nevada auch einfach nur eine von den Jungs sein, wie er sein Team nannte.
„Am Montag geht es mit der Begehung los“, sagte er. „Willst du dabei sein?“
„Bietest du mir den Job an?“
„Das habe ich doch bereits. Du hast abgelehnt. Willst du etwa, dass ich bettle?“
„Hm, vielleicht sollte ich darauf bestehen.“
„Ich bin nicht sonderlich gut darin.“
Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Dann musst du mehr üben.“
„Ach darum handelt es sich hier also? Um eine Gelegenheit, mich zu coachen?“
„Ich helfe, wo ich kann.“
Er drückte sich vom Truck ab und stellte sich vor sie. „Nevada, ich hätte dich sehr gerne als eine meiner Bauleiterinnen. Ja oder nein?“
„Betteln sieht anders aus.“
„Vielleicht, aber ich meine es ernst.“
„Wir werden beide so tun, als wäre die Vergangenheit nie passiert.“ Das war eine Feststellung, keine Frage. „Und fangen ganz von vorne an.“
„Einverstanden.“
„Dann würde ich den Job sehr gerne annehmen.“
Zufrieden streckte er die Hand aus. „Gut. Dann lass uns in die Stadt zurückfahren und über die Einzelheiten reden.“
Sie legte ihre Hand in seine. Die Berührung ihrer Haut, das Gefühl, ihr so nah zu sein, traf ihn völlig unvorbereitet. Wie ein Blitz schoss es ihm direkt in die Lenden.
Nachdem er ihre Hand einmal kurz gedrückt hatte, ließ er sie los und bemühte sich, so lässig wie möglich ein wenig Abstand zwischen sich und sie zu bringen. Verdammt noch mal, dachte er grimmig. Auf dieses Gefühl hätte er in seinem Leben gut und gerne verzichten können.
Nevada schien die Berührung nichts ausgemacht zu haben, was ihn doppelt dumm erscheinen ließ.
„Wohnst du während der Zeit hier in einem Hotel?“, fragte sie. „Falls du ein Haus mieten willst, kann ich mich sonst mal umhören.“
„Ich ziehe ein Hotel vor. Das ist einfacher.“
„Weil jemand anderes sich ums Kochen und Saubermachen kümmert?“
„Genau.“
„Typisch Mann.“
„An den meisten Tagen, ja.“ Er begleitete sie zu ihrem Truck. „Treffen wir uns in zwanzig Minuten in der Lobby der Ronan‘s Lodge. Ich bring den Vertrag mit.“
Sie nickte und stieg ein, schloss aber die Tür nicht. „Hast du noch Kontakt zu ihr? Zu Cat, meine ich?“
Die Frage überraschte ihn. „Nein. Schon seit Jahren nicht. Nicht mehr, seitdem wir Schluss gemacht haben. Und du?“
Nevada schüttelte den Kopf. „Cat war nicht meine Freundin.“
„Sie mochte dich. So sehr sie jemanden mögen konnte.“
„Das ist mal eine Aussage.“
„Du weißt, wie sie war.“
Nevada schaute ihn an. Er sah etwas in ihren Augen aufblitzen, konnte es jedoch nicht deuten. Schmerz? Wut? Er wusste es nicht. Gefühle waren etwas, mit deren Feinheiten normal sterbliche Männer meistens überfordert waren.
Ein Truck kam die Straße hoch und parkte neben ihnen.
„Das ist Will“, sagte Tucker. „Du musst ihn unbedingt kennenlernen. Er ist meine rechte Hand, auch wenn er dir erzählen wird, er wäre der wahre Kopf des Ganzen.“
„Bin ich doch auch“, sagte Will und kam auf sie zu. „Fragen Sie ihn mal, wie oft ich ihm schon den Arsch gerettet habe.“
„Gibt es jemanden, der so weit zählen kann?“, erwiderte Nevada und stieg grinsend aus ihrem Truck.
Will blinzelte ihr zu und wandte sich dann an Tucker. „Ich wusste, dass ich sie mögen würde. Sag mir, dass sie eingewilligt hat.“
„Hat sie.“
„Willkommen im Team.“ Will schüttelte Nevada die Hand. „Will Falk.“
„Nevada Hendrix.“
„Tucker wollte mir gerade den Vertrag bringen“, sagte sie. „Wollen Sie mitkommen und gucken, wie ich unterschreibe?“
„Nichts würde mir besser gefallen“, erklärte Will. „Außer wenn wir das ‚Sie‘ weglassen.“
„Okay, einverstanden“, erwiderte Nevada.
„Wir treffen uns in der Stadt“, sagte Will und ging zu seinem Auto zurück.
Ist vermutlich besser so, dachte Tucker, als er in sein Auto stieg und nach Fool‘s Gold zurückfuhr. Bis er herausgefunden hatte, warum Nevadas Berührung so eine Wirkung auf ihn hatte, sollte er möglichst keine Zeit alleine mit ihr in einem Hotel verbringen. Da sie jetzt zusammenarbeiteten, waren jegliche persönliche Verstrickungen streng untersagt. Dessen war er sich nur allzu bewusst.
„Was?“, fragte Ethan. „Da stimmt doch was nicht.“
Denise Hendrix schaute ihren ältesten Sohn an. Sie erinnerte sich noch an den Tag, an dem sie ihn vom Krankenhaus mit nach Hause gebracht hatte. Damals war sie gerade zwanzig Jahre alt gewesen, kaum ein Jahr verheiratet und vollkommen ahnungslos, was sie da tat. Ihre Schwiegermutter hatte noch gelebt. Obwohl die beiden Frauen sich nie sonderlich nahegestanden hatten, war Eleanor fünfzehn Minuten nach Denise‘ und Ralphs Ankunft zu Hause bei ihnen aufgetaucht.
„Ich bin hier, wenn du mich brauchst“, hatte die ernste Frau gesagt. „Ich weiß, was du durchmachst, aber ich will mich nicht einmischen.“
Denise hatte ihrer Schwiegermutter versichert, dass sie gut zurechtkäme. Diese tapfere Haltung dauerte genau bis zum nächsten Morgen, als Ralph zur Arbeit ging und Ethan anfing zu weinen. Er hörte einfach nicht auf, wollte nicht trinken, und obwohl er kein Fieber hatte, bekam Denise Panik. Sie rief Eleanor an und bat sie, herüberzukommen.
Ethans Großmutter hatte genau zwei Minuten gebraucht, um das Baby zu beruhigen. Sie stand ganz still daneben, während Denise sich abmühte, ihr Neugeborenes zu stillen, bot praktische Ratschläge und verlor Ralph gegenüber kein Wort über ihre täglichen Besuche.
„Ich vermisse deine Großmutter“, sagte Denise.
Ethan starrte sie an. „Deshalb kommst du zu mir ins Büro? Sie ist seit zwanzig Jahren tot.“
„Nein, deshalb bin ich nicht hergekommen. Aber ich habe an sie gedacht. Sie war wundervoll zu mir. Erinnerst du dich noch an sie?“
„Klar. Wenn wir bei ihr übernachtet haben, durften wir so lange aufbleiben, wie wir wollten, und alles im Fernsehen ansehen. Ich habe mir jedes Mal einen Horrorfilm ausgesucht, den du mir nicht erlaubt hättest, und mich dabei so gegruselt, dass ich nicht einschlafen konnte. Dann bin ich zu ihr und Grandpa ins Bett gekrabbelt, und sie hat mir vorgesungen, bis ich keine Angst mehr hatte.“
Denise lächelte. „Ja, das klingt ganz nach ihr.“
„Aber sie ist nicht der Grund für deinen Besuch.“
„Nein. Ich bin mir nicht sicher, was ich wegen Tucker Janack unternehmen soll. Ich brauche deinen Rat.“ Beide Sätze waren gelogen. Sie wusste genau, was sie wegen Tucker tun musste, doch das wollte sie Ethan nicht sagen. Es war besser, ihn seine eigenen Schlüsse ziehen zu lassen.
Ethan runzelte die Stirn. „Worum geht‘s? Nevada wird für ihn arbeiten. Sie hat mir gesagt, dass sie sein Jobangebot angenommen hat.“
„Ich weiß, und das freut mich auch. Es ist nur …“ Sie atmete tief ein. „Sie haben eine gemeinsame Vergangenheit. Erinnerst du dich, als Nevada auf dem College war und du sie gebeten hast, deinen alten Freund aufzusuchen?“
„Klar. Ich dachte, er wäre eine gute Kontaktperson. Falls ihr etwas zustoßen sollte oder sie einen Rat bezüglich des Studiums bräuchte. Ingenieurwesen ist ein schweres Hauptfach, und er hatte bereits Erfahrung darin.“
„Sie hat ihn auch getroffen. Sie waren Freunde. Dann …“ Sie winkte ab. „Egal. Ich sollte nicht mit dir darüber reden.“
Ethans misstrauischer Blick wurde richtig finster. „Das ist jetzt zu spät. Was ist passiert?“
„Er war betrunken, und sie haben miteinander geschlafen. Er war mit einer anderen zusammen, aber sie hatten sich kurz getrennt. Er hat Nevada ausgenutzt und ist dann zu seiner Freundin zurückgekehrt. Nevada war natürlich am Boden zerstört. Mir wird ganz schlecht, wenn ich nur daran denke. Dieser Mann und mein kleines Mädchen …“
Denise war wirklich nicht glücklich über das, was passiert war, und sie wollte, dass Tucker bestraft wurde. Sie glaubte daran, dass Kinder manchmal durch Fehler lernen mussten und dadurch, dass sie die Konsequenzen ihres Tuns ertrugen. Aber Tucker war zu weit gegangen.
Ethan nickte. „Ich kümmere mich darum, Mom. Mach dir keine Sorgen.“
„Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann. Du bist immer für mich und alle anderen in der Familie da gewesen.“
„Mach dir keine Sorgen“, wiederholte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Danke.“
Erleichtert und kein bisschen von Schuldgefühlen geplagt, verließ Denise das Büro. Es gab bestimmt Menschen, die mit ihrem Vorgehen nicht einverstanden waren, aber das war ihr egal. Niemand legte sich mit ihrer Familie an.
Jo Trellis schaute zu den Kartons, die sich hinten in ihrem SUV stapelten, und fragte sich, ob sie sich ein bisschen zu sehr hatte mitreißen lassen. Sie nahm an, Teil des Problems war, dass sie so aufgeregt war bei dem Gedanken, dass ihre Freundinnen Kinder bekamen und sie diese Kinder aufwachsen sehen würde. Sie selbst hatte keine eigenen Kinder, und das würde sich vermutlich auch nicht mehr ändern. Sie würde das Ganze also stellvertretend durch ihre Freunde miterleben und wäre für die neue Generation von Fool‘s Gold dann einfach Tante Jo.
In wenigen Monaten würde Charitys Tochter krabbeln, und ein paar Monate danach täten Pias Zwillinge es ihr gleich. Dakotas Tochter war beinahe neun Monate alt, und Dakota war bereits mit ihrem zweiten Kind schwanger. Das erklärte die verschiedenen Spielzeuge, die Jo gekauft hatte.
Sie hatte bereits eine Ecke in dem Hauptraum ausgesucht, die sich perfekt als Spielecke eignete. Ethan hatte ihr einen seiner Jungs herübergeschickt, um ein paar bewegliche Pfosten zu installieren. Sie hatte auch kindersicheren Zaun gekauft, um die Kinder drinnen und die Gäste draußen zu halten. Sie müsste nur ein wenig umstellen, dann könnten ein paar Tische direkt an der Spielecke stehen, sodass die Kinder sich austoben konnten, während die Mütter sich unterhielten. Auf diese Weise wären alle glücklich.
Sie nahm die kleinste Kiste und trug sie ohne Probleme nach drinnen. Der Karton mit der Spielküche würde schon etwas schwieriger werden.
„Brauchen Sie Hilfe?“
Sie schaute über ihre Schulter und sah einen großen Mann auf sich zukommen. Er humpelte leicht, hatte aber muskulöse Schultern und Oberarme. Sein blondes Haar war genau richtig lang für ihren Geschmack, und seine dunkelblauen Augen funkelten amüsiert.
„Der Karton ist ja beinahe so groß wie Sie.“
Ihr Instinkt riet ihr, ihm zu sagen, dass sie gut allein klarkäme. Schon aus Prinzip ging sie Unterhaltungen mit fremden Männern aus dem Weg. Sie würde gern sagen, mit allen Männern, aber das was in ihrem Beruf leider nicht möglich. Also hatte sie gelernt, freundlich zu sein, ohne jemandem zu gestatten, ihre Grenzen zu überschreiten. Doch sie war schon lange genug in Fool‘s Gold, um zu wissen, dass die Gemeinschaft hier großgeschrieben wurde. Im Laufe der letzten Jahre hatte sie gelernt, nicht nur anderen Leuten zu vertrauen, sondern vor allem auch sich selbst.
Der Mann blieb an ihrem SUV stehen. „Will Falk“, stellte er sich vor.
„Jo Trellis.“ Sie musterte seine ausgeblichene Jeans und sein leichtes Leinenhemd. „Sie arbeiten bei Janack Construction.“
„Richtig.“ Er griff nach dem Karton und zog ihn mit Leichtigkeit aus dem Wagen.
Bei dem Gedanken daran, wie sie sich hatte anstrengen müssen, um den Karton in den Kofferraum zu hieven, zog sie eine Grimasse. Männer hatten einfach von Natur aus mehr Kraft als Frauen.
„Wo soll der hin?“, fragte er.
Sie ging voran zur Hintertür der Bar, durch das Lager und in den Hauptraum. Dort zeigte sie auf die Ecke, die sie frei geräumt hatte.
„Dahin, bitte.“
Will stellte die Kiste ab und richtete sich auf. „Kinderspielzeug in einer Bar?“
„Viele meiner Kundinnen haben Babys oder sind gerade schwanger.“
„Und sie bringen die Kinder mit in eine Bar?“ Er klang schockiert.
Sie gestattete sich ein Lächeln. „Bei mir ist es vor allem mittags und zur Kaffeezeit voll. Meine Kundinnen kommen eher her, um sich zu unterhalten als um sich zu betrinken. Bevor die Abendgäste kommen, werden die Spielsachen wieder weggeräumt. Machen Sie sich keine Sorgen. In Fool‘s Gold geben wir gut auf die Kinder acht.“
Aber Will hörte gar nicht zu. Er drehte sich ganz langsam im Kreis und ließ seinen Blick über die malvenfarbenen Wände gleiten, die großen Fernseher, auf denen America‘s Next Topmodel lief, die bequemen Hocker mit Rückenlehnen an der Bar und die Haken, um Handtaschen dranzuhängen.
„Was ist das hier?“, fragte er.
„Eine Bar.“
„Ich war schon in vielen Bars, aber noch nie in so einer.“
„Die Männer haben ihren eigenen Raum im hinteren Bereich. Da geht es ganz traditionell zu mit dunklen Farben, einem Billardtisch und Sportkanälen auf den Fernsehern.“
Er wirkte immer noch verloren.
„In Fool‘s Gold wohnen sehr viele Frauen“, erklärte Jo. „Die meisten Läden sind auf sie ausgerichtet. Inklusive meinem.“
„Ich verstehe“, sagte er langsam.
Sie lachte. „Wenn Sie erst einmal eine Weile hier sind, werde Sie sich schnell daran gewöhnen.“
Sie ging zu ihrem Wagen zurück, und Will folgte ihr.
„Verstehen Sie mich nicht falsch“, sagte er. „Ich mag Frauen.“
Sie überlegte, ihn vorzuwarnen. Nur weil bei ihr viele Frauen verkehrten, bedeutete das nicht, dass es leicht wäre, eine von ihnen aufzureißen. Die meisten ihrer Kundinnen trafen sich hier, um mit ihren Freundinnen über ihre Probleme zu reden. Es ging ihnen nicht darum, irgendwelche Männer kennenzulernen. Aber das würde er schon noch allein herausfinden.
Will half ihr, auch die restlichen Kartons hineinzutragen. Gerade als sie ihm danken und ihn verabschieden wollte, fing er an, den ersten Karton mit seinem Taschenmesser zu öffnen.
„Sie arbeiten im Management, oder?“, fragte sie.
Er lachte. „Ja. Unter lautem Protest hat man mich dorthin verschleppt. Wieso?“
„Weil Sie sofort die Kontrolle übernehmen.“
„Soll ich lieber aufhören?“
„Nein, ich weiß Ihre Hilfe durchaus zu schätzen“, gab sie zu. Allein hätte sie keine Chance, alles auszupacken, bevor die Mittagsgäste kämen.
„Und ich helfe gerne.“ Er zog einen bunten Plastikkühlschrank heraus. „Süß.“
„Ich dachte, das wäre ganz lustig.“
Als Nächstes kam der winzige Herd.
„Wie lange wohnen Sie schon hier?“, wollte Will wissen.
„Ein paar Jahre. Fool‘s Gold ist eine gute Stadt. Freundliche Menschen.“ Menschen, die sie aufgenommen hatten, ohne viele Fragen zu stellen. Sie wusste, dass man neugierig war, aber niemand drängte sie, was sie sehr zu schätzen wusste.
„Gut. Wir werden mit unserem neuesten Projekt auch ein paar Jahre hierbleiben. Ein Ort wie dieser schlägt Brückenbauen mitten in Afrika um Längen. Ich liebe es, eins mit der Natur zu sein, aber ab und zu brauche ich auch mal einen guten Burger.“
„Sie reisen viel?“
„Das liegt am Job. Janack Construction ist ein internationales Unternehmen. Ich arbeite seit der Highschool dort. Tucker kannte ich schon, als er noch ein Kind war.“ Er widmete sich dem nächsten Karton, der ein Dreirad enthielt. „Jetzt ist er der Projektleiter hier. Wie die Zeit vergeht.“
Jo schätzte Will auf Anfang vierzig. „Was hält Ihre Familie davon, dass Sie so viel unterwegs sind?“ Sie stellte die Frage, ohne nachzudenken, doch sobald die Worte raus waren, erkannte sie, wie sie interpretiert werden könnten.
Will richtete sich auf und schaute sie an. „Es gibt nur mich.“
Sie nickte und senkte den Blick. Eine ungewohnte Nervosität machte sich in ihr breit. In der Sekunde, in der sie das Gefühl erkannte, wollte sie am liebsten um eine Auszeit bitten.
Nein, sagte sie sich. Kein Mädchen-Junge-Geplänkel mehr für sie. Kein Lächeln, kein Interesse, nichts. Das hatte sie schon einmal durchgemacht, und es hatte in einer Katastrophe geendet, für die sie immer noch bezahlte. Beziehungen waren gefährlich, und für einige Menschen waren sie sogar tödlich.
„Das erleichtert das Herumreisen natürlich.“ Sie trat einen Schritt zurück. „Vielen Dank, dass Sie mir helfen. Aber wenn Sie mich jetzt kurz entschuldigen würden? Ich muss noch ein paar Dinge vorbereiten, um gleich zu öffnen.“
Sie zog sich hinter den Tresen zurück. Die lange Holztheke vermittelte ihr ein Gefühl von Sicherheit. Manchmal half etwas so Simples wie eine physische Barriere ihr, sich daran zu erinnern, dass sie jetzt die Kontrolle über ihr Leben hatte.
Schnell packte Will auch die anderen Spielzeuge aus. Er faltete die Kartons zusammen, steckte sie alle in den größten und brachte ihn nach draußen zur Altpapiertonne. Dann kam er wieder herein und stellte sich an den Tresen.
„Danke für Ihre Hilfe“, sagte Jo.
„Gern geschehen. Ich dachte gerade, dass ich gerne hier zu Mittag essen würde.“
Er gefiel ihr, das konnte sie nicht leugnen. Der Mann hatte freundliche Augen. Sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass Freundlichkeit ein sehr unterschätzter Charakterzug bei einem Menschen war.
„Sie wirken wie ein sehr netter Mann, aber die Antwort ist nein.“
Fragend sah er sie an. „Sie interpretieren da zu viel rein.“
„Vielleicht. Aber das ändert nichts an meiner Entscheidung.“
Er stand da und lächelte sie an. Will Falk war ein netter Kerl. Er hatte ihr geholfen, und sie hatte ihn weggestoßen.
Aus durchaus legitimen Gründen, aber das konnte er nicht wissen. Sie seufzte.
„Es ist nichts Persönliches“, sagte sie. „Ich lasse mich nur nicht auf Männer ein.“
„Spielen Sie für das andere Team?“
Trotz der etwas unangenehmen Situation lächelte Jo. „Nein. Ich bin nicht lesbisch.“
Sie wartete darauf, dass er sagte, sie müssten sich auf nichts einlassen. Dass sie einfach nur Sex haben könnten. Sie wusste, dass so ein Angebot sie durchaus verlocken könnte. Es war schon sehr, sehr lange her, seit sie das letzte Mal mit einem Mann zusammen gewesen war.
Die Tür zur Bar wurde geöffnet, und einige Frauen aus dem Rathaus kamen herein. Sie winkten Jo zu und setzten sich dann an einen Tisch am Fenster. Innerhalb der nächsten Minute kamen zwölf weitere Kunden herein, einschließlich einiger Männer, die sie nicht kannte, die jedoch von der Baustelle zu sein schienen. Sie riefen Will einen Gruß zu, setzten sich dann aber an einen Tisch in einer Nische.
„Ich sehe, Sie haben zu tun“, sagte Will. „Wir kommen später drauf zurück.“
„Das können wir uns sparen.“
„Dessen bin ich mir nicht so sicher.“
Die Tür ging erneut auf, und Ethan Hendrix kam herein. Er schaute sich in der Bar um und ging dann zu dem Tisch mit den Bauarbeitern. Einer von ihnen stand auf. Bevor Jo auch nur ahnte, was los war, holte Ethan aus und schlug dem anderen Mann mit der Faust ins Gesicht.
Jo schaute auf die Uhr. Es war noch nicht mal zwölf. Das würde ein sehr langer Tag werden.