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Farbige Muster – Stulpen
mit
klassischen Motiven
In diesem Kapitel
Mehrere Farben bändigen
Fair-Isle-Muster kennenlernen
Musterstulpen stricken
Stricken ist eine Handarbeit, die in vielen Ländern traditionelle Wurzeln hat. So haben sich über Jahrhunderte regionale Muster entwickelt, die heute wieder sehr beliebt sind. Durch ausgeklügelte Techniken wurden die Stricksachen immer perfekter. So konnte man mit verschiedenen Farben nicht nur immer schönere Muster gestalten, die Schichten aus mehreren Fäden erzeugten auch ein Gewebe, das sehr dicht und warm ist.
Man findet mehrfarbige Muster, die in Spanntechnik oder auch Jacquardtechnik gestrickt wurden, in vielen Regionen der Welt, wie etwa in Südamerika, Skandinavien oder auch Großbritannien. Besonders ausdrucksvolle traditionelle Muster kommen zum Beispiel von den Fair-Isle-Inseln, nach denen sie auch benannt sind. Der Vorteil dieser Muster besteht darin, dass sie trotz Mehrfarbigkeit immer nur mit zwei Fäden gleichzeitig gestrickt werden. Man kann mit dieser Technik sowohl einzelne Musterbordüren in einfarbige Flächen stricken oder ganze Strickstücke flächig gestalten.
Das Geheimnis der Jacquardtechnik ist, dass man zwei (oder mehr) Arbeitsfäden in der Reihe hat und diese abwechselnd benutzt. Man strickt etwa eine Masche mit dem weißen Garn und die nächsten fünf in Blau, dann wieder eine Masche weiß. Um den Faden immer an der gewünschten Stelle parat zu haben, muss man ihn auf der Rückseite der Arbeit mitführen oder spannen. Wobei spannen bedeutet, dass der Faden ganz locker auf der Rückseite liegt. Der weiße Faden liegt also, wenn er nicht gebraucht wird, quer hinter den fünf blauen Maschen, damit er danach wieder zum Einsatz kommen kann. Dann parkt der blaue Faden.
Zählmuster für farbige Strickprojekte
Farbige Strickmuster werden nach einem Schema gestrickt, das aus Kästchen besteht, ähnlich wie eine Strickschrift. Jedes Kästchen entspricht einer Masche und einer Reihe und wird mit der entsprechenden Farbe gekennzeichnet. Diese Grafiken bezeichnet man als Zählmuster. Sie haben im Gegensatz zu einer Textanleitung den Vorteil, dass sie übersichtlicher sind, weniger Platz beanspruchen und gleich einen optischen Eindruck vom Muster liefern.
Wenn man mehrere farbige Muster kombiniert, sollte man auf die Maschenzahl der Mustersätze achten und darauf, dass die Motive zusammenpassen. Auch die farbliche Gestaltung spielt eine große Rolle. Dabei hilft das farbige Zählmuster, das schon einen ersten Eindruck vom späteren Strickergebnis liefert. Man liest Zählmuster (zu sehen in Abbildung 10.3) genau wie Strickschriften (die kennen Sie schon aus Kapitel 7) von rechts nach links und von unten nach oben, weil das der Arbeitsrichtung entspricht.
Auch bei den Zählmustern reicht es oft, einen Mustersatz darzustellen, also ein Motiv, das dann entsprechend oft wiederholt wird. Bei kleineren Projekten, wie etwa Handschuhen, kann manchmal auch das gesamte Teil als Zählmuster dargestellt sein.
Die Musterstulpen in Abbildung 10.1 werden dreifarbig gestrickt und haben drei verschiedene Musterelemente. Eine schmale Bordüre schmückt den Bund, das Hauptmotiv wird zweimal wiederholt und die Handinnenfläche und der Daumen sind in einem dritten Muster gearbeitet. Sie stricken alles im Kreis und arbeiten immer nur mit zwei Farben gleichzeitig.
je 50 g Wolle in Wollweiß,
Hellgrau und Lila, 80 % Schurwolle, 20 % Polyamid,
Lauflänge = 210 m/50 g
Nadelspiel Nr. 3
Schere
Maßband
Sicherheitsnadel
Wollnadel zum Vernähen der Fäden
Die Stulpen passen in Damengröße S/M.
28 Maschen × 34 Reihen glatt rechts = 10 × 10 cm
Glatt rechts in Runden, Zählmuster A für die Bordüre, Zählmuster B für den Handrücken und Zählmuster C für Innenfläche und Daumen
Schlagen Sie 50 Maschen in Wollweiß mit Nadeln Nr. 3 an, verteilen Sie die Maschen gleichmäßig auf dem Nadelspiel und stricken Sie 13 Runden glatt rechts. Nehmen Sie dann den lila Faden zusätzlich auf und beginnen Sie in der 14. Runde mit der Bordüre.
Stricken Sie laut Zählmuster A in Abbildung 10.2 für die Bordüre eine Runde und wiederholen Sie den Mustersatz fortlaufend. Wechseln Sie in der 3. Runde die Hintergrundfarbe. Stricken Sie nun mit Grau weiter, statt mit Wollweiß, und setzen Sie die Muster in Lila fort. Arbeiten Sie 1 Runde mit der grauen Hintergrundfarbe und wechseln Sie für die letzten 2 Runden der Bordüre wieder zu Wollweiß.
Stricken Sie anschließend 2 Runden glatt rechts in Wollweiß ohne Muster und lassen Sie alle anderen Fäden am Rundenbeginn lose hängen. Sie müssen jetzt nicht mitgeführt werden, weil in diesem Runden kein Muster vorkommt. Achten Sie darauf, dass sich die Fäden nicht verknoten. Stricken Sie 1 weitere Runde in Wollweiß glatt rechts und verdoppeln Sie jede 12. Masche. Sie haben 54 Maschen auf den Nadeln.
Fahren Sie dann nach Zählmuster B in Abbildung 10.3 fort und stricken Sie ab Rundenbeginn 1 Mustersatz, also 27 Maschen, und die folgenden 27 Maschen nach Zählmuster C in Abbildung 10.4.
Arbeiten Sie dabei 5 Runden mit Wollweiß als Hintergrundfarbe und wechseln Sie dann zu Grau, auch im Bereich der Innenfläche. Wechseln Sie nach 9 Musterrunden wieder zu Wollweiß als Hintergrundfarbe und beginnen Sie mit den Zunahmen für den Daumenkeil.
Markieren Sie die 50. und die 54. Masche. In der folgenden Runde verdoppeln Sie die Maschen vor und hinter den markierten für den Daumenkeil. Verdoppeln Sie in jeder 2. Runde die Maschen vor beziehungsweise nach den markierten, bis der Daumenkeil 18 Maschen breit ist. Setzen Sie dabei das Muster der jeweiligen Runde über den neu zugenommenen Maschen folgerichtig fort. Es verschiebt sich dadurch zum Ende der Runde.
Nach Ende des ersten Mustersatzes B stricken Sie 1 Runde rechte Maschen in Wollweiß und legen die 18 Daumenmaschen auf der Sicherheitsnadel still. Nehmen Sie in 1 weiteren Runde Wollweiß stattdessen 5 neue Maschen auf und setzen Sie das Muster folgerichtig fort.
Den oberen Rand der Stulpe stricken
Arbeiten Sie weiter laut Mustersatz B und C bis zum Ende des 2. Musters. Schneiden Sie den grauen und den lila Faden nicht zu kurz ab und stricken Sie weiter in Wollweiß glatt rechts. Dabei stricken Sie in der 1. Runde jede 12. und 13. Masche rechts zusammen. Sie haben noch 50 Maschen auf den Nadeln. Stricken Sie insgesamt 13 Runden in Wollweiß und ketten Sie dann alle Maschen locker ab.
Nehmen Sie die stillgelegten 18 Daumenmaschen wieder auf die Nadeln und zusätzlich nehmen Sie 8 Maschen aus den neu angeschlagenen Daumenmaschen dazu auf. Setzen Sie den wollweißen und den lila Faden an und stricken Sie mustergemäß über alle Maschen. Dabei stricken Sie bei den zusätzlich aufgenommenen Maschen die ersten und die letzten beiden zusammen ab. Es sind noch 24 Maschen auf den Nadeln. Fahren Sie nach Zählmuster C fort und stricken Sie 10 Runden. Anschließend ketten Sie alle Maschen mit einer Runde Wollweiß locker ab.
Beginnen Sie die rechte Stulpe genau wie im Abschnitt »So geht’s« weiter vorn in diesem Kapitel beschrieben und arbeiten Sie zunächst die Bordüre. Stricken Sie anschließend zwei Runden Wollweiß und arbeiten Sie die Zunahmen wie beschrieben. Stricken Sie dann über die 54 Maschen zunächst 27 nach Zählmuster C und die folgenden 27 nach Zählmuster B. Arbeiten Sie bis zur Höhe des Daumenkeils und markieren Sie die 23. und die 27. Masche. Führen Sie die Zunahmen wie bei der linken Stulpe durch und stricken Sie über die neuen Maschen das Muster folgerichtig weiter. Es verschiebt sich nun zum Rundenanfang hin durch die Zunahmen.
Nach Ende des ersten Mustersatzes B stricken Sie 1 Runde rechte Maschen in Wollweiß und legen die 18 Daumenmaschen auf der Sicherheitsnadel still. Nehmen Sie in 1 weiteren Runde Wollweiß stattdessen 5 neue Maschen auf und setzen Sie das Muster folgerichtig fort. Arbeiten Sie die Stulpe wie für links beschrieben fertig und stricken Sie anschließend den Daumen wie angegeben.
Fädeln Sie den langen Abkettfaden in eine Wollnadel und legen Sie den glatt rechts gestrickten Rand zur Hälfte nach innen um. Nähen Sie den Umschlag auf der Innenseite fest, wie in Kapitel 9 beim glatt rechten Bund beschrieben (siehe den Abschnitt »So geht’s«). Nähen Sie den Bund auf die gleiche Weise nach innen um. Verstopfen Sie alle Fadenenden sorgfältig und achten Sie darauf, dass die neu angesetzten Fäden gut verknotet sind. Nun sollten Sie die Stulpen anfeuchten und auf einem passenden Stück Pappe trocknen lassen.