Allgemeine Literaturhinweise
John Hughlings-Jackson, Kurt Goldstein, Henry Head, A. R. Lurijasie sind die Väter der Neurologie. Ihr Leben war ihren Patienten gewidmet, über deren Schwierigkeiten, die sich gar nicht so sehr von unseren Problemen unterscheiden, sie intensiv nachdachten. In den Gedanken eines Neurologen sind diese Männer immer gegenwärtig, und ihr Geist lebt auch in diesem Buch fort. Wir sind geneigt, komplexe Persönlichkeiten auf Stereotypen zu reduzieren und die Fülle und oft ausgeprägte Widersprüchlichkeit ihrer Gedanken zu beschneiden. So spreche ich oft von der klassischen, «Jacksonschen» Neurologie, aber der Hughlings-Jackson, der über «Traumzustände» und «Erinnerungen» schrieb, unterschied sich sehr von jenem Hughlings-Jackson, für den alles Gedachte ein planvolles Kalkül war. Der erstere war ein Dichter, der letztere ein Logiker, und doch sind beide in ein und demselben Mann vereint. Henry Head mit seiner Leidenschaft für Diagramme und Schemata unterschied sich deutlich von jenem Head, der in aller Anschaulichkeit über «Ton-Gefühl» schrieb. Goldstein, der so abstrakt über «das Abstrakte» schrieb, war fasziniert von der Konkretheit individueller Fälle. Lurija schließlich war sich seiner Gespaltenheit bewußt - er mußte, so meinte er, zwei Arten von Büchern schreiben: formale, strukturalistische Bücher (wie Die höheren kortikalen Funktionen des Menschen» und biographische «Romane» (wie ‹The Mind of a Mnemonist›.) Das erste nannte er ein Produkt der «klassischen», das zweite ein Produkt der «romantischen Wissenschaft».
Hughlings-Jackson, Goldstein, Head und Lurijasie haben die Grundlagen der Neurologie geschaffen, und auf ihren Erkenntnissen basieren meine eigenen Gedanken. Meine ersten Hinweise müssen sich daher auf sie beziehen - eigentlich auf ihr Gesamtwerk, denn das Charakteristische fließt immer in das Lebenswerk ein, aber aus praktischen Gründen verweise ich hier nur auf ihre Hauptwerke, die relativ leicht zugänglich sind.
John Hughlings-Jackson
Aus der Zeit vor Hughlings-Jackson gibt es ausgezeichnete Fallbeschreibungen zum Beispiel Parkinsons «Essay an the Shaking Palsy», der schon 181'7 erschien -, aber keine allgemeine Vorstellung oder systematische Darstellung der Nervenfunktion. Hughlings-Jackson ist der Begründer der Neurologie als Wissenschaft. Man kann seine grundlegenden Schriften in: Taylor, J. (Hg.), ‹Selected Writings of John Hughlings-Jackson), London 1931; Neuaufl. New York 1958, studieren. Diese Schriften sind sicherlich nicht einfach zu lesen, aber oft richtungweisend und teilweise überaus klarsichtig. Eine weitere Auswahl, die auch Hughlings-Jacksons Lebenserinnerungen und Niederschriften seiner Gespräche enthält, war von Purdon Martin bei seinem Tod schon fast fertiggestellt und wird, so ist zu hoffen, bald veröffentlicht werden.
Henry Head
Head ist, wie Weir Mitchell (siehe unter Kapitel 6), ein hervorragender Autor, und die Lektüre seiner umfangreichen Bücher ist, im Gegensatz zu denen Jacksons, immer ein Genuß:
‹Studes in Neurology›, 2 Bde., Oxford 192o.
‹Aphasia and Kindred Disorders of Speech› 2 Bde., Cambridge 1926.
Kurt Goldstein
Goldsteins bekanntestes allgemeines Werk ist ‹Der Aujbau des Organismus› (Den Haag 1934). Siehe auch: Goldstein, K.; Sheerer, M.: «Abstract and concrete behaviour», Psychol. Monogr. 53 (1941).
Goldsteins faszinierende, in verschiedenen Büchern und Fachzeitschriften erschienenen Fallgeschichten sind noch nicht gesammelt erschienen.
Alexander R.Lurija
Der größte neurologische Schatz unserer Zeit ist das Werk von Lurija. Zu den bekanntesten seiner Bücher gehören:
‹The Man with a Shattered World›, New York 1972.
‹The Mind of a Mnemonist›, New York 1968.
‹Die Funktion der Sprache in dergeistigen Entwicklung des Kindes›, Düsseldorf 1970; Taschenbuchausgabe Berlin 1985. Diese Studie befaßt sich mit geistigen Defekten, mit Sprache, Spiel und dem Zwillingsproblem. ‹Human Brain and Psychological Processes›, New York 1966. Fallstudien über Patienten mit Stirnlappen-Syndromen.
‹The Neuropsychology of Memory›, New York 1976.
‹Die höheren kortikalen Funktionen des Menschen und ihre Störungen bei örtlichen Hirnschädigungen›, Berlin (DDR) 1970. Lurias magnum opus - die umfangreichste Zusammenfassung neurologischer Theorien und Forschungsergebnisse unseres Jahrhunderts.
‹The Working Brain), Harmondsworth 1973. Eine komprimierte und höchst lesbare Version des vorgenannten Werkes. Die beste verfügbare Einführung in die Neuropsychologie.
Literaturhinweise zu den einzelnen Kapiteln
1. Der Mann, der seine Frau mit einem Hut
verwechselte Macrae, D.; Trolle, E.: «The defect of function in
visual agnosia», Brain 77 (1956), S. 94-110.
Kertesz, A.: «Visual agnosia: the dual deficit of perception and
recognition», Cortex 15 (1979), S. 403-419.
Marr, D., siehe unter Kapitel 15.
Damasio, A. R.: «Disorders in Visual Processing», in: M. M. Mesulam
(1985), S. 259-288 (siehe unter Kapitel 8).
2. Der verlorene Seemann
Korsakows ursprünglicher Beitrag (1887) sowie seine späteren Werke
sind nicht übersetzt worden. Eine komplette Bibliographie mit
übersetzten Auszügen und einer kritischen Würdigung findet sich in
A. R. Lurijas ‹The Neuropsychology of Memory› (op. cit.), in dem
seinerseits viele er staunliche Beispiele für Amnesien aufgeführt
werden, die Ähnlichkeiten mit der des «verlorenen Seemanns»
aufweisen. Sowohl hier als auch in der vorhergehenden
Fallgeschichte verweise ich auf Gabriel Anton, Otto Pötzl und
Sigmund Freud.
Anton, G.: «Über die Selbstwahrnehmung der Herderkrankungen des
Gehirns durch den Kranken», Arch. Psychiat. 32 (1899).
Freud, S.: ‹Zur Auffassung der Aphasien), Leipzig / Wien 1891.
Das von Pötzl beschriebene Syndrom ist nicht nur visueller Natur,
sondern kann sich zu einer totalen Agnosie von Teilen oder einer
Hälfte des Körpers ausweiten. Daher ist dieses Werk auch für die
Kapitel 3, 4 und 8 von Belang. Auch in meinem Buch ‹Leg to Stand
On› (1984) habe ich mich darauf bezogen.
3. Die körperlose Frau
>Sherrington, C. S.: ‹The Integrative Action of the Nervous
System›, Cam bridge 1906. Hier insbesondere die Seiten 33 5-343
.
Ders.: Man an His Nature›, Cambridge 1940. Das Kapitel 11,
insbesondere die Seiten 328-329, weist den deutlichsten Bezug zum
Zustand dieser Patientin auf.
Purdon Martin, J.: ‹The Basal Ganglia and Posture›, London 1967.
Auf dieses bedeutende Buch gehe ich in Kapitel 7 ausführlich
ein.
Weit Mitchell, S., siehe unter Kapitel 6.
Sterman, A. B., et al.: «The acute sensory neuropathy syndrome»,
Annals of Neurology 7 (1979), S. 354-358.
4. Der Mann, der aus dem Bett fiel
Pötzl, O., op. cit.
5. Hände
Leontjew, A. N.; Zaporozec, A. V.: Rehabilitation of Hand
Function), Oxford 1960.
6. Phantome
Sterman, A. B., et al., op. cit.
Weir Mitchell, S.: ‹Injuries of Nerves›, 1872, Neuauflage 1965.
Dieses aus gezeichnete Buch enthält Weit Mitchells klassische, aus
dem amerikanischen Bürgerkrieg stammende Darstellung von
Phantomgliedern, Reflexlähmungen usw. Es ist sehr anschaulich und
leicht zu lesen, denn Weir Mitchell war ein ebenso guter
Schriftsteller wie Neurologe. Einige seiner phantasievollsten
neurologischen Schriften, zum Beispiel «The Case of George Dedlow»,
sind nicht in wissenschaftlichen Fachzeitschriften, sondern in den
sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts im Atlantic
Monthly erschienen. Obwohl sie damals sehr große Beachtung fanden,
sind sie heute nicht leicht zu finden.
7. Schräglage
Purdon Martin, J., op. cit., insbesondere Kapitel 3, S. 36-51. 8.
Augen rechts!
Battersby, W. S., et al.: «Unilateral spatial agnosia›
(inattention) in patients with cerebral lesions», Brain 79 (1956),
S. 68-93.
Mesulam, M. M.: (Principles of Behavioral Neurology), Philadelphia
1985, S. 159-188.
9. Die Ansprache des Präsidenten
Die beste Auseinandersetzung mit Freges Vorstellungen zur
«Sprachmelodie» findet sich in: Dummett, M.: ‹Frege: Philosophy of
Language), London 1973, insbesondere S. 83-89.
Heads Ausführungen über Sprechfertigkeit und Sprache, vor allem
über das «Ton-Gefühl», 1äßt sich am besten in seiner Abhandlung
über Aphasie (op. cit.) nachlesen. Hughlings -Jacksons Schriften
über die Sprechkompetenz waren weit verstreut, sind jedoch nach
seinem Tod zusammengefaßt worden in: «Hughlings Jackson on aphasia
and kindred affections of speech, together with a complete
bibliography of his publications on speech and a reprint of some of
the more important papers)), Brain 38 (1915), S. 1-190.
Zu dem komplexen und verworrenen Thema der auditorischen Agnosie
siehe: Hecaen, H.; Albert, M. L.: ‹Human Neuropsychology), New York
1978, S. 265-276.
10. Witty Ticcy Ray
1885 veröffentlichte Gilles de la Tourette einen zweiteiligen
Aufsatz, in dem er sehr anschaulich (er war sowohl Dramatiker als
auch Neurologe) das Syndrom schildert, das heute seinen Namen
trägt: «Etude sur une affection nerveuse characterisee par
Fincoordination motrice accompagnee d'echolalie et de coprolalie»,
Arch. Neurol. S. 9, 19-42, 158-200. Die erste englische Übersetzung
dieses Aufsatzes, der interessante Anmerkungen der Herausgeber
beigefügt sind, ist nachzulesen in: Goetz, C. G. / Klawans, H. L.:
(Gilles de la Tourette on Tourette Syndrome›, New York 1982.
In Meiges und Feindels großem Werk (Les tics et le traitement)
(1902) finden sich als Einleitung die wunderbar anmutenden
persönlichen Memoiren eines Patienten («Les confidences d'un
ticqueur»), die in ihrer Art einmalig sind.
11. Amors Pfeil
Wie auch beim Touretteschen Syndrom müssen wir weiter zurückgehen,
um auf ausführliche klinische Beschreibungen zu stoßen. Kraepelin,
ein Zeitgenosse Freuds, hat viele erstaunliche Erkenntnisse über
die Neurosyphilis gesammelt. Vgl. Kraepelin, E.: Vorlesungen über
klinische Psychiatrie, insbesondere auf die Kapitel 10 und 12, die
sich mit Größenwahn und Delirium als Verlaufsform der Paralyse
befassen.
12. Eine Frage der Identität
Siehe Lurija (1976).
13. Ja, Vater-Schwester
Siehe Lurija (1966).
14. Die Besessenen
Siehe unter Kapitel 10.
15. Erinnerung
Alajouanine, T.: «Dostoievski's epilepsy», Brain 86 (1963),
209-221. Critchley, M.; Henson, R. A. (Hg.): )Music and the Brain:
Studies in the Neurology of Music), London 1977. Hier insbesondere
die Kapitel 19 und 20.
Penfield, W.; Perot, P.: ((The brain's record of visual and
auditory experience: a final summary and discussion)), Brain 86
(1963), 595-696. Ich halte diesen ausgezeichneten, hundert Seiten
umfassenden Aufsatz, die Frucht von fast dreißig Jahren eingehender
Beobachtungen, Experimente und Gedanken, für einen der wichtigsten
Beiträge zur Neurologie. Als er 1963 erschien, war ich geradezu
überwältigt, und bei der Arbeit an meinem Buch ‹Migräne› (1967; dt.
1985) mußte ich ständig an ihn denken. Dieser Aufsatz war Grundlage
und Inspiration für diesen ganzen Teil meines Buches. Er liest sich
besser als so mancher Roman, und das gesammelte Material ist so
vielfältig und sonderbar, daß jeden Schriftsteller der Neid packen
könnte.
Salaman, E.: ‹A Collection of Moments›, London 1970.
Williams, D.: «The structure of emotions reflected in epileptic
experience», Brain 79 (1956), S. 29-67.
Hughlings-Jackson war der erste, der sich mit «psychischen
Anfällen» befaßte, ihre fast romanhaft anmutende Phänomenologie
beschrieb und die Stelle im Gehirn bestimmte, an der diese Anfälle
ihren Ursprung haben. Er schrieb verschiedene Arbeiten zu diesem
Thema. Die einschlägigsten sind die, die in Band 1 seiner (Selected
Writings) (1931), S. 251 ff und 274 ff, veröffentlicht wurden,
sowie die folgenden (soweit sie nicht in jenem Band enthalten
sind):
Hughlings-Jackson, J.: von rightor leftsided spasm at the onset of
epileptic paroxysms, and on crude sensation warnings, and elaborate
mental states», Brain 3 (1880), S. 192-206.
Ders.: « On a particular variety of epilepsy (Intellectual Aura))»,
Brain 11 (1888), S. 179-207.
Purdon Martin hat die faszinierende Vermutung geäußert, Henry James
sei mit Hughlings Jackson zusammengetroffen, habe mit ihm über
diese Anfälle gesprochen und dieses Wissen in seine Schilderung der
unheimlichen Erscheinungen, die er in seinem Roman ‹Die Tortun
beschreibt, einfließen lassen. Siehe dazu: Purdon Martin, J.:
«Neurology in fiction: The Turn of the Screw)), British Medical
Journal 4 (1973), S. 717-721.
Marr, D.: ‹Vision: A Computational Investigation of Visual
Representation in Man›, San Francisco 1982. Dieses postum
veröffentlichte Werk (Marr starb schon in jungen Jahren an
Leukämie) ist äußerst wichtig und wegweisend. Penfield führt vor,
wie das «Ikonische» (Stimmen, Gesichter, Melodien, Szenen) im
Gehirn gespeichert wird, Marr dagegen zeigt uns etwas, das nicht
intuitiv erkennbar ist und nie bewußt erlebt wird: die Art, wie das
Gehirn Informationen aufnimmt und speichert. Vielleicht hätte ich
diesen Literaturhinweis schon zu Kapitel 1 geben sollen, denn es
ist sicher, daß Dr. P. einige «Marrartige» Ausfälle hatte, das
heißt Schwierigkeiten bei der Anfertigung von «Primärskizzen» (um
einen Ausdruck von Marr zu gebrauchen). Diese Ausfälle waren die
Grundlage seiner physiognomischen Schwierigkeiten beziehungsweise
verstärkten diese. Die von Marr angestellten Überlegungen sind
meiner Meinung nach von grundlegender Bedeutung für alle
neurologischen Untersuchungen des Vorstellungsvermögens oder des
Gedächtnisses.
16. Nostalgische Ausschweifungen
Jalliffe, S. E.: (Psychopathology of Forced Movements and
Oculogyric Crises of Lethargic Encephalitis), London 1932. Hier
insbesondere S. 110f, die eine Erörterung von Zutts Aufsatz aus dem
Jahre 193o enthalten.
Siehe auch die Fallstudie «Rose R. » in
(Bewußtseinsdämmerungen).
17. Reise nach Indien
Ich bin mit der Literatur zu diesem Thema nicht vertraut, habe
jedoch persönlich Erfahrungen mit einer anderen Patientin
gesammelt, die ebenfalls an einem Gliom in Verbindung mit Anfällen
und einem erhöhten intrakraniellen Druck litt und mit Steroiden
behandelt wurde. Diese Patientin hatte kurz vor ihrem Tod ähnliche
nostalgische Visionen und Reminiszenzen, die sich in ihrem Fall
jedoch auf den Mittleren Westen der Vereinigten Staaten
bezogen.
18. Hundenase
Bear, D.: «Temporallobe epilepsy: a syndrome of sensorylimbic hyper
connection», Cortex 15 (1979), S. 357-384.
Brill, A. A.: «The Sense of smell in neuroses and psychoses»,
Psychoanaly tical Quarterly I (1932), S. 7-42. Brills ausführliche
Arbeit behandelt weit mehr, als ihr Titel vermuten läßt.
Insbesondere befaßt sie sich ausführlich mit der Stärke und der
Bedeutung des Geruchsempfindensbei vielen Tieren, bei «Primitiven»
und bei Kindern sowie mit den damit verbundenen erstaunlichen
Fähigkeiten und Möglichkeiten, die Erwachsene verloren haben.
19. Mord
Ich kenne keine Darstellung von ähnlichen Fällen. Ich habe jedoch
in sel tenen Fällen von Stirnlappenverletzungen,
Stirnlappentumoren, (anteriorzerebralen)
Stirnlappen-«Schlaganfällen» und, nichtzuletzt, bei Leukotomien das
plötzliche Auftreten zwanghafter «Erinnerungen» beobachten können.
Leukotomien sollten natürlich eine «Therapie» für solche
«Erinnerungen» sein - gelegentlich bewirkten sie jedoch eine
deutliche Verschlimmerung des Zustandes.
20. Die Visionen der heiligen Hildegard
Singer, C.: «The visions of Hildegard of Bingen», in: (From Magic
to Science) (Neuauflage 1958).
Siehe auch mein Buch ‹Migräne), insbesondere Kapitel 3.
Zu Dostojewskis epileptischen Visionen siehe Alajouanine, op. cit.
Einleitung zu Teil 4
Bruner, J.: «Narrative and paradigmatic modes of thought»,
vorgelegt im August 1984 auf dem jährlichen Kongreß der American
Psychological Association in Toronto und veröffentlicht unter dem
Titel «Two Modes of Thought», in: (Actual Minds, Possible Worlds),
Boston 1986, 11-43.
Scholem, G.: ‹Zur Kabbala und ihrer Symbolik›, Zürich 1960. Yates,
F.: (The Art of Memory), London 1966.
21. Rebecca
Bruner, J.: ibid.
Peters, L. R.: ((The role of dreams in the life of a mentally
retarded individual», Ethos (1983), S. 49-65.
22. Ein wandelndes Musiklexikon
Hill, L.: «Idiots savants: a categorisation of abilities», Mental
Retardation, Dezember 1974.
Viscott, D.: «A musical idiot savant: a psychodynamic study, and
some speculation of the creative process», Psychiatry 33 (4)
(1970), S. 494-515
23. Die Zwillinge
Hamblin, D. J.: «They are (idiots savants› - wizards of the
calendar», Life 6o (18.3. 1966), S. 106-108.
Horwitz, W. A., et. al.: «Identical twin (idiots savants›-calendar
calculators», American journal of Psychiatry 121 (1965), S.
1075-1079.
Lurija, A. R.; Judowitsch, F. J.: ‹Die Funktion der Sprache in der
geistigen Entwicklung des Kindes), Düsseldorf 1970, Berlin
1985.
Myers, F. W. H.: ‹Human Personality and Its Survival of Bodily
Death), Lon don 1903. Hier besonders Kapitel 3 («Genius»), S.
70-87. Myers war zum Teil ein Genie, und dieses Buch ist zum Teil
ein Meisterwerk. Dies wird besonders am ersten Band deutlich, der
oft mit William James' (Principals of Psychology) verglichen wird -
Myers war eng mit James befreundet. Der zweite Band («Phantasms of
the Dead») ist meiner Ansicht nach lediglich peinlich.
Nagel, E. / Newman, J. R.: (Gödel's Proof), New York 1958. Park, C.
C. und D.: siehe unter Kapitel 24.
Selfe, L.: (Nadia›; siehe unter Kapitel 24.
Silverberg, R.: ‹Der Gesang der Neuronen›, München 1971.
Smith, S. B.: (The Great Mental Calculators: The Psychology,
Methods, and Lives of Calculating Prodigies, Past and Present), New
York 1983. Steward, I.: (Concepts of Modern Mathematics),
Harmondsworth 1975. Wollheim, R.: (The Thread of Life), Cambridge,
Mass., 1984. Hier insbe sondere Kapitel 3 über «Ikonozität» und
«Zentrizität». Als ich über Martin A., die Zwillinge und Jose
schrieb, hatte ich dieses Buch gerade erst gelesen; daher beziehe
ich mich in allen drei Kapiteln (22, 23, 24) darauf.
24. Der autistische Künstler
Buck, L. A., et al.: ((Artistic talent in autistic adolescents and
young adults», Empirical Studies of the Arts (1985) 3 (1), S.
81-104.
Ders.: «Art as a means of interpersonal communication in autistic
young adults», JPC 3 (1985), 73-84
Morishima, A.: ((Another Van Gogh ofJapan: The superior art work of
a retarded boy)), Exceptional Children 41 (1974), 92-96.
Motzugi, K.: «Shyochan's drawing of insects)), Japanese Journal of
Mentally Retarded Children 119 (1968), S. 44-47.
Park, C. C.: ‹Eine Seele lernt leben›, Bern / München / Wien
1973.
Park, D.; Youderian, P.: ((Light and number: ordering principles in
the world of an autistic child», Journal of Autism and Childhood
Schizophrenia 4 (4) (1974), 313-323.
Rapin, I.: (Children with Brain Dysfunction: Neurology,, Cognition,
Language and Behaviour), New York 1982.
Selfe, L.: (Nadia: A Case of Extraordinary Drawing Ability in an
Autistic Child), London 1977. Diese reich illustrierte Studie eines
einzigartig begabten Mädchens rief bei ihrer Veröffentlichung viel
Aufsehen her vor und zog einige sehr wichtige Kritiken und
Rezensionen nach sich. Der Leser sei auf Nigel Dennis, New York
Review of Books, 4.5. 1978, und C. C. Park, Journal of Autism and
Childhood Schizophrenia 8 (1978), S. 457-472, verwiesen. Parks
Aufsatz, den ich am Schluß meiner Nachschrift zitiert habe,
enthält, neben einer Bibliographie, auch eine ausführliche
Erörterung der faszinierenden Erfolge, die japanische
Wissenschaftler bei künstlerisch begabten Autisten erzielt
haben.
Glossar
Abulie: Krankhafte Willensschwäche, Entschlußunfähigkeit. Adynamie: Kraftlosigkeit, Muskel-, Körperschwäche. Ätiologie: Lehre von den Krankheitsursachen.
Afferenz: Gesamtheit der dem Zentralnervensystem zuströmenden Erregung.
Agnosie: Störung des Erkennens trotz intakter Wahrnehmung. Agnosie, visuelle («Seelenblindheit»): Unfähigkeit, optische Wahrnehmungen mit dem Erinnerten zu korrelieren. Akinesie: Bewegungsarmut. Alexie: Unfähigkeit, trotz erhaltenen Sehvermögens Buchstaben oder geschriebene Wörter zu erfassen.
Amnesie: Gedächtnisverlust, Erinnerungslücke.
Amnesie, passagere: Vorübergehender Gedächtnisverlust. Amnesie, retrograde: Gedächtnisverlust in bezug auf Ereignisse vor der Schädigung.
Amnesie, Transitorische globale: Vorübergehender totaler Gedächtnisverlust.
Amusie: Unfähigkeit, Melodien aufzufassen.
Anamnese: Vorgeschichte einer Krankheit.
Anosagnosie: Unfähigkeit zum kritischen Erkennen krankheitsbedingter Funktionsausfälle.
Anosmie: Aufgehobene Geruchswahrnehmung.
Aphasie: Verlust des Sprechvermögens (motorische A.) oder des Sprachverständnisses (sensorische A.)
Aphonie: Stimmlosigkeit. Apoplexie: Blutung in ein Organ (im Gehirn: «Schlaganfall», «Gehirnschlag»).
Apraxie: Unfähigkeit, sinnvolle, zweckentsprechende Bewegungen auszuführen, obwohl die Funktionstüchtigkeit des Bewegungsapparates erhalten ist. Ataxie: Koordinationsstörung der Körpermuskulatur, führt zu gestörten Bewegungsabläufen. Athetose: Störung der Motorik: ständige langsame wurmartige, geschraubte, manchmal krampfartige Bewegungen, vor allem der Finger und Zehen.
Autismus: Kontaktunfähigkeit, Insichgekehrtsein, Abkapselung.
Brachial: Zum Oberarm gehörend.
Brownsche Molekularbewegung: Unregelmäßige Zitterbewegungen von Teilchen in Flüssigkeiten oder Gasen.
Chorea: Bewegungsstörungen mit unwillkürlichen, unregelmäßigen und oft ausgreifenden Muskelkontraktionen.
Demenz: Verlust erworbener intellektueller Leistungsfähigkeit. Diplegie: Beidseitige Lähmung des gleichen Körperabschnitts. Diplopie: Doppeltsehen.
Distal: Von der Körpermitte weiter entfernt liegend (Gegensatz: proximal).
Dopamin: Biochemische Vorstufe von Überträgerstoffen im Gehirn.
Dorsal: Den Rücken oder die Rückseite eines
Körperteils betreffend
(Gegensatz: ventral).
Dysphonie: Störung der normalen Stimmbildung, z. B. rauhe, heisere Stimme.
Dysrhythmie: Gestörter Rhythmus eines physiologischen Ablaufs, Krankheitszeichen im EEG. Dystonie: Störung der Muskelspannung.
Eidetisch: Die bildhafte Vergegenwärtigung betreffend. Eidetische Begabung: Fähigkeit, Anschauungserlebnisse auch nach langer Zeit ohne erneute Wahrnehmung mit großer Anschaulichkeit zureproduzieren.
Faradisation: Anwendung von elektrischem Strom zur Reizung von Muskeln und Nerven.
Gliom: Geschwulst, ausgehend vom Stützgewebe des Zentralnervensystems.
Grand mal-Anfall: Großer epileptischer Anfall mit Aura. Guillain-Barre-Syndrom: Schwere Form einer akuten, ausgebreiteten Nervenentzündung. Hemiplegie: Halbseitenlähmung. Homo loquens: Der sprechende, mit Sprache begabte Mensch.
Hyperbulie: Überfunktion des Willens.
Hyperdynamie: Übermäßige motorische Funktion eines Organs. Hypergnosie: Übersteigerte Fähigkeit, Gesichtswahrnehmungen mit dem optischen Erinnerungsgut zu korrelieren.
Hyperkinese: Überschußbewegungen.
Hyperlexie: Übersteigerte Fähigkeit, Buchstaben oder Wörter zu erfassen.
Hypermnesie: Enorm gesteigerte Gedächtnisleistung.
Hyperosmie: Übersteigerung des Riechvermögens.
Hypomanie: Leichte Form der Manie.
«Idiot savant»: Zur Selbstüberschätzung neigender geistig Behinderter mit guten mechanischlexikalischen Gedächtnisleistungen, jedoch fehlendem Kritikvermögen.
Katatonie: Form der Schizophrenie.
Kognitiv: Die Erkenntnis betreffend; erkenntnismäßig. Konfabulation: Durch Erinnerungstäuschung bedingte Darstellung vermeintl- ich erlebter Vorgänge.
Konversion: Umwandlung eines psychischen Konflikts in ein körperliches Symptom.
Korsakow-Syndrom: Trias aus Merkfähigkeitsstörung, Desorientiertheit und Konfabulationsneigung.
Kortikal: Die Hirnrinde betreffend.
Kryptamnestisch: Negative Erinnerungstäuschung; Überzeugung, etwas Neues zu erleben, obwohl es sich um Erinnerungen handelt.
Lakteraldefekt: Störung einer Körperseite.
Makrosmatisch: Mit einem außergewöhnlich feinen Geruchssinn ausgestattet.
Manie: Psychotische Störung mit Steigerung des Antriebs, extremerErhöhung der Stimmungslage bis hin zu Selbstüberschätzung und Enthemmung.
Meniere-Krankheit: Drehschwindelanfälle, verbunden mit Erbrechen, Ohrensausen und Augenzittern.
Meningiom: Geschwulst der Hirnhäute.
Mnemoniker: «Gedächtniskünstler»; hier: Patient mit krankhaft übersteigerter Gedächtnisleistung.
Muskeldystrophie: Erblicher, langsam fortschreitender Muskelschwund.
Neuritis: Nervenentzündung. Neurosyphilis: Syphilitische Prozesse im Nervensystem. Neurotransmitter: Substanz zur Übermittlung von Nervenimpulsen.
Okulogyrisch: Die Augenbewegungen, vor allem Blickwendungen, betreffend. Olfaktorisch: Die Geruchsempfindung betreffend.
Orbitofrontal: Auf der Vorderseite der Augenhöhle gelegen. Paraphilie: Sexuelle Verhaltensabweichung.
Parkinson-Syndrom: Schüttellähmung.
Pathophysiologie: Wissenschaft von den gestörten Lebensvorgängen im
Organismus. Phosphen: Lichtempfindung durch inadäquaten Reiz (Druck, z. B.«Sternchensehen»).
Phylogenetisch: Stammesgeschichtlich.
Polyneuritis / Polyneuropathie: Erkrankung größerer Abschnitte des peripheren Nervensystems. Postenzephalitisch: Auf eine Gehirnentzündung folgend. Proposition: Satz als Informationseinheit (nicht im Hinblick auf seine grammatische und pragmatische Form). Prosopagnosie: Optische Agnosie, bei der Formen als solche zwar erkannt, aber in ihrer Besonderheit und Bedeutung nicht identifiziert werden.
Protopathisch (idiopathisch): Ohne
erkennbare Ursache gestört
(Gegensatz:symptomatisch).
Reafferenz: Erregungs-«Abbild» der Motorik im Zentralnervensystem (Rückmeldung).
Skotom: Verdunklung bzw. teilweiser Ausfall des Gesichtsfeldes.
Spastisch: Krampfartig; mit einer Erhöhung des Muskeltonus einhergehend
Spinalnerven: Im Bereich der Wirbelsäule austretende Nervenfasern.
Spirochäten: Erreger der Syphilis. Stirnlappen-Syndrom: Bei Prozessen im Stirnhirn auftretende Persönlichkeitsveränderungen mit Distanzverlust, «Witzelsucht» und Neigung zu aggressiven Entäußerungen.
Subdural: Unter der Hirnhaut gelegen.
Tabes dorsalis: Rückenmarksschwindsucht: Spätstadium der Syphilis.
Teratom: Mischgeschwulst. Thalamus: Sehhügel: Teil des Zwischenhirns.
Vestibularapparat: Gleichgewichtsorgan im Ohr.