12. Kapitel
David drehte die Karte um und fuhr mit dem Finger eine Straße entlang. »Wir sind wie zwei Detektive. Wie Batman und Robin.«
»Das waren keine Detektive«, verbesserte ihn Harper. »Die beiden haben gegen das Verbrechen gekämpft.«
»Ach, was sind wir heute wieder pedantisch. Dann eben wie Nick und Nora Charles.«
»Sag mir einfach, wo ich abbiegen soll, Nora.«
»In etwa drei Kilometern müsste eine Abzweigung nach rechts kommen.« David ließ die Karte auf seinem Schoß liegen und sah sich die Landschaft draußen an. »Da wir diesem geheimnisvollen Schmuckstück dicht auf den Fersen sind, würde ich jetzt doch gern etwas wissen: Was werden wir tun, falls wir tatsächlich herausfinden sollten, wo das Armband hergekommen ist?«
»Wissen ist Macht.« Harper zuckte mit den Achseln. »Oder so ähnlich. Außerdem habe ich es satt, herumzusitzen und darauf zu warten, dass was geschieht. Der Juwelier hat gesagt, es kommt aus dem Nachlass der Familie Hopkins.«
»Versuchen wir's mit Honig.«
»Wie bitte? Hast du Hunger?«
»Wir schmieren ihnen Honig ums Maul. >Meiner Freundin hat das Armband ja sooo gut gefallen. Sie hat bald Geburtstag, und da sie so begeistert davon war, würde ich ihr gern etwas Passendes dazu kaufen. Etwas aus dem gleichen Nachlass? Das war doch die Familie Kent, nicht wahr?<. Der Kerl hat sich ja fast überschlagen, um dir die Information zu geben, obwohl er versucht hat, dir zwei absolut scheußliche Ringe zu verkaufen. Ethel Hopkins hatte nicht immer guten Geschmack. Aber die Ohrringe hättest du kaufen sollen. Hayley hätten sie gefallen.«
»Ich hab ihr gerade erst das Armband gekauft. Ohrringe wären in diesem Stadium unserer Beziehung des Guten zu viel. «
»Gleich kommt die Abzweigung. Ohrringe sind nie des Guten zu viel«, fügte er hinzu, als Harper abbog. »Knapp einen Kilometer die Straße runter. Dann müsste es auf der linken Seite sein.« Harper fuhr in eine breite Einfahrt und hielt neben einer brandneuen Limousine an. Er blieb sitzen und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad, während er sich umsah. Das große, gut gepflegte Haus vor ihm stand in einer alten, wohlhabenden Wohngegend. Es war einstöckig und im englischen Tudorstil erbaut, mit einigen sorgsam ausgesuchten Strukturpflanzen, einer alten Eiche und einem schön gewachsenen Hartriegel im Vorgarten. Der Rasen war gemäht und von einem saftigen Grün, was auf einen Gärtner oder eine Sprinkleranlage schließen ließ. »Was haben wir hier?«, murmelte er. »Bekannte Familie, obere Mittelklasse.«
»Ethels einzige noch lebende Tochter, Mae Hopkins Ives Fitzpatrick«, las David aus den Notizen vor, die er sich im Archiv des Gerichts gemacht hatte. »Sechsundsiebzig Jahre alt. Zweimal verheiratet, zweimal verwitwet. Und jetzt bedank dich bei mir, weil ich das so schnell herausgefunden habe. Die Methode dafür habe ich mir bei Mitch abgeschaut.«
»Vielen Dank, David«, antwortete Harper pflichtgemäß. »Wir versuchen es mit einer Charmeoffensive, um ins Haus zu kommen, und dann fragen wir sie, ob sie weiß, wie das Armband in den Besitz ihrer Mutter gekommen ist.« Sie gingen zur Tür, läuteten und warteten in der drückenden Hitze.
Die Frau, die die Tür aufmachte, hatte kurzes braunes Haar und wasserblaue Augen und trug eine Brille mit einem modischen Goldgestell. Sie war winzig, kaum größer als einen Meter fünfundfünfzig, mit einer im Fitnessstudio erarbeiteten schlanken Figur. Sie trug eine blaue Baumwollhose und eine kurzärmelige weiße Bluse, dazu eine Perlenkette, klotzige Saphirringe an den Ringfingern beider Hände und schmale Kreolen aus Gold in den Ohren. »Sie sehen aber nicht aus wie Vertreter«, sagte sie mit einer rauen Stimme, während sie die Hand auf dem Knauf der mit einem Fliegengitter versehenen Tür behielt.
»Das sind wir auch nicht, Ma-am.« Auf Harpers Gesicht erschien ein strahlendes Lächeln. »Ich bin Harper Ashby, und das hier ist mein Freund David Wentworth. Wir würden gern mit Mae Fitzpatrick sprechen.«
»Das tun Sie bereits.« Gute Gene oder wohl eher die geschickte Hand eines Schönheitschirurgen ließen sie zehn Jahre jünger als sechsundsiebzig aussehen. »Freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Mrs Fitzpatrick. Wir wollen Sie nicht stören, aber könnten wir hereinkommen und uns kurz mit Ihnen unterhalten?« So verwaschen ihre Augenfarbe auch wirkte, ihr Blick war so scharf wie ein Skalpell. »Mache ich auf Sie den Eindruck einer senilen alten Frau, die fremde Männer in ihr Haus lässt?«
»Nein, Ma-am.« Allerdings fragte sich Harper, warum eine Frau, die behauptete, im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte zu sein, glaubte, die Fliegentür würde ein Hindernis für sie darstellen. »Ich würde Ihnen nur gern ein paar Fragen zu einem ...«
»Wie war noch mal Ihr Name? Ashby?«
»Ja, Ma-am.«
»Sind Sie mit Miriam Norwood Ashby verwandt?«
»Ja, Ma-am. Sie war meine Großmutter väterlicherseits.«
»Ich habe sie flüchtig gekannt.«
»Das kann ich von mir leider nicht behaupten.«
»Das habe ich auch gar nicht erwartet, da sie schon vor langer Zeit gestorben ist. Dann sind Sie der Sohn von Rosalind Harper?«
»Ja, Ma-am. Der älteste.«
»Ich habe sie ein- oder zweimal getroffen. Das erste Mal bei ihrer Hochzeit mit John Ashby. Sie sehen ihr sehr ähnlich, nicht wahr?«
»Ja, Ma-am.« Ihr Blick wanderte zu David. »Das ist aber nicht Ihr Bruder.«
»Ich bin ein Freund der Familie, Mrs Fitzpatrick«, entgegnete David breit lächelnd.
»Ich wohne in Harper House und arbeite für Rosalind. Vielleicht möchten Sie Mrs Harper anrufen, bevor Sie mit uns sprechen. Wir geben Ihnen gern die Nummer, unter der Sie sie erreichen können, und warten in der Zwischenzeit hier draußen.« Sie ging auf das Angebot nicht ein und machte stattdessen die Fliegentür auf. »Ich glaube nicht, dass mir Miriam Ashbys Enkel eins überbraten wird, um mich auszurauben. Kommen Sie rein.«
»Vielen Dank, Ma-am.« Das Haus mit seinem glänzenden Eichenparkett und den in einem gedämpften Grün gestrichenen Wänden war so gepflegt und ordentlich wie seine Besitzerin. Mrs Fitzpatrick führte sie in ein großzügiges Wohnzimmer, das mit modernen, fast minimalistisch wirkenden Möbeln eingerichtet war. »Wie wäre es mit etwas Kaltem zum Trinken?«
»Wir möchten Ihnen keine Umstände machen, Mrs FitzPatrick.«
»Eistee macht keine Umstände. Setzen Sie sich. Ich bin gleich wieder da.«
»Stilvoll«, meinte David, nachdem sie das Zimmer verlassen hatte. »Sehr dezent und stilvoll.«
»Das Haus oder sie?«
»Sowohl als auch.«
David setzte sich auf das Sofa. »Der Name Ashby-Harper öffnet in Memphis jede Tür. Charme hätte bei ihr nicht funktioniert.«
»Interessant, dass sie meine Großmutter gekannt hat - sie ist etwas jünger. Und dass sie zur Hochzeit meiner Mutter eingeladen war. Es gibt so viele Überschneidungen. Ich frage mich, ob einer ihrer Vorfahren Reginald oder Beatrice gekannt hat.«
»Ein Zufall ist nur dann ein Zufall, wenn man voreingenommen ist.«
»Ein Geist im Haus sorgt mit Sicherheit dafür, dass der persönliche Horizont erweitert wird.« Als Mrs Fitzpatrick mit einem Tablett voller Gläser hereinkam, stand Harper auf. »Lassen Sie mich das machen. Wir sind Ihnen wirklich sehr dankbar dafür, dass Sie sich Zeit für uns nehmen, Mrs Fitzpatrick.« Er stellte das Tablett auf einen Beistelltisch. »Und wir möchten Sie auch nicht lange aufhalten.«
»Ihre Großmutter war eine sehr warmherzige Frau. Ich habe sie zwar nicht sehr gut gekannt, aber Ihr Großvater und mein erster Mann hatten vor vielen Jahren einmal eine Firma zusammen. Eine Immobilienfirma«, fügte sie hinzu, »die für beide Seiten äußerst rentabel war. Aber kommen wir zur Sache: Warum steht plötzlich ihr Enkel vor meiner Tür?«
»Es geht um ein Armband aus dem Nachlass Ihrer Mutter.«
Sie sah ihn interessiert an. »Der Nachlass meiner Mutter.«
»Ja, Ma-am. Ich habe ein Armband gekauft, bei einem Juwelier, der einige Stücke aus dem Nachlass erworben hat.«
»Und? Stimmt etwas nicht mit dem Armband?«
»O Nein, nein, Ma-am. Ich hatte nur gehofft, dass Sie mir etwas über dieses Armband erzählen könnten, da ich mich sehr für seine Herkunft interessiere. Man hat mir gesagt, dass es etwa um 1890 herum angefertigt worden ist. Es besteht aus Rubinherzen, die von Diamanten eingerahmt sind.«
»Ja, ich kenne das Stück. Vor einiger Zeit habe ich das Armband und einige andere Schmuckstücke verkauft, weil sie mir nicht gefallen haben und ich keine Notwendigkeit gesehen habe, sie in einem Schließfach aufzubewahren. Der Tod meiner Mutter ist schließlich schon einige Jahre her.« Sie trank einen Schluck und sah Harper an. »Und Sie möchten also etwas über die Herkunft des Armbands wissen?«
»Ja, Ma-am.«
»Allerdings haben Sie mir noch nicht erzählt, warum Sie sich so dafür interessieren.«
»Ich habe Grund zur Annahme, dass das Armband - oder eines, das fast genauso aussieht - früher einmal im Besitz meiner Familie gewesen ist. Ich fand das sehr interessant, und um meine Neugier zu befriedigen, dachte ich, ich könnte ja etwas Zeit investieren, um mehr über seine Herkunft zu erfahren.«
»Wirklich? Das wiederum finde sehr interessant. Mein Großvater hat das Armband 1893 meiner Großmutter geschenkt, zum Hochzeitstag. Es wäre allerdings durchaus möglich, dass damals mehr als ein Armband nach diesem Entwurf hergestellt wurde.«
»Ja, das wäre möglich.«
»Es gibt allerdings eine Geschichte zu dem Armband, die Sie vielleicht hören möchten.«
»Sehr gern.«
Sie bot ihnen eine Platte mit Keksen an, die sie mit dem Tee zusammen hereingebracht hatte, und wartete, bis Harper und David sich bedient hatten. Dann lehnte sie sich mit einem wehmütigen Lächeln auf dem Gesicht zurück. »Die Ehe meiner Großeltern war nicht sehr glücklich, da mein Großvater ein Hallodri war. Er war ein Spieler, der windige Geschäfte machte und die Gesellschaft leichter Mädchen suchte - meinte jedenfalls meine Großmutter, die mit achtundneunzig Jahren gestorben ist. Ich kannte sie also sehr gut.« Sie stand auf, ging zu einer Etagere und nahm ein Foto in einem schmalen Silberrahmen herunter. »Meine Großeltern«, sagte sie, während sie Harper das Foto gab. »Das Porträt wurde 1891 aufgenommen. Hallodri hin oder her, er war jedenfalls ein gut aussehender Mann, wie sie hier sehen können.«
»Das trifft auf beide zu.« Harper fiel auf, dass Kleidung, Frisuren und selbst der Farbton des Bildes den Kopien der Fotos ähnelten, die Mitch an seiner Pinnwand aufgehängt hatte. »Sie war eine sehr schöne Frau.« David sah Mrs Fitzpatrick an. »Und Sie sind ihr sehr ähnlich.«
»Sie sind nicht der Erste, der das sagt. Vom Aussehen her und auch vom Charakter.« Sie nahm das Foto und stellte wieder an seinen Platz. »Meine Großmutter sagte immer, zwei der glücklichsten Tage in ihrem Leben seien ihr Hochzeitstag gewesen, an dem sie noch zu jung und zu dumm gewesen sei, um zu wissen, auf was sie sich da einließ, und der Tag, an dem sie zur Witwe wurde. Das war zwölf Jahre später, und sie war froh, dass sie das Leben ohne die Bürde eines Mannes, dem sie nicht vertraute, genießen konnte.« Sie setzte sich wieder und nahm ihr Glas. »Wie Sie selbst gesehen haben, war er ein gut aussehender Mann. Ein charmanter Mann, wenn man den Erzählungen glauben darf, und jemand, der am Spieltisch und bei seinen windigen Geschäften einen bemerkenswerten Erfolg hatte. Aber meine Großmutter war eine Frau mit sehr strengen Moralvorstellungen. Allerdings war sie auch in der Lage, diese Grundsätze gerade so weit zu beugen, dass sie den Erfolg ihres Mannes genießen konnte, obwohl sie ihn moralisch verurteilte.« Sie stellte ihr Glas ab und lehnte sich wieder zurück. Offenbar genoss sie ihre Rolle sehr. »Sie hat uns oft erzählt, wie ihr mein Großvater im Suff gestanden hat, dass das Armband, das er ihr zum Hochzeitstag geschenkt hatte, aus einer mehr als anrüchigen Quelle stammte. Er hatte es als Wettschuld von einem Mann bekommen, der Schmuck und andere Wertsachen aufkaufte, von Leuten, die aufgrund misslicher Umstände gezwungen waren, auf die Schnelle ihren Besitz zu verkaufen. Allerdings waren es auch oft jene, die gestohlen hatten und ihn als Hehler für die Sachen benutzten.« Als sie daran dachte, erschien ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht. »Das Armband hatte der Mätresse eines reichen Mannes gehört und wurde ihr von einem ihrer Dienstboten gestohlen, nachdem ihr ihr Liebhaber den Geldhahn zugedreht hatte. Meine Großmutter hat immer behauptet, jemand habe ihr erzählt, die Frau sei verrückt geworden und kurz darauf verschwunden.« Sie griff wieder nach ihrem Glas und trank einen Schluck. »Ich habe mich immer gefragt, ob diese Geschichte wirklich wahr ist.«
Harper ging zuerst zu seiner Mutter in den Garten von Harper House, kniete sich neben sie und half ihr beim Jäten. »Ich habe gehört, dass du dir ein paar Stunden freigenommen hast«, sagte sie. »Ich musste was erledigen. Warum trägst du keinen Hut?«
»Hab ihn vergessen. Ich wollte nur kurz hierher kommen, aber dann hab ich mit dem Jäten angefangen.« Er nahm seine Baseballkappe ab und setzte sie ihr auf. »Weißt du noch«, erinnerte sie ihn, »wie du früher nach der Schule immer zu mir gekommen bist, wenn ich im Garten gearbeitet habe, dich neben mich gesetzt und mir beim Jäten oder Pflanzen geholfen hast? Und wie du mir dabei erzählt hast, was du auf dem Herzen hattest, das Positive und das Negative?«
»Ich weiß noch, dass du immer Zeit hattest, um uns zuzuhören. Mir, Austin und Mason. Manchmal auch uns dreien gleichzeitig. Wie hast du das eigentlich gemacht?«
»Eine Mutter hat ein Ohr für die Stimmen ihrer Kinder. Wie ein Dirigent, der die einzelnen Instrumente in seinem Orchester erkennt, selbst wenn er gerade mitten in einer Symphonie ist. Was hast du auf dem Herzen, mein Junge?«
»Du hast Recht gehabt mit Hayley.«
»Ich bemühe mich, immer Recht zu haben. Und mit was genau habe ich Recht gehabt?«
»Dass sie nicht zu Logan und Stella zieht, nur weil ich sie darum bitte.« Roz zog die Augenbrauen hoch. »Du hast sie darum gebeten?«
»Ich habe sie nicht darum gebeten, ich habe ihr gesagt, dass sie es tun soll.« Er zuckte mit den Achseln. »Was ist denn da der Unterschied, wenn man sich um jemanden Sorgen macht?« Sie lachte heiser und tätschelte ihm mit ihren erdigen Händen die Wangen. »Was für ein Mann!«
»Gerade eben war ich noch dein Junge.«
»Mein Junge ist ein Mann. Was ist daran auszusetzen? Manchmal amüsiere ich mich darüber - wie eben -, manchmal verwirrt es mich, und sehr selten bringt es mich auf Palme. Habt ihr euch gestritten? Als ihr heute Morgen zusammen zum Frühstück erschienen seid, hatte ich eigentlich nicht den Eindruck, dass es böses Blut zwischen euch gibt.«
»Nein, nein, bei uns ist alles in Ordnung. Aber wenn du etwas dagegen hast, dass wir im Haus miteinander schlafen, kannst du das ruhig sagen.«
»Dann würdest du also Rücksicht auf das Hausrecht nehmen und woanders mit ihr schlafen?«
»Ja.«
»Ich habe in Harper House auch schon mit Männern geschlafen, mit denen ich nicht verheiratet war. Es ist keine Kathedrale, es ist ein Zuhause. Deins genauso wie meins. Wenn du Sex mit Hayley hast, wäre es vielleicht besser, wenn ihr es dabei gemütlich habt. Und euch sicher fühlt«, fügte sie mit einem unmissverständlichen Blick hinzu. Selbst nach all den Jahren brachte ihn das dazu, dass er zusammenzuckte.
»Die Kondome kaufe ich inzwischen selber.«
»Das freut mich zu hören.«
»Aber darüber wollte ich eigentlich nicht mit dir sprechen. Ich habe das Armband bis zu Amelia zurückverfolgt.« Sie richtete sich auf und sah ihn erstaunt an. »Wirklich? Das ging aber schnell.«
»Schnelle Arbeit, Zufall, Glück. Ich bin nicht sicher, an was es gelegen hat. Das Armband stammt aus dem Nachlass von Esther Hopkins. Sie ist wohl vor ein paar Jahren gestorben, und ihre Tochter hat einige Schmuckstücke verkauft, die ihr nicht gefallen haben oder die sie nicht behalten wollte. Mae Fitzpatrick. Sie hat gesagt, dass Sie dich kennt.«
»Mae Fitzpatrick.« Roz schloss die Augen und suchte unter ihren vielen Bekannten nach einem Gesicht. »Tut mir Leid, aber der Name kommt mir nicht bekannt vor.«
»Sie war vorher schon einmal verheiratet und hieß zu der Zeit ... Augenblick ... Ives?«
»Mae Ives sagt mir auch nichts.«
»Sie hat gesagt, dass sie dich nur ein paarmal getroffen hat. Einmal, als du Daddy geheiratet hast. Sie war auf deiner Hochzeit.«
»Wirklich? Das ist interessant, aber keine große Überraschung. Ich glaube, meine Mutter und Johns Mutter hatten sämtliche Einwohner von Shelby County und den größten Teil Tennessees zur Hochzeit eingeladen.«
»Sie kannte Großmutter Ashby.« Er setzte sich neben sie auf den Weg und erzählte ihr von dem Gespräch, das er mit Mae Fitzpatrick geführt hatte. »Erstaunlich, nicht wahr?«, sagte sie nachdenklich. »Lauter kleine Fetzen, die irgendwie zusammenpassen.«
»Ich weiß. Mutter, sie ahnt, was los ist. Sie ist zu höflich, um es direkt zu sagen, aber sie hat zwei und zwei zusammengezählt und weiß jetzt, dass Reginald Harper der reiche Liebhaber ist, der seine Mätresse verstoßen hat. Und vermutlich wird sie darüber reden.«
»Glaubst du etwa, dass mir das etwas ausmacht? Harper, die Tatsache, dass mein Urgroßvater sich Mätressen hielt, die er schlecht behandelt hat, und seiner Ehefrau permanent untreu war, hat rein gar nichts mit mir oder mit dir zu tun. Wir sind für sein Verhalten nicht verantwortlich und ich wünschte, Amelia würde das auch so sehen.« Sie riss noch einige Hand voll Unkraut aus.
»Was sein übriges Verhalten angeht, das mehr als nur erbärmlich ist, so ist das auch nicht deine Schuld. Mitch will darüber schreiben. Falls du und deine Brüder nicht darauf bestehen, dass die ganze Sache so weit wie möglich in der Familie bleibt, möchte ich, dass er ein Buch darüber veröffentlicht.«
»Aber warum?«
»Es ist weder unsere Schuld, noch sind wir dafür verantwortlich«, sagte sie, während sie sich aufrichtete und ihm ins Gesicht sah. »Aber ich bin der Meinung, dass wir ihr Gerechtigkeit widerfahren lassen, wenn wir die Geschichte veröffentlichen. Es ist eine Möglichkeit, eine Urahnin von uns anzuerkennen, die, egal, was sie getan hat oder was aus ihr geworden ist, bestenfalls niederträchtig und schlimmstenfalls verabscheuungswürdig behandelt wurde.« Sie streckte den Arm aus und legte ihre mit Erde verschmierte Hand auf die seine. »Sie ist von unserem Blut.«
»Bin ich jetzt herzlos, nur weil ich will, dass sie verschwindet, dass sie bestraft wird für das, was sie dir und Hayley angetan hat?«
»Nein. Es bedeutet nur, dass Hayley und ich dir sehr nah stehen. Aber das reicht für heute.« Sie wischte sich die Hände an ihrer Gartenhose sauber. »Wenn wir noch länger hier draußen bleiben, kocht uns die Hitze weich. Komm, wir gehen rein und trinken ein Bier.«
»Ich will dich noch etwas fragen.« Er musterte das Haus, während sie über den Weg gingen. »Woher hast du gewusst, dass Daddy der Richtige ist?«
»Sterne in meinen Augen.« Sie lachte, und trotz der Hitze hakte sie sich bei ihm ein. »Nein, im Ernst, Sterne in meinen Augen. Ich war so jung, und er hat Sterne in meine Augen gezaubert. Ich war völlig vernarrt in ihn. Aber ich glaube, ich wusste, dass wir füreinander bestimmt waren, nachdem wir uns an einem Abend einmal stundenlang unterhalten hatten. Ich hatte mich aus dem Haus geschlichen, um mich mit ihm zu treffen. Mein Daddy hätte ihm die Haut abgezogen, wenn er uns erwischt hätte. Aber wir haben uns nur unterhalten, stundenlang, unter einer großen Weide. Er war noch nicht einmal ein Mann, aber ich wusste, dass ich ihn mein ganzes Leben lang lieben würde. Und so ist es dann ja auch gekommen. Ich wusste es einfach, als wir dort fast bis zum Morgengrauen gesessen haben und er mich zum Lachen und zum Träumen gebracht hat. Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal einen Mann lieben würde. Aber jetzt tu ich es. Die Erinnerung an deinen Vater schmälert das in keinster Weise.«
»Das weiß ich doch.« Er nahm ihre Hand. »Und wie war es bei Mitch?«
»Bei ihm war ich wohl schon zu zynisch für die Sterne - jedenfalls am Anfang. Es hat länger gedauert und mir Angst gemacht. Er bringt mich auch zum Lachen. Irgendwann habe ich ihn dann einmal angesehen, und mir ist das Herz warm geworden. Ich hatte ganz vergessen, wie das ist.«
»Er ist ein guter Mann. Er liebt dich. Er sieht dir entgegen, wenn du ins Zimmer kommst. Und wenn du hinausgehst, sieht er dir nach. Ich bin froh, dass du ihn gefunden hast.«
»Ich auch.«
»Welche Weide war das, unter der du mit Daddy gesessen hast?«
»Oh, das war ein wunderschöner alter Baum ganz hinten im Garten, hinter den Ställen.« Sie deutete zu den Überresten der Gebäude. »John wollte dann später wiederkommen und unsere Initialen in den Stamm ritzen. Aber in der darauf folgenden Nacht ist der Blitz in den Baum eingeschlagen und hat ihn in zwei Hälften gespalten - o mein Gott.«
»Amelia«, sagte er leise. »Es muss Amelia gewesen sein. Bis jetzt ist es mir noch nie aufgefallen, aber ich kann mich noch daran erinnern, dass es kein Gewitter gegeben hatte. Die Dienstboten waren ganz außer sich, weil der Blitz in den Baum eingeschlagen ist, obwohl es gar keinen Sturm gegeben hatte.«
»Dann hat sie also damals schon Ärger gemacht«, meinte er.
»Wie gemein von ihr. Was habe ich um diesen Baum geweint. Unter seinen Zweigen habe ich mich verliebt, und als die Gärtner das Holz weggeschafft und den Stamm herausgezogen haben, habe ich wie ein Schlosshund geheult.«
»Fragst du dich nicht manchmal, ob es noch mehr gegeben hat? Kleine Bosheiten, die für uns eine Laune der Natur oder ein Zufall waren, während wir sie die ganze Zeit für harmlos gehalten haben?« Er sah zum Haus hin und dachte daran, wie viel es ihm bedeutete - und dass dort jemand umging, der schon lange vor seiner Geburt dort gewohnt hatte. »Eigentlich ist sie nie harmlos gewesen.«
»Sie hat so viel Hass und Wut in sich.«
»Und hin und wieder brechen sie aus ihr heraus, wie Wasser, das durch einen Riss in einem Damm sickert. Aber inzwischen kommt immer mehr Wasser durch. Und wir können den Riss im Damm nicht schließen. Wir können nur dafür sorgen, dass sich der See vor dem Damm bis zum letzten Tropfen leert.«
»Aber wie?«
»Ich glaube, wir werden den Damm zerstören müssen, solange wir noch den Hammer in der Hand halten.«
Es war schon fast dunkel, als Hayley durch den Garten ging. Ihre Tochter schlief, und den Empfänger des Babyfons hatte sie in die Obhut von Roz und Mitch gegeben. Harpers Wagen stand auf seinem Parkplatz, also musste er hier irgendwo sein. Im Kutscherhaus war er allerdings nicht, denn sie hatte geklopft und dann den Kopf zur Tür hineingesteckt und nach ihm gerufen. Schließlich klebten sie ja nicht wie Pech und Schwefel zusammen, ermahnte sie sich. Aber er war nicht zum Abendessen geblieben. Er hatte gesagt, dass er noch etwas erledigen wolle und vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück sei.
Jetzt war es schon fast dunkel, und sie fragte sich, wo er steckte. Sie genoss es, in der Dämmerung im Garten spazieren zu gehen. Selbst unter diesen Umständen. Es wirkte beruhigend, was sie auch bitter nötig hatte, denn nachdem Harper ihr die Geschichte des Armbands erzählt hatte, hatte sie sie nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Sie kamen der Lösung des Rätsels immer näher, da war sie sich sicher. Aber sie war sich nicht mehr so sicher, dass das Ganze still und leise enden würde. Vielleicht würde sich Amelia dagegen wehren, ihre letzte Verbindung zu dieser Welt aufzugeben und in die nächste überzuwechseln. Es gefiel ihr, im Körper eines anderen Menschen zu wohnen.
Falls man das überhaupt wohnen nennen konnte. Vielleicht war teilen ein besserer Ausdruck dafür. Oder hindurchgleiten. Egal, wie man es nannte, Amelia gefiel es, da war Hayley sich sicher. Und sie war auch überzeugt davon, dass dieser Zustand für Amelia so neu war wie für sie selbst. Falls es noch einmal geschehen sollte, wollte sie sich dagegen wehren und die Kontrolle nicht so leicht aus der Hand geben. Und war nicht genau das der Grund dafür, warum sie jetzt in der Dämmerung ganz allein hier draußen herumspazierte? Hayley versuchte gar nicht erst, sich einzureden, dass es Zufall war. Sie forderte Amelia heraus.
Sie wollte wissen, ob sie ihr gewachsen war, wenn niemand in der Nähe war, um einzugreifen.
Oder verletzt zu werden. Aber nichts geschah. Sie fühlte sich vollkommen normal und ganz sie selbst. Und sie war auch ganz sie selbst, als sie ein Geräusch zwischen den Schatten hörte und vor Schreck zusammenzuckte. Sie blieb stehen und überlegte, ob sie flüchten oder bleiben sollte. Das rhythmische, sich wiederholende Geräusch kam ihr irgendwie bekannt vor. Es klang wie ... nein, das war unmöglich. Trotzdem klopfte ihr das Herz bis zum Hals, während sie weiterging und dabei eine geisterhafte Gestalt vor Augen hatte, die ein Grab schaufelte. Amelias Grab. Es wäre möglich.
Vielleicht war das die Lösung des Rätsels. Reginald hatte sie umgebracht und irgendwo auf dem Grundstück verscharrt. Und jetzt würde sie herausfinden, wo das Grab war - auf nicht geweihtem Boden. Sie könnten es segnen lassen oder einen Grabstein aufstellen oder - sie würde nachsehen, was in solchen Fällen zu tun war. Und dann würde der Spuk im Harper House ein Ende haben. Sie schlich sich leise durch die ßberreste der Ställe und blieb dabei so nah wie möglich am Gebäude. Ihre Handflächen wurden feucht, und ihr Atem dröhnte wie Donner in ihren Ohren. Sie bog um die Ecke des Gebäudes und folgte dem Geräusch, wobei sie damit rechnete, jeden Augenblick einen Heidenschreck zu bekommen. Und da sah sie Harper, der sein T-Shirt ausgezogen und auf den Boden geworfen hatte. Er hielt eine Schaufel in der Hand und grub ein Loch. Ihre Anspannung löste sich so plötzlich, dass sie laut ausatmete. »Mein Gott, Harper, du hast mich zu Tode erschreckt. Was machst du da?« Er fuhr fort, die Schaufel in den Boden zu rammen und die Erde auf einen Haufen neben sich zu türmen. Obwohl Hayley immer noch ein wenig nervös war, verdrehte sie genervt die Augen und ging zu ihm hinüber. »Ich habe gesagt ...« Er sprang fast einen halben Meter in die Luft, als sie ihm auf die Schulter tippte. Als sie vor Schreck aufschrie, wirbelte er herum und schwang die Schaufel wie einen Baseballschläger über die Schulter. Es gelang ihm gerade noch, den Schwung abzufangen. Er fluchte wie ein Droschkenkutscher, als Hayley stolperte und hart auf dem Hintern landete. »Herrgott noch mal!« Er nahm die Kopfhörer ab.
»Warum zum Teufel schleichst du hier in der Dunkelheit herum?«
»Ich bin nicht herumgeschlichen, ich habe gerufen. Und wenn du die Musik nicht so laut gestellt hättest, hättest du es auch gehört. Ich dachte schon, du wolltest mich mit der Schaufel da erschlagen. Ich dachte ...« Sie fing an zu kichern, gab sich aber alle Mühe, es zu unterdrücken. »Du hättest dein Gesicht sehen sollen. Deine Augen waren sooo groß.« Mit Daumen und Zeigefinger deutete sie große Kreise an und brach in lautes Gelächter aus, als er ihr einen wütenden Blick zuwarf. »Oh, ich mach mir gleich in die Hose. Moment.« Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. »Okay, alles wieder unter Kontrolle. Nachdem du mich umgeworfen hast, könntest du mir wenigstens aufhelfen.«
»Ich habe dich nicht umgeworfen. Aber es war ganz schön knapp.«
Er hielt ihr die Hand hin und zog sie hoch. »Ich dachte, du wärst Reginald, der Amelias Grab schaufelt.« Er schüttelte den Kopf, stützte sich auf die Schaufel und starrte sie an. »Und deshalb bist du hergekommen? Um ihm beim Graben zu helfen?«
»Ich musste doch nachsehen. Und warum in aller Welt gräbst du hier im Dunkeln ein Loch?«
»Es ist noch nicht dunkel.«
»Du hast selbst gesagt, dass es dunkel ist, als du mich angebrüllt hast. Was machst du hier?«
»Ich spiele Third Baseman für die Atlanta Braves.«
»Ich verstehe nicht, warum du so sauer bist. Schließlich habe ich mich auf den Hintern gesetzt und mir fast in die Hose gemacht.«
»Tut mir Leid. Hast du dir wehgetan?«
»Nein. Pflanzt du etwa einen Baum?« Erst jetzt fiel ihr auf, dass neben dem Loch eine schlanke, junge Weide stand. »Warum pflanzt du hier hinten einen Baum, und das auch noch um diese Zeit?«
»Er ist für meine Mutter. Sie hat mir gestern erzählt, wie sie mal aus dem Haus geschlichen ist, um sich mit meinem Vater zu treffen, und wie sie dann hier draußen unter einer Weide gesessen und sich unterhalten haben. An diesem Abend hat sie sich in ihn verliebt. Und am Tag darauf hat der Blitz in die Weide eingeschlagen. Das war Amelia«, sagte er, während er noch eine Schaufel voll Erde auf den Haufen neben sich warf. »Mutter ist es bis jetzt noch nie aufgefallen, aber es spricht alles dafür. Und deshalb pflanze ich jetzt eine neue Weide für sie.« Sie stand eine Weile schweigend da, während sein Blick von dem Loch in der Erde zum Wurzelballen des Baums und wieder zurückwanderte. Dann grub er noch etwas tiefer. »Das ist furchtbar lieb von dir, Harper. Kann ich dir helfen, oder möchtest du es lieber allein tun?«
»Das Loch ist schon groß genug. Aber du kannst mir helfen, den Baum zu setzen.«
»Ich habe noch nie einen Baum gepflanzt.«
»Das Loch sollte etwa dreimal so breit wie der Wurzelballen sein, aber nicht tiefer. An den Wänden des Lochs lockert man die Erde, damit die Wurzeln Platz haben, sich auszubreiten.«
Er nahm den Baum und setzte ihn in das Loch. »Wie sieht das aus?«
»Gut.«
»Jetzt zieh das Sackleinen vom Hauptstamm ab, dann sehen wir, wie weit er vorher in der Erde gestanden hat. Allerdings werden wir das erst erkennen können, wenn du die Taschenlampe dort drüben einschaltest, weil es gleich stockdunkel wird. Ich habe eine Weile gebraucht, um alles zusammenzusuchen, was ich brauche.« Sie schaltete die Taschenlampe ein, ging in die Hocke und richtete das Licht auf den Ballen. »Gut so?«
»Ja. Siehst du das hier?« Er tippte mit dem Finger auf eine Stelle unten am Stamm. »Bis hier war er vorher in der Erde, also hat das Loch die richtige Tiefe. Jetzt müssen wir nur noch ein paar Wurzeln abschneiden. Gibst du mir bitte die Schere da?« Sie nahm die Baumschere und drückte sie ihm in die Hand. »Wenn man ein Loch für einen Baum gräbt, hört sich das genauso an, als würde man ein Grab schaufeln.« Er sah sie an. »Hast du schon einmal gehört, wie jemand ein Grab ausgehoben hat?«
»Ja. Im Kino.«
»Aha. Wir werden das Loch jetzt mit Erde füllen, aber Schritt für Schritt, weil wir die Erde zwischendurch festklopfen müssen. Ich hab nur ein Paar Handschuhe mitgenommen. Hier, zieh sie an.«
»Nein.« Sie wehrte ab, als er seine Handschuhe ausziehen wollte. »Ein bisschen Erde wird mich schon nicht umbringen. Mach ich es so richtig?«
»Ja, so ist es gut. Einfach rein mit der Erde und dann festklopfen. Wenn das Loch voll ist, häufen wir noch etwas Erde um den Stamm herum an und formen dann eine Art Rand um die Baumscheibe.«
»Die Erde fühlt sich so gut an.«
»Ich weiß, was du meinst.« Als sie das Pflanzloch mit Erde gefüllt hatten, zog Harper sein Messer heraus, schnitt das Sackleinen am Stamm ab und richtete sich auf. »Wir müssen ihm Wasser geben. Das gießen wir hier in den Rand.« Er nahm einen der Eimer, die er mit Wasser gefüllt hatte, und nickte, als sie nach dem anderen griff. »Jetzt hast du einen Baum gepflanzt.«
»Na ja, ich habe geholfen, einen Baum zu pflanzen.« Sie trat einen Schritt zurück und nahm seine Hand. »Er sieht sehr schön aus, Harper. Roz wird sich sicher freuen, dass du auf die Idee gekommen bist, einen Baum für sie zu pflanzen.«
»Ich habe es auch für mich getan.« Er drückte ihre Hand und fing dann an, sein Werkzeug zusammenzusuchen.
»Wahrscheinlich hätte ich bis zum nächsten Frühjahr warten sollen, aber ich wollte es jetzt machen. Es soll so eine Art Provokation für sie sein. Komm her und wirf ihn um, aber ich werde ihn wieder aufrichten.«
»Du bist wütend auf sie.«
»Ich bin kein Kind mehr, das sich mit Wiegenliedern einlullen lässt.
Ich habe sie so gesehen, wie sie wirklich ist.« Hayley schüttelte den Kopf und fröstelte ein wenig in der kühlen Abendluft. »Ich glaube nicht, dass jemand von uns sie so gesehen hat, wie sie wirklich ist. Noch nicht.«